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Benutzername: 
dorli
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Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 16.07.2019
Die Maske der Gewalt
Wind, Jennifer B.

Die Maske der Gewalt


ausgezeichnet

Jennifer B. Wind beginnt den ersten Band ihrer neuen Thrillerserie mit einem Prolog, der traurig und wütend macht – ein schwer verletzter Junge muss mitansehen, wie seine Mutter von einem Freier getötet wird.

Zeitsprung. Nach den schrecklichen Erlebnissen ist Richard als Pflegekind in einer Zirkusfamilie aufgewachsen und hat seine Bestimmung gefunden. Als geheimnisvoller Mister Domino begeistert er auch heute noch ab und an die Fans; um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitet Richard allerdings als Abteilungsinspektor beim LKA Wien.

Richard ist wieder einmal in München und hilft im Zirkus seiner Ziehschwester Sarah aus, als ihn ein Anruf nach Wien zurückbeordert – ein neuer Mordfall erfordert dringend seine Anwesenheit. Gerichtspsychiaterin Theres Lend hat aus der Zeitung von dem Mordfall erfahren und glaubt zu wissen, wer der Mörder ist. Diese Vermutung will sie Richard mitteilen, doch der hat plötzlich ganz andere Sorgen: Während seiner Ermittlungen in Wien hat er ein Video erhalten, dass seine gefesselte, verletzte Schwester zeigt – Sarah wurde entführt! Richard alarmiert einen Kollegen in München und eilt dann aus Sorge um Sarah und ihre Familie zurück nach Deutschland…

Jennifer B. Wind versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser ruckzuck in den Bann ihres Thrillers zu ziehen. Neben dem fesselnden Schreibstil hat mir der vielschichtige Handlungsaufbau besonders gut gefallen. Mehrere Handlungsstränge, unterschiedliche Schauplätze und häufige Perspektivewechsel sorgen für ein lebhaftes und abwechslungsreiches Geschehen. Zusätzlich zur Ermittlungsarbeit gibt es mehrere Intermezzi, in denen der Täter zu Wort kommt und auch die entführte Sarah berichtet in einigen Abschnitten, was sie erdulden muss. Außerdem werden die persönlichen Hintergründe der Akteure beleuchtet und es gibt ein paar Rückblenden, die dem Leser Einblick in Richards Vergangenheit gewähren.

Die Kriminalfälle sind sehr spannend. Themen wie Computerspielsucht, häusliche Gewalt und Drogenmissbrauch spielen darin eine Rolle. Die Morde in Wien und Sarahs Entführung in München werfen im Handlungsverlauf immer neue Fragen auf, die nicht nur reichlich Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über Motive, mögliche Zusammenhänge und die Identität der Täter bieten, sondern zudem dafür sorgen, dass die Sogwirkung der Geschichte bis zur letzten Seite nicht abreißt.

Obwohl die aktuellen Fälle am Ende des Buches gelöst sind, gibt es einige Hinweise, die die Spekulation anheizen, dass es im Hintergrund doch noch ein paar lose Fäden gibt. Außerdem hat Richard sein Ziel, den Mörder seiner Mutter zu finden, noch nicht erreicht. Zwei Aspekte, die mich mit Spannung die weiteren Bände der Richard-Schwarz-Serie erwarten lassen.

„Die Maske der Gewalt“ hat mir sehr gut gefallen - ein Thriller, der mit interessanten Charakteren und einer fesselnden Handlung zu überzeugen weiß.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.07.2019
Zwei Handvoll Leben
Fuchs, Katharina

Zwei Handvoll Leben


ausgezeichnet

In ihrem Roman „Zwei Handvoll Leben“ erzählt Katharina Fuchs aus den Leben ihrer Großmütter Anna Tannenberg und Charlotte Feltin, beide geboren im Oktober 1899. Anna und Charlotte wachsen in ganz unterschiedlichen Verhältnissen auf - Anna mit fünf Geschwistern in einem ärmlichen Haushalt inmitten des Spreewalds; Charlotte als einziges Kind eines Gutbesitzers auf einem Gut in der Nähe von Chemnitz.

