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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 797 Bewertungen
Bewertung vom 29.10.2023
Vergessene Geschichten
Hirtzy, Michael

Vergessene Geschichten


ausgezeichnet

Fantastisch unterhaltsam
"Vergessene Geschichten" von Michael Hirtzy ist eine ganz fantastische Sammlung von Kurzgeschichten.
Ich finde es fast schwerer gute Kurzgeschichten zu finden als einen guten Roman. Mit dieser Sammlung ist das aber definitiv gelungen, die Geschichten sind Fantasy, Grusel, Horror und Science-Fiction, sie sind alles, nur nicht langweilig.
Ich musste mich beim Lesen zwingen, sie einzeln zu konsumieren und nicht gleich alle nacheinander zu lesen, denn das wäre ihnen nicht gerecht geworden.
Es sind 12 Geschichten, denen jeweils eine Illustration vorangestellt ist. Mir gefällt auch sehr, dass der Autor zu jeder Geschichte ein paar Worte voranstellt. Wodurch sie inspiriert wurde, wofür sie gedacht war, nützliche Hintergrundinformationen.
Der Schreibstil ist einprägsam, lässt sich gut lesen und schaffte Bilder in meinem Kopf, die ich da nicht immer haben wollte. Die Themen und Handlungsorte sind so vielfältig wie die Geschichten selbst, auch aktuelle Themen sind dabei, aber alle Geschichten hatten ein passendes Ende und haben mir durchweg gefallen.
Auf jeden Fall kann ich den nächsten Dämon, der mir begegnet, sehr gut Kontra geben und ihn vielleicht auch tief unter die Erde locken, zur Mutter der Felsen.

Bewertung vom 29.10.2023
Kein guter Mann
Izquierdo, Andreas

Kein guter Mann


sehr gut

Ein sehr leicht zu lesender, unterhaltsamer Roman
Walter ist Postbote und Walter macht einen guten Job, egal was er macht, nur das sieht leider nicht jeder so. Auch bei der Post ist er nach einem Streit mit einem Postkunden unbequem geworden und wird sozusagen strafversetzt in die Christkindfiliale.
Hier muss er Briefe von Kindern an das Christkind sichten und auch beantworten. Dabei stößt er auf den Brief von Ben, der ihm auffällt, weil der Junge keine übertriebenen und materiellen Wünsche hegt, sondern einfach Hilfe daheim braucht. Ben wendet sich an den lieben Gott und so wird Walter zu Gott.
Nach und nach erfährt man in Rückblicken mehr aus Walters Leben und warum er mit 60 allein in seinem Haus sitzt, geschieden, keinen Kontakt zu Kindern und Enkel und nun auch noch Probleme im Job.
Nebenbei geht es in der Geschichte zwischen Ben und Gott Walter weiter, was auch sehr unterhaltsam zu lesen ist.
Mir hat sehr gefallen, wie Walter selbst versucht hat, in seinem Leben nochmals eine Wende durchzuführen, das macht Mut für jeden Neuanfang. Walter ist ein sehr geradliniger und ehrlicher Mann, den ich sehr mochte und dem das Leben oftmals übel mitgespielt hat.
Verpackt wurde hier eine eher tragische Lebensgeschichte in viel Humor und eine sehr gut geschriebene Geschichte.

