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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Zabou1964
Wohnort: 
Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 195 Bewertungen
Bewertung vom 18.07.2010
Die Maurin
Korte, Lea

Die Maurin


ausgezeichnet

Die junge Maurin Zahra lebt mit ihrer Familie in Granada. Die Geschichte beginnt im Jahr 1478, Zahra ist siebzehn Jahre alt und Hofdame Aischas, der Hauptfrau des Emirs. Doch ihre ungetrübten Tage scheinen gezählt: Der Vater will sie mit einem Mann verheiraten, der doppelt so alt ist wie sie. Zudem verschlechtert sich das Verhältnis zwischen den Christen und Mauren erheblich, ein Krieg droht. Die Kastilier wollen die Gebiete der Mauren zurückerobern und deren Herrschaft in Andalusien beenden. Am Hof des Emirs begegnet Zahra einem Kastilier, von dem sie sich magisch angezogen fühlt. Aber die Aussicht auf eine Beziehung ist nahezu unmöglich. Auf ihren Reisen durch das Land, die sie im Auftrag Aischas unternimmt, hat die mutige und selbstbewusste junge Frau ungeahnte Gefahren und Abenteuer zu überstehen.

Lea Korte ist mit diesem Roman eine spannende und bildgewaltige Reise ins Andalusien des 15. Jahrhundert gelungen. Sowohl die Landschaften als auch die Figuren und Gebäude sind so bildhaft beschrieben, dass ich alles vor meinem inneren Auge sehen konnte und meinte, mittendrin zu sein. Die Protagonistin Zahra ist mir sofort ans Herz gewachsen. Alle Charaktere sind gut beschrieben und ich konnte mich gut in deren Handeln und Gefühle hineinversetzen. In die Geschichte der fiktiven Figuren hat die Autorin geschickt reale Personen und Ereignisse eingeflochten. Man merkt, dass sie sehr aufwendig und genau recherchiert hat. Es war mir ein großes Vergnügen, auf so unterhaltsame und spannende Weise die spanische Geschichte näher gebracht zu bekommen.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich die großartige Ausstattung dieses Taschenbuches. Neben dem äußerst ansprechenden Cover, das einen Ausschnitt aus einem Gemälde und den Schriftzug „Die Maurin“ in edlem Gold ziert, bietet dieses Buch enorm viele Hintergrundinfos: ein Personenregister, eine Zeittafel, zwei Stammbäume und ein Glossar. In einem Nachwort erklärt die Autorin zudem, was in ihrem Roman Fiktion und was historisch belegte Ereignisse sind. Wer noch mehr Informationen haben möchte, kann sich auf der Homepage der Autorin umschauen, die sehr liebevoll und detailliert gestaltet ist.

Fazit:
„Die Maurin“ ist ein perfekt recherchierter historischer Roman, der dennoch äußerst unterhaltsam und spannend daherkommt. Absolut empfehlenswert!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.07.2010
Nachtseelen
Krouk, Olga A.

Nachtseelen


ausgezeichnet

Voller Ungeduld habe ich auf diesen zweiten Teil der Nachzehrer-Reihe gewartet. Um es gleich vorweg zu nehmen: Meine Erwartungen wurden erfüllt. Auch mit „Nachtseelen“ ist es der jungen Autorin Olga A. Krouk wieder gelungen, mich vom Reich der Nachzehrer und Metamorphe zu faszinieren.

Aber zunächst zur Handlung: Schon der Prolog hat mir eine Gänsehaut beschert. Ein Mädchen wird in ein Verlies gestoßen, in dem Tiere in Käfigen sitzen. Mit Hilfe eines Jungen, der dort auch gefangen gehalten wird, gelingt der Kleinen die Flucht aus ihrem Gefängnis. Schnell stellt sich heraus, dass das Mädchen von einst die junge Hamburgerin Alba ist. Aufgewachsen in der besseren Gesellschaft der Hansestadt, lebt sie nun an der Seite ihres smarten Freundes Georg, der sich rührend um sie kümmert. Denn Alba ist keine unbeschwerte junge Frau, sie hat eine Sprachstörung und wird häufig von Alpträumen geplagt.