Schon nach wenigen Seiten zeigt sich, dass Katharina Fuchs nicht nur intensiv in ihrer Familiengeschichte recherchiert hat, sondern auch in der Lage ist, ihr gesammeltes Wissen mitreißend an den Leser weiterzugeben. Die Autorin schildert die Erlebnisse ihrer beiden Protagonistinnen so echt und wie aus dem Leben gegriffen, dass ich beim Lesen oft die Stimmen meiner eigenen Großmütter im Ohr hatte, die damals zwar andere, aber doch irgendwie ähnliche Dinge erlebt haben.

Im stetigen Wechsel begleitet man Anna und Charlotte zu den wichtigen Stationen in ihrem Leben und erfährt in den zahlreichen Episoden, wie sie ihren Alltag meistern. Anna, die zunächst eine Schneiderlehre macht und dann in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten das große Glück hat, eine Stelle als Verkäuferin im Berliner Kaufhaus KaDeWe zu ergattern; und Charlotte, die sich darauf vorbereitet, einmal das väterliche Gut zu übernehmen und in die Leipziger Gesellschaft eingeführt wird. Unzählige Details sorgen nicht nur für Authentizität, sondern vor allen Dingen für eine lebhafte Handlung und lassen damit ein sehr vielschichtiges Bild der damaligen Zeit vor den Augen des Lesers entstehen.

Im Verlauf der Handlung erfährt man, wie die beiden Frauen Weltkriege, Wirtschaftskrise und Inflation überstanden haben. Was sie erreicht haben. Welche Fehler sie gemacht haben. Welches Leid sie erdulden mussten. Wie sie mit Veränderungen umgegangen und an Herausforderungen gewachsen sind. Und wie sie ihre große Liebe verloren und dennoch ihr persönliches Glück gefunden haben.

Anna und Charlotte begegnen sich am Ende des Buches im Nachkriegs-Berlin anlässlich der Hochzeit ihrer Kinder zum ersten Mal – zwei ungleiche Frauen, die so viel Unterschiedliches erlebt haben und doch durch ein ähnliches Schicksal miteinander verbunden sind.

„Zwei Handvoll Leben“ hat mich durchweg begeistert. Es war interessant und mitreißend, Anna und Charlotte kennenzulernen, sie auf ihren Wegen durch eine ereignisreiche, aufwühlende Zeit zu begleiten und Kummer und Furcht, aber auch Glück und Freude mit ihnen zu teilen.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.06.2019
Die Zarin und der Philosoph / Sankt-Petersburg-Roman Bd.2
Sahler, Martina

Die Zarin und der Philosoph / Sankt-Petersburg-Roman Bd.2


sehr gut

In ihrem historischen Roman „Die Zarin und der Philosoph“ nimmt Martina Sahler den Leser mit auf eine spannende Reise in das 18. Jahrhundert nach St. Petersburg und erzählt aus dem Leben von Katharina der Großen.

Für diesen zweiten Teil ihrer St. Petersburg-Reihe - der auch ohne Kenntnis des ersten Bandes bestens verständlich ist - hat Martina Sahler die historischen Ereignisse zwischen 1762 und dem Jahr 1775 mit einer spannenden fiktiven Geschichte verknüpft und ein vielschichtiges und glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit gezeichnet. Die ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze und die detaillierten Schilderungen der Ereignisse haben mich eine Welt aus Lug und Trug, Intrigen und Verrat aber auch aus Liebe und Leidenschaft miterleben lassen.

