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lesewurm2023

Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 14.05.2023
Diabolisch
Wagner, Jonas

Diabolisch


ausgezeichnet

Einfach teuflisch gut erdacht
„DIABOLISCH“ von Jonas Wagner HarperCollins
Bereits das Cover des Buches zieht einen magisch an. Das dunkle Blau und der rote Schriftzug
deuten auf ein Versprechen hin, dass wir es hier mit einem spannenden Buch zu tun kriegen
werden. Erst beim genaueren Hinsehen kann erkannt werden, dass das Bild aus der
Vogelperspektive zu sehen ist und eine befahrene Straße aufzeigt. Natürlich spielt diese eine
wichtige Rolle im ganzen Geschehen. Wirklich gut gemacht!
Jonas Wagner beginnt hier mit der Erzählung zweier Kinder im Jahre 1995. Alex und seine
ältere Schwester Lotte werden an einem kalten Winterabend, nicht wie mit den Eltern
vereinbart, vom Sport abgeholt. Vielmehr müssen wir Leser emotional aushalten, welche
persönlichen und egoistischen Gedanken beide Elternteile dazu führen, dass die Kinder sich
selbst überlassen bleiben. Eine Faschingsfeier erscheint da als ein wichtigeres Ereignis zu
gelten.
Dabei greift Jonas Wagner zu Beginn seiner Erzählung immer wieder auf die Gegenwart
zurück, in der eine Kindesentführung stattfindet und hier weitere Eltern in einen mörderischen
Zugzwang geraten.
Innerhalb dieser beiden zeitlichen Geschehen rückt die Gegenwart dann immer mehr in den
Vordergrund. Ein Mord geschieht 27 Jahre später in Holzhausen, auf dem anscheinend eine
ganze Serie aufgebaut ist. An dem Ort, wo in der Vergangenheit der Junge Alex gesucht wurde.
Unschuldig erscheint in dem kleinen Dorf Holzhausen niemand. Geschickt verflechtet Jonas
Wagner die aus kindlicher Sicht beschriebene Vergangenheit und verbindet diese mit den
Geschehnissen der Faschingsfeier, um dann immer wieder die Ermittlungsarbeit der
gegenwärtigen Oberkommissarin, Larissa Flaucher, zu beschreiben. Diese wird in einer
rasanten Geschwindigkeit in das dörfliche Mordgeschehen mit hineingezogen.
Aber auch der Leser kann sich dem spannenden Geschehen nicht entziehen. Gleichwohl
kommen Gedanken an den Krimi von Agatha Christie „Und dann gab es keines mehr“ auf. Da
sich die Ereignisse nur so zu überschlagen scheinen. Hilfreich zum Verständnis sind die
Tagebuchseiten der jungen Lotte, die wir Leser immer wieder zu lesen bekommen und mich
emotional in eine Achterbahn der Gefühle geführt haben.
Mir hat der Thriller sehr gut gefallen. Der Schreibstil von Jonas Wagner ist flüssig und
interessant beschrieben. Dazu ist die Handlung gut durchdacht und ebenso gut aufgebaut. Es
fehlt nicht an Thriller Elementen, aber auch starke Gefühle, wie zum Beispiel die
Ungerechtigkeit werden bedient, so dass es mit jeder weiteren Seite dazu kommt mit dem
Mörder Verständnis zu haben. Die ganze Zeit über habe ich mich mehr gefragt, wer für das
rasante Geschehen verantwortlich ist. Im ersten Drittel war ich mir sicher, dass aus dem Kind
Alex ein eiskalter Mörder wurde. Im zweiten Drittel war ich völlig überzeugt, dass es mehrere
Mörder mit ihm sein müssen und am Ende ..... lest selbst ihr werdet nicht enttäuscht werden.
--- Eine spannende Geschichte. Von mir volle 5 Sterne ---

Bewertung vom 07.05.2023
Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1
Werrelmann, Lioba

Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Zu Besuch auf Schloss Bran

„Tod in Siebenbürgen“ von Lioba Werrelmann aus dem Eichborn Verlag

„Der Heruntergekommene war noch nicht zurück. Ein gutes Zeichen, beschloss das Mädchen und kletterte aus seinem Versteck“

Lioba Werrelmann entführt uns Leser*innen in ihrem neuen Roman in das gegenwärtige, als auch vergangene Siebenbürgen. Der Journalist Paul Schwartzmüller migriert im Alter von 14 Jahren mit seinem Vater in den ’90er Jahren nach Deutschland. 35 Jahre später erhält er ein notarielles Schreiben, demnach er einen Hof in Siebenbürgen, von seiner längst totgeglaubten Tante erhält. Mit dieser Erbschaft wird Paul von jetzt auf gleich mit seiner frühen Vergangenheit konfrontiert. Zögerlich nimmt er die Reise nach Siebenbürgen an, um zu klären, wann genau seine Tante Zizi nun verstorben ist. Dabei taucht Paul sofort bei Ankunft in seine kindliche Vergangenheit ein. Von Beginn an spürt er, der Heruntergekommene, dass ihm ein subtiles Misstrauen entgegengebracht wird, welches sich Paul nicht erklären kann und wer ist die Person, die angibt seit seinem Verschwinden vor 35 Jahren auf dem Hof seiner Tante zu leben. Nur sein Freund Sorin begegnet ihm mit alter Verbundenheit. Doch diese dauert nicht lange an, da Sorin ziemlich schnell wegen Mordverdachtes von der rumänischen Polizei festgenommen wird. Nun liegt das gesamte Augenmerk des Dorfes auf Paul. Die Erwartung ist groß, dass er als deutscher und bekannter Journalist einen der Ihren aus dem Gefängnis holt und dessen Unschuld beweist.

Geschickt verflechtet Lioba Werrelmann die Vergangenheit mit in die Gegenwart von Paul. Sie versteht es ausgezeichnet ihre Figuren, sei es menschlicher oder tierischer Natur in Szene zu setzen. Wir Leser*innen werden nicht nur von der Natur und den hiesigen Gebräuchen verzaubert, sondern erleben auch mit wie Paul mit sich und seiner Kindheit zu kämpfen hat. Gleichwohl tauchen wir ab in eine dörfliche Gemeinschaft die eine Diktatur hinter sich gelassen hat und dennoch es versteht zusammen zu halten. Wir erleben ein Dorf was sich anscheinend 35 Jahre lang sich wenig verändert hat.

Mir hat der Roman unglaublich gut gefallen. Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, was in der Kindheit von Paul passiert sein mag und am Ende, ob ein Schuldgefühl gerechtfertigt war oder ist. Die Figur Paul wird einfühlsam beschrieben und eröffnet die Gefühle und Gedanken von ihm wie es selten in einem Krimi geschieht. Dabei wird ein unglaubliches, skandalöses und wirtschaftliches Geschehen in der Gegenwart verarbeitet. Aber auch die Volksgruppe der Roma erhält in diesem Roman ihren gebürtigen Platz. Am Ende ist der Spannungsbogen so hoch, dass das Buch vor lauter Neugierde nicht mehr aus der Hand gelegt werden kann. Lioba Werrelmann hat einen starken Charakter namens Paul ins Leben gerufen, der hoffentlich in naher Zukunft als Investigativ Journalist weitere Ungerechtigkeiten aufdecken wird. Zum Schluss haben wir dennoch einen subtilen und gerissenen Mörder mit überführt.

Ein großartiger Roman, der nach einer Fortsetzung lechzt und absolut lesenswert ist!

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