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Sago

Bewertungen

Insgesamt 548 Bewertungen
Bewertung vom 16.10.2022
This Charming Man / The Stranger Times Bd.2
McDonnell, C. K.

This Charming Man / The Stranger Times Bd.2


sehr gut

Seit dem ersten Band um die skurrile Stranger Times amüsiere ich mich regelmäßig über C.K. McDonnells schrägen britischen Humor und Wortwitz, denn ich lasse mir auch seinen Newsletter schicken, der Zugang zu noch mehr Stranger Times-Artikel garantiert. Auf den zweiten Band habe ich mich doppelt gefreut, geht es hier doch um Vampire, über die ich schon immer gern gelesen habe.

Schon allein wenn der Autor die Gedanken eines Mannes, der sich anscheinend völlig ohne Anlass in einen Vampir verwandelt, damit beschreibt, dass dieser mit seiner neuen Dentalsituation klarkommen muss, macht das wieder viel Spaß. Ebenso wie das Wiedersehen mit der Stranger Times Redaktion, in der Hannah nun Stellvertretende Chefredakteurin ist, weiterhin mit dem wunderlichen Vorgesetzten Banecroft, besessenen Kollegen und der jungen Stella, die ein großes Rätsel umgibt, klarkommen muss. Und da ist ihre im Ansatz steckengebliebene Romanze mit dem Polizisten Sturgess, dem sie einfach nicht vergessen kann, dass im vorigen Band ein Auge am Stiel aus seinem Hinterkopf ragte. Eigentlich bräuchte es für Hannah gar keine plötzlichen von Vampire verübten Morde, zumal es ausgerechnet die nach ihren Kontakten zum Alten Volk gar nicht geben soll...

Auch dieses Buch kommt mit schönen schwarzem Farbschnitt daher, der natürlich zum Vampirmotiv noch viel besser passt. Auch wenn ich wieder viel Lesefrreude dabei hatte, die Stranger Times Redaktion bei ihren verrückten Abenteuern zu begleiten, hätte ich mir doch etwas mehr Vampirbegnungen erhofft. Ausgerechnet diese machten sich nach meinem Geschmack etwas zu rar und waren vielleicht, wie das Schild auf dem leeren Cover-Sarg angibt, einfach "out to lunch".

Bewertung vom 10.10.2022
Spicy Noodles / Food Universe Bd.2
Graßhoff, Marie

Spicy Noodles / Food Universe Bd.2


sehr gut

Mit Spicy Noodles kehrt Marie Grashoff in das schon aus ihrem Roman Hard Liquor bekannte Food Universe zurück. Schön finde ich, dass Spicy Noodles auch ohne Hard Liquor zu kennen gut funktionieren kann. Den Auftritt der Hauptfigur aus Hard Liquor am Ende von Spicy Noodles fand ich daher als Selbstreferenz eher überflüssig.

Spicy Noodles punktet mit seinem äußerst sympathischen Protagonisten Toma. Nachdem keine Universität ihn aufnehmen wollte, wirft Tomas Vater ihn kurzerhand hinaus. Toma ist gezwungen, zu seinem Großvater Shiro zu ziehen und in dessem merkwürdigen Restaurant auszuhelfen. Besuch gibt es dort eher wenig, dafür umso mehr - in Tomas Augen - versponnene Geschichten um die magische Abstammung der eigenen Familie. Während Toma mit Kundin Akira flirtet, macht ein Serienkiller die Stadt unsicher. Schließlich wird das Restaurant überfallen, und Essstäbchen aus dem Familienbesitz verschwinden. Hängen die Vorgänge zusammen und ist an Shiros Geschichten etwa mehr dran als Toma wahrhaben möchte?

Mir gefiel, dass Toma ein eher weichherziger Typ ist und starke Frauen dafür umso mehr punkten können. Überraschende Wendungen hielten die Story ebenso fesselnd wie der Fantasiereichtum der Autorin. Einzig die Anspielungen auf Hard Liquor, auch in Form der von dort bekannten Radiomoderatoren, hemmten die Story bisweilen und waren daher für mich eher störend. Dabei liefert Spicy Noodles genug Stoff, um auf den nächsten Roman aus dem Food Universe neugierig zu bleiben.

