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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Eva L.
Wohnort: 
Osnabrück

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Insgesamt 303 Bewertungen
Bewertung vom 06.02.2011
Léon und Louise
Capus, Alex

Léon und Louise


ausgezeichnet

In seinem neusten Roman beschreibt Alex Capus die Liebe zweier Menschen, die ein ganzes Leben andauern soll, ohne jemals wirkliche Erfüllung zu finden. Léon und Louise begegnen sich im zarten Alter von 18 Jahren in den Wirren des ersten Weltkrieges, doch ein Fliegerangriff beendet ihre Beziehung, bevor sich richtig begonnen hat. Immer wieder kreuzen sich während der nächsten 68 Jahre ihre Wege, doch es gibt immer irgendetwas, das ihrer Liebe im Weg steht, so dass sie nie zusammenfinden können. Und trotzdem sind Louise und Léon zusammen, ein Liebespaar, auf eine ganz besondere Weise. Ob durch Louises Starrköpfigkeit oder viele tausend Kilometer und einen ganzen Ozean auf viele Jahre getrennt, sie vergessen einander nie und finden immer wieder für kurze Momente zusammen.

Ich habe selten eine Liebesgeschichte gelesen, die so besonders, so schön und gleichzeitig so traurig ist. Wie anders wäre wohl das Leben von Léon und Louise verlaufen, wenn sie nicht in diesen Fliegerangriff geraten wären? So aber bleiben den beiden nur gestohlene Momente des Glücks, immer wieder unterbrochen von jahrelangen Trennungen. Doch gerade das macht diese Liebesgeschichte so speziell. Die Augenblicke, in denen Capus seine Protagonisten zusammen sein lässt, sind so intensiv, so voller Liebe und Begehren, einfach wunderschön. Kein Vergleich zu der von Streit und Sorge geprägten Beziehung zwischen Léon und seiner Ehefrau Yvonne.

Erzählt wird die Geschichte aus Sicht des Enkels von Léon, der sich von der Beerdigung seines Großvaters aus zurückerinnert an die Geschichten, die sein Großvater ihm erzählt hat. Von Louises Leben während ihrer Abwesenheit wird dem Leser durch Briefe, die sie im Laufe der Zeit an Léon schrieb, berichtet. Dadurch gestaltet sich die Lektüre sehr abwechslungsreich, denn auch Capus Schreibstil verändert sich zwischen Erzählung und Briefen. Bedient er sich während der Erzählphasen einer recht schnörkellosen und gradlinigen Sprache, so sind Louises Briefe geprägt von blumigen Worten und allerhand Ausschweifungen. Was ich allerdings nicht als störend empfunden habe, denn die Sprache der Briefe passt perfekt zu dem Bild, das der Autor dem Leser von Louise zeichnet.

Interessant fand ich es, den ersten und später vor allem den zweiten Weltkrieg mal aus der Sicht eines Nicht- Deutschen zu erleben.

Alex Capus ist mit „Léon und Louise“ eine wundervolle Geschichte gelungen, der man abnimmt, dass das Leben sie so geschrieben haben könnte. Trotz ihrer Einfachheit ist sie etwas ganz Besonderes und klingt noch sehr lange nach. Ein tolles Buch, von dem man auch nach dem Lesen noch lange etwas hat!

Bewertung vom 04.02.2011
Das Lied der Banshee
Nowak, Janika

Das Lied der Banshee


ausgezeichnet

Dieses Buch ist ein Märchen vom Feinsten, verpackt in eine moderne Geschichte. In Janika Nowaks „Das Lied der Banshee“ tummelt sich alles, was in der Welt der Fabelwesen Rang und Namen hat. Von irischen Todesfeen, Banshee genannt, über Sirenen, Harpyien, Wassermänner, japanische Oni die auf Drachen fliegen und Gargoyls bis hin zu Guhlen und Nymphen, sie alle trifft man während Aileens Abenteuer. Diese Vielzahl an Fabelwesen mag einem übertrieben vorkommen, aber Janika Nowak gelingt es, sie alle in ihrer Geschichte unterzubringen, ohne dass diese überladen oder undurchsichtig wird. Ganz im Gegenteil, erst durch die große Bandbreite an Märchenfiguren wird die Geschichte in sich stimmig. Jeder hat seinen Platz und seine Rolle, so dass der Leser keinerlei Probleme hat, die vielen verschiedenen Wesen und ihren Beitrag zur Handlung auseinanderzuhalten.

