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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
orfe1975
Wohnort: 
Bonn

Bewertungen

Insgesamt 219 Bewertungen
Bewertung vom 13.11.2015
Yin und Yang
Maier, Daniela-Charlott

Yin und Yang


sehr gut

Chinesische Philosophie kindgerecht aufbereitet

Cover und Aufmachung:
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Das Cover hat mir schon von Anfang an zugesagt. Es ist es eine tolle Umsetzung, Yin und Yang einmal als fischähnliches Liebespaar auftreten zu lassen. Es ist liebevoll gezeichnet, ebenso wie alle anderen Illustrationen im Buch. Wirklich toll!
Das Buch selber ist ein recht dünnes Taschenbuch im fast quadratischen Format. Es erinnerte mich an ein größeres Pixi-Buch. Die Seiten sind hochglänzend und verleihen dem Buch im wahrsten Sinne des Wortes einen besonderen Glanz.

Inhalt:
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Die beiden Elemente der chinesischen Philosophie Yin und Yang als Lebewesen dargestellt, die erstmals ihr Häuschen verlassen und auf Erkundungstour der Welt gehen. Durch einen kleinen Unfall werden sie getrennt und müssen nun wieder versuchen, sich wiederzufinden. Ansonsten droht die Welt aus dem Gleichgewicht zu geraten und alle Lebewesen zu verlieren. Auf ihrer Wiederfindungsreise lernen sie viele Tiere und Pflanzen kennen, die ihnen hilfreich zur Seite stehen und durch die sie und der Leser mehr über die Hintergründe der chinesischen Philosophie lernen.

Mein Eindruck:
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Das Cover sowie die Buchillustrationen gefielen mir von Anfang an sehr gut: Farbenfroh und liebevoll gezeichnet. Da sie auf jeder Seite sind, ist die Geschichte umfassend bebildert, sodass "man" und insbesondere Kinder sich so alles sehr gut vorstellen und vielleicht auch besser verstehen können.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie ist flüssig erzählt. Dass die beiden Charaktere Yin als Frau mit ihren typischen Eigenschaften Fühlen und Denken, Yang als der zuständige Mann für Handeln und Aktivität dargestellt sind, prägt sich gut ein. Ich konnte mir vorher nie wirklich merken, was was ist, jetzt kann ich es!
Die Suche nach dem Partner gestaltet sich größtenteils sehr spannend. Die beiden erleben einige Abenteuer und nebenbei erklären ihre neuen Freunde (Vögel, Bäume u. a.) ihnen, warum es so wichtig ist, dass sie wieder vereint sind. Auf diese Weise wird immer ein Teil der chinesischen Philosophie häppchenweise in die Geschichte eingeflochten und so näher gebracht. Ich habe mich vorher schon mit diesem Thema befasst, aber diese Geschichte hat mir geholfen, einige Dinge noch mal anders zu sehen. Der Umgang von Yin und Yang und die Dialoge mit den Tieren sind stellenweise mit einer Prise Humor versehen, sodass ich des Öfteren schmunzeln musste.

Nun ist dieses Buch ja primär für Kinder geschrieben. Ich konnte es leider mit Kindern nicht testen. Ich kann mir aber vorstellen, dass einige Begriffe oder Ereignisse der Geschichte nicht ohne längere Erklärung verstanden werden können. Da sollte man sich als Erwachsener vorher drauf einstellen. Auch würde ich das Buch definitiv eher für ältere Kinder im Grundschulalter oder gar noch später empfehlen. Die Bilder sind für kleinere Kinder auch interessant, aber ob die Geschichte mit den Hintergründen verstanden wird, wage ich zu bezweifeln. Dazu ist das Thema dann doch etwas komplex und einige Dinge habe ich auch erneut lesen müssen, um sie nachvollziehen zu können.
Ansonsten empfand ich noch das kleine Manko, dass mir die Suche nach dem Anderen einen winzigen Tick zu lange gedauert hat. Zwischendurch war bei mir kurz die Spannung raus. Aber vielleicht war das notwendig, um alles Wichtige noch in die Geschichte einbringen zu können, das der Autorin am Herzen lag.

Fazit:
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Wunderschön illustrierte kleine Geschichte zum Thema chinesische Philosophie mit einer feinen Prise von Humor. Eher für ältere Kinder und jung gebliebene Erwachsene geeignet.

