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Wuestentraum

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Insgesamt 415 Bewertungen
Bewertung vom 07.11.2016
Zwischen den Meeren
Moss, Sarah

Zwischen den Meeren


ausgezeichnet

Dieser Roman besticht als erstes durch sein wunderschönes Cover, Kirschblüten auf weißem Untergrund, welches mir sofort ins Auge gesprungen ist.

Die Geschichte spielt im späten 19. Jahrhundert. Tom und Ally Cavendish sind frisch verheiratet. Doch nur wenige Wochen nach der Hochzeit trennen sich für ein halbes Jahr ihre Wege. Tom muss beruflich nach Japan, um dort Leuchttürme zu bauen. Ally, die ihre erste Stelle als Ärztin antritt, bleibt in Cornwall.

Es wird in wechselnden Perspektiven und kurzen Kapiteln erzählt, eine von Tom in Japan, die andere von Ally in Cornwall. Von Tom’s Leben in Japan wird viel und detailreich über die Kultur, Verhaltensformen und Traditionen dort berichtet, was sehr interessant und informativ war. Auf Ally’s Seite hingegen war es sehr emotional, gerade auch durch ihre eigenen Probleme sowie ihrer Vergangenheit, ihre Probleme mit ihrer Mutter und ihrer Arbeit in einer psychiatrischen Einrichtung. Beide Perspektiven waren sehr fesselnd und verwirrend zugleich. Auf der einen Seite die kalte Winterlandschaft von Cornwall, Ally’s Einsamkeit und Probleme und auf der anderen Seite die Schönheit Japans.

Es war interessant dargestellt, welche Probleme Ally hatte, zum einen damit, dass sie mit als erste weibliche Ärztin in der damaligen Zeit tätig war, welchen Vorurteilen sie begegnete und wie sie um Anerkennung kämpfen musste. Ihre Arbeit in der psychiatrischen Anstalt war sehr beeindruckend, kam doch hinzu, dass sie mit eigenen Problemen belastet war. Zum anderen wurde ihre Vergangenheit nach und nach belichtet, wie sie unter ihrer kalten und religiösen Mutter leiden musste und Liebe von dieser in keinster Weise erfuhr.
Beide erleben einzeln, jeder für sich, viele aufregende und einschneidende Dinge, die sie nicht mit dem anderen teilen können. Briefe sind wochenlang unterwegs, so bleibt die Kommunikation sehr eingeschränkt zwischen den beiden Liebenden.

Der Schreibstil war unglaublich schön, sanft und feinfühlig erzählt Sarah Moss die Geschichte von Ally und Tom, die kurze Zeit glücklich verheiratet sind, bis beide sich für Monate trennen müssen. „Zwischen den Meeren“ ist passen gewählt, denn man hat das Gefühl, dass nach der Rückkehr von Tom ein Meer die beiden immer noch trennt.

Ein anspruchsvoller Roman voller Tiefe und Emotionen, der mich sehr beeindruckt und berührt hat.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.11.2016
Speyerer Geheimnisse
Lange, Kerstin

Speyerer Geheimnisse


ausgezeichnet

Kriminaloberrat a. D. Ferdinand Weber nimmt an einer Demonstration zum Erhalt der Reithalle im Speyerer Quartier Normand teil. Geführt wird diese Demonstration von Ingeborg Schindler, eine angesehene Unternehmerin mit politischen Ambitionen. Schnell wird dem Leser deutlich, dass Frau Schindler nicht aus Nächstenliebe handelt, sondern für den Erhalt der Reithalle aus ganz persönlichen Gründen kämpft.

