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Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 883 Bewertungen
Bewertung vom 30.07.2019
Sterbenstörtchen
Ferchländer, Beate

Sterbenstörtchen


ausgezeichnet

Ein kleiner Ort in Österreich nahe der tschechischen Grenze. Hier führt Hanna Stadler seit vielen Jahren die einträgliche Gastwirtschaft der Familie und hofft, dass ihre schwer kranke Mutter ihr den Betrieb in Kürze überschreiben wird. Doch weit gefehlt - die 80-jährige Dolores hat anderes im Sinn. Sie informiert ihre Töchter Hanna, Gerda und Paula über eine besondere Klausel in ihrem Testament, die besagt, dass nur die Tochter erbt, die ihren nichtsnutzigen Ehemann vor Dolores Ableben loswird. Egal wie.

Nach dieser überraschenden Verkündung beraten die Schwestern über ihr weiteres Vorgehen, denn so ganz Unrecht hat Dolores mit ihren Behauptungen über ihre Schwiegersöhne nicht. Willi ist ein wilder Schürzenjäger, Reinhold ein weltentrückter Alt-Hippie und Alex ein arroganter Schläger. Da für langwierige Scheidungen die Zeit fehlt, muss eine schnellere Lösung her: Gattenmord. Im betrunkenen Zustand klügeln die Schwestern scherzhaft einen Plan aus – und schon kurze Zeit später ist der erste Taugenichts tot…

Beate Ferchländer versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann dieses schwarzhumorigen Krimis zu ziehen. Ein mörderisches Familiendrama, das einmal begonnen, nicht mehr zu stoppen ist.

Die Geschichte wird aus Sicht der mittleren Schwester Hanna erzählt. Schnell ist man mittendrin im Geschehen und erfährt nach und nach von den rücksichtslosen Aktivitäten der Ehemänner und dem bisher tatenlosen Erdulden der Bosheiten durch die Schwestern. Als Leser neigt man zur Schadenfreude, als ein Nichtsnutz nach dem anderen sein Leben lassen muss, denn Dolores hatte Recht, die Kerle sind die reinste Plage. Wer allerdings für die plötzlichen Todesfälle verantwortlich ist, ist nicht so offensichtlich, wie man auf den ersten Blick vermuten mag, auch wenn der engstirnige Chefinspektor Hartinger die Schwestern natürlich fest im Visier hat.

Auch die locker in die Handlung eingeflochtenen alten Briefe von Frieda S., einer zur lieben Freundin gewordenen Kurbekanntschaft von Dolores, haben mich immer wieder schmunzeln lassen. Frieda versorgt Dolores nicht nur mit leckeren Rezepten, sondern erklärt auch ganz nebenbei, wie sie die Männer in ihrem Umfeld „pflegt“.

Jeder der zahlreichen Akteure bekommt schnell ein Gesicht und bringt mit seinen Eigenarten, Besonderheiten und Macken eine Menge Schwung in die Handlung, so dass bis zum dramatischen Finale für beste Unterhaltung gesorgt ist. Am Ende offenbaren sich mehr Lügen und Geheimnisse, als allen Beteiligten lieb ist, aber man ist nach den jüngsten Ereignissen als Familie zusammengewachsen und erträgt diese Unwuchten des Lebens gemeinsam.

„Sterbenstörtchen“ hat mir sehr gut gefallen – ein herrlich schwarzhumoriges Lesevergnügen.

Bewertung vom 30.07.2019
Nordlicht - Die Tote am Strand / Boisen & Nyborg Bd.1
Hinrichs, Anette

Nordlicht - Die Tote am Strand / Boisen & Nyborg Bd.1


ausgezeichnet

Am Strand des direkt am Nordufer der Flensburger Förde gelegen kleinen dänischen Küstenortes Kollund wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Schnell steht fest, dass es sich bei der Toten um die seit 12 Jahren vermisste Liva Jørgensen handelt. Vibeke Boisen von der Flensburger Mordkommission und ihr dänischer Kollege Rasmus Nyborg nehmen die Ermittlungen in diesem rätselhaften Mordfall auf…

„Nordlicht - Die Tote am Strand“ ist der erste Fall für das deutsch-dänische Ermittlerduo. Mit Vibeke und Rasmus schickt Anette Hinrichs zwei ausgesprochen unterschiedliche Ermittler ins Rennen. Während Vibeke alle Regeln aus dem Effeff beherrscht und immer auf eine korrekte Arbeitsweise achtet, bevorzugt Rasmus unkonventionelle Ermittlungsmethoden. Da beide mit ihrer jeweiligen Art bisher sehr erfolgreich waren, gestaltet sich die grenzübergreifende Zusammenarbeit anfangs ein wenig schwierig, aber das legt sich nach und nach.

