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Dreieich

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Insgesamt 148 Bewertungen
Bewertung vom 26.12.2023
Nur eine Lüge - Zwei Familien, eine tödliche Verbindung
Stehn, Malin

Nur eine Lüge - Zwei Familien, eine tödliche Verbindung


ausgezeichnet

Mitreißendes Familiendrama
"Nur eine Lüge" von Malin Stehn entführt die Leser in eine fesselnde Geschichte voller Geheimnisse, Spannung und Familienintrigen. Emily Brandt plant ihre Schlosshochzeit minutiös, doch das Unvorhersehbare lässt sich nicht kontrollieren. Während der extravaganten Feier entfaltet sich vor den Augen der Gäste schon bald ein Drama, als verschüttete Wahrheiten an die Oberfläche gelangen und kurz nach Mitternacht eine Leiche am Ufer des Öresunds liegt.

Malin Stehn präsentiert einen hochspannenden Krimi, der geschickt die unaufhaltsamen Ereignisse des Hochzeitstags mit den Verstrickungen der Vergangenheit verwebt. Die schwedische Bestseller-Autorin zeigt dabei nicht nur ihre erzählerische Finesse, sondern auch ihre Empathie, indem sie die Figuren facettenreich und tiefgründig gestaltet.
Der Schreibstil von Stehn ist mitreißend und prägnant, wodurch die Leser mühelos in die Atmosphäre des Geschehens eintauchen können. Die Autorin beherrscht die Kunst, Spannung zu erzeugen und sie geschickt zu dosieren, was das Buch zu einem regelrechten Pageturner macht. Die Umsetzung der Geschichte ist sehr gut gelungen denn Stehn versteht es, die Vergangenheit der Familien Brandt und Nihlzén auf packende Weise mit dem Hochzeitstag zu verknüpfen. Dabei enthüllt sie wohl dosiert das furchtbare Ereignis, das acht Jahre zuvor Freundschaften zerrissen und Ehen zerbrochen hat.

Die Charaktere sind vielschichtig und authentisch gezeichnet. Ihre Handlungen und Emotionen tragen maßgeblich zur Intensität der Geschichte bei. Die Hochzeit, die die Familien für immer verbinden soll, wird zum Schauplatz für Intrigen und unerwartete Enthüllungen. "Nur eine Lüge" ist ein meisterhaft konstruierter Krimi, der mit jeder Seite tiefer in die Abgründe menschlicher Beziehungen führt und mich bis zur letzten Seite in Atem gehalten hat. Mir hat er sogar noch besser gefallen, als ihr erstes Buch „Happy New Year“.

Bewertung vom 19.11.2023
Taubenschlag / Teit und Lehmann ermitteln Bd.2
Jürgensen, Dennis

Taubenschlag / Teit und Lehmann ermitteln Bd.2


sehr gut

Zweiter Fall für Teit und Lehmann
Lykke Teit und Rudi Lehmann, die bereits im ersten Band der Reihe einen grenzüberschreitenden Fall erfolgreich gelöst haben, dürfen erneut gemeinsam ermitteln. Diesmal in Norddeutschland, das von einer brutalen Mordserie erschüttert wird, deren Opfer scheinbar nichts verbindet außer jeweils einer toten Taube im Schoß. Gleichzeitig werden in einem Berliner Bunker aus der Kriegszeit die Leichen einer Familie entdeckt. Wo liegt die Verbindung zwischen den Fällen?

Was ich an dieser dänischen Krimi-Reihe besonders schätze, sind das sympathische Ermittlerpaar und die gut konstruierten Fälle. Der aktuelle führt weit zurück in die deutsch-deutsche Vergangenheit und kann eigenständig gelesen werden.
Ich habe mich darauf gefreut, Lykke und Rudi in ihrem zweiten Fall zu begleiten. Trotz des großen Altersunterschiedes (die beiden könnten Vater und Tochter sein) arbeiten die beiden sehr harmonisch zusammen und bauen ihre Freundschaft weiter aus. Dies hebt sie von vielen anderen Ermittlern ab. Für Rudi wird der Fall diesmal überraschend persönlich, wobei der Zufall allerdings eine große Rolle spielt. Lykke belastet immer noch der Tod ihrer Tochter und am Anfang des Buches erhält sie einen Hinweis auf den verantwortlichen Hundehalter. Für meinen Geschmack kam ihre Suche in diesem Band leider zu kurz und hätte gerne noch vertieft werden können.

