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smartie11
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In Niedersachsen
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Bewertungen

Insgesamt 885 Bewertungen
Bewertung vom 19.05.2022
Sansaria 1. Träume der Finsternis
Messner, Tania

Sansaria 1. Träume der Finsternis


sehr gut

Ein sehr vielversprechender Auftakt – aber erst ab einem höheren Lesealter

Meine Meinung:
Wir lieben gute Fantasy-Bücher für Klein und Groß, daher war „Sansaria“, der Debut-Roman der Journalistin Tania Messner, natürlich ein „must read“ für uns. Der Start in die Geschichte ist von der ersten Seite an sehr geheimnisvoll und spannend, die grundlegende Idee mit den Traumwerkstätten so außergewöhnlich wie vielversprechend und die phantastische Parallelwelt von Sansaria ist gut konzeptioniert – zumindest in ihren Grundzügen.
Schnell merkt man beim Lesen, dass die Geschichte sehr komplex angelegt ist. Mehrere parallele Handlungsstränge und eine Vielzahl von Charakteren sorgen zum einen natürlich für viel Abwechslung und Spannung, zum anderen aber auch für sehr viele offene Fragen und die Notwendigkeit eines aufmerksamen Lesens.

Leider muss ich sagen, dass sich mein 10jähriger Sohn vorzeitig aus dem Buch „verabschiedet“ hat und nicht mehr weiterlesen mochte, was eigentlich so gar nicht seine Art ist. Meines Erachtens ist die offizielle Leseempfehlung „ab 10 Jahren“ zu jung angesetzt. Zum einen verwendet die Autorin einige Begriffe, mit denen Kinder, die gerade mal der Grundschule entwachsen sind, noch nichts anfangen können. „Privatinsolvenz“, „häusliche Gewalt“ und „Retinastruktur“ sind dafür nur einige Beispiele. Zum anderen – und das war für meinen Sohn entscheidend – finden sich in diesem Buch Szenen, in denen aufgedunsene Wasserleichen in einem See schwimmen, eine Riesen-Taube geschlachtet und verspiesen wird oder in denen von der geplanten Hinrichtung von Menschen geredet wird. Das sind alles Dinge, die mein Sohn mit seinen 10 Jahren nicht lesen mag und die ich für diese Altersstufe auch nicht angemessen finde. Ich hatte beim Lesen immer wieder das Gefühl, dass sich die Autorin mit ihrem Schreibstil nicht zwischen Kinder- und Jugendbuch entscheiden konnte. Hier hätte es m.E. mehr Stringenz diesbezüglich gebraucht.

Mir als Erwachsenem hat das Buch aber durchaus gut gefallen. Es hat seine klaren Stärken, aber auch noch ein paar Schwächen. Tania Messner kreiert hier eine phantastische Welt mit vielen spannenden, ausgefallenen Details und sehr atmosphärischen Schauplätzen, aber noch fehlt mir der „Überblick“ über die Welt von Sansaria – eine Karte wäre hier äußerst hilfreich gewesen! Unter den Charakteren finden sich ein paar wirklich tolle Figuren, wie die toughe Philomena oder auch der hemdsärmelige Uhlgar. Als schwierig empfunden habe ich aber die Vielzahl der Charaktere, die sporadisch mal kurz auftauchen, für die Geschichte aber (noch?) keine wirkliche Relevanz besitzen. Das alles macht die an sich schon komplexe Story nicht einfacher und nach dem actionreichen wie dramatischen Finale blieben bei mir jede Menge offene Fragen und lose Enden zurück.

Wenn Tania Messner es schafft, im zweiten Band dieser Dilogie alle Handlungsstränge nachvollziehbar zu verknüpfen und mir alle offenen Fragen zu beantworten, dann kann ich dieses Buch wirklich sehr empfehlen – allerdings erst ab einem Lesealter von ca. 12-13 Jahren!

FAZIT:
Eine phantastische Grundidee, eine Parallelwelt mit viel Potenzial und (teils) tolle Charaktere – aber auch jede Menge offene Fragen und eine zu jung angesetzte Altersempfehlung.

Bewertung vom 27.04.2022
Hannover

Hannover


ausgezeichnet

kurzweilig, amüsant und sehr informativ – nicht nur für Hannoveraner*innen!

