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givemeabook

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Insgesamt 30 Bewertungen
Bewertung vom 06.03.2024
Der Stich der Biene
Murray, Paul

Der Stich der Biene


ausgezeichnet

Eine Familie, gefangen in einer stetigen Abwärtsspirale

Die ersten Sätze beschreiben einen Mord. Im Nachbarort hatte ein Mann seine Familie umgebracht. Als er fertig war, richtete er die Waffe gegen sich selbst. Warum? Was für Geheimnisse hat er gehabt? Affären, Sucht und versteckte Dateien auf seinem Computer? Cass' Freundin Elaine schaut die trostlose Hauptstraße ihrer Stadt hinunter und wundert sich, dass so etwas nicht öfter passiert.

Der Stich der Biene spielt in einer irischen Kleinstadt in der Nähe von Dublin. Cass gehört zu der einst wohlhabenden Familie Barnes, die von der Finanzkrise 2008 hart getroffen wurde. Zur Familie Barnes gehören Dickie, der das von seinem Vater gegründete Autohaus mit Werkstatt übernommen hat und das er leitet. Dickie hat leider kein Händchen für den Autoverkauf. Erschwerend kommt hinzu, dass Dickie nach einem Gespräch mit seiner Tochter Cass über die Umwelt seinen Kunden lieber vom Kauf eines Autos abraten würde, als ihnen eines zu verkaufen. Darüber hinaus stiehlt ein zwielichtiger Mechaniker Katalysatoren und schadet dem Ruf der Familie Barnes. Die Umsätze beginnen immer mehr zu sinken, und das Autohaus steht kurz vor dem Zusammenbruch.

Imelda, die glamouröse Mutter, ist der Meinung, dass Dickie nicht genug tut, um das Unternehmen zu retten. Sie, das einst "schönste Mädchen der vier Provinzen" beginnt verärgert ihre Besitztümer zu verkaufen, um über die Runden zu kommen.

Cass, die Tochter, hat gerade die Highschool abgeschlossen und reagiert auf die Krise mit zuviel Alkohol. Sie hofft aus der Kleinstadt wegzukommen und mit ihrer besten Freundin Elaine das Trinity College in Dublin besuchen zu können.

Ihr bekümmerter jüngerer Bruder PJ wird von einem Jungen bedroht, der behauptet, daß seine Mutter bei der Autoreparatur von seinem Vater Dickie betrogen wurde. Er verbringt seine Tage damit, mit einem Fremden Videospiele zu spielen und SMSen auszutauschen, um seine Flucht zu planen und der Misere zu entkommen.

Die Geschichte wird aus der Perspektive jedes einzelnen Familienmitglieds erzählt. Rückblenden enthüllen die frühere Armut Imeldas und wie sie mit einem gewalttätigen Vater aufwächst. Imeldas Abschnitte enthalten keine Zeichensetzung, was vielleicht ein Hinweis auf ihre mangelnde Bildung oder das Durcheinander in ihren Gedanken sein könnte. Frank, Imeldas große Liebe, kam bei einem tragischen Autounfall ums Leben. Frank war ein gutaussehender Fußballspieler - und Dickies Bruder. Imelda ist völlig durcheinander und von Trauer überwältigt, als sie an seiner Stelle seinen Bruder Dickie heiratet. An ihrem Hochzeitstag wird Imelda von einer Biene gestochen, die sich unter ihrem Schleier verirrt hat. War das ein böses Omen oder etwas wie eine Strafe, dass sie an Franks Stelle seinen Bruder Dickie geheiratet hat?

Die Rückblicke enthüllen auch Dickies alte Leidenschaften aus seiner Studentenzeit vor zwanzig Jahren am Trinity College in Dublin. Er wird von seinen sexuellen Abenteuern eingeholt, die seine geschäftlichen Sorgen noch übertreffen, als ein Erpresser droht, ihn zu vernichten. Doch anstatt seine Ängste zu äußern, baut Dickie mit Hilfe seines Handwerkers, dem Prepper Victor, einen Bunker im Wald. Es scheint, als versuche sich Dickie mit diesem Sicherheitsbereich vor negativen Einflüssen aus seiner Umgebung zu schützen.