Vibeke und Rasmus haben auch in ihren privaten Bereichen mit einigen Dämonen zu kämpfen. Es hat mir sehr gut gefallen, dass auch die persönlichen Angelegenheiten der Ermittler eine Rolle spielen, weil dies die Akteure interessanter macht. Das Drumherum bereichert den Krimi, erdrückt ihn aber nicht, die Ermittlungsarbeit bleibt stets im Vordergrund.

Der Fall selbst ist knifflig. Immer neue Fakten und Hinweise rund um Liva Jørgensens Vergangenheit und ihr jahrelanges Leben unter falschem Namen in Deutschland halten das Geschehen lebendig und haben mir viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über Motiv, Hintergründe und Identität des Täters gegeben.

Anette Hinrichs überzeugt auch mit einer großen Portion Lokalkolorit. Dank der detailreichen Beschreibungen konnte ich mir die Schauplätze sowohl in Dänemark wie auch in Deutschland sehr gut vorstellen.

„Nordlicht - Die Tote am Strand“ hat mir sehr gut gefallen - ein Krimi, der mit interessanten Charakteren und einer fesselnden Handlung punkten kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.07.2019
Zeit aus Glas / Das Schicksal einer Familie Bd.2
Renk, Ulrike

Zeit aus Glas / Das Schicksal einer Familie Bd.2


ausgezeichnet

In ihrer auf wahren Begebenheiten beruhenden Seidenstadt-Saga erzählt Ulrike Renk von den dramatischen Erlebnissen der jüdischen Familie Meyer während der NS-Zeit.

„Zeit aus Glas“ ist der zweite Band der Saga und knüpft direkt an die Geschehnisse des ersten Teils an. Ich halte es für ratsam, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da man so das Leben und das Schicksal der Meyers besser nachempfinden kann.

Ruth ist mittlerweile 17 Jahre alt und das Leben, wie sie es gekannt hat, zerbricht immer mehr. Nach der Reichspogromnacht im November 1938 haben die Meyers ihr Zuhause verloren. Die Anfeindungen und Diskriminierungen gegenüber Juden werden mit jedem Tag massiver. Als die Lage sich für die Meyers bedrohlich zuspitzt, beschließt Ruth, sich für eine Stelle als Haushaltshilfe in England zu bewerben…

Ulrike Renk schildert in diesem Band sehr ausführlich, wie sich das Leben der Meyers nach dem Verlust ihres Hauses verändert. Wie sehr die vielen Einschränkungen alle belasten. Wie Angst und Verzweiflung immer größer werden und die Hoffnung schwindet, dass sich doch noch alles zum Guten wendet. Wie Ruth ihre Emotionen beiseite schiebt und sich bemüht, mit alltäglicher Routine in der Spur zu bleiben und gleichzeitig nach einem Ausweg für ihre Familie sucht. Wie ihre Mutter unter der Last der Ereignisse zusammenbricht und ihr Vater zumindest Teile des ehemaligen Vermögens zu retten versucht. Mir hat die detaillierte Darstellung der Geschehnisse sehr gut gefallen, weil dadurch deutlich wird, was die Menschen in dieser schrecklichen Zeit durchmachen mussten und wie die wachsende Bedrohung den Einzelnen innerhalb weniger Monate verändert hat.