Bewertung vom 12.11.2015
Tinna, Tam Tam und der Weihnachtsmann
Trabitzsch, Stephanie

Tinna, Tam Tam und der Weihnachtsmann


gut

Ein hilfsbereites Pinguinmädchen und der Weihnachtsmann

Cover und Aufmachung:
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Das Cover hat mich eigentlich von Anfang an angesprochen, der Pinguin wirkte so niedlich. Und ein Pinguin als Hauptperson in einer Weihnachtsgeschichte kommt auch eher selten vor.
Das Buch ist sehr hochwertig als Hardcover und mit glänzenden, stabileren Seiten, die nicht so einfach kaputt gehen können durch Kinderhände.

Inhalt:
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Die Geschichte geht um das Pinguinmädchen Tinna, die auf der Reise zum Weihnachtsfest ihrer Tante dem Weihnachtsmann begegnet. Begleitet wird sie dabei von ihrem Stofftierpinguin Fräulein Tam Tam. Oder war alles nur ein Traum?

Mein Eindruck:
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Die Bilder haben meiner kleinen Tochter und mir auf den ersten Blick sehr gut gefallen, aber letztendlich fehlte ihnen das "gewisse Etwas". Auf den meisten Bildern gab es wenig zu entdecken, es wurde oft nur das Notwendigste gezeichnet. Noch dazu war die Zeichenart etwas "grob" und die Farbtöne oft eher pastellartig. Es fehlte für ein Weihnachtsbuch an warmen Farben und etwas mehr Ausschmückung für meinen Geschmack. Von den insgesamt 12 Illustrationen gefielen mir und meiner Tochter 3 besonders, weil es auf ihnen sehr viel zu entdecken und dazu zu erzählen gab.

Vom Umfang her fand ich die Geschichte genau passend. Meine Tochter (2 J.) konzentriert sich nicht gerne auf lange Geschichten, guckt mehr die Bilder an, und wenn die nicht mehr interessant sind oder man die Geschichte nicht mehr anhand der Bilder frei nacherzählen kann, sagt sie immer "weiter, weiter... " um dann schnell das "Ende!" des Buches zu verkünden. Aber hier die 4 oder 5 Zeilen habe ich grade noch gelesen bekommen, bevor ihre eifrigen Finger wieder weiter blättern wollten.
Da das Buch aber so groß im Format ist, hätte ich die Schrift etwas größer gewählt, sodass es nach mehr auf der Seite aussieht bzw. der Text nicht so verloren aussieht. Das ganze Buch hätte im Prinzip aber auch gerne insgesamt in einem etwas kleineren Format gemacht werden können.

Beim Vorlesen haben mich einige Kleinigkeiten gestört: erst bin ich über die Namen der Pinguine gestolpert, die alle sehr ähnlich sind und auch nicht mein Geschmack waren, aber über Geschmack lässt sich ja streiten. Dann gab es eine Satzkonstruktion, die ich nicht so gelungen fand und letztendlich fehlte es mir doch an der ein oder anderen Stelle an einem sauberen Übergang bzw. ein oder zwei Sätzen, die den nächsten Abschnitt einleiten oder einfach die Hintergründe etwas ausschmücken. Ich finde es schwer zu erklären, aber so wie bei den Bildern fehlte einfach wieder das Besondere, so dass weder meine Tochter noch ich wirklich von der Geschichte gepackt waren. Nach einmal durchlesen war das Buch nicht mehr interessant. Es gibt Bilderbücher, die wir tausendmal durchblättern und lesen müssen, aber dieses wird leider nicht dazu zählen.

Die Kernbotschaft des Buches um das strickende, hilfsbereite Pinguinmädchen Tinna war für mich eigentlich das Highlight, das es in die Kategorie "Weihnachtsgeschichte" passend und überhaupt lesenswert machte.

Fazit:
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Tolle Kernaussage, viel Potenzial in Bildern und im Text, aber es fehlte leider noch das "gewisse Etwas", um rund zu wirken. Es hat meine Tochter und mich leider nicht packen können.