Als sie ein Brief ihres Großvaters, den sie für tot hielt, erreicht und sie sich auf die Suche nach ihm begibt, begegnet ihr Finn. Sie fühlt sich sofort von dem jungen Mann, der von einem Rotmilan begleitet wird, angezogen. Doch sie merkt schnell, dass Finn ein Geheimnis hat. Durch ihn gerät sie in die Welt der Metamorphe, Nachzehrer und Hexen. Soll sie an seiner Seite bleiben oder zu dem lieben, aber langweiligen, Georg zurückkehren?

Ganz besonders gefreut habe ich mich, meinem Liebling Finn aus dem ersten Band hier wiederzubegegnen. Aber auch andere Figuren aus „Schattenseelen“ spielen in diesem zweiten Teil der Reihe eine Rolle. Trotzdem denke ich, dass „Nachtseelen“ auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann, da die Autorin in kurzen Rückblenden die wichtigsten Ereignisse wiederholt.

Die Geschichte ist spannend bis zum furiosen Ende. Wer schon Bücher von Olga A. Krouk gelesen hat, weiß, dass sie mitunter Kampfszenen sehr drastisch zu erzählen weiß. Jedoch kommen auch der Humor und natürlich die Romantik nicht zu kurz. Ein weiteres Merkmal Krouks ist die mehrdimensionale Darstellung der Charaktere. Niemand ist nur schlecht oder nur gut, sie weiß den Leser immer wieder zu überraschen.

Die Ausstattung des Buch ist sehr hochwertig. Es ist ein Klappenbroschur, die Schrift ist recht groß gehalten, sodass das Lesen sehr angenehm für meine Augen war. Im Innern findet sich eine Karte des Pesthofes, der ein entscheidender Handlungsort ist.

Jetzt bin ich ganz gespannt auf das Erscheinen des dritten Teils der Trilogie: „Hexenseelen“. Laut Verlag erscheint dieser am 8. Dezember 2010.

Fazit:
„Nachtseelen“ ist eine würdige Fortsetzung von „Schattenseelen“, die mich wieder vollkommen in ihren Bann gezogen hat. Spannung, Mystery und Romantik in höchster Qualität zeichnen diesen Romantasy-Thriller aus.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.05.2010
Paradies der Lust
Sailor, Lara

Paradies der Lust


ausgezeichnet

Schon die Gestaltung des Covers zeigt, dass es sich bei „Paradies der Lust“ um einen erotischen Roman handelt. Eine hübsche, langhaarige Frau mit einem Spitzen-BH steht vornübergebeugt. Auf der Rückseite des Covers ist ihr wohlgeformtes Hinterteil in einem Spitzenhöschen zu sehen.

Alea hat eine kleine Privatdetektei. Ihre Freundin Fabienne ruft sie eines Tages an und bittet sie um Hilfe. In ihrem Verwöhnhotel für Frauen, dem Lady’s Paradise, werden Diebstähle begangen. Der Täter ist offensichtlich unter dem Personal zu suchen. Alea soll sich als Gast einschleichen und das Verbrechen aufklären. Im Lady’s Paradise können Frauen sich nicht nur mit Wellness und Kosmetik verwöhnen lassen. Auch besondere Callboys stehen den Damen jederzeit willig zur Verfügung. Zunächst zögert Alea, diese in Anspruch zu nehmen. Doch schon bald gibt sie ihre guten Vorsätze und Zweifel auf und lässt sich einfach treiben. Ihre Ermittlungen verliert sie dabei jedoch nicht aus den Augen ...

Ich habe deutlich gemerkt, dass der Roman von einer Frau aus der Sicht einer Frau geschrieben wurde. Die erotischen Szenen sind sehr geschmackvoll, aber doch in klaren Worten, beschrieben. Dabei sind sie äußerst abwechslungsreich. Alea macht ganz unterschiedliche Erfahrungen, die sowohl homo- als auch heterosexueller Natur sind. Sogar eine kleine Liebesgeschichte wurde mir geboten. Die Rahmenhandlung ist natürlich nicht im Vordergrund, aber das erwarte ich von einem erotischen Roman auch nicht.

