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Benutzername: 
mrs-lucky
Wohnort: 
Norddeutschland

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Insgesamt 196 Bewertungen
Bewertung vom 03.02.2014
Siebenschön / Emilia Capelli und Mai Zhou Bd.1
Winter, Judith

Siebenschön / Emilia Capelli und Mai Zhou Bd.1


sehr gut

Mit „Siebenschön“ hat Judith Winter ein beachtliches Debüt zu einer neuen Krimireihe veröffentlicht. Angesiedelt ist der Fall um einen psychopathischen Serienmörder in Frankfurt., der Heimat der Autorin. Diesmal stehen zwei junge Ermittlerinnen im Vordergrund. Emilia Capelli, genannt Em hat trotz ihrer 28 Jahre schon viele Erfahrungen gesammelt und früh Karriere gemacht. Sie bekommt mit der Halbchinesin Mai Zhou eine neue Partnerin zugeteilt, die nach einer hochkarätigen Ausbildung ihre erste Stelle antritt. Em hatte sich schon einen anderen Kollegen als Partnerin ausgesucht und ist wenig begeistert, ausgerechnet eine Frau an die Seite gestellt zu bekommen, weil sie nach eigener Aussage mit Frauen nicht gut zusammen arbeiten kann. So liegt zwischen den beiden Frauen von Anfang an Spannung in der Luft, dieser auflockernde Part der Geschichte kommt jedoch etwas kurz und bietet noch einiges an Ausbaupotential. In Ansätzen wird das Privatleben der beiden Ermittlerinnen beschrieben, einiges läuft jedoch ins Leere, möglicherweise sollen diese Fäden in Folgebänden weiter gesponnen werden.
Der Kriminalfall ist jedoch in sich abgeschlossen und durchaus logisch aufgebaut, der Spannungsbogen ist durchweg hoch. Auch der Leser kennt bis kurz vor Schluss nicht die Identität des Mörders, obwohl dieser hin und wieder in Erscheinung tritt. Der Fall gibt der Polizei viele Rätsel auf, denn der Mörder tötet nicht nur Menschen, die auf den ersten Blick nichts mit einander zu tun haben, sondern er lockt auch noch scheinbar Unbeteiligte mit handgeschriebenen Karten an die Fundorte der Leichen. Die Todesursachen variieren ebenso wie die offensichtlich absichtlich hinterlassenen Gegenstände, ansonsten versteht es der Täter seine Spuren perfekt zu verwischen. Die Tatorte wirken inszeniert, der Täter spielt mit den Ermittlern und Beteiligten.
Man merkt dem Krimi an, dass die Autorin ausgebildete Psychologin ist, da dieses Thema eine wichtige Rolle spielt. So werden einerseits schnell die psychopathischen Züge des Täters klar, andererseits nimmt der Leser auch intensiv an den Empfindungen und Gedanken der verschiedenen Charaktere teil. Die Sprache ist an vielen Stellen bildhaft, der Leser fühlt insbesondere mit den Opfern mit und kann die Ängste der Beteiligten spüren.
Der Krimi ist spannend, bleibt an einigen Stellen jedoch oberflächlich insbesondere was die Motivation des Täters angeht. Das Ende habe ich als sehr abrupt und irgendwie unbefriedigend empfunden.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.01.2014
Zeit der großen Worte
Günther, Herbert

