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Wedma

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Insgesamt 546 Bewertungen
Bewertung vom 14.04.2020
Die Tanzenden (eBook, ePUB)
Mas, Victoria

Die Tanzenden (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein ungewöhnlicher und ungewöhnlich guter Roman.
Klappentext beschreibt den Inhalt recht gut. Es geht um Frauen in dem berühmten Krankenhaus Salpêtrière, in dem sich die als verrückt oder als Hysterikerinnen abgestempelten Frauen aufhalten. Das Geschehen ist Ende des 19 Jh. angesiedelt.
Die Unterdrückung der Frauen steht hier deutlich im Vordergrund. Da wird manchmal anders bei, wenn man liest, wer damals als verrückt galt, und wie man mit diesen Frauen umging, wie sich die Familie dabei verhielt uvm. Wie viel Mut und Freigeist es bedurfte, sich von den ausgelatschten Denkmustern und den verkrusteten Gesellschaftszwängen nicht runterkriegen zu lassen und versuchen, das zu tun, was frau für richtig hielt. Auch wenn es das eigene Leben kostete.
Die Charaktere der Frauen wurden detailliert und psychologisch fein ausgearbeitet. Gerade diese Seite bewies, dass Victoria Mas ein beeindruckendes Talent und Können mitbringt.
Und sehr schön erzählt war das Ganze. Was auch der sehr guten Übersetzung zu verdanken ist.
Die erste Hälfte habe ich gelesen, kam mir etwas lang vor, den Rest habe ich gehört. Als Hörbuch fand ich das Geschehen beeindruckender. Die Bilder standen mir lebendig vorm inneren Auge.
Diese Geschichte wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Gern lerne ich weitere Werke von der Autorin kennen.

Bewertung vom 08.04.2020
Vollmond über der Côte d'Azur / Kommissar Duval Bd.7 (eBook, ePUB)
Cazon, Christine

Vollmond über der Côte d'Azur / Kommissar Duval Bd.7 (eBook, ePUB)


sehr gut

Es ist ein Krimi, der eher für weibliches Publikum geschrieben wurde.
Dieser Krimi lebt von der Atmosphäre an der Côte D`Azur. Das ist prima gelungen. Bei dem Rest wünschte ich deutlich weniger Längen.
Dem Familienleben wurde hier viel Raum gegeben: Das Osteressen im großen familiären Kreis mit Duvals Ex, ihrem neuen Freund, den Kindern, der Ani, der jetzigen Duval-Lebensgefährtin, die kurz vor Niederkunft steht, der Mutter, war schon sehr detailreich geschildert und zog sich etwas zu sehr in die Länge. Auch zwischendurch hat man viel Raum solchen Themen gegeben, die hpts. Frauen interessieren: Beziehungsprobleme, Schwangerschaftssorgen, Kindererziehung usw.
Der Fall führt Duval z.T. in die gehobenen Kreise, aber auch in die Kreise der Prostitution, bei denen nicht nur die eingewanderten Frauen aus Not mitmachten. Drogen sind auch ganz gut präsent. Und Männer, die wie Frauen denken und agieren.
Duval macht sich weniger beliebt wegen seiner Äußerungen bezüglich der Kinder. Er steht ja unter Stress, wird zum dritten Mal Vater. Das macht ihm zu schaffen. Trotzdem, so arg hätte es nicht unbedingt sein müssen.
Es gibt viele falsche Fährten. Wer für den Mord an der jungen Frau verantwortlich war, später kommt noch ein weiterer Mord dazu, ist nicht besonders transparent.
Am Ende ist alles aufgeklärt und die Motive freigelegt.
Den Krimi kann man gut übers Wochenende oder als Feierabendlektüre nehmen.
Ich bleibe auf weitere Fälle mit Duval gespannt und vergebe 4 Sterne.