Die Handlung wurde von Dennis Jürgensen wieder sehr spannend und flüssig erzählt. Kurze Kapitel, wechselnde Perspektiven und Schauplätze sorgen für Tempo, ebenso wie Einblicke in die Sichtweise des Täters. Dieser stand zwar schon früh fest, aber seine Motive blieben lange im Dunkeln, so dass die Spannung für mich erhalten blieb. Allerdings begleiten wir ihn auch an einige Tatorte, was gute Nerven erfordert. Der Schwerpunkt lag auf den Ermittlungen, die immer wieder neue Spuren zu Tage förderten und so den Spannungsbogen hoch hielten. Die wahren Hintergründe der Taten blieben lange im Verborgenen. Es hat erneut Spaß gemacht dem sympathischen Duo über die Schulter zu schauen und mit zu rätseln. Es endete in einem Showdown, der die Spannungsschraube nochmals anzog. Die Auflösung und die Hintergründe der Verbrechen sind schlüssig erklärt.

Insgesamt war es eine äußerst gelungene Fortsetzung der dänischen Reihe, der hoffentlich noch weitere folgen werden. Ich bin auf jeden Fall wieder mit dabei wenn Lykke und Rudi gemeinsam ermitteln.

Bewertung vom 05.11.2023
Glutspur / Liv Jensen Bd.1
Engberg, Katrine

Glutspur / Liv Jensen Bd.1


sehr gut

Bewegender und spannender Reihenauftakt
Die ehemalige Polizistin Liv Jensen ist gerade von Jütland nach Kopenhagen gezogen und sucht einen Neuanfang als Privatdetektivin. Ihre Vermieterin, die Krisenpsychologin Hannah Leon hat erst kürzlich ihren Bruder durch Selbstmord verloren und ist auf der Suche nach den Gründen dafür. Da bittet ihr alter Ausbilder Liv um eine Gefälligkeit. Sie soll für ihn einen drei Jahre alten Mordfall an einem Journalisten nochmals untersuchen, da er glaubt, etwas übersehen zu haben. Liv sieht darin ihre Chance wieder Fuß bei der Polizei zu fassen und stürzt sich in die komplexe Ermittlung. Eine Spur führt sie zurück in ihre alte Heimat Jütland und schließlich weit zurück in die Vergangenheit. Inzwischen ermittelt ihr Ausbilder in einem aktuellen Mordfall an einer Museumsangestellten. Ausgerechnet Nima Ansari, der iranische Automechaniker und ihr Nachbar gerät unter Mordverdacht. Alle Todesfälle liegen Jahre auseinander und weisen scheinbar keine Gemeinsamkeiten auf. Aber Liv ist hartnäckig und kann schließlich alle Puzzleteile zusammenfügen.

Ich mochte bereits Katrine Engbergs Kopenhagen-Reihe um Anette Werner und Jeppe Kørner. Auch der erste Fall „Glutspur“ von Liv Jensen konnte mich wieder überzeugen. Mit ihrem gewohnt ruhigen und unblutigen Erzählstil entwickelt sie einen komplexen Kriminalfall, der seine Wurzeln tief in der Vergangenheit hat. Was mich besonders berührt hat, ist der persönliche Hintergrund, den Engberg in die Geschichte einfließen lässt. Verfolgung und Flucht, Verlust und Trauer werden thematisiert. Es geht um Flucht in mehr als einem Sinn. Alle ihre Figuren fliehen vor irgendetwas.

