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Marianne
Wohnort: 
Attenhofen

Bewertungen

Insgesamt 485 Bewertungen
Bewertung vom 10.10.2021
Der Kneipenpastor
Schlagowsky, Titus

Der Kneipenpastor


ausgezeichnet

Der 1969 geborene Titus wächst in der ehemaligen DDR auf. Er genießt es als Kind in der freien Natur zu spielen, doch in der Schule leidet er unter den Hänseleien der anderen. Als Jugendlicher erwacht in ihm die Sehnsucht nach der weiten Welt. Lange spart er, um eine lange und abenteuerliche Reise nach Bulgarien zu machen. Genau zu diesem Zeitpunkt, beginnt der Osten zu zerbröckeln. Es ist auf einmal leicht in den Westen zu fliehen. Titus würde auf dieser Reise am liebsten alles zurücklassen und in den Westen abhauen, doch er zögert.

Wenig später sind tatsächlich alle Grenzen offen, und für Titus beginnt ein neues Leben im Westen. Mit harter Arbeit baut er sich einen florierenden Betrieb auf. Doch damit überfordert er sich wohl selbst. Als die Steuerfahndung kommt, werden Unstimmigkeiten aufgedeckt. Er muss ins Gefängnis. Besonders schmerzhaft für ihn ist die Härte, die seine Mitarbeiter im Betrieb von den Behörden erleiden müssen. Schlimm ist es auch seine Familie zurückzulassen.

Die Zeit im Gefängnis ist sehr hart für ihn, besonders als er in medizinischer Einzelhaft ist. Doch am Tiefpunkt seines Lebens begegnet er in seiner Gefängniszelle Gott. Von dann an verändert sich sein ganzes Leben. Er macht mehrere kirchliche Ausbildungen und kann dadurch nach dem Absitzen seiner Straftat als Pastor und Seelsorger dienen. In seiner Kneipe übt er Samstagabends seine Predigten, und die Kneipenbesucher hören gerne zu. So wird er zum Kneipenpastor.

Diese Lebensgeschichte lässt sich gut und schnell lesen. Die Kindheit und Jugend des Autors im Osten werden ausführlich beschrieben, was sehr interessant ist. Die Lebenswende im Gefängnis ist beeindruckend, und die Idee in einer Kneipe zu predigen ist außergewöhnlich und schön, denn so erreicht Titus Menschen, die ihren Fuß nie in eine Kirche setzen würden. Und so kann der Autor für Schweres in seinem Leben dankbar sein, weil ihm das die Möglichkeit gibt andere Menschen zu erreichen.

Fazit: Es ist wohltuend von einem Menschen zu lesen, der zu seinen Fehlern steht, und für den nicht alles optimal läuft. Das wirkt authentisch und macht Mut. Eine ungewöhnliche Lebensgeschichte, die sehr empfehlenswert ist!

Bewertung vom 04.10.2021
Mira - Himmlische Briefe für eine Prinzessin. Mit Stickern
Pfesdorf, Elke

Mira - Himmlische Briefe für eine Prinzessin. Mit Stickern


sehr gut

Die Drittklässlerin Mira ist ganz und gar nicht glücklich. Nach ihrem Umzug wird sie in ihrer neuen Schule gehänselt. Dabei hat sie schon genug Probleme damit sich selbst anzunehmen, ihr gefällt ihr Aussehen gar nicht. Sie will nicht, dass ihre Eltern mitbekommen, wie unglücklich sie in der neuen Schule ist. Doch anscheinend ahnt jemand etwas, denn sie findet auf einmal einen wunderschönen Brief, der an sie adressiert ist. Darin erzählt eine Prinzessin ihre Geschichte. Und es bleibt nicht bei diesem Brief. An den unwahrscheinlichsten Orten findet sie danach weitere Briefe. Immer wieder taucht eine neue Nachricht auf, insgesamt sind es sechzehn Frauen, die ihre Geschichte erzählen.

