Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Isabel von Belles Leseinsel
Wohnort: 
Mainz
Über mich: 
Mehr Rezensionen von mir gibt es unter: http://bellexrsleseinsel.blogspot.com/

Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 10.03.2014
Schwarzer Mittwoch / Frieda Klein Bd.3
French, Nicci

Schwarzer Mittwoch / Frieda Klein Bd.3


ausgezeichnet

Auf der Suche

Als die 13-jährige Dora mittags von der Schule nach Hause kommt, findet sie ihre Mutter erschlagen im Wohnzimmer vor. Anfangs deutet alles auf einen tödlich verlaufenden Einbruch hin, doch DCI Malcolm Karlsson und sein Team stellen bald fest, dass die scheinbare Idylle der Familie Lennox nur Fassade war. Zur gleichen Zeit versucht Dr. Frieda Klein sich von dem Mordanschlag zu erholen, doch eine Intrige von Dr. Alan Bradshaw lässt sie nicht zur Ruhe kommen. In diesem Zusammenhang wird sie auf eine Geschichte aufmerksam und begibt sich auf Spurensuche. Währenddessen wird der wegen Mordes unschuldig verurteilte George Conley aus dem Gefängnis entlassen. Der abgehalfterte Journalist Jim Fearby ist seit Jahren besessen von dem Fall und sucht nach dem wahren Täter.

Nicci French präsentiert ihren dritten Band um die Psychotherapeutin Frieda Klein mithilfe dreier ganz unterschiedlicher Handlungsstränge, bei denen die jeweiligen Protagonisten sich auf der Suche befinden. Der Mordfall entwickelt sich ziemlich vielschichtig für Karlsson und sein Team. Je mehr Fragen die Ermittler im Umfeld der Familie Lennox stellen, umso mehr bröckelt die perfekte Fassade der Familie. Irgendwie scheint fast jedes Familienmitglied ein Geheimnis gehabt zu haben. Währenddessen begibt sich Frieda auf die Suche nach dem Ursprung einer Geschichte, die sie erzählt bekommen hat. Warum diese sie so beschäftigt, kann Frieda sich nicht erklären, sie weiß nur, dass sie diejenige Person finden muss, welche die Geschichte erlebt hat. Gleichzeitig recherchiert der investigative Journalist Jim Fearby im Fall eines Serientäters. Inwieweit und ob diese so unterschiedlichen Handlungsstränge in irgendeinen Zusammenhang zueinander stehen, erfährt man erst fast zum Schluss des Thrillers.

Leise, ruhig, nachdenklich und gerade deswegen umso fesselnder erzählt das Autorenduo den neuesten Fall von Frieda Klein. Diese laboriert noch an den Folgen des Messerangriffs. Um ihr eine Freude zu machen, möchte Josef ihr eine neue Badewanne einbauen. Dieses Unterfangen gestaltet sich aber schwieriger als anfangs gedacht und Friedas Haus gleicht bald schon einer Großbaustelle. Was aber ihre Freunde nicht daran hindert, ständig unangemeldet bei Frieda vorbeizuschauen. Die Psychotherapeutin sehnt sich eigentlich nur noch nach Ruhe, doch ihr Haus ist mittlerweile auch Anlaufstelle ihrer Nichte Cloe geworden, die sich dort wie zu Hause fühlt und in Friedas Haus ein Chaos nach dem anderen anrichtet. Durch ihre Nichte lernt Frieda auch die Kinder der ermordeten Ruth Lennox kennen. Allerdings ist sie dieses Mal in die Ermittlungen nur am Rande involviert. Alan Bradshaw und der Polizeipräsident sorgen dafür, dass Karlsson kaum eine Chance erhält, Frieda um Unterstützung zu bitten.

Obwohl der Thriller kaum hochspannende Szenen aufzuweisen hat, ist er dennoch von Anfang bis Ende fesselnd erzählt. Dies liegt hauptsächlich an den facettenreich und deswegen umso undurchsichtiger beschriebenen Charakteren. So hat man lange Zeit kein Gefühl dafür, wer nun der Mörder von Ruth Lennox sein könnte. Es gibt einige, die durchaus ein Motiv hätten, doch wären diese wirklich fähig, einen Mord zu begehen? Bei der Suche nach dem Serientäter sieht es sogar noch verwirrender aus. Hier weiß man bis zum Schluss nicht, ob dieser Fall überhaupt jemals gelöst werden kann. Und dann gibt es ja auch noch Dean Reeve, der Frieda wissen lässt, dass er über ihre Leben nach wie vor bestens informiert ist.

