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Philo
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Bewertungen

Insgesamt 425 Bewertungen
Bewertung vom 24.03.2020
Beute / Bennie Griessel Bd.7
Meyer, Deon

Beute / Bennie Griessel Bd.7


ausgezeichnet

Deon Meyer, ist einer meiner Lieblingsautoren und meiner Meinung nach auch der beste Krimiautor aus Südafrika. Ich habe viele seiner Bücher gelesen und Bennie Griessel ist schon ein alter Bekannter von mir. Ich habe ihn in vielen Stationen seines Lebens begleitet, mit ihm gelitten und gebangt und bin total erleichtert, ihn jetzt als genialen Ermittler wiederzutreffen. An der Seite seines Kollegen Cupido löst er die Rätsel in einem total verworrenen Fall.

Das Buch hat zunächst zwei Handlungsstränge, einer führt nach Bordeaux, wo sich Daniel Darret, ein ehemaliger Agent, der für die Befreiung Südafrikas gekämpft hat, unter falschem Namen eine neue Existenz aufgebaut hat und hofft, daß ihn niemals irgendwer entdecken wird. Doch seine Vergangenheit holt ihn ein.

Der zweite Handlungsstrang führt nach Südafrika, wo in einem Zug ein ehemaliger Polizist ermordet und aus dem Zug geworfen wird. Vom Geheimdienst wird der Mord als Selbstmord deklariert und die Akte geschlossen. Das aber ruft Griessel auf den Plan und zusammen mit seinem Kollegen setzt er alles daran, die Hintergründe des Falles aufzudecken. Sie müssen verdeckt ermitteln um herauszufinden, was es mit dem Toten auf sich hat.

Das Buch ist hochspannend von der ersten bis zur letzten Seite. Geschickt und gekonnt verbindet Leon Meyer die beiden Handlungsstränge, bis auch der Leser die Zusammenhänge erkennt. Hochaktuell und politisch brisant beschreibt der Autor die Verhältnisse in Südafrika, die Korruption, die Arbeit der Geheimdienste und den Freiheitsdrang der Südafrikaner.

Und nicht zuletzt bekommen auch die Protagonisten einen hohen Stellenwert im Buch. Viel erfährt der Leser über das private und berufliche Leben. Bennie Griessel und sein Kollege Cupido sind Polizisten mit Leib und Seele. Sie kämpfen für die Gerechtigkeit und setzen sich über so manche Regel hinweg, manchmal sogar gemeinsam mit ihrer Vorgesetzten
Colonel Mbali Kaleni, was ihnen viel Ärger einbringt.

Meine Empfehlung an alle Thrillerfans: Unbedingt lesen.

Bewertung vom 10.03.2020
Die Königin von Berlin
Roth, Charlotte

Die Königin von Berlin


ausgezeichnet

Mit diesem Buch ist Charlotte Roth ein wahres Meisterwerk gelungen. In brillanter Weise öffnet sie den Vorhang und läßt ihre Leser teilhaben an einem Theaterstück, das in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts spielt und auf dessen Darstellerliste viele auch heute noch bekannte Namen stehen. Carola Neher aber habe ich nicht gekannt. Ich bin total fasziniert von ihrer Persönlichkeit, geprägt von einer schrecklichen Kindheit und dem Wunsch, sich in ihrem weiteren Leben von nichts und niemandem von ihrem Weg abbringen zu lassen. Sie will Schauspielerin werden und dieses Vorhaben setzt sie auch über alle persönlichen Gefühle und Beziehungen.

Über Baden Baden und München gelangt sie nach Berlin. Sie lernt Bertolt Brecht kennen, der von ihr begeistert ist und der für sie ein Stück schreiben will, mit dem sie ihr ganzes Können unter Beweis stellen kann. Brecht hat viele Liebschaften, aber nur Carola Neher kann ihm Paroli bieten, ohne daß dies ihrer Beziehung schaden würde. Er nennt sie Barbara und seine Begeisterung für sie ist ungebrochen.