Die Handlung in der Gegenwart wird aus der wechselnden Sicht der Hauptcharaktere erzählt, die gewohnt gut ausgearbeitet sind. Dabei gibt es immer wieder kurze Rückblicke in die Vergangenheit, die man erst nach und nach einordnen kann. Mich hat der komplizierte Fall schnell gefesselt und ich wollte unbedingt die Verbindung zwischen den verschiedenen Opfern erfahren. Liv war mir sofort sympathisch und ich habe ihr gerne bei ihren Nachforschungen über die Schulter geschaut. Sie ist eine gute Ermittlerin, die hartnäckig allen Spuren folgt und die einzelnen Puzzleteile zusammen trägt. Dabei wird sie auch mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert und man erfährt den Grund für ihren Wegzug aus Jütland. Am Ende schafft sie es alle Fäden zu verbinden und den wahren Mörder zu entlarven. Die Auflösung war für mich schlüssig und hat den komplexen Fall sehr gut abgerundet.
Ich freue mich schon auf weitere Fälle mit Liv und hoffe dabei auch Hannah und Nima wieder zu begegnen.

Mit „Glutspur“ ist Katrine Engberg ein vielschichtiger, anspruchsvoller und sehr gut konstruierter Krimi gelungen. Absolut empfehlenswert.

Bewertung vom 18.10.2023
Die graue Stadt
Kuhlmann, Torben

Die graue Stadt


ausgezeichnet

Grau hat viele Farben
Als großer Fan der Mäuseabenteuer war ich sehr gespannt auf das neueste Werk von Torben Kuhlmann. Das Buchcover mit der grauen Stadt, in der Robin mit ihrer gelben Lieblingsjacke der einzige Farbtupfer ist, machte mich sehr neugierig auf die Geschichte. Ein schönes Detail ist auch der Buchtitel, der zunächst grau wirkt, aber wenn man ihn im Licht bewegt, glitzert er in allen Farben des Regenbogens.

Robin ist mit ihrem Vater gerade in eine neue Stadt gezogen. Sie wundert sich sehr darüber, dass hier nicht nur die Häuser, Straßen und Autos grau sind, selbst die Menschen tragen ausschließlich graue Kleidung. Robin liebt Farben, deshalb trägt sie aus Protest fortan ihre leuchtend gelbe Regenjacke obwohl sie damit aneckt. Doch sie findet schon bald Verbündete und macht sich auf die Suche nach den Farben. Dabei kommt sie einem Komplott der Grauwerke auf die Spur. Wird es ihr mit Hilfe ihrer Verbündeten gelingen, die Farben in die Stadt zurückzubringen?

In seinem neuen Bilderbuch für Kinder ab 8 Jahren setzt Torben Kuhlmann ein Zeichen für Buntheit und Vielfalt. Die kurzen Kapitel sind kindgerecht geschrieben und jedes Kapitel wird von einem ganzseitigen Bild (manchmal sogar doppelseitig) sehr detailliert und liebevoll gezeichnet begleitet. Die gelungenen Illustrationen verleihen der Geschichte eine zusätzliche Tiefe. Es machte mir viel Spaß, die schönen Zeichnungen zu betrachten und immer wieder neue Details zu entdecken. Die vielen Schattierungen von Grau fand ich sehr beeindruckend. Ganz nebenbei erfahren die Kinder auch noch etwas über die Brechung des Lichts, Regenbögen und die Farbmischung. Auf der letzten Seite findet sich noch eine Seite mit kurzen Sachinformationen dazu.
Die Protagonistin Robin ist ein starkes, mutiges Mädchen, das für das kämpft, was ihr wichtig ist. Kinder können sich sehr gut mit ihr identifizieren und mitfiebern.
Darüberhinaus enthält das Bilderbuch eine wichtige Botschaft. Es wendet sich gegen das triste Grau, das auch mit Anpassung und Unterordnung gleichzusetzen ist und steht stattdessen für Buntheit, Kreativität und Vielfalt im Leben bzw. in der Gesellschaft.

