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Zeit.fuer.Zeilen
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Brandenburg

Bewertungen

Insgesamt 20 Bewertungen
12
Bewertung vom 24.08.2020
Das Glück in vollen Zügen
Kirsch, Lisa

Das Glück in vollen Zügen


sehr gut

Schreibstil und Aufbau
Die Kapitel sind abwechselnd aus Maries und Johannes Sicht geschrieben und wir bekommen so eine Einsicht in die Gefühle und Gedanken von beiden Hauptcharakteren. Der Schreibstil von Lisa Kirsch ist wirklich angenehm und leicht zu lesen. Sie schafft es, jedem Charakter eine eigene Ausdrucksweise zu verleihen, die auch dem Alter der Person gut entspricht.

Story und Atmosphäre
Marie lebt in einem kleinen Bauwagen im idyllischen Herrsching am Ammersee und pendelt täglich für ihren Job als Produktdesignerin nach München. Johannes wohnt im selben Örtchen bei seinem dementen Vater und pendelt ebenfalls für seinen Job bei BMW in die nahe gelegene Großstadt. Durch ihren gemeinsamen Arbeitsweg sehen die beiden sich regelmäßig in der Bahn nach München und beobachten sich aus der Ferne. Wird einer von beiden den ersten Schritt machen und ein Gespräch beginnen?
Für mich steht in diesem Buch nicht die Liebesgeschichte im Vordergrund, sondern die privaten Probleme und Hürden, die sich vor den beiden Protagonisten auftun. Dadurch erfahren wir viel über ihre Charakterzüge und auch über die zahlreichen Nebencharaktere. Die Autorin schafft es dabei, auch wichtige, schwierige Themen mit einzubeziehen, die ich in diesem sommerlichen, leichten Roman gar nicht vermutet hätte. Es geht unter anderem darum, wie schwer es ist, mit einem an Demenz erkrankten Familienmitglied umzugehen und den Alltag mit der Krankheit zu meistern. Trotz der Ernsthaftigkeit, die dieses Thema mit sich bringt, wird der Leser nicht runtergezogen und die lockere Stimmung des Buches bleibt erhalten. Dazu wird Humor an den richtigen Stellen eingesetzt, ohne die Krankheit ins Lächerliche zu ziehen.
Besonders gut gefallen hat mir die Vielschichtigkeit der Charaktere, man sollte sich halt nicht immer direkt vom ersten Eindruck blenden lassen. Personen, die mir am Anfang nicht gerade positiv aufgefallen sind, habe ich im Laufe der Geschichte sehr ins Herz geschlossen. So ist zum Beispiel Maries grummeliger Nachbar zu einem meiner Lieblinge geworden. Die Klischees waren mir aber teilweise etwas zu dick aufgetragen.

Achtung SPOILER!
Kritik kann ich eigentlich nur an der Liebesgeschichte zwischen Marie und Johannes äußern, denn diese beginnt eigentlich erst ganz am Ende des Buches. Das „Hin- und Her“ war mir leider zu sehr ausgeschmückt und wirkte irgendwann zu gewollt. Am Ende war es einfach unglaubwürdig, wie oft sich die beiden trotz bekannten Adressen und Nummern „verpasst“ haben. Wenn man so großes Interesse an dem anderen hat, dann findet man meiner Meinung nach einem besseren Weg, sich zu begegnen, als in der Geschichte beschrieben. Das ist aber auch mein einziger großer Kritikpunkt.

Fazit
„Das Glück in vollen Zügen“ ist ein moderner, sommerlicher Roman mit mehr Tiefgang, als man zunächst annimmt. Mit zunehmender Seitenzahl hat mich die Geschichte immer mehr in ihren Bann gezogen und die Personen sind sehr schön ausgearbeitet worden. Trotz meiner kleinen Kritik am Ende des Buches, hat mir das Lesen sehr viel Spaß gemacht. Die Art, wie Lisa Kirsch ernste Themen mit einer leichten Wohlfühlgeschichte kombiniert, hat mir sehr gut gefallen. Aufgrund der Beschreibungen des Settings, steht der Ammersee jetzt auch auf der Liste von Orten, die ich in den nächsten Jahren besuchen möchte. :-)