Fazit: Ein ruhiger, nachdenklicher und dennoch spannender Thriller, bei dem man Frieda Klein wieder auf ihren Streifzügen quer durch London begleitet.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.03.2014
Das Haus der dunklen Träume
Kasper, Stefanie

Das Haus der dunklen Träume


sehr gut

Schlaf, Kindlein, schlaf ein

Als Annika Burgdorfer durch Zufall erfährt, dass der alte Bodelhof in ihrem Heimatort zum Verkauf angeboten wird, überlegt sie nicht lange, kauft ihn und zieht nach sieben Jahren München wieder zurück aufs Land. Obwohl ihr jeder von dem Kauf abgeraten hat und dies nicht nur wegen dem restaurierungsbedürftigen Zustand des Hofes, stürzt sich Annika voller Elan in die Renovierungsarbeiten. Tatkräftig unterstützt wird sie hierbei von ihren Brüdern und dem Weltenbummler Victor. Dieser hat ein ganz eigenes Interesse an dem Hof, welches er Annika jedoch verschweigt. Doch nicht nur Victor hat ein Geheimnis vor Annika, es gibt noch andere Menschen die der jungen Frau nicht die Wahrheit über den alten Hof erzählen. Und dieser entwickelt bald ein Eigenleben. Annika hat seltsame Träume, Türen schlagen und Kerzen erlöschen grundlos. Als die junge Frau auch tagsüber immer öfter ungewollt in Trance verfällt und nicht mehr ansprechbar ist, versucht sie mithilfe von Victor hinter das Geheimnis des alten Hauses zu kommen.

Bereits bei der Besichtigung des Bodelhofes hat Annika einen Wachtraum. Sie erlebt eine Episode aus dem Leben einer jungen Bäuerin, die im 18. Jahrhundert auf dem Hof gelebt hatte. Diese Träume setzen sich im Verlauf der Geschichte immer weiter fort, wodurch man nach und nach das unglückliche Leben von Maria kennenlernt. Offensichtlich findet diese selbst nach ihrem Tod keine Ruhe und erscheint als Geist auf dem Bodelhof. Das Haus umgibt immer mehr eine düstere, bedrohliche Aura, die Annika wie auch Victor nicht verborgen bleibt. Und auch im Ort wird über den Bodelhof nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen, die Dorfbewohner sind überzeugt, dass es auf dem Hof spukt und einige scheinen mehr über das ehemalige Pfarrhaus zu wissen als sie Annika erzählen.

Aber nicht nur die düstere Atmosphäre des Hofes belastet Annika, auch ihr Ex-Freund Daniel stalkt sie regelrecht. In seiner Ehre gekränkt, sinnt der Bankkaufmann auf Rache und reist Annika in ihren Heimatort nach Oberbayern nach. Und sei das Haus wie auch der Exfreund nicht schon genug Grund zur Sorge, ist auch noch das Verhältnis zwischen Annika und ihrem Vater aufs äußerste angespannt, was die junge Frau zusätzlich belastet. Entsprechend vielfältig gestaltet sich die Geschichte, welche Stefanie Kasper lebendig und unterhaltsam wiedergibt.

Natürlich ist schnell klar, dass der Geist von Maria versucht, Annika eine Botschaft zu übermitteln. Worum es sich hierbei handelt, kann man sich schon bald denken, doch den Hof umgeben noch mehr Rätsel, dass dies nicht weiter stört. Aber diese vielen Geheimnisse sind irgendwann auch etwas zu viel des Guten. Es scheint fast jeder, dem Annika begegnet, etwas vor ihr zu verbergen oder über den Hof zu wissen, was derjenige jedoch tunlichst erst einmal für sich behält. Das reizt zwar sehr lange Zeit die Neugier und fördert auch die Spannung, doch gerade bei der Auflösung der Ereignisse ist es dann doch einfach zu viel des Guten.