Torben Kuhlmann ist es gelungen nach den Mäuseabenteuern erneut ein großartiges Bilderbuch zu schaffen, das mit einer mitreißenden, spannenden Geschichte und wunderschönen Illustrationen überzeugt. Kinder und Erwachsene werden gleichermaßen Spaß damit haben, denn es ist auch sehr gut zum Vorlesen geeignet. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 11.10.2023
Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3


ausgezeichnet

Gespenster und Spiritismus
Dies ist bereits der dritte Band der Totengräber-Reihe von Oliver Pötzsch, die mich bereits seit dem ersten Band begeistert. Inspektor Leopold von Herzfeldt muss sich erneut mit einem unheimlichen Phänomen, nämlich Gespenstern und spiritistischen Sitzungen beschäftigen. Mit von der Partie sind natürlich die Tatortfotografin Julia Wolf und der Totengräber Augustin Rothmayer mit seiner Ziehtochter Anna.

Gleich zwei Fälle halten Leo und seine Mitstreiter diesmal in Atem. In der Gruft des Stephansdoms finden Touristen die Leiche eines bekannten Wissenschaftlers, der schon einige Séancen als Schwindel entlarvte. Bei den damals sehr beliebten spiritistischen Sitzungen hatte er bereits einige Betrüger überführt und sich damit Feinde gemacht. Aber schon bald macht das Gerücht eines rachsüchtigen, mordenden Geists die Runde. Leo glaubt natürlich nicht an Geister und macht sich auf die verzwickte Suche nach dem wahren Täter.
Zur gleichen Zeit verschwinden in einem städtischen Waisenhaus Kinder. Als ein früherer Freund von Anna schwerverletzt auf dem Friedhof zusammenbricht und vom Nachtkrapp, einer Spukgestalt fantasiert, der die Kinder geholt hat, will Anna unbedingt mit Augustins Unterstützung herausfinden wer wirklich dahinter steckt. Doch dazu brauchen beide die Hilfe von Leo und Julia.

Beide Fälle sind spannend und fesselnd zugleich und schwer zu durchschauen. Es gibt bei den Ermittlungen viele Verdächtige und so manche Sackgasse. Wechselnde Perspektiven sorgen für einen hohen Spannungsbogen. Erst kurz vor dem Ende löst sich dann alles auf, der eine Fall endet sehr dramatisch, der zweite wird ganz im Stil von Sherlock Holmes von Leo aufgelöst. Pötzsch ist ein sehr guter Geschichtenerzähler, der den Krimi sehr spannend, mit Humor und viel Wiener Flair erzählt. Ihm ist es wichtig, die Zeit in der die Geschichte spielt, möglichst getreu abzubilden und das ist ihm wieder hervorragend gelungen. In seinem Nachwort erklärt er wieder viel Wissenswertes über die historischen Hintergründe.

Was mir an dieser Reihe neben den spannenden Fällen und dem historischen Setting besonders gefällt, sind die interessanten und authentischen Charaktere, die Ecken und Kanten und neben ihrer unterschiedlichen Herkunft so manches Geheimnis haben.
Es hat mir großen Spaß bereitet, Leo, Julia, Augustin und Anna erneut bei ihren spannenden Ermittlungen zu begleiten und wieder ein bisschen mehr über sie zu erfahren. Aber Leo wird nicht nur von den Ermittlungen gefordert, sondern auch von seiner Mutter, die für einen Besuch in Wien weilt. Dabei wird seine Beziehung zu Julia erneut auf die Probe gestellt. Augustin schreibt inzwischen an seinem dritten Buch „Spuk und Geistererscheinungen“, aus dem es wieder passende Auszüge zu lesen gibt. Er steht Leo wieder mit seinem Rat zur Seite, aber er recherchiert auch selbst im Fall der verschwundenen Waisenkinder, um der mutigen Anna zu helfen. Mehr als genial ist auch der Gastauftritt eines sehr bekannten englischen Kriminalschriftstellers, der wunderbar in die Handlung integriert wurde.