Bewertung vom 06.04.2020
Das chinesische Jahrhundert
Elsner, Wolfram

Das chinesische Jahrhundert


ausgezeichnet

Ein großartiges Werk! Inhaltsreich, klar, schonungslos. Unbedingt lesen!
Hier geht es nicht nur um China. Es geht auch um Deutschland, Europa und USA, denn Wolfram Elsner vergleicht die Lage in heutigem China, wirtschaftspolitisch, soziologisch und noch von einigen anderen Standpunkten gesehen, mit dem, was in Deutschland und im „Westen“ insg. geschieht, sei es die marode Infrastruktur hierzulande, die missliche Lage, was Investitionen in zukunftsträchtige Projekte angeht uvm. Solche Gegenüberstellungen kommen recht oft vor. Und Deutschland, samt USA, stehen nicht so toll da, milde gesagt.
Welch scharfe, schonungslose und zutreffende Beschreibung des heutigen Gesellschaftssystems und der wirtschaftspolitischen Lage hüben wie drüben! Dazu noch so knapp und griffig formuliert! Wirkt so erfrischend. Hier wird so deutlich die Stellung bezogen und die Dinge beim Namen genannt. Sehr wohltuend, nach dem üblichen Brackwasser der „Leitmedien“.
Mag sein, dass dieses Buch so manchem, von „Qualitätsmedien“ erzogenen Leser, wie eine Provokation vorkommt. Diese ist aber echt bitter nötig, just so wie Foker Hellmeyer, ehem. Chefökonom der Bremer Landesbank, im Vorwort schreibt.
Kurze Info zum Autor: „Wolfram Elsner, geb. 1950, war Professor für Volkswirtschaftslehre an der Uni Bremen und Leiter des Bremer Landesinstituts für Wirtschaftsforschung… “, so Klappentext.
Ein gutes Buch ist gut auf jeder Seite. Und hier trifft es voll und ganz zu.
Es gibt viele Highlights. Die typischen Denkfallen, die Schubladen, in die man hierzulande gewohnt ist, alles, was mit China zu tun hat, zu stecken, sind schon am Anfang klar definiert und beschrieben worden. Herrlich. Treffend, was Elsner zu so manchem Werk über China schreibt, das in letzter Zeit in DE erschienen ist, es gibt eine kurze Review, u.a. geht es um „China First“ von Theo Sommer und „Die Neuerfindung der Diktatur“ von Kai Strittmatter. Habe mich köstlich amüsiert.
Sehr spannende und aufschlussreiche Inhalte findet man im Teil II, z.B. über Chinas Fünfjahrespläne und wie und wofür sie genützt werden; über Wirtschaft, Geld, Finanzen, hier stehen die Ausführungen und Einschätzungen Elsners im Kontrast zur Meinung Dirk Müllers über Chinas Finanzsektor und die entspr. zukünftige Entwicklungen in seinem „Machtbeben“. Zur Technologie und Innovation in China findet man hier auch paar klare Worte und einleuchtende Beispiele. Wer mehr zu diesem Thema erfahren möchte, liest „Shenzhen“ von Wolfgang Hirn. Ebenfalls ein sehr lesenswertes Buch, auch von dem her, dass er keine Hetze gegen China betreibt.
Elsner geht hier auf die Vorurteile ein, die China ggü. hierzulande üblich sind, und entkräftet diese mit klaren, mitunter schonungslosen Ausführungen und Beispielen. Die Kapitelüberschriften spiegeln die Inhalte sehr treffend wider. Man bekommt aber viel mehr an Substanz als sie erahnen lassen.
Teil III ist auch große Klasse. Sehr gute Fragen wurden hier gestellt, s. z.B. S. 313-314, gerade was Meinungsfreiheit, Demokratie usw. im Westen und in China angeht. Das Ganze wird mit einem wunderbaren letzten Absatz gekrönt. Wahre Worte.
Man kann seitenlang über dieses Werk referieren. Aber das Nacherzählen ist nie so gut wie die eigentliche Quelle.
Tun Sie sich den Gefallen: Lesen Sie dieses Buch. Es lohnt sich. Wirklich.
Es bietet viel Diskussionsstoff. Es hat definitiv Zeug zum Augenöffner. Zudem ist es sehr zugänglich und mit einer guten Prise Humor geschrieben, es lässt sich insg. wunderbar lesen.
Die Quellen und Anmerkungen, die manchmal recht ausführlich ausfallen, findet man hinten im Buch, nach Literaturabteilung, die viele gute Lesetipps enthält.
Auch hier sieht man diese Hingabe, das Können, die Meisterschaft, die sich in diesem Werk in ein schlichtes, aber auch raffiniertes Gewand hüllt. So etwas Gutes gibt es selten.
Fazit: Großartiges, aufschlussreiches Werk! Unbedingte Lesepflicht!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.04.2020
Mariss Jansons (eBook, ePUB)
Thiel, Markus