Der Stich der Biene ist eine epische Geschichte, die 700 Seiten umfasst. Die unzähligen persönlichen Dramen der Familie Barnes sind düster und voller Widersprüche und doch auch voller Möglichkeiten. Es gibt kein eindeutiges Ende, es sei denn, man spürt, dass sich der Kreis geschlossen hat. Das zu entscheiden bleibt dem Leser überlassen.

Paul Murray hat die Vergangenheit zur Gegenwart gemacht aus deren Bann ich mich nicht entziehen konnte. Ein zum Nachdenken anregender Roman, den ich weiterempfehlen möchte.

Bewertung vom 15.02.2024
Die Influencerin
Russ, Rebecca

Die Influencerin


gut

Das Leben mit der Öffentlichkeit teilen und in die Abgründe der Social Media-Welt stürzen

Ein tolles Cover. Wie tausend Scherben, blutrot eingefärbt, glänzend und scharfkantig. Das geniale haptische Feeling beim darüberstreichen mit den Fingern lässt die kommende Zerstörung erahnen...
Auch der Klappentext klingt gut und ich habe einen spannenden Thriller erwartet.

Sarah ist eine einflussreiche Fitness Influencerin, ein Vorbild, dem man vertrauen kann. Doch als eine junge Followerin stirbt, gibt die Online-Welt Sarah die Schuld an ihrem Tod. Eine Welle aus Hass schlägt ihr entgegen und sie löscht all ihre Social-Media-Apps und verkriecht sich in ihrem Haus. Doch plötzlich erscheint ein neuer Instagram-Account in Sarahs Namen. Wer steckt hinter dem Fake-Account? Wie kann es sein, dass der Betreiber ihre persönlichen Geheimnisse kennt? Die Bedrohung wächst und macht auch vor ihrer Familie nicht halt.

Schon auf den ersten Seiten wird klar, wie Sarah die Bewunderung ihrer Follower bekam, als sie bekannte, dass sie vieles nur aufgenommen hat, weil es hip und in war und zu der Rolle passte, die sie spielte. Das hat sie bei mir einige Sympathiepunkte gekostet und mein Mitleid mit ihr hielt sich in Grenzen. Auf der anderen Seite wird gut beschrieben, wie sehr sich Sarah mit ihrem Influencer-ich identifizieren musste und wie viel Arbeit in den Posts und Stories steckt. Dazu noch der Druck, der auf Sarah lastet, dreht sich doch alles nur um Klicks und Follower. Obwohl Sarah ihr ganzes Leben mit ihrer Community teilt, schafft sie es nicht, sich den Vorwürfen zum Tod von Leonie zu stellen. Warum auf einmal so schüchtern?

Es hat eine Zeitlang gedauert, bis die Geschichte an Tempo aufgenommen hat. Die Story wird aus Sarahs Perspektive erzählt, die Kapitel wechseln zwischen ihrer Sicht und der einer ominösen Person, die sie stalked. Durch die Titelergänzung auf dem Cover "Ich folge dir. Ich verfolge dich. Ich zerstöre dich" wurden in mir Erwartungen geweckt, die nicht erfüllt wurden. Sarahs Kapiteln sind Hasskommentare vorangestellt, die verletzend sind und ihr Selbstwertgefühl weiter angreifen.

"Die Influencerin" ist ein Buch über die Abgründe und Oberflächlichkeit der Social Media-Welt, bei dem die Spannung jedoch im unteren Bereich blieb. Rebecca Russ hat Sarahs Geschichte flüssig und realitätsnah dargestellt. Ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen gelesen und kann es als unterhaltsame Lektüre empfehlen.

Ich vergebe drei Sterne, weil ich bei einem Thriller mehr Spannung und Nervenkitzel erwarte.