Ich mag diese historische Krimi-Reihe wegen ihrer liebenswerten und teils skurrilen Charaktere, dem unvergleichlichen Wiener Schmäh, der besonders durch den Dialekt unterstrichen wird und der detaillierten Beschreibungen des historischen Wien. Auch der dritte Band konnte mich wieder voll und ganz überzeugen. Ich fiebere schon dem nächsten Fall entgegen.

Bewertung vom 07.09.2023
Die Schwarze Königin
Heitz, Markus

Die Schwarze Königin


ausgezeichnet

Draculesti
Mit seinem neuesten Dark-Fantasy-Roman ist Markus Heitz wieder zu den Vampiren zurückgekehrt. Mit der Figur der Barbara von Cilli (der Schwarzen Königin) hat der studierte Historiker eine faszinierende historische Persönlichkeit in den Mittelpunkt gestellt, die als Gemahlin des ungarischen Königs Sigismund auch einen Ruf als Alchemistin und Astrologin hatte. Sein daraus entstandener Roman verbindet perfekt historische Fakten mit fiktivem bzw. fantastischem und ist sehr komplex, detailreich und atmosphärisch düster angelegt. Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, die sich jeweils abwechseln. Ein Glossar und ein Personenverzeichnis am Anfang helfen dabei den Überblick zu behalten.

In der Gegenwart geht es um den jungen Len, der eine Bustour nach Prag unternimmt, die für ihn völlig anders verläuft als erwartet. Er wird plötzlich von Vampiren gejagt, die ihn für einen Draculesti, den letzten Nachfahren von Vlad II halten, und damit einen Feind der Blutsauger. Außerdem wollen sie die Rückkehr der Schwarzen Königin verhindern.
Die zweite Zeitebene, der historische Teil, führt uns zurück zum Beginn des 15. Jahrhunderts und beschreibt vor allem wie Barbara zur Alchemie kam. Am Hof lernt sie Vlad II kennen, dessen Heimat von den Strigoi bedroht ist. Gemeinsam planen sie den Kampf und die Vernichtung der Blutsauger. Doch neben dem Schwert von Vlad benötigen sie ein stärkeres Mittel, dass Barbara in der Alchemie zu finden hofft. Was ihr von ihren Gegnern den Ruf als Schwarze Königin einbringt.

Beide Erzählstränge sind gleichermaßen spannend, actionreich und blutig, wobei mich der historische um Barbara und Vlad ein wenig mehr gefesselt hat. Der Plot bot einige überraschende Wendungen. Das Ende war etwas offen gehalten, was mich aber nicht weiter gestört hat. Hier deutet sich eine Fortsetzung an, wie es Heitz auch im Nachwort andeutet. Der Erzählstil hat mir sehr gut gefallen, er ist fesselnd, detailliert, sorgt durchweg für eine düstere Atmosphäre und ist sehr flüssig zu lesen. Trotzdem musste ich ab und zu zurückblättern um den Überblick zu behalten, denn die Handlung ist sehr dicht.
Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet, lebendig und facettenreich, die Schauplätze so beschrieben, dass ich klare Bilder davon im Kopf hatte. Besonders gut hat mir der Charakter von Barbara gefallen. Sie ist eine starke Frauenfigur und für die damalige Zeit sehr mutig, klug und emanzipiert. Aber auch Len hatte meine Sympathien. Anfangs unsicher und ängstlich macht er eine starke Entwicklung durch und wächst schließlich über sich hinaus.

Mich hat der Roman begeistert und mir eine spannende Lesezeit beschert. Ich kann nur eine absolute Leseempfehlung aussprechen und hoffe sehr, dass es irgendwann eine Fortsetzung gibt!