Katharina II. ist eine intelligente, temperamentvolle Frau, die sich nach einem Staatsstreich im Juli 1762 zur Zarin ausrufen lässt. Sie will ihrem Land eine neue Struktur geben und das Reich nach Westen öffnen. Ihr fortschrittliches Denken setzt sie allerdings nicht in allen Bereichen konsequent um, die Leibeigenschaft bleibt Bestandteil der gesellschaftlichen Ordnung. Widerstand und Rebellion lassen nicht lange auf sich warten…

Der Philosoph Stephan Mervier reist gemeinsam mit seiner Frau Johanna im Auftrag Friedrich des Großen nach St. Petersburg. Er soll Katharinas Vertrauen gewinnen und dem preußischen König über ihre Pläne und Vorhaben berichten. In St. Petersburg lernt Stephan den Journalisten Lorenz Hermann kennen und lässt sich von dessen Absicht, für die Freiheit und Selbstbestimmung aller Menschen zu kämpfen, mitreißen…

Martina Sahler hat einen angenehm flott zu lesenden Schreibstil und erzählt sehr anschaulich von Katharinas Art zu leben und zu herrschen. Das St. Petersburg des 18. Jahrhunderts wird facettenreich und farbenprächtig dargestellt - alles, was die Menschen damals beschäftigt und bewegt hat, findet man in der Handlung wieder. Alltag, Politik und gesellschaftliche Gepflogenheiten fließen genauso in die Handlung ein, wie die Privilegien des Adels und das Elend der Armen.

„Die Zarin und der Philosoph“ hat mir sehr gut gefallen - eine spannende, mit vielen historischen Fakten verwobene Geschichte. Es war interessant, das vielfältige Miteinander und Gegeneinander der Akteure zu beobachten und damit einen Einblick in die Historie Russlands zu bekommen.

Bewertung vom 13.06.2019
Die Alpen sehen und sterben
Archan, Isabella

Die Alpen sehen und sterben


ausgezeichnet

Maria „Mitzi“ Schlager macht ein paar Tage Urlaub in Kufstein. Während eines nächtlichen Spaziergangs wird sie Zeugin eines Mordes – ein Mann wird über ein Brückengeländer in den Inn geworfen. Der Täter bemerkt Mitzi und verschwindet. Doch schon am nächsten Tag begegnen die beiden sich wieder…

„Die Alpen sehen und sterben“ ist ein Kriminalroman der besonderen Art, denn der Mörder wird dem Leser bereits auf den ersten Seiten vorgestellt. Über Täter und Motiv miträtseln und mitgrübeln - ein Detail, das mir bei Krimis eigentlich sehr wichtig ist - fällt hier also weg. Dennoch hat mich MörderMitzis erster Fall durchweg gefesselt. Grund dafür war zum einen die ungewöhnliche Hauptfigur und zum anderen das eigentümliche Zusammenspiel der Akteure.

Mitzi ist seit einem tragischen Ereignis in ihrer Kindheit traumatisiert und wirkt auf den ersten Blick naiv und verträumt. Wenn sie etwas erzählt, schweift sie oft ab und vermischt Realität und Fantasie. Mit ihrer Andersartigkeit hat sie nicht nur mich schnell in ihren Bann gezogen, auch der Auftragskiller Sam ist von ihrer Erscheinung hingerissen. Nach ihrer ersten Begegnung auf der Brücke provoziert er weitere Treffen und schon bald entwickelt sich zwischen den beiden eine seltsame Vertrautheit. Mitzi fühlt sich mehr und mehr zu Sam hingezogen, sie ist fasziniert von dem Mann, hat aber gleichzeitig Angst vor ihm und ist entsetzt, wie kaltblütig er seine Aufträge ausführt.

Während die ehrgeizige Agnes Kirschnagel von der Polizeiinspektion Kufstein und der vorübergehend dienstuntauglich geschriebene Frankfurter Hauptkommissar Heinz Baldur versuchen, den Mörder zur Strecke zu bringen, begreift Mitzi, dass Sam ein Serientäter ist und gestoppt werden muss. Dennoch kann sie sich nicht dazu durchringen, den polizeilichen Ermittlern den entscheidenden Hinweis zu geben. Ihre Gefühle fahren immer schneller Achterbahn – um die rasante Fahrt zu stoppen, entschließt sie sich zu einer dramatischen Aktion…

„Die Alpen sehen und sterben“ hat mir sehr gut gefallen – ein spannender, tiefgründiger Krimi, der mit einer originellen Protagonistin und einer guten Prise Humor punkten kann.