Bewertung vom 17.08.2020
Sterne sieht man nur im Dunkeln
Werkmeister, Meike

Sterne sieht man nur im Dunkeln


ausgezeichnet

Anni lebt mit ihrem Freund Thies in Bremen und ist vollkommen zufrieden mit ihrem Leben - oder? Sie arbeitet bis abends als Game-Designerin und nach Feierabend widmet sie sich ihrem eigenen kleinen Geschäft mit selbstgezeichneten Prints. Doch als sie für die Firma nach Berlin ziehen soll und Thies auf einmal heiraten will, weiß sie gar nicht mehr so genau, was sie eigentlich will. So beschließt sie, ihren Sommer bei einer alten Freundin auf Norderney zu verbringen und ahnt dabei gar nicht, wie sehr das ihr Leben verändern wird.
Das Buch hat keine klassischen Kapitel, was mich anfangs etwas verwirrt hat. Mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt, empfinde die Einteilung in Kapitel aber als angenehmer. Sehr süß fand ich, dass die von Anni entworfenen Prints in der Geschichte mit abgedruckt wurden und es am Ende des Buches sogar nochmal Farbdrucke von den schönsten Sprüchen gibt. So konnte ich mir Annis Arbeit noch besser vorstellen.
Die Art, wie Meike Werkmeister die verschiedenen Orte beschreibt, hat es mir sehr angetan. Ich hatte oft das Gefühl, ich bin mit Anni auf Norderney und spüre den Wind in meinen Haaren. Ich werde definitiv bald mal einen Urlaub dort verbringen, es hörte sich wirklich traumhaft an. In die Geschichte bin ich gut reingekommen, sie entwickelt sich zügig, wirkt aber nicht gehetzt. Auch wenn ich einige Entscheidungen anders getroffen hätte, konnte ich Annis Beweggründe immer gut nachvollziehen. Das Buch beschäftigt sich viel mit dem Thema Selbstfindung und Glück, was mich oft selbst zum Nachdenken angeregt hat. Was zählt wirklich im Leben? Was macht mich glücklich? Was erwarten andere von mir und was will ich? Mir hat es ins Bewusstsein gerufen, dass wir heutzutage einfach viel zu selten innehalten und das Leben bewusst wahrnehmen.
Die Charaktere haben mir sehr gut gefallen, besonders Iris und Simon habe ich ins Herz geschlossen. Die einzige Person, bei der ich das Gefühl hatte, nicht allzu viel erfahren zu haben, ist Thies. Daher bin ich wohl auch nicht sein größter Fan geworden. Die ganze Zeit habe ich sehr mit Anni mitgefiebert und immer gehofft, dass sie ihr Glück findet. Ich denke, ich würde sie im realen Leben sehr mögen. Vor allem, weil wir beide eher kreative Persönlichkeiten sind und ich mich oft wiedererkannt habe.

Fazit
„Sterne sieht man nur im Dunkeln“ ist ein wundervoller Sommerroman, der Spaß macht, aber auch berührt. Als ich das Ende gelesen habe, konnte ich mich gar nicht mehr zusammenreißen und habe geheult wie ein Schlosshund. Natürlich will ich nicht abstreiten, dass da eventuell auch meine eigenen Erlebnisse und Gefühle eine Rolle gespielt haben, aber trotzdem haben mich die letzten Seiten sehr berührt. In Meike Werkmeisters nächstem Buch „Über dem Meer tanzt das Licht“ geht es um Annis Freundin Maria, ich habe es schon hier stehen und freue mich, wieder nach Norderney zurückzukehren.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.08.2020
Wie viel wiegt mein Leben?
Wesseling, Antonia C.

Wie viel wiegt mein Leben?


sehr gut

„Wie viel wiegt mein Leben?“ ist als Taschenbuch im Eden Books Verlag erschienen und hat 256 Seiten. Auf dem Cover ist Antonia zu sehen, es ist in Schwarz-Weiß gehalten und hat bunte Akzente. Mir gefällt die Gestaltung des Buches sehr gut, besonders der pastellige Look des Buchrückens ist schön. Die Qualität und Verarbeitung ist sehr gut, beim Lesen ist mir aufgefallen, dass man nur sehr schwer Leserillen bekommt. Das ist für mich ein großer Pluspunkt, da ich Leserillen immer vermeiden will.
Das Buch ist eine Mischung aus einem Ratgeber zum Thema Magersucht und einer Autobiographie, die Antonias Weg mit der Essstörung begleitet. Dabei gehen Tonis Schilderungen sehr viel tiefer, als ich es von vielen Büchern über dieses Thema kenne. Sie möchte klarstellen, dass Essstörungen im Grunde mit viel tieferen psychologischen Ursachen zu erklären sind, als mit dem Wunsch „dünn zu sein“. Dabei ist sie so schonungslos ehrlich und offen, dass es manchmal erschreckend sein kann. Aber diese Ehrlichkeit braucht es, um die Psyche zu entschlüsseln und wieder gesund zu werden. Toni thematisiert auch ihre drei Klinikaufenthalte und vermittelt dem Leser auch generelles Wissen zum Thema Psychische Erkrankungen.
Um meine Wertung des Buches besser zu verstehen: Im Alter von 15 Jahren bin ich selbst in die Anorexie gerutscht und hatte dazu noch mit Depressionen zu kämpfen. Ich kann heute stolz behaupten, dass ich „gesund“ bin, soweit man das eben bei einer Krankheit behaupten kann, die man nie komplett „heilen“ kann. Da ich aber damals keine Therapie gemacht habe, fand ich es sehr interessant über Antonias Erfahrungen in den Kliniken zu lesen. Ich finde ihren Ansatz gut, die tiefen psychologischen Ursachen für ihre Krankheit zu erläutern, wobei ich ihre Ehrlichkeit und Offenheit sehr bewundere. Sie redet über Themen, die sehr privat sind und hat mir damit an vielen Stellen gezeigt, dass ich nicht alleine bin/war mit vielen Gefühlen, Gedanken oder Erlebnissen.
Besonders positiv finde ich, dass sie bei Ihren Schilderungen keine Zahlen nennt, weder beim Gewicht noch bei den Kalorien. Denn sowas empfinde ich sogar noch nach 10 Jahren als „triggernd“ und nicht förderlich für die Leser, die selbst betroffen sind. Toni hat es mir ihrem Buch geschafft, mich zum Nachdenken anzuregen und hat mir dabei geholfen, viele meiner eigenen Gefühle und meinen Krankheitsverlauf besser verstehen zu können. Wichtig finde ich, dass sie die tieferliegenden Ursachen der Krankheit hervorhebt und klarstellt, dass ein gesunder Mensch durch eine Diät nicht in eine Essstörung rutscht. Es sind meist ganz andere Faktoren (meist aus der eigenen Vergangenheit), die die Gefahr, in ein krankhaftes Verhalten abzurutschen, begünstigen. Sie widmet sich auch dem Thema Selbstfindung, was viele (vor allem junge) Menschen stark beschäftigt. Gut finde ich auch, dass sie ihre Familie selbst zu Wort kommen lässt. Mein einziger Kritikpunkt ist nur, dass sich manche Dinge wiederholen, was aber nicht dramatisch ist.