Zeit der großen Worte


ausgezeichnet

In dem Jugendroman „Zeit der großen Worte“ schildert Herbert Günther anhand einer beispielhaften Familie die Auswirkungen des ersten Weltkriegs auf das Leben in Deutschland.
Zu Beginn des ersten Weltkriegs ist Paul 14 Jahre alt und lebt seit zwei Jahren mit seiner Familie in einer Kleinstadt, wo seine Mutter von ihrer Familie ein Lebensmittelgeschäft geerbt hat. Als Junge vom Land ist Paul in der Schule eher ein Außenseiter, der unvermittelte Kriegsbeginn stellt ihn und seine Familie vor neue große Veränderungen. Der große Bruder Max lässt sich von den begeisterten Parolen mitreißen und meldet sich freiwillig als Soldat, der Vater fühlt sich als Landmensch in dem Geschäft seiner Frau fehl am Platz und sieht im Kriegsdienst eine Chance sich zu beweisen.
Schon bald folgt jedoch die Ernüchterung. Das Alltagsleben wird schwierig, da ein großer Teil der erwerbsfähigen Männer an der Front ist, die Lebensmittel werden schnell knapp und rationiert, harte Winter machen der Bevölkerung das Leben schwer.
An der Front geht es nicht so schnell voran, wie es sich die Führung vorgestellt hatte, der Zweifrontenkrieg reibt die Truppen auf. Die jungen Soldaten müssen schnell fest stellen, dass die Propaganda den Krieg schönt, die Wirklichkeit aber ganz anders aussieht.
Dem Leser werden diese Entwicklungen aus der Sicht Pauls geschildert. Er ist eine Art unbefangener Beobachter, der die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse und Veränderungen schildert und seine Eindrücke und Ängste mit kindlicher Ehrlichkeit und Offenheit dar legt. Über seinen Bruder und seinen Vater bekommt er einen Einblick in die Wirklichkeit des Krieges, bei Fronturlauben wird die Veränderung im Wesen seines Bruders und seines Vaters deutlich. Paul lässt den Leser an seinen Gedanken teilhaben und an seinen Zweifeln, die großen Worte und Parolen wirklich richtig sind.
Das Buch wirkt sehr authentisch und lässt den Leser in die Zeit vor 100 Jahren eintauchen. Die Figuren wirken sehr lebendig und sind mir schnell ans Herz gewachsen. Neben dem Krieg gehen das Leben und die Normalität weiter. Paul entwickelt sich, steckt mitten in der Pubertät, erlebt di erste Liebe und muss neben den äußeren Umbrüchen auch mit seinen eigenen Entwicklungen fertig werden. Für ihn stellt sich die Frage, wo es für ihn in der Zukunft hin geht.
Gerade in der Einfachheit der Worte liegt eine große Intensität. Es gab immer wieder prägnante Sätze und Szenen, die mir nahe gegangen sind und mir die Tränen in die Augen getrieben haben. Das Buch gibt einen berührenden Einblick in die einschneidenden Veränderungen, die die Jahre des ersten Weltkrieges für die Bevölkerung bedeutet haben. Es ist in erster Linie an die Zielgruppe der 14-17-jährigen gerichtet, hat aber auch mich als Erwachsene sehr bewegt. Für Jugendliche ist es sicher ein guter Weg, die damalige Zeit ein wenig besser verstehen zu können.
Wer sich weitergehend informieren möchte, findet im Anhang eine Zeittafel, die bis in die Anfänge der Nazizeit reicht, sowie ein Glossar und Vorschläge für ergänzende Literatur.
Von mir bekommt der Roman eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.01.2014
Zucker, Zimt und Liebe
Horstmann, Virginia