Auch der zweite Band der Seidenstadt-Saga hat mir sehr gut gefallen - eine mitreißende Mischung aus realer Lebensgeschichte und fiktiver Handlung, die anschaulich und eindringlich erzählt wird und den Leser intensiv an dem Schicksal einer jüdischen Familie teilhaben lässt.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.07.2019
Küstenstill / Kommissare Hardy Finkel und Greta Silber Bd.1
Haller, Elias

Küstenstill / Kommissare Hardy Finkel und Greta Silber Bd.1


ausgezeichnet

Greifswald/Anklam. KHK Hardy Finkel ist nach 20 Jahren beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden in seine Heimat zurückgekehrt. Der Start auf seinem neuen Posten bei der Kriminalpolizeiinspektion Anklam wird ihm allerdings nicht gerade leicht gemacht – nicht nur, dass die neuen Kollegen ihm als ehemaligen BKA-Mann äußerst skeptisch gegenüberstehen und seine Vorgesetzte eine Mail erhalten hat, die Hardy in einem schlechten Licht erscheinen lässt, er wird auch direkt in seinen ersten Mordfall katapultiert. Und der hat es in sich: Zwei furchtbar zugerichtete Frauenleichen geben Hardy und seiner Partnerin Greta Silber Rätsel auf. Damit nicht genug, während der Ermittlungen wird immer offensichtlicher, dass Hardys Vergangenheit in diesem Fall eine nicht unerhebliche Rolle zu spielen scheint…

Was für ein raffiniert gestrickter Thriller! Elias Haller wartet in „Küstenstill“ mit einem Kriminalfall auf, der von Anfang an fesselnd ist und Seite um Seite immer dramatischer wird. Die Ermittler sammeln Hinweise und decken Puzzleteile auf, kommen dem Täter aber dennoch keinen Schritt näher - im Gegenteil, jede weitere Spur scheint den ganzen Fall noch verworrener zu machen.

Geschickt lenkt der Autor den Blick des Lesers in unterschiedliche Richtungen – falsche Fährten, viele Verdächtige, überraschende Wendungen sowie immer neue Anhaltspunkte und Ereignisse halten das Geschehen lebendig und haben mir genauso wie die zahlreichen im Handlungsverlauf auftauchenden Fragen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über Motiv, Hintergründe und Identität des Täters gegeben.

„Küstenstill“ hat mich durchweg begeistert – ein temporeicher, gut durchdachter Thriller, der mit einer fesselnden Handlung und ausdrucksstarken Figuren punkten kann und mich von der ersten bis zur letzen Seite fest im Griff gehabt hat.

Bewertung vom 24.07.2019
Manche mögen's tot / Konny und Kriemhild Bd.3
Kruse, Tatjana

Manche mögen's tot / Konny und Kriemhild Bd.3


ausgezeichnet

In der Krimikomödie „Manche mögen's tot“ - dem dritten Fall für die ungleichen 60plus-Zwillingsschwestern Konny und Kriemhild - erwartet den Leser neben turbulenten Mordermittlungen wieder eine geballte Ladung Kruse-Humor.

Kriemhild verlässt im Morgengrauen die kleine Frühstückspension der Schwestern, um in der nahe gelegenen Schleifbachklinge nach Pilzen zu suchen. Plötzlich durchbrechen Schüsse und der Schrei einer Frau die morgendliche Stille. Neugierig schleicht Kriemhild in Richtung Lärmursprung und beobachtet, wie ein Mann sich bemüht, die Leiche einer Frau in den Kofferraum seiner Limousine zu bugsieren. Ein ungeschickter Tritt auf einen trockenen Zweig entlarvt die heimliche Beobachterin, weitere Schüsse krachen und strecken Kriemhild nieder…

Kriemhild überlebt dieses fiese Attentat nicht nur, sie hat auch erkannt, wer da am frühen Morgen sein Unwesen getrieben hat: Kurt Giesing, eine lokale Berühmtheit. Da die Polizei sich dem Fall nur zögerlich annimmt, beschließt Kriemhild, ihren Tod vorzutäuschen, um den Killer in Sicherheit zu wiegen, während sie auf eigene Faust Ermittlungen anstellt – und damit nimmt das Drama seinen Lauf…

Tatjana Kruse zeigt auch in diesem Schnüffelschwestern-Abenteuer wieder, dass sie ein Händchen für spaßige Krimiunterhaltung hat. Auch wenn der Kriminalfall nicht mit atemloser Höchstspannung daherkommt, sorgen eine riesige Portion Wortwitz und ganz viel Situationskomik für eine schwungvolle Handlung und lassen die chaotischen Mordermittlungen damit zu einem großartigen Lesevergnügen werden.