Zu erwähnen wäre noch das außergewöhnlich Format des Buches. Die Seiten sind etwas größer als bei einem normalen Buch, was sich daraus ergibt, dass auf diese Weise weniger Papier gebraucht wird. Bei einem Kleinverlag, der noch in den Kinderschuhen steckt, ist das einzusehen. Im normalen Umfang würde die Seitenanzahl etwa 220 betragen, wie ich dem Buch entnehmen konnte. Trotzdem lag das Buch gut in der Hand und die Schrift war gut lesbar.

Fazit:
Meine Erwartungen wurden erfüllt. „Paradies der Lust“ ist ein prickelnder Roman, der Lust macht auf weitere Bücher aus dem Fallen Star Verlag.

Bewertung vom 08.04.2010
Der Bastard von Tolosa
Schiewe, Ulf

Der Bastard von Tolosa


ausgezeichnet

Der Debütroman von Ulf Schiewe „Der Bastard von Tolosa“ ist mit 928 Seiten und einem Gewicht von über einem Kilogramm ein „dicker Brocken“. Trotz dieses Umfangs habe ich mich – Gott sei Dank – an sein Werk herangetraut. Der Einband zeigt auf einem goldgelben Untergrund einen sehr aufwendig gearbeiteten Ring, der in der Handlung auch eine Rolle spielt. Auf der Innenseite ist eine Karte der Gegend um Tolosa in Südfrankreich abgebildet. Ein besonderes Highlight stellte für mich das beigefügte Lesezeichen dar, auf dem die wichtigsten Figuren aufgezählt und kurz beschrieben waren – eine wirklich geniale Idee, die das lästige Nachschlagen in einem eventuell vorhandenen Personenverzeichnis am Ende eines Buches ersparte. An dieser Stelle gab es dann aber auch noch detaillierte Angaben zu den historischen Figuren, die im Roman vorkamen, sowie ein Nachwort des Autors.

Um die eigentliche Geschichte über den Edelmann und Krieger Christi Jaufré Montalban spannt sich eine Rahmenhandlung, in der Jaufré einem jungen Mönch seine Lebensgeschichte erzählt, damit dieser sie später seinem Sohn weitergeben kann. Seine Geschichte beginnt Ende des elften Jahrhunderts, als Jaufré mit dem ersten Kreuzzug aufbricht, um Jerusalem von den „Ungläubigen“ zu befreien. Vierzehn lange Jahre kämpft er im fremden Land, hat eine Geliebte und eine Tochter, bis ein furchtbarer Schicksalsschlag ihn an dem Sinn seines Tuns zweifeln und in die Heimat Tolosa zu seiner Ehefrau Berta zurückkehren lässt. Doch auch dort findet er leider nicht den ersehnten Frieden. Seine Amme enthüllt ihm Details seiner Familiengeschichte und schon bald muss er seine Burg gegen einen Widersacher verteidigen.

Trotz der umfangreichen Seitenzahl hat der Autor die Spannung über die ganze Geschichte halten können. Die Handlung spielt auf verschiedenen Zeitebenen, sodass der Leser immer wieder wichtige Einzelheiten aus der Vergangenheit der Protagonisten erfährt. Diese Rückblenden passten sehr gut in den Erzählfluss.

Sprachlich war die Lektüre für mich ein echter Genuss. Geschickt hat Ulf Schiewe immer wieder Wörter alt-provenzalischen Ursprungs einfließen lassen, die das Lesen für mich authentisch machten. Für Sprachunkundige folgte fast immer im folgenden Satz eine Übersetzung. Die Beschreibungen der Figuren und vor allem der Landschaften ließen mich alles um mich herum vergessen und weckten mein Fernweh. Einige romantische Passagen im Roman möchte ich fast als poetisch bezeichnen. Die Kampfszenen und deren Folgen wurden sehr realistisch beschrieben, sodass zartbesaitete Leser eventuell ein wenig schockiert sein könnten.