Ferdinand Weber lernt auf der Demonstration Clement Aust kennen, einen ehemaligen französischen Soldaten, der auf dem Rückweg der Demonstration fast überfahren wird, hätte Weber ihn nicht durch seinen spontanen Griff davor bewahrt, vor ein Auto zu fallen. Aust ist davon überzeugt, dass ihn jemand gestoßen hat. Er macht eine Aussage bei der Polizei, die ihn aber nicht ernst nimmt. Denn kurz vor diesem Ereignis, bekam Aust eine Postkarte mit dem Konterfei des Papstes, der darauf im Jahre 1987 Speyer besucht hatte. Am gleichen Tag hatte sich eine junge Frau vor einen Zug geworfen, was damals schnell als Selbstmord behandelt wurde. Als er Tage später tatsächlich überfahren wird, will Weber der Sache nachgehen. Denn auch er hat eine Postkarte mit dem Besuch des Papstes 1987 in Speyer bekommen.

Der Leiter der Krimalpolizei, Harald Maulbeer, ist nicht davon begeistert, dass Ferdinand Weber auf eigene Faust ermittelt. Er verbietet seinen Mitarbeitern sogar, mit Weber zu sprechen oder ihm Informationen diesen Fall betreffend herauszugeben. Weber bringt sich durch seine Ermittlungen schnell selber in große Gefahr.

Kerstin Lange gelingt es, durch einen ausgesprochen tollen Sprachstil, den Leser zu fesseln. Der Krimi wechselt von ruhigen Phasen schnell in spannende Leseabschnitte.

Ferdinand Weber ist einem sofort sympathisch, während man bei Ingeborg Schindler sowie auch Harald Maulbeer wegen negativer Charaktere gleich eine große Antipathie aufbaut. Mechthild Krause, eine krebskranke Frau, die sich selbst um die Auflösung ihrer Wohnung und einen Platz in einem Hospiz kümmert, ist mir auch sehr ans Herz gewachsen. Wie sie mit allem umgeht, was zum einen ihre Krankheit, aber auch die Vergangenheit betraf, war sehr beeindruckend. Auch Julius Schindler, der Sohn von Ingeborg, fand ich sehr gut dargestellt.

Geschickt und informativ wurden Speyerer Sehenswürdigkeiten mit in den Krimi eingebaut, was ich auch äußerst positiv fand.

Ein Krimi, wie man ihn sich als Krimifan wünscht. Viele Informationen sowie auch private Details wurden erwähnt, was ich immer wichtig und hilfreich finde. Die Spannung zog sich nicht permanent durch den Krimi, aber durch den wunderbaren und einnehmenden Schreibstil war man trotzdem die ganze Zeit völlig gefesselt und wurde dann durch das überaus spannende und überraschende Ende nochmals belohnt. Viele falsche Fährten und Wendungen haben mich stets in die falsche Richtung meiner eigenen Ermittlungen gelotst und mich deshalb völlig überrascht und begeistert am Ende zurückgelassen.

Bewertung vom 31.10.2016
Neckarsturm
Scheurer, Thilo

Neckarsturm


ausgezeichnet

Hauptkommissar Wolfgang Treidler und seine Kollegin Carina Melchior ermitteln in einem neuen Fall. Ein zerschmetterter Körper wird auf der Baustelle des Aufzugstestturms in Rottweil gefunden. Sie rechnen mit einem schnellen Ermittlungserfolg, da Fremdeinwirkung ausgeschlossen scheint. Mit Hilfe eines italienischen Kollegen, Francesco Bertusi, der für 3 Monate in Rottweil mitarbeitet, finden sie jedoch bald Hinweise auf eine schreckliche Tat.

Der Tote auf der Baustelle des Aufzugsturms ist ein Bauarbeiter. Er wird als Harun Selmani identifiziert. Treidler und Melchior tappen lange Zeit im Dunkeln und wissen nicht, wie und vor allem warum der Mann von der Aussichtsplattform in die Tiefe stürzte. Anfangs von einem Unfall ausgehend, ändert sich für die beiden Ermittler nach der Obduktion schnell die Vermutung eines Unfalls, sondern es steht fest, dass Harun Selmani ermordet wurde. Es kommen mehrere Verdächtige in Frage, darunter auch die Brüder Malki. Treidler und Melchior kommen mit Hilfe ihres italienischen Kollegen Bertusi immer weiter voran in dem Fall, Bertusi bringt sie auf die Idee einer Steuerhinterziehung und auch mit den Brüdern Malki geht es weiter. Obwohl Yasin Malki gefasst werden kann, redet er anfangs kein Wort.