Der Clou in diesem Krimi sind ganz eindeutig die herrlichen und zum Teil recht skurrilen Figuren. Neben der hageren Kriemhild und der drallen Konny begegnet man nicht nur vielen alten Bekannten, sondern trifft auch auf ein paar Neuzugänge, die mit ihren Eigenarten und Macken die Welt der K & K-Schwestern bereichern: den patenten Concierge Lambert habe ich ebenso schnell ins Herz geschlossen wie das jüngste Mitglied der illustren Pensionsgästeschar– über den 5-jährigen Wilmer und seinen grenzenlosen Forscherdrang kann man sich prächtig amüsieren. Auch Graupapagei Chuck Norris und Nacktkater Amenhotep sind auch wieder mit von der Partie und tragen mit frechen Sprüchen bzw. eigensinnigen Gehabe ihren Teil zur Unterhaltung bei.

„Manche mögen's tot“ hat mich rundum begeistert – der einzigartige Kruse-Humor garantiert ein effektives Training der Lachmuskulatur.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.07.2019
Die Maske der Gewalt
Wind, Jennifer B.

Die Maske der Gewalt


ausgezeichnet

Jennifer B. Wind beginnt den ersten Band ihrer neuen Thrillerserie mit einem Prolog, der traurig und wütend macht – ein schwer verletzter Junge muss mitansehen, wie seine Mutter von einem Freier getötet wird.

Zeitsprung. Nach den schrecklichen Erlebnissen ist Richard als Pflegekind in einer Zirkusfamilie aufgewachsen und hat seine Bestimmung gefunden. Als geheimnisvoller Mister Domino begeistert er auch heute noch ab und an die Fans; um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitet Richard allerdings als Abteilungsinspektor beim LKA Wien.

Richard ist wieder einmal in München und hilft im Zirkus seiner Ziehschwester Sarah aus, als ihn ein Anruf nach Wien zurückbeordert – ein neuer Mordfall erfordert dringend seine Anwesenheit. Gerichtspsychiaterin Theres Lend hat aus der Zeitung von dem Mordfall erfahren und glaubt zu wissen, wer der Mörder ist. Diese Vermutung will sie Richard mitteilen, doch der hat plötzlich ganz andere Sorgen: Während seiner Ermittlungen in Wien hat er ein Video erhalten, dass seine gefesselte, verletzte Schwester zeigt – Sarah wurde entführt! Richard alarmiert einen Kollegen in München und eilt dann aus Sorge um Sarah und ihre Familie zurück nach Deutschland…

Jennifer B. Wind versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser ruckzuck in den Bann ihres Thrillers zu ziehen. Neben dem fesselnden Schreibstil hat mir der vielschichtige Handlungsaufbau besonders gut gefallen. Mehrere Handlungsstränge, unterschiedliche Schauplätze und häufige Perspektivewechsel sorgen für ein lebhaftes und abwechslungsreiches Geschehen. Zusätzlich zur Ermittlungsarbeit gibt es mehrere Intermezzi, in denen der Täter zu Wort kommt und auch die entführte Sarah berichtet in einigen Abschnitten, was sie erdulden muss. Außerdem werden die persönlichen Hintergründe der Akteure beleuchtet und es gibt ein paar Rückblenden, die dem Leser Einblick in Richards Vergangenheit gewähren.

Die Kriminalfälle sind sehr spannend. Themen wie Computerspielsucht, häusliche Gewalt und Drogenmissbrauch spielen darin eine Rolle. Die Morde in Wien und Sarahs Entführung in München werfen im Handlungsverlauf immer neue Fragen auf, die nicht nur reichlich Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über Motive, mögliche Zusammenhänge und die Identität der Täter bieten, sondern zudem dafür sorgen, dass die Sogwirkung der Geschichte bis zur letzten Seite nicht abreißt.

Obwohl die aktuellen Fälle am Ende des Buches gelöst sind, gibt es einige Hinweise, die die Spekulation anheizen, dass es im Hintergrund doch noch ein paar lose Fäden gibt. Außerdem hat Richard sein Ziel, den Mörder seiner Mutter zu finden, noch nicht erreicht. Zwei Aspekte, die mich mit Spannung die weiteren Bände der Richard-Schwarz-Serie erwarten lassen.