Sowohl die Haupt- als auch die Nebenfiguren waren mehrdimensional dargestellt. Jaufré war trotz seiner Berufung als Krieger Christi als ehrlicher und liebevoller Mann beschrieben. Meine absolute Lieblingsfigur war jedoch Hamid, sein arabischer Freund, der immer das rechte Wort zur rechten Zeit fand und Jaufré in jeder Lebenslage treu zur Seite stand.

Fazit:
Ich bin sehr froh, dass mich die Dicke des Buches nicht von der Lektüre abgehalten hat. Mir wäre ein äußerst wertvolles Leseerlebnis entgangen. Ein grandioses Erstlingswerk, dem hoffentlich bald ein nächstes folgen wird.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.12.2009
Drachenwind
Tomiak, Kerstin

Drachenwind


ausgezeichnet

Aus einer Laune heraus bewarb sich die Journalistin Kerstin Tomiak auf eine Stellenanzeige bei der ISAF, der Internationalen Friedenstruppe in Afghanistan. Als sie tatsächlich eine Zusage bekam, packte sie, trotz der Warnungen ihrer Freunde und ihrer eigenen Bedenken, die Koffer und reiste nach Afghanistan. Was sie in dem fremden Land vorfand, beschreibt sie sehr warmherzig und mit viel Liebe und Respekt in ihrem Buch „Drachenwind“.

Ihre erste Station ist Kabul, von wo sie allerdings bald an ihren Bestimmungsort Kunduz weiterreist. Sie lebt zwischen, fast ausschließlich männlichen, Soldaten und Zivilangestellten in einem Lager. In ihrer Eigenschaft als Journalistin bereist sie das Land, lernt Einheimische kennen und schließt Freundschaften. Sie beschreibt, wie die verschiedenen Organisationen, wie z.B. die Bundeswehr oder die GTZ (Gesellschaft für technische Zusammenarbeit) helfen, zeigt aber auch auf, dass trotz der Hilfe die Missstände noch groß sind.

Neben harmonischen und schönen Begebenheiten lässt die Autorin auch die schrecklichen Momente ihres Aufenthalts nicht unerwähnt. Bei einem Selbstmordattentat kommen deutsche Soldaten ums Leben. Ich finde es sehr wichtig, dass sie auch diese Seiten des Landes beschreibt.

Was mir besonders gefallen hat, ist die Tatsache, dass sie unsere westliche Lebensart nicht als die „einzig richtige“ sieht, sondern durchaus auch hinterfragt und mit der Lebensweise der Afghanen vergleicht. Der Zusammenhalt in der Familie und unter Freunden ist in Afghanistan z.B. sehr viel größer als in Deutschland und anderen westlichen Ländern.

Es gibt zwei Abschnitte mit Fotos, die einen Einblick in das Leben der Afghanen ermöglichen. Am Ende des Buches befindet sich ein Glossar, das die Fachausdrücke der einzelnen Organisationen erklärt. Diese werden jedoch auch im Text schon ausreichend erläutert.
Dieses Buch hat mich tief bewegt. Ich muss zugeben, dass auch ich zu den Menschen gehörte, für die Afghanistan mit seinen Menschen und Problemen „weit weg“ war. Die Autorin hat mich an die Hand genommen und mir Land und Leute näher gebracht.

Nach einem Jahr kehrt Kerstin Tomiak, wie vereinbart, nach Deutschland zurück. Als jedoch erneut ein Stellenangebot kommt, packt sie wieder ihre Koffer und reist erneut nach Afghanistan. Um mehr über die Autorin und ihr Wirken zu erfahren, empfehle ich einen Besuch auf ihrer Website. Eine Leseprobe findet man auf der Seite des Verlages.