Fazit:
Antonia hat mich mit ihrem Buch sehr beeindruckt, sie hat sich zu einer starken, lebensfrohen jungen Frau entwickelt und wird mit „Wie viel wiegt mein Leben?“ sicherlich vielen Lesern helfen, sowohl Betroffenen als auch Angehörigen und Freunden, die die Krankheit besser verstehen möchten. Ihr Schreibstil ist sehr angenehm, modern und flüssig zu lesen. Das Buch hat mit 256 Seiten einen guten Umfang und ist nicht zu lang. Viele Vergleiche und Ratschläge werde ich so schnell nicht mehr vergessen und versuchen umzusetzen. Ihre schonungslos ehrlichen Erzählungen sind oft im ersten Moment schockierend, meiner Meinung nach aber notwendig. In unserer Gesellschaft wird viel zu selten so offen über Probleme und Gefühle gesprochen. Danke Antonia, ich wünsche dir alles Gute für deine Zukunft und dass du deine Ziele weiterhin so leidenschaftlich verfolgst!

Bewertung vom 27.07.2020
After the Fire - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2021
Hill, Will

After the Fire - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2021


sehr gut

Cover und Gestaltung
„After the Fire“ ist im dtv Verlag als Taschenbuch erschienen. Die Gestaltung ist wirklich sehr hochwertig, es gibt am Buchrücken und an der Vorder- und Rückseite haptische Elemente, die sich anfühlen wie Asche (passend zum Feuerthema). Das Cover ganz in rot erweckt erstmal den Eindruck, dass es sich um einen Thriller handelt, es ist aber ein Jugendroman.

Schreibstil und Aufbau
Bisher habe ich noch nichts von Will Hill gelesen, empfand seinen Schreibstil aber gleich als angenehm und flüssig zu lesen. Das Buch ist in Kapitel eingeteilt, die sich entweder mit den Ereignissen vor oder nach dem Brand beschäftigen. Dies ist dann mit „Davor“ oder „Davor“ gekennzeichnet. Diese Einteilung ermöglicht es, die Zeitsprünge für den Leser gut darzustellen und Verwirrungen zu vermeiden. Schriftgröße und -art gefallen mir sehr gut.

Story und Atmosphäre
Die 17-jährige Moonbeam wächst auf der Farm der Gotteslegionäre auf, eine Sekte, die sie ihre Familie nennt. Doch als sie nach einem großen Feuer verletzt im Krankenhaus aufwacht, ist sie eine von wenigen Überlebenden und eine wichtige Informationsquelle für Polizei und Ärzte. Wie war das Leben auf der Farm und wie ist es zu dem Feuer und der Schießerei gekommen? Mit der Zeit öffnet sich Moonbeam ihrem Psychologen, doch sie hat noch ein großes Geheimnis, das sie innerlich zerfrisst.
Der Roman beschäftigt sich mit Moonbeams Erinnerungen an die Geschehnisse in der Sekte und den Gesprächen in der Gegenwart mit ihrem Psychologen Doktor Hernandez. Dabei wird auch der Alltag bei den Gotteslegionären geschildert, ihre Aufgaben und Regeln und vorallem die langsame Radikalisierung der Sekte nach einem Wechsel des Anführers. Das waren auch die Abschnitte, die für mich am interessantesten waren. In der Gegenwart verfolgen wir Moonbeams Therapiefortschritte und wie sie langsam Vertrauen zu den Menschen außerhalb der Glaubenslegion fasst, zu den Menschen, vor denen sie immer gewarnt wurde.
Ich muss gestehen, dass ich mich durch die erste Hälfte des Buchs „durchgekämpft“ habe. Natürlich muss sich die Story langsam aufbauen, aber für mich zog sich die Geschichte anfangs einfach zu sehr. Die zweite Hälfte wurde dann viel spannender und ich konnte das Buch nicht mehr so leicht aus der Hand legen. Es war sehr interessant, Moonbeams Entwicklung mitzuverfolgen, besonders ihre Haltung zu ihrem Glauben. Sie ist eine wirklich starke, mutige Protagonistin und ihr innerer Kampf hat sie für mich sehr authentisch gemacht. Es war wirklich schockierend zu lesen, wie Father John (der Anführer der Sekte) seine Mitglieder manipuliert und mit welchen Mitteln die Menschen gedrillt werden, sich auf einen imaginären Endzeitkrieg vorzubereiten. Für ein Jugendbuch empfand ich jedoch einige Stellen im Buch als ziemlich heftig, eine Empfehlung würde ich erst ab 16 Jahren geben. Ansonsten ist es aber auch für Erwachsene sehr lesenswert.