Es wird weiterhin berichtet von der Ex-Freundin Birgit von Treidler, die nun in einer Öko-Kommune lebt und die Gruppe vehement gegen den Turm und deren Erbauung kämpft. Auch wird von der Sekretärin des Kommissariats Ursula Lohrmann berichtet, wie sie versucht ihrem Exfreund Holger, der sie misshandelt hat, aus dem Weg zu gehen und schnell einen neuen Freund findet, der noch viel schlimmer als Holger ist und sie dadurch auch noch in den Fall verstrickt wird.

Dies ist bereits der 4. Band von Thilo Scheurer. Man muss die Vorgänger aber nicht gelesen haben, um sich in diesem Band zurechtzufinden.

Wolfgang Treidler und seine Kollegin Carina Melchior sind ein eingespieltes Team. Die lustigen Sprüche der beiden lockern diesen Krimi besonders auf und man kann richtig schön schmunzeln zwischendrin. Melchior kontert nahezu perfekt zu Treichler’s doch recht launischem Charakter, der gerne mal rumnörgelt und kein gutes Haar in dem italienischen Kollegen lässt, was den Leser zusätzlich zum Lachen bringt.

Der Schreibstil hat mir wieder super gefallen, leicht und flüssig fliegt man nur so über die Seiten. Die kurz gehaltenen Kapitel sowie die Überleitungen zu anderen Personen oder Orten sind perfekt gemacht. Die Spannung war von Anfang hoch gehalten und zog sich bis zum Ende durch das Buch. Verwirrungen und falsche Fährten machten mir die Suche nach dem Täter richtig schön schwer und so hat das Rätselraten wieder richtig viel Spaß gemacht.

Der leichte Schreibstil, Verwirrungen und falsche Fährten sowie spannende und interessante Ereignisse und der tolle Humor, machen diesen Krimi zu einem riesigen Lesevergnügen.

Autor: Thilo Scheurer

Bewertung vom 23.10.2016
Valentins Geheimnis
Geiger, Steffen

Valentins Geheimnis


ausgezeichnet

Frank Meinert ist Assistenzarzt im Klinikum Bremen-Mitte. Sein Freund Marc ist sein Vorgesetzter und Oberarzt in seiner Abteilung. Eines Tages wird Oskar Schröder schwerverletzt eingeliefert. Er soll ein wichtiger Zeuge sein, es geht um Waffenschmuggel. Doch in der gleichen Nacht wird Oskar Schröder und der Oberarzt Marc Emmerich ermordet. Auf dem Krankenhausvideo ist Frank beim Verlassen der Station zum Tatzeitpunkt zu sehen. Wie kommt er da wieder heraus, als Hauptverdächtiger zu gelten?

Frank seine Lebensgefährtin Silke ist bei der Bremer Kriminalpolizei. Dank ihres väterlichen Mentors und Chef Hauptkommissar Claasen wird sie nicht aus persönlichen Gründen von diesem Fall herausgehalten. So kann sie mit ermitteln und versuchen, Franks Unschuld zu beweisen.

Silke und Claasen erfahren nach und nach wichtige Details zu dem Fall, indem es nach kurzer Zeit klar wird, dass es sich hier um internationalen Waffenschmuggel, um den Valentin-Bunker und die Zeit um den zweiten Weltkrieg handelt. Immer tiefer graben sie in der Vergangenheit, vor allem Frank, der sich alleine auf die Suche nach dem wahren Täter macht und sich dadurch in größte Gefahr bringt.