Ansonsten bietet der Roman von Stefanie Kasper aber beste Leseunterhaltung, gewürzt mit einigen Gruselelementen. Neben der packenden Story beschreibt die Autorin ihre Protagonisten lebendig und facettenreich. Und auch wenn Annika stellenweise etwas zu gutgläubig daherkommt, passt es doch genau zu ihrem liebenswerten, vertrauensseligen Charakter. Atmosphärisch dicht umgesetzt überzeugen aber nicht nur die Geschehnisse der Gegenwart, auch die Erzählungen über Maria sind absolut gelungen umgesetzt und die dialektgefärbte Geschichte entführt einen jedes Mal direkt zurück ins 18. Jahrhundert.

Fazit: Ein paar Geheimnisse weniger und die Geschichte um den alten Bodelhof wäre perfekt gewesen. Aber auch so bietet der Roman beste gruselig spannende Unterhaltung.

Bewertung vom 07.03.2014
Kein Schwein bringt mich um
Bresser, Michael;Springenberg, Martin

Kein Schwein bringt mich um


sehr gut

Nannen ermittelt in Schlagerkreisen

Kurz vor seiner Hochzeit nimmt Dieter R. Nannen noch einen Fall an. Sein Freund Baumeister bittet ihn, den Stalker der Schlagerdiva Luna Mancini ausfindig zu machen. Notgedrungen schwingt sich der Punkrockfan Nannen auf und besucht ein Konzert der Diva. Dort muss er allerdings feststellen, dass sein pensionierter Freund eine riesengroße rosa Brille aufhaben muss, denn seine Schwärmereien über die Schlagersängerin entsprechen keineswegs der Realität. Luna ist eine abgehalfterte, alkoholabhängige Sängerin, deren besten Tage weit hinter ihr liegen. Eigentlich hat Nannen schon beschlossen, den Fall abzulehnen, da wird auf dem Konzert ein Attentat auf die Diva verübt, was ein Nannen natürlich nicht ungesühnt lassen kann.

Eigentlich ist für die Hochzeit alles bestens vorbereitet, doch die angehenden Eheleute haben mal wieder nicht mit dem Tatendrang von Nannens schwerreichen Vater gerechnet. Dieser plant eine Hochzeit für seinen Sohn, die einem Nannen würdig sein soll. Sehr zum Verdruss der Beiden schmeißt er kurzerhand einiges um, tatkräftig unterstützt von seiner neuesten Flamme, die bereits bei Sabine Einzug gehalten hat. Und dann taucht auch noch die schwer esoterisch angehauchte Verwandtschaft von Sabine auf Nannens Gehöft auf und nistet sich kurzerhand als Übernachtungsgäste ein. Da kommt Dieter Nannen der neue Fall gerade richtig.

Tja, und dieser entwickelt sich irgendwie etwas anders als vorgestellt. Als erstes nimmt Nannen sich die Ex-Ehemänner der Diva vor. Der ein oder andere hätte schon einen Grund, der Mancini Drohbriefe zu schreiben, aber dann gibt es da auch noch einen verprellten Fan. Alles nicht so einfach für Nannen, vor allem, als er auch noch mit einem blauen Auge nach Hause kommt. Und das kurz vor der Hochzeit. Sabine setzt ihm die Pistole auf die Brust: Entweder er gibt seinen Job als Privatschnüffler auf oder die Hochzeit platzt. Ein schwerwiegendes Problem für den Detektiv aus Leidenschaft.

Auch der neueste Münsterland-Krimi rund um seinen Protagonisten Dieter R. Nannen sprudelt geradezu vor witzigen und schrägen Szenen. Da das Autorenduo Bresser/Springenberg ihren Privatschnüffler selbst seine Geschichte erzählen lassen, ist der Sprachstil des Krimis wieder entsprechend schnodderig, frech und locker.

Klar steht im neuesten Nannen-Krimi der Unterhaltungswert wieder im Vordergrund, doch neben urkomischen Szenen kommt auch im Verlauf des Krimis die Spannung nicht zu kurz und die Story bleibt lange Zeit unvorhersehbar, gespickt mit einigen überraschenden Wendungen. Einen Kritikpunkt gibt es aber doch: Zwar ist das Motiv des Täters nachvollziehbar, die Schlussfolgerungen von Nannen, wie er auf den Täter kommt, jetzt aber nicht so schlüssig. Was aber den Lesespaß in keiner Weise gemindert hat. Aber nicht nur die Story ist schräg, auch die Charaktere sind lebendig beschrieben und originell angelegt.