Bewertung vom 09.08.2023
Der Follower / Tom-Bachmann-Serie Bd.3 (eBook, ePUB)
Meyer, Chris

Der Follower / Tom-Bachmann-Serie Bd.3 (eBook, ePUB)


sehr gut

Spannend und blutig!
Auch im dritten, blutigen Fall des BKA-Profilers Tom Bachmann, dem sogenannten Seelenleser, braucht man als Leser wieder starke Nerven.
Chris Meyer, die sich selbst beruflich mit Serienmördern beschäftigt, lässt uns wieder tief in die menschlichen Abgründe blicken, indem sie die grausamen Taten des „Followers“ sehr detailliert und blutig in Szene setzt. In diesem Fall spielt Nekrophilie ein wichtige und Gänsehaut erzeugende Rolle, denn der Täter hat es auf die Beine seiner Opfer abgesehen. Da auch in diesem Band neben den aktuellen Ermittlungen Toms Vergangenheit wieder eine große Rolle spielt, empfehle ich zum besseren Verständnis mit dem ersten Band der Reihe der zu starten.

Der Plot, den Chris Meyer entspinnt ist wieder spannend, rasant und von der ersten Seite an absolut fesselnd. Kurze Kapitel und wechselnde Perspektiven drehen an der Spannungsschraube und Tom hat mit seinem Team bis zuletzt alle Hände voll zu tun, den Täter und seine Motive zu entlarven, was am Ende auch in einem dramatischen Wettlauf mit der Zeit gelingt. Als Leser schaut man nicht nur Tom bei seinen Ermittlungen über die Schulter, sondern man erhält auch verstörende Einblicke in den Kopf des Täters, sowie in Toms nicht weniger verstörende Kindheit. Sein alter Freund Aaron taucht ebenso wieder in einer Nebenhandlung auf, wie sein Vater. Dieser Handlungsstrang wartet mit einer großen Überraschung am Ende auf, was mich gespannt auf eine Fortsetzung macht.

Auch dieser Band ist wieder ein echter Pageturner, der meinen Serienkiller-Thriller-Geschmack voll getroffen hat. Alle Fans dieses Genres, die nicht vor blutigen Schilderungen zurück schrecken, sollten bei dieser Reihe zugreifen.

Bewertung vom 02.07.2023
Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Packend, atmosphärisch und intensiv
In der Hitze des Sommers 1994 wird in Stockholm eine dunkelhäutige, junge Frau vergewaltigt und erdrosselt aufgefunden. Der traumatisierte Kriminalkommissar Tomas Wolf ist einer der ersten am Tatort. Er kann den Anblick der Toten kaum ertragen, die ihn an seine Zeit als UN-Soldat im Balkankrieg erinnert. Er ahnt noch nicht, dass dies erst der Anfang ist. Zur gleichen Zeit recherchiert die Journalistin Vera Berg in dem Mordfall und entdeckt Parallelen zu einer anderen Tat. Als in der kleinen Stadt Falun ein schrecklicher Amoklauf das Land erschüttert, kreuzen sich die Wege von Vera und Tomas und gemeinsam machen sie Jagd auf den brutalen Frauenmörder.