S. Geiger hat mit "Valentins Geheimnis" einen spannenden und informativen Krimi geschrieben. Spannend dargestellt ist es, wie Frank alleine nach und nach Informationen sammelt, die auch seine Familie und seine Vergangenheit betrifft und er so immer mehr Hintergrundinformationen erhält, bis er Klarheit und Antworten findet, auf all die Fragen, die sich aufgrund dieses Falles in ihm aufgetan haben.

Die vielen Informationen rund um den Valentin-Bunker haben mir sehr gut gefallen und mich auch zu einigen eigenen Nachforschungen aufgefordert, was mir sehr viel Freude bereitet hat.

Die Charaktere waren sehr gut und realistisch dargestellt. Die Spannung wurde von Anfang an hochgehalten. Auch der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, flüssig und klar, so dass ich nur so über die Seiten fliegen konnte und durch viele und überraschende Wendungen oft hinters Licht geführt wurde.

Ein spannender und informativer Krimi, der mir sehr viel Lesespaß bereitet hat und den ich jedem Krimifan, besonders auch mit Bezug zu Bremen, wärmstens empfehle.

Bewertung vom 20.10.2016
Das verlorene Kind
Bussi, Michel

Das verlorene Kind


sehr gut

Malone ist ein 5 jähriger Junge, der sein Kuscheltier Gouti überall mithinnimmt und gerne Geschichten erzählt. Er behauptet, dass die Frau bei der er lebt, nicht seine leibliche Mutter ist. Doch niemand nimmt ihn ernst. Der einzige, der ihm zu glauben scheint, ist der Schulpsychologe Vasile, der versucht, ihm weitere Einzelheiten zu entlocken. Interessant ist, wie Vasile versucht, Erinnerungen aus dem kleinen Jungen herauszuholen.
Schließlich schaltet Vasile die Polizei ein, um der Sache auf den Grund zu gehen. Und bringt sich und Malone dadurch in große Gefahr. Denn jemand möchte auf keinen Fall, dass Ermittlungen im Fall von Malone aufgenommen werden und die Sache untersucht wird.
Commandante Marianne Augresse von der Kriminalpolizei, die den Fall bearbeiten soll, steckt jedoch gerade in anderen Ermittlungen um einen Raubüberfall und ist nicht gerade begeistert und überzeugt von der Geschichte.

Die Geschichte um Malone konnte mich nicht sofort von Anfang ergreifen, doch schnell steigerte sich die Spannung und ich war mittendrin. Der Schreibstil ist flüssig und die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was das ganze noch interessanter machte. Dadurch wurden wie Puzzleteile immer mehr Informationsbröckchen verraten, bis am Ende sich alles zusammengefügt. Voller Spannung wartet man als Leser auf den nächsten Handlungsstrang, um weitere wichtige Informationen zu erhalten und die Neugier zu stillen. Nur das Ende war leider nicht wirklich nachvollziehbar und etwas zu konstruiert.

Die Charaktere waren gut und realistisch dargestellt, besonders den kleinen Malone habe ich sofort ins Herz geschlossen. Außer Kommissarin Marianne, die mich nicht wirklich überzeugen konnte. Durch überraschende Wendungen, die den Leser mehrmals in völlig falsche Richtungen führte, wurde alles noch spannender dargestellt.

Ein interessanter und vor allem spannender Roman, der mich nach kurzen anfänglichen Schwierigkeiten nicht mehr losgelassen und einfach nur gefesselt hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.10.2016
Wir sehen uns am Meer
Rabinyan, Dorit

Wir sehen uns am Meer


sehr gut

Wir sehen uns am Meer
Autorin: Dorit Rabinyan
Verlag: Kiepenheuer&Witsch
Seitenzahl: 368
Preis: 19,99 Euro