Fazit: Dieses Buch hat mich sehr nachdenklich gemacht. Ich kann es jedem empfehlen, der einmal einen Blick über den eigenen Tellerrand wagen möchte.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.12.2009
Die Frau aus Nazareth
Martin, Jonah

Die Frau aus Nazareth


ausgezeichnet

In ihrem ersten gemeinsamen Werk „Die Frau aus Nazareth“ erzählt das Autorenteam Jonah Martin, bestehend aus Iris Klockmann und Peter Hoeft, die Geschichte der Jüdin Shoshanna, die zu den ersten Anhängern Jesus gezählt werden kann. Im Neuen Testament wird sie als „Blutflüssige“ erwähnt. Aus dieser Figur, Elementen der Bibel und Fiktion haben die Autoren einen spannenden historischen Roman gewoben.

Shoshanna wächst in Nazareth auf. Als Jugendliche schwärmt sie für den Nachbarsjungen Jeshua und führt ein glückliches Leben mit ihrer Familie. Doch dann tut ihr Onkel ihr Gewalt an, und ab diesem Zeitpunkt leidet sie unter Blutungen und gilt dadurch als unrein. Die Familie sucht viele verschiedene Ärzte auf, aber heilen kann sie Jahre später erst Jeshua, der mittlerweile als Prediger durch das Land zieht und dafür bekannt ist, dass er Wunder vollbringt. Shoshanna schließt sich der Glaubensgemeinschaft an. Eines Tages wird sie jedoch von Piraten entführt und in Griechenland als Sklavin verkauft. Ihr Gefährte, der kleine Joel, erleidet das selbe Schicksal. Im fremden Land erleiden die beiden manches Unglück, machen aber auch schöne Erfahrungen. Doch Shoshanna zieht es zurück nach Judäa. Ob ihr und Joel die Flucht gelingt?

Sehr gut haben mir die Bibelszenen, die immer wieder geschickt in die fiktive Geschichte gestreut waren, gefallen. Voller Spannung habe ich Shoshannas Weg verfolgt. Neben allem Unglück, das sie erfahren musste, waren ihr auch glückliche und romantische Momente beschert, sodass auch die Liebe nicht zu kurz kam. Die Szenen, in denen den Protagonisten Gewalt angetan wurde, sind sehr realistisch geschildert. Aus diesem Grund würde ich Gewaltopfern von der Lektüre abraten.

Besonders ans Herz gewachsen ist mir der Junge Joel. Obwohl er viel Leid ertragen musste, ist er stark geblieben und hat seinen Mut nicht verloren. Aber auch Shoshanna macht eine schöne Entwicklung vom verschüchterten Mädchen zur selbstbewussten Frau durch. Die Nebenfiguren wurden ebenso gut beschrieben wie die Handlungsplätze.

Fazit:
„Die Frau aus Nazareth“ ist ein spannender und ungewöhnlicher historischer Roman, der nicht nur für Bibelinteressierte lesenswert ist. Ich bin schon sehr auf das zweite Werk des Autorenteams gespannt.

Bewertung vom 10.12.2009
Schattenseelen
Krouk, Olga A.

Schattenseelen


ausgezeichnet

Im Leben der Krankenschwester Evelyn scheint alles normal zu laufen: Der Arbeitsalltag ist ermüdend, sie schwärmt für einen Arzt und freut sich auf den wohlverdienten Feierabend. Doch dann kommt ein Notfallpatient in die Aufnahme und ab diesem Zeitpunkt ist nichts mehr wie es war. Sie wird von einem mysteriösen Mann entführt und kommt in dessen Wohnung wieder zu sich. Dort erfährt sie Dinge über Wesen, von denen sie noch nie zuvor gehört hat: Nachzehrer. Und als ob es nicht schon schlimm genug wäre, sich in deren Gewalt zu befinden, soll sie auch noch selbst dieser Gattung angehören. Zu ihrem Entführer, dem Nachzehrer Adrián, fühlt sie sich auf unerklärliche Weise hingezogen. Bei ihren Nachforschungen stößt sie auf weitere ihr unbekannte Wesen – die Metamorphe. Einer von denen, Kilian, hat sich unsterblich in ihren Geruch verliebt und will sie retten. Evelyn gerät zwischen zwei Fronten.