Zucker, Zimt und Liebe


ausgezeichnet

Virginia Horstmann, genannt Jeannie, ist einigen Anhängern der süßen Backkunst vielleicht bereits durch ihren Blog „Zucker, Zimt und Liebe“ bekannt, in dem sie ihre Erfahrungen mit süßen Köstlichkeiten und einige Rezepte mit Gleichgesinnten teilt. Jetzt hat sie 79 dieser Rezepte in einem gleichnamigen Backbuch zusammengefasst. Das Buch gliedert sich in 5 Kapitel: In „Kleine Sünden“ finden sich kleine Küchlein in handlicher Größe, in dem Kapitel „Kuchenteller“ werden Rezepte von verschiedenen Rührkuchen und einfachen Torten vorgestellt. Der Titel „Keksdose“ spricht für sich und bietet Kleingebäck nicht nur für die Weihnachtszeit. Zu „Französische Tartes und American Pies“ muss man nicht viel sagen, im letzten Kapitel „Schokoladenhimmel“ steigt noch einmal die Kaloriendichte, hier sind Kekse, Kleingebäck, Torten und Trüffel zum Thema Schokolade zusammengefasst. Für jedes Rezept ist eine Doppelseite reserviert, davon eine Seite mit einer farbigen Abbildung, die andere Seite mit dem Rezept und einigen einleitenden Worten Jeannys dazu.
Viele Rezepte kommen mit wenigen einfachen Zutaten aus und sind damit auch für Anfänger gut umsetzbar. Ich würde mich selber als erfahrene Hobby-Bäckerin bezeichnen und freue mich über viele schnelle und dennoch raffinierte Rezepte. Ich habe bislang noch nicht viele Sachen ausprobieren können, diese Rezepte sind jedoch super gelungen und wurden von meiner Familie mit Begeisterung verspeist. Der Apfelmuskuchen soll laut Jeanny auch nach 2 Tagen noch saftig sein, was ich leider nicht beurteilen kann, er ist so locker und lecker geworden, dass 3 Stunden nach dem Backen nichts mehr übrig war.
Mir gefällt an den Rezepten neben der ausgewogenen Mischung die Einfachheit und gleichzeitig Raffinesse. Es gibt wenige ausgefallene Zutaten, die sich aber in größeren, gut sortierten Supermärkten gut finden lassen sollten, es kommt durchaus auch mal fertiger Blätterteig zum Einsatz. Es werden keine besonderen Küchengeräte benötigt, einiges lässt sich in einer Schüssel mit dem Schneebesen herstellen. Einen gewissen Vorrat an Kuchenformen und Förmchen sollte man allerdings schon besitzen, die „Madeleines“ aus dem ersten Rezept des Buches werden nur in einer entsprechenden Backform wirklich lecker. Jeannys Erläuterungen zu den Rezepten sind sehr persönlich gehalten und verbreiten wie das ganze Buch das Gefühl, dass hier jemand wirklich mit Herzblut und Überzeugung seine Rezepte weiter gibt.
Das Buch hat eine handliche Größe, einen festen Einband und einen abnehmbaren Schutzumschlag. Mit einem Lesebändchen kann man sich ausgewählte Rezepte markieren.
Ich kann das Buch Liebhabern des süßen Backwerks, die gerne mal schnell eine Leckerei auf den Tisch bringen wollen, sehr empfehlen. Sicher werden nicht jedem alle Rezepte gefallen, ich kann mich beispielsweise nicht mit Ziegenkäse im Kuchen anfreunden und mag Kokos gar nicht, mit ein bisschen Erfahrung lässt sich vieles jedoch variieren, und mir gefallen auf Anhieb so viele Rezepte, dass meine Familie in nächster Zeit noch einiges wird probieren müssen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.01.2014
Ein seltsamer Ort zum Sterben
Miller, Derek B.

Ein seltsamer Ort zum Sterben


ausgezeichnet

Dieses Buch hat mich sehr bewegt, allerdings ist es schwer zu beschreiben und einzusortieren. Es wird teilweise als Krimi oder gar Thriller eingestuft, was meines Erachtens falsche Erwartungen weckt. Am ehesten kann ich mich dem Urteil des Focus anschließen: „ Ein warmherziger Roman über Schuld und Verantwortung“.
Das besondere an diesem Roman ist seine Hauptfigur, der 82-jährige Jude und Ex-Marine Sheldon Horowitz, der nach dem Tod seiner Frau widerwillig seiner Enkelin und ihrem norwegischen Ehemann von New York nach Olso folgt. Sheldon wird von seiner Familie als unbequem und senil eingestuft, er beweißt jedoch in dieser Geschichte eine ausgesprochene Gewitztheit. Der Ex-Marine spricht oft mit den Geistern seiner Vergangenheit , den Freunden, die er im Pazifik verloren hat und seinem Sohn Saul, der ihm in die US Army folgte und schließlich zu seinem Tod in Vietnam.
Als Sheldon in der Wohnung seiner Enkelin Zeuge des Mordes an einer Frau wird, rettet er ihren sechs Jahre alten Sohn und beschließt mit ihm zu fliehen. Verfolgt von der Balkan Bande, die für den Mord verantwortlich ist, und von der norwegischen Polizei, muss er sich auf die Ausbildung von mehr als einem halben Jahrhundert vor verlassen, um zu versuchen den Jungen schützen. Sie bilden ein seltsames Paar in dieser für Sheldon fremden Landschaft, und obwohl sie nicht einmal die gleiche Sprache sprechen, entwickeln sich zarte Bande zwischen ihnen.
Sheldon springt in seinen Erinnerungen immer wieder zwischen verschiedenen Zeitebenen, so dass der Leser sich konzentrieren muss, um ihm zu folgen. Sheldon ist ein eigenwilliger und schwieriger Charakter aber dennoch auf seine Art sympathisch. Es ist anrührend, wie er sich um den Jungen kümmert und dabei versucht, seine Geschichte und alte Schuld aufzuarbeiten.
Der Roman bietet eine faszinierende Mischung aus komischen Szenen mit viel Wortwitz und schonungslosen Einblicken in die Brutalität des Krieges, ein Roman, der zumindest bei mir tiefen Eindruck hinterlassen hat.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.01.2014
Supermodel Romantic