Meine Meinung:
Das Image Hannovers ist ja eher – vollkommen zu Unrecht! – etwas blass. Das mag auch daran liegen, dass viele Menschen mit Niedersachsens Landeshauptstadt spontan nicht viel verbinden können. Mit dem „Heimat-Quiz Hannover“ der Wahl-Hannoveranerin Natascha Manski gibt es nun die Möglichkeit, diese wunderbare Stadt (denn das ist sie zweifellos!) auf eine sehr unterhaltsame Art (näher) kennenzulernen!
Die Spielregeln für dieses Quiz sind denkbar einfach: Reihum nimmt ein Spieler eine der 100 Karten zur Hand und stellt die darauf vermerkte Frage. Wer sie richtig beantwortet, bekommt die Karte, und wer am Ende die meisten Karten besitzt, hat gewonnen. Aber eigentlich geht es hier gar nicht um das „Gewinnen“, sondern darum, einen geselligen Abend mit Familie & Freunden zu genießen und dabei viel Erstaunliches über Hannover zu erfahren.
Wer jetzt denkt: „Super, ich kenne Hannover doch gar nicht!“, hat natürlich nicht ganz Unrecht. Manche der Fragen kann man natürlich nur beantworten, wenn man Hannover schon kennt. Aber es gibt auch viele Fragen, bei denen selbst waschechte Hannoveraner nur mit den Achseln zucken können, und darüber hinaus auch einige Schätzfragen, bei denen alle die gleichen Chancen haben. Dennoch würde ich persönlich empfehlen, dass Quiz entweder nur mit Menschen zu spielen, die Hannover kennen oder eben nur mit Menschen, die es nicht kennen. Im letzteren Fall kann man bei vielen Fragen auch nach dem Prinzip „Wer weiß denn sowas?“ verfahren und gemeinschaftlich drauflos rätseln und hat auf diese Weise auch viel Spaß dabei. Für den Fall, dass die Gruppe doch recht gemischt ist, kann man natürlich zur Chancengleichheit auch entsprechende Teams bilden.
Nun aber noch zu der Fragenauswahl an sich: Sie ist wunderbar abwechslungsreich und immer wieder überraschend – garantiert! Selbst Hannoveraner lernen hierbei ihre Stadt auch von einer ganz neuen Seite kennen. Sehr schön ist auch, dass die Antworten nicht nur platt aus einem Wort oder einer Zahl bestehen, sondern dass Natascha Manski stets eine Erklärung „drumherum“ mit anbietet. Man merkt schnell, dass sie die Fragen mit Bedacht und viel Herzblut ausgewählt, und die Antworten mit gründlicher Recherche unterlegt hat. Sehr gut gemacht!
Neben einem geselligen und unterhaltsamen Spiele-Abend ist aber vor allem eines garantiert: Hannoveraner werden danach einige ganz konkrete Ausflugstipps im Sinn haben und Nicht-Hannoveraner mit Sicherheit den Wunsch, diese schöne Stadt einmal selbst zu besuchen!

FAZIT:
Ein tolles Quiz für einen unterhaltsamen Spieleabend, das garantiert Lust auf Hannover macht!

Bewertung vom 25.04.2022
Bullet Train
Isaka, Kotaro

Bullet Train


ausgezeichnet

Zu Beginn für mich ein bisschen enttäuschend, zum Ende hin aber genial!

„Obwohl er nicht wusste, in was er da hineingeraten war, schien ihm diese Feindseligkeit nicht normal. Nicht, dass in diesem Zug irgendetwas normal wäre, aber diese Szene schoss definitiv den Vogel ab.“ (ebook, S. 294)