Mit einer gekonnten Mischung aus Mystik, Spannung und Humor beschreibt Olga A. Krouk den Weg Evelyns durch ein Hamburg, wie ich es bisher noch nicht erlebt habe. Geheimnisvolle Wesen treiben hier ihr Unwesen. Damit setzt sich der Roman wohltuend von den üblichen Vampirgeschichten, die zumeist auch noch im Ausland spielen, ab. In einem Interview mit „Heyne magische Bestseller“ sagt die Autorin: „Das Magische vor meiner eigenen Tür fasziniert mich um einiges mehr, als ferne Länder und exotische Landschaften.“. Natürlich kommt auch die Romantik in diesem Werk nicht zu kurz. Evelyn hat mich in ihren Strudel der Gefühle förmlich mitgerissen. Meine absolute Lieblingsfigur waren jedoch weder Adrián noch Kilian, mein Herz schlug für den jungen Finn, der mich mit seiner frechen und manchmal unbeholfenen Art gefangen nahm. Wie ich erfahren durfte, wird er im Folgeband die Hauptfigur sein. Darauf freue ich mich natürlich ganz besonders.

Wie schon in ihrem Erstlingswerk „Staub zu Staub“ hat die Autorin mich immer wieder durch Wendungen überrascht, mit denen ich niemals gerechnet hätte. Die Figuren sind, genau wie die Handlung, sehr wandlungsfähig und ich habe mich mal wieder ertappen lassen müssen, dass ich mir über den einen oder anderen meine Meinung zu früh gebildet hatte. Durch die mehrdimensionale Darstellung der Charaktere bekam ich einen guten Einblick in deren Fühlen und Handeln.

Fazit:
Der Autorin ist ein spannender Auftakt zu einer Trilogie gelungen, der Lust auf mehr macht. Ich bin mit dem Nachzehrer-Virus infiziert!

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.12.2009
Die indiskreten Briefe des Giacomo Casanova
Beckmann, Herbert

Die indiskreten Briefe des Giacomo Casanova


sehr gut

Der Autor hat für seinen historischen Roman die Briefform gewählt. Giacomo Casanova beschreibt einer Geliebten in Dresden seine Abenteuer in Berlin und in Potsdam im Sommer 1764. In einem Hotel lernt er den Baron von Ribbeck kennen, der ihm den Auftrag erteilt, nach seinem Schwiegersohn Graf von Wilmerstorff, der spurlos verschwunden ist, zu suchen. Casanova nimmt den Auftrag an, damit er der Gräfin von Wilmerstorff seine Aufwartung machen kann. Diese zeigt jedoch, ganz im Gegensatz zu einigen anderen Damen der preußischen Gesellschaft, keine Ambitionen, eine amouröses Abenteuer mit dem Charmeur einzugehen. Das Verschwinden ihres Gatten scheint sie auch wenig zu beeindrucken. Casanovas Nachforschungen führen ihn nach Potsdam und Umgebung, den vermissten Grafen kann er jedoch zunächst nicht aufspüren.

Sehr detailverliebt schildert der Autor Figuren, Landschaften und die Einrichtungen der Häuser in einer niveauvollen Sprache, die der Zeit der Handlung entspricht. Wie damals üblich, wird in Adelskreisen Französisch gesprochen. Die Ausführungen Casanovas sind durchsetzt mit französischen Wörtern. Im Anhang befindet sich allerdings, neben einem Register der historischen Personen, eine Liste der verwendeten Fremdwörter, sodass ich nachschlagen konnte.

Der Kriminalfall rückt bei den Ausführungen Casanovas in den Hintergrund und er löst ihn am Ende auch eher durch einen Zufall. Aus diesem Grunde würde ich den Roman eher als historisch bezeichnen. Wie der Autor in seinem Nachwort erwähnt, hat er zum Teil real existierende historische Personen und Schauplätze in seinem Werk verwendet, diese aber zu Gunsten seiner Geschichte ein wenig verändert. Das hat mein Lesevergnügen aber nicht geschmälert.