Fazit: Wer witzig schräge Lokalkrimis mit originellen Charakteren mag, liegt beim neuesten Nannen-Krimi wieder genau richtig.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.03.2014
Der Medicus von Heidelberg
Serno, Wolf

Der Medicus von Heidelberg


sehr gut

Ein schicksalhaftes Zusammentreffen

Man schreibt das Jahr 1500 im Kanton Thurgau. Lukas Nufer assistiert seinem Vater, einem Schweinekastrator, bei der Schnittentbindung seiner Stiefmutter. Niemals zuvor ist ein solcher Eingriff geglückt und wird zudem von der Kirche nicht toleriert, doch Jakob Nufer gelingt das scheinbar Unmögliche. Seine Frau wie auch sein Sohn Elias überleben den Eingriff. Fortan steht für Lukas fest, dass er ein Medicus werden will. Sein Weg führt ihn zuerst nach Basel, um das Studium der Künste zu erlernen, Voraussetzung für ein Medizinstudium. Als Basel von einem Erdbeben heimgesucht wird, beschließt Lukas, seine Studien in Erfurt fortzusetzen. Eine folgenschwere Entscheidung für den jungen Studiosus. Auf der beschwerlichen Reise von Basel nach Erfurt gerät er in einen Hinterhalt und wird zusammen mit der Tochter des Kurfürsten Philipp von der Pfalz entführt. Den Beiden gelingt durch einen Trick die Flucht und Lukas kann Odilie unbemerkt nach Heidelberg ins Schloss zurückbringen. Doch auf dem gefahrvollen Weg nach Heidelberg haben Lukas und Odilie sich ineinander verliebt. Eine Liebe ohne Zukunft, denn Odilie ist bereits einem anderem versprochen.

Prall, bildgewaltig und farbenfroh schildert Wolf Serno das aufregende und auch gefahrvolle Leben des Lukas Nufer. Aus dessen Sicht verfolgt man ab der Schnittentbindung seinen Werdegang vom Studiosus zum Medicus von Heidelberg. Ihm treu zur Seite steht Lukas sein Hund Schnapp, den er aus den Trümmern in Basel gerettet hat. Aber nicht nur Schnapp ist ihm ein treuer Gefährte, auch in dem Juden Fischel findet Lukas einen verlässlichen Freund, der ihm mit Rat und Tat zur Seite steht und ihm sogar das Leben rettet. Denn dieses ist öfter einmal in Gefahr. Lukas ist ein Mensch, der gerne und aufopferungsvoll hilft, nicht immer zum Gefallen der Stadtoberen, die dessen Kompetenzen überschritten sehen. Aber bald schon hat Lukas einen noch viel mächtigeren Feind gegen sich, von dessen Existenz er lange Zeit nichts ahnt, bis es fast zu spät ist.

Da das Medizinstudium von Lukas im Mittelpunkt des Romans steht, bleibt es natürlich nicht aus, dass Wolf Serno auf die medizinischen Kenntnisse des 16. Jahrhunderts eingeht. Dies ist oftmals sehr interessant, manchmal aber auch ein wenig zu detailliert. Allerdings gelingt es Wolf Serno sehr gut, die medizinischen Ausführungen nicht zu sehr ausufern zu lassen und mithilfe eines unerwartenden oder gefahrvollen Ereignisses die Geschichte unterhaltsam weiterzuführen. Bis auf die kleinen Längen im Mittelteil der Geschichte gestaltet sich der Roman sehr komplex und überaus spannend.

Mit einem der Zeit angepassten Sprachstil verknüpft Wolf Serno zudem Erlebnisse seiner fiktiven Figuren mit denen von historischen Persönlichkeiten wie beispielsweise Martin Luther. Diesen lernt Lukas beim Studium in Erfurt kennen und schätzen. Doch nicht nur historische Persönlichkeiten finden in Wolf Sernos Roman Erwähnung, auch die Beschreibungen des damaligen Lebens, gerade zu Zeiten der Pest oder auch die gefahrvolle wie beschwerliche Wanderschaft von Lukas und Odilie, beschreibt der Autor sehr lebendig, sodass die verwinkelten Gassen, die belebten Märkte oder auch die Landschaften entlang des Rheins, der Gera oder des Neckars problemlos vor dem inneren Auge Formen annehmen.

Fazit: Bis auf minimale Längen im Mittelteil des Romans erzählt Wolf Serno den Werdegang seines Medicus lebendig, farbenfroh und sehr unterhaltsam.