Bewertung vom 04.02.2024
Gestehe
Faber, Henri

Gestehe


ausgezeichnet

Ich gestehe: einer der besten Thriller, die ich seit langem gelesen habe

Der Buchtitel "Gestehe" ist einprägsam und hat sofort meine Neugierde auf den Inhalt geweckt. Aber auch die haptische Wahrnehmung des Titels mit den feinverzweigten Blutgefäßen ließ mich immer wieder darüber streichen. Sehr gelungen!

Was macht man, wenn man als Star-Ermittler an einen Tatort kommt, der zwar die Polizei vor ein Rätsel stellt, den man selbst aber kennt? Diese Frage muss sich der Wiener Star-Ermittler Johann "Jacket" Winkler stellen. Das Opfer wurde grausam ermordet und mit einem mysteriösen Wort markiert: GESTEHE. GESTEHE ist der Titel seines eigenen, bis jetzt jedoch unveröffentlichten Romans, den bis zum heutigen Tag noch keiner gelesen hat. Oder doch? Ein neuer Fall, der es in sich hat...

Johann "Jacket" Winkler würde durch einen spektakulären Fall zur nationalen Berühmtheit.
Über den Fall hat er ein Buch herausgebracht und ist seither für das Volk ein Held, für seine Kollegen aber nur ein Showbulle.
Mir war er sofort unsympathisch. Seine Bekanntheit und die Vertrautheit mit einigen seiner Vorgesetzten erlauben es ihm, Regeln außer Kraft zu setzen. An Tatorten scheint er alle Vorgaben vergessen zu haben und inszeniert selbstherrliche Auftritte.

Zur Aufklärung des neuen Falls bekommt Jacket ausgerechnet Mohammad Moghaddam zur Seite gestellt. Für Momo, wie er zu seinem Ärger von den Kollegen genannt wird, ist dies endlich die Gelegenheit, sich zu bewähren und sich als Ermittler einen Namen zu machen. Eigentlich ist Momo ein waschechter Niederösterreicher. Sein Name (Mohammad Moga-dingsda) und seine Hautfarbe machen es ihm schwer, ohne die üblichen Vorurteile behandelt zu werden. Er ist anständig, arbeitet genau, hat eine zu ihm haltende Freundin und war mir sofort sympathisch.

Jacket macht während dem Fortgang der Geschichte eine ziemliche Wandlung durch. Vorbei ist es mit dem mir unsympathisch sein. Auch Momo wächst über sich hinaus und mausert sich zu einem selbstbewussten und erfolgreichen Ermittler.
Die Spannung ist hoch, genauso wie das mitfiebern und gieren nach dem nächsten Kapitel. Die Kapitel haben die perfekte Länge und wechseln zwischen Jacket's Sicht und Momo's Sicht hin und her. Unvorhersehbare Wendungen haben mich wie ein Blitz getroffen.

Henry Waber, oder Laber oder so ähnlich (lese unbedingt diesen Thriller um diesen Gag zu verstehen) hat sich selbst übertroffen. Für mich der bis jetzt beste Thriller von ihm.
Fünf Sterne+

Bewertung vom 14.01.2024
Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4


ausgezeichnet

Der Donnerstagsmordclub is back and better than ever! Dieses Buch zu lesen ist eine wahre Freude

Das hätten sie sich ja denken können, die Hobbyermittler des Donnerstagsmordclubs. Ein Jahr ohne Mordfall haben sie sich zu Weihnachten gewünscht, doch nur wenig später – dahin der fromme Wunsch. Der Tote: Kuldesh Shamar, ein Antiquitätenhändler, der am Morgen nach den Festtagen unglücklicherweise in ein Drogengeschäft verwickelt wird, was er am Abend mit seinem Leben bezahlt. Von dem wertvollen Paket, das er aufbewahren sollte, fehlt jedoch jede Spur. Nicht unbedingt zur Freude der Beteiligten. Mittendrin in dieser Löwengrube aus Dealern, Fälschern und Betrügern, die dem Paket hinterherjagen, die vier Senioren aus Coopers Chase. Und sie sind wütend, denn der Tote war nicht irgendwer, sondern ein alter Freund von Elizabeths Ehemann Stephen. Zieht euch warm an, möchte man den Ganoven da zurufen - aber nicht, weil gerade Winter ist.