Liat und Chilmi lernen sich durch Zufall in New York kennen. Und verlieben sich sofort ineinander. Was normalerweise kein Problem wäre, wenn Liat nicht Jüdin aus Tel Aviv und Chilmi Palästinenser wäre. Liat versucht diese Liebe vor ihrer Familie und ihren Freunden zu verheimlichen. Für sie ist die Zeit mit Chilmi sowieso begrenzt, da für Liat feststeht, wenn sie in ein paar Monaten in ihre Heimat zurückkehrt, wird sie Chilmi nicht wiedersehen und die Zeit mit ihm und somit ihre Liebe ist dann vorbei.
Sie verleben wunderschöne Monate in New York, im schlimmen kalten Winter und Frühling und ihre verschiedene Herkunft und die Feindschaft ihrer beiden Völker halten sie außen vor und wollen nicht, dass dies ihre Beziehung belastet. Sie erleben gemeinsam viele interessante Dinge, Chilmi, als Maler vormals nicht erfolgreich, erhält einen tollen Auftrag und ist Tag und Nacht mit seiner Malerei beschäftigt. Doch bei nicht zu vermeidenden zufälligen Treffen auf der Straße mit Bekannten oder Freunden von Liat versteckt sie sich ängstlich und hofft, dass sie mit Chilmi nicht gesehen wird, denn ihre Familie zu Hause würde sonst sofort davon erfahren. Liat lernt Chilmi’s Bruder kennen, der nach kurzer Zeit auf Politik und die Lage im Land zu sprechen kommt und sie sich heftig streiten, so dass sie mit ihm keine Freundschaft schließen wird. Zu groß sind die Unterschiede und politischen Konflikte zwischen ihnen und ihren Ländern.
Chilmi hat noch nie das Meer gesehen und da fragt er Liat aus heiterem Himmel, wo denn ihr Lieblingsplatz am Meer in Israel ist.
Und dann kommt der Zeitpunkt, an dem Liat wieder nach Hause geht und New York verlässt.
Doch Gefühle kann man nicht einfach abstellen…

Dorit Rabinyan erzählt sensibel, bildhaft und melancholisch die Liebe zwischen Liat und Chilmi. Die wunderschöne Zeit der beiden in New York aber auch die großen und nicht zu überwindbar scheinenden Hindernisse bezogen auf ihre Herkunft, der Konflikt zwischen Isrealis und Palästinensern sowie die aktuelle Lage der verfeindeten Länder. Die beiden Themen, Liebe und Herkunft, Verschiedenheit und Verletztheit verwebt Dorit Rabinyan perfekt miteinander. Auf der einen Seite steht die große und doch verletzliche Liebe von Liat und Chilmi und auf der anderen Seite werden die Schwierigkeiten benannt, die diese Liebe nicht locker und genießerisch sein lassen können, da im Hintergrund doch immer wieder Bedenken und schlechtes Gewissen mitherrschen.

Eindrucksvoll und sensibel erzählt, taucht man in diese Geschichte ein und bleibt nachdenklich zurück, über eine Liebe zwischen zwei Menschen, die wohl nicht sein darf.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.10.2016
Die Jutta saugt nicht mehr
Minck, Lotte

Die Jutta saugt nicht mehr


ausgezeichnet

Dies ist der 7. Fall von Loretta Luchs, bei dem sie sich auf Mördersuche begibt. Mit Erwin natürlich, der mit seiner frisch eröffneten Detektei noch nicht so viele Auftraggeber anlocken konnte. Da taucht die biedere Frau Berger auf. Sie macht sich Sorgen um ihre Nachbarin Jutta, die seit 3 Wochen verschwunden ist. Ihr Ehemann behauptet, Jutta hätte ihn verlassen und wäre einfach abgehauen. Aber Frau Berger, die mit Jutta befreundet war, kann sich so ein Verhalten von Jutta überhaupt nicht vorstellen. Frau Berger berichtet, dass der angeblich verlassene Ehemann eine Zeitungsannonce geschaltet hat, in der er eine neue Putzhilfe sucht. 3 andere hat er schon verschlissen, die haben fluchtartig das Haus verlassen. Laut Frau Berger ist Herr Dengelmann ja ein absoluter Kontrollfreak, deshalb ist Jutta ihm wohl auch weggelaufen. Loretta und Erwin beraten sich mit Dennis, der ja auch mit in das Detektivbüro involviert ist, und schnell ist klar: Loretta stellt sich als neue Putzhilfe bei Herrn Dengelmann vor. Loretta ist natürlich überhaupt nicht begeistert und muss erstmal bei Doris einen Putzkurs machen, damit sie sich bei Herrn Dengelmann nicht blamiert. Und so schleust Loretta sich ein und versucht, Informationen zu sammeln. Und dann wird es wieder richtig spannend.