Meine Meinung:
Ich muss zugestehen, dass ich am Anfang ein paar Probleme hatte, in die Story hineinzufinden. Das lag wahrscheinlich an den für mich ungewöhnlichen Namen und den schnellen Perspektivwechseln. Doch nach und nach habe ich in den Plot hineingefunden und konnte die einzelnen Charaktere auseinanderhalten. Ein weiters Problem war allerdings, dass mir keine der Figuren so richtig sympathisch wurde, ich zu keinem Charakter eine „Nähe“ entwickeln konnte. Lediglich Nanao, der stets von Pech und Unglück verfolgte „Marienkäfer“, ist mir im Verlauf des Buches bis zu einem Gewissen Grade dann doch noch sympathisch geworden. Und das ist auch gut so, denn Bücher, in denen ich keine einzige Figur mag, haben es bei mir grundsätzlich eher schwer…
Die Spannung war durchaus von Anfang an gegeben, denn in dem mit Höchstgeschwindigkeit durch Japan rauschenden Shinkansen geht es sehr schnell sehr heiß zur Sache und stets weiß man, dass da noch mehr kommen wird. Zu schicksalshaft und merkwürdig sind die Umstände dieser Zugfahrt, und zu gefährlich und latent explosiv sind die Charaktere, die hier drinnen auf Gedeih und Verderb zusammengepfercht sind. Ebenso, wie der Shinkansen unaufhaltsam seinem Ziel entgegenrast, ist einem von Beginn an klar, dass der Plot – ebenso unaufhaltsam - auf eine oder mehrere Katastrophen zusteuert. Das war von der ersten Seite an spannend und unterhaltsam zu lesen, mutete über weite Strecken aber doch ein bisschen überdreht und überzeichnet an.
Noch nach den ca. ersten zwei Dritteln war ich mir absolut sicher, dass dieses Buch mit viel gutem Willen maximal knappe vier Sterne erreichen wird. Doch je mehr sich der Plot dem großen Finale in Morioka nährte, desto mehr hat mich Autor Kotaro Isaka mit donnerschlagartigen Wendungen überrascht, hat einzelne Puzzlestückchen zurechtgerückt und mich staunen lassen über eine Komplexität des Plots, die ich diesem Buch lange Zeit nicht zugetraut hätte. Auf den letzten Metern hat er es geschafft, mich von seinem Buch voll und ganz zu überzeugen und ihm damit doch noch fünf Sterne in der Endbewertung zu sichern. Sehr gekonnt gemacht, Herr Isaka!

FAZIT:
Ungewöhnlich und absolut überraschend – ein Stoff, an dem Quentin Tarantino seine wahre Freude hätte!

Bewertung vom 19.04.2022
Noctis / Oxen Bd.5
Jensen, Jens Henrik

Noctis / Oxen Bd.5


ausgezeichnet

A nocturnal freak – ein verzwickter Plot mit tollen Charakteren

„Die kahle Landschaft, die Schneewehen, die Feuchtigkeit, die Kälte, das Ur-Echo der Schreie vom ewigen Kampf auf Leben und Tod, all das vereinigte sich in einem Schauer, der ihn eiskalt durchfuhr.“ (S. 27)

Meine Meinung:
„Noctis“ ist mein erster „OXEN“ aber ich habe auch ohne Vorkenntnisse problemlos ins Buch hineingefunden. Nach einem wahrlich furiosen Thriller-Start mit gleich mehreren Opfern in der weiten Einöde Dänemarks lässt uns Autor Jens Henrik Jensen erstmal zutiefst besorgt bangen…

Im Folgenden entwickelt sich zunächst einmal ein waschechter Krimi-Plot, allerdings ganz ohne Thrill. Unterschiedliche Vorfälle und Tatorte geben den Ermittlern – und auch uns Lesern – Rätsel auf. Die Suche nach Verbindungen und möglichen Motiven gestaltet sich mühsam, ist aber durchaus spannend zu lesen. Insbesondere die sich in sehr kurzer Folge stetig abwechselnden Sichtweisen verschiedener Charaktere – inklusive eines Erzählstrangs aus Sicht des Täters – sorgen für Abwechslung und Tempo, auch wenn es mit dem Fall an sich in der ersten Hälfte des Buches noch nicht so richtig vorangehen mag.

Nach rund der Hälfte des Buches hält der Autor dann eine dramatische Überraschung für uns bereit und verpasst seinem Plot eine komplett neue Richtung. Die Krimi-Gene des Beginns wandeln sich zu einem waschechten Thriller mit 1-A-Pageturner-Qualitäten und lässt uns erneut bangen - bis zum Schluss! Das ist echt Spannung auf Top-Niveau!