Eine wichtige Figur des Buches ist der Schriftsteller Alfred Henschke, genannt Klabund. Als Carola und Klabund sich kennenlernen, fühlen sie sich sofort zueinander hingezogen, und er wird ab diesem Moment an voller Liebe und Fürsorge für sie da sein. Carola aber gibt sich voll und ganz diesem rauschhaften Theaterleben und den gesellschaftlichen Vergnügungen hin, wohl wissend, daß Klabund, der schwer krank war, an ihrem Leben nicht teilhaben kann. Ich habe Klabund bewundert für seine Fürsorge und Großherzigkeit, der niemals auch nur ein gewisses Maß an Entgegenkommen eingefordert hätte. Im Gegenteil hat er Carola immer darin bestärkt, ihren Weg zu gehen.

Bertolt Brecht ist ein schwieriger Charakter, der unbeirrt seinen Weg geht und an dem sich seine Weggefährten die Zähne ausbeißen. Anerkennung findet nur Barbara, die genau wie er nur den eigenen Weg vor Augen hat.

Geboren ist Carola Neher 1920 in Weyher bei Edenkoben in der Pfalz, wo es ein kleines Heimatmuseum gibt, in dem sich noch Dokumente aus ihrem Leben befinden, zu denen 1979 ein Besucher um Auskünfte bittet. In vielen Gesprächen zischen dem Besucher und Annette, die das kleine Museum leitet, wird das ganze Leben von Carola Neher auf eine ganz besondere Art wieder wachgerufen. Die Gespräche der beiden ziehen sich in eigenen Kapiteln durch das ganze Buch und nach und nach wird dem Leser klar, weshalb der Besucher ein solches Interesse an Carola Neher hat.

Ich hoffe, daß auch viele Leser Interesse daran haben, Carola Neher näher kennenzulernen und empfehle ihnen daher dieses Buch.

Der Autorin sei Dank für dieses wunderbare Buch. Es war ein besonderes Lesevergnügen.

Bewertung vom 07.03.2020
Goodbye, Bukarest
Seeberger, Astrid

Goodbye, Bukarest


ausgezeichnet

Es gibt immer wieder Bücher, die sich abheben von der Flut an Neuauflagen. Das Buch von Astrid Seeberger ist so ein besonderes Buch. Sie beschreibt in diesem Buch einen Teil ihrer Familiengeschichte so eindringlich und bewegend, es hat mich zutiefest berührt und wird noch lange nachwirken.

Astrid, die als Ich-Erzählerin ihre Geschichte selbst erzählt, beginnt die Suche nach ihrem Onkel Bruno mehr als 60 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Ihre Mutter hatte ihr erzählt, Bruno sei in Stalingrad gefallen, was jedoch nicht der Wahrheit entsprach. Hierzu findet Astrid Unterlagen im Nachlaß ihrer Mutter, nachdem diese 2007 verstorben ist.

Die Suche nach Bruno gestaltet sich sehr schwierig, da Zeitzeugen zum großen Teil nicht mehr leben. Nur Hannes Grünhoff - der sich zu der fraglichen Zeit Dmitri nannte - weiß über den Verbleib von Bruno zu berichten. Bruno, Hannes und Dinu haben sich in einem russischen Strafgefangenenlager kennengelernt und Astrid Seeberger läßt in ihrem Buch alle drei ihre Geschichte erzählen. Grauenvolle Verhältnisse, Schikanen und Schwerstarbeit prägten ihren Alltag. Wahrscheinlich haben die drei diese Folter nur durch ihre Freundschaft überstanden.

Obwohl viel geschrieben wurde über die Verhältnisse in russischen Gefangenenlagern haben mich die Schilderungen in diesem Buch zutiefst betroffen gemacht, vielleicht auch deshalb, weil es sich um reale Personen handelte, die man im Laufe des Buches kennenlernte und denen man sich in besonderer Weise verbunden fühlt.

Besonders tragisch ist, daß Bruno und Astrid sich schon früh aus den Augen verloren haben. Beide haben früh ihr Elternhaus verlassen, Astrid wegen der Mutter und Bruno wegen des Vaters. Ich kann gut verstehen, daß Astrid sich auf die Suche nach Bruno machte, nachdem sie wußte, daß er Stalingrad überlebt hatte.

Daß er nach der Entlassung aus der Gefangenschaft mit Dinu nach Bukarest reiste und dort erneut eine Schreckensherrschaft unter Ceausescu erleben mußte, ist eine weitere Tragik in seinem Leben.