Die Autorin lässt auch viele interessante Informationen über die Sagengestalten in ihre Geschichte einfließen. Man merkt, dass sie sich mit diesem Thema auskennt und bei der Entwicklung ihrer Figuren keine Mühen gescheut hat. Allerdings muss ich sagen, dass mir bei den Hauptcharakteren, speziell bei Aileen und Thomas, ein wenig die Tiefe gefehlt hat. Vielleicht hätte es ein wenig ihrer Vorgeschichte bedurft, um ihre Beziehung zueinander zu verstehen und nachvollziehen zu können, warum sie sich in manchen Situationen ziemlich merkwürdig verhalten. Die Entwicklung ihrer Beziehung ist schlüssig, aber am Anfang ist es mir schwer gefallen, ihr Verhalten zu verstehen.
Aileen ist für mich auch keine Figur, in die ich mich sonderlich gut hineinversetzen kann. Sie blieb mir das ganze Buch über irgendwie fremd.

Zusätzlich zu Stimmigkeit und vielen interessanten Informationen über europäische und asiatische Sagen mangelt es der Geschichte auch nicht an Spannung. Meistens hält es Aileen und ihre Verbündeten nicht lange an einem Ort. Sie sind permanent auf Achse und stolpern von einem Abenteuer in das nächste, so dass unmöglich Langeweile aufkommen kann. Auch hält die Autorin sich nicht mit langatmigen Beschreibungen von Nichtigkeiten auf. Zwar erzählt sie durchaus so, dass es dem Leser leicht fällt, die Bilder vor seinem inneren Auge aufkommen zu lassen, aber selten wird auch nur ein Wort zuviel gemacht. Dadurch wird Janika Nowaks Schreibstil sehr erfrischend und angenehm zu lesen.

Doch nicht nur die Geschichte hat mich begeistert, sondern auch die wundervollen Illustrationen, die dieses Buch zieren. Illustratorin Nina Nowacki hat großartige Arbeit geleistet. Die Zeichnungen sind eine wahre Augenweide und werten dieses Buch nochmals um ein Vielfaches auf.

Ich kann jedem, der Märchen und Sagen mag und ein bisschen was für fantastische Literatur übrig hat, „Das Lied der Banshee“ nur ans Herz legen. Es ist ein wirklich wundervolles Buch!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.01.2011
Arthur und die Stadt ohne Namen / Arthur Bd.3
Ruebenstrunk, Gerd

Arthur und die Stadt ohne Namen / Arthur Bd.3


ausgezeichnet

Wie so viele Trilogien momentan findet auch die Reihe um „Arthur und die vergessenen Bücher“ nun ihr Ende. Arthurs und Larissas Abenteuer in Cordoba und Dubrovnik liegen zwei Jahre zurück, als die Suche nach dem Buch der Leere sie zuerst ins schottische Edinburgh und dann in den Jemen führt. Womit wir direkt beim ersten Punkt angelangt wären, wegen dem ich diese Bücher so sehr liebe! Ich war in meinem ganzen Leben noch nie in Edinburgh, aber nachdem ich den Abschnitt, in dem Arthur und Larissa sich dort aufhalten, gelesen hatte, kommt es mir vor, als sei ich erst gestern dort gewesen. Durch intensive Recherche und wunderbar detailgetreue Beschreibungen schafft es Gerd Ruebenstrunk wieder, den Leser nach Edinburgh zu bringen. Man kann sich die Stadt so genau vorstellen, als sei man wirklich schon einmal dort gewesen und erinnere sich nun an das, was man bei seinem Besuch gesehen hat. (Und seitdem ich dieses Buch gelesen habe, verspüre ich einen starken Drang, wirklich einmal nach Schottland zu reisen und mir Edinburgh anzusehen.)