Fazit
Will Hill hat hier einen wirklich interessanten, gut recherchierten Roman geschrieben, der weniger auf Action setzt, sondern mehr auf die emotionale und psychologische Entwicklung der Hauptfigur. Ich konnte mich sehr gut in Moonbeam hineinversetzen und ein wenig besser verstehen, wie manche Menschen sich in solchen Sekten verlieren können. Die Geschichte wirkt sehr authentisch und könnte meiner Meinung nach auch so in der Art in der Realität geschehen. Es ist schockierend, wie grausam, fanatisch und kaputt Menschen sein können. Das Buch hat mich auch dazu motiviert, mich weiter mit dem Thema zu beschäftigen.

Bewertung vom 18.07.2020
New Promises / Green Valley Love Bd.2
Lucas, Lilly

New Promises / Green Valley Love Bd.2


ausgezeichnet

Schreibstil und Aufbau
Durch den ersten Teil der Reihe, den ich kurz vorher gelesen habe, wusste ich schon in etwa, was mich erwartet. Ich bin verliebt in Lilly Lucas‘ Schreibstil, das Buch liest sich wieder sehr flüssig und am fünften Tag war ich dann auch schon wieder durch. Es hätten gerne noch ein paar mehr Seiten sein dürfen, das Buch gehört mit seinen ca. 280 Seiten nämlich eher zu den kürzeren Geschichten.

Story und Atmosphäre
Unsere Protagonistin in „New Promises“ ist Izzy Walsh, die wir bereits im ersten Buch als Lenas Freundin kennengelernt haben. Sie wird vom gefeierten Netflix-Star Cole als Skilehrerin engagiert, um ihn auf einen neuen Film vorzubereiten. Als sich ihre anfängliche Abneigung gegenüber dem arroganten Schauspieler legt, ist das gar nicht im Sinne ihres besten Freundes Will Albright. Sie sind doch nur Freunde… Oder nicht?
Als ich gelesen habe, dass in diesem Teil die Geschichte von Izzy und Will näher erzählt werden soll, habe ich mich wirklich gefreut, denn die beiden waren mir schon in „New Beginnings“ sehr sympathisch. Ins idyllische Green Valley zurückzukehren war wie nach Hause zu kommen, ich habe mich so in diesen Ort verliebt! Schade, dass es nur eine fiktive Stadt ist, sonst wäre es definitiv ein Wunschreiseziel von mir geworden. Es macht Spaß, die Beziehungen zwischen Izzy, Will und Cole zu beobachten. Besonders gefällt mir, dass Lilly Lucas auch die bereits bekannten Personen Lena und Ryan auftauchen lässt und man dadurch auch am Rande erfährt, wie es mit ihrer Geschichte weitergeht.
Aufgefallen ist mir (und auch meinem Mann), dass ich bei diesem Buch extrem oft laut lachen musste. Das mache ich wirklich nur selten, aber der Humor trifft genau meinen Geschmack und diese Sprüche… Wie kommt man da drauf? Mit Lilly Lucas würde ich gerne mal einen Kaffee trinken gehen. ;-)
Einziger kleiner Kritikpunkt: Für mich hätte das Ende noch etwas ausführlicher sein dürfen. Das Buch endet doch etwas abrupt und hier hätte ich gerne noch etwas mehr über den weiteren Verlauf erfahren.

Charaktere
Izzy ist eine starke Protagonistin, die mich sowohl mit ihrem selbstbewussten Auftreten als auch mit ihren Emotionen wieder in ihren Bann gezogen hat. Ich konnte ihre Gefühle meistens gut nachempfinden und hätte wirklich gerne eine Freundin wie sie. Sie ist kein typisches „Mädchen“, macht sich nicht viel aus Make-Up und Klamotten und ist damit definitiv anders als Lena im ersten Teil.
Will wirkte auf mich anfangs ziemlich oberflächlich und ich konnte nicht so richtig verstehen, wieso DAS Izzys bester Freund ist. Natürlich haben sie durch den Wintersport eine gemeinsame Leidenschaft, aber auf der menschlichen Ebene war das für mich noch nicht so richtig nachvollziehbar. Doch jetzt, wo Lilly Lucas auch seine Geschichte näher beleuchtet hat, ist er mir sehr viel sympathischer geworden und ich hatte das Gefühl, hinter die Fassade schauen zu können.
Cole als neuer Charakter mischt die Clique ganz schön auf und irgendwie finde ich ihn liebenswert, trotz seiner teilweise nervigen Social-Media-Sucht. Gerade habe ich gelesen, dass er wohl im vierten Teil der Reihe wieder auftauchen soll und das macht mich schon jetzt neugierig.

Fazit
Einfach zurücklehnen, entspannen und nach Green Valley abtauchen! Mit „New Promises“ hat Lilly Lucas wieder ein Wohlfühlbuch geschrieben, das ich bestimmt nicht das letzte Mal gelesen habe. Vielleicht bin ich etwas voreingenommen, weil ich schon so in den Ort und die Personen verliebt bin, aber ich kann wirklich nicht viel Kritik üben. Besonders der Humor hat dieses Buch für mich zu etwas Besonderem gemacht. Ich freue mich jetzt schon auf die weiteren Teile und wünschte, es würde nie enden, wie bei einer tollen TV-Serie.

