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Benutzername: 
buecherwurm_01
Wohnort: 
Heinsberg

Bewertungen

Insgesamt 240 Bewertungen
Bewertung vom 10.11.2020
Echte Kriminalfälle aus Deutschland (MP3-Download)
Rückert, Sabine

Echte Kriminalfälle aus Deutschland (MP3-Download)


sehr gut

Das Hörbuch mit dem Titel „Zeit Verbrechen“ präsentiert auf mehreren CDs zwölf wahre Kriminalfälle unterschiedlicher Art. Sie wurden von Sabine Rückert ausgewählt, die diese Fälle bereits im gleichnamigen Podcast thematisiert hat. Die Zusammenstellung der Fälle ist interessant, denn es werden verschiedene Verbrechensarten besprochen.

Bei Zuhören entsteht hier und da eine Gänsehaut ob der tiefen Abgründe, die Menschen und ihre Psyche offenbaren. Man hält es kaum für möglich, dass diese Verhalten und Reaktionen überhaupt möglich sind. Insbesondere die Fälle, in denen Kinder eine Rolle spielen, sind mir sehr nahe gegangen. Auch die Ignoranz vieler Mitmenschen und Institutionen ist unbegreiflich. Dadurch empfehle ich, beim Hören der Cds auch mal eine Pause einzulegen, um das Gehörte zu verarbeiten.

Die Hülle des Hörbuchs ist schön und passend gestaltet. Die Innenseite wird genutzt, um die Details zu den Podcastfällen zu zeigen und die Sprecher zu nennen. Die Stimmen der Sprecher passen sehr gut zum Thema, sie sind sehr angenehm anzuhören. Durch die unterschiedlichen Sprecher lassen sich die Fälle voneinander abgrenzen. Die Sachlichkeit, mit der die Geschichten vorgetragen werden, trägt dazu bei, das Gehörte besser zu verstehen.

Da ich den Podcast nicht kenne, kann ich keinen Vergleich zum Hörbuch ziehen. Das ist aber auch gut so, denn hier soll ja auch das Hörbuch besprochen werden.

Bewertung vom 08.11.2020
Die Malerin von Paris (eBook, ePUB)
Bonnet, Marie Caroline

Die Malerin von Paris (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Von der Familie unverstanden, vor einer arrangierten Ehe fliehend und ängstlich angesichts der Lebensplanung durch ihren Vater macht sich die Protagonistin auf den Weg in eine für sie neue Welt. Aber eine Frau ist im Jahr 1855 Konventionen unterworfen, die in eigenständiges Leben nahezu unmöglich machen und viele Gefahren birgt. Da sind Ideen und Wege gefragt, mit denen dies umgangen werden kann. Die Protagonistin findet diese Wege und gerät natürlich in Situationen, die ihr das Leben, das sie sich wünscht, erschweren. Aber sie geht ihren Weg und nach vielen Wendungen schließt sich letztlich der Kreislauf.

Die Geschichte ist angenehm zu lesen. Leider vermisse ich doch Tiefgang, denn die Auflösungen sind oft zu einfach gestrickt und zu oberflächlich. Auch fehlen mir an einigen Stellen erklärende Elemente zu den Erzählsträngen. Die unterschiedlichen Charakterzüge der Protagonistin sind verwirrend, denn sie geraten manchmal etwas durcheinander. Dann finde ich den Titel etwas irreführend. Nach Lesen des Romans hätte ich mir ein anderes Titelbild gewünscht. Der Schreibstil passt sehr gut zum Inhalt des Buches, er ermöglicht ein flüssiges Lesen. Wer eine leichte Lektüre mag, der ist hier genau richtig.

2 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.11.2020
Es war einmal in Italien
Di Fulvio, Luca

Es war einmal in Italien


ausgezeichnet

Bei diesem Roman ist man direkt im Geschehen drin. Wir begleiten die Protagonisten durch das Jahr 1870 und lernen einige ebenfalls interessante Nebenfiguren kennen, die hervorragend in die Geschichte passen. Der Autor schafft es problemlos, die vielen Geschehnisse und Charaktere zu einer jederzeit authentischen und plausiblen, nicht langweiligen oder überladenen Geschichte zu vereinen.

Aufgrund des Schreibstils kann sich der Leser hervorragend in die Charaktere hineinversetzen und die Örtlichkeiten bildlich vor dem inneren Auge entstehen lassen. Die Protagonisten sind sehr gut skizziert und, je nach Charakter, sympathisch über na ja bis hin zu abstoßend; aber sie wachsen dem Leser direkt ans Herz. Es ist faszinierend, wie die Charakterzeichnungen und -entwicklungen immer neue Perspektiven aufzeigen. Die Verbindung von historischen Ereignissen und Fiktion zeugt vom Können des Autors. Gut gefallen hat mir auch sein Nachwort mit den Erklärungen zu vielen Aspekten der Geschichte.