Bezüglich des Jemens beleuchtet Gerd Ruebenstrunk besonders die uns fremde Kultur dieses Landes und legt das Augenmerk mal nicht vorrangig auf die Beschreibung der örtlichen Gegebenheiten. Das Bild, das er dem Leser über den Jemen vermittelt, ist ein ganz anderes als das, welches ich von diesem Staat hatte. Viel positiver, viel interessanter, man wird neugierig auf dieses Land im Süden der arabischen Halbinsel.

Larissa und Arthur sind in den vergangenen zwei Jahren ein wenig erwachsener geworden, was vor allem bei Arthur ziemlich auffällt. Er hinterfragt mehr, ist reflektierter und macht sich (noch) mehr Gedanken um die Konsequenzen seines Handelns. Larissa ist leider stellenweise immer noch die zickige Nervensäge, die sie in den ersten beiden Bänden auch war. An manchen Stellen habe ich über ihr Verhalten nur den Kopf schütteln können.
Und was wäre ein „Arthur“- Buch ohne eine verschrobene, geschichtsträchtige Gestalt, die den Jugendlichen bei ihrer Suche zur Seite steht? Im dritten Teil haben wir die Ehre mit William McGonagall, einem schottischen Dichter, der immer wieder für große Erheiterung sorgt. Und es kommt zu einem Wiedersehen mit den Helfern aus den ersten beiden Teilen, dem Mauren, Pomet, Gerrit und all den anderen, worüber ich mich ganz besonders gefreut habe.

Positiv ist ebenfalls anzumerken, dass in „Arthur und die Stadt ohne Namen“ Arthur und Larissa nicht wieder von einer gefährlichen Situation in die andere schlittern. Die Handlung ist zwar durchaus spannend, aber nicht so unruhig wie in den ersten beiden Bänden.

Mit „Arthur und die Stadt ohne Namen“ ist Gerd Ruebenstrunk ein rundum stimmiger Abschluss seiner Trilogie gelungen. Die Geschichte ist zu Ende erzählt, alle Fragen und Geheimnisse aufgeklärt. Und trotzdem könnte ich mir vorstellen (und wünsche es mir auch sehr), dass Arthur und Larissa vielleicht doch noch das ein oder andere Abenteuer erleben.

2 von 15 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.01.2011
Die Auswahl / Cassia & Ky Bd.1
Condie, Ally

Die Auswahl / Cassia & Ky Bd.1


ausgezeichnet

Beim Anblick dieses Buches fällt einem direkt die tolle Umschlaggestaltung ins Auge. Er ist ganz pur in hellen Tönen gehalten, mit Schrift aus pinkfarbenem Lack. Zu sehen ist außerdem ein junges Mädchen, das sich in einer Blase befindet. Besonders toll finde ich, dass die Buchdeckel unter dem Schutzumschlag genau so aussehen. Meistens sind Bücher unter dem Umschlag ja doch recht schlicht gehalten.

Die Blase auf dem Cover ist sehr bezeichnend für die Geschichte, denn auch Cassia und Ky befinden sich quasi in einer Blase. Gefangen in der Blase einer Gesellschaft, die zwar alles Lebensnotwendige liefert, aber einen in seinem eigenen Willen beschneidet und damit die Luft zum atmen nimmt. Dies war für mich ein großer Knackpunkt an diesem Buch, ich habe mich unglaublich schwergetan zu akzeptieren, dass dieser Diktatur nicht mehr Widerstand entgegengebracht wird. Zwischendurch war ich sogar richtig wütend auf die Protagonisten, weil sie alles einfach so hinnehmen und sich nicht wehren! Eigentlich komme ich mit Dystopie- Geschichten gut zurecht, aber bei „Die Auswahl“ habe ich wirklich lange gebraucht, mich daran zu gewöhnen.