Der Schreibstil von Lotte Minck ist einmalig, diese Mischung aus Spannung und Komik und man fliegt nur so wieder durch diese Krimödie. Ich liebe Loretta und ihre Gang einfach. Bei diesem Fall taucht auch die Tochter von Dengelmanns auf, Karina. Sie ist mir auf Anhieb sympathisch gewesen und ich fände es toll, wenn sie in weiteren Loretta-Fällen wieder auftauchen würde.

Dieser 7. Fall war genauso wie die Vorgänger wieder ein Volltreffer und ich habe mich wieder super unterhalten gefühlt. Die Mischung aus Spannung und Humor trifft Lotte Minck immer auf den Punkt und so kann man herzhaft lachen und gleichzeitig vor Spannung kaum das Ende erwarten. Einfach klasse.
Jedem Krimiliebhaber mit Sinn für Humor dringend zu empfehlen.

Ich kann es kaum erwarten, bis der nächste Fall für Loretta und ihre Gang auftaucht und freue mich schon riesig darauf.

Bewertung vom 30.09.2016
Jenseits des Weges
Yoerg, Sonja

Jenseits des Weges


sehr gut

Liz plant seit längerem eine Wanderung auf dem rauen John Muir Trail in Kalifornien. Um wieder zu sich selbst zu finden, alte Wunden verheilen zu lassen und neue Kräfte zu sammeln. Doch dann besteht Dante, ihr Freund darauf, mitzukommen und ihre Abreise verschiebt sich um einige Zeit, da auch für ihn eine Wandergenehmigung beantragt werden muss. Eigentlich wäre Liz lieber alleine auf diese Wanderung gegangen.

Die beiden begeben sich auf die 18 Tage andauernde und kräftezehrende Wanderung. Liz hat einige Geheimnisse, zum einen aus ihrer Vergangenheit und zum anderen auch ein Geheimnis, welches Dante und sie betrifft. Liz hatte keine einfache Kindheit und so kommen auf dieser Wanderung immer mehr Dinge ans Licht, durch die man Liz näher kennenlernt. Auch ihre Geheimnisse und Fehlentscheidungen erzählt sie auf dem Weg ihrem Freund und beichtet ihm auch etwas, was sie sehr belastet und sie befürchtet, dadurch seine Liebe und ihn zu verlieren.

Auf der langen Wanderung begegnen sie oft den gleichen Menschen und mit Paul und Linda freunden sie sich sogar an. Dann gibt es noch die beiden Roots-Brüder, die unheimlich und beängstigend auf Liz wirken. Dante und Liz haben teilweise mit schweren Wetterbedingungen zu kämpfen, gehen aber trotzdem den geplanten Weg weiter. Bis es richtig spannend und gefährlich wird.

Der Schreibstil von Sonja Yoerk hat mir sehr gut gefallen, leicht und flüssig, schnell habe ich in die Geschichte hineingefunden. Außerdem gibt es tolle Landschaftsbeschreibungen. Eine Karte über die zurückgelegte Wanderstrecke von Liz und Dante wäre perfekt gewesen.

Bezüglich der angekündigten Wanderung zur Selbstfindung und alte Wunden verheilen zu lassen war ich leider etwas enttäuscht, da in diese Richtung nicht wirklich tiefgründig darauf eingegangen wurde. Auch wurde mir Liz zeitweise mit ihrem übertriebenen Selbstmitleid etwas zu viel, Auf der anderen Seite war eine unglaubliche Spannung, besser als in manchem Krimi, vorhanden, und deshalb hat mich das Buch trotz fehlender Selbstfindung sehr gut unterhalten.

