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Benutzername: 
Bartie
Wohnort: 
Hagen i.Bremischen

Bewertungen

Insgesamt 195 Bewertungen
Bewertung vom 19.09.2010
Die Lebküchnerin
Schrödter, Sybille

Die Lebküchnerin


gut

"Die Lebküchnerin" ist die Geschichte einer jungen Frau, die das Rezept für die berühmten Nürnberger Lebkuchen entwickelt hat. Benedicta hieß die junge Adelige, die nach dem Tod ihres Vaters von der bösen Stiefmutter in ein Kloster gesteckt wurde. Aber statt zu beten, mochte das Mädchen lieber in der Küche arbeiten. Dort, zusammen mit der neugewonnenen Freundin Agnes, buk sie Lebkuchen für die Nonnen. Und als der Bäcker von dem Nürnberger Provinzial krankt wurde, belieferte sie auch die Mönche in Nürnberg. Nach und nach verbesserte sie das Rezept und ihre Lebkuchen wurden zu Köstlichkeiten, die keiner mehr vermissen wollte.
Im Kloster Engelthal lernte sie auch Julian kennen, den Neffen der Priorin Leonore, der sehr oft seine Tante besuchen kommt. Die beiden verlieben sich ineinander und Benedicta will jetzt um jeden Preis dem Klosterleben zu entkommen. Und bald muss sie das sogar tun...
Ich habe das Buch als ein Märchen für Erwachsene empfunden und konnte mich beim Lesen gut entspannen. Die Geschichte um die Entstehung des Lebkuchenrezeptes fand ich interessant. Die Protagonistin Benedicta aber und ihre Lebensgeschichte ein bisschen übertrieben. Die junge Nonne konnte ohne besondere Schwierigkeiten aus dem Kloster fliehen, durch das Land mit ihrer Freundin ziehen und Zuflucht in Nürnberg finden. Alles schien einigermaßen einfach zu gehen und wäre da nicht die böse Stiefmutter – hätte es keine Schwierigkeiten gegeben. Und das wäre meiner Meinung nach in der Zeit um 1387 einfach unmöglich.
Auch die Liebesgeschichte fand ich zu flach und zu märchenhaft. Ich möchte an dieser Stelle keine Details verraten, deswegen werde ich es nicht näher beschreiben. Ich sage nur: Benedicta schien nicht nur ein sehr selbstbewusstes und vorlautes Mädchen zu sein. Sie war auch unerfahren und schwankend, wenn es um Gefühle ging.
Wenn jemand aber mit der historischen Wahrheit nicht so genau nehmen will und vielleicht von der schweren literarischen Kost ein bisschen Abstand braucht, dem kann ich diese Lektüre rund um die leckeren Lebkuchen wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 14.09.2010
Der Vogelbrunnen
Richardson, Paddy