Supermodel Romantic


weniger gut

„Supermodel Romantic“ von Eva Schindler ist ein Kreativ-Buch für Mädchen mit vorgedruckten Modell-Silhouetten, die nach eigenen Vorstellungen gestylt werden können. Als Material dazu gibt es Sticker und farbiges Papier, um Kleider selbst auszuschneiden.
Man kann sich darüber streiten, wie sinnvoll diese Art Bücher sind, zumindest bieten sie Beschäftigung. Meine Tochter kennt bereits derartige Bücher, dieses Exemplar konnte sie jedoch nicht überzeugen. Da das Buch wie ein Taschenbuch gebunden ist, lässt es sich schlecht glatt hinlegen, Varianten von „Topmodel“ mit Ringbuchbindung sind da deutlich vorteilhafter. Die Konturen der Models sind bei „Supermodel Romantic“ mit sehr dicken Linien vorgezeichnet, so dass sie bei der Ausgestaltung mit Buntstiften unschön durchscheinen. Die Sticker sind sehr schrill und mit viel Glitzer gestaltet, das muss man mögen. Meine Tochter hat bemängelt, dass die Sachen farblich nicht wirklich zusammen passen und beispielsweise die Sticker für die Schuhe nicht zu der Fußstellung der Modells passen. Auch wirken die Sticker billig gemacht und sind eher grob ausgearbeitet.
Auf den bunten Papieren sind bereits Formen für Kleider vorgedruckt, was die Kreativität weiter einschränkt, meiner Tochter gefällt es deutlich besser, wenn nur Schablonen bei dem Buch dabei sind, und sie selber die Kleiderform aussuchen kann.
Fazit: Wenn man einem Mädchen mit einem derartigen Kreativbuch eine Freude machen möchte, ist „Supermodel Romantic“ nicht die erste Wahl, für ähnliches Geld bekommt man wesentlich ansprechendere Alternativen.