Bewertung vom 05.11.2015
Ich will das Leben küssen!
Schreinemakers, Margarethe

Ich will das Leben küssen!


ausgezeichnet

Frau Schreinemakers authentisch und nah

Cover und Aufmachung:
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Auf dem Cover ist eine sehr lebensfrohe Frau Schreinemakers zu sehen, die den Betrachter offen anlächelt. Von den Farben her wirkt das Buch ein bisschen wie ein Lebenshilferatgeber und indirekt ist es das auch, aber noch viel mehr! Das Buch selbst ist ein solides Hardcoverbuch mit Umschlag, die Seiten hochglänzend mit vielen Fotografien zwischen dem Text, alles wirkt sehr hochwertig.

Inhalt:
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Wer kennt nicht die Moderatorin Frau Schreinemakers spätestens aus ihrer Sendung Schreinemakers Live? Doch wer weiß noch, dass sie sich vorher ihre Sporen im Radio und Fernsehen in anderen Sendungen verdient hat und vor allem wer weiß, welcher Mensch wirklich hinter dieser Frau steckt? In diesem Buch lernen wir sie persönlich kennen, ihre Kindheit, ihre privaten Gedanken, Gefühle, aber vor allem ihr Nahtoderlebnis und ihre Zeit danach, in der sie sich aus dem Showleben zurückgezogen hat.

Mein Eindruck:
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In einem Satz: Ich war von der ersten bis zur letzten Seite begeistert! Zum einen hat mir der Stil sehr gut gefallen. Sie schreibt, wie sie moderiert: offen, ehrlich, manchmal sehr nachdenklich, rührend und an passenden Stellen auch mit viel Humor. Sie bleibt sich selber treu und ist einfach Schreinemarkers wie sie leibt und lebt!
Sie beschreibt ihre Kindheit mit 2 Müttern, wie sie in der "Nonnenschule" durch ihre fortschrittliche Einstellung immer wieder angeeckt ist und trotzdem zu Gott immer einen guten Draht hatte, auch wenn sie mit dem "Bodenpersonal" einige Probleme hatte. Sie hatte es nicht immer leicht im Leben, wurde bereits sehr früh mit dem Tod ihr nahestehender Menschen konfrontiert, hat beruflich und privat einige Niederlagen erlebt, von der die heftigste wohl ihr Herzstillstand war. Dieser brachte sie dazu, das Leben noch einmal von einer anderen Seite zu betrachten und neu zu ordnen. Trotz all dieser Erlebnisse ist sie ein Stehaufmännchen, das nie den Kopf in den Sand steckt, sondern sich aufrappelt und weitergeht. Sie will das Leben küssen, damit das Leben sie zurück umarmt. Jeder Tag ist ein Geschenk für sie, das sie dankbar annimmt.

Man merkt dem Buch an, dass es mit Herzblut geschrieben wurde, jeder Satz wirkt echt, nicht aufgesetzt oder selbstbeweihräuchernd. Man nimmt der Autorin einfach alles ab, empfindet mit ihr im Lustigen wie im Traurigen, staunt über ihre Lebensenergie und lacht über ihre Anekdoten, die nicht nur, aber auch aus dem Showbusiness stammen. Einige Passagen wie z. B. über das Leben und Denken in Konjunktiven könnte man sich auch als Lebensweisheit an die Wand hängen, so treffend sind sie formuliert.
Als besonderes Highlight sind im Buch passend zu den Kapiteln fast 100 Farbfotos enthalten, die den Eindruck erwecken, man blättere in Frau Schreinemakers privatem Fotoalbum. Man entdeckt dabei auch viele Bilder, die man wahrscheinlich noch nicht kannte.

Ich habe das Buch in fast einem Rutsch verschlungen und war extrem begeistert, obwohl ich vorher skeptisch war, da mir die Autorin als Moderatorin von Schreinemakers Live nicht immer gefallen hat, aber ich bin positiv überrascht worden, da ich einfach so Vieles des im Buch geschilderten noch gar nicht wusste und mich diese starke Person und ihre Einstellung zum Leben sehr beeindruckt hat.

Fazit:
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Frau Schreinemakers Biografie: spritzig, humorvoll, nachdenklich, rührend - einfach toll geschrieben mit vielen tollen Fotos.