Der Vogelbrunnen


ausgezeichnet

Angst im Dunkeln
Dein Haus scheint für dich das sicherste Ort auf der ganzen Welt zu sein. Du freust dich auf einen erholsamen Abend nach dem langen arbeitsreichen Tag. Du willst den Feierabend richtig genießen: beim guten Essen, deiner Lieblingsmusik, mit einem Glas Wein. Wahrscheinlich nickst du dann irgendwann ein.
Genauso wie Janine – die erste Opfer von Travis Crill. Sie wird plötzlich von einem Geräusch geweckt; hört jemand ihren Namen rufen. Und sieht in der Dunkelheit einen schwarzgekleideten Mann mit einem Messer in der Hand in ihrer Wohnung stehen. Davonlaufen kann sie nicht mehr.
Genauso wie Claire, eine alleinerziehende Mutter, die nach dem Tod ihres geliebten Mannes Alex angefangen hat zu schreiben. Als Journalistin schrieb sie für diverse Zeitschriften und gab im hiesigen Gefängnis Kurse in Kreativen Schreiben für die Häftlinge zu ihrer Resozialisierung. Um der Geldnot zu entkommen und das Studium ihrer Tochter Anna finanzieren zu können, nimmt sie den Angebot für Travis Crill eine Biographie zu schreiben, an. Und von da an beginnt ihre bisher heile Welt langsam zu bröckeln:
In einem Interview mit Claire spricht der charmante und reuevolle Travis beiläufig über Details, die eigentlich nur aus Claire Leben stammen könnten. Claire spürt auf einmal die drohende Gefahr, fühlt sich beobachtet und verfolgt. Auch in ihrem bisher sicheren Zuhause fühlt sie sich nicht mehr sicher. Und die bisher ungetrübte Beziehung zwischen Claire und ihrer Tochter Anna wird schwierig. Seitdem Claire für die Crills Biographie recherchiert, hat sie wenig Zeit für ihre Tochter. Und Anna gerät immer mehr unter schlechten Einfluss ihrer neuen Freundin Savannah und entzieht sich Claires Kontrolle. Bis sich eines Tages die Ereignisse überschlagen und Mutter und Tochter sich in tödlicher Gefahr befinden.
„Der Vogelbrunnen“ ist ein Thriller, der nicht nur für Gänsehautgefühl beim Lesen sorgt. Das Buch hat viel mehr zu bieten: Es ist eine gelungene und spannende Geschichte wie aus dem wahren Leben.
Die ganze Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Annie und Claire erzählt. Zwischendurch folgen die Kapitel mit Travis Gräueltaten. Die Überfälle in der Dunkelheit wurden so bildreich und intensiv beschrieben, dass man das Bedürfnis hat, sofort nachzusehen, ob alle Fenster und Türen im eigenen Haus abgeschlossen sind. Und ab sofort achtet man auf jedes Geräusch in der Umgebung.
Auch die Mutter-Tochter Beziehung wurde sehr spannend und realistisch dargestellt. Klar und sehr lebendig schildert die Autorin, wie es zu der Entfremdung zwischen Anna und Claire kommt.
Bei allen Themen verzichtet Paddy Richardson auf gewalttätige, grausame Szenen. Sie weiß alle Probleme und Konflikte behutsam und sensibel darzustellen und bedient sich einer ausdrucksvollen und bilderreichen Sprache. Ihr Erzählstil ist sehr ansprechend, man hat das Gefühl einer Freundin zuzuhören; egal, ob gerade Claire-die Journalistin, Claire-die Mutter oder die Tochter Anna erzählt.
„Der Vogelbrunnen“ sorgt nicht nur für Nervenkitzel und löst in der Dunkelheit Angstzustände aus. Das Buch ist eine Lektüre, die zum Nachdenken über die wichtigen aktuellen Probleme unserer Gesellschaft bewegt.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.05.2010
Engpass
Diechler, Gabriele