Doch trotzdem hat mir das Buch am Ende gut gefallen. Ich mag Ally Condies Art zu schreiben und es fiel mir leicht, Bilder vor meinem inneren Auge aufzubauen. Sehr beeindruckt hat mich auch die Figur der Cassia. Am Anfang ist alles perfekt in ihrer eigenen kleinen Blase, sie freut sich auf ihr Paarungsbankett und ist glücklich mit Xander als dem ihr zugeteilten Partner. Doch im Laufe der Geschichte bekommt ihr Bild von der perfekten Gesellschaft, in der sie alles bekommt, was sie braucht, immer mehr Risse. Die Entwicklung, die sie durchlebt, vom artigen, angepassten Mädchen hin zur kleinen Rebellin, die sich in einen anderen als den ihr zugeteilten Jungen verliebt, macht das Buch sehr spannend. Sie bleibt bis zum Ende des Buches zwar nur eine kleine Rebellin, aber da „Die Auswahl“ der Beginn einer Buchserie ist, kann ich mir gut vorstellen, dass von ihr noch Einiges zu erwarten sein kann. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht!

„Die Auswahl“ hat mich auch ein wenig zum Nachdenken gebracht, ob eine solche Gesellschaft, wie sie in dem Buch beschrieben wird, vielleicht eines Tages wirklich entstehen könnte. Beängstigend!

14 von 22 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.01.2011
Nichts. Was im Leben wichtig ist
Teller, Janne

Nichts. Was im Leben wichtig ist


weniger gut

Das Jugendbuch „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ der dänischen Autorin Janne Teller löste mit seinem Erscheinen in Skandinavien heftige Diskussionen aus. Besonders Lehrer und Pädagogen waren der Ansicht, das Buch mute den Lesern zu viel zu. Davon wollte ich mir ein eigenes Bild machen und da Laure Maire zu meinen Lieblings-Hörbuchsprechern gehört, war die Wahl schnell aus das Hörbuch gefallen.
Die Lesung ist nicht lang, sie dauert gut 3 Stunden, aber trotzdem habe ich ziemlich lange gebraucht, um es zu hören. Und das lag nicht daran, dass ich wenig Zeit gehabt hätte, sondern daran, dass ich noch nie ein dermaßen heftiges Jugendbuch gelesen (oder in diesem Fall eben gehört) habe. Zu Beginn fand ich „Nichts“ eher komisch und hatte Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden. Sehr seltsam und mit der Zeit auch ziemlich nervig fand ich beispielsweise die Steigerungen, die die Autorin an diversen Stellen eingestreut hat. Ebenso die Adjektive, die sie vor einige der Namen gehängt hat und die permanent wiederholt werden („Der große Hans, die kleine Ingrid, der fromme Kai“…).

