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Benutzername: 
Nina
Wohnort: 
Sankt Augustin
Über mich: 
www.eseloehrchen.de

Bewertungen

Insgesamt 185 Bewertungen
Bewertung vom 23.04.2014
Das Verstummen der Krähe / Kristina Mahlo Bd.1
Kornbichler, Sabine

Das Verstummen der Krähe / Kristina Mahlo Bd.1


ausgezeichnet

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Ich bin kein Cover-Käufer, aber dieses hier hat mich sofort angelacht. Es ist sehr stimmig und eher ungewöhnlich für einen Kriminalroman. Und so ungewöhnlich ist auch die Geschichte, die Sabine Kornbichler mir erzählt. Im Mittelpunkt steht kein Ermittler, sondern die Nachlassverwalterin Kristina Mahlo, die mir auf Anhieb gefallen hat. Ziemlich straight und bodenständig und mit einem sehr eigenwilligen Kopf. Das Verschwinden des Bruders nimmt – obwohl schon sechs Jahre her – sehr viel Raum im Leben von Kristina und ihren Eltern ein.

Das spurlose Verschwinden eines nahen Angehörigen ist manchmal schlimmer als sein Tod. Diese schmerzliche Erfahrung müssen Kristina und ihre Eltern machen. Das Leben der drei hat sich von Grund auf geändert. Kristina hat ihr Studium abgebrochen und sieht sich nun als die Anwältin der Toten, eine Berufung, über die ich bisher noch nie nachgedacht habe. Ich finde es faszinierend, dass die Zurückgebliebenen versuchen, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Auch wenn der Anlass ein trauriger war, die Wohngemeinschaft mochte ich von Anfang an. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, aber sie haben sich zusammengefügt und jeder ist für den anderen da. Schon ziemlich perfekt. Der neue Auftrag erfordert noch viel mehr Recherche als üblich, Kristina soll schließlich das schaffen, was die Kripo seinerzeit nicht geschafft hat. Und so wird es dann doch eine Kriminalgeschichte und zwar eine ziemlich Gute.

Sabine Kornbichler lässt Kristina in der Ich-Form erzählen und so bin ich ganz nah dran … an ihren Überlegungen, an ihren Zweifeln, an ihrer Hoffnung. Denn die Hoffnung, endlich etwas über den Verbleib des Bruders zu erfahren, schwebt über all ihrem Handeln. Und daraus schöpft sie auch die Energie, sich mit dem auf das Erbe wartenden Freundeskreis auseinander zu setzen. Da konnte ich mir ein Grinsen oft nicht verkneifen, denn wenn es um Geld geht, dann sind Freundschaften oft nicht mehr viel wert. Ich fand es so spannend, zu beobachten, wie sich die angeblichen Freunde immer mehr gegenseitig in die Pfanne hauen.

Sehr einfühlsam und dennoch spannend erzählt Sabine Kornbichler diesen ungewöhnlichen Plot. Ich habe wieder sehr viele schöne Sätze - „So ein Verbrechen ist wie ein Schuss, der die Stille für immer zerfetzt“(S. 335) - entdeckt und mich gleich in den Schreibstil verliebt. Und dieses Buch ist wieder ein sehr schöner Beweis, dass Spannung nicht immer mit Blutvergießen und ekligen Szenen einher gehen muss.

Ungewöhnlich und spannend, ein Leckerbissen für Krimifans, die es unblutig lieben!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.04.2014
Der Zorn der Kommissarin
Trinkaus, Sabine

Der Zorn der Kommissarin


ausgezeichnet

Außergewöhnlich, anspruchsvoll und spannend!

„Es ist ein Moment, der Bruchteil einer Sekunde, in dem man begreift, was Grauen bedeutet“ Das muss sich erst mal setzen, ich musste Luft holen und dann habe ich mich auf das Leseabenteuer mit Ruth Veritzky und den mysteriösen Morden in Bonn eingelassen. Ich habe einen „gemütlichen“ Krimi aus meiner Heimatregion erwartet und meine Erwartungen wurden so dermaßen übertroffen, dass mir fast schwindelig wurde: Ein perfekter Prolog, der nicht zu viel verrät und extrem neugierig macht. Eine Kommissarin mit liebenswerten Ecken und Kanten, die Tatorte hasst und auch mal Schwäche zeigt. Ein Mörder, der sich mir nicht zu erkennen gibt, obwohl ich ihm mehrmals begegne. Perfekt gezeichnete Figuren, die ich trotz ihrer Vielzahl gut auseinanderhalten kann. Und … ein absolut perfekt konstruierter Plot, der mich atemlos machte, der mich spekulieren ließ und der mir sein Geheimnis erst am Ende preis gab.