Mariss Jansons (eBook, ePUB)


sehr gut

Eine recht gute, aussagestarke Biografie, die das Phänomen Mariss Jansons als Dirigenten, Künstler, Musiker und einfach als feinen Menschen den Lesern nahbringt.
Die Aufgaben, die sich der Autor Markus Thiel am Vorwort gestellt hatte, wurden vollauf gelöst und die Biografie insg. gut gemeistert. Nach der Lektüre weiß man mehr über diesen großen Dirigenten unserer Zeit, über den Simon Rattle mal gesagt haben soll: „Der ist der Beste von uns allen.“
Den Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker, den Jansons am 1. Januar 2016 dirigierte, hatte ich gut in Erinnerung. Ich war sehr beeindruckt. Daher war es absolut nachwollziehbar, dass die Musikwelt nach seinem Tod in der Nacht zum 1. Dezember 2019 stillstand. Ich war geschockt, über seinen Tod zu hören.
Die Biografie ließ sich flüssig lesen. Über die Jugendjahre und den Einfluss solcher Größen der Musikwelt wie Herbert von Karajan und Jewgeni A. Mrawinsky, zur langjährigen Arbeit in Oslo, später in Pittsburgh, München und Amsterdam mit einigen „Seitensprüngen“ zu BBC National Orchestra und zu Philharmonikern nach Wien. Besonders interessant waren u.a. die Kapitel über das kulturpolitische Engagement und den Kampf Jansons‘ für ein neues Münchner Konzernhaus, in dem eigener Saal für das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks angedacht war.
Dass man einige Phrasen Jansons‘ aus den Gesprächen, seine Meinung zu einigen Begebenheiten, Ereignissen, seinem Lebensweg usw. hier und da vorfand, erwies sich als bereichernd. Das brachte die Person Mariss Jansons und die Dinge, die ihm wichtig waren, gleich näher. Auch seine Art mit dem Orchester zu arbeiten, die regelmäßigen Einladungen zu den Festen in den Palästen St. Petersburgs eingeschlossen, kam oft zur Sprache und trug zur Vervollständigung des Gesamtbildes bei.
Toll war auch, dass es hier viele Fotos Mariss Jansons‘ von seiner Kindheit bis zu den letzten Auftritten am Ende des Buches gab. Vorteile einer E-Book Version, schätze ich.
Weniger toll war die Art des Autors über die damaligen Gegebenheiten in der Sowjet Union zu schreiben. Das roch eine Spur zu deutlich nach Russland-Bashing und dem Heraufbeschwören des Feinbildes, das man ohnehin tagein tagaus von den „Qualitätsmedien“ serviert bekommt. Diese ideologischen Mätzchen hätte man mMn gern draußen lassen können. Wie auch das abwertende Zeug, das der Autor über die 7., „Leningrader“, Symphonie von Dmitri Schostakowitsch von sich gab. Das zog dieses Werk herunter, denn das passte nicht, weder zur Person Jansons, dieses Abwertende war bestimmt nicht seine Meinung über die 7.te gewesen, noch insg. Und warum, fragt man sich, findet so etwas überhaupt den Weg in Jansons‘ Biografie?
Man sieht auch deshalb recht deutlich, welche Zielgruppe hier ins Auge gefasst wurde, wenn man es für möglich gehalten hat, solche Dinge der Leserschaft zu bieten. Diese Geringschätzung ggü. dem Bildungsstand und dem Urteilsvermögen der Leser ließ sich dadurch klar durchblicken. Man wurde auch mit den musikalischen Feinheiten kaum „gelangweilt“.
Der Autor hat definitiv das Können, klar, verbindlich und emotionsbetont zu schreiben, sodass er den Geschmack des breiten Publikums gut bedienen kann. Auch die Auswahl der Themen und Schwerpunkte, sowie die Art der Stoffdarbietung insg. sprechen dafür.

Fazit: Eine gute Biografie, die man als Einsteiger gut nehmen kann. Auf so manche ideologischen Allüren, die hier definitiv fehl am Platz sind, wird man dann ein Auge zudrücken müssen. Es gibt aber auch viele gute Seiten: Es liest sich nett, recht unterhaltsam. Und liefert ein vielschichtiges Portrait des großen Dirigenten unserer Zeit und feinen Menschen Mariss Jansons.