Bewertung vom 11.06.2019
Voll aufs Maul
Göttler, Florian

Voll aufs Maul


ausgezeichnet

In seinem Erstlingswerk „Voll aufs Maul“ schickt Florian Göttler den Jung-Literaten Paul Schmerz hinaus in die weite Welt – Geschichtenerzähler Paul geht auf Lesereise und macht u. a. halt in Zwickau, Greifswald, Paderborn und Tuttlingen und hat mit seinen Texten tatsächlich so etwas wie Erfolg. Neue Geschichten müssen her und auf der Suche nach Inspiration urlaubt Paul in Ägypten, reist nach Thailand und verbringt einige Zeit im indischen Goa. Göttler hat dabei wenig Mitleid mit seinem Protagonisten und lässt Paul von einer vertrackten Situation in die nächste stolpern…

Florian Göttler wartet in diesem Büchlein mit allerlei skurrilen Kurzgeschichten auf, die er in eine unterhaltsame Rahmenhandlung eingebettet hat. Die ganz unterschiedlichen Episoden lassen den Leser immer wieder Schmunzeln, ab und an den Kopf schütteln und manchmal auch nachdenklich werden, denn hinter derben Sprüchen, kuriosen Begebenheiten und reichlich Situationskomik versteckt sich eine große Portion Gesellschaftskritik.

Es hat Spaß gemacht, Paul auf seinen Reisen zu begleiten und die vielfältigen Erlebnisse und Erfahrungen mit ihm zu teilen – also, auf zu neuen Abenteuern Paul Schmerz! Auf nach Brooklyn! Es gibt sicherlich noch viele schräge Geschichten, die erzählt werden wollen.

Bewertung vom 11.06.2019
Das Handelshaus
Meyer, Axel S.

Das Handelshaus


ausgezeichnet

In seinem historischen Roman „Das Handelshaus“ entführt Axel S. Meyer den Leser in die 1560er Jahre und erzählt die Geschichte vom Untergang des Handelshauses der Familie Loytz – eine im 15. und 16. Jahrhundert in Stettin ansässige Kaufmannsfamilie, deren Mitglieder es mit dem Herings-, Getreide- und Salzhandel und ihren Bankgeschäften zu großem Reichtum gebracht hatten und zeitweise sogar als „Fugger des Nordens“ bezeichnet wurden. Axel S. Meyer hat die historischen Ereignisse der Region und die Fakten, die über das Leben der Loytz bekannt sind, mit einer spannenden fiktiven Handlung verknüpft und diesen Roman damit zu einer interessanten, kurzweiligen Zeitreise werden lassen.

Axel S. Meyer hat einen flüssig zu lesenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann seiner Geschichte zu ziehen. Schon nach wenigen Seiten war ich mittendrin in einem Gerangel um Geld und Macht und habe gespannt das umtriebige Geschehen verfolgt.

Während Michael Loytz als ältester dreier Brüder nach dem Tod des Familienpatriarchen die Leitung des Handelshauses übernommen hat, hat Stephan einige Jahre in Italien studiert und strebt jetzt eine Beteiligung im Familienunternehmen an. Simon hat die tragischen Umstände rund um den Tod seines Vaters nie verarbeiten können und ist dem Alkohol verfallen. Zwischen Michael und Stephan kommt es zu einigen Zwistigkeiten – neben dem Kampf um die Führung des Handelshauses und dem Umgang mit Simons Schicksal entzweit auch die Liebe zu der Kaufmannstochter Leni die beiden Brüder.

Die Akteure wirken allesamt echt und glaubwürdig, sie haben Ausstrahlung, zeigen Emotionen und handeln entsprechend ihren Eigenarten. Besonders gut gefallen hat mir das Zusammenspiel von fiktiven und historischen Figuren. Das Leben und Wirken der historischen Persönlichkeiten wird einleuchtend mit der Romanhandlung verwoben, so dass ein sehr authentisches Bild der damaligen Zeit entsteht. Vor allem der für seine verschwenderische Hofhaltung bekannte Kurfürst Joachim II. von Brandenburg agiert überzeugend und bereichert mit seinen Machenschaften die Szenerie.