All das wird in der dritten Person erzählt, auch die Auftritte von dem großen Unbekannten, aber dann wechselt Sabine Trinkaus ins Präsens uns holt mich dadurch noch näher ran. Und immer wieder diese Sprache, die mit einer leichten Nuance bitterbösen Humors durchzogen ist und die mich immer wieder innerlich jubeln und zu meinem Notizblock greifen lässt. Denn es gibt Sätze, die muss ich einfach aufschreiben! Man kann das Buch natürlich nicht so „runter lesen“, dafür ist der Schreibstil zu anspruchsvoll und zu dicht. Aber das ist auch gut so, denn etwas anderes hätte dieses Buch nicht verdient. Auch die vielen Stränge und Personen haben mich begeistert. Ich weiß, das ist Geschmackssache und einige Leser haben ein Problem damit. Ich liebe es, denn es gibt der Geschichte das nötige Tempo und ich muss meinen Kopf ein bisschen anstrengen.

Und am Ende … da war alles klar … die fantastische Konstruktion aus vielen einzelnen Fäden wurde nach und nach entwirrt. Das Ende ist logisch und dennoch überraschend. Und … es ist genial in seiner unspektakulären Einfachheit. Eine so gut konstruierte Geschichte habe ich schon lange nicht mehr gelesen!

Dieser Kriminalroman ist außergewöhnlich, anspruchsvoll und perfekt und für mich die Entdeckung meines noch jungen Lesejahres!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.04.2014
Das Falsche in mir / Lukas Salfeld und Sina Rastegar Bd.1
Bernuth, Christa

Das Falsche in mir / Lukas Salfeld und Sina Rastegar Bd.1


weniger gut

Wenn der Gejagte zum Jäger wird ...

Der Klappentext klingt so vielversprechend und man hätte wirklich viel daraus machen können. Aber nach ca. 200 Seiten war ich so enttäuscht und auch genervt, dass ich mich einfach nicht überwinden konnte, weiter zu lesen. Der merkwürdige, fast schon sachliche Schreibstil konnte mich einfach nicht fesseln. Es gab gute Ansätze und auch spannende Szenen, aber die waren leider in der Minderheit.

Der Aufbau ist etwas wirr und durcheinander, manchmal wusste ich gar nicht, wo ich war. Es gab auf diesen 200 Seiten schon so viele Ungereimtheiten, die mich gestört haben. Manches wirkte unglaubwürdig, anderes war einfach falsch. Dazu kamen dann die Schilderungen, die meine Schmerzgrenze überschritten und nicht Spannung, sondern Ekel erzeugten.

Die Personen wirkten auf mich alle farblos und nichtssagend. Ich konnte mir von niemandem ein richtiges Bild machen. Da ich natürlich wissen wollte, wie die Geschichte ausgeht, habe ich noch ein bisschen quer und den Schluss gelesen. Spätestens da wusste ich, dass meine Entscheidung, nicht weiter zu lesen, richtig war! Schade!

Bewertung vom 23.04.2014
Ondragon 3: Nullpunkt (eBook, ePUB)
Strohmeyer, Anette

Ondragon 3: Nullpunkt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine spannende Hommage an Nikola Tesla

Wer hätte gedacht, dass Mister O. einmal für den BND arbeiten würde. Zunächst war ich überrascht, aber bei dem Köder – eine geheime Akte über seine Vergangenheit – konnte Mister O. einfach nicht nein sagen. Dieses Mal verschlägt es meinen Helden mit seiner Assistentin Charlize nach Brasilien. Von Charlize wusste ich bisher nur, dass die hochintelligente Schönheit Ondragon treu ergeben ist. Und in Brasilien lerne ich zusammen mit Ondragon ihre Wurzeln kennen. Zunächst hat sie die tragende Rolle und Ondragon hält sich etwas im Hintergrund. Das war sehr ungewöhnlich für mich. Charlize ist sehr taff, aber mit Ondragon kann sie natürlich nicht mithalten. Auch wenn ich sie nach diesem Buch doch mit etwas anderen Augen sehe. Die kleine Lady ist nicht ohne und passt deshalb auch perfekt zu Ondragon. Dieser ließ sich das Ruder natürlich nicht komplett aus der Hand nehmen und als er dann in gewohnter Manier in Aktion trat, da wusste ich wieder, warum ich die Bücher von Anette Strohmeyer so mag. Ich liebe einfach die coole Art von Ondragon, ich schaue ihm so gerne über die Schulter und bin fasziniert von seinem Können und seinem Verstand. Und er bringt mich immer wieder zum Schmunzeln!