Bewertung vom 20.10.2015
Mr. Walsh und die vergessene Kunst der Liebe
Gutteridge, Rene

Mr. Walsh und die vergessene Kunst der Liebe


sehr gut

Da ist ER: Clay Walsh, ein gut aussehender, humorvoller Mann, der allerdings besonders im Bezug auf Frauen und Beziehungen zu ihnen eine Einstellung hat, die er als anständig, andere als altmodisch, schräg oder skurril ansehen. Bei ihm läuft alles akkurat ab, ganz nach Plan - bis er auf Amber trifft.

Da ist SIE: Amber, eine ebenfalls sehr attraktive junge Frau, die mental das genaue Gegenteil von Clay ist: spontan, stürmisch, launisch, romantisch und alles in allem immer etwas chaotisch. Sie ist rastlos, immer auf der Suche nach etwas oder auf der Flucht vor etwas. Da der Zufall es so will, dass ihr Tank leer ist, als sie in der Stadt ankommt, in der Clay wohnt, macht sie dort Station und zieht über seinem Antiquitätenladen ein. Bereits das erste Zusammentreffen mit ihrem neuen Vermieter irritiert und fasziniert sie gleichermaßen.
Nun beginnt sich für beide, einiges zu ändern.

Eins vorneweg: Dieser Roman ist einer der ungewöhnlichsten Liebesromane, die ich je gelesen habe und ich meine das im positiven Sinne! Ich mag keine Rezensionen, die zu viel Inhalt verraten, daher werde ich versuchen, zu umschreiben, was mich so beeindruckt hat.

Sehr gut gefallen hat mir die Weiterentwicklung der beiden Hauptcharaktere Clay und Amber. Clay ist wie die Antiquitäten, die er verkauft: "Old fashioned", altmodisch - auf den ersten Blick. Er will nicht mit einer Frau alleine in einem Raum sein und versucht, nach den 10 Geboten der Bibel zu leben. Nach und nach blättert die alte Kruste ab und man erfährt so stückchenweise seine Vergangenheit, warum er so wurde, wie man ihn zu kennenlernt. Wie seine Antiquitäten hat auch er im Hintergrund eine interessante Geschichte zu erzählen. Ähnliches gilt für Amber, nur dass sie nach außen hin modern, fröhlich, spontan wirkt, innerlich aber viel Ballast aus ihrer Vergangenheit aufgestaut hat, der sie immer noch belastet. Anstatt sich dem zu stellen, flieht sie jedes Mal, wenn sie genug Geld gesammelt hat, wieder an einen anderen Ort.

Als diese beiden unterschiedlichen Charaktere aufeinandertreffen, ahnt man als Leser natürlich, dass es zwischen den beiden knistert. Aber so einfach ist das nicht, denn für Clay ist eine Verabredung nicht einfach eine Verabredung und er hat da noch diese Theorie im Kopf, weswegen er immer anständig sein muss und sich nie mit einer Frau alleine in einem Raum aufhalten darf! Das führt zu sehr skurrilen Situationen, die mich häufig zum Schmunzeln oder lachen gebracht haben. Auch ist Clay kein langweiliger Mensch, denn er offenbart in einigen Dialogen Schlagfertigkeit und Witz, der gleichermaßen in einigen Zwischensätzen im Roman zum Tragen kommt.
Neben einer humorvollen kommt aber auch die nachdenkliche Seite nicht zu kurz. Nicht nur Clay und Amber lernen sich nach und nach in die Tiefe ihrer Seelen zu schauen, das gleiche gilt für den Leser, der im Laufe des Romans immer besser die Handlungen und Gefühle der beiden nachvollziehen kann. Zu erwähnen sei hier noch, dass Clays Denkweise sehr stark durch seinen christlichen Glauben motiviert ist und somit das Thema Glaube im Roman auch zur Sprache kommt, aber nicht nur. Es geht auch allgemein um das Leben und die Philosophien, die sich darum ranken.

Am Ende der Geschichte vollziehen beide eine sehr extreme Wandlung. Und hier kommt der Punkt, an dem ich einen Bewertungspunkt abziehe. Während im Großteil des Romans in schöner, langsamer Kontinuität häppchenweise Veränderungen stattfinden und man immer mehr Teile des Vergangenheitspuzzles erfährt, wirken die letzten Kapitel so, als hätte der Autor schnell ein zufriedenstellendes Ende finden müssen. Der Schluss wirkte auf mich sehr konstruiert und nicht besonders glaubwürdig. Eher typisch amerikanisch kitschig. Aber das macht das Buch insgesamt betrachtet aber nicht weniger lesenswert!