Die sehr intensive Geschichte ist gespickt mit vielen kleinen Details, die das Buch sehr lesenswert machen. Hier liegt eine hervorragende Recherche zugrunde. Dieser Roman hat mich total überzeugt, denn der Autor schafft es mit seiner bildhaften und mitreißenden Sprache, Emotionen zu wecken sowie seine Leser zu überraschen, zu fesseln, zu unterhalten und nicht zuletzt zu begeistern. Luca di Fulvio entwickelt sich zu einem meiner Lieblingsautoren. Ich kann nur eine klare Leseempfehlung für dieses überzeugende Buch aussprechen.

Bewertung vom 04.10.2020
Scheunenkinder / Fräulein Gold Bd.2 (1 MP3-CD)
Stern, Anne

Scheunenkinder / Fräulein Gold Bd.2 (1 MP3-CD)


ausgezeichnet

Die Protagonistin ist Hebamme im Berlin er 1920er Jahre und geht total auf in ihrem Beruf. Sie kämpft mit den Widrigkeiten der Zeit, denn es ist für (alleinstehende) Frauen nicht leicht zurecht zu kommen, aufgrund der vielen Hindernisse in der Nachkriegszeit des ersten Weltkriegs. Auch im zweiten Band rund um Hulda Gold wird deutlich, wie das Berlin in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts Platz für die Schattierungen der Mensch aus aller Welt und die Berliner tickt. Wie im ersten Band gerät sie über ihre Geburtshilfe in die Fänge einen Kriminalfalls. Im Scheunenviertel, in dem arme Juden leben und zusammenhalten, die aus aller Herren Länder den Weg nach Berlin gefunden haben, lernt sie deren Welt kennen. Kurz nach der Geburt verschwindet das Baby aus einer dieser Familien spurlos und Huldas Sinn für Gerechtigkeit ist geweckt. Auf ihrem Weg zur Lösung des Falls trifft sie auf viele unterschiedliche Charaktere und Viertel in Berlin.

Auch hier treffen wir auf eine Mischung aus historischem Roman und Kriminalgeschichte. Nicht nur die Protagonistin, sondern auch ihre Weggefährten, sind gut und authentisch skizziert. Dieser gelungene Genremix gibt nicht nur Aufschluss für die Entwicklungen in Wirtschaft und hauptsächlich der bevorstehenden Politik, sondern ist bildhaft erzählt und lässt ein lebendiges und atmosphärisch gut getroffenes Berlin vor meinem inneren Auge entstehen; die Autorin lässt den Leser/Hörer förmlich darin eintauchen. Die Protagonistin ist eine starke Frau, deren Persönlichkeit sie auszeichnet und sympathisch macht; man möchte sie näher kennenlernen. Dieser Band lässt sich auch ohne Kenntnis des ersten Teils lesen. Allerdings bauen gerade die persönlichen Kontakte auf dem ersten Band auf, so dass hier und da eventuell Verständnisprobleme auftauchen könnten.

Da ich dieses Mal das Hörbuch gehört habe, noch ein paar Worte zur Erzählerin. Mit Anna Thalbach wurde die perfekte Besetzung gefunden. Sie verkörpert quasi Berlin mit all seinen Schattierungen und bringt dies in allen Charakteren aus Berlin wunderbar rüber. Auch die „Fremden“ stellt sie authentisch dar. Total überzeugend. Es macht Spaß, ihr zuzuhören.

Bewertung vom 29.09.2020
Der Getreue des Herzogs
Wild, Johanna von

Der Getreue des Herzogs


ausgezeichnet

In Kindertagen lernen sich die beiden Protagonisten kennen. Der zukünftige Herzog von Württemberg und ein Küchenjunge, der durch diese Freundschaft ein anderes Leben erfährt und aus der Armut entfliehen kann. Beide werden ein Leben lang einander eng verbunden bleiben. Der Herzog ist ein schwieriger Charakter, jähzornig, skrupellos und er vertraut häufig den falschen Leuten. Vieles trifft auf ihn zu, an erster Stelle ist er ein Verschwender, dann noch ein Mörder und nicht zuletzt ein Reformator. Sein Freund aus Kindertagen ist immer dem Gesetz und seinem Eid verbunden, seine positive Lebenseinstellung macht es ihm hin und wieder schwer, denn er steht sich damit selber im Weg. Ein Weg, den er konsequent geht, denn als Arzt kann er viel Gutes tun.