Die Geschichten dieser Frauen stammen aus der Bibel, sowohl aus dem Alten als auch aus dem Neuen Testament. Neben einigen eher bekannten Frauen, wie Ruth und Esther, finden sich hier Frauen, deren Geschichten oft überlesen werden. Da gibt es Hulda, ein Prophetin zur Zeit des Königs Josia, und Noa, eine Frau, die um ihr Erbe kämpft. Zwei Frauen Davids sind vertreten, Michal und Abigail, außerdem mehrere Frauen, die Jesus begegnet sind. Einige Frauen stammen aus königlichen Familien, doch alle sehen sich als Prinzessinnen, denn sie sind Kinder Gottes, des höchsten Königs. Genauso wie die Mädchen, die dieses Buch lesen.

Gerade bei den Geschichten, die in der Bibel nur am Rande erwähnt werden, wird die Erzählung ergänzt und ausgeschmückt, vielleicht etwas zu sehr. Es ist auf jeden Fall empfehlenswert gemeinsam mit den Kindern die Geschichten in der Bibel nachzulesen. Da ist es schön, dass die Bibelstellen angegeben sind.

Im Mittelpunkt des Buchs stehen die Geschichten dieser Frauen. Von Mira wird leider nur kurz berichtet, doch der Leser erfährt, was diese Briefe in Mira bewirken. Besonders schön ist, dass sie eine Freundin findet, die genauso begeistert von den Briefen ist wie Mira.

Die Botschaften der Frauen machen deutlich, dass es sich lohnt Gott zu vertrauen, gerade dann, wenn das Leben schwierig ist. Sie zeigen außerdem, dass jeder Mensch in Gottes Augen wertvoll ist.

Die Gestaltung dieses Buchs ist wunderschön und geradezu perfekt für kleine Prinzessinnen. Mit einem rosa Einband und Blumenschmuck an den Seitenrändern trifft es vermutlich genau den Geschmack der Leserinnen. Eine tolle Ergänzung sind die hübschen Glitzersticker.

Fazit: Ein sehr schön gestaltetes Buch für Mädchen im Grundschulalter. Die sechzehn Geschichten über Frauen der Bibel zeigen, dass jedes Mädchen wertvoll und von Gott geliebt ist. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 02.10.2021
Gute Nacht, kleiner Bär! / Dreh hin - Dreh her Bd.1
Tress, Sylvia

Gute Nacht, kleiner Bär! / Dreh hin - Dreh her Bd.1


sehr gut

Dieses liebevoll gezeichnete Hartpappe-Bilderbuch erzählt von einem kleinen Bär, der ins Bett gehen soll. Er zieht seinen Schlafanzug an und putzt seine Zähne. Aber er kann nicht ohne seinen Teddy schlafen, also sucht er danach zuerst einmal seinen Teddy. Doch er kann immer noch nicht schlafen! Also geht er in die Küche, denn er will Wasser trinken. Und als Mama noch mal nach ihm schaut bekommt er schließlich eine Gute-Nacht Geschichte und ein Küsschen.

Die Bilder in diesem Kinderbuch sind sehr schön und farbenfroh. Es gibt viele kleine Einzelheiten zum Entdecken. Was Kindern an diesem Buch vermutlich am besten gefallen wird sind die Drehscheiben, die es auf jeder Doppelseite gibt. Zieht man daran, verändert sich das Bild. Das sieht dann beispielsweise so aus, dass das eine Mal der kleine Bär im Bett liegt, doch nachdem die Scheibe gedreht wurde, sucht er unter dem Bett nach seinem Bären. So verwandelt sich jedes Bild in ein zweites Bild.

Die Geschichte ist kurz und sehr einfach, darum eignet sich dieses Buch schon für Kinder ab einem Jahr. Am besten wird das Buch gemeinsam mit den Eltern gelesen, denn sonst könnte es leicht sein, dass die Drehscheiben nicht lange überleben.

Während die Geschichte realistisch von den normalen Versuchen eines kleinen Kindes das Einschlafen ein bisschen hinauszuzögern erzählt, ist es schade, dass das Bärchen in der Geschichte am Schluss immer noch nicht schläft. So ist die Geschichte zwar nachvollziehbar und macht Spaß, ist aber vielleicht nicht die beste Einschlaf-Hilfe.