Die Mitglieder des Donnerstagsmordclubs sind Elizabeth - eine ehemalige Geheimagentin, Ron - ein ehemaliger Gewerkschaftsführer, Ibrahim - ein ehemaliger Psychiater und nicht zuletzt Joyce – die inzwischen achtzig Jahre alt ist. Richard Osman scheut sich nicht, die gesundheitlichen Herausforderungen darzustellen, die mit dem Älterwerden einhergehen. Auch die unvermeidlichen Verluste und die Suche nach Möglichkeiten weiterleben zu können, wenn die Liebe des Lebens stirbt. Ehrlich gesagt habe ich in diesem Buch eine der berührendsten Szenen meines Lebens gelesen, Tränen inklusive. Wenn Sie das Buch gelesen haben, wissen Sie, wovon ich spreche.

„Ein Teufel stirbt immer zuletzt" gibt aufschlussreiche Einblicke in das Antiquitätengeschäft, Kunstfälschungen, Drogenschmuggel und Online-Liebesbetrug. Die vier Senioren sind mir bereits durch die Vorgängerbände bekannt und ich mag sie sehr. Ich liebe ihre Kameradschaft, ihre Scherze und Joyces Tagebucheinträge. Der Autor lässt den Leser das Geschehen durch die Augen der verschiedenen Personen erleben, so daß sich das Lesen sehr abwechslungsreich gestaltet. Durch diese Erzählweise erfährt man viel mehr über die Handlung und bekommt Einblicke in die Ansichten der Charaktere. Es war wieder eine Freude, die fabelhaften, wenn auch alternden Mitglieder des Donnerstagsmordclubs bei ihren Ermittlungen zu begleiten. Sie bleiben auch beim überschreiten von Grenzen und beim brechen von Regeln sympathisch und authentisch, müssen sie doch ihren Freunden bei der Polizei helfen, eine ganze Anzahl von Teufeln unschädlich zu machen.

Meine Meinung: Sehr empfehlenswert. Wenn Sie Joyce, Elizabeth, Ron und Ibrahim (und vielleicht ein Neuzugang Computer-Bob?) noch nicht kennen, würde ich Ihnen empfehlen, ihre Bekanntschaft zu suchen. Ernsthaft. Machen Sie es!

Bewertung vom 21.07.2022
Samson und Nadjeschda
Kurkow, Andrej

Samson und Nadjeschda


ausgezeichnet

Historischer Kriminalroman in den Wirren nach der Russischen Revolution

Im Frühjahr 1919 kommt es in Kiew zu Unruhen, die dem jungen Samson und seinem Vater zum Verhängnis werden. Sein Vater kommt zu Tode und Samson verliert ein Ohr. Aufgrund seltsamer Umstände – dank des Schreibtisches des verstorbenen Vaters – bekommt Samson eine Stelle bei der Polizei. Obwohl er keinerlei Erfahrung besitzt, beginnt Samson ohne zu zögern sofort mit der Arbeit.
Sein erster Fall ist gleich äußerst mysteriös: ein Knochen aus reinem Silber, ein Anzug aus feinem englischem Tuch und ein rätselhafter Mordfall geben ihm Rätsel auf. Zum Glück steht ihm die patente Nadjeschda zur Seite, die ihm bei den Ermittlungen hilft und in die er sich schon bald verliebt.

Samson und Nadjeschda ist ein erbaulicher Kriminalroman vor sehr interessantem historischem Hintergrund. Das Alltagsleben in den Wirren der Russischen Revolution ist teils absurd und fantastisch dargestellt. Ich mag das Skurrile und habe die Lektüre sehr genossen.

Ich bin voller Erwartung, wie Samsons und Nadjeschdas Geschichte weitergeht.

Von mir eine Leseempfehlung und fünf Sterne.

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Bewertung vom 25.06.2022
Fischers Frau
Kalisa, Karin

Fischers Frau


gut

Wellen, Möwen, Fische, Sanddisteln, Koggen und Anker waren die Rettung aus großer Not in schweren Zeiten. Interessante Fakten zu den Persern der Ostsee.