Als ich dann endlich einen Überblick über die Geschehnisse in Tearing hatte, wurde die Geschichte immer heftiger. Die Dinge, die die Siebtklässler tun, um Pierre Anthon davon zu überzeugen, dass es durchaus etwas gibt, das eine Bedeutung hat, sind so… nicht in Worte zu fassen. Es ist wirklich unglaublich, auf was für Ideen die Autorin die Kinder kommen lässt. Oft habe ich gedacht „Das tun die jetzt nicht wirklich!“, mehrmals musste ich vor Entsetzen das Hörbuch ausschalten und konnte erstmal nicht weiterhören. Das, was in „Nichts“ passiert, ist an einigen Stellen überaus brutal, aber trotzdem war ich nicht unbedingt der Meinung, es mute den Lesern zu viel zu. Dies finde ich erst, seitdem ich weiß, wie die Geschichte endet. Es geht mir gar nicht so sehr um das, was Agnes, Marie- Ursula, Jan- Johann und die anderen tun, sondern darum, wie die Botschaft dieses Buches an den Leser übermittelt wird. Und leider vermittelt es den Eindruck, dass all die schrecklichen Dinge, die in „Nichts“ geschehen, durchaus legitim seien. Das, was wirklich passiert ist, wird verschleiert, die Täter kommen ungeschoren davon und man kann den Eindruck gewinnen, dass alles ja gar nicht so schlimm war. War es aber, und das kommt in meinen Augen nicht unbedingt bei den Lesern an. Gerade jüngeren Leser, die das Gelesene noch nicht unbedingt für sich reflektieren und hinterfragen, werden Bedeutung und Konsequenzen der Taten eventuell nicht richtig bewusst. Von daher habe ich auch durchaus Zweifel, ob dieses Buch wirklich für die empfohlene Altergruppe geeignet ist und kann die ausgelösten Diskussionen durchaus verstehen.

Laure Maire als Sprecherin leistet auch hier wieder einmal überzeugende Arbeit. Ihrer angenehmen Stimme kann man gut zuhören und bekommt schnell das Gefühl, etwas erzählt und nicht vorgelesen zu bekommen. Eins der wenigen Dinge, die ich an diesem Hörbuch so richtig gut fand.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.01.2011
Flammender Zorn / Die Tribute von Panem Bd.3
Collins, Suzanne

Flammender Zorn / Die Tribute von Panem Bd.3


sehr gut

Nachdem ich die ersten beiden Teile der „Tribute von Panem“ mit großer Begeisterung verschlungen habe, ist die Veröffentlichung des dritten Teils „Flammender Zorn“ auch für mich ein großes Highlight bei den aktuellen Neuerscheinungen. Aber wie ist es leider so oft bei großen Erwartungen – sie werden enttäuscht. „Flammender Zorn“ ist in meinen Augen das schwächste Buch der Trilogie. Es ist an sich nicht schlecht, aber einen würdigen Abschluss der tollen Geschichte um Katniss und Peeta stellt sie für mich nicht dar.
Es beginnt bereits damit, dass „Flammender Zorn“ nicht in einer Arena, sondern überwiegend in Distrikt 13 spielt. In einigen Szenen sind auch Distrikt 12 und das Kapitol Orte des Geschehens. So grausam die Ereignisse in den beiden Arenen auch gewesen sind, mir hat die Arena in diesem Buch gefehlt. „Die Tribute von Panem“ sind nicht das selbe, finden sie Spiele nicht in einer Arena statt. Daran ändert auch der halbherzige Versuch der Autorin, zum Ende hin etwas Arena- Ähnliches ins Spiel zu bringen, nichts.

Ebenfalls gefehlt haben mir einige Charaktere, die ich in den ersten beiden Bänden lieb gewonnen habe. Einige fehlen ganz, andere spielen kleinere Rollen und nehmen nur phasenweise am Geschehen teil. Dafür wartet Suzanne Collins mit einer ganzen Kompanie neuer Figuren auf, auf die ich mich aber während des Lesens nur schwer einlassen konnte. Sie sind zwar nicht unbedingt unwichtig für die Handlung, aber ich hätte es besser gefunden, wären diese Rollen mit bereits bekannten Charakteren besetzt worden.

Auch Katniss ist nicht mehr die, die sie in „Tödliche Spiele“ und „Gefährliche Liebe“ war. Aufgrund der Ereignisse in den Arenen ist das wohl durchaus verständlich, aber dass sie plötzlich zum Duckmäuser wird und den Kopf in den Sand steckt passt so gar nicht zu dem Bild, welches ich von ihr hatte. Von der halsstarrigen Kämpferin, die man in den Arenen erlebt hat, war in diesem Buch so wenig zu spüren!