Fazit:
Ein wundervolles Buch über die Dinge, die wichtig sind im Leben und in der Liebe - poetisch, melancholisch, manchmal auch skurril und humorvoll

Bewertung vom 19.10.2015
Felsenmond
Adam, Jasmin

Felsenmond


ausgezeichnet

Der Jemen hautnah mit seinen Licht- und Schattenseiten

Cover:
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Das Titelbild zeigt ein junges, verschleiertes Mädchen, das den Betrachter direkt anschaut. Eigentlich dient dieser Balto der Verschleierung des gesamten Gesichtes außer den Augen. Hier ist es so, als würde der Schleier ein wenig gelüftet und somit ist es ein passendes Symbol, denn es geht hier um junge Frauen im Jemen, die ein wenig ihren Schleier heben und uns in ihre Gefühls- und Alltagswelt blicken lassen.

Inhalt:
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In diesem Roman geht es um 5 Mädchen, fast Frauen, die miteinander verwandt bzw. befreundet sind. Jede von ihnen versucht auf unterschiedliche Art und Weise mit dem Leben und den Traditionen zurechtzukommen. Oft ein schmaler Grat zwischen Tradition, Suche nach sich selbst und Suche nach Freiheit. In jedem Kapitel steht ein anderes Mädchen im Fokus, wobei sich immer wieder die Wege kreuzen und sich die Abschnitte, wie einzelne Puzzleteile, schließlich zu einer Gesamtgeschichte fügen.

Mein Eindruck:
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Felsenmond ist kein klassischer Roman, der chronologisch eine Geschichte erzählt. Er setzt hintereinander einzelne Ausschnitte aus dem Leben der 5 Frauen, die sich nach und nach wie ein Mosaik zu einem ganzen zusammenfügen. Das baut automatisch einen Spannungsbogen auf. Man möchte am Ende eines Kapitels immer wissen, wie es mit der jeweiligen Frau weitergeht. Obwohl die Erzählperspektive in der dritten Person, nicht als Ich-Erzähler gewählt wurde, wird man mitgerissen, kann sich in jede der Frauen einfühlen und an ihren Empfindungen teilhaben. Dies liegt ganz klar auch am wundervoll gefühlvollen, teils sehr poetischen Sprachstil der Autorin. Mein besonderes Highlight bestand aus den beiden von ihr geschriebenen Gedichten über den Jemen, die an passender Stelle im Roman eingefügt wurden. An ihnen merkt man ganz besonders, wie sehr ihr der Jemen am Herzen liegt.

Die Geschichte wirkt sehr authentisch, man merkt, dass Frau Adam viele Jahre im Jemen gelebt und sich intensiv mit den Einheimischen dort unterhalten und mit ihrer Kultur auseinandergesetzt hat. Das Buch kommt mit Schilderungen aus, es urteilt nicht und das ist gut so. Als Leser hat man so die Gelegenheit, sich selber ausgiebig mit dem beschriebenen auseinanderzusetzen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Obwohl das Buch die Sicht der Frauen in den Vordergrund stellt, erfährt man dabei auch nebenher
etwas über die Werte und Ansichten des männlichen Bevölkerungsanteils. Aber es gibt nie nur Gut oder Böse, Schwarz oder Weiß, sondern sehr viele Grautöne eingebunden in unterschiedliche Charaktere, was mir sehr gut gefallen hat.

Mich persönlich hat das Buch einfach direkt mitgerissen und fasziniert. Ich habe es in fast einem Rutsch gelesen und ich konnte daraus in mehrfacher Hinsicht Gewinn ziehen :

Der "Hauptgewinn" liegt für mich darin, dass ich den Jemen, von dem ich bis dato kaum was wusste, sehr intensiv kennenlernen durfte. Zum einen den Alltag mit seinen Sitten und Gebräuchen, die Landschaft, die wirklich sehr poetisch beschrieben wird, aber auch die Menschen, deren Gefühle ich hautnah miterleben konnte. Auch über den Islam und sein Wertesystem habe ich einiges mitgenommen, was mir vorher nicht so klar war. Der Roman hat mich zum einen gut unterhalten, da es immer sehr spannend war, wie es
für die Mädchen wohl weitergeht, zum anderen aber auch viel zum Nachdenken und weiter Recherchieren angeregt. Ich hoffe, von der Autorin noch mehr über den Jemen, aber auch generell wieder lesen zu können.