Das Grundmotiv dieser Story – traumatisierte Kriegsveteranen – ist an sich kein neues Thema und wurde schon in vielen Büchern und Filmen bespielt. Jens Henrik Jensen verpflanzt dieses Thema aber mitten in das eigentlich beschauliche, kleine Dänemark, und weist damit eindrücklich darauf hin, dass es eben kein reines Problem US-amerikanischer Vietnam-Veteranen ist, sondern ein globales Problem, das leider überall auftritt, wo Menschen den Gräueltaten eines Krieges ausgesetzt werden. Ein – leider! – top aktuelles Thema in unserer heutigen Zeit. Allein dafür, das Thema Krieg und PTBS behutsam, aber nachdrücklich durch einen „Unterhaltungsroman“ weiter bekannt zu machen, vergebe ich gerne einen Extra-Stern.

Als besonders gelungen empfunden habe ich die verschiedenen Charaktere, und es freut mich, dass mit Margrethe Franck und Sally „Stealth“ Finnsen zwei sehr starke und sympathische weibliche Figuren hier dem eigentlichen Protagonisten Oxen fast den Rang ablaufen. Aber auch Axel Mossmann läuft im Verlauf der Story zu ganz großer Form auf

Darüber hinaus war auch der immer wieder eingestreute trockene Humor ganz nach meinem Geschmack („der Ragnar Lodbrok für Arme“ - S. 230).

FAZIT:
Der verzwickte Plot entfaltet sich nur langsam, dann aber gewaltig! Dazu gibt es tolle Charaktere und schnelle Perspektivwechsel. Top Unterhaltung!

Bewertung vom 01.04.2022
Escape Game 3D - Leonardo da Vincis letztes Geheimnis
Vives, Mélanie;Prieur, Rémi

Escape Game 3D - Leonardo da Vincis letztes Geheimnis


sehr gut

Ein historisch angehauchtes Escape-Game in innovativem Format

Meine Meinung:
Dies ist kein „klassisches“ Buch, das linear von vorne nach hinten gelesen wird, sondern ein Escape-Game, für das man zusätzlich ein Tablet benötigt (am besten mit Gyrosensor = Bewegungssensor / auf einem Handybildschirm sind die Bilder zu klein), denn die Installation der „ARGOplay“-App ist Voraussetzung dafür, dieses Buch spielen zu können.

Die Einleitung und die Erklärungen, die sich auf den ersten Seiten finden, sind sehr gut verständlich und machen echt neugierig auf das Abenteuer, das da kommt. Die Installation der App aus dem AppStore (iOS) hat bei mir problemlos funktioniert. Dazu empfehle ich noch, einen Block und Stift parat zu haben, um sich zu den einzelnen Rätseln Notizen machen zu können. Notwenige Hintergrundinformationen zu diesem Abenteuer liefert die Missionsakte, die allerdings hinten im Buch zu finden ist und nicht vorne (das könnte in weiteren Auflagen verbessert werden).

Nach dem Start der virtuellen Zeitmaschine ist es an uns, das letzte Geheimnis von Leonardo da Vinci selbst im französischen Schlosses Chambord zu lösen! Dabei „durchstöbert“ man verschiedene Räume des Schlosses und muss diverse Rätsel lösen. Diese reichen von einfach bis „echt knackig“ und insbesondere das Schlussrätsel hat es durchaus in sich. Der vorgegebene Zeitrahmen von zwei Stunden ist echt knapp bemessen – allerdings muss man sich selbst einen Timer stellen, so dass man bei Bedarf auch nach zwei Stunden problemlos weiterrätseln kann (das beeinflusst natürlich das „Escape Room“-Feeling deutlich). Schön finde ich, dass auch multimediale Rätsel mit dabei sind!

Sehr gut fand ich auch, dass es neben den Lösungen zu allen Rätseln auch Tipps dazu gibt. Wenn man also bei einem Rätsel partout nicht weiterkommt, kann man sich erstmal einen Tipp holen und es weiter versuchen, bevor man gleich in den Lösungen spickt. Damit wird sichergestellt, dass auch wirklich jeder zur Auflösung des Falls kommen kann.

Leider nutzt das Konzept nicht konsequent alle technischen Möglichkeiten der App aus. Für meinen Geschmack kann man das durchaus weiter ausbauen, vom mitlaufenden Timer bis hin zu versteckten Inhalten in den Bildern (für mein Geschmack sind alle wesentlichen Punkte in den virtuellen Bildern zu stark hervorgehoben).

FAZIT:
Tolle Rätsel und ein spannendes Konzept, dass die technischen Möglichkeiten aber (noch) nicht voll ausreizt.