Bewertung vom 25.11.2013
Seelen im Eis
Yrsa Sigurdardóttir

Seelen im Eis


gut

Der Island-Thriller „Seelen im Eis“ ist in zwei Erzählebenen aufgeteilt. In der Gegenwart hat Óðinn die Aufgabe, einen Bericht über das ehemalige Erziehungsheim Krókur zu verfassen, um mögliche Schadensersatzansprüche ehemaliger Bewohner einschätzen zu können. Dabei fällt ihm schnell der mysteriöse Tod zweier Jungen ins Auge, die durch nicht ganz geklärte Umstände im Auto des Heimleiters an Abgasen erstickt sind. Óðinn ist emotional zusätzlich durch seine veränderten Lebensumstände beeinflusst. Nach dem tragischen Tod seiner Exfrau Lára, durch einen Sturz aus dem Fenster ihrer Dachwohnung, musste er die gemeinsame Tochter Rún bei sich aufnehmen, so wie eine neue Wohnung und eine andere Anstellung suchen. Da Óðinn keinen wirklichen Zugang zu seiner Tochter hat, fällt ihm der Alltag schwer, die Erkenntnisse aus den Ermittlungen zu dem Heim belasten ihn zusätzlich.
Die zweite Erzählebene spielt im Jahr 1974, hier schildert die junge Mitarbeiterin Aldís von den Ereignissen in Krókur aus den Wochen vor dem tragischen Tod der beiden Jungen. Die beiden Erzählstränge sind miteinander verflochten, so dass dem Leser nach und nach die Zusammenhänge offenbart werden.
Der Thriller wird propagiert als extrem spannend und nervenzerreißend, Yrsa Sigurdardóttir ist bekannt als Verfasserin spanndender Krimis und Geschichten. Dieser Band kann mit Vorgängern wie „Geisterfjord“ allerdings nicht mithalten. Es gibt ein paar mysteriöse Vorfälle, die aber insgesamt nicht angsteinflößend sind, sondern sich zumeist aus den Umständen und durch die überspannte Grundstimmung der Charaktere erklären lassen. Man kann nicht wirklich von einem Krimi sprechen, da die persönlichen Probleme und Beziehungen der Personen im Vordergrund stehen. Die Atmosphäre ist eher deprimierend als düster, geprägt von den negativen Stimmungen der Charaktere an sich und in den Beziehungen zwischen ihnen. Óðinn versagt als Vater und Ehemann, die Heimleiter sind gefühlskalt und seelisch grausam gegenüber ihren Schützlingen. Viele Personen, insbesondere Rún, die keine unbedeutende Rolle spielt, bleiben als Charakter blass und undurchsichtig. Am Ende gibt es zwar ein paar kleine Überraschungen, insgesamt ist von Spannung jedoch nichts zu spüren, in weiten Teilen habe ich den Krimi als langatmig und vorhersehbar empfunden.

Bewertung vom 23.02.2013
Wir sind doch Schwestern
Gesthuysen, Anne

Wir sind doch Schwestern


ausgezeichnet

Eine schöne, berührende Geschichte über Liebe, Loyalität und Vergebung, das ist mein erster Eindruck, nachdem ich den Roman „Wir sind doch Schwestern“ gerade beendet habe. In diesem Buch verarbeitet Anne Gesthuysen einen Teil ihrer Familiengeschichte anhand der Schicksale ihrer drei Großtanten Gertrud, Paula und Katty. Gertruds bevorstehender 100ster Geburtstag ist nicht nur Anlass für eine große Familienfeier, sondern bietet den Schwestern auch Gelegenheit, über ihr Verhältnis zueinander und ihre Vergangenheit nachzudenken. Die Geschichten der Schwestern sind mit einander verwoben, ein wichtiger Drehpunkt sind der Tellmannhof, auf dem auch das Fest stattfindet, und sein früherer Eigentümer Heinrich Heegmann.

Anne Gesthuysen lässt die Schwestern in Rückblenden von zentralen Ereignissen aus ihrer Vergangenheit erzählen. Dabei versucht sie, die Erzählerinnen ihre Beweggründe und Gedanken reflektieren zu lassen, ohne die Geschehnisse und Entscheidungen selber zu werten. So offenbaren sich auf sehr sensible, feinfühlige Art die Familiengeschichten der Heegmanns und Franckens. Aufgrund ihres hohen Alters, Paula ist ebenfalls bereits 98 Jahre alt, Katty ist 84, haben die drei eine Menge erlebt. So bekommt der Leser unter anderem Eindrücke in das Leben auf dem Lande am Niederrhein zu Zeiten der beiden Weltkriege. Die Schwestern stammen aus einfachen Verhältnissen, haben aber eine gute Ausbildung erhalten, die beiden älteren haben als Lehrerinnen gearbeitet. Alle drei besitzen bis ins Alter einen sehr wachen Verstand.