„Die Maske der Gewalt“ hat mir sehr gut gefallen - ein Thriller, der mit interessanten Charakteren und einer fesselnden Handlung zu überzeugen weiß.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.07.2019
Zwei Handvoll Leben
Fuchs, Katharina

Zwei Handvoll Leben


ausgezeichnet

In ihrem Roman „Zwei Handvoll Leben“ erzählt Katharina Fuchs aus den Leben ihrer Großmütter Anna Tannenberg und Charlotte Feltin, beide geboren im Oktober 1899. Anna und Charlotte wachsen in ganz unterschiedlichen Verhältnissen auf - Anna mit fünf Geschwistern in einem ärmlichen Haushalt inmitten des Spreewalds; Charlotte als einziges Kind eines Gutbesitzers auf einem Gut in der Nähe von Chemnitz.

Schon nach wenigen Seiten zeigt sich, dass Katharina Fuchs nicht nur intensiv in ihrer Familiengeschichte recherchiert hat, sondern auch in der Lage ist, ihr gesammeltes Wissen mitreißend an den Leser weiterzugeben. Die Autorin schildert die Erlebnisse ihrer beiden Protagonistinnen so echt und wie aus dem Leben gegriffen, dass ich beim Lesen oft die Stimmen meiner eigenen Großmütter im Ohr hatte, die damals zwar andere, aber doch irgendwie ähnliche Dinge erlebt haben.

Im stetigen Wechsel begleitet man Anna und Charlotte zu den wichtigen Stationen in ihrem Leben und erfährt in den zahlreichen Episoden, wie sie ihren Alltag meistern. Anna, die zunächst eine Schneiderlehre macht und dann in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten das große Glück hat, eine Stelle als Verkäuferin im Berliner Kaufhaus KaDeWe zu ergattern; und Charlotte, die sich darauf vorbereitet, einmal das väterliche Gut zu übernehmen und in die Leipziger Gesellschaft eingeführt wird. Unzählige Details sorgen nicht nur für Authentizität, sondern vor allen Dingen für eine lebhafte Handlung und lassen damit ein sehr vielschichtiges Bild der damaligen Zeit vor den Augen des Lesers entstehen.

Im Verlauf der Handlung erfährt man, wie die beiden Frauen Weltkriege, Wirtschaftskrise und Inflation überstanden haben. Was sie erreicht haben. Welche Fehler sie gemacht haben. Welches Leid sie erdulden mussten. Wie sie mit Veränderungen umgegangen und an Herausforderungen gewachsen sind. Und wie sie ihre große Liebe verloren und dennoch ihr persönliches Glück gefunden haben.

Anna und Charlotte begegnen sich am Ende des Buches im Nachkriegs-Berlin anlässlich der Hochzeit ihrer Kinder zum ersten Mal – zwei ungleiche Frauen, die so viel Unterschiedliches erlebt haben und doch durch ein ähnliches Schicksal miteinander verbunden sind.

„Zwei Handvoll Leben“ hat mich durchweg begeistert. Es war interessant und mitreißend, Anna und Charlotte kennenzulernen, sie auf ihren Wegen durch eine ereignisreiche, aufwühlende Zeit zu begleiten und Kummer und Furcht, aber auch Glück und Freude mit ihnen zu teilen.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.06.2019
Die Zarin und der Philosoph / Sankt-Petersburg-Roman Bd.2
Sahler, Martina

Die Zarin und der Philosoph / Sankt-Petersburg-Roman Bd.2


sehr gut

In ihrem historischen Roman „Die Zarin und der Philosoph“ nimmt Martina Sahler den Leser mit auf eine spannende Reise in das 18. Jahrhundert nach St. Petersburg und erzählt aus dem Leben von Katharina der Großen.

Für diesen zweiten Teil ihrer St. Petersburg-Reihe - der auch ohne Kenntnis des ersten Bandes bestens verständlich ist - hat Martina Sahler die historischen Ereignisse zwischen 1762 und dem Jahr 1775 mit einer spannenden fiktiven Geschichte verknüpft und ein vielschichtiges und glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit gezeichnet. Die ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze und die detaillierten Schilderungen der Ereignisse haben mich eine Welt aus Lug und Trug, Intrigen und Verrat aber auch aus Liebe und Leidenschaft miterleben lassen.