Bewertung vom 01.04.2022
Fluchbrecher / Legend Academy Bd.1 (2 MP3-CDs)

Fluchbrecher / Legend Academy Bd.1 (2 MP3-CDs)


sehr gut

Ein vielversprechender Auftakt, der seine Klasse erst in Band zwei unter Beweis stellen wird

“Monster, Mythen, sprechende Kolibris, Visionen aus der Vergangenheit – klar war bei mir alles ok!“ (Kapitel 5)

Meine Meinung:
Schon die Kurzbeschreibung hatte mich extrem neugierig gemacht und bereits nach den ersten paar Seiten war mir Graylee mit ihrer kodderigen Art und den coolen Sprüchen sehr sympathisch. Autorin Nina MacKay fackelt dann auch nicht lange und ruck-zuck finden wir uns zusammen mit Graylee an der merkwürdigen „Swanlake Academy for special needs“ mitten im texanischen Nirgendwo wieder.

Wirkliche Spannung sucht man in der ersten Hälfte des Buches allerdings vergebens, dafür nimmt sich die Autorin viel Zeit, ihr geheimnisumwittertes Setting aufzubauen und eine Vielzahl von Charakteren einzuführen. Auch wenn die „Swanlake Academy“ alles andere als ein normales Internat ist, entspricht das Leben dort doch sehr den gängigen High-School-Klischees, die wir schon aus unzähligen Büchern, Filmen und Serien kennen. Neben der Hauptfigur, die als Neuling und Underdog hinzukommt (Graylee), gibt es natürlich auch den irgendwie unnahbaren, aber mit enormer Anziehungskraft ausgestatteten Mädchenschwarm der Schule (Hudson), die Ober-Schul-Zicke und passionierte Mobberin (Vivian), das herzensgute Mauerblümchen (Willow) und natürlich auch die Schul-Klatschtüte mit eigenem Schulradio zur direkten Verbreitung von Sticheleien aller Art (Ornella). Schwärmereien, Lästereien, kleinere und größere Gemeinheiten und jede Menge Missverständnisse und Missgeschicke sind hier an der Tagesordnung. Im Zentrum des Ganzen steht natürlich eine manchmal etwas nervige Love- / Not-Love-Story um die Protagonistin, die sich oft (zu Recht!) über sich selbst wundert. Garniert wird dieser Standard-High-School-Plot allerdings mit einer gehörigen Portion Mystery.

Erst in der zweiten Hälfte des Buches kommt langsam Spannung auf, als eine Schülerin spurlos verschwindet. Danach häufen sich die merkwürdigen Vorkommnisse und es wird durchaus mehr als einmal brandgefährlich für Greylee. In dieser zweiten Hälfte hat das Hörbuch dann auch einiges an Boden bei mir gut gemacht. Immer mehr offene Fragen und Rätsel türmen sich auf, bis dieser Band zum Schluss mit einer wahren „Bombe“ abrupt endet.
Nun muss Nina MacKay beweisen, dass sie ihre Story im zweiten Band der Dilogie zu einem plausiblen Ende bringen und alle aufgeworfenen Fragen zufriedenstellend beantworten kann. Bis dahin erreicht „Legend Academy“ bei mir ganz knappe vier Sterne.

Zur Hörbuchproduktion:
Die Hörbuchfassung hat meiner Meinung nach der Geschichte sehr gutgetan und mich besser unterhalten, als es wohl das „reine“ Buch gekonnt hätte. Zu verdanken ist das in erster Linie Sprecherin Pia-Rhona Saxe, die dieses Buch mit viel Herzblut zum Leben erweckt und für mich stimmlich perfekt zu Graylee passt. Selbst den kleinen Kolibris (meine persönlichen Lieblinge in diesem Buch) verpasst sie eine unverwechselbare Identität – richtig klasse gemacht!

FAZIT:
Nach einem etwas langatmigen Anlauf ein vielversprechender Start, wobei sich die Güte der Story erst in Band zwei zeigen wird.