Bewertung vom 30.03.2020
Füchse
Brand, Adele

Füchse


ausgezeichnet

Ein aufschlussreiches Buch über Füchse, das den Laien eine bessere Vorstellung liefert, wer die Füchse sind, wo sie üblicherweise leben, wie sie sich verhalten, was man von ihnen erwarten kann und was nicht uvm.
Die Kapitelüberschriften fassen die Inhalte sehr treffend: „Wie der Fuchs aussieht“, „Familienangelegenheiten“, „Der Fuchs und seine Nachbarn“, Raubtiere in unserer Mitte“ usw.
Die Ausführungen ließen sich sehr angenehm lesen. Alles ist sehr einfach erklärt. Die s/w Fotos mit dazugehörigen Geschichten bereichern das Ganze und geben eine bessere, sehr gut nachvollziehbare Vorstellung vom Thema.
Nach der Lektüre ist man schlauer bzw. besser informiert, und kann solche Fragen für sich besser beantworten: Wie man sich bei der Begegnung mit den Füchsen verhält, ob man sie füttert, wie sinnvoll das wäre, ob die Füchse Krankheiten übertragen, welche sie oft haben usw.
Die Autorin Adele Brand lebt in England, hat mit Füchsen seit ihrer Kindheit zu tun, kann die Füchse im eigenen Garten beobachten, hat schon einige Welpen in Abwesenheit der Mutter aufgezogen, kranke Tiere gesund gepflegt und einige Länder wie Kanada, USA, Polen usw. bereist und dort das Verhalten der Füchse erforscht.
In England gibt es viele Füchse, und man hat da ein anderes Verhältnis zu diesen Tieren als hier in Deutschland. Bei A. Brand liest man z.B., dass die Leute in England die Füchse auf der Terrasse füttern oder gar den Zutritt in die Wohnräume gewähren und solche Dinge. Die Autorin sagt hier ihre Meinung, wie sinnvoll so etwas wäre. Sie warnt auch, dass Füchse Tiere sind und diese auch bleiben, egal welche Vermenschlichungs- und Verniedlichungsversuche so manche „Tierfreunde“ an den Tag legen mögen. Füchse werden sich immer so verhalten, wie sie es für angebracht halten, schreibt sie, egal, was Menschen von ihnen erwarten. Und dass auch die gezielte Tötung von Füchsen, wie der heutige GB Premierminister propagiert, zeugt höchstens von Ignoranz derjenigen, die dies für eine gute Lösung halten. Die Autorin hat bessere Ideen, wie man die Population der Füchse in Grenzen halten kann.
Für mich war dieses Buch ein bereichernder Ausflug in die Welt der Füchse. Jetzt kann ich mir so manches in ihrem Verhalten besser erklären. Im Sommer, unweit vom Haus hier kann man morgens früh eine Füchsin mit ihren Welpen auf der grünen Wiese live erleben. Die Kleinen tollen herum, und die Mutter sitzt und beobachtet. Aber sie schlägt keinen Alarm und läuft nicht weg, wenn man sich nähert. Sie sitzt einfach da und schaut, wie man auf dem etwa 5 Meter entfernten Asphaltweg vorbeikommt. Jetzt habe ich eine Idee, warum sie so ruhig bleibt.
Die Buchgestaltung ist hochwertig und prima gelungen. Festeinband in Dunkelbeige, passend im Ton zu dem Fuchsfell auf dem Umschlagblatt. Die zwei leuchtenden, auch haptisch hervorgehobenen Pfotenabdrücke unten rechts sind ein Hingucker, ebenso wie der Titel, der Name der Autorin und des Verlages am Buchrand. Wenn man das Buch aufklappt, leuchtet es einem Orange entgegen. Alles zusammen passt wunderbar zu einem Buch über die Füchse. Schön als Geschenk.
Fazit: Wenn Sie ein gutes Buch über die Füchse und ihr Verhalten suchen, das sie auch mit Kindern lesen können, hier werden Sie fündig.