Katharina II. ist eine intelligente, temperamentvolle Frau, die sich nach einem Staatsstreich im Juli 1762 zur Zarin ausrufen lässt. Sie will ihrem Land eine neue Struktur geben und das Reich nach Westen öffnen. Ihr fortschrittliches Denken setzt sie allerdings nicht in allen Bereichen konsequent um, die Leibeigenschaft bleibt Bestandteil der gesellschaftlichen Ordnung. Widerstand und Rebellion lassen nicht lange auf sich warten…

Der Philosoph Stephan Mervier reist gemeinsam mit seiner Frau Johanna im Auftrag Friedrich des Großen nach St. Petersburg. Er soll Katharinas Vertrauen gewinnen und dem preußischen König über ihre Pläne und Vorhaben berichten. In St. Petersburg lernt Stephan den Journalisten Lorenz Hermann kennen und lässt sich von dessen Absicht, für die Freiheit und Selbstbestimmung aller Menschen zu kämpfen, mitreißen…

Martina Sahler hat einen angenehm flott zu lesenden Schreibstil und erzählt sehr anschaulich von Katharinas Art zu leben und zu herrschen. Das St. Petersburg des 18. Jahrhunderts wird facettenreich und farbenprächtig dargestellt - alles, was die Menschen damals beschäftigt und bewegt hat, findet man in der Handlung wieder. Alltag, Politik und gesellschaftliche Gepflogenheiten fließen genauso in die Handlung ein, wie die Privilegien des Adels und das Elend der Armen.

„Die Zarin und der Philosoph“ hat mir sehr gut gefallen - eine spannende, mit vielen historischen Fakten verwobene Geschichte. Es war interessant, das vielfältige Miteinander und Gegeneinander der Akteure zu beobachten und damit einen Einblick in die Historie Russlands zu bekommen.

Bewertung vom 13.06.2019
Die Alpen sehen und sterben
Archan, Isabella

Die Alpen sehen und sterben


ausgezeichnet

Maria „Mitzi“ Schlager macht ein paar Tage Urlaub in Kufstein. Während eines nächtlichen Spaziergangs wird sie Zeugin eines Mordes – ein Mann wird über ein Brückengeländer in den Inn geworfen. Der Täter bemerkt Mitzi und verschwindet. Doch schon am nächsten Tag begegnen die beiden sich wieder…

„Die Alpen sehen und sterben“ ist ein Kriminalroman der besonderen Art, denn der Mörder wird dem Leser bereits auf den ersten Seiten vorgestellt. Über Täter und Motiv miträtseln und mitgrübeln - ein Detail, das mir bei Krimis eigentlich sehr wichtig ist - fällt hier also weg. Dennoch hat mich MörderMitzis erster Fall durchweg gefesselt. Grund dafür war zum einen die ungewöhnliche Hauptfigur und zum anderen das eigentümliche Zusammenspiel der Akteure.

Mitzi ist seit einem tragischen Ereignis in ihrer Kindheit traumatisiert und wirkt auf den ersten Blick naiv und verträumt. Wenn sie etwas erzählt, schweift sie oft ab und vermischt Realität und Fantasie. Mit ihrer Andersartigkeit hat sie nicht nur mich schnell in ihren Bann gezogen, auch der Auftragskiller Sam ist von ihrer Erscheinung hingerissen. Nach ihrer ersten Begegnung auf der Brücke provoziert er weitere Treffen und schon bald entwickelt sich zwischen den beiden eine seltsame Vertrautheit. Mitzi fühlt sich mehr und mehr zu Sam hingezogen, sie ist fasziniert von dem Mann, hat aber gleichzeitig Angst vor ihm und ist entsetzt, wie kaltblütig er seine Aufträge ausführt.

Während die ehrgeizige Agnes Kirschnagel von der Polizeiinspektion Kufstein und der vorübergehend dienstuntauglich geschriebene Frankfurter Hauptkommissar Heinz Baldur versuchen, den Mörder zur Strecke zu bringen, begreift Mitzi, dass Sam ein Serientäter ist und gestoppt werden muss. Dennoch kann sie sich nicht dazu durchringen, den polizeilichen Ermittlern den entscheidenden Hinweis zu geben. Ihre Gefühle fahren immer schneller Achterbahn – um die rasante Fahrt zu stoppen, entschließt sie sich zu einer dramatischen Aktion…

„Die Alpen sehen und sterben“ hat mir sehr gut gefallen – ein spannender, tiefgründiger Krimi, der mit einer originellen Protagonistin und einer guten Prise Humor punkten kann.