Bewertung vom 30.03.2022
Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2
Mohlin, Peter; Nyström, Peter

Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2


weniger gut

viel verschenktes Potenzial und ein unsympathischer Protagonist

Meine Meinung:
Obwohl ich Band eins noch nicht kannte, ist mir der Einstieg in dieses Buch sehr leichtgefallen. In den zwei parallel verlaufenden Handlungssträngen kommt durchaus schnell Spannung auf, zum einen durch den Mord an Stella Bjelke, der extravaganten Chefin des umstrittenen Internet-Datingportals Raw, und zum anderen durch die undurchsichtige Bedrohungslage, der sich Ermittler John Adderley ausgesetzt sieht. So weit, so gut – eine sehr vielversprechende Ausgangslage für einen Krimi, auf den ich mich sehr gefreut habe!
Nur leider reiten sich die beiden Protagonisten im Folgenden immer weiter in schwerwiegende Probleme hinein. Das ist streckenweise zwar durchaus spannend zu lesen, aber mehr als einmal fragt man sich, was sich die Charaktere dabei nur denken. Insbesondere John Adderley – der ehemalige „Top-Undercover-Ermittler“ – agiert dabei oftmals absolut kopflos und verbiegt das Gesetz, wo er nur kann. Dazu kommt noch, dass er mir im Verlauf der Geschichte immer unsympathischer geworden ist. Nicht nur durch seinen blinden Aktionismus, sondern insbesondere auch durch sein Verhalten, das von reinem Egoismus getrieben ist. So mutierte er bis zum Ende des Buchs zu einem wahren Anti-Helden, an dem auch der bittere Auftritt seiner kleinen Nichte (hat nichts mit dem Hauptplot zu tun) auf den letzten Seiten nichts mehr ändern konnte. Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, in dem ein so vielversprechender Protagonist so schnell verheizt wurde – schade!
Auch die zweite Protagonistin, Alicia Bjelke, ist mir nicht wirklich sympathisch geworden. Zwar kämpft sie schon fast ihr ganzes Leben mit den schwerwiegenden Folgen eines dramatischen Vorfalls in ihrer Kindheit und litt stets unter der toxischen Beziehung zu ihrer Schwester Stella, doch auch ihr oft unüberlegtes und impulsives Handeln konnte ich meistens nicht nachvollziehen. Darüber hinaus verfällt sie immer wieder in schockstarreartiges Selbstmitleid und ertränkt ihre Sorgen ein ums andere Mal in literweise Alkohol. Ja, so etwas kommt im echten Leben leider immer wieder vor, aber gerade deshalb hätte ich mir für dieses Buch eine starke Figur gewünscht, die sich den Problemen selbstbewusst entgegenstellt. Und die letzte Szene mit Alicia, liebe Autoren, soll nun was genau bedeuten? Dass sie sich nun endgültig ihrem „Schicksal“ ergeben hat – oder dass sie selbstbewusst auf alles pfeift? Für mich hatte diese Szene auf jeden Fall einen sehr schalen und chauvinistischen Beigeschmack…
Am Ende bringen die beiden Autoren die Handlungsstränge zwar souverän zusammen, präsentieren ein Detail, das wohl überraschen sollte (mich aber nicht überrascht hat), und lassen ihre Geschichte auf eine Art enden, die zwar legitim ist, mich als absoluten Krimi-Fan aber nicht zufrieden stellen konnte.

FAZIT:
Sowohl die Story als auch die Protagonisten bieten jede Menge Potenzial, das hier leider überhaupt nicht ausgeschöpft worden ist.

Bewertung vom 25.03.2022
Campingtrip nach Hölland / Luzifer junior Bd.11
Till, Jochen

Campingtrip nach Hölland / Luzifer junior Bd.11


ausgezeichnet

Einmal mehr: einfach höllisch gut!

“Ich denke, das wird ein äußerst erfreulicher Urlaub. Urlaub.“ (S. 47)

Unsere Meinung:
Wer schon zehn erfolgreiche Bände hinter sich gebracht hat, der hat sich einen Urlaub redlich verdient. Das denkt sich nicht nur Höllen-Genie und Dämon-für-alles Steven, sondern auch die Clique um Luzifer Junior. Wie schon am Ende von Band 10 angekündigt, soll es zum Camping Richtung Hölland – sorry, Holland – gehen. Doch wenn die liebe Höllenbrut auf Reisen geht, ist Teufelswerk meist auch nicht weit…

Wir sind schon lange absolute Fans der Reihe und freuen uns jedes Mal über einen neuen Band. Und wieder einmal hatten wir von der ersten bis zur letzten Seite jede Mange Spaß und ganz viele Lachanfälle. Es ist schon echt erstaunlich, wo Autor Jochen Till immer diese irrwitzigen Ideen hernimmt – von spontanen Einkaufs-Flashs an der Autobahnraststätte bis hin zu Dämonen mit besonders hübschen Hintern. Garniert sind diese ganzen skurrilen Szenen mit jeder Menge cooler Sprüche („als hätte man ihm eine Pobacke auf den Kopf geklebt“) und natürlich ganz vielen wunderbaren Cornibus-Auftritten. Wer bei diesem Buch nicht lachen kann, ist selber schuld!