Dieses Buch ist ein wichtiges Buch, erzählt es doch von den grausamen Verhältnissen und den Diktatoren Stalin in Russland und Ceausescu in Rumänien, in denen die Menschen dort in Angst und Schrecken lebten und jederzeit mit einer Verhaftung rechnen mußten. Diese Zeiten dürfen nie in Vergessenheit geraten.

Mit viel Empathie hat Astrid Seeberger die Suche nach ihrem Onkel Bruno beschrieben. Ich finde, daß dies ein wichtiges Buch gegen das Vergessen ist. Es sollte große Beachtung finden.

Bewertung vom 07.03.2020
Die Bagage
Helfer, Monika

Die Bagage


ausgezeichnet

Die Autorin Monika Helfer beschreibt in ihrem Buch ihre eigene Familiengeschichte, die sich über einen Zeitraum vom ersten Weltkrieg bis in die heutige Zeit erstreckt. Sie beginnt in einem kleinen Alpendorf im Voralberg. Die Familie lebt außerhalb des Dorfes in großer Armut und ohne Freunde. Lediglich Josef, der Familienvater, unterhält eine Freundschaft mit dem Bürgermeister. Maria seine Frau ist eine außergewöhnliche Schönheit und alle Männer des Dorfes haben ein Auge auf sie geworfen. Als der Krieg beginnt, wird Josef eingezogen und als er heimkehrt ist die kleine Margarete geboren. Josef erkennt dieses Kind nicht an und spricht zeit seines Lebens kein Wort mit Margarete. Margareten ist die Mutter der Autorin.

Nun richtet die Autorin aber nicht ihr Hauptaugenmerk auf ihre Mutter, sondern auf die schöne Großmutter, die sie nie kennengelernt hat. Sie berichtet von der großen Armut und der Erkenntnis nicht dazuzugehören. Die da oben am Berg nennt man die Bagage.

Man kann sich das Leben im Dorf gut vorstellen. Das Gerede, als Maria ein Kind erwartet, wo der Mann doch im Krieg ist. Das Mitgefühl mit Margarete, mit dem der Vater nicht redet und sie auch nicht anschaut, ist groß. Josef liebt seine Frau und seine Kinder, nur eben Margarete nicht.

Die Autorin hat recherchiert und vor den Augen der Leser ihre Familiengeschichte erstehen lassen, die einen mitnimmt in das armselige Leben auf dem Bauernhof außerhalb des Dorfes. Eine Familiengeschichte, die mich sehr berührt hat und die noch lange nachwirken wird.

Bewertung vom 26.02.2020
Rote Kreuze
Filipenko, Sasha

Rote Kreuze


ausgezeichnet

So hat Alexander sich den Einzug in seine neue Wohnung nicht vorgestellt. Nach dem Tod seiner Frau und der ungewöhnlichen Geburt seiner Tochter wollte er nur noch alleine sein und zurückgezogen leben. Nun aber entdeckt er rote Kreuze an seiner Wohnungstür, die er entfernen will und damit den Unmut seiner Nachbarin auf sich zieht. Sie leidet an einer beginnenden Demenz und braucht die roten Kreuze als Wegweiser, um wieder in ihre Wohnung zu finden. Nach dieser Erklärung nimmt sie Alexander mit in ihre Wohnung und beginnt, ihm aus ihrem Leben zu erzählen. Tatjana Alexejewena ist über neunzig Jahre alt und hat ein leidvolles Leben unter der russischen Machtherrschaft hinter sich. Ihr Mann kam in in Straflager und ihre kleine Tochter wurde ihr weggenommen. Auch sie selbst kam später in ein Straflager, ohne daß man ihr hätte etwas vorwerfen können. Ihren Mann und ihre Tochter hat sie nie wiedergesehen. Nach und nach nähern Alexander und Tatjana sich an und in immer wieder neuen Gesprächen erzählen sie einander von ihrer Trauer und ihrem Schmerz.