Bewertung vom 30.03.2020
Das Landleben
Bätzing, Werner

Das Landleben


ausgezeichnet

Ein sehr gutes, aufschlussreiches Werk, das das Landleben erst in der historischen Perspektive betrachtet, anschließend die Situation in der Postmoderne, seit Beginn der 1980ger Jahre, analysiert und zum Schluss mögliche Antworten auf einige Fragen über die Zukunft des Landlebens bietet uvm.
Das Buch ließ sich sehr angenehm lesen. Wie ein reichhaltiges Gespräch mit einem alten Freund, der sehr gut über das Landleben und seine Entstehungsgeschichte Bescheid weiß und eigene Meinung zur Gegenwart und Zukunft dieser Lebensform mit seinen Lesern teilt.
Die Leser, die nicht vom Fach, keine Geographen, sind, werden sich hier prima zurechtfinden können. Der Stoff ist sehr gut strukturiert und in einer klaren, griffigen Sprache dargeboten. Die Kommentare, Quellen, Anmerkungen findet man hinten, nach Kapiteln aufgeteilt.
Gerade die letzten zwei Kapitel: Kap. 7 mit den Unterthemen „Neue politische Zielsetzungen für den ländlichen Raum“, „Der ökologische Wandel: Agrarwüsten, Wildnisgebiete und der neue Umweltschutz“ uvm. und Kap. 8 über die Zukunft des Landlebens, fand ich sehr lesenswert: reichhaltig, überzeugend, bereichernd. Sie bieten einen sehr guten Boden für Diskussionen mit Freunden, Familie etc. Gerade die Szenarien der möglichen Entwicklung des Landlebens mit anschließend dargestellten Leitideen, Kap. 8, wären den zuständigen Politikern eine gute Hilfe bei ihren Entscheidungen. Aber auch für die Menschen, die auf dem Land leben, wären sie eine Bereicherung, ggf. Stütze bei politischen Aktivitäten, Diskussionen, eigenen Entscheidungen uvm.
Hier stecken jede Menge reichhaltiger Überlegungen und Vorschläge, die nicht von heute auf morgen entstanden sind. Man sieht den Ausführungen an, dass sich der Autor Werner Bätzing Zeit genommen hat, um sich mit diesen Aspekten gründlich auseinander zu setzen.
Man kann noch lange über dieses Buch referieren: Besser, Sie lesen selbst.
Das Buch ist hochwertig gestaltet: Festeinband in Ockergelb, Umschlagblatt aus festem, glattem Papier. Passt alles toll zusammen. Schön als Geschenk.
Fazit: Sehr lesenswert. Reichhaltig. Wer nach einem guten Buch zum Thema Landleben sucht, kann hier gut zugreifen.
Und ich nehme mir vor, den Vorgänger „Die Alpen. Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft“ (2015) von Werner Bätzing zu lesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.03.2020
Know yourself!
Lee, Bruce

Know yourself!


ausgezeichnet

Ein bemerkenswertes, bereicherndes Buch, das ich jedem als Begleiter/Berater wünsche. Es bringt die Lebensphilosophie von Bruce Lee, dem wohl bekannten Helden der Kampffilme, den Lesern nahe, aber nicht nur. Es geht hier um viel mehr.
Mich hat die perfekte Körperbeherrschung von Bruce Lee vom Anfang an fasziniert. Ihn kannte ich hpts. aus seinen Kampffilmen, konnte mich aber auch dunkel erinnern, dass er fast in jedem Film eine Lebensweisheit auf die Zuschauer losließ, die mir schon damals für paar Tage zu denken gab. Als ich hörte, dass es nun ein Buch voller Aphorismen aus seiner Feder gibt, da konnte ich nicht nein sagen. Und ich freue mich ausgesprochen über diese Entscheidung.
Voranstehen zwei kurze Texte: Vorwort und Einleitung, die über Bruce Lee als Menschen und Lehrer und seine Philosophie erzählen, wie er durch seine Persönlichkeit und die Lehre inspirierte, wie er das Leben dieser und anderer seiner Lehrlinge dadurch veränderte uvm. Schon allein diese Perspektive, die Meinung der Menschen, die ihn persönlich kannten, fand ich großartig.
Die Aphorismen sind in 8 Teile zusammengefasst worden, die jeweils einen bestimmten Themenbereich abdecken, z.B. Grundprinzipien, Menschsein, Leistung und Erfolg, Kunst und Künstler, „Über persönliche Befreiung“, „Über höchste (letzte) Prinzipien“ usw. Jedes Teil hat Unterkapitel mit Unterthemen, die fast jeden relevanten Bereich des menschlichen Daseins beleuchten.
Man kann das Buch entweder an jeder beliebigen Stelle aufmachen und schauen, was da steht oder, was mir passiert ist, gleich einen Bereich durchgehen. Einmal aufgeschlagen, konnte ich mich da kaum losreißen. So manches klang lange nach, was auch ein sehr schöner „Nebeneffekt“ dabei war. Schauen Sie z.B., was über Angst dasteht: „Die eigene Angst zu verstehen ist der Anfang wirklichen Sehens.“ Oder auch: „Das innere Autoritätsspiel: Autorität zerstört Intelligenz“.
Es gibt noch mehr an tiefsinnigen Sachen, die man mit dem heutigen gehetzten Verstand vllt nicht vom ersten Durchlesen begreifen kann, und gerade deshalb ist dieses Buch empfehlenswert und wohltuend. Man kommt herunter, steigt aus dem Hamsterrad und denkt in Ruhe mithilfe von Bruce Lee über die wirklich wichtigen Dinge nach.
Dieses Buch ist gerade heute, im Zeitalter von High-Tech-KI & Co., in dem uns mit Innbrunst der Überzeugung eingebläut wird, den freien Willen gäbe es nicht, man wäre gut beraten, wenn man sich als eine Art Verlängerung der Maschinen umfunktioniere (Wer über dieses Sinnbild mit allem, was dazu gehört, mehr erfahren möchte, liest z.B. „Mein fremder Wille“ von Gisela Schmalz). In diesen Zeiten, in denen das Nachdenken übers Menschsein und allem, was dazu gehört, als herzlich wenig hilfreich und somit Zeitverschwendung abgetan wird, gerade heute ist dieses Buch sehr wichtig und aktuell: Durch diese Aphorismen spricht uns eine bemerkenswerte reife, weise Person, die den heutigen Lesern zeigt, dass es sehr wohl sinnvoll ist, an eigener Persönlichkeit zu arbeiten, darüber nachzudenken, was Menschsein bedeutet uvm., und wie dies zum Erfolg führen kann.
Das Buch ist hochwertig gestaltet: Festeinband in Schwarz, auf dem Umschlagblatt sind der Titel und die Figur optisch, glänzend, hervorgehoben. Gutes Papier, angenehme Schriftgröße. Schön als Geschenk.
Fazit: Hier steckt so viel Lebensweisheit, dass ich jedem wünsche, dieses Buch im Regal zu haben, damit man jeden Tag, wenigstens einmal die Woche, ein-zwei Sprüche lesen und darüber reflektieren kann. Es wird Ihr Leben bereichern.
Gekürzt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.03.2020
Shenzhen
Hirn, Wolfgang