„Sommersonnenwende“ ist der packende Auftakt einer neuen, schwedischen Krimireihe. Es ist der erste gemeinsame Krimi des bekannten Krimiautors Pascal Engman zusammen mit dem bekannten Journalisten Johannes Selåker. Der Schreibstil der beiden hat mir sehr gut gefallen. Trotz der fast 600 Seiten gab es für mich keine Längen und die Perspektivwechsel und kurzen Kapitel sorgten für konstante Spannung und ein hohes Tempo. Die Besonderheit ist, dass uns die Autoren in der Zeit zurückführen, in den heißen WM-Sommer 1994, in dem die schwedische Fußballmannschaft Erfolge feierte und gleichzeitig ein schrecklicher Amoklauf das Land erschütterte. In Jugoslawien tobte der Balkankrieg, es gab noch keine Rauchverbote, keine Smartphones oder Internet. Den beiden Autoren ist es sehr gut gelungen die Atmosphäre dieses für die Schweden besonderen Sommers in ihrer Story um die Jagd nach dem Serienmörder einzufangen.
Sehr gut gefallen haben mir auch die beiden Protagonisten Tomas und Vera, die beide von ihrer Vergangenheit eingeholt werden. Tomas hat immer noch die schrecklichen Bilder seines Auslandseinsatzes im Kopf. Er hat Angstattacken und Probleme wieder in den Alltag zu finden. Außerdem hat er eine Vergangenheit in der rechten Szene als Skinhead, die er zwar hinter sich gelassen hat, im Gegensatz zu seinen Brüdern.
Vera ist eine leidenschaftliche Journalistin, die für eine gute Story schonmal Grenzen überschreitet. Sie hat gerade ihren Freund Jonny, einen drogensüchtigen Kriminellen und Mitglied einer Motorradgang verlassen, bei dem sie Schulden hat und dessen kleinen Sohn Sigge mitgenommen statt ihn dem Jugendamt zu übergeben.
Das Privatleben der beiden nimmt einigen Raum ein, was ich mir bei einer Reihe auch wünsche. So kann man sie nach und nach kennenlernen und ihre Entwicklung verfolgen. Ihre privaten Probleme und ihre jeweilige Vergangenheit sind jedoch so gut mit der Haupthandlung verwoben, dass es insgesamt eine Bereicherung des Buches ist. Beide Charaktere waren mir mit ihren Handlungen nicht immer sympathisch aber das mussten sie auch gar nicht.

Der Auftaktband des Autorenduos ist mehr als gelungen. Sie haben einen packenden Krimi in skandinavischer Tradition vorgelegt, der aktuelle Themen wie Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus aufgreift und mit den facettenreichen Protagonisten überzeugen kann. Genau die richtige Lektüre für heiße Sommertage!

Bewertung vom 14.06.2023
So weit der Fluss uns trägt
Read, Shelley

So weit der Fluss uns trägt


ausgezeichnet

Berührende Lebensgeschichte
Der Roman „So weit der Fluss uns trägt“ von Shelley Read zeichnet die bewegte Lebensgeschichte von Victoria Nash, die auf einer abgeschiedenen Farm am Gunnison River in Colorado in den 1940er Jahren aufwächst. Schon mit 12 Jahren muss sie die Rolle ihrer früh verstorbenen Mutter übernehmen und den Haushalt für ihren verbitterten Vater, den jähzornigen Bruder und den kriegsversehrten Onkel führen. Es ist ein karges Leben, dass von ihren Pflichten im Haushalt und auf der Pfirsichplantage der Familie bestimmt ist. Bis eines Tages ein geheimnisvoller Fremder in Iola zufällig ihren Weg kreuzt und ihr bisheriges Leben auf den Kopf stellt. Sie verlieben sich, aber Wil wird wegen seiner indianischen Abstammung im Ort verachtet und muss sich verstecken. Ihre heimliche Liebe bleibt aber nicht ohne Folgen und Victoria ist schon bald gezwungen ihr vertrautes Leben aufzugeben und in die Wildnis zu fliehen, in der sie nicht nur um ihr eigenes Überleben kämpfen muss. Bald muss sie eine unmögliche Entscheidung treffen.