Wer Wert auf einen guten Unterhaltungsroman mit hohem Spannungspotential legt, und keine hohen Erwartungen bezüglich Selbstfindung in dieses Buch legt, wird mit diesem Roman viel Freude haben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.09.2016
Bella Germania
Speck, Daniel

Bella Germania


ausgezeichnet

München 2014: Es beginnt mit Julia, Modedesignerin, die in Mailand endlich ihren Durchbruch geschafft hat. Doch nach der Show steht ein älterer Mann plötzlich vor ihr, der behauptet, ihr Großvater zu sein. Er heißt Vincent und bittet sie, ihr zu helfen, einen Brief an seinen Sohn Vincenzo zu übergeben und ihn zu sich zu bringen. Obwohl Julia ihren Vater Vincenzo nur einmal als Kind gesehen hatte, hofft Vincent, dass sie ihm diesen Gefallen tut. Julia hat sehr darunter gelitten, dass Vincenzo nie Kontakt mit ihr wollte und er nie für sie als Vater dagewesen ist.

Mailand 1954: Vincent fährt nach Italien, um dort für seine Firma zu arbeiten. Er verliebt sich in das Land und auch in Giulietta. Aber sie ist einem anderen versprochen, Enzo, ihrem Verlobten. Die beiden verbindet eine tiefe Liebe, doch Giulietta heiratet Enzo und bekommt einen Sohn, Vincenzo.

Es wird in zwei Zeitebenen erzählt. Einmal in der Gegenwart, in der Julia sich nach einigem Ringen auf den Weg nach Italien macht, um ihrem Vater Vincenzo den Brief von Vincent zu geben. Und auch in der Hoffnung zu erfahren, warum er nichts von ihr wissen wollte. Aus der Vergangenheit wird von der Familie Marconi 1954 geschrieben und wie alles begann.

Es wird die Geschichte von Giulietta und ihrem Zwillingsbruder Giovanni erzählt, wie sie mit ihrer Mutter und Enzo in einer kleinen Wohnung in Mailand leben. Wie Vincent in ihr Leben tritt und welche Auswirkungen dies auf ihr weiteres Leben hat. Die ganze Familiengeschichte von Giulietta, Giovanni, Concetta der Mutter der beiden, der wunderschönen Insel Salina, auf der alle aufgewachsen sind und gelebt haben, Vincenzo’s Lebensweg, sowie das Leben von Vincent.

Sehr erwähnenswert und besonders interessant ist die ganze Litanei der Gastarbeiter, die damals nach Deutschland kamen, um hier zu arbeiten. Sie wurden geduldet, solange sie gearbeitet haben, aber es wurde auch von ihnen erwartet, dass sie irgendwann wieder zurück in ihr Land fahren.

Genauso schwer hatte es Giovanni, als er nach Deutschland kam. Er hatte es sich alles wesentlich einfacher vorgestellt und wurde dann von der Realität eingeholt und seinen Traum, den er hier verwirklichen wollte, musste er lange Zeit beiseiteschieben.

Dann wurde von der RAF berichtet, da Julia’s Mutter Tanja eine sehr rebellische Zeit mit politischem Aufbäumen durchlebt hatte, in die auch Vincenzo mit hineingezogen wurde.

Daniel Speck, Drehbuchautor, hat mit diesem, seinem ersten Roman, voll ins Schwarze getroffen.

Der Schreibstil ist locker, flüssig und klar, ich war von der ersten bis zur letzten Seite gebannt am Lesen und dann so im Geschehen, dass ich gerne noch ewig weiter über die Familie Marconi gelesen hätte.

Außer dem wunderbaren Sprachstil werden so viele wunderschöne Zitate und Sprüche eingebunden, dass ich mich schon am Anfang in dieses Buch verliebt habe.