Ich empfinde ein tiefes Mitgefühl mit Alexander, der den Mittelpunkt seines Lebens verloren hat, aber er ist jung und vielleicht gelingt es ihm, sich ein neues Leben aufzubauen. Mit Tajana möchte ich weinen. Sie ist eine alte Frau, der nach und nach die Erinnerungen verloren gehen. Eine Hoffnung auf eine Wendung zum Guten besteht in ihrem Leben nicht mehr. Sie mußte die ganze Härte der russischen Gewaltherrschaft erleben und mit ansehen, wie ihre kleine Tochter auf einen Lastwagen verladen wurde und sie sie nie mehr wiedersah. Wie hält ein Mensch das aus?

Der Autor schreibt in seinem Buch über ein düsteres Kapitel der russischen Geschichte, in der die Menschen in ständiger Angst vor Verfolgung, Verhaftung und Abschiebung in ein Strafgefangenenlager lebten. Dies ist ein wichtiges und gut geschriebenes Buch gegen das Vergessen russischer Gewaltherrschaft, aber auch ein Buch über die Freundschaft zweier Menschen, die sich viel zu erzählen haben.

Bewertung vom 09.02.2020
Je tiefer das Wasser
Apekina, Katya

Je tiefer das Wasser


sehr gut

Eine Familiengeschichte, die mich nicht unberührt läßt und bei der ich mich mit jedem einzelnen Familienmitglied auseinandergesetzt habe. Der Vater Dennis verläßt seine Frau Marianne wegen unüberwindlicher Differenzen und die beiden Töchter Mae und Edith, genannt Edie, als diese 2 und 4 Jahre alt sind. Für die Mädchen sind die Jahre allein mit der Mutter schwer zu ertragen. Die Mutter ist labil und depressiv und landet nach einem Selbstmordversuch, bei dem sie von Edie gefunden wird, in einer Psychiatrischen Klinik. Die Kinder, inzwischen 14 und 16 Jahre alt, werden vom Vater nach New York geholt, was neue Probleme mit sich bringt, da sie den Vater kaum kennen.

Mae tut alles, um dem Vater zu gefallen, indem sie in die Rolle ihrer Mutter schlüpft und damit dem Vater gefährlich nahe kommt. Schlimm ist, daß er sich darauf einläßt. Edie hingegen hält sich vom Vater fern. Sie möchte wieder nach Hause nach Louisianna. Sie fühlt sich schuldig, die Mutter allein gelassen zu haben und möchte sich um sie kümmern.

Das Buch ist in kurze Kapitel unterteilt, in denen abwechselnd alle Protagonisten zu Worte kommen, an denen Mae und Edie den größten Anteil haben. Aber auch Dennis, der Vater, ein bekannter Schriftsteller, der durch seine Bücher aber auch seine Freunde verloren hat, da er sie in einer für sie verletzenden Weise dargestellt hat. Rose, seine Schwester, die nach einem schrecklichen Vorfall die Mädchen zu sich holt, Charlie, ein Freund von Edie, mit dem sie zurück zur Mutter fährt, um sie aus der Klinik zu befreien und Amanda, die bei Dennis einzieht, um zu verhindern, daß Mae dem Vater zu nahe kommt.

Dadurch, daß alle zu Wort kommen und ihre eigene Sicht auf die Familienverhältnisse darstellen können, ist man als Leser immer mittendrin im Geschehen. Man kann sich in die Gefühlswelt der einzelnen Protagonisten hineindenken. Zum Verständnis des Entstehens der Konflikte in der Familie gibt es auch immer wieder Rückblicke, so daß man Dennis und Marianne von Beginn ihres Kennenlernens an bis zu ihrer Trennung begleiten kann.

Die Autorin charakterisiert ihre Figuren sehr genau und obwohl alle geprägt sind von ihrer Familiengeschichte, habe ich für jeden Verständnis aufbringen können. Sie alle sind geprägt von ihrem Umfeld und bevor sich neue Wege für die Zukunft auftun, müssen etliche Schwierigkeiten überwunden werden. Das überraschende Ende läßt mich sehr nachdenklich zurück.