Fazit: Positiv an diesem Buch sind die wunderschönen Bilder und die Drehscheiben, die mit ihrer überraschenden Wandlung der Bilder für viel Spaß sorgen. Die Geschichte animiert jedoch vermutlich nicht zum Ruhigwerden und Einschlafen. Trotzdem sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 10.08.2021
Ben & Lasse - Agenten sitzen in der Falle
Voß, Harry

Ben & Lasse - Agenten sitzen in der Falle


ausgezeichnet

Die Brüder Ben und Lasse sehen sich als Agenten, denn sie haben schon einige rätselhafte Fälle gelöst. In diesem Buch begleiten sie ihre Eltern und ihren Großvater zu einem kleinen Ort in Bayern. Dort soll das Haus einer älteren, verstorbenen Verwandten ausgeräumt werden. Das verspricht spannend zu werden, denn das alte Haus verbirgt einige geheime Orte und Machenschaften.

Während sich die Erwachsenen durch die vielen Bücher und Papiere kämpfen, unter anderen auf der Suche nach einem Testament, interessieren sich die Kinder vor allem für den Keller. Ben und Lasse bekommen bei ihrer Agententätigkeit Unterstützung, denn eine weitere Familie ist mit der verstorbenen Frau verwandt. Die fünf Kinder entdecken gemeinsam die Geheimnisse des Hauses, dabei geraten sie aber in eine lebensgefährliche Situation.

Onkel Hubert war der Besitzer des Hauses. Für Josef, der die beiden Familien bei der Durchsichtung des Hauses begleitet, war er ein Ersatzvater. Josef schwärmt von den Zeltausflügen und Fahrten des sogenannten Münsterbundes. Dieser Name geht zurück auf Sebastian Münster, ein Geograph, dessen Bild auf Hundert-Mark-Scheinen zu sehen ist.

Es stellt sich heraus, dass Onkel Hubert dunkle Geheimnisse hatte, die in die Zeit des Nationalsozialismus zurückreichen. Und was hat es mit den geheimnisvollen Münsterblüten auf sich, deren Ausgabe sorgfältig aufgezeichnet wurden? Wie gut, dass Ben und Lasse erfahrene Agenten sind, denn auf einmal sind sie mittendrin im Ermitteln und Lösen von Rätseln.

Der Autor Harry Voß hat die Gabe schwierige Sachverhalte kindgerecht zu erklären. So erfahren die Kinder in diesem Buch wer die SS war und warum ihre Tätigkeit alles andere als ehrenhaft war. Es geht außerdem um gefälschte Banknoten und um Testamente, und nicht zuletzt auch um den Glauben. Wichtige Themen in diesem Buch sind Angst und die Antwort des Glaubens, außerdem Wertschätzung und Zusammenhalt.

Fazit: Dieses lohnenswerte Buch ist fast zu spannend für ein Kinderbuch. Mitreißend und kindgemäß geschrieben, eignet sich dieses Buch besonders gut für Kinder im Grundschulalter. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 28.07.2021
Und im Gepäck das Leben
Musser, Elizabeth

Und im Gepäck das Leben


ausgezeichnet

Abbies wohlgeordnetes Leben bricht zusammen. Nie hätte sie damit gerechnet, dass ihr geliebter Mann eine Pause, eine Auszeit, von ihrer Ehe verlangt; ausgerechnet als ein Umzug aus dem vertrauten Familienheim in eine moderne Wohnung der gehobenen Klasse ansteht. Da beide Söhne zur selben Zeit ausziehen, sitzt Abbie allein und verlassen zwischen Umzugskisten, die sie nicht auspacken will.