Bewertung vom 15.07.2020
New Beginnings / Green Valley Love Bd.1
Lucas, Lilly

New Beginnings / Green Valley Love Bd.1


ausgezeichnet

Die Geschichte dreht sich um Lena aus Berlin, die in die USA reist, um dort ein Jahr als Au-Pair zu verbringen. Sie landet in der idyllischen Kleinstadt Green Valley in den Rocky Mountains, was für sie als Großstadtmädchen erstmal eine gewaltige Umstellung bedeutet. Doch bei ihrer freundlichen Gastfamilie fühlt sie sich schnell wohl und kümmert sich um den kleinen Liam. Zu kämpfen hat sie aber mit dem jüngeren Bruder ihres Gastvaters, Ryan, der nach einem Ski-Unfall seine Profikarriere beenden musste und nun seinen Frust an Lena auslässt. Als sie sich durch eine gemeinsame Aufgabe besser kennenlernen, kann Lena hinter Ryans Fassade schauen und wie sagt man so schön? Was sich liebt, das neckt sich. ;-)

An diesen New-Adult Roman bin ich ganz ohne Erwartungen herangegangen, mich interessierte die Au-Pair-Thematik und ich fand das Setting in den Rocky Mountains spannend. Zu meiner Überraschung habe ich mich von Lilly Lucas total in diese Welt entführen lassen! Auch wenn Green Valley eine fiktive Stadt ist, möchte man am liebsten gleich den nächsten Flug buchen und diesen Ort selbst erkunden. Das Setting in den Bergen beschreibt sie so bildhaft, dass ich sogar jetzt im Sommer das Gefühl hatte, mit Lena dort zu sein.

Die Liebesgeschichte zwischen Lena und Ryan entwickelt sich sehr organisch, es wirkt nichts überstürzt oder konstruiert. Mir ist es wichtig, dass ich nachvollziehen kann, wieso sich die Figuren ineinander verlieben und das hat Lilly Lucas hier sehr schön geschafft. Das Buch ist nicht zu kitschig, hat Witz und bleibt immer spannend. Natürlich erfindet die Story an sich das Rad nicht neu, aber für mich ist die Geschichte sehr realitätsnah umgesetzt und ich konnte die Handlungsstränge immer gut nachvollziehen. Jede Frage, die sich mir zum Beispiel bei einem neuen Kapitel gestellt hat, wurde auf den nächsten ein bis zwei Seiten beantwortet.

Besonders gut hat mir gefallen, dass nicht nur die Protagonistin Lena sondern auch alle anderen Figuren in ihrem Umfeld mir sehr ans Herz gewachsen sind. Lilly Lucas hat tolle Charaktere entwickelt, die ich am liebsten selber kennenlernen würde. Sowohl Izzy und Will als auch Amy und Liam waren mir sehr sympathisch und ich hoffe, in den nächsten Teilen mehr über sie zu lesen.

Zu Lena habe ich gleich eine Verbindung aufgebaut, da sie wie ich aus Berlin stammt und ihre Eltern sogar in meinem Heimatbezirk wohnen. Ihr Verhalten war für mich meistens gut nachvollziehbar und ihre Emotionen konnten mich berühren. Außerdem fand ich es interessant, ihre Phase der Selbstfindung zu beobachten. Lena ist sich zu Anfang der Geschichte nämlich sehr unsicher, was sie mit ihrer beruflichen Zukunft anfangen will und wo ihre Talente liegen. Diese Gedanken beschäftigen mich auch viel und so konnte ich mich noch besser mit ihr identifizieren.

Bei Ryan finde ich es faszinierend, wie Lilly Lucas es schafft, meine Haltung ihm gegenüber um 180 Grad zu drehen. Zu Beginn der Geschichte empfand ich ihn als sehr unangenehm und arrogant, was sich aber tatsächlich langsam im Laufe der Seiten gewandelt hat. Sobald man die Hintergründe versteht, wird deutlich, dass Ryan trotz einiger Fehlentscheidungen wirklich ein herzensguter Kerl ist. Und ein ziemlich heißer noch dazu… ;-)

„New Beginnings“ hat mich sehr positiv überrascht und Green Valley ist für mich zu einem absoluten Wohlfühlort geworden. Das wunderschöne Setting lädt zum Träumen ein und ich hatte den Drang, mehr über die vorgestellten Figuren zu erfahren. Daher ist auch gleich der zweite Teil der Reihe bei mir eingezogen und ich freue mich sehr, wieder nach Green Valley zurückzukehren. Ein wirklich gelungener Auftakt der Reihe von einer tollen Autorin, die ab sofort zu meinen Favoriten zählt!

Bewertung vom 15.07.2020
Crazy in Love / Weston High Bd.1
Winter, Emma

Crazy in Love / Weston High Bd.1


gut

Eine im Grunde interessante Geschichte, die zur Mitte hin leider stark abbaut!