Bewertung vom 09.10.2022
Unsre verschwundenen Herzen
Ng, Celeste

Unsre verschwundenen Herzen


sehr gut

"So machte sie es immer, wenn sie ihm Geschichten erzählte. Sie öffnete Welten, durch die Magie einsickern konnte und alles möglich wurde."

Aber eines Tages erzählt Margaret ihrem Sohn Bird keine Geschichten mehr. Bird bleibt zurück mit seinem Vater Ethan, der bald seine Arbeit verliert und das gemeinsame Haus mit Bird verlassen muss. Denn sie befinden sich in den USA, in denen sich die Welt auf erschreckende Weise weitergedreht hat. Birds Mutter ist asiatischer Herkunft und China wird in dieser Zeit für alle Übel verantwortlich gemacht, was für alle Menschen asiatischer Abstammung in den USA fatale Konsequenzen hat.
Warum Margaret ihre Familie verlassen hat und ob Bird sie wiederfinden kann, erfahren wir erst ab dem zweiten Drittel des Buches.

Mit ihren ersten beiden scharfsichtigen Familienromanen hat Celeste Ng mich hellauf begeistert. Mit diesem Buch habe ich mich etwas schwerer getan. Ihre wunderbaren, zitierwürdigen Formulierungen haben mich quasi über Wasser gehalten. Die Handlung gerät immer wieder ins Stocken und welche große Krise zu den derzeitigen Verhältnissen geführt hat, erschließt sich erst ab der Hälfte des Buches in erzählten Rückblenden. Ab diesem Zeitpunkt habe ich geahnt, dass das Ende mich nicht zufriedenstellen würde. So war es dann leider auch.

Ein ambitionierter Roman, der trotz des hohen sprachlichen Niveaus nicht ganz die Strahlkraft von Celeste Ngs bisherigen Romanen erreichen kann.

Bewertung vom 06.10.2022
Gangs of Katzenstadt
Bremmer, Michael;Grüning, Veronika

Gangs of Katzenstadt


sehr gut

In Katzenstadt geht Übles vor. Als der Besitzer einer Katzenfutterfabrik ums Leben kommt, wird dieser Tod den Katzen in die Pfoten geschoben. Die Katzen werden dermaßen verteufelt, dass Menschen die Stadt ohne ihre Katzen verlassen. Doch diese können ihr Territorium nicht ungestört genießen, gibt es doch bald finstere menschliche Pläne, es ihnen abzujagen...

Ganze 31 Katzen zahlreicher Rassen tummeln sich in diesem originellen Katzenkrimi, den das Autorenpaar vor allem den beiden eigenen Katzen Bandini und Bonnie, die die Hauptrollen einnehmen, gewidmet hat. Bald lernt man alle Tiere zu unterscheiden, wobei auch ein Katzenverzeichnis hilft. Trotzdem wird durch die schiere Menge natürlich die Identifikation mit den einzelnen Charakteren etwas erschwert.

Der Aufbau ist insofern ungewöhnlich, als jeder größere Absatz von einer fett gedruckten "Kapitelüberschrift" eingeleitet wird. Diese musste ich überlesen, da es sonst zu sehr den Lesefluss gehemmt hätte. Stilistisch ist der Text - sicherlich bewusst - sehr einfach gehalten und hauptsatzlastig, was einerseits gut zur geradlininigen Denkstruktur des Katzenvolkes passen könnte. Ein etwas raffinierterer Stil hätte mir andererseits noch besser gefallen. Alles in allem aber eine spannende, fantasievolle Katzengeschichte!

Bewertung vom 02.10.2022
Simón
Otero, Miqui

Simón


gut

"Simón ... malte sich aus, welche Karambolagen zwischen ihm und den anderen beiden er dem großen Leser anbieten könnte, der irgendwo herumsaß und ihre winzigen Leben verschlang."

Verschlungen habe ich das Buch leider ganz und gar nicht. Nach einem hoffnungsvollen Start habe ich mich nach dem ersten Drittel leider tatsächlich hindurchgequält. Dabei wartet der Autor durchaus mit klugen Betrachtungen und schönen zitierwürdigen Formulierungen auf, so dass meine Ausgabe einige Klebezettelchen bekam. Geschichte und Protagonisten waren für mich aber leider für ein Buch von über 400 Seiten einfach nicht tragfähig und faszinierend genug.