Bewertung vom 05.03.2014
Mord mit Schnucke
Kanitz, Brigitte

Mord mit Schnucke


ausgezeichnet

Von Hamburg in die Lüneburger Heide. Für Oberkommissarin Hanna Petersen gleicht das einer Strafversetzung. Kaum in Hasselhöhne angekommen, gibt es auch schon den ersten Mord. Mitten im Wald wird eine Leiche gefunden, mit einem gekonnten Kopfschuss niedergestreckt. Hanna glaubt nicht an einen Jagdunfall. Zusammen mit dem jungen Dorfpolizisten Fritz Westermann beginnt Hanna mit ihren Ermittlungen. Tatkräftig unterstützt durch den selbstgebrauten Wachholderschnaps von Luise, Hannas Vermieterin. Und den haben Hanna wie Fritz öfters bitter nötig.

Allein schon das Hinkommen in das kleine Örtchen Hasselhöhne gestaltet sich für Hanna mehr als schwierig. Da hilft auch Navi Hansdieter nicht groß weiter. Doch auch die Freude der Einwohner über die neue Kommissarin kann man nicht gerade als überschwänglich beschreiben. Ganz unschuldig ist die akkurate, selbstbewusste Hanna daran aber auch nicht. Doch hierüber kann sich Hanna kaum Gedanken machen, schließlich gilt es doch einen Mord aufzuklären.

Die Ermittlungen gestalten sich nicht gerade einfach für Hanna und Fritz. Zwar hat die Kommissarin schnell einige Verdächtige ausgemacht, doch die Beweise fehlen und große Unterstützung ist Dank Hannas burschikose Art auch nicht gerade von den Dorfbewohnern zu erwarten. Zum Glück gibt es aber den charmanten Fritz, der die Eigenarten der Hasselhöhner bestens kennt und Hanna öfter einmal aus einem tiefen Fettnapf wieder heraushilft.

Locker, flockig und mit einer herrlichen Situationskomik versehen erzählt Brigitte Kanitz ihren Heidekrimi. Die Story entwickelt sich komplex wie unterhaltsam und auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Und auch die Beschreibungen der teilweise etwas schrullig, sturen Dorfbewohner ist Brigitte Kanitz gelungen. Ganz zu schweigen von ihrer Oberkommissarin Hanna Petersen. Anfangs eckt sie mit ihrer Art überall an, regelrechte Feindseligkeit schlägt ihr von den Dorfbewohnern entgegen. Doch so nach und nach gelingt es Hanna über ihren Schatten zu springen und auch mal fünf gerade sein zu lassen.

Fazit: Wer witzige Krimis mit viel Lokalkolorit und einer unterhaltsamen Story mag, wird von „Mord mit Schnucke“ mehr als begeistert sein.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.03.2014
Im Visier der Heuschrecken
Cantele, Claudio

Im Visier der Heuschrecken


sehr gut

Eine Verwechslung mit ungeahnten Folgen

Eine US-Investorengruppe plant einen finanziellen Angriff auf Lettland, um bei den zu erwartenden Kursschwankungen ordentlich Gewinne zu machen. Der geplante Angriff ist bereits im vollen Gange als durch eine Verwechslung in einer Wiener Tiefgarage einem Anwalt dessen Aktenkoffer gestohlen wird. In diesem Aktenkoffer befindet sich der detaillierte Plan des Angriffs, doch dieser gerät nun in falsche Hände. Dem ehemaligen Banker Flavio Contarini werden diese Pläne zugespielt und mithilfe eines italienischen Journalisten und eines schwedischen Bankers versucht Contarini alles, um den Staatsbankrott Lettlands noch abzuwenden.

Eigentlich sollte ein Juwelier seines Aktenkoffers beraubt werden, um das darin befindliche Bargeld zu kassieren, doch die im Auftrag einer Detektei handelnden Diebe verwechseln den Juwelier mit einem Rechtsanwalt und entwenden dessen Koffer. Eine Verwechslung mit ungeahnten Folgen. Währenddessen wird der Finanzminister von Lettland auf die massiven Kursschwankungen aufmerksam, die sich nicht erklären lassen, da sein Land über eine stabile Finanzlage verfügt. Seine Unternehmungen, diesem Vorgehen entgegenzuwirken, bleiben erfolglos. Machtlos muss die Regierung mit ansehen, wie die finanziellen Mittel ihres Landes immer mehr schwinden. Ohne zu wissen, dass möglicherweise Hilfe naht in Person des ehemaligen Bankers Flavio Contarini.