„Crazy in Love“ von Emma Winter habe ich als Hörbuch gehört, gelesen wird es von Dagmar Bittner. Zugegebenermaßen hat mich dieses wunderschöne Cover auf das Buch aufmerksam gemacht, welches genau meinem Geschmack entspricht. Außerdem mag ich Geschichten, die sich nicht nur auf ein Buch beschränken, sondern Stoff für mehrere Bände liefern. Hier soll es wohl voraussichtlich drei Teile geben.

Es geht um Protagonistin Sasha, die zum Bruder ihres verstorbenen Vaters und dessen Familie nach Boston zieht, um ein Stipendium an der Privatschule Weston High anzutreten. Dies soll als Sprungbrett dienen, um ihren großen Traum zu verwirklichen: Ein Medizinstudium an der renommierten Yale University. Doch der Neuanfang im elitären, versnobten Umfeld gestaltet sich schwieriger als gedacht. Neben Problemen mit ihrer Familie und den Mitschülern, vermisst sie schrecklich ihre Freundin Lucy und ihre Mutter Bow. Als sie dann den angesagten Ben kennenlernt, steht ihre Welt endgültig auf dem Kopf. Diesen arroganten, reichen Typ könnte sie niemals mögen… Oder?

Die Geschichte wird sowohl aus Sashas als auch aus Bens Sicht erzählt, dies wird am Anfang jedes Kapitels angesagt. Beim Hören habe ich einen Moment gebraucht, um das zu begreifen. Die Stimme von Dagmar Bittner mochte ich sehr gerne. Ich finde gut, dass es hier um eine ambitionierte 17-Jährige geht, die sich nicht nur für Klamotten und Jungs interessiert, sondern die auch ein großes Ziel hat: Sie möchte in der medizinischen Forschung arbeiten. Sie weiß, dass sie dafür sehr hart arbeiten muss und ist sehr fleißig. Das ist mir positiv aufgefallen. Leider empfand ich Sasha in anderen Situationen als sehr unreif und theatralisch, sodass sie mich als Hauptfigur bereits zur Mitte des Buches hin etwas genervt hat. Ben stellt den typischen Badboy da und erfüllt so ziemlich alle Klischees nach Schema „Harte Schale, weicher Kern“. Die Liebesgeschichte, die sich zwischen den beiden entwickelt, fand ich leider sehr weit hergeholt. In einem Moment hassen sie sich, im nächsten ist Sasha für Ben das tollste Mädchen der Welt. Ich habe mich oft einfach nur gefragt: Warum? Es gab für mich keine richtige Entwicklung der Gefühle, plötzlich lieben sie sich halt. Das fand ich sehr schade, da für mich die Story sehr vielversprechend anfing. Auch wie sich die Beziehung von Sasha und ihrer Familie entwickelt, war für mich nicht nachvollziehbar. Es gibt einfach zu viele plötzliche Sprünge und dieses typische „Hin und Her“ zwischen den Liebenden war für mich hier einfach zu viel.

Es gab viele Kleinigkeiten, die mir gefallen haben, zum Beispiel dass Sasha immer alle möglichen Listen erstellt, denn da habe ich mich selbst wiedererkannt. Auch die Schreibweise an sich hat mich angesprochen und das Hörbuch war daher angenehm und schnell zu hören. Doch auf der Gefühlsebene hat mich die Beziehung von Sasha und Ben leider nicht angesprochen und daher kann ich in diesem Fall nur 3,5 Sterne vergeben. Die Fortsetzung werde ich mir trotzdem noch anhören, da das Buch auf einem Cliffhanger endet.

Bewertung vom 15.07.2020
Verity
Hoover, Colleen

Verity


ausgezeichnet

Unfassbar spannend, fesselnd und schonungslos - ich konnte es nicht aus der Hand legen!

Cover und Gestaltung

„Verity“ ist im dtv bold Verlag als Taschenbuch erschienen. Das Cover ist wunderschön gestaltet und lässt gar nicht erahnen, was sich für eine düstere Geschichte dahinter verbirgt. Verarbeitung und Qualität sind gut.


Schreibstil und Aufbau

Dies ist mein erstes Buch von Colleen Hoover und irgendwie hat sie mich gleich in ihren Bann gezogen. Schon auf den ersten Seiten ist mir aufgefallen, wie flüssig sich der Text lesen lässt, denn ich bin eigentlich eher eine langsame Leserin. Hier sind die Seiten aber wirklich an mir vorbeigeflogen und das Buch war somit schon nach drei Tagen ausgelesen. Die Kapiteleinteilung ist angenehm, eigentlich genau richtig (denn ich mag keine zu langen Kapitel).


Story und Atmosphäre

Lowen Ashleigh ist eine mittelmäßig erfolgreiche Schriftstellerin aus New York. Sie wird engagiert, die Buchreihe von Verity Crawford fortzuführen, die nach einem Unfall nicht mehr ansprechbar ist. Bei Lowens Recherchen in Veritys Haus lernt sie ihren Ehemann Jeremy kennen und kommt ihm näher. Als immer wieder mysteriöse Dinge im Haus geschehen, taucht Lowen vielleicht etwas zu sehr in die Geschichte der Familie Crawford ein…

Das Buch wird laut Cover als Roman beworben, ich würde aber definitiv sagen, dass es ein Roman mit Elementen aus Thriller und Lovestory ist. Die Geschichte ist viel tiefgründiger, als ich erst vermutet hatte und ich habe dieses Buch verschlungen. Ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, was als nächstes passiert. Die Autorin hat es immer wieder geschafft, meine Theorien zu Nichte zu machen und mich in einen Zustand permanenten Misstrauens zu versetzen. Sie erschafft eine bedrückende, düstere Atmosphäre, die mir ständig das Gefühl von lauernder Gefahr vermitteln konnte.