Bewertung vom 03.02.2020
Die englische Gärtnerin - Blaue Astern / Die Gärtnerin von Kew Gardens Bd.1
Sahler, Martina

Die englische Gärtnerin - Blaue Astern / Die Gärtnerin von Kew Gardens Bd.1


sehr gut

Das Buch nimmt seine Leser mit ins Jahr 1920, in eine Zeit, in der es für Frauen extrem schwer war, sich eine eigene Exisenz aufzubauen. Ohne Erlaubnis ihrer Ehemänner durften Frauen gar nicht arbeiten gehen. Umso bewundernswerter finde ich Charlotte, die eine starken Willen hat, und ihr Botanikstudium abschließt, um später einmal als Wissenschaftlerin an Expeditionsreisen zur Erforschung neuer Pflanzen teilzunehmen. Zunächst einmal arbeitet sie im berühmten Kew Garden als Gärtnerin und macht sich durch ihren Fleiß und große Kenntnis der Pflanzen einen Namen. Charlotte ist eine hübsche, ehrgeizige junge Frau, die aber nicht nur an sich, sondern auch an ihre Familie denkt. Als diese in eine Notlage gerät, stellt Charlotte ihre ehrgeizigen Pläne hintan .

Die Protagonisten sind alle sehr eingehend charakterisiert und ich habe viel Verständnis und Sympthie für sie entwickelt, obwohl Charlottes Entscheidungen nicht für alle leicht aufzunehmen sind. Victor, der Charlotte heiraten möchte und nur ihr Bestes will, möchte, wie die meisten Männer dieser Zeit, seiner zukünftigen Frau die Berufstätigkeit am liebsten verbieten. Elizabeth, Charlottes Mutter, eine selbstbewußte Journalistin, kommt mit Vistors Familie nur schlecht zurecht. Robert, der Bruder und Medizinstudent, verändert sich nach einem schlimmen Unfall total und zieht sich in sich zurück. Aus dem ehemals charmanten jungen Mann wird ein unzugänglicher und unzufriedener Mensch. Nur Debbie, die jüngere Schwester von Charlotte, und Aurora, die Cousine Victors, schließen Freundschaft. Erst die weiteren Folgen der Trilogie werden zeigen, ob Charlottes Entscheidungen für sie selbst und ihre Familie die richtigen waren.

Das Buch hat mir gut gefallen. Die Beschreibung von Kews Garden und die dort arbeitenden Wissenschaftler sowie die dort zu sehenden seltenen exotischen Pflanzen, die mit viel Sorgfalt gepflegt werden, waren für mich von großem Interesse. Die Geschichte ließ sich gut lesen, auch wenn sie ziemlich vorhersehbar war und ohne große Spannung und Höhepunkte verlief. Ich freue mich aber sehr auf die Fortsetzungen, da ich ein absoluter Fan von Familiengeschichten bin und wissen möchte, ob es Charlotte gelingt, sich mit ihren eigenen Ideen durchzusetzen.

Bewertung vom 09.12.2019
Alles, was wir sind
Prescott, Lara

Alles, was wir sind


ausgezeichnet

Das Buch hat diese aufwendige und wertvolle Aufmachung wirklich verdient. Es ist ein ganz besonderes Buch. Schon in jungen Jahren zu meiner Schulzeit war ich von Boris Pasternak fasziniert und habe vor allem seine Gedichte geliebt und teilweise auswendig gelernt. Ich kann nachvollziehen, daß die Autorin auf den Spuren von Boris Pasternak das Geheimnis um die Veröffentlichung von Doktor Schiwago in ihrem Debutroman verarbeitet hat. Hierzu hat sie jahrelang recherchiert, und mit "Alles was wir sind" ist ihr ein wahres Meisterwerk gelungen.

Boris Pasternak und seine Geliebte Olga, der er mit Lara in Doktor Schiwago ein Denkmal gesetzt hat, sind die tragischen Figuren des Romans. Olga wird zu jahrelangem Straflager verurteilt, weil sie sich weigert, Inhalte aus Doktor Schiwago preiszugeben. Die Veröffentlichung des Romans soll mit allen Mitteln verhindert werden. Auf welche Weise das Buch dennoch seinen Siegeszug antrat und Weltruhm erlangte, hat die Autorin in beeindruckender Weise beschrieben.

Dieses Buch ist nicht nur die Liebesgeschichte zwischen Olga und Boris, es ist auch ein Spionageroman, der die Zeiten des Kalten Krieges zwischen Ost und West widerspiegelt. Während im Osten alles darangesetzt wurde, die Veröffentlichung des Buches zu verhindern, wurde es zunächst in Italien und später in Amerika veröffentlicht und als politisches Druckmittel benutzt.