Straff und temporeich hat Claudio Cantele seinen Wirtschaftsthriller angelegt und erklärt dabei die finanziellen Zusammenhänge, die zu der Finanzkrise von Lettland führen, informativ und auch für Wirtschaftslaien absolut nachvollziehbar und verständlich. Gleichzeitig weist der Autor jedoch im Nachwort darauf hin, dass ein solches Vorgehen, wie in seinem Thriller beschrieben, dank entsprechender Sicherheitsfaktoren in der Realität nicht durchführbar ist. Wobei die eine oder andere Szene in dem Thriller jedoch durchaus stattfinden könnte.

Die Story entwickelt sich sehr komplex, welche Claudio Cantele mithilfe mehrerer Handlungsstränge erzählt. So verfolgt man die Geschehnisse aus verschiedenen Blickwinkeln und erfährt nicht nur einiges über die verzweifelten Versuche der lettischen Regierung ihrer unverschuldeten Finanzschieflage entgegenzuwirken, sondern lernt auch die perfiden Hintergründe der Investorengruppe kennen.

Fazit: Spannender wie packender Wirtschaftsthriller, komplex und sehr interessant erzählt.

Bewertung vom 02.03.2014
Alpentod / Exkommissar Max Raintaler Bd.6 (eBook, ePUB)
Gerwien, Michael

Alpentod / Exkommissar Max Raintaler Bd.6 (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Zorn Gottes

Mit seinem Fussballkumpel Josef Stirner ist Exkommissar Max Raintaler zum Skifahren ins Mittenwalder Skigebiet gefahren. Als die beiden Freunde das berüchtigte Dammkar hinabfahren, löst sich plötzlich eine Lawine und Beide werden verschüttet. Josef kann seinen Freund Max in letzter Minute retten, doch für die beiden anderen Skifahrer aus dem DSV-Kader, die kurz vor ihnen das Dammkar abgefahren sind, kommt jede Hilfe zu spät. Max ist davon überzeugt, dass die Lawine per Sprengung ausgelöst wurde. Doch wem galt der Anschlag, seinem Kumpel und ihm oder den jungen Skifahrern? Zur gleichen Zeit werden Raintalers Freundin Monika und sein Freund Franz in München von einem Unbekannten massiv bedroht.

Mit dem Lawinenunglück steigt Michael Gerwien in seinen mittlerweile sechsten Max-Raintaler-Krimi in die Geschichte ein und man erlebt den sympathischen Hypochonder dabei, wie er kurzzeitig mit seinem Leben abschließt. Doch dank seines Kumpels Josef bleibt Raintaler der Himmel noch einmal verwehrt. An seiner Ehre gepackt, beginnt der sture Ex-Kommissar auch sofort mit den Ermittlungen. Denn kurz bevor Max verschüttet wurde, hatte er eindeutig einen Knall gehört und richtig, als Josef und Max noch einmal zum Dammkar hochfahren, finden sie Reste von Sprengstoff. Doch wer sollte das Opfer sein?

Die Ermittlungen gestalten sich schwierig für Max und Josef. Nicht nur, dass nicht ersichtlich ist, wem der Anschlag galt, schon kurz nach dem Lawinenabgang entgehen die beiden Kumpels nur knapp einem weiteren Anschlag auf ihr Leben. Da Monika bei den vergangenen Fällen Max immer mit Rat und Tat zur Seite stand, werden Moni und deren Freundin Annie kurzerhand zum Langlauffahren eingeladen. Zu viert werden fortan die Ermittlungen fortgeführt.

Doch weder Motiv noch Täter neigen dazu, sich auf dem Präsentierteller darzubieten. Und dann ist auch noch die Frage offen, wie der rätselhafte Unbekannte aus München in den Mordfall passt oder hat dieser etwa gar nichts damit zu tun? Doch dies wäre schon ein merkwürdiger Zufall, an den weder Moni noch Max glauben können.

Spannung darf man bei dem Krimi nicht unbedingt erwarten, auch wenn im Mittelteil diese durchaus kurz auftaucht, aber unterhaltsam ist die Story wieder einmal sehr. Und da Max grundsätzlich nun einmal eine grantige Frohnatur ist und immer einen lockeren, flapsigen Spruch auf den Lippen hat, gestaltet sich die komplette Story entsprechend humorvoll und kurzweilig.