Mich hat der Roman sehr bewegt. Die Schwestern erzählen sehr offen von einschneidenden Ereignissen aus ihrem Leben. Sie hatten alle drei über die Jahre einen engen Kontakt, auch wenn sie in vielen Dingen nicht immer einer Meinung waren. Sie gehen sehr kritisch miteinander ins Gericht, nutzen den Anlass des Fests aber auch als Möglichkeit der Aussprache. Meiner Meinung nach ist es der Autorin gut gelungen, in den einzelnen Abschnitten die Charaktere und Eigenarten der Schwestern sprachlich von einander abzugrenzen. Man fühlt sich ihnen in ihren Schilderungen jeweils sehr nahe.

8 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.02.2013
Engel aus Eis / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.5
Läckberg, Camilla

Engel aus Eis / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.5


gut

Auch in ihrem fünften Band um Patrik Hedström und Erica Falck bleibt Camilla Läckberg ihrem Stil treu. Geschickt verwebt sie einen spannenden Mordfall mit der privaten Geschichte der beiden erwähnten sowie Patriks Kollegen aus seiner Polizeidienststelle in Tanum. In diesem Fall ist die Vermischung von Polizeiermittlung und privaten Ereignissen besondern groß, da Erica aus eigenem Interesse an den Vorfällen mit ermittelt. Als ein älterer Mann in Fjällbacka ermordet aufgefunden wird, hat Erica gerade begonnen die alten Tagebücher ihrer Mutter zu lesen und festgestellt, dass ihre Mutter Elsy mit dem Toten in ihrer Jugend befreundet war. Die Aufklärung des Falles geht einher mit einem tieferen Einblick in Ericas Familiengeschichte und den Geheimnissen ihrer Mutter.

Ich mag den Plauderton und die eher leichte Atmosphäre, die Camilla Läckbergs Romane trotz aller Probleme ausstrahlen. Allerdings bekommt man den Eindruck, dass die beteiligten Charaktere manchmal nur mit kleinen Problemchen behaftet werden, um ihrer Person mehr Tiefgang zu verschaffen. So wirklich hat niemand mit Problemen zu kämpfen, diese lösen sich in der heilen Welt schnell in Wohlgefallen auf und geben einen Beigeschmack der Oberflächlichkeit.

Auch in diesem Band nutzt Camilla Läckberg das Stilmittel von Rückblenden, um den Roman aufzulockern und die Spannung zu erhöhen. Immer wieder sind Passagen aus Elsys Tagebuch sowie Erinnerungen von Axel, dem Bruder des Ermordeten, aus der Zeit des 2.Weltkriegs mit eingebunden. So wird dem Leser nach und nach aufgedeckt, was sich damals abgespielt hat und letztendlich zu den Morden in der heutigen Zeit geführt hat.

Für meinen Geschmack ist an diesem Band der Anteil der privaten Geschichten nicht nur von Patrik und Erica sondern auch von zum Beispiel Mellberg etwas hoch. Die Ermittlungen laufen fast nur so nebenbei. Der Roman liest sich flüssig und greift einige interessante Themen auf wie Rechtsextremismus, Homosexualität, Pubertätsprobleme, Patchworkfamilien. Letztendlich werden alle Themen aber nur oberflächlich behandelt.

Die Romane bauen aufeinander auf und erzählen die Geschichten der Hauptpersonen weiter. Es ist nicht unbedingt ein Muss, die übrigen Bände zu kennen, einige Anspielungen dürften für Neueinsteiger jedoch unverständlich sein. Für mich ist dies nicht der beste Band der Reihe, der Titel passt zwar zur Reihe aber nicht wirklich zu diesem Buch, den Klappentext fand ich irreführend, will aber nicht zu viel verraten. Mir sind die Protagonisten ans Herz gewachsen, außerdem liebe ich Schweden, so dass ich die Bände nach und nach weiter verfolgt habe. Ich bin aber froh, mir dieses Buch nur ausgeliehen zu haben, den Kaufpreis wäre es mir nicht wert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.02.2013
Ein Herzschlag bis zum Tod
Henry, Sara J.