Engpass


weniger gut

Das Buchcover verspricht gute Unterhaltung: eine Kriminalpsychologin, deren Mann fremdgeht und von ihr dabei erwischt wird, Neuanfang privat und beruflich, pubertierende Tochter, ein idyllischer Dorf in Bayern, wo die Fremden nicht gern gesehen werden, ein grausamer Leichenfund, dann noch ein Mord. Mit einem Wort: eine Menge von Problemen, die von einer modernen, selbstbewussten und tiefverletzten Frau gelöst werden sollte. Also Spannung pur. (???)
Aber weit gefehlt. Die Eheprobleme von Elsa werden nur am Rande erwähnt. Für die Tochter, die mit der Trennung ihrer Eltern und ihrer jetzigen Situation (fremde Umgebung, neue Schule, bisherigen Freude weg) nicht umgehen kann, hat die Diplompsychologin keine Zeit. Sie stürzt sich in die Arbeit und vergisst dabei, dass sie nicht allein für die Aufklärung der Fälle verantwortlich ist. Schlimmer noch: als allererste verdächtigt sie ihren Kollegen (und Vorgesetzten?) Dr. Degenwald des ersten Mordes, der vor mehr als zwanzig Jahren passiert ist. Die Ermittlungsmethoden und die Vorgehensweise von Elsa sind nur schwer nachvollziehbar und grenzen sehr oft am Rande des Illegalen. Es wird auch der Eindruck erweckt, dass sie für ihr Handeln keinem die Rechenschaft schuldig ist. Teamarbeit oder moderne Ermittlungsmethoden? - davon merkt man hier nichts.
Es wurde auch – meiner Meinung nach – zu viel im Prolog verraten. Später wusste ich es: es ist noch nicht so weit, das kann noch nicht der/ die Mörder/in sein, die Situation ist anders.
Die Protagonistin Elsa konnte bis zum Schluss meine Sympathie nicht erwecken. Ich konnte sie weder als Frau noch als Mutter verstehen. Besonders schlimm fand ich ihr Verhalten gegenüber den Arbeitskollegen. Ich würde mir eine solche Arbeitskollegin nie wünschen. Außerdem würde ich von einer Diplompsychologin ein anderes Benehmen erwarten und ihre philosophischen Gedanken fand ich weder zu ihrem Charakter noch zu dem Buch selbst passend.
Auch der Schreibstil hat mir zu schaffen gemacht. Kurze, sehr knappe Sätze, nicht vorhandener Lesefluss und die sehr geringe oder sogar fehlende Spannung haben mich am Lesen gehindert. Ich war ein paar Mal kurz davor es abzubrechen. Auch die Charaktere haben mich nicht überzeugt, sie sind für mich unklar und ihre Darstellung ungenügend. Und so wie ich am Anfang sehr gespannt auf die Ereignisse in Elsas Leben und dem kleinen Dorf in Bayern war, so würde ich auch zum Schluss enttäuscht. Viele meiner Fragen sind unbeantwortet geblieben, vielleicht findet man die Antworten in der angekündigten Fortsetzung.
Auf die bin ich aber nicht besonders neugierig.

Bewertung vom 21.04.2010
Entrissen / Marina Esposito Bd.1
Carver, Tania

Entrissen / Marina Esposito Bd.1


ausgezeichnet

Die Babyparty war ein Riesenerfolg. Claire Fielding war glücklich und zuversichtlich. Sie wollte mit dem Baby ein neues Leben beginnen. All ihre Träume und Pläne wurden jedoch mit einem Schlag zunichte gemacht. Sie und ihre Kollegin Julie wurden brutal ermordet und das Baby ihr aus dem Leib entrissen. Vielleicht war es doch unvernünftig die Geschenke für das Baby vor der Geburt zu öffnen?
Es ist aber möglich, dass das Baby noch am Leben ist. Die Polizei arbeitet im Hochtempo; Auch die Psychologin Marina Esposito wurde zu Rate gezogen. Was die Kollegen aber nicht wissen: Marina ist auch schwanger und sie gerät schnell ins Visier des Killers.
Diese Geschichte hat mich von Anfang an in Atem gehalten. Mehrere dramatische Szenen in diesem Buch sind für einen erhöhten Herzschlag beim Lesen verantwortlich. Die Spannung wird gleich auf den ersten Seiten des Buches aufgebaut und sie hält bis zum Ende. Auch die Beschreibung der polizeilichen Ermittlungen fand ich sehr gelungen, genauso wie die Szenen aus dem täglichen Lebens der Protagonisten. Es gibt auch eine rührende Liebesgeschichte, die aber dem Thriller nichts von der Hochspannung und der Dramatik abnimmt.
Es ist ein fesselnder Page-Turner, der einen nicht mehr los lässt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.04.2010
Die Sünde der Engel
Link, Charlotte

Die Sünde der Engel


ausgezeichnet

Charlotte Link gehört zu meinen Lieblingsautoren; sie schreibt spannende Bücher über das tagtägliche Leben, die jeden Leser unheimlich berühren. Auch dieses Buch hat meine Erwartungen nicht enttäuscht. Die Geschichte ist spannend von Anfang an, flüssig und bildhaft erzählt. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand lassen.