Fazit:
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Wunderschön und mitreißend geschriebe, für jeden, der dieses geheimnisvolle Land mit seinen Licht- und Schattenseiten und seine Bevölkerung näher kennenlernen möchte.

Bewertung vom 18.10.2015
Böse Monster gibt es nicht!
Merveille, Christian; Hoffmann, Ginette

Böse Monster gibt es nicht!


ausgezeichnet

Ein kleiner Hase auf Monsterjagd - schön für Groß und Klein

Cover + Aufmachung:
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Das Buch ist ein gebundenes Hardcoverbuch. Auf dem Cover sieht man die Hauptfigur, den Hasen Pepe, der im Wald auf Monsterjagd geht. Die liebevolle Illustration hat mir direkt Lust auf das Buch gemacht.

Inhalt:
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Der kleine Hase Pepe macht sich nachts alleine im Wald auf die Monsterjagd. Nach und nach trifft er dabei auf eine Maus, ein Eichhörnchen, eine Eule und schließlich noch auf ein Erdmännchen, einen Igel und einen Maulwurf.

Mein Eindruck:
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Das Buch ist einfach wunderschön illustriert, man merkt dabei viel Liebe zum Detail. Obwohl das Buch erst ab 3 Jahren empfohlen ist, hatte auch meine fast 2-jährige Tochter schon ihren Spaß daran. Es gibt viel zu entdecken im Wald, man beachte vor allem die sich verwandelnden Schatten der Tiere und die Augen überall im Gebüsch. Da der kleine Hase bei Vollmond auf Monsterjagd geht, wird durch den Mondschein der Wald etwas erhellt, so wirken die Zeichnungen trotz Dunkelheit überhaupt nicht gruselig oder Angst einflößend. Ob es tatsächlich (böse) Monster gibt oder nicht? Dazu darf sich jeder, egal ob Kind oder Erwachsener, selbst seine Gedanken machen. Man beachte die Details, sage ich nur...

Meine Kleine hat bisher noch keine Angst im Dunkeln oder vor Monstern. Aber es hat ihr trotzdem viel Spaß gemacht, den kleinen Hasen Pepe zu begleiten. Vor allem war sie ganz stolz, alle Tiere benennen zu können. Zudem ist der Text insgesamt recht kurz gehalten, sodass ihre Geduld nicht überstrapaziert wurde und sie gut zuhören konnte.
Für größere Kinder, besonders, wenn sie Angst im Dunkeln haben, ist das Buch sicher ideal geeignet, die Angst zumindest zu mildern. Aber das kann ich abschließend nicht beurteilen, da ich das Buch nur mit meiner Tochter gelesen habe.

Fazit:
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Ein tolles Kinderbuch gegen Angst in der Dunkelheit mit wunderschönen Bildern, auch für jüngere Kinder schon geeignet.

Bewertung vom 12.10.2015
Das bedrohte Königreich / Wings of Fire Bd.3 (1 MP3-CDs)
Sutherland, Tui T.

Das bedrohte Königreich / Wings of Fire Bd.3 (1 MP3-CDs)


ausgezeichnet

Hörgenuss in der Welt der Drachlinge

Cover:
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Das Cover zeigt eine schöne Drachenzeichnung und stimmt somit wundervoll auf die Welt der Drachlinge ein.

Inhalt:
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Dies ist der dritte Teil der mehrteiligen Reihe "Wings of Fire" von Tui T. Sutherland. Schwerpunkt liegt diesmal bei Glory, einer Regenflüglerin und ihrer Familie sowie die Rolle der Schwestern Blister, Blaze und Burn im Drachenkrieg.

Mein Eindruck:
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Dies war das erste Mal, dass ich mit den Drachlingen in Berührung gekommen bin. Entsprechend dauerte es etwas, ehe ich mich in der Welt der Regenflügler und anderen Drachenarten zurechtgefunden hatte. Allerdings nicht sehr lange, dann war ich tief eingetaucht in die Welt von Glory und Co. Das Hörbuch lässt sich also problemlos losgelöst von den anderen Bänden hören. Dennoch ist es sicher hilfreich, die anderen Teile zu kennen und definitiv bin ich, nachdem ich es gehört habe, neugierig auf den Rest der Reihe geworden.