In dem zweiten Strang, der in der Vergangenheit angesiedelt ist, lerne ich Nikola Tesla kennen und erfahre so viel über seine Experimente und Erfindungen. Schon allein dafür hat sich dieses Buch gelohnt, denn diese Ausführungen fand ich hoch interessant! Zuerst fühlte ich mich etwas erschlagen von den technischen Details, aber Anette Strohmeyer hat alles so anschaulich beschrieben, dass ich fasziniert war von dem, was sich damals in Colorado Springs abgespielt hat.

Anette Strohmeyer hat eine so eigene und coole Art zu erzählen, die in ihrer Lässigkeit vergeblich ihresgleichen sucht. Sie mutet ihrem Helden einiges zu, führt ihn in sehr brenzlige Situationen, dass ich manchmal dachte, wie soll er aus der Nummer wieder rauskommen. Aber Ondragon schafft es natürlich! Dieses Mal zeigt der coole Egoist erstaunlich viel Gefühl und will sogar - allerdings nur kurz – die Welt retten. Und wird mit einer kleinen Liebelei belohnt. Es war wieder so spannend und schön, dieses neue Abenteuer mit Ondragon und jetzt heißt es wieder warten … Am Ende gibt es natürlich wieder einen Soundtrack und ein sehr interessantes Nachwort von Anette Strohmeyer über Nikola Tesla.

Ich kann einfach nicht genug bekommen von Anette Strohmeyers Ondragon und ich war auch dieses Mal gefesselt, amüsiert und begeistert.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.04.2014
Totenfrau / Totenfrau-Trilogie Bd.1
Aichner, Bernhard

Totenfrau / Totenfrau-Trilogie Bd.1


sehr gut

Blum ist anders, die Totenfrau ist anders. Und genau das mag ich – Geschichten, die mich überraschen. Das ist Bernhard Aichner mit seinem Thriller über die Rache der Bestatterin Blum perfekt gelungen. Schon ganz am Anfang wird mir klar, dass ich mich einlassen muss … auf den ungewöhnlichen Schreibstil und auf die ungewöhnliche Hauptfigur. Bernhard Aichner hat eine sehr minimalistische und eindringliche Sprache für seinen Roman gewählt. Er schreibt selten komplette Sätze, wie ich es gewohnt bin. Viele Sätze bestehen nur aus ein oder zwei Worten. Das kann sehr eindringlich sein und einiges ging mir sehr sehr nah. Die Trauer von Blum ist so ziemlich das Emotionalste, was ich in dieser ungewöhnlichen Form gelesen habe. „Mark liegt in ihren Armen. Blum schreit.“ (S.44) So wenige Worte lassen mir Platz für meine Gedanken und können so viel ausdrücken. Mir schossen die Tränen in die Augen! Und dann diese Dialoge. Bernhard Aichner bettet sie nicht in seine Geschichte ein, sondern gibt ihnen einen eigenen Platz. Auch das ist anders.

Ich habe mich eingelassen, aber ich muss zugeben, was mich anfangs sehr begeistert hat, nutzte sich dann doch etwas ab. Ich fand es anstrengend, dauerhaft auf „ganze“ Sätze zu verzichten. Es gab nicht nur authentische Dialoge, manche waren einfach absurd und unglaubwürdig. Blum ist eine sehr „spezielle“ Frau. Und sie ist eine sehr taffe Frau.Was sie einmal angefangen hat, das zieht sie durch und das imponiert mir. Ich erfahre einiges über ihre Kindheit im Bestattungshaus und hörte irgendwann auf, mich zu wundern. Ja, ich konnte vieles an ihrem Verhalten nachvollziehen, aber nicht alles. Leider ahnte ich auch schon recht früh, worauf das alles hinauslaufen würde. Deshalb war die Spannung für mich ein bisschen raus.

Die Brutalität hat mich nicht so gestört. Ich schaue mir auch Serien wie Dexter gerne an. Manches erinnerte mich auch daran. Hier kam mir der minimalistische Schreibstil sehr entgegen. Dadurch konnte Blums Rachefeldzug gar nicht in einer detaillierten Blutorgie ausarten. Ich musste beim Lesen immer wieder Pausen einlegen … zum Nachdenken und damit sich einiges „setzen“ konnte. Immer wenn Bernhard Aichner über Nähe schrieb, dann packte es mich. Ich bekam Gänsehaut, das hat er wirklich perfekt hinbekommen. Und am Ende … da beantwortet er mir im letzten Kapitel die Frage, die mir die ganze Zeit auf der Seele brannte. Und da habe ich das Buch zufrieden zugeklappt, es war rund und es war sehr stimmig!

Ein mutiges Buch, das sich durch seine ungewöhnliche Sprache hervorhebt. Deshalb verzeihe ich auch ein paar Unstimmigkeiten und eine gewisse Vorhersehbarkeit. Die Sprache ist es wert, dieses Buch zu lesen!

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.