Einzig die Auflösung des Krimis kam mir dann doch etwas plötzlich und wirkte wie aus dem Hut gezaubert. Da tauchen zwar im Verlauf der Story einige Verdächtige auf, doch so richtig an deren Schuld mag man nicht glauben und dann, kurz vor Ende des Krimis löst sich alles plötzlich sehr schnell auf. Dies ist allerdings durchaus nachvollziehbar.

Fazit: Auch der 6. Raintaler-Krimi überzeugt wieder mit einer spritzig, witzigen Story sowie viel Lokalkolorit, bei dem die Spannung nicht unbedingt im Vordergrund steht.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.02.2014
Phoenix
Aalbach, Jan

Phoenix


sehr gut

Die Asche des Phoenix

Elias Meerbaum ist ein Meisterkoch, berühmt für seinen unvergleichlichen Geschmacks- und Geruchssinn. Während Elias sich gerade zu Dreharbeiten in Hamburg befindet, erhält der Meisterkoch eine Einladung von dem Milliardär von Bromberg. Dieser unterbreitet ihm ein Angebot, welches Elias zuerst ablehnt. Doch schon am nächsten Tag ändert er seine Meinung und erklärt sich bereit, das Rätsel um die Asche des Phoenix zu entschlüsseln. Hierbei handelt es sich um eine uralte Rezeptur, welches Unsterblichkeit verspricht und Elias scheint geradezu prädestiniert, diese Substanz zu entschlüsseln. Zusammen mit der Ärztin Huang Xi begibt sich Elias auf die Suche, die sich bald schon äußerst gefährlich gestaltet und Elias immer mehr über seine eigene Vergangenheit verrät.

Anfangs wirkt die Story noch wie ein ganz normaler Thriller, doch je tiefer man in die Geschichte eintaucht, umso mehr entwickelt sich diese zu einem Abenteuerthriller á la Tomb Raider oder Indianer Jones mit einer ordentlichen Portion Fantasy. Jan Aalbach verbindet seinen rasant und actionreich erzählten Roman mit seinem fundierten Wissen über palästinensische, arabische und hinduistische Mythen und Legenden zum Thema Unsterblichkeit. Dies ist zumeist sehr interessant, informativ und unterhaltsam beschrieben, manchmal aber auch ein wenig zu viel des Guten.

Ihre Suche, die man durchaus als Schnitzeljagd bezeichnen kann, führt Xi und Elias von Hamburg aus nach Israel, in den Iran, nach Indien sowie nach Kambodscha und ins Reiche der Mitte. Immer vor Augen das Gedicht, welches die Lösung für die Rezeptur der Unsterblichkeit beinhaltet. Doch wie es mit Mythen und Legenden nun einmal ist, beschreibt das Gedicht des Phoenix nicht geradlinig den Weg, sondern äußerst verworren und rätselhaft. Mithilfe seines schier unerschöpflichen Wissens, welches selbst Elias manchmal unheimlich vorkommt, kommen Xi und Elias dem Geheimnis der Unsterblichkeit immer näher.

Doch nicht nur das Gedicht des Phoenix ist rätselhaft, auch der Hypochonder Elias Meerbaum gibt schon nach wenigen Seiten Rätsel auf. Der Meisterkoch hat einen sensationell guten Geruchs- und Geschmackssinn, sein geschichtliches Wissen ist schier grenzenlos und selbst uralte Sprachen bereiten ihm keinerlei Probleme. Doch wer ist der Mittdreißiger, dessen Erinnerung erst ab seinem 18. Lebensjahr einsetzt? Und auch die Ärztin Huang Xi, Medizinerin im Hamburger Tropeninstitut, scheint ein Geheimnis zu haben, welches sie vor Elias zu verbergen versucht. Hinzu kommt eine seltsame Kreatur, die im Auftrag seines geheimnisvollen Meisters jeden Schritt von Elias verfolgt und dabei auch vor Mord nicht zurückschreckt.

Rätselhaft, temporeich, locker, unterhaltsam und einehmend erzählt Jan Aalbach seinen Fantasy-Thriller, der bis zur letzten Seite äußerst fesselnd und spannend bleibt. Geschickt vermischt der Autor dabei bekannte Mythologien und historische Fakten mit künstlerischer Fiktion und liefert mit seinem Fantasy-Thriller damit kurzweilige, packende Leseunterhaltung.