Bewertung vom 24.10.2023
Ein Fluss so rot und schwarz
Ryan, Anthony

Ein Fluss so rot und schwarz


sehr gut

Ein fremdes London
"Ein Fluss so rot und schwarz" von Anthony Ryan ist ein Thriller und dystopisch, also eigentlich ganz anders, als was ich sonst von diesem Autor kenne. Gelesen habe ich sonst von ihm hauptsächlich Fantasy in einem historischem Setting. Aber beim Schreibstil wusste ich, was mich erwartet.
Das Buch ist deutlich kürzer als seine Fantasy-Romane, was aber nicht auf Kosten seiner Beschreibungen geht, die sind trotzdem sehr bildhaft. Dafür lernen wir hier die Protagonisten nicht so gut kennen, weil sich diese selbst nicht kennen.
Es ist ein gespenstisches Szenario, man erwacht an Bord eines Schiffes, weiß nicht wer man ist und wo man ist. Das Schiff ist führerlos und man scheint allein auf der Welt, kein Kontakt ist möglich.
Nach und nach werden auf dem Schiff eine Gruppe von Männern und Frauen wach, die sich an nichts weiter erinnern, als an eine Kernkompetenz, die jeder von ihnen hat. Was ist ihre Aufgabe? Wer schickt sie und warum?
Hier entstehen mit jeder Seite mehr Fragen, als beantwortet werden. Ich fand das Szenario sehr spannend und unverbraucht.
Und so machen sie sich auf zu einer Odyssee durch London, ein London, das unvorstellbares Grauen beinhaltet. Hier hat das Buch auch definitiv Horror-Elemente, was mir gut gefiel, es war sehr spannend und unheimlich gemacht.
Für ein perfektes Buch fehlte mir hier die Weitläufigkeit, ein tieferes Eintauchen in diese Welt und das Verschmelzen mit den Charakteren, das hier war eher kurz und knackig.

Bewertung vom 24.10.2023
Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
Knecht, Doris

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe


sehr gut

Etwas endet, etwas beginnt
"Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" von Doris Knecht ist nicht mein erstes Buch der Autorin. Von ihrem sicheren und treffenden Schreibstil war ich also schon überzeugt.
Die Protagonistin bleibt für den Leser namenlos und erzählt aus der Ich-Perspektive. Dadurch fühlt man sich ihr sehr nahe.
Sie ist in dem Alter, wo sie Rückschau hält. Es ist ein Wendepunkt, ein Abschluss irgendwie und doch eine Chance auf einen Neubeginn.
Die Kinder gehen ihre eigenen Wege, brauchen sie nicht mehr rundum als Mutter und auch ihre eigene Rolle als Tochter wird mit beleuchtet.
Es gibt nach 50 Jahren Leben sehr viel, an das man sich erinnert und wohl noch mehr, was man vergessen hat. Sehr schön kommt das hier rüber, dass nicht immer die großen Momente die wichtigsten sind.
Die Protagonisten erzählt sehr vertraut, fast intim, im Selbstgespräch, ihre innersten Gedanken, auch Tabuthemen werden angesprochen. Trotz allem bleibt eine Distanz zwischen Leser und Erzähler, bei mir jedenfalls.
Das Buch ist unaufgeregt, nicht spannend und doch möchte man es nicht aus der Hand legen und einige Dinge werden bei mir noch länger widerhallen.

Bewertung vom 24.10.2023
Die Einladung
Cline, Emma

Die Einladung


sehr gut

Brauchte bei mir etwas
"Die Einladung" von Emma Cline ist ein Buch, indem man sich erst langsam zurecht findet. Es ist auch kein Wohlfühlbuch, hinterlässt eher Nachdenklichkeit und einen faden Nachgeschmack.
Alex, die Protagonistin, lebt auf Kosten anderer und dabei ist sie auch recht skrupellos. Sie lügt und betrügt, bereichert sich schonmal ungefragt am Eigentum anderer. Manche Aktionen sind so gewitzt, dass es schon wieder Klasse hat. Sie lebt in der Welt der Schönen und Reichen und ihr wird abrupt ganz klar, dass sie so gar nicht dazu gehört und irgendwann auch nicht mehr geduldet wird.
Alex ist nicht sympathisch, aber man kann auch nicht wegsehen, man möchte wissen, was dahinter steckt, warum sie so handelt, so geworden ist.
Es ist ein kluger Roman über unsere Gesellschaft, hier steckt mehr dahinter, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Obwohl kein Thriller, waren hier auch viele Spannungen enthalten.