Für ihr Sohn Bobby geht ein langgehegter Traum in Erfüllung. Nach seinem Schulabschluss will er ein Jahr in Europa verbringen. Er möchte unbedingt Kunstmaler werden, doch seine Mutter stellt sich eher einen vernünftigen Beruf für ihn vor. Auf jeden Fall will sie unbedingt, dass er gleich mit dem Studium beginnt. Es ist nicht einfach, aber er setzt sich durch. Dabei unterstützt ihn seine Oma, die seine Leidenschaft für Kunst teilt.

Es liegt lange zurück, doch Caro leidet noch immer unter den gewaltsamen Verlust ihrer iranische Freundin. Lola verschwand am selben Tag, an dem ihre Mutter grausam ermordet wurde. Caro macht sich Vorwürfe, dass sie nicht für ihre Freundin da war.

Diese drei Personen begehen gemeinsam einen Pilgerweg. Abwechselnd erzählen sie ihre Geschichten, die auf erstaunliche Weise miteinander verwoben sind. Dabei geht es um Kontrollsucht und um die Angst loszulassen, um das erdrückende Tragen von fremden Lasten, und um die Suche nach einem Glauben, der in schweren Zeiten Halt gibt. Es geht auch um Liebe, sogar um drei verschiedene Arten von Liebesbeziehungen – ein junges Entdecken des anderen, die Frage nach dem richtigen Partner, und die Enttäuschung über die Veränderung des Partners in einer langjährigen Ehe.

Die Erzählweise dieses Buchs erinnert an Sharon Garlough Browns Bücher über vier Frauen, die auf einer Glaubensreise sind. Inneres Reifen und Wachsen der Charaktere stehen im Mittelpunkt. Dabei hilft eine geistliche Mentorin, die es versteht, die richtigen Fragen zu stellen. Die Auseinandersetzung mit Fehlentscheidungen und unguten Verhaltensweisen schenkt beim Lesen neue Einsichten.

Fazit: Obwohl es in dieser Geschichte vor allem um die Auseinandersetzung mit zerstörerischen Verhaltensweisen geht, ist die Handlung spannend. Sehr empfehlenswert, vor allem für Leser, die nicht nur oberflächliche Unterhaltung suchen.

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.07.2021
Da geht's lang
Gühring, Hermann

Da geht's lang


ausgezeichnet

Hermann Gühring reist leidenschaftlich gern. Mittlerweile hat er über 150 Länder bereist. Dabei legt er gerne längere Strecken mit dem Auto zurück. Wie gut, dass er nicht alleine reist, sondern Gott an seiner Seite hat. Denn er erlebt immer wieder knifflige Situationen, in denen er auf die Hilfe seines himmlischen Vaters angewiesen ist.

Dieses Buch enthält achtzig kurze Reisegeschichten. Jede Anekdote lässt sich in fünf bis zehn Minuten lesen, dabei ist die Reihenfolge beliebig. Die Geschichten sind nicht zeitlich geordnet, sondern nach Kontinenten.

Diese vielen Reisen unternimmt der Autor als Unternehmer, doch er nutzt seine Zeit in fremden Ländern auch um Kontakte zu einheimische Christen zu knüpfen. Dabei benutzt er den Sport als Brücke zu den Menschen. Seine Organisation bietet in vielen Ländern beliebte sportliche Aktivitäten für Kinder an. Dabei lernen die Kinder nicht nur eine Sportart, sie werden auch fürs Leben trainiert, indem ihnen wichtige Werte vermittelt werden. Ein weiteres Angebot seiner Organisation sind Leiterschulungen. „Wir wollten versuchen, in junge Menschen aus bildungsarmen Nationen zu investieren, indem wir ihnen alle Werkzeuge zur Verfügung stellten, die sie brauchten, um in ihren eigenen Ländern Verantwortung zu übernehmen.“

So berichtet der Autor in diesem Buch nicht nur von spannenden Erlebnissen an ungewöhnlichen Orten und auf gefährlichen Straßen, sondern auch von außergewöhnlichen Begegnungen mit Einheimischen. Hermann Gühring ist nicht nur wagemutig, er scheint auch sehr vergesslich zu sein. Die Brille, der Handgepäckskoffer, der Reisepass – seine Verluste führen zu interessante Begegnungen mit Zollbeamten und Polizisten. Er gerät außerdem gelegentlich in heikle politische Situationen. Immer wieder ist er von Herzen dankbar für Gottes übernatürliches Eingreifen. Davon zu lesen ist sehr ermutigend.