Die Protagonistin Lowen ist mir sehr sympathisch und ich habe in jedem Kapitel mit ihr mitgefiebert, ich hatte förmlich das Gefühl, mit ihr in diesem Haus zu sein. Ihre Handlungen waren für mich meistens nachvollziehbar und ich konnte ihre Emotionen teilen. Sie war so ziemlich die einzige Person, der ich über den Weg getraut habe und damit mein „Rettungsanker“.

Die Geschichte hat mich an einen sehr guten Thriller erinnert, der nicht zu vorhersehbar ist und zu keiner Zeit langweilt. Es ist wirklich schockierend, was die menschliche Psyche manchmal für Abgründe offenbart. Colleen Hoover zeigt meisterhaft, wie man Leser mit dem geschriebenen Wort beeinflussen kann und beweist damit eindrucksvoll, dass das Schreiben eine Kunst ist.


Fazit

Diese Story hat mich so gepackt, dass „Verity“ sofort zu meinem Jahreshighlight aufgestiegen ist. Schockierend, fesselnd, unvorhersehbar – diese Geschichte geht tiefer, als man es erwartet. Als ich die letzten Seiten ausgelesen hatte, habe ich erstmal einige Minuten nur still dagesessen und die Story auf mich wirken lassen. Dieses Buch hat mich wirklich nachhaltig beeindruckt und gehört nun zu den besten Werken, die ich bis dato gelesen habe. Danke Colleen Hoover für dieses Leseerlebnis!

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.07.2020
Göttlich verdammt / Göttlich Trilogie Bd.1
Angelini, Josephine

Göttlich verdammt / Göttlich Trilogie Bd.1


sehr gut

Ein gelungener Einstieg in die Trilogie, die Lust auf mehr macht. Fans der Twilight-Saga werden sich gleich wohl fühlen!

Cover und Gestaltung

„Göttlich verdammt“ ist im Dressler Verlag erschienen und ich habe die gebundene Version gelesen. Das Buch hat einen schönen Umschlag und ist im Stil der griechischen Mythologie gehalten, was sehr gut zur Geschichte passt. Die Verarbeitung des Buches ist sehr gut und stabil.


Schreibstil und Aufbau

Josephine Angelini hat einen für mich sehr angenehmen Stil, modern und gut verständlich. Sie schafft es sehr gut, mich mit ihren Umschreibungen in die Story zu ziehen, wird dabei aber nicht zu ausschweifend. Das Buch hat 19 Kapitel, die für meinen Geschmack teilweise etwas zu lang sind, ich mag lieber kürzere Kapitel, die den Wiedereinstieg nach einer Lesepause für mich einfacher machen. Innerhalb der Kapitel gibt es ab und zu Perspektivenwechsel, es wird dann nicht nur aus Helens Sicht erzählt, sondern zum Beispiel auch aus Lucas Sicht. Das wird dann durch einen Absatz abgeteilt.


Story und Atmosphäre

Unsere Hauptperson in der Trilogie ist Helen, sie ist 16 Jahre alt und lebt mit ihrem Vater Jerry auf Nantucket, eine Insel vor der Nordost-Küste der Vereinigten Staaten. Dort leben sie ein ziemlich entspanntes Leben, bis die mysteriöse Familie Delos auf die Insel zieht. Helen merkt schnell, dass es zwischen Ihr und Lucas Delos eine seltsame Verbindung gibt, kann sich diese Anziehung aber anfangs nicht erklären. Nach und nach erfährt sie mehr über sich und die Delos Familie, sie stammen nämlich von Halbgöttern ab und sind dazu verdammt, ein düsteres Schicksal zu erfüllen…

Sehr gut gefallen hat mir das Thema der griechischen Mythologie, das finde ich sehr spannend und von der Autorin interessant umgesetzt. Die Kombination von Fantasy und Lovestory hat es mir schon seit der Twilight-Saga angetan. Apropos, generell finde ich, dass es viele Parallelen zur beliebten Vampirgeschichte gibt, aber ich will natürlich nicht zu viel verraten. Dadurch habe ich mich aber gleich „wie zuhause“ gefühlt.

Der erste Teil der Trilogie diente für mich hauptsächlich dem „Kennenlernen“ der Charaktere und der Hintergründe, denn viel Handlung gibt es besonders in der ersten Hälfte des Buches noch nicht. Das ist mir aufgefallen, weil dann in der zweiten Hälfte deutlich mehr „passiert“. Sehr schlimm finde ich das aber nicht, denn die familiären Verbindungen muss man erstmal verstehen und es braucht Zeit, sich mit den Namen vertraut zu machen. Die Charaktere sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen, besonders die Delos Familie ist liebevoll ausgearbeitet und jede Person hat ihren eigenen Charme.

Im Großen und Ganzen war der erste Teil für mich nicht direkt ein „Pageturner“, sodass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Aber für die Fortsetzungen ist das Potential definitiv da, denn ich möchte auf jeden Fall wissen, wie es mit Helen und Lucas weitergeht!