Selbstverständlich wird es auch diesmal wieder ganz schön spannend und die Bösen bekommen natürlich einmal mehr ihr Fett weg und sogar eine standesgemäße Standpauke vom Höllenfürst persönlich. Am Ende dann wartet Jochen Till sogar noch mit einem ganz fiesen Cliff-Hanger auf, der auf wilde Zeiten in St. Fidibus hindeutet…

Selbstverständlich dürfen auch in Band 11 die vielen, wunderbaren Illustrationen von Raimund Frey nicht fehlen. Egal ob Szenen aus der Hölle, wunderbare Freundschaftsmomente oder Cornibus´ zahlreiche Verwandlungskunststücke. Die Texte von Jochen Till und die Bilder von Raimund Frey haben sich gesucht und gefunden. Oder wie der Autor es wahrscheinlich formulieren würde: Die passen wie Arsch auf Eimer!

FAZIT:
Luzifer Junior ist immer wieder ein Garant für perfektes Lachmuskeltraining.

Bewertung vom 25.03.2022
Prost, auf die Nachbarn
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf die Nachbarn


ausgezeichnet

Ein wunderbar humorvoller Regionalkrimi nach der bewährten TuF-Methode

„Ein bisserl Mord, ich habe einen Hund entführt und mein Kollege verwandelt Fleisch in Briketts.“ (S. 243)

Meine Meinung:
Auch in Band vier kommt das beschauliche Brunngries in den Chiemgauer Alpen nicht zur Ruhe, denn Anwalt Kurt Lehmann, der sich im Lauf seiner Karriere so manchen Feind gemacht hat, wickelt sich in seinem hochmotorisierten Mercedes um einen Baum. So weit, so problemlos – wenn nicht die Radmuttern gelockert und die Bremsleitung angesägt gewesen wäre…

Ich bin ein großer Fan humorvoller Regionalkrimis und inzwischen damit auch dieser Reihe. Brunngries ist an sich so beschaulich, dass es mit jedem neuen Band wieder ein bisschen so ist, als würde man nach Hause zu kommen. Das „Stammensemble“ um Hauptkommissar Constantin Tischler und seinen „POM Fink“ ist bekannt und durch und durch sympathisch, und die klassische Dorfkulisse mit so manchen kleinen und größeren Geheimnissen, kombiniert mit jeder Menge Tratsch, ist die perfekte Bühne für spannende Ermittlungen jeglicher Art.
Wie es sich für einen guten „whodunit“-Krimi gehört, führt Friedrich Kalpenstein nach und nach eine ganze Reihe potenziell Verdächtiger in seinen Plot ein – und die Jagd nach dem Motiv zieht sich wie eine rote Linie durch das Buch. Das bietet nicht nur beste Krimi-Unterhaltung, sondern stachelt gleichzeitig auch meinen Ehrgeiz als Hobby-Ermittler an. Selbstverständlich gibt es am Ende die passende Auflösung, die mich in Teilen überrascht, in einzelnen Aspekten aber hat Recht behalten lassen – die perfekte Kombination für mich!
Friedrich Kalpenstein wäre aber nicht Friedrich Kalpenstein, wenn er seinen gelungenen Krimi-Plot nicht auch mit jeder Menge Humor und skurrilen Szenen gewürzt hätte. Insbesondere die Dialoge zwischen Tischler und Trachten-Fink sind immer wieder ein Highlight! Sehr gefreut hat es mich auch, dass Finks´ wunderbare Mama diesmal mehr ins Rampenlicht gerückt ist.

Spätestens jetzt hat sich diese Reihe erfolgreich ihren Rang unter den besten humorvollen deutschsprachigen Krimis erkämpft und braucht diesbezüglich keinerlei Vergleiche zu scheuen!

FAZIT:
Immer wieder ein absolutes Vergnügen – ich freue mich auf Band fünf!