Am Ende des Buches geht dann plötzlich alles ganz schnell. Die Geschichte wird ratz fatz zu Ende erzählt, ohne großartige Ausführungen. Noch ein kurzer Epilog, der zeigt, wie die Zukunft aussieht, fertig. Dabei bleiben so viele Fragen offen, die ich gerne beantwortet gehabt hätte. Es entsteht der Eindruck, als habe die Autorin schnell fertig werden wollen und keine Lust mehr gehabt, sich mit ihrer Geschichte zu befassen.
Und nicht nur den Schluss, auch einige andere Ereignisse hätte ich gerne ausführlicher erzählt gehabt. An einigen Stellen werden Dinge kurz und knapp abgehandelt und den Akteuren, um die es dann geht, überhaupt nicht gerecht.

Positiv ist anzumerken, dass auch bei der Lektüre von „Flammender Zorn“ nie Langeweile aufkommt. Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt spannend und rasant, was das Buch wieder mal zu einem wahren Pageturner werden lässt. Trotzdem habe ich mir von dem Finale einer so großartigen Trilogie deutlich mehr erhofft und bin ein wenig enttäuscht. Schade!

5 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.01.2011
Scherbenmond / Ellie & Colin Trilogie Bd.2
Belitz, Bettina

Scherbenmond / Ellie & Colin Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

Nachdem mich „Splitterherz“ als Buch nicht wirklich überzeugen konnte und erst das Hörbuch es schaffte, mich in den Bann von Ellie und Collin zu ziehen, stand ich dem zweiten Band etwas skeptisch gegenüber. Würde Ellie mich genau so nerven wie im ersten Band? Oder würde „Scherbenmond“ den Zauber, den das Hörbuch geschaffen hatte, erhalten können? Im Nachhinein hat sich meine Skepsis als völlig unbegründet erwiesen, denn „Scherbenmond“ ist völlig anders als „Splitterherz“. Mit Ellie ist auch die Geschichte älter und reifer geworden. Von der nervigen Penntüte ist nicht mehr viel übrig. Zwar ist sie immer noch impulsiv, störrisch und kann den Menschen um sich herum den letzten Nerv rauben. Aber man kann sich viel besser in sie hineinversetzen, sie wird endlich für den Leser greifbar. Szenen, in denen man sie am liebsten schütteln oder ihr die Dummheit aus dem Leib prügeln würde, sind viel viel seltener als in „Splitterherz“.

Und auch die Beziehung zwischen Ellie und Collin ist eine andere. Zwar ist der Mahr immer noch irgendwie der Chef im Ring, aber Ellie biedert sich nicht mehr in grenzenloser Naivität an. Sie ist sich der Gefahr, die von Collin ausgeht, durchaus bewusst und geht völlig klar damit um. Endlich merkt man ihr die Intelligenz, mit der die Autorin sie ausgestattet hat, auch an!
Auch Collin, mit dem ich im ersten Teil recht wenig anfangen konnte, ist nun viel greifbarer für mich, auch wenn ich ihn besonders zum Ende hin manchmal ziemlich erschreckend fand.
Besonders gefallen hat mir, dass Ellies Bruder Paul eine so große Rolle in diesem Teil der Trilogie spielt. Auch die Italienerin Gianna fand ich sehr amüsant, ich hoffe, dass es im dritten Teil ein Wiedersehen mit den beiden gibt.

„Scherbenmond“ ist sehr viel düsterer und verworrener als „Splitterherz“, was sich auch im Cover widerspiegelt. Statt in freundlichem Weiß ist es dieses Mal in dunklerem Grau gehalten, und dieses Dunkle, Düstere findet man auch in der Handlung wieder. Fröhliche Sequenzen gibt es nur wenige, die Stimmung ist überwiegend düster und irgendwie bedrohlich. Man bekommt das deutliche Gefühl, dass eine Gefahr auf Ellie und ihre Freunde zukommt, auch wenn sie noch nicht wirklich greifbar wird. Es bleibt also weiter spannend!