Ich bin froh, dieses Buch gelesen zu haben. Ich habe viel Neues erfahren und viel gelernt über die Kraft des geschriebenen Wortes. 5 wohlverdiente Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 09.12.2019
Winteraustern / Luc Verlain Bd.3
Oetker, Alexander

Winteraustern / Luc Verlain Bd.3


ausgezeichnet

Diesen Krimi habe ich mit großem Vergnügen gelesen, selbst wenn es hier um Konkurrenzkampf, Neid und letztendlich auch Mord geht, wie sich das gehört für einen Krimi. Aber da ich die Gegend dort sehr gut kenne, hat das Lesen gleich noch mal so viel Spaß gemacht. Die Austernzüchter, die dort leben, haben einen schweren Stand. Sie leben mit den Gezeiten und jetzt zur Weihnachtszeit ist ihr Hauptgeschäft. Da gehen vor allem den kleineren Betrieben schon mal die Austern aus. Die Polizei ist vor Ort mit einem Streifenboot unterwegs, um Austerndiebe auf frischer Tat zu erwischen.

Commissaire Luc ist von Paris in seine Heimat zurückgekehrt, nachdem sein Vater schwer erkrankt ist und er ihn nicht allein lassen will. An einem sonnigen Wintertag hat er die Erlaubnis bekommen, mit seinem Vater das Polizeiboot auf seiner Patroullie zu begleiten, wobei sie eine schreckliche Entdeckung machen, die viel Polizei- und Aufklärungsarbeit mit sich bringt.

Die zwei vorhergehenden Bände um Commissaire Luc habe ich nicht gelesen, was aber kein Nacheil war, denn der Autor hat es an Rückblicken nicht fehlen lassen, so daß man sich sehr gut in die Geschichte einfinden konnte. Mir hat Luc sehr gut gefallen. Mit viel Umsicht hat er seine Ermittlungen geführt und immer Zeit gefunden, sich um seinen kranken Vater zu kümmern. Viel Zeit widmet er auch seiner Freundin Anouk, die vor eine schwere Entscheidung gestellt wird.

Ein gut geschriebener Krimi, der viel Wissenswertes über die Austernfischerei und die Region um Arcachon enthält.

Bewertung vom 09.12.2019
Die Weihnachtsgeschwister
Hennig von Lange, Alexa

Die Weihnachtsgeschwister


gut

So recht verstehen kann man es nicht, warum sich die drei Geschwister mit ihren Familien zu Weihnachten immer wieder bei den Eltern treffen, um gemeinsam Weihnachten zu feiern. Die Streitereien sind vorprogrammiert, zu unterschiedlich sind die Geschwister. Sie haben sich auseinandergelebt, obwohl sie eine gemeinsame glückliche Kindheit in ihrem Elternhaus verlebt haben. Tamara, die Älteste, vermittelt zunächst einen sehr sympathischen Eindruck, den sie aber selbst bei dem Zusammentreffen mit den Geschwistern zunichte macht. Sie gönnt ihrer jüngeren Schwester Elisabeth deren neuen Mann, einen gutaussehenden und sympathischen "Holzfällertypen" nicht und fängt ganz ungeniert an mit ihm zu flirten. Sie mag auch die Frau ihres Bruders nicht und legt sich mit ihr an. Sie läßt auch kein gutes Haar an ihrem eigenen Mann. Es ist mehr als ungemütlich im Haus der Eltern am Vorabend des 24. Dezembers. Also Weihnachtsgeschwister sind die drei wahrlich nicht. Eine Wende tritt ein, als die Eltern sich einmischen, um hier Frieden zu stiften, was noch einige Aufregungen für die Geschwister mit sich bringt.

Das Cover finde ich sehr gut gestaltet. Da kommen die drei Geschwister aus unterschiedlichen Richtungen aufeinander zu, was eine neue Verbundenheit verspricht. Davon läßt sich aber zunächst im Buch nichts wiederfinden. "Laßt uns froh und munter sein" - in diesem Sinne hätte ich mir mehr weihnachtliche Vorfreude erwartet. Viel weihnachtliches hat das Buch leider nicht.