Simón ist seinem deutlich alteren Cousin Rico so nah, dass sie sich nur als Cousin-Brüder sehen. Rico führt Simón in die Welt der Literatur ein und Simón wird sich künftig stets als den romantischen Helden seiner eigenen Geschichte, einen wahren Musketier, sehen. Als Rico plötzlich unversehens verschwindet, muss Simón seinen Weg allein weitergehen.

Insbesondere der Mittelteil, der sich in nicht endenwollenden Betrachtungen über Simóns Werdegang zum Koch verliert, wirkte auf mich zunehmend selbstverliebt und mit Belanglosigkeiten gefüllt. Das Buch wird auch als Barcelona-Roman beworben. Barcelona wirkte allerdings kulissenhaft und ohne Atmosphäre. In Simóns Leben kommen und gehen die Frauen und hinterlassen bei ihm ebenso wenig Eindruck wie bei mir.

Warum Rico verschwand, wurde letztendlich wenig überraschend aufgelöst. Ich wünschte, der Autor hätte mich mit der Geschichte ebenso fesseln können wie ihm das anscheinend bei sich selbst gelungen ist. Denn warum hätte er sie sonst erzählt?

Bewertung vom 25.09.2022
Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit
Pulley, Natasha

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit


ausgezeichnet

"Joes Charakter war nicht mit allzu vielen Ankerketten versehen - dafür war er noch nicht lange genug er selbst."

Joe Tournier erwacht mit Gedächtnisverlust 1898 in einem London, in dem nichts mehr vertraut scheint. Denn England ist französisch geworden, aber das ist nicht die einzige Seltsamkeit gegenüber unserer Welt. Menschen die ihn zu kennen behaupten, sind ihm völlig unbekannt. Er selbst glaubt mit einer Frau verheiratet zu sein, von der er nur noch weiß, dass sie Madeleine heißt. Eines Tages erhält er eine Postkarte, die ihn zu einem Leuchtturm auf den Äußeren Hybriden ruft. "Komm nach Hause, wenn du dich erinnerst."

Ebenso wie Joe stolpern wir orientierungslos durch diese Realität, in der irgendwann anscheinend vieles ganz anders gekommen ist. Natascha Pulley gelingen Sätze, die unter die Haut gehen und immer wieder schafft sie eine Athmospäre, in der alles zu verschwimmen scheint und die gleichzeitig Joe ebenso wie die Lesenden überwältigt.

Der Titel verrät, dass es sich um eine Zeitreisegeschichte handelt, die die üblichen Probleme mit sich bringt, Paradoxien zu überschauen und im Auge zu behalten. Ein echtes Kaleidoskop setzt sich erst zum Schluss des Buches zusammen. Dieses Ende ist dann ein wirkliches Highlight.

Bewertung vom 24.09.2022
Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)
Buehlman, Christopher

Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)


ausgezeichnet

Kinsch na Schannack - ebenso unverwechselbar wie der Name des Hauptprotagonisten dieses Fantasy-Highlights ist auch er selbst. "Ein schillerndes Fantasyabenteuer, wie es kein zweites gibt." So die Werbung auf dem Buchrücken. Solche Übertreibungen hat das Buch wirklich gar nicht nötig.

Schon die vielfältigen Bedeutungen des Namens Kinsch sollte man sich nicht entgehen lassen. Der Autor verfügt über jede Menge Witz und Fantasie. Seine von den Koboldkriegen gebeutelte Welt ist einzigartig, ebenso das äußerst überzeugende und farbenprächtige Magiesystem, von dem ich nicht genug bekommen konnte.

Kinsch hat hohe Schulden bei der Diebesgilde. Die soll er nun abarbeiten, indem er der Rabenritterin Galva folgt. Warum, erfährt er bei Auftragsvergabe ebenso wenig wie wir. Es spricht sehr für die Story, dass das aber überhaupt nicht stört. Diese lebt von ihrem wunderbaren Antihelden, starken Frauen und einer verzauberten Katze in einer zum Süchtigwerden schillernden Welt.

Bewertung vom 24.09.2022
40 verrückte Wahrheiten über Frauen und Männer
Lehofer, Michael

40 verrückte Wahrheiten über Frauen und Männer


ausgezeichnet

"Eigentlich werden wir immer nur durch Verheißungen und nicht durch Erfüllung süchtig."