Das Herz des Autors brennt für Evangelisation. Nicht nur auf seinen Reisen, auch in diesem Buch benutzt er alltägliche Ereignisse, um geistliche Gedanken weiterzugeben. Das wirkt nicht frömmelnd oder aufgesetzt, sondern echt und natürlich. Auch von seinem Versagen berichtet er, wenn er zum Beispiel bitter bereut, dass er eine Gelegenheit anderen zu helfen nicht nutzt, oder er sich überfordert fühlt, als er unerwartet gebeten wird neue Gläubige zu taufen.

Das Buch enthält zwei Bildteile, die Eindrücke von seinen Reisen zeigen. Die Bilder sind faszinierend, schade, dass es nicht mehr sind. Auch bei den Berichten spürt man, dass es noch viel mehr zum Erzählen gäbe.

Fazit: Schon allein beim Lesen dieser aufregenden Reiseanekdoten bekommt man eine Gänsehaut. Der Autor lebt gefährlich, und erlebt dadurch Außergewöhnliches. Ein sehr empfehlenswertes Buch für Menschen, die sich für fremde Länder und für Christen in aller Welt interessieren. Vermutlich sollte jemand Mietwagenfirmen vor diesem waghalsigen Reisenden warnen!

Bewertung vom 06.07.2021
Aus dem Leben gefallen
Wolff, Ariatani;Wolff, Matthias C.;Wolff, Heidi

Aus dem Leben gefallen


ausgezeichnet

Von außen betrachtet ist es schwer zu verstehen, wie sich ein Mensch freiwillig zu Tode hungern kann. Und doch ist Anorexie eins der tödlichsten Krankheiten, die es gibt. Wie kommt es dazu? Welche Gedanken bewegen eine Person, die mit dieser Krankheit kämpft? Wie geht es dabei der Familie? Und warum verschwindet diese Krankheit nicht sofort, wenn ein Mensch sein Leben Gott übergibt?

Ariatani und ihre drei Geschwister wachsen in einer Pastorenfamilie in Hamburg auf. Als die 14jährige Ariatani in der Schule gemobbt wird, beschließt sie abzunehmen, damit sie keine negative Bemerkungen über ihr Gewicht mehr hören muss. Das funktioniert sehr gut, doch mit der Zeit entwickelt dieses Abnehmen eine Eigendynamik. Ariatani genießt es diszipliniert zu leben und Kontrolle über ihr Leben zu haben. Sie entsagt sich fast allen Lebensmitteln und treibt wie verrückt Sport. So nimmt sie immer weiter ab und kann damit nicht aufhören. Schließlich muss sie in eine Klinik, denn ihr Leben steht auf dem Spiel.

Im Laufe der nächsten Jahre geht es auf und ab. In den Kliniken muss Ariatani lernen Nahrung zu sich zu nehmen. Erst mit einem bestimmten Gewicht kann sie entlassen werden. Sie nimmt auch an Gesprächstherapien teil, die aber nur zum Teil hilfreich sind. Es dauert Jahre, bis sie die Ursache ihrer Probleme erkennt. Erst dann gelingt es ihr eigenständig Verantwortung für eine vernünftige Ernährung zu übernehmen.

Sehr ehrlich berichtet die Autorin von ihren schweren Jahren im Kampf gegen ihre verhasste Freundin und Feindin, die sie „Ana“ nennt, die Anorexie. Sie gewährt einen Einblick in ihre Gedanken und Beweggründe und hilft Außenstehende zu verstehen, wie diese Krankheit eine solche Macht bekommen kann. Ihre Eltern kommen ebenfalls zu Wort. Beide berichten offen aus ihrer Perspektive, wie sie diese Jahre erlebt haben. Sie teilen ihre Sorgen und ihre Verzweiflung mit - von der verzweifelten Angst um das Leben ihrer Tochter bis hin zur Wut, weil es doch so leicht scheint, einfach etwas zu essen. Dabei fragen Ariatani und ihre Eltern als Christen immer wieder welche Rolle Gott in dem allen spielt. Sie wünschen sich sein sofortiges Eingreifen und hadern damit, dass der Kampf so lange andauert. Und doch bekennen sie, auch wenn das Leid groß war, Gott gab ihnen immer die Kraft, die nötig war, um diese schweren Jahre zu überstehen.