Fazit: Die abenteuerliche Suche nach dem Elixier des ewigen Lebens – temporeich, spannend, unterhaltsam und interessant umgesetzt.

Bewertung vom 25.02.2014
All unsere Träume
Cohen, Julie

All unsere Träume


sehr gut

Kommt alles anders?

Dem Ehepaar Claire und Ben fehlt zu ihrem perfekten Glück nur noch ein Baby, doch dies gestaltet sich schwieriger als anfangs gedacht. Nachdem sie über Jahre hinweg wirklich alles ausprobiert haben, gibt Claire irgendwann auf, nur Ben kann sich damit nicht abfinden. Als seine beste Freundin Romily ihm anbietet, für Claire und Ben ein Baby auszutragen, ist Ben glücklich, im Gegensatz anfangs zu Claire. Als das Ehepaar das Angebot von Romily dann doch annimmt, ahnen Ben und Claire nicht, dass sie damit eine Gefühlslawine auslösen.

Was haben Claire und Ben nicht schon alles versucht, damit sich endlich ihr großer Traum von einem eigenen Baby erfüllt. Immer wieder gab es Fehlschläge und als die letzte künstliche Befruchtung mit einer Fehlgeburt endet, schließt Claire schweren Herzens mit ihrem Traum ab. Nur ihr Mann kann sich damit nicht abfinden. Seine Gefühle beichtet Ben seiner besten Freundin Romily, welche er seit Studientagen kennt. Die chaotische wie unkonventionelle Romily, die bereits eine Tochter hat, bietet Ben in einer Tequila-Laune heraus an, für Claire und Ben als Leihmutter zu fungieren.

Anfangs ist die praktisch veranlagte Claire von der Idee überhaupt nicht begeistert, doch dann geht alles ziemlich schnell und ehe sich Claire und Ben versehen, sind sie werdende Eltern. Fortan wird Romily mit guten Ratschlägen und Handbüchern von Claire überschüttet, womit Romily so gar nichts anfangen kann. Und obwohl Romily fest davon überzeugt ist, für das in ihr heranwachsende Kind keine Gefühle zu entwickeln, kommt natürlich alles ganz anders.

Gefühlvoll, einnehmend und unterhaltsam erzählt Julie Cohen die Geschichte von Romily, Claire und Ben und lässt dabei auch das Umfeld ihrer drei Protagonisten nicht außen vor. Wie reagieren Familie, Freunde, Bekannte auf die Leihmutterschaft? Gibt es Verständnis oder treffen die Drei nur auf Unverständnis? Julie Cohen gelingt es sehr gut, die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln nachvollziehbar zu erzählen.

Und natürlich bleiben auch die Empfindungen von Ben, Claire und Romily nicht unerwähnt. Unterdrückte Gefühle kommen ans Tageslicht und auch Zweifel ob der Richtigkeit dieser Entscheidung werden überzeugend von der Autorin beschrieben. Dabei gelingt es Julie Cohen sehr gut, ihre Protagonisten detailreich und lebendig darzustellen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Architekt Ben ist ein sturer Optimist, der offen und charmant seiner Umwelt begegnet. Seine Studienfreundin Romily ist Biologin, absolut chaotisch, unorganisiert und Mutter der 7-jährigen Mariposa. Das hochintelligente kleine Mädchen, das über eine blühende Fantasie verfügt und am liebsten Forscherin werden möchte, sieht in Ben und der Musiklehrerin Claire so etwas wie ihre Ersatzeltern. Und während das Verhältnis zwischen Romily und Ben sehr herzlich und vertrauensvoll ist, kann man Romily und Claire nicht unbedingt als gute Freundinnen bezeichnen. Viel zu unterschiedlich sind die beiden Frauen.

Julie Cohen geht das Thema sehr vielschichtig an. Mal ist die Geschichte emotional, nachdenklich und traurig, dann wieder humoristisch und immer sehr unterhaltsam. Entsprechend ist auch der Schreibstil der Autorin mal eher ernst, dann wieder locker, frech und spritzig.

Fazit: Auch wenn man sich nicht für das Thema Schwangerschaft interessieren sollte, wird man mit diesem anrührenden, gefühlvollen Roman seine Lesefreude haben.