Ein Herzschlag bis zum Tod


ausgezeichnet

Der Roman beginnt mit einer dramatischen Szene. Die Journalistin Troy Chance bemerkt während einer Fährfahrt zufällig, wie von der entgegen kommenden Fähre ein Bündel über Bord geworfen wird, dass nach einem kleinen Jungen aussieht. Ohne zu zögern springt sie ins Wasser, und trotz der Kälte und der großen Entfernung zum Ufer gelingt es ihr, den Jungen zu retten. Als ihr bewusst wird, dass der Junge mit den Ärmeln seines Sweatshirts gefesselt war, es sich also nicht um einen Unfall handeln kann, beschließt sie, ihn mit sich nach Hause zu nehmen und auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen.

Meinung:
Die Kategorisierung Thriller passt bei diesem Roman nicht wirklich. Die Geschichte ist spannend, aber eher leise und eindringlich als reißerisch. Die Geschichte wird aus der Sicht der Journalistin Troy erzählt. Sie lässt den Leser an ihren Überlegungen und Gefühlen direkt teilhaben. Da ihr der Junge, Paul, sehr am Herzen liegt, ist die Geschichte sehr emotional berührend. In einigen Punkten ist der Verlauf zwar vorhersehbar, insgesamt schafft es Sara J.Henry jedoch, den Spannungsbogen sehr hoch zu halten und immer wieder überraschende Momente und Wendungen einzubauen. Ich würde den Roman als einen durchaus spannenden und lesenswerten Krimi einstufen.

Bewertung vom 23.02.2013
Das Sündenbuch
Maly, Beate

Das Sündenbuch


weniger gut

Nachdem ich den Roman beendet hatte, habe ich mich gefragt, wo der Titel herkommen mag. Mit Sünde hat das Buch, beziehungsweise die Bücher, um die sich die Geschichte dreht, in meinen Augen nichts zu tun. Das Thema ist durchaus vielversprechend, die Umsetzung habe ich als enttäuschend empfunden. Der Gelehrte Marek gerät in den Besitz eines verschlüsselten Buchs und eines Amuletts aus der sogennaten Neuen Welt. Die Kirche vermutet darin ketzerische Schriften und schreckt bei dem Versuch die Sachen an sich zu bringen auch vor Mord nicht zurück. Vor seinem Tod hat Marek seiner Tochter Jana Buch und Amulett zugeschickt. Gemeinsam mit dem Arzt Conrad Pfeiffer macht sie sich auf, das Geheimnis der Schriften aufzuklären. Dabei werden sie auch von Janas Verlobtem Tomek und dessen Freund, dem Jesuitenpater Jendrik, verfolgt. Das klingt nach einer dramatischen, spannenden Verfolgung, Beate Maly macht daraus eine langweile Reise, auf der ab und an auch mal ein wenig passiert, vermutlich damit der Leser das Buch nicht gelangweilt aus der Hand legt. Obwohl die Verfolger Jana und Conrad Pfeiffer teilweise nur um einen Tag verpassen, muss der Leser nie wirklich fürchten, dass die beiden eingeholt werden.

Die Handlung erscheint sehr konstruiert, eingestreute historische Anmerkungen wirken gewollt, um dem ganzen einen historischen Anstrich zu geben. Die Geschichte spielt kurz vor Ausbruch des 30 jährigen Kriegs, Janas Verlobter Tomek ist an dem berühmten Prager Fenstersturz beteiligt, und was macht die Autorin daraus? Nichts! Ein wichtiges Thema dieser Zeit ist der Zwist zwischen Katholiken und Protestanten, sowie die Tatsache, dass die Kirche massiv wissenschaftliche Fortschritte bekämpft. Das kommt im Roman zwar zur Sprache, nicht zuletzt wegen der geheimnisvollen Schriften, die titelgebend sind, geht aber neben alltäglichen Belanglosigkeiten unter. Die Figuren bleiben blass und haben bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Auch die Liebesgeschichte ist zu vorhersehbar, um Spannung zu erzeugen. Insgesamt war der Roman für mich eine Enttäuschung.