Bewertung vom 21.10.2023
Büchermenschen
Vernet, Stéphanie;de Cussac, Camille

Büchermenschen


ausgezeichnet

Ein Buch über das Buch
"Büchermenschen: Wie ein Buch entsteht" von Stéphanie Vernet und Camille de Cussac ist ein wunderbar illustriertes Kinderbuch. Doch es ist nicht nur das, es ist als Buch schon ein kleines Gesamtkunstwerk und ganz sicher nicht nur für Kinder von Interesse, sondern für jeden Lesenden und Bücherfreund.
Gut gefällt mir hier die Themenvielfalt, es geht um den Buchdruck und die Bindung, genauso wie um Autor und Lektorat.
Hier merkt man, dass ein Buch von Büchermenschen für Büchermenschen geschaffen wurde. Ich lese schon so lange und hatte so viele verschiedene Ausgaben in der Hand und konnte doch noch so einiges für mich mitnehmen.
Das Buch ist wunderbar und durchgehend illustriert, hier muss man ganz genau hinsehen, überall werden Aussagen getroffen und etwas veranschaulicht. Für kleinere Kinder ist es wohl etwas viel oder eben mit Begleitung lesen.
Bei mir bekommt das Buch einen festen Platz im Regal, damit ich es immer mal wieder ansehen kann.

Bewertung vom 16.10.2023
Rattensommer
Pickel, Juliane

Rattensommer


gut

Wie weit reicht Freundschaft
"Rattensommer" von Juliane Pickel ist ein Jugendbuch, dass sich auch von Erwachsenen sehr gut lesen lässt.
Lou und Sonny sind beste Freundinnen und verbringen sehr viel Zeit miteinander. Es ist ein heißer Sommer, das ist hier so gut beschrieben, dass man fast die Luft über dem Asphalt flirren sieht. Lou ist ein wenig in Sonny verliebt, mit 15 ihre erste Liebe, aber die treiben andere Probleme um.
Der Mann, den sie für den Tod ihrer Mutter verantwortlich macht, ist zurück, raus aus dem Gefängnis und einfach wieder da. Sonny will da was unternehmen dagegen und Lou soll ihr helfen dabei. Aber Sonny verändert sich auch und Lou weiß irgendwann nicht mehr, was sie selbst wirklich will.
Die Geschichte erleben wir hier durch die Augen von Lou und lernen sie gut kennen und verstehen. Alle Gefühle und auch Gedanken sind gut beschrieben. Trotzdem blieben mir die Mädchen oftmals unverständlich und fremd.
Es werden hier so einige Themen aufgegriffen, vielleicht sind es auch zu viele für eine Geschichte. Es sind sehr schwierige und wichtige Themen dabei, wie Schuld und Sühne, der Tod, Freundschaft und Treue, Verantwortung und auch die Entwicklung in der Pubertät.
Trotz allem blieb das Buch auch bis zum Ende spannend.

Bewertung vom 03.10.2023
Totenlichter
Sander, Aaron

Totenlichter


gut

Tunnel und Elbtunnel
"Totenlichter" von Aaron Sander ist schon der zweite Teil einer Reihe rund um den LKA-Ermittler Jan Nygård und die Polizeipsychologin Anna Wasmuth. Auch wenn man "Schmerzwinter" nicht gelesen hat, kommt man sehr gut mit diesem Thriller zurecht, er ist in sich abgeschlossen.
Es gibt in der Kirche einen Selbstmord, schon bald stellt sich das in Frage und auch weitere Todesfälle werden von der Ursache her angezweifelt. Es dauert nicht lange bis eine Gemeinsamkeit zwischen den Todesopfern gefunden wird. Sie haben einen schweren Busunfall gerade so überlebt. Was wird jetzt aus den weiteren Überlebenden?
Das Buch schafft es, von Beginn an Spannung aufzubauen, schon weil man die Geschichte durch verschiedene Augen miterlebt.
Aber nicht nur diese Ermittlungen sind spannend, sondern auch das Privatleben der beiden Ermittler, in dem sich gerade auch sehr viel bewegt, auch ziemlich Erschreckendes.
Der Erzählstil ist gekonnt und souverän, stellenweise fast filmreif. Man bekommt einige Verdächtige präsentiert und es bleibt lange offen, wer der Täter letztendlich ist.
Mir hat der Vorgänger ziemlich gut gefallen und das ist jetzt schwer zu toppen. Es ist ein guter Thriller, aber mir waren einige Szenen zu unglaubwürdig, wirkten gestellt und zurechtgebogen. Es wurde hier etwas Zuviel gewollt, was am Ende fast zu schnell abgeschlossen wurde. Ein lesenswertes Buch, dass an den Vorgänger nicht ganz heranreicht.