Der Roman ist in fünf Abschnitte gegliedert, die, wie sollte es bei Casanova anders sein, nach Frauen benannt sind. Die Briefe an die geheimnisvolle Geliebte in Dresden sind mit Datum und Ortsangabe versehen, sodass ich mir ein gutes Bild machen konnte, wo sich der Protagonist gerade befand. Das Geheimnis um die Brieffreundin wird im letzten Kapitel übrigens auch noch gelüftet. Besonders gefallen hat mir die Figur des Lambert, den Diener Casanovas. Er ist ein intelligenter Bursche, der jedoch sehr gerne ins Glas schaut und seinen Herrn damit öfters in Rage bringt.

Durch die gehobene Sprache und die detaillierten Beschreibungen ist die Lektüre sehr anspruchsvoll. Man muss sich auf das Buch einlassen und kann es nicht nur „nebenbei“ lesen.

Fazit:

Es hat mir Spaß gemacht, mit Casanova durch das Preußen des Rokoko zu wandeln. Einige Beschreibungen waren mir jedoch zu ausführlich, sodass ich vier von fünf Sternen vergebe.

Bewertung vom 28.10.2009
Pergamentum
Koschyk, Heike

Pergamentum


ausgezeichnet

Die junge Elysa von Bergheim ist gemeinsam mit dem Kanonikus Clemens auf dem Weg zu ihrem Bruder Magnus, bei dem sie fortan wohnen soll. Unterwegs bittet der Geistliche sie, sich auf Geheiß der erzbischöflichen Kanzlei in ein Kloster einzuschmuggeln und dort rätselhafen Vorgängen nachzuforschen. Da sie dem Aufenthalt bei ihrem Bruder sowieso mit Grauen entgegensieht, stimmt sie der Bitte schließlich zu.

Im Kloster Eibingen gehen seltsame Dinge vor: Ein alter Mönch, der als Gast ins Kloster kam, stirbt auf mysteriöse Weise. In seinen Händen hielt er ein Stück eines Pergamentes, das die Nonne Margarete an sich nimmt. Kurz darauf stirbt eine Nonne und die Kirche gerät in Brand. Elysa gibt sich als zukünftige Novizin aus und knüpft Kontakt zu Margarete. Doch zur Aufklärung der Vorfälle bleiben ihr nur vier Tage. Als ihr Begleiter Clemens das Kloster verlässt, ist sie auf sich allein gestellt.

Dieser historische Krimi spielt im Jahre 1188, neun Jahre nach dem Tod von Hildegard von Bingen. Das Pergament ist ihre letzte Vision, die sie der Menschheit hinterlassen hat. Verfasst ist es in einer Geheimsprache, der Lingua Ignota, die nur wenige Menschen beherrschen.

Die Autorin hat bereits eine Biographie der Hildegard von Bingen veröffentlicht. Deshalb ist dieser fiktive Roman hervorragend recherchiert. Zudem versteht es Frau Koschyk, in einer bildhaften Sprache, das Mittelalters vor mein inneres Auge zu zaubern.

Die einzelnen Charaktere waren sehr gut beschrieben. In einem Fall musste ich mal wieder feststellen, dass ich mir meine Meinung über eine der Figuren zu früh gebildet hatte. Sowohl die Erlebnisse Elysas im Kloster als auch die Reise des Kanonikus sind spannend beschrieben. Es wird abwechselnd aus der Sicht der beiden Protagonisten erzählt.

Die Auflösung des Rätsels ist logisch. Alle Fäden der Geschichte werden zu einem befriedigenden Ende verknüpft. Ich war traurig, mich am Ende des Romans von Elysa und den anderen verabschieden zu müssen. Eine Fortsetzung des Romans würde ich sehr begrüßen. Zu gerne wüsste ich, wie Elysas Leben sich entwickelt.

Am Ende des Buches befindet sich eine Skizze des Klosters sowie eine des Reiseweges des Kanonikus. Obwohl die zahlreichen Fremdwörter und lateinischen Ausdrücke fast immer im folgenden Satz erklärt wurden, hätte ich ein Glossar sehr begrüßt.