Shenzhen


ausgezeichnet

Ein sehr lesenswertes Buch, das nicht nur durch seine Infoebene beeindruckt, die durchaus als horizonerweiternd beschrieben werden kann. Es unterhält auch und stimmt nachdenklich.
Der Stoff ist leserfreundlich dargeboten, wohl strukturiert, lässt sich angenehm lesen.
Es gibt 10 Kapitel, und jedes hat seine Highlights.
Wenn es in den ersten Kapiteln um die Entstehung von Shenzhen usw. geht, werden spätestens ab dem 3. die spannende Gegenwart und die Unternehmer mit ihren unikalen Projekten beschrieben, die in Shenzhen günstige Infrastruktur finden, um ihre Ideen schnell Realität werden lassen, ihre Produkte auszuprobieren usw. Hier lernt man auch einige Entrepreneure näher kennen, die erzählen, wie sie in dieser Stadt arbeiten, was dort möglich ist uvm.
In den 4., 5., 6.ten Kapiteln geht es um die Konzerne wie Tencent, ZTE, etc. und ihre Gründer. Hin und wieder erinnerten mich die Ausführungen hier an den Vorgänger des Autors „Chinas Bosse“ (2018). Da der Schwerpunkt aber auf den Technologien dieser Unternehmen liegt und wie sie das Leben der Menschen heute verändern, die Kapitelüberschriften passen sehr gut zum Inhalt, wirkten die gelegentlichen Stoffwiederholung bezüglich des Werdegangs und der Aktivitäten einzelner Bosse weniger redundant.
Interessant war auch u.a., welche Rolle in Shenzhen die Elektroautos spielen. Direkter Vergleich mit Berlin z.B. zeigt, wie hinterwäldlerisch Deutschland dasteht. Aber auch in anderen Lebensbereichen wurde hier deutlich gezeigt, dass viel mehr möglich wäre, von den Mülleimern auf den Straßen, die sich selbst beim Müllabfuhr melden, wenn sie voll sind, bis zu den spannenden Forschungsgebieten, der ertragreichen Zusammenarbeit von Unternehmen und Universitäten, die solche Dinge herausbringen, über die man hierzulande nicht mal zu träumen vermag (Kap. 7). Und somit ist die These, dass Shenzhen in einigen Dingen die Silicon Valley bereits heute übertrumpft, überzeugend untermauert. Dass man sich kaum auf dem Erreichten ausruhen wird, steht dabei auch klar vor Augen. Das Geschilderte gibt schon sehr zu denken, in vielerlei Hinsicht.
Auch Kap. 8 über die Arbeit von Künstlern, Designern und Architekten ist bereichernd und aufschlussreich. Dass es so viele Kulturangebote und welcher Art in dieser High-Tech Stadt gibt! Z.B. Book City, eine Meile über mehrere Etagen, in der es fast nur Bücher und Kunstwerke gibt, und man 24 Stunden am Tag lesen kann. Gastronomisch wird man bis 2 Uhr nachts versorgt. Oder eine Bibliothek mit 4 Mio. Büchern auf 6 Etagen mit 2500 Leseplätzen uvm. Über die chinesischen Modemarken gibt es auch paar Seiten, auch mal etwas, was man nicht jeden Tag in der Zeitung liest. Auch über die Attraktionen für Touristen, Ausgehmeilen mit ihren Verlockungen neben dem üblichen Shopping, Dining, Wining gibt es im Norden auch ein Areal mit 12 Golfplätzen. Grün soll die Stadt auch sein. All dies hat freilich ganz andere Dimensionen und bietet eine ganz andere Lebensqualität als die, die man in Europa und Deutschland in der Mittelschicht so kennt.
Interessant und aufschlussreich fand ich auch die zwei letzten Kapitel. Kap. 11 beschreibt das Verhältnis zu Honkong, warum Shenzhen den Niedergang Hongkongs mitverursacht und wie davon profitiert. Und Kap. 12, das Greater Bay Area beschreibt und argumentiert, dass diese sich anschickt, ein neues Machtzentrum der Welt in näher Zukunft zu werden. Nach all dem, was man in diesem Buch kennengelernt hat, erscheint diese Sicht gar nicht mal als zu optimistisch. Sehr interessant ist der Schluss.
Das Buch ist hochwertig gestaltet. Festeinband in Schwarz, dazu farblich fassendes Lesebändchen, Umschlagblatt. Nett als Geschenk.