„Das Handelshaus“ hat mir sehr gut gefallen. Die lebendig erzählte Geschichte rund um den Niedergang einer Kaufmannsdynastie hat mir nicht nur kurzweilige Lesestunden beschert, sondern mir auch interessante Einblicke in ein Stückchen nordeuropäischer Historie ermöglicht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.05.2019
Rache am Ammersee / Carola Witt Bd.2
Persson, Inga

Rache am Ammersee / Carola Witt Bd.2


weniger gut

Dießen am Ammersee. Carola Witt – Mitarbeiterin im Wahlkreisbüro des Bundestagsabgeordneten Johannes Ludwig - hat eine im Gasthaus Sailerwirt stattfindende Bürgerversammlung organisiert. Grund der Veranstaltung ist der Neubau einer Gastronomie in Seenähe. Wer Pächter der neuen Wirtschaft wird, soll durch einen Wettbewerb entschieden werden. Die während der Zusammenkunft aufbrandende Diskussion über diese Neuigkeit findet ein jähes Ende, als bekannt wird, dass das Gemeinderatsmitglied Ruprecht Prestel mit seinem Gleitschirm abgestürzt ist…

„Rache am Ammersee“ ist bereits der zweite Fall für die aus Schleswig-Holstein stammende Carola Witt - dieser Krimi ist aber auch ohne Kenntnis des vorherigen Bandes verständlich.

Inga Persson hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und wartet mit einer großen Portion Lokalkolorit auf. Neben intensiven Landschaftsbeschreibungen steht vor allen Dingen die lokale Politik im Mittelpunkt des Geschehens, denn das geplante Gastronomieprojekt schlägt hohe Wellen und sorgt für reichlich Unmut in der Bevölkerung.

Die eigentliche Krimihandlung will allerdings nicht in Schwung kommen. Dabei ist der Start noch recht vielversprechend, denn man ist als Leser dabei, als der Täter seinen mörderischen Plan umsetzt und Ruprecht Pretzel auf raffinierte Art und Weise den Garaus macht. Danach gibt es jedoch keine wirklichen Höhen und Tiefen mehr, keine Überraschungen oder unvorhersehbaren Wendungen und irgendwie auch keine Ermittlungen, da der stets übellaunige Kommissar Meisinger und sein Kollege Pollinger fast bis zum Schluss von einem tragischen Unglück ausgehen und Carola, die laut Klappentext das kriminalistische Tun des Mörders aufdecken will, meist mit anderen Dingen beschäftigt ist. Zu allem Überfluss ist dann auch die Identität des Mörders am Ende keine Überraschung mehr, da man sich schon früh zusammenreimen kann, wer hier der Bösewicht ist.

„Rache am Ammersee“ konnte meine Erwartungen nicht erfüllen. Zuviel Drumherum drängt das Krimigeschehen in den Hintergrund, so dass einfach keine Spannung aufkommen will.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.05.2019
Am Ende nur ein kalter Hauch
Avanzini, Lena

Am Ende nur ein kalter Hauch


ausgezeichnet

Carla Bukowski, Gruppeninspektorin beim LKA Wien, steckt mitten in einem Mordfall mit einer Leiche, die dem Aussehen nach ihre Doppelgängerin hätte sein können, als sie die Nachricht vom Tod ihrer geliebten Großmutter Rosalba erhält. Auch wenn Carla eigentlich nicht der Sinn nach einem Zusammentreffen mit ihrer leidigen Verwandtschaft steht, fährt die Ermittlerin unverzüglich in ihr Heimatdorf Prumbach. Als sie sich zwei Tage später auf dem Rückweg nach Wien befindet, erreicht sie ein Anruf ihres Bruders Sebastian – er bittet Carla um Hilfe, denn sein 20-jähriger Sohn Daniel wurde entführt…

„Am Ende nur ein kalter Hauch“ ist bereits der dritte Fall für Carla Bukowski - dieser Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände bestens verständlich.