Wie ist es nur zu diesem verrückten Titel gekommen, der dem Buch einfach nur Unrecht tut? Bestimmt hatte der Verlag da seine Hände im Spiel.

Die 40 Thesen, die der Autor in ebenso vielen Kapiteln über Paarbeziehungen zwischen Männern und Frauen illustriert, sind nämlich weniger verrückt, sondern überraschend lebensklug und erhellend. Aber nicht nur über Beziehungen habe ich Einsichten vermittelt bekommen, sondern auch über mich selbst. Denn haben wir ein Problem, hat dies in erster Linie eigentlich immer viel mit uns selbst zu tun.

Die Texte sind leserfreundlich konkret, aber trotzdem auch oft sehr verdichtet. Es lohnt sich, die für jeden individuell wichigsten Satzperlen zu markieren.

Mir persönlich hat das Buch weitergeholfen. Zusätzlich habe ich noch den schönen Satz mitgenommen "Und schließlich dürfen wir nicht vergessen, dass alles auch ganz anders sein kann."

Bewertung vom 22.09.2022
Legend of the Five Rings: Die Nachtparade der 100 Dämonen
Brennan, Marie

Legend of the Five Rings: Die Nachtparade der 100 Dämonen


sehr gut

Ich kannte im Vorfeld lediglich die Autorin, nicht jedoch das Brettspiel "Legends of the five rings", in dessen Welt die Geschichte spielt. Sie ist sehr japanisch, aber auch fantastisch geprägt.

Als bei Vollmond im Ort Seibo Mura Dämonen entsetzlich gewütet haben, wird der Samurai Ryotora aus dem Drachen-Clan entsandt, die Vorgänge aufzuklären. Im Dorf befindet sich auch Sekken, ein Fremder aus dem Phönix-Clan. Trotz unterschiedlicher Herkunft schließen sich die beiden schon bald zusammen, um eine Wiederholung der Angriffe beim nächsten Vollmond zu verhindern.

Ich fühlte mich ein wenig in die Welt geworfen und habe zum Glück schnell das Dämonen-Glossar am Ende entdeckt. Aber es gibt noch so viele weitere Begriffe, die nur einmal oder gar nicht erklärt werden und definitiv ein eigenes Glossar gebraucht hätten.

Wie gewohnt schafft Marie Brennan plastische Charaktere, denen man gern folgt. Nach meinem Geschmack hätten die 100 Dämonen aus dem Titel ruhig früher auftauchen dürfen. Aber auch so hat die Geschichte Spaß gemacht. Ich frage mich allerdings, warum die Mehrzahl der Fantasy-Bücher, auf die ich stoße, gleichgeschlechtlich liebende Hauptfiguren hat, was für mich persönlich die Identifikation einfach schwieriger macht.

Bewertung vom 18.09.2022
Kitty Carter - Dämonenkuss
Paradigi, Jana

Kitty Carter - Dämonenkuss


gut

Ausgerechnet von Gott persönlich erhält Kitty Carter nach ihrem überraschenden Ableben den Auftrag, zur Dämonenjagd auf die Erde zurückzukehren. Die Darstellung Gottes ist hier mehr als verwunderlich, was ja per se nichts Schlechtes sein muss. Aber warum Gott so eine schräge Type ist, hat sich mir ebenso wenig erschlossen wie vieles andere. Kitty, deren Schwarm ein Mann war, entwickelt verwunderlicherweise plötzlich gleichgeschlechtliche Neigungen, als müsste dieser Aspekt, wie derzeit in der Mehrzahl der Fantasyromane, unbedingt untergebracht werden. Ihr neuer love interest blieb zudem blass und hatte so gar nichts Anziehendes.

Die mystische Thematik mit Himmel und Dämonen bietet Anlass zu allerlei philosophischen Gedankengängen, die die Handlung aber nur schwer voranbrigen.

Oft hatte ich das Gefühl, dass nur das Nötigste erzählt wird. Es braucht ja keine ausufernden Beschreibungen, aber eine atmosphärische Dichte habe ich wirklich vermisst. Vom London des 19. Jahrhunderten war bis auf das damals traditionelle Frauenbild, das Kitty das Leben schwer macht, kaum etwas zu spüren.