Fazit: Ein kluger und hilfreicher Blick auf die Ursachen und Auswirkungen von Anorexie im Leben einer jungen Christin. Dieser ehrliche Bericht hilft nicht nur Menschen mit diesem Krankheitsbild zu verstehen, er enthält auch wertvolle Gedanken über Selbstannahme und das Festhalten an Gottes Liebe in schweren Zeiten. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 29.06.2021
Frausein zur Ehre Gottes
Schmalenbach, Hanna-Maria

Frausein zur Ehre Gottes


ausgezeichnet

Christliche Gemeinden, die sich nach der Bibel richten, kommen bei der Frage nach der Mitarbeit von Frauen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Leider gibt es oft Streit und Gemeinden werden gespalten - oder Christen bleiben allein, ohne Gemeindeanschluss, weil die einzige Gemeinde in der Nähe bei dieser Frage eine andere Position vertritt. Wie wichtig ist darum eine gute, sachliche Auseinandersetzung mit diesem Thema!

Dieses Buch beginnt mit der Frage nach der Hermeneutik. Die Autorin erklärt warum Christen dieselben Bibelstellen lesen und doch zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. In einem zweiten Teil geht es um die Frau in ihrem kulturellen Kontext. In einem dritten, umfangreichen Teil untersucht die Autorin alle relevanten Bibelstellen zur Rolle der Frau. Sie beginnt mit der Schöpfung, dem Sündenfall und der Zeit des Alten Testaments, um anschließend anzusehen, wie Jesus mit Frauen umgeht und was wir in der Apostelgeschichte über ihre Mitarbeit erfahren. Zum Schluss geht sie auf die Schlüsselabschnitte zu diesem Streitthema ein. Dabei betrachtet sie sowohl die sprachlichen Besonderheiten dieser Verse wie auch den kulturellen Hintergrund der Menschen, an die diese Worte gerichtet wurden. Im vierten Teil geht es um Frauen in der Geschichte der Kirche, und in einem fünften um konkrete Vorschläge für das Gespräch über dieses Thema.

Dieses Buch wurde ursprünglich als Doktorarbeit geschrieben, darum sind alle Aussagen gut recherchiert und begründet. Die Autorin geht auf eine Vielzahl von anderen Veröffentlichungen zur Frauenfrage ein, und informiert über wissenschaftliche Erkenntnisse über das kulturelle Umfeld zur Zeit des Neuen Testaments. Obwohl die Autorin ihre Position deutlich vertritt, spricht sie niemals herablassend oder negativ über ihre Kontrahenten. Ihre Worte haben stets einen liebevollen, sachlichen Ton. Ihr Anliegen ist nicht Entzweiung, sondern ein versöhntes Miteinander.

Mich persönlich bewegt dieses Thema sehr. Ich kenne die entsprechenden Bibelstellen gut und frage mich schon lange, wie das Gebot, dass Frauen in der Gemeinde schweigen sollen, heutzutage verstanden werden muss. Ich glaube, dass Gott mir die Gabe des Lehrens gegeben hat, aber wie kann ich diese Gabe zu seiner Ehre einsetzen?

Ich habe sehr viele Bücher zu diesem Thema gelesen, vor allem englische, doch dieses Buch ist meiner Meinung nach bei weitem das Beste. Die umfassende, sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema, der logische Aufbau, die Berücksichtigung der Kultur, und der Bezug zur Praxis sind einige der Stärken dieses Buchs. Zum ersten Mal habe ich durch dieses Buch wirklich Frieden gefunden, wenn es um meine Rolle in der Gemeinde geht.