"Fischers Frau" von Karin Kalisa ist ein Roman, in dem Historisches mit Fiktion verwebt ist. Das echte, historische, ist die Geschichte der Pommerschen Fischerteppiche, die Fiktion ist das Leben von Mia und Nina.
Als Ende der 1920er Jahre ein dreijähriges Fischfangverbot die Fischer an der Ostsee arbeitslos macht, setzen sie sich an Webstühle und knüpfen Teppiche, die ihre Welt der See zeigten.
Die Geschichte springt zwischen zwei Zeitebenen hin und her. Mia, eine Greifswalder Faserarchäologin aus dem Heute, bekommt einen wunderschönen Pommerschern Fischerteppich zur Begutachtung auf ihren Tisch.
In der Borte entdeckt Mia den Namen der Knüpferin, Nina. Hat Nina aus dem Gestern vor vielen Jahren diesen außergewöhnlichen Teppich geknüpft?
Er ist wunderschön, leuchtet in fast unendlich vielen verschiedenen Grüntönen, und ist ganz anders, als die anderen Teppiche dieser Art. Mias Kollege meint: "Nicht daß es eine Fälschung ist".
Dieser Satz wirft Mia in ihre schwierige Vergangenheit zurück. Nur durch den Aufbau eines Lebens ohne Höhen und Tiefen ist sie den Anforderungen des täglichen Lebens gewachsen. Doch die Spur des Teppichs führt nach Zagreb. Um den Geheimnis des Teppichs auf die Spur zu kommen, muss Mia ihr sicheres, mittelmäßiges Leben verlassen und sich auf die Reise nach Zagreb machen.
Karin Kalisa erzählt vom Leben der beiden Frauen in schönen, oft aber auch sehr langen Sätzen. Beider Leben, wenn auch viele Jahre dazwischen liegen, gleichen sich. Irgendwann driftet der Roman in die Richtung Liebesroman ab. Für mich etwas zu viel Liebesgeschichte, ich hätte gerne mehr über die Pommerschen Fischerteppiche gelesen.
Meine Erwartung würde nicht ganz erfüllt, aber trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen. Karin Kalisa hat die Pommerschen Fischerteppiche vor meinen Augen lebendig werden lassen und ich habe einiges dazugelernt. Der Roman ist ein Märchen, an dessen Ende die Erkenntnis steht, dass etwas nicht unbedingt "echt" sein muss, um dennoch wahrhaftig und keine Fälschung zu sein.
Ich vergebe gute 3 Sterne und eine Leseempfehlung an alle die gewillt sind, lange Sätze auch zweimal zu lesen.

Bewertung vom 04.03.2022
Der dreizehnte Mann / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.2
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der dreizehnte Mann / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Der dreizehnte Mann ist der 2. Band der Justiz-Krimi-Reihe des ehemaligen Strafverteidigers Florian Schwiecker und des Rechtsmediziners Michael Tsokos. Das Insiderwissen und nicht zuletzt die Persönlichkeiten der beiden Autoren finden sich eins zu eins in den Schlüsselpersonen von Strafverteidiger Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer wieder.

Der unscheinbare Timo Krampe kommt mit der Journalistin Anja Liebig in Roccos Anwaltskanzlei. Timo wollte mit seinem Freund Jörg einen Skandal von enormer Sprengkraft aufdecken und mit Hilfe der Journalistin an die Öffentlichkeit bringen. Doch jetzt ist Jörg verschwunden und Timo macht sich große Sorgen.

Wenig später obduziert der Rechtsmediziner Justus Jarmer eine Wasserleiche. Es spricht einiges für die Annahme, dass es sich um den ermordeten Jörg handelt. Nun scheint auch Timos Leben in Gefahr. Rocco will Timo helfen und übernimmt das Mandat.