Diese Hörbuchreihe stellt jedes Mal einen anderen Sprecher pro Band ab, was dem Perspektivenwechsel in der Geschichte von Band zu Band entspricht. Dieses Mal spricht Nana Spiers, die Synchronstimme von Drew Barrymore. Und sie macht dies brilliant! Sie verschafft jedem Drachen den richtigen Charkter und erzählt die Geschichte äußerst unterhaltsam und mit dem passenden Humor.
Alleine wegen ihres Erzählstils und ihrer Stimme lohnt sich dieses Hörbuch, das ich immer wieder von vorne hören kann, auch wenn ich den spannend erzählten Schluss bereits kenne.

Fazit:
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Die Welt der Drachlinge genial vertont - ein wahrer Hörgenuss!

Bewertung vom 12.10.2015
Die Scherben der Wahrheit
Billingham, Mark

Die Scherben der Wahrheit


ausgezeichnet

Spannender Roman mit Thrillercharakter

Cover und Aufmachung:
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Das Cover ist von den Farben ähnlich gehalten wie der erste Billingham "Die Lügen der anderen": Türkis und Pink vor schwarzem Hintergrund. Somit ist der Wiedererkennungseffekt für ein Buch des Autors sehr
stark gegeben. Über das Tier - die Eule - habe ich etwas nachgegrübelt. Während bei "Die "Lügen der anderen" die Schlange die Lüge sehr gut symbolisiert, konnte ich die Eule als einzige Quelle des Wissen und der Weisheit im Dunkeln interpretieren, was für den Inhalt an sich ganz auch passend wäre.
Das Buch kommt als Hardcover mit einem Umschlag-Einband daher und wirkt dadurch sehr hochwertig.

Inhalt:
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Bei einem Autounfall wird der Lebenspartner der Polizistin Helen getötet. Paul war ebenfalls Polizist. Die Umstände des Unfalls werfen einige Fragen auf: War es ein Unfall? Wenn nicht, wer ist der Mörder?
Wer spielt welche Rolle, wem kann man vertrauen, wem nicht? Helen beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Manche Dinge scheinen eindeutig, aber entpuppen sich doch als nicht das, was sie zu sein scheinen.

Mein Eindruck:
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Eins vorneweg: Für einen Roman ist dieses Buch einfach so fesselnd, dass man sich am besten ein oder zwei Tage blockt, weil man es einfach nicht aus der Hand legen kann! Obwohl über 400 Seiten dick, liest
sich die Geschichte so flüssig und spannend, dass man das Buch in kurzer Zeit durchgelesen hat.

Mark Bilingham gelingt es, von vorneherein einen Spannungsbogen aufzubauen, den er bis zum Schluss aufrechterhält. Man taucht ein in die Gedankengänge der vermeintlich guten und bösen Personen, klaubt nach und nach die "Scherben der Wahrheit" stückchenweise zusammen wie Puzzleteile zu einem Puzzle. Dinge sind nicht so, wie sie zu sein scheinen, Menschen nicht so einfach in gut und böse zu kategorisieren, wie man glaubt. Es gibt in dem Roman sympathische und weniger sympathische Personen, unabhängig von ihrer moralischen Schuld oder Nicht-Schuld. Das macht für mich das Buch so faszinierend. Es ist wie ein Rätsel, das zum Mitraten einlädt, es lässt einen nachdenken über gut und böse und über die Abgründe der Menschen. Denn letztendlich hat jeder der Personen auch dunkle Flecken. So hatte Helen z. B. eine Affäre und ist schwanger. Es ist nicht klar, ob Paul oder der Geliebte der Vater des Kindes sind. Man hat mit Helen Mitleid, bewundert sie für ihre Stärke, trotz Schwangerschaft zu ermitteln und sich in Gefahr zu begeben und hat wegen ihrer Affäre trotzdem ein paar Antipathien gegen sie. Ähnliches gilt für die anderen Personen, in deren Seele uns Mark Billingham blicken lässt. Es gelingt ihm dabei, alles sehr glaubwürdig zu schildern, die Handlungen und Gefühle der Personen, ihr soziales Umfeld und wie sich die Handlungsstränge einzelner Personengruppen letztendlich zusammenfügen.