Lena Avanzini versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann ihres Kriminalromans zu ziehen. Schnell ist man mittendrin im Geschehen und erlebt nicht nur Carlas Ermittlungen hautnah mit, sondern erfährt zudem in mehreren Rückblenden einiges aus ihrer Vergangenheit - dramatische Ereignisse, die während ihrer Teenagerzeit stattgefunden haben und die in dem aktuellen Fall eine nicht unerhebliche Rolle spielen.

Falsche Fährten, mehrere Verdächtige sowie immer neue Hinweise, Indizien und Ereignisse halten das Geschehen lebendig und haben mir genauso wie die zahlreichen im Handlungsverlauf auftauchenden Fragen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über Motiv und Identität des Täters gegeben. Überraschungen und Wendungen sorgen zudem dafür, dass die Sogwirkung des Krimis bis zur letzten Seite nicht abreißt.

„Am Ende nur ein kalter Hauch“ hat mir sehr gut gefallen – ein kurzweiliger Krimi, der neben einer fesselnden Handlung ganz besonders mit einer eigenwilligen Ermittlerin punkten kann.

Bewertung vom 15.05.2019
Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem / Golden Cage Bd.1
Läckberg, Camilla

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem / Golden Cage Bd.1


gut

Stockholm. Faye und Jack lernen sich 2001 während ihrer Studienzeit an der Handelshochschule kennen und lieben. Die beiden bauen gemeinsam ein Unternehmen auf, sind damit äußerst erfolgreich und führen ein luxuriöses Leben. Nach der Geburt ihrer Tochter Julienne redet Jack Faye ein, dass es für alle am besten wäre, wenn sie der Familie zuliebe das Unternehmen verlassen würde. Zur Hausfrau degradiert, besteht Fayes Alltag nur noch aus langweiligen Treffen mit anderen Frauen aus der Oberschicht und dem fieberhaften Bemühen, Jack weiterhin zu gefallen…

Camilla Läckberg verwendet viel Zeit darauf, den Leser mit Faye und ihrem Umfeld vertraut zu machen. Sowohl Fayes derzeitiges Leben inmitten der nur auf Äußerlichkeiten bedachten High Society wie auch ihre Ziele und Träume, die sie als junge Frau hatte, als sie – mit einem dunklen Geheimnis im Gepäck – nach Stockholm gekommen ist, werden ausführlich geschildert.

Mehrere Rückblicke in das Jahr 2001 zeigen Faye als eine Frau, die stark ist. Die sich weder ausnutzen noch schikanieren lässt. Die einen unerschütterlichen Ehrgeiz an den Tag legt und die, wenn sie es für notwendig hält, auch kaltblütig agiert. Da will das Bild der verheirateten Faye, die sich zunehmend selbst verliert und Jacks wachsende Verachtung und seine Demütigungen nicht wahrnimmt bzw. einfach hinnimmt, so gar nicht passen. Zumindest fällt es schwer, ihre Wandlung nachzuvollziehen und ich habe mich gefragt, warum eine so intelligente, zielstrebige Frau sich derart von ihrem Mann unterbuttern lässt. Als Faye Jack in flagranti mit einer jüngeren Frau erwischt, erwacht ihr Kampfgeist plötzlich zu neuem Leben und sie schmiedet einen Racheplan… der Camilla Läckberg leider in Art, Umfang und Durchführung genauso unglaubwürdig geraten ist, wie die gegensätzliche Verhaltensweise ihrer Protagonistin.

Ich mag den Schreibstil von Camilla Läckberg sehr und war bisher immer begeistert von ihren Fjällbacka-Krimis, aber mit „Golden Cage“ hat mich die Autorin nicht überzeugen können. Kurzbeschreibung und Leseprobe hatten mich eine fesselnde, mitreißende Geschichte erwarten lassen, doch dort, wo ich das Besondere erwartet habe, habe ich nur Durchschnitt und unglaubwürdige Handlung bekommen und bin entsprechend ein wenig enttäuscht (2,5/5).