An einigen Stellen habe ich die Handlung aber auch als sehr verwirrend empfunden, was besonders durch Ellies Träume, die nie als diese gekennzeichnet sind, ausgelöst wurde. Mehrfach war mir nicht klar, was wem da gerade passiert und nicht immer konnte ich das gerade Gelesene einordnen. Bis auf diese kleinen Ungereimtheiten hat mich „Scherbenmond“ aber völlig überzeugt. Von Bettina Belitz Schreibstil und von der Geschichte selbst. Ich freue mich auf den dritten Teil!

4 von 17 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.01.2011
Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie
Oliver, Lauren

Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie


sehr gut

Was würde man tun, wenn man die Möglichkeit hätte, seinen letzten Tag mehrmals zu erleben? Was würde man ändern? Was würde man immer wieder tun? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Lauren Oliver in ihrem Buch „Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“. Schon der außergewöhnliche Titel weckt die Neugier auf dieses Buch, das ebenfalls ganz und gar nicht gewöhnlich ist. Auch wenn der Ablauf ziemlich an „Und täglich grüßt das Murmeltier“ erinnert, so haben die Geschichten doch recht wenig gemein. Denn hier geht es nicht darum, die große Liebe zu finden, sondern darum, ein Menschenleben zu retten.

Die Geschichte hat mich sehr berührt, vor allem, weil sie mich sehr an meine eigene Schulzeit erinnert hat. Auch bei uns gab es, wie wohl an jeder Schule, die „Coolen“, von allen bewundert und beneidet, und die „Looser“, die täglich Opfer von fiesen Sprüchen, Beleidigungen und Hetzkampagnen wurden. Wohl jeder Jahrgang hat seine Sams, Lindsays und Juliets, und ich glaube, den meisten ist gar nicht bewusst, was Sprüche, fiese Briefchen und Missachtung so alles anrichten können. Lauren Oliver führt einem die möglichen Konsequenzen vor Augen – und diese sind keinesfalls abwegig. Die Geschichte ist sehr realistisch, und daher umso erschreckender.

Protagonistin Sam macht im Laufe der Zeit eine beeindruckende Wendung durch. Man merkt zwar von Anfang an, dass hinter der oberflächlichen, auf Äußerlichkeiten und Coolness bedachten Fassade noch ein anderer Mensch steckt, aber nichtsdestotrotz ist sie zu Beginn der Geschichte ein arrogantes Miststück, dass anderen Leid zufügt, um sein eigenes Ego zu stärken. Doch diese Fassade bröckelt nach dem Unfall von Tag zu Tag mehr, und herauskommt eine Sam zum Gernhaben, von der man sich am Ende der Geschichte nur schwer trennen kann…

Dass dieses tolle Buch von Anna Thalbach gelesen wird, stellt in meinen Augen einen kleinen Minuspunkt dar. Ich finde ihre Art zu sprechen SEHR gewöhnungsbedürftig. Sie redet oft zu schnell, beton komisch, zieht Sätze zusammen, die nicht zusammen gehören… Ihre etwas quäkige Stimme ging mir besonders zu Beginn des Hörbuchs auf die Nerven und manchmal grenzt ihre Art zu lesen schon beinahe an Albernheit. Ich habe mich im Laufe der Geschichte daran gewöhnt und hatte manchmal sogar ein bisschen das Gefühl, Sam persönlich beim Erzählen zuzuhören, aber meine Lieblingssprecherin wird Anna Thalbach definitiv nicht.

Bis auf diesen kleinen Kritikpunkt hat mir das Hörbuch „Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“ aber sehr gut gefallen. Es regt zum Nachdenken an und dazu, sich mal mit sich selber und dem Umgang mit seinen Mitmenschen auseinanderzusetzen. Für ein paar weniger „Looser“ und mehr „Coole“ auf der Welt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.