Fazit: Ein sehr lesenswertes, aufschlussreiches, bereicherndes Werk, das ein wenig in die Zukunft blicken lässt, zeigt, dass so vieles in verschiedenen Bereichen schon heute möglich ist und inspiriert, eigene Ideen Wirklichkeit werden zu lassen.

Gekürzt.

Bewertung vom 23.03.2020
Reine Nervensache
Grau, Armin

Reine Nervensache


ausgezeichnet

Es ist ein Buch mit Mehrwert. Es unterhält nicht nur, es gibt den Lesern das nötige Wissen, um den Alltag zu meistern und bestimmte neurologische Erkrankungen besser verstehen zu können. Wussten Sie z.B., dass übermäßiger Alkoholkonsum eine der häufigsten Ursachen für den Schlaganfall und andere Erkrankungen des Nervensystems ist? Das gilt übrigens auch fürs Rauchen. Oder dass ein 30-minütiger Spaziergang an der frischen Luft das Schlaganfallrisiko deutlich verringert? Oder dass höhere Konzentration der Pestizide im Grundwasser ein größeres Risiko für Parkinson-Erkrankung mit sich bringt?

Gleich zu Anfang kommen aussagestarkes Kapitel über Schlaganfall, wie er sich manifestieren kann, welche Hirnregionen dabei getroffen und welche Maßnahmen man und warum ergreift, um die Patienten wieder genesen zu lassen.
Nach der Lektüre ist man für bestimmte Symptome sensibilisiert und kann somit solche neurologischen Krankheiten wie Epilepsie, Multiple Sklerose, Parkinson und Demenz u.a. eher erkennen und eine bessere Vorstellung davon haben, was die Ärzte in solchen Fällen tun und warum. Auch paar Seiten über Migräne und wie man sie behandelt, findet man hier uvm.

Der Stoff ist sehr zugänglich vermittelt worden. Mithilfe von Fotos, Zeichnungen wurde anschaulich präsentiert, wie das menschliche Gehirn und Nervensystem insg. funktionieren, welche Störungen bei o.g. Krankheiten auftreten, wie sich diese im Verhalten der betroffenen Menschen manifestieren können. Hierfür wurden die (vermutlich) typischen Situationen beschrieben, wie Neurologen den Patienten begegnen, über welche Symptome die Erkrankten und ihre Angehörigen berichten, welche Fragen stellt der Arzt, welche Verdachtsmomente bestätigt oder wieder verworfen werden usw. So bekommt man einen guten Einblick in die Entscheidungsprozesse der Ärzte und kann ihre Anordnungen besser nachvollziehen. Das Kapitel zum Schluss „Wie Neurologen arbeiten“ gibt noch tiefere Einblicke in die Arbeit der Neurologen.
Was noch für die Patienten und ihre Angehörigen als nützlich erweisen kann, ist diese spezifische Ärztesprache, die hier kurz und griffig erklärt wurde: Viele Abkürzungen, lateinische Ausdrücke usw. wurden ins Allgemeinverständliche übersetzt, in den Ausführungen gleich miteingefügt, sodass man dann besser entziffern kann, worum es geht, wenn die Ärzte sich unterhalten.