Dieser Roman ist begeisternd, ergreifend, mitfühlend, aufregend, spannend und interessant, mit verschiedenen Themen, Wendungen, Emotionen. Ich habe selten einen Roman gelesen, der mich so gefesselt und beschäftigt hat. Selbst nach dem Auslesen des Buches hat man das Gefühl, es gibt sie wirklich, die Marconi’s und was sie jetzt wohl gerade machen. Am liebsten wäre ich in den Laden von Giovanni gefahren, um mir leckere italienische Salami zu besorgen.

„Das Buch unseres Lebens müssen wir nicht allein schreiben. Es wird mitgeschrieben von denen, die um uns sind und fortgesetzt von unseren Kindern".

Mit diesem Zitat endet dieses wundervolle Buch.

Normalerweise schrecken mich Bücher über 400 Seiten eher ab, denn es muss schon sehr gut sein, um bei so vielen Seiten am Ball zu bleiben. Doch dieser Roman hat alles übertroffen. Es ist für mich eines der Lesehighlights dieses Jahres war.

Ich freue mich nicht nur riesig auf einen weiteren Roman von Daniel Speck sondern vor allem auf die Verfilmung dieses Buches.

Autor: Daniel Speck

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2016
Neuland
Nevo, Eshkol

Neuland


ausgezeichnet

Meni ist in Südamerika, dort verliert sich seine Spur. Sein Sohn Dori lässt seine Frau und Kind in Tel Aviv zurück und macht sich auf die Suche nach seinem Vater.
Inbar, eine junge, ehrgeizige angehende Journalistin fährt nach Berlin, um mit ihrer Mutter ins Reine zu kommen. Doch der Versuch scheitert, ihr Verhältnis zueinander bessert sich nicht.
Sie fliegt aber nicht, wie eigentlich geplant, nach Israel zurück. Und so begegnen sich Dori und Inbar im Flugzeug nach Südamerika.

Nach dem Tod seiner geliebten Frau und jahrelang verdrängter Traumata, erlebt durch den Krieg, bricht Meni Peleg auf nach Ecuador. Dori, sein Sohn und Geschichtslehrer, macht sich Sorgen, da sein Vater sich seit 2 Monaten nicht gemeldet hat. Mit Hilfe von Alfredo, einem einheimischen Detektiv, der auf die Suche von Verschwundenen und Verschollenen spezialisiert ist, will er Meni finden.

Dori’s und Inbar’s Schicksale verbindet der Autor perfekt. Der ruhige Schreibstil gibt dem Leser Zeit, die schlimmen Erlebnisse langsam verdauen zu können, die historischen und aktuellen Geschehnisse in Israel zu begreifen und die verschiedenen Themen, die angesprochen werden, wie Flucht und Hoffnungslosigkeit aufnehmen zu können.

Eshkol Nevo beschreibt die Suche nach Meni in einer eindrucksvollen und ruhigen Sprache. Es wird in verschiedenen Zeitebenen berichtet, aus vielen verschiedenen lateinamerikanischen Ländern und mit vielen Figuren. Die Protagonisten Dori, Inbar und vor allem Alfredo waren mir sympathisch.
Einfühlsam erzählt der Autor über die vergangenen und aktuellen Sorgen Israels, den Kummer und das ertragene Leid der Bewohner. Der Ruf nach Veränderung ist laut, dieses Buch lässt einen entsetzen und mitempfinden. Ich war eingestellt auf einen Familienroman, aber habe einen „großen Roman“ lesen dürfen, mit vielen Informationen über die Geschehnisse in Israel, Schicksale, die miteinander verbunden waren, eine emotionale und einfühlsame Erzählung ohne Partei zu ergreifen, sondern das Hauptaugenmerk auf das Empfinden der Menschen zu lenken.

Ein anspruchsvoller und eindrucksvoller Roman, der mich sehr berührt und begeistert hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.