Fazit

Die Autorin hat mit dem ersten Teil der Trilogie einen interessanten Einstieg in die Geschichte geliefert, der mir Lust auf die weiteren Bände gemacht hat. Die Charaktere sind sympathisch und die Autorin schafft es sehr gut, die Emotionen greifbar zu machen. Das Thema der griechischen Mythologie holt mich total ab, es ist einfach mal etwas anderes und ich habe mich dafür schon vorher interessiert. Leider kann ich keine fünf Sterne geben, da die Spannung sich erst im hinteren Teil des Buches gesteigert hat, außerdem waren für mich einige Entwicklungen doch etwas vorhersehbar. Gern gelesen habe ich das Buch trotzdem und freue mich auf die Fortsetzung!

Bewertung vom 15.07.2020
Nordsee-Nacht
Häffner, Hannah

Nordsee-Nacht


sehr gut

Ein atmosphärischer Kriminalfall an der Nordsee mit kleinen Schwachstellen

Cover und Gestaltung

„Nordsee-Nacht“ ist im Goldmann Verlag erschienen und ist ein sehr atmosphärisch gestaltetes Taschenbuch. Das Cover bereitet den Leser sehr gut auf die Stimmung der Erzählung vor und die Verarbeitung des gesamten Buches fühlt sich sehr hochwertig an. Besonders schön gestaltet sind die Innenklappen mit Zitaten aus dem Buch. Es wurde eine sehr passende Schriftgröße gewählt, eine zu kleine Schrift empfinde ich oft als anstrengend.



Schreibstil und Aufbau

Hannah Häffner hat einen sehr angenehmen Schreibstil, die Sätze sind nicht zu lang und haben eine klare Struktur. Das ermöglicht einen guten, zügigen Lesefluss und die Erzählung ist gut verständlich. Das Buch ist in zwei große Abschnitte unterteilt, zuerst werden die Geschehnisse im Jahr 1987 geschildert und im zweiten Teil dann die im Jahr 2012. Die Kapitel haben eine für mich sehr angenehme Länge und sind größtenteils sehr prägnant. Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven involvierter Charaktere beschrieben, es wird dabei aber nie konfus oder unüberschaubar, um wen es sich handelt.



Story und Atmosphäre

Im Jahr 1987 verschwindet die kleine Friederike spurlos aus einem Zeltlager im Küstenort Hulthave an der Nordsee. Wir begleiten die Ermittlungen von Kommissar Wedeland und seinem Team und erleben den Fall auch aus der Sicht anderer beteiligter Personen, wie zum Beispiel der Betreuerin Sascha. Ganze 25 Jahre später taucht am Strand von Hulthave eine Frau ohne Gedächtnis auf und Kommissar Wedeland und Betreuerin Sascha kehren an den Ort des Geschehens zurück, um endlich die Wahrheit über Friederike herauszufinden.

Die Geschichte wird von der Autorin sehr atmosphärisch erzählt, sie erschafft eine beklemmende Stimmung an diesem eigentlich so fröhlichen Urlaubsort und hat mich damit sehr neugierig auf den weiteren Verlauf gemacht. Was es zu beachten gilt, ist dass es in diesem Roman nicht primär um die polizeilichen Ermittlungen geht, sondern der Fokus sehr auf die Erlebnisse und Gefühle der einzelnen Personen gelegt ist. Wir erfahren also viel über das Leben der beteiligten Charaktere und wie sie mit dieser Extremsituation umgehen.

Mir persönlich gefällt der erste Teil des Buchs am besten, die Spannung wird sehr gut aufgebaut und durch die bildhaften Beschreibungen konnte ich mich gut in das Setting einfühlen. Leider gibt es für mich zum Ende hin einige Schwachstellen und es haben sich für mich noch einige Fragen ergeben, die leider nicht beantwortet wurden. Außerdem hätte ich mir mehr Informationen zur verschwundenen Friederike gewünscht und dafür weniger Hintergrundwissen zu manchen Personen.



Fazit

„Nordsee-Nacht“ ist kein typischer Krimi und ist wohl deshalb auch als Roman betitelt. Die Thematik des vermissten Mädchens finde ich sehr interessant, da ich generell gerne Kriminalfälle lese, aber man sollte wie gesagt keinen typischen Krimi oder Thriller erwarten. Hier wird das Augenmerk auf die Menschen gelegt, die mit dem Verschwinden umgehen müssen und wie sich auch das private Leben durch so ein Ereignis verändert. Schön finde ich das Setting an der Nordsee und die Stimmung, die die Autorin mit ihrer Erzählweise erzeugt.

Leider kann ich dem Roman trotz interessanter Idee, tollem Schreibstil und einer starken Autorin keine fünf Sterne geben, da er mich auf den letzten Seiten inhaltlich enttäuscht hat und für mich ein paar Schwachstellen aufweist. Aus meiner Sicht sind nicht alle Fragen geklärt worden und auch mit den Erklärungen, die gegeben wurden, bin ich nicht immer ganz zufrieden gewesen. Letztendlich hat Hannah Häffner aber einen spannenden, soliden Debütroman geschrieben und ich würde definitiv gerne in der Zukunft noch mehr von ihr lesen!

12