Fazit: So macht Geschichte Spaß – spannend und mit sehr viel Hintergrundwissen erzählt.

Bewertung vom 01.09.2009
Zwischen Boule und Bettenmachen
Dreher, Christiane

Zwischen Boule und Bettenmachen


ausgezeichnet

Im Alter von 42 Jahren beschließt Christiane Dreher, von ihrem stressigen Job beim Verlag Kiepenheuer & Wietsch ein Jahr Auszeit zu nehmen. Eine Anzeige in einer Zeitschrift hat in ihr die Idee geweckt, für ein Jahr auf einen Biobauernhof in Frankreich zu gehen. Sie sucht sich einen Untermieter für ihre Wohnung, packt ein paar Sachen und stürzt sich ins Abenteuer. Aus dem einen Jahr wurden viele, denn sie beschließt zunächst, ein Jahr länger zu bleiben und verliebt sich dann in Patrick, den sie heiratet, und mit dem sie jetzt eine Auberge in einem kleinen Dorf in Südfrankreich leitet.

Ihr Tagebuch veröffentlicht sie als Blog auf der Internetseite der Zeitschrift Brigitte.

Aus diesem Blog hat ihr ehemaliger Arbeitgeber, der KiWi-Verlag, nun ein Buch gemacht. Das Titelbild zeigt eine schöne Berglandschaft, aus dem Fenster eines Zimmers aufgenommen. Da es sich, wie ich im Innenteil des Buches gelesen habe, um ein Privatfoto handelt, nehme ich an, dass es sich um ihre und Patricks Auberge handelt.

Ich liebe Berichte von im Ausland lebenden Deutschen, sie stillen ein wenig mein Fernweh, wenn ich nicht selbst reisen kann. Also habe ich zu diesem Buch gegriffen. Obwohl ich mich nicht gerade als frankophil bezeichnen würde, haben mich die Berichte von „Christjann“, wie Christiane von den Franzosen genannt wird, sehr bewegt.

Gespickt mit einigen schwarz-weiß Fotos schildert die Autorin in kurzen Tagebucheinträgen ihr Leben in der Fremde. Die Ankunft auf dem Biobauernhof, das Kennenlernen der Bewohner, die sprachlichen Barrieren, die Konfrontation mit den französischen Sitten und nicht zuletzt das Leben an der Seite ihres Mannes Patrick sind einige Themen, an denen sie ihre Leser teilhaben lässt.

Ich habe oft geschmunzelt. Das Kapitel über die Schlafgewohnheiten unserer westlichen Nachbarn hat mich besonders erheitert. Und auch die Begrüßungszeremonien in Frankreich wollen gelernt sein, man kann nicht einfach jeden wahllos küssen, sondern muss genau selektieren. Aber auch auf Gefühle wie Heimweh und das Fremdsein in ihrer Wahlheimat geht die Autorin ein.

Die französischen Wörter, die gelegentlich eingestreut sind, werden fast ausnahmslos im folgenden Satz erklärt, wodurch das Werk auch ohne Kenntnisse der französischen Sprache gelesen werden kann.

Durch die relativ kurzen Kapitel kann man dieses Buch immer wieder zur Seite legen und bei Bedarf nach ein wenig witziger und kluger Unterhaltung ein paar Seiten darin lesen. Mit einem Lächeln auf den Lippen habe ich dieses Buch genossen und war sehr traurig, dass es nach nur 237 Seiten schon zu Ende war. Aber der Blog auf der Website der Zeitschrift Brigitte wird zum Glück weitergeführt von Christiane Dreher, auch wenn das nur ein schwacher Trost ist. Es gibt doch nichts Schöneres als sich mit einem Buch in der Hand in der Sonne sitzend in die Ferne zu träumen.

Fazit: Dieses Buch macht glücklich! Wer Fernweh hat oder unsere westlichen Nachbarn aus der Sicht einer Deutschen kennen lernen möchte, ist mit „Zwischen Boule und Bettenmachen“ bestens ausgerüstet.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.