Fazit: Dieses Buch verdient viel mehr als fünf Sterne. Umfassend, fundiert, sachlich, klug und liebevoll beantwortet es die wichtige Frage nach der Rolle der Frau in christlichen Gemeinden. Ein wertvoller und überzeugender Beitrag zu einem wichtigen, aktuellen Thema, das unbedingt von Männern und Frauen in unseren Gemeinden gelesen werden sollte!

Bewertung vom 02.06.2021
Verloren im Cyberspace. Auf dem Weg zur posthumanen Gesellschaft
Köhler, Joachim

Verloren im Cyberspace. Auf dem Weg zur posthumanen Gesellschaft


sehr gut

Cyberspace, das ist eine von Computern erzeugte virtuelle Scheinwelt. In diesem Buch geht es nicht nur um diese Scheinwelt, sondern noch viel mehr um den Cybermensch, das Wesen, das diese pseudoreale Welt bevölkert.

Der Philosoph und Journalist Joachim Köhler möchte mit diesem Buch wachrütteln. Er warnt vor den Gefahren des Internets und zeigt, wie sehr wir alle manipuliert werden. Er geht auf Gefahren und auf aktuelle Skandale ein, und zum Schluss gibt er einige Hinweise zu einem bewussten Umgang mit dem Netz.

„Die Cyberwelt bietet sich als universale Dienstleistung an, die so gut wie nichts kostet. Sie präsentiert sich als allgegenwärtige Alternative zur wirklichen Welt. … Man glaubt am Steuerhebel seines eigenen Lebens zu sitzen. Und ist doch unmerklich selbst gesteuert: Was einem als ureigenstes Interesse erscheint, wird einem von diesem Wunderland der Wünschbarkeiten selbst nahegelegt. Man glaubt, sich mittels Maus, Tastatur oder Touchscreen die Welt untertan zu machen, wird aber selbst mit einem einzigen Mausklick zum Untertanen der Betreiber.“

„Der Cybermensch ist auch deshalb Sklave, weil die Cyberwelt keine Pausen kennt. Sie fordert, ohne zu fördern. Das Internet steht immer zur Verfügung, verlangt aber auch ständige Aufmerksamkeit. Man muss immer bereitstehen und auf die Zeichen achten, die eine schnelle Reaktion erfordern.“

Von den Anfängen in Kalifornien bis zur heutigen Beeinflussung von Wahlen oder dem Kämpfen mit Drohnen, zeigt der Autor das Schreckensbild einer Technologie, die droht uns zu beherrschen. War das Internet am Anfang eine hilfreiche Vernetzung mit dem Motto, „Tue nichts Böses,“ geht es heute vor allem um Profit und Manipulation.

Der Autor geht in den einzelnen Kapiteln auf verschiedene Aspekte des Themas ein. Mal geht es um Computerspiele und um die psychologische Trinks, die eingesetzt werden, um Konsumenten zu binden, mal geht es um Fake News und die Folgen, oder um Trolls in Chatrooms. Mit feuriger und leidenschaftlicher Sprache warnt der Autor vor der Vereinnahmung, die uns droht. Leider fehlen für viele Aussagen Belege. Außerdem scheint es als würde der Autor im Eifer des Gefechts manche Aussagen übertreiben.

Eine solche Vereinnahmung, wie wir sie erleben, wäre ohne den Verbraucher nicht möglich. Mehrmals betont der Autor, wie sehr wir uns einnebeln lassen, beispielsweise von den Versprechen einer sofortigen Wunscherfüllung oder dem gigantischen Wissensschatz, der uns in Sekundenschnelle zur Verfügung steht. Dieser Reiz führt dazu, dass wir das wirkliche Leben nicht mehr leben, befinden wir uns doch ständig in einer Scheinwelt. Die schreckliche Vision einer Welt, in der jeder alleine in seinem winzigen Wohnraum vegetiert und sich alle Wünsche digital erfüllen lässt, zieht sich durch das Buch.