5 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.04.2010
Einfache Gewitter
Boyd, William

Einfache Gewitter


ausgezeichnet

Adam Kindred kommt nach London um sich für ein Forschungsstipendium am Imperial College zu bewerben. In einem italienischen Restaurant in Chelsea lernt er Philip Wang, den Chef-Entwickler eines berühmten Pharmakonzerns kennen. Dr. Wang vergisst im Restaurant seine Aktenmappe, die Adam ihm wenig später nach Hause bringt. Er findet den Wissenschaftler in seiner Wohnung mit einem Messer in der Brust. Er versucht noch Adam vor irgendwas zu warnen, leider stirbt er ohne seine Gedanken zu Ende auszusprechen. Adam gerät in Panik und flieht, aber er hat überall in der Wohnung seine Spuren hinterlassen und in dem Besuchsbuch ist er als letzter Gast eingetragen worden. Er versteckt sich am Ufer der Themse und entscheidet sich für ein Leben im Untergrund ohne eigene Identität.
Dieser Roman hat mich von Anfang an sehr fasziniert. Glaubwürdig und schonungslos erzählt der Autor vom Leben eines Menschen, der in einem Augenblick alles verloren hat: seine Familie, seinen Job, sein Geld, sein bequemes und abgesichertes Leben. Die Lage scheint ausweglos zu sein. Aber der Leser wird eines Besseres belehrt. Das Beispiel von Adam Kindred zeigt, dass man in jeder Lage seines Lebens entscheiden und agieren kann; obwohl ich nicht alles, was er unternommen hat, nachvollziehen und begrüßen kann.
Auch der Schreibstil von William Boyd hat mir sehr gefallen. Sehr flüssig und extrem anschaulich erzählt der Autor diese Geschichte, die äußerst spannend und unterhaltsam ist. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand lassen und habe mir vorgenommen, auch die anderen Bücher von diesem Autor zu lesen.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.04.2010
Die Gabe der Jungfrau
Zinßmeister, Deana

Die Gabe der Jungfrau


ausgezeichnet

In diesem Buch begibt sich der Leser auf eine Reise durch die deutschen Länder im Jahre 1525. Es ist eine gefährliche Zeit: die Zeit des Bauernkrieges in Deutschland.
Die Reise beginnt in der Kurpfalz auf einem Bauernhof. Dort wohnt Anna Maria mit ihrem Vater Daniel Hofmeister und ihren vier Brüdern: Jakob, Peter, Matthias und Nikolaus. Zu Zeit kann man nur den ältesten und den jüngsten Bruder auf dem Hof treffen. Peter und Matthias wurden von dem Vater in den Krieg geschickt und man weißt nicht, wo sie sich gerade befinden. Aber Anna Maria ahnt was Böses; vor kurzem hat sie einen schrecklichen Traum gehabt, in dem sie einen von den Brüdern tot gesehen hat. Alle wissen, dass das Mädchen über eine seltene Gabe verfügt: sie kann in ihren Träumen den Tod voraussehen. Um ihre Bruder vor drohender Gefahr zu warnen, begibt sich das tapfere Mädchen auf die Suche und bald befindet sie sich selbst in einer großen Gefahr.

Die Geschichte von Anna Maria und ihrer Familie hat mich von Anfang an in Atem gehalten. Das Mädchen begibt sich auf eine gefährliche Reise und die Autorin weiß fesselnd und überzeugend darüber zu berichten. Anschaulich und packend erzählt Deana Zinßmeister über das Leben im 16. Jahrhundert in Deutschland: bildhaft und lebensnah wurden unter anderen die Arbeit auf dem Bauernhof, Jagdszenen oder die Szenen in den Wirtshäusern dargestellt. Auch erfährt man vieles über die historischen Hintergründe und lernt einige Details über die damaligen Ereignisse und ihre Hauptfiguren kennen. Man merkt, dass die Autorin gründlich recherchiert hat. Die Sprachweise und der Erzählstil sind sehr ansprechend. Die Protagonisten kommen authentisch rüber; ihre Gefühle, Sorgen und Ängste kann man sehr gut nachempfinden.
Für mich war es eine sehr gelungene historische Reise, auf der ich viel erfahren und miterleben könnte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.