Nach dem Fall Nölting (1. Band) haben sich Rocco und Justus besser kennengelernt. Aus einer beobachtenden Bekanntschaft hat sich ein zunehmend vertrauensvolleres und sehr respektvolles Verhältnis entwickelt. Durch die unterschiedlichen Betrachtungsweisen der beiden kommen die Recherchen im Fall Timo Krampe gut voran. Auch Roccos Freund und Privatdetektiv Tobi Baumann trägt einiges zur Aufklärung bei. Was dabei enthüllt wird, ist wahrlich brisant. Was so unglaublich klingt, ist doch wahr. Durch das Granther-Experiment (in Wirklichkeit das Kentler-Experiment) wurden in Berlin seit Ende der 1960er-Jahre bis Beginn der 2000-er Jahre Pflegekinder von Jugendämtern an Pädophile vermittelt. Jörg und Timo waren Opfer dieses Kindermissbrauchs.

Durch die kurzen Kapitel, die sich in ihrem zeitlichen Ablauf aneinanderreihen, bleibt die Spannung und der Wunsch weiterzulesen ungebrochen. Die Charaktere von Rocco, dem Strafverteidiger mit eigener Kanzlei und ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und Justus, dem Rechtsmediziner mit hohen moralischen Ansprüchen, könnten nicht korrekter und anständiger sein.

Das Ende wartet mit einer Wendung auf, die absolut nachvollziehbar ist. Auch die Wahl des Titels, über den ich während der Lektüre immer wieder nachgegrübelt habe, wird schlüssig erklärt.

Mir hat das Buch gut gefallen und ich empfehle es gerne weiter.

Bewertung vom 07.02.2022
Grenzfall - Ihr Schrei in der Nacht / Jahn und Krammer ermitteln Bd.2
Schneider, Anna

Grenzfall - Ihr Schrei in der Nacht / Jahn und Krammer ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Das Verbrechen kennt keine Grenzen

Grenzfall / Ihr Schrei in der Nacht ist der zweite Band in Anna Schneiders Grenzfall Reihe. Auch ohne den ersten Band gelesen zu haben war der Einstieg problemlos möglich – nur ab und zu habe ich mir ein paar Kenntnisse aus dem Vorgängerband gewünscht.
In der Grenzregion Karwendel gehen schwere Schneefälle nieder. Juliane ist auf dem Heimweg in ihr Elternhaus in der Jachenau. Doch sie kommt dort nicht an. Bald darauf gehen gehen zwei weitere Vermisstenmeldungen ein. Auch in Österreich verschwinden junge Menschen. Zwei Studentinnen sind aus einem Studentenwohnheim verschwunden.
Die Ermittlungen beginnen und ich habe Alexa Jahn kennengelernt. Mit ihrem Kollegen Florian Huber nimmt sie die Ermittlungen in Deutschland auf. Als Team sind die beiden nicht richtig eingespielt, Alex ist ehrgeizig und voller Energie, Florian ist eher bedächtig. Auf der anderen Seite der Grenze ermitteln Bernhard Krammer vom LKA Tirol und seine Kollegin Roza Szabo. Diese beiden sind ein sehr gut eingespieltes Team und Roza ist der perfekte Gegenpart zu Krammer. Die Charaktere dieser Ermittler spielen in dem Kriminalroman eine wichtige Rolle. Die persönlichen Entwicklungen von Alexa und Bernhard Krammer sind gut dosiert und nehmen den richtigen Platz ein. Auch die Kriminalhandlung kommt nicht zu kurz. Es gibt Kapitel, die die Angst der Entführten durch die Zeilen in mein Bewusstsein sickern ließ. Ich habe lange gebraucht, der Identität der Täter näher zu kommen. Die tiefliegenden Wurzeln und Motive der Verbrechen sind erschreckend und waren für die Auflösung des Falles von grundlegender Bedeutung. Meine Empfehlung: Unbedingt selbst lesen.
Fazit: Ich war bis zur letzten Seite gefesselt von der Geschichte. Faszinierend aufgebaut, intelligent konstruiert und bis zum Schluss spannend.

Bewertung vom 11.01.2022
Das Loft
Geschke, Linus

Das Loft


ausgezeichnet

Gibt es eine Wahrheit – oder gibt es nur Möglichkeiten?