Fazit: Sehr gutes Buch für Einsteiger auf diesem Gebiet. Liest sich sehr angenehm. Die Sachverhalte sind anschaulich und einfach erklärt. Klare Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.03.2020
Mein fremder Wille
Schmalz, Gisela

Mein fremder Wille


ausgezeichnet

Ein starkes, aufschlussreiches und sehr lesenswertes Buch hat Prof. Gisela Schmalz vorgelegt.
Mutig entlarvt Gisela Schmalz die Strategien der Tech-Elite, beschreibt, wie diese die Massen der Nutzer nach eigenem Gusto, zu „ferngesteuerten Menschenmaschinen“ erzieht, warum die Tech-Elite dies tut, was sie sich davon verspricht uvm. Die Autorin stellt auch sehr gute Fragen: „Warum lassen wir uns von tech-kontrollierenden Machtcliquen fremdbestimmen?“ Und gibt Ansätze zu den möglichen Problemlösungen, i.e. wie die Nutzer die Machenschaften der Tech-Eliten durchschauen und sich widersetzen können, wie man die eigenen Interessen wahren kann, statt wie bisher gutgläubig wie ahnungslos in die Fänge der Tech-Elite zu laufen und deren Interessen hörig zu bedienen, in der Fehlannahme, man täte etwas Gutes für sich.
Der Stoff ist sehr gut strukturiert. Das Problem ist von einigen relevanten Blickwinkeln aus beleuchtet worden. Die Sprache ist aussagestark, klar, angenehm zu lesen.
Es gibt 5 Kapitel, und jedes hat ihre Highlights. Im ersten wurden die Generationen der jungen Menschen, Generation Y, Z, beschrieben, um zu zeigen, wie und warum den Tech-Eliten gelungen ist, die heutige Jugend so dermaßen im eigenen Sinne zu erziehen, sie gleichzuschalten und sich selbst zu entfremden. Hier musste ich oft an „Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus“ von Shoshana Zuboff denken. Ein sehr lesenswertes Buch.
In Kapiteln 2 und 3 wurden die Tech-Eliten der US-Westküste und die aus China vorgestellt. Wer hier mehr wissen will, kann gern „Chinas Bosse“ von Wolfgang Hirn und/oder sein neustes „Shenzhen“ lesen, oder auch Kai-Fu Lee „AI Superpowers“. Hier wurden die Interessen der US Tech-Elite kurz und griffig erläutert, sowie ihre Art zu leben.
Kapitel 4 und 5 beschreiben die Nutzer und zeigen, wie sie von der Tech-Elite unterworfen werden: wie ihre Art zu denken, zu fühlen, mit einander und mit der Umwelt umzugehen, sich selbst zu begreifen beeinflusst wird uvm. Die Überschrift des 4.Kapitels „Techies Werk und Nutzers Beitrag“ passt perfekt. Im 5. Kapitel geht es um die Dinge, die die Nutzer tun können, um der Tech-Elite klar zu machen, wer eigentlich am längeren Hebel sitzt, und die eigenen Interessen durchzusetzen, denn gut möglich, dass dies den Nutzern vor lauter Selbstentfremdung und Verblendung gar nicht bewusst ist.
Wer sollte dieses Buch unbedingt lesen? Schüler und Studenten. Aber auch ihre Eltern, denn gerade Kapitel 1 liefert Ansätze, die zu begreifen helfen, warum die Jugend heute so ist, wie sie ist. Auch die Lehrer in Schulen und Hochschulen sollten diese Inhalte zumindest kennen.
Man kann seitenlang über dieses Buch referieren. Besser: Lesen Sie selbst. Und tauschen sich am besten über diese Inhalte in Ihrem Freunden- und Bekanntenkreis aus. Es ist ein wichtiges Thema, das jeden betrifft. Wie man dieses Problem löst, wird das zukünftige Leben, v.a. der jüngeren Generationen, in vielerlei Hinsicht bestimmen.
Es gibt Bücher, die so reichhaltig sind, so viel ihren Lesern bieten und noch lange nachhallen, dass man sie unbedingt gelesen haben muss. Dieses gehört dazu.
Es ist ein sehr lesenswertes Buch mit einem Seltenheitswert. So klar und mutig spricht man heute kaum über die Tech-Eliten und ihre Machenschaften. Die Ausnahmen bestätigen die Regel.
Gekürzt gem. Vorgaben dieser Seite.