Bewertung vom 03.10.2023
Treacle Walker
Garner, Alan

Treacle Walker


gut

Habe keinen Bezug gefunden
"Treacle Walker - Der Wanderheiler" von Alan Garner ist eine kleine Geschichte aus der Welt der Fantasy.
Joseph, ein Junge, schließt einen Handel mit einem fahrenden Händler ab, einem Lumpensammler. Dieser tauscht Josephs alten Schlafanzug und den Knochen einer Lammschulter gegen ein leeres Töpfchen und einen Reibstein ein.
Nicht lange danach geschieht Seltsames im Leben von Joseph. Treacle Walker bringt Magie und Mythen in seinen Alltag. Die beiden bauen eine freundschaftliche Beziehung zueinander auf. Joseph hat ein schlechtes Auge, ein Auge, dass plötzlich dahinter blicken kann, mehr sieht, anderes sieht.
Dieses Buch fand ich vom Klappentext so faszinierend, dass ich es unbedingt lesen musste. Und dann ließ es mich doch sehr enttäuscht zurück. Ich mochte die Sprache, fast poetisch erzählend, mal ein anderer Schreibstil.
Für mich bleibt die Geschichte fremd, ich mochte die beiden Figuren, konnte aber handeln und Geschehen oftmals nicht nachvollziehen.
Das Buch ließ mich nach dem Ende auch nur mit Fragezeichen zurück, sehr schade, ich hatte auf eine fantasievolle Geschichte gehofft.

Bewertung vom 01.10.2023
Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne
Scherzant, Sina

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne


sehr gut

Vor dem gelben Vorhang
"Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne" von Sina Scherzant ist ein Buch, dass nicht nur wegen des außergewöhnlichen Titels im Gedächtnis bleibt.
Das Buch erzählt von Katha, einer Jugendlichen, die sich so sehr anpasst, dass sie als eigene Person gar nicht mehr existiert. Sie kümmert sich um die Schwester, die Mutter, den Haushalt, sie macht es allen recht. Die Frage ist, wo sie selbst dabei bleibt.
Die Geschichte wird im Rückblick erzählt von der erwachsenen Katha, die in das wichtigste Jahr ihrer Entwicklung blickt. Ein Jahr, in dem sie viel über sich selbst und das Leben lernte.
Dann lernt sie Lica kennen, die Mutter einer Klassenkameradin und findet für sich einen Mittelpunkt, einen Bezugspunkt in ihrem Leben, um den sie sich mal nicht kümmern muss, sondern der ihr hilft.
Es ist ein Roman voller Jugendlichkeit, Freude und Humor, aber auch tiefem Schmerz und Kummer, es ist eine Geschichte des Erwachsenwerdens auf die harte Tour. Aber auch eine Geschichte von Liebe und Vertrauen.
Letztendlich lernt Katha sich auch um sich selbst zu kümmern und sich helfen zu lassen und man kann beim Lesen auch einiges mitnehmen. Ein sehr gutes Buch über die Entwicklung eines Mädchens, dass über sich selbst hinauswächst.