Das Paar Sarah und Marc leben mit ihrem gemeinsamen Freund Henning in einem schicken Loft ein scheinbar perfektes Leben. Als Henning grausam ermordet wird, stehen die Ermittler vor einen Rätsel. Wer hat Henning getötet und warum? Die Geschichte wird aus Marcs und Sarahs Perspektive erzählt, die nur wenige Gemeinsamkeiten zu haben scheint. Liegt es daran, dass Sarah und Marc ihre Liebe verloren haben? Es scheint jedoch nicht nur eine Wahrheit zu geben, sondern verschiedene Möglichkeiten…

Nach nur drei Tagen hatte ich das Buch gelesen. Gleich nach den ersten Seiten kommt man in der Geschichte an und gleitet flüssig von einer Seite zur nächsten. In dem Thriller werden Geschehnisse erzählt, die sich zwar ähneln, aber nicht identisch sind. Es dreht sich alles um die Frage: Wer hat Henning umgebracht? War es Sarah? Oder Marc? Oder beide zusammen? Sarah war mir von Anfang an nicht sehr sympathisch. Sie schafft durch Verdrängen ihre eigenen Fehler aus der Welt und lebt sehr ichbezogen. Bei Marc lässt sich nur erahnen, dass er nicht so frei von jeder Schuld ist, wie er es gerne wäre. Henning scheint für andere Menschen kein Mitgefühl zu kennen.
Der Autor Linus Geschke prophezeit in seinem Vorwort, dass es dem Leser trotz aller Konzentration kaum möglich sein wird, die Antwort auf die "Whodunit" Frage zu finden. Und ich muss sagen, er hatte Recht. Die Geschichte hatte einige unerwartete Wendungen und blieb doch immer schlüssig. Das mich völlig überraschende Ende war eine Glanzleistung.

Mein Fazit: gut erzählt, spannend, unterhaltsam und ein Grund, auch seine anderen Bücher zu lesen.

Bewertung vom 26.12.2021
Ein perfektes Paar
Kabler, Jackie

Ein perfektes Paar


ausgezeichnet

Das perfekte Paar … oder die perfekte Lüge?

Als Gemma eines Tages von der Arbeit nach Hause kommt, ist ihr Ehemann Danny verschwunden. Nach zwei Tagen ohne Nachricht von ihrem Mann wendet sich Gemma an die Polizei. Doch die zweifelt an ihrer Glaubwürdigkeit, da seit Wochen niemand außer Gemma Danny gesehen und von ihm gehört hat. Was die Sache noch schlimmer macht ist, dass vor kurzem zwei Männer, die Danny äußerlich sehr ähnlich sehen, in der nächsten Umgebung ermordet wurden. Im Laufe des Polizeiverfahrens wird Gemma immer mehr verdächtigt mit Dannys Verschwinden etwas zu tun zu haben. Sagt sie die Wahrheit oder gibt es mehr Geheimnisse und Lügen in dieser Ehe, als man denkt?
Jackie Kablers „Ein perfektes Paar“ beginnt ganz typisch für einen Thriller - man wird sofort in die Handlung hineingezogen. Gemeinsam mit Gemma entdeckt man das Verschwinden ihres Mannes und bekommt ihre wachsende Besorgnis und emotionale Aufruhr aus erster Hand mit. Mit den polizeilichen Ermittlungen wechselt der Blickwinkel und man kann verstehen, warum die Polizei Gemma unter Druck setzt. Zweifel an ihrer Geschichte kommen auf und man fragt sich, ob es überhaupt einen Ehemann gibt, den seltsamerweise noch nie jemand in Bristol gesehen hat. Es geht temporeich voran und sobald eine Frage beantwortet wurde, tauchen neue Fragen auf. Wurde ich nun doch von Gemma getäuscht oder hat Danny seinen eigenen perfiden Plan umgesetzt?
Es sind diese unerwarteten Wendungen, die diese Geschichte so spannend machen. Ich fand das Buch sehr lesenswert und spannend. Wenn das – durchaus schlüssige - Ende für eine Fortsetzung sorgt, dann her damit!

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