Fazit:
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Ein spannender Thriller, den man bis zum Ende nicht aus der Hand legen kann!

Bewertung vom 10.10.2015
Kopflos im Kofferraum
Niebios, Markus

Kopflos im Kofferraum


gut

Ein satirischer Krimi - Nichts für den entspannten Feierabend

Cover und Titel:
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Auf dem Cover ist eine Clownsbrille, ein Sarg und ein Krebs abgebildet. Dies in
Kombination mit dem Titel und dem etwas schrägen Schriftbild lässt eher an eine
Satire als einen Krimi denken. Es ist eine bunte Collage aus Elementen, die man im
Roman später wiederfindet, viel Spaß beim Suchen :-)

Inhalt:
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Die Geschichte wird aus Sicht des Ex-Polizisten Borg erzählt, der zusammen mit seinem
Partner Romanov eine Detektei namens Mystica gegründet hat. Aufgrund ihrer dem Leser am Anfang noch nicht bekannten Vergangenheit handeln beide nicht unbedingt immer rational nachvollziehbar. Man könnte auch sagen, sie sind manchmal etwas durchgeknallt.

Als die beiden den Auftrag erhalten, einen seltenen Krebs wieder zu beschaffen, geraten sie bald in einen Strudel von Abenteuern mit einigen Leichen, bei dem man nie genau weiß, wem man trauen kann und wer welche Rolle spielt.

Mein Eindruck:
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Besonders am Anfang fand ich die Handlung alles in allem zu viel: zu schräg, irgendwie surreal und die beiden Ermittler zu sehr durchgeknallt. Obwohl ich eigentlich schwarzen und zuweilen schrägen Humor mag, kam es mir besonders zu Beginn alles zu geballt vor. Es schien fast zwanghaft, dass jeder Satz komisch sein oder eine Anspielung enthalten muss.Später bin ich dann damit besser im Roman zurechtgekommen.Dennoch stehe ich dem Buch irgendwie zwiegespalten gegenüber.

Besonders gefallen haben mir die ganzen Anspielungen auf die Welt von Star Trek, Star Wars, Herr der Ringe aber auch aktuelles Tagesgeschehen sowie die kleinen Zaubertricks von Romanov. Auch gefiel mir, wie sich die menschlichen Beziehungen zwischen Borg und Romanov sowie zwischen Borg und der späteren Mitmischerin Lorelei entwickeln. Gut fand ich auch, dass man das Ende wirklich nicht vorhersehen konnte, es wurden immer wieder Überraschungen eingebaut und ich musste zwischendurch auch mal zurückblättern, um zu sortieren, wie es zur aktuellen Situation kam und wer da wie mit wem zusammenhängt. Grundsätzlich ist das nichts Schlechtes, es zeigt nur, dass man das Buch sehr aufmerksam lesen muss und es nich nicht unbedingt als gemütliche Feierabendlektüre eignet.

Auf der einen Seite war zeitweise die Handlung eher "beschaulich", so dass ich ihr gut folgen konnte, auf der anderen Seite überschlugen sich wieder die Ereignisse, so dass ich dann zeitweise den Durchblick verloren, ihn zum Schluss glücklicherweise aber wiedergefunden habe.

Im harten Kontrast zu dem ganzen Humor stehen allerdings die mir stellenweise zu detailliert dargestellen Situationen rund um die Ermordungen und Borgs und Romanovs Vergangenheitserlebnissen. Das war mir im Verhältnis zu brutal für diesen Roman.

Bei solchen Büchern habe ich immer das Problem, mich zu fragen, ob das Werk an sich nicht so toll war oder ob ich einfach die Genialität dahinter nicht erfasst habe...

Alles in allem ist das Buch aber unterhaltsam, spannend, bis zum Schluss nicht vorhersehbar, stellenweise amüsant, stellenweise aber auch brutal - aber auf alle Fälle ist es nicht anspruchslos! Der Fall ist schon recht komplex gestrickt und man sollte aufmerksam lesen, um nicht den Faden zu verlieren. Das Gleiche gilt, um die teils doch recht genial versteckten Hinweise und Anspielungen zu verstehen.

Fazit:
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Unvorhersehbar, ein bisschen gaga, ein bisschen derb, etwas Krimi, etwas Satire - nichts für (zu) schwache Gemüter!