Der Roman ist hervorragend recherchiert, es gibt viele Informationen zum Zeitgeschehen, zum Leben im 16. Jahrhundert, auch dem der einfachen Leute. Faszinierend finde ich zudem die vielen kleinen Details wie z. B. zur Kräuterkunde. Wir begegnen vielen historisch belegten Persönlichkeiten, die für den Herzog teilweise sehr wichtig waren. Die authentische und lebendige Erzählweise bereitet großes Lesevergnügen. Leider kommt dieser Roman für mich jedoch nicht an „Die Erleuchtung der Welt“ heran, wobei ich nicht genau festmachen kann, warum dies so ist, vielleicht ist mir Johannes etwas zu gutmütig und zu gewissenhaft. Trotzdem eine uneingeschränkte Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 29.09.2020
Schatten und Licht / Fräulein Gold Bd.1
Stern, Anne

Schatten und Licht / Fräulein Gold Bd.1


sehr gut

Die Protagonistin ist Hebamme im Berlin zu Beginn der 1920er Jahre und geht total auf in ihrem Beruf. Sie kämpft mit den Widrigkeiten der Zeit, denn es ist für (alleinstehende) Frauen nicht leicht zurecht zu kommen, aufgrund der vielen Hindernisse in der Nachkriegszeit des ersten Weltkriegs. Ihr Privatleben stellt sie nicht zufrieden, in ihrem beruflichen Umfeld trifft sie auf Frauen in armen Verhältnissen und schwierigen Teilen Berlins mit hoher Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot. Und dennoch geht sie selbstbewusst ihren Weg, der ihr zu Unabhängigkeit verhilft; sie ist eine taffe Persönlichkeit. Im Laufe ihrer Tätigkeit und einem Todesfall in der Umgebung trifft sie auf einen traumatisierten Kommissar, mit ihm zusammen löst sie letztendlich den Fall.

Bei diesem Buch mit einer Mischung aus historischem Roman und Kriminalgeschichte treten interessant skizzierte Personen auf, die von Anfang bis zum Ende authentisch auftreten. Dieser gelungene Genremix gibt einen interessanten Einblick in Wirtschaft und Politik der 1920er Jahre, ist bildhaft erzählt und lässt ein lebendiges und atmosphärisch gut getroffenes Berlin vor meinem inneren Auge entstehen. Die Protagonistin ist eine starke Frau, deren Persönlichkeit sie auszeichnet. Den Titel finde ich gut getroffen.

Bewertung vom 24.09.2020
Das Geheimnis der Reformatorin
Lausen, Bettina

Das Geheimnis der Reformatorin


sehr gut

Ich möchte vorausschicken, dass ich den ersten Band nicht gelesen habe. Dennoch hatte ich keine Schwierigkeiten, der Handlung zu folgen, die keine Längen aufweist. Die absolut glaubwürdigen Protagonisten sind hervorragend ausgearbeitet, man kann sich gut in sie hineinversetzen. Die einzelnen Erzählstränge harmonieren miteinander, sie werden sukzessiv entwickelt und logisch zusammengeführt. Die Geschichte des mittelalterlichen Köln ist gut recherchiert und die Handlung ist bestens darin eingebunden. Die Beschreibungen der Innenstadt lassen auf gute Ortskenntnisse der Autorin schließen. Der Spannungsbogen der kriminalistischen Handlung hat mir gefallen. Die Nebenthemen wie die deutsche Bibelübersetzung von Luther sowie Frauen und ihre (kaum vorhandenen) Rechte im Mittelalter passen hervorragend zur Geschichte. Genauso die Treffen der Anhänger Luthers und die Gründung einer Mädchenschule. Der Schreibstil, der angenehm flüssig zu lesen ist und eine Sprache wählt, die hervorragend zum Buchinhalt passt, bereitet ein Lesevergnügen der besonderen Art. Gerne empfehle ich dieses Buch Lesern von historischen Romanen.

Bewertung vom 19.08.2020
Der letzte Satz
Seethaler, Robert

Der letzte Satz


ausgezeichnet

Während seiner Seereise von Amerika nach Europa Anfang des 20. Jahrhunderts ist er bereits schwerkrank. Er nutzt die Zeit an Deck für Rückblicke auf sein künstlerisches wie privates Leben mit seinen vielen Höhen und Tiefen. Trotz seiner schon in jungen Jahren angeschlagenen Gesundheit sowie seiner jüdischen Herkunft schafft er es mit viel Willenskraft, seine Träume zu verwirklichen. Die Rückblenden in diesem nur 126 Seiten starken Buch beschränken sich auf wenige, aber äußerst wichtige Momente in Mahlers Leben.

Sehr kurz wird sein Schaffen gehalten, was mir aber nicht gefehlt hat. Denn es gibt eine logische Erklärung dazu: „Man kann über Musik nicht reden, es gibt keine Sprache dafür. Sobald Musik sich beschreiben lässt, ist sie schlecht.“ (S. 65) Der Autor gibt einen tiefen Einblick in das Leben eines der wichtigsten Dirigenten, Komponisten und Operndirektoren, Gustav Mahler, der sehr früh verstarb.

Mit seiner Sprachgewalt schafft es Seethaler, das Gemüt und die Gedankenwelt eines wahren Künstlers zu ergründen. Er hat ein Porträt geschaffen, das den Leser einlädt, sich mehr mit dem Leben und Werk von Gustav Mahler zu befassen. Das Cover passt hervorragend zum Inhalt des Buches, denn es strahlt die Melancholie aus, die sich im Roman wiederfindet.