Mit kurzen Worten zeigt der Autor am Schluss als Antwort den Wert der Gelassenheit, der Stille, des Nichtstuns – der Freiheit von dem Zwang immer online zu sein.

Fazit: Ein wertvolles und bewegendes Buch, das über die Gefahren der Cyberwelt aufklärt. Der wortgewandte Autor zeigt auf, wie wir die Opfer der Mächtigen sind, denen es um Profit und Manipulation geht. Trotz einiger Wiederholungen ein sehr empfehlenswertes Buch!

Bewertung vom 26.05.2021
Knallhart durchgezogen
Szabo, Rudolf

Knallhart durchgezogen


sehr gut

Eine Zeitlang scheint es das Leben gut mit dem Autor dieses Buch zu meinen. Sein Baugeschäft boomt, er hat Aufträge und Geld. Doch dann stellt er fest, dass er schlecht gewirtschaftet hat. Er schuldet den Banken eine Menge Geld. Zudem scheitert seine Ehe und seine Frau fordert hohe Unterhaltszahlungen für die fünf gemeinsamen Kinder. Er fühlt sich in die Ecke getrieben und ist wütend. Da scheint es naheliegend zu sein sich das Geld von den Bösen zu holen, den Banken.

Als Kleinkind leidet Rudolf Szabo unter einer lieblosen Erziehung. Auch seine Schulzeit ist wegen der vielen Umzüge seiner Familie, zuerst in Österreich, dann in der Schweiz, schwierig. Richtig angekommen fühlt er sich erst, als er beim Militär ist. Er wird Elitesoldat und lernt nicht nur den Umgang mit Waffen, sondern auch strategisch geschickt Einsätze durchzuführen. Dazu wird er angeleitet jegliches Mitgefühl für die Opfer auszublenden. Wie er diese Fähigkeiten später einsetzen wird, ahnt er damals nicht.

Der Autor findet seine Traumfrau und gründet mit ihr eine Familie. Er merkt nicht, dass er auf einen Abgrund zusteuert, bis es zu spät ist. Ehe, Familie, Karriere – auf einen Schlag verliert er alles. Voller Wut überfällt er zuerst den Freund seiner Frau. Da er dort nur wenig Geld erbeuten kann, entschließt er sich Banken und Geschäfte auszurauben. Seine militärische Erfahrung kommt ihm zugute. Zwei junge Mitarbeiter seiner Firma sind bereitwillige Komplizen.

Erfolgreich führt er mehrere Überfälle durch, doch schließlich wird er festgenommen und eingesperrt. Am meisten leidet der Autor unter der Trennung von seinen Kindern, die er sehr liebt. In der Stille seiner Gefängniszelle kommt er zur Besinnung. Er erkennt, wie sehr er seinen Opfern geschadet hat. Er leidet unter seiner großen Schuld, doch es dauert lang, bis er einen Weg findet von dieser Schuld frei zu werden.

Diese Buch ist spannend geschrieben, auch wenn manche Lebensphasen vielleicht etwas zu ausführlich beschrieben werden. Die Umkehr des Autors zum christlichen Glauben wird erst auf den letzten Seiten konkret, ein größeres Gewicht liegt auf dem Alltag im Gefängnis. Die verschiedenen Varianten des Strafvollzugs werden gut beschrieben, und es wird deutlich wie das System in den meisten Fällen den Tätern nicht zur Veränderung hilft.

Rudolf Szabo hat Glück – oder ist es Gottes Gnade? Er kommt in eine Einrichtung, die einen offenen Strafvollzug praktiziert. Mit psychologischer und seelsorgerlicher Begleitung kann er die Wunden seiner Vergangenheit aufarbeiten. Bei allem Verständnis für den Autor, bleibt beim Lesen doch Trauer für das große Trauma, das er im Leben vieler angerichtet hat.

Fazit: Eine interessante Lebensgeschichte über einen Bankräuber, der eine tiefgreifende Lebensveränderung erlebt. Empfehlenswert!