Shelley Read hat mich mit ihrem Roman sehr berührt. Sie ist selbst in Colorado in den Elk Mountains zu Hause und ihre Heimat hat sie zu dieser Geschichte inspiriert. Ihr Erzählstil ist sehr poetisch, einfühlsam und bildreich und sie hat ein großartiges Talent die wunderbare Landschaft Colorados, die Big Blue Wilderness so zu beschreiben, dass man selbst glaubt die Geräusche und Gerüche zu spüren und selbst am Gunnison River zu sitzen. Ihr gelingt es wunderbar ihre Figuren wirklich lebendig werden zu lassen, so dass man eine genaue Vorstellung von ihnen hat. Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Viktoria erzählt. Das gab mir das Gefühl ihr besonders nah zu sein und ich konnte ihre Gedanken und Gefühle sehr gut nachempfinden und verstehen. Von den ersten Seiten an habe ich mit ihr mitgefiebert und mitgelitten. Wir folgen Viktoria über einen Zeitraum von fast 4 Jahrzehnten und erleben ihre Entwicklung von einem gehorsamen, schüchternen Mädchen das nicht aufmuckt, zu einer selbstbewussten, starken Frau, die in ihrem Leben viele Schicksalsschläge einstecken muss aber immer wieder die Kraft findet weiter zu machen, egal wie aussichtslos es erscheint. Es geht um Liebe, Trauer, Familie, Heimat, die wunderbare Natur aber auch um Rassismus. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und als ich am Ende war, (das Victorias Geschichte übrigens sehr gut abgerundet hat) hätte ich am liebsten wieder von vorne angefangen. Jeder Pfirsich in den ich beiße, wird mich immer an Victorias Geschichte und ihren unglaublichen Überlebenswillen und die Stärke die sie gezeigt hat erinnern.
Es war für mich ein ganz besonderes Buch, das mich nachhaltig beeindruckt und berührt hat.
Das Cover, das eine Flusslandschaft mit einer badenden Frau vor imposanten Bergen zeigt, rundet das Leseerlebnis weiter ab.

Wer Bücher über starke Frauen und beeindruckende Naturschilderungen mag, wird dieses hier sicher lieben.

Bewertung vom 23.05.2023
Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3


ausgezeichnet

Der Donnerstagsmordclub ist zurück!
Ich habe bisher alle Bände mit wachsender Begeisterung verschlungen und auch der dritte konnte mich wieder auf ganzer Linie begeistern. Er schließt nahtlos an den zweiten Band an und ich würde raten die Reihenfolge einzuhalten, da die Hauptcharaktere nicht mehr ausführlich vorgestellt werden.
Diesmal hat sich das rüstige Seniorenquartett den kniffligen Cold Case einer ermordeten Journalistin vorgenommen, die einem riesigen Steuerbetrug auf der Spur war. Doch kaum haben Elisabeth, Joyce, Ron und Ibrahim mit ihren Ermittlungen begonnen, als der Fall plötzlich brandheiß wird. Dann wird auch noch Elisabeth entführt und von ihrem Widersacher vor eine scheinbar ausweglose Entscheidung gestellt. Verzwickte Situationen sind aber glücklicherweise das Spezialgebiet des Donnerstagsmordclubs.

Ich habe das sympathische Seniorenquartett seit dem ersten Band fest ins Herz geschlossen und mich wieder gerne mit ihnen in die Ermittlungen gestürzt, die zuweilen auch turbulent und unorthodox ablaufen. Natürlich sind auch bekannte Charaktere aus den anderen Bänden wieder mit von der Partie wie die Polizisten Donna und Chris und Bogdan, ihr Mann für alle Fälle, der immer dann zur Stelle ist, wenn sie ihn brauchen. Sie alle haben wieder neue Facetten dazu gewonnen und am Ende sogar ein paar neue Freunde.

Richard Osman hat sich wieder einen äußerst kniffligen und wendungsreichen Fall für seine Senioren-Gang ausgedacht und ihnen neue Feinde, aber auch neue Freunde zur Seite gestellt. Mit seinem besonderen Erzählstil, sehr britisch, humorvoll aber auch warmherzig, hat er mich auch diesmal wieder sehr gut unterhalten. Durch ihre clevere Kombinationsgabe gelingt es der Gang natürlich am Ende (fast) alle losen Enden zu verbinden und den Täter zu stellen. Die Auflösung hat mich total überrascht, denn mit diesem Täter hatte ich nicht gerechnet. Es machte riesigen Spaß zu verfolgen, wie sie ihm eine Falle stellten und ihm ein Geständnis entlockten. Ein kleines Glied in der Kette fehlte aber noch, und das wird sicherlich im vierten Band aufgelöst. Ich bin immer traurig, wenn ich die letzte Seite umgeblättert habe, und fiebere schon jetzt der Fortsetzung entgegen.

Fazit: Eine äußerst gelungene Fortsetzung mit einem verzwickten Fall, liebenswert skurrilen Charakteren und viel britischem Humor.