Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Lini
Wohnort: 
Düsseldorf

Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 25.05.2022
Amelia
Burns, Anna

Amelia


ausgezeichnet

Ein Trauma der Nation

In ihrem Debütroman beschreibt die Autorin ein Trauma der Bevölkerung von Nordirland. Der Bürgerkrieg bringt mit sich Unsicherheit, Angst, wirtschaftliche und soziale Probleme sowie Tod. Es gibt keine historische Schilderung der Ereignisse, Anna Burns zeigt uns anhand verschiedener Charaktere, wie die Menschen den Bürgerkrieg wahrnehmen und welcher Einfluss auf deren Leben diese Unruhen haben. Das Erwachsenwerden der Kinder, deren Spielzeuge Gummigeschosse sind, die familiäre Atmosphäre voller Aggressionen und Verabscheuung, die Entwicklung bzw. Degradierung und das Verrücktwerden mancher Figuren. Wie die Menschheit seit 1969 die ganzen Ereignisse verinnerlicht haben und tragen sie in sich ihr ganzes Leben lang. Das Leben kann und wird nie wieder normal sein. Jeder zieht es durch, wie er nur kann. Es ist schockierend und gleichzeitig beeindruckend, wie die Autorin diese Themen aufs Papier bringt.

Auf den ersten Blick schien mir die Geschichte unlogisch und verwirrend zu sein aufgrund komischer Dialogen oder der Figuren, die ich mit Schwierigkeiten wahrnehmen konnte. Der Schreibstil ist nicht leicht, man muss sich daran gewöhnen. Erst nach einigen Tagen konnte ich das Geschriebene verarbeiten.

In diesem Roman gibt es viel mehr, als bloße Wörter und Sätze. Es geht um eine traumatisierte Nation und die Narben, die die Geschichte hinter sich in Menschenleben hinterlässt.
Das Buch finde ich hervorragend und ein wenig schräg zugleich.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.03.2022
Die Diplomatin
Fricke, Lucy

Die Diplomatin


sehr gut

Die Protagonistin Fred ist eine Diplomatin, die immer versucht, nach den Vorschriften zu handeln. Sie ist eine Karrierefrau, die im Privatleben einsam und nicht glücklich ist. Die Darstellung dieser Figur, 2 Seiten einer Persönlichkeit sowie die Beziehung zur ihrer Mutter haben mir sehr gut gefallen.

Die Autorin schildert das Leben einer Diplomatin, wobei das Ganze humorvoll beschrieben wird. In Istanbul ändert Einiges für Fred. Sie lernt, ihre Pflichten umzugehen, um das erwünschte Ergebnis zu erreichen. Am Ende muss man genau das Gegenteil machen. Die aktuellen Themen im Roman wurden gut umgesetzt. Die Politik spielt eine wichtige Rolle im Buch, aber im Vordergrund stehen die Normen und Werte einer Diplomatin, die nur das Beste aus ihrem Job machen will.
Die anderen Charaktere kamen mir oberflächlich vor, aber das hat mich nicht gestört. Das Einzige, was mich gestört hat, waren die zahlreichen Leerstellen, die meine Wahrnehmung der Geschichte in einem gewissen Grad beeinflusst haben. Daher wirkte die ganze Geschichte für mich zu gekünstelt.

Insgesamt war es ein unterhaltsames und nicht sehr politisches Buch, das ich meinerseits weiterempfehlen kann.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.02.2022
Der Papierpalast
Heller, Miranda Cowley

Der Papierpalast


ausgezeichnet

Der Papierpalast, ein Ferienhaus, ist ein wichtiger Ort im Leben von Elle. Genau hier passierten die bedeutsamen Momente ihres Lebens. Genau hier soll Elle eine schwerwiegende Entscheidung treffen.

Der Roman beginnt eigentlich fast am Ende der Geschichte. Dem Leser wird nur ein Tag aus dem Elles Leben in der Gegenwart gezeigt. Alles andere, was auf den 400 Seiten berichtet wird, ist die Vergangenheit der Protagonistin und ihrer Familie. Die Erinnerungen, die Elle nicht vergessen kann. Dabei bekommt man ein besseres Bild von Elle und die Antwort auf die Frage: Warum muss sie überhaupt eine Entscheidung treffen? Anhand ihren lebendigen, intimen und erschütternden Erinnerungen kann man sich gut ihre Kindheit und das Erwachsenwerden vorstellen. All die Alpträume, die Elles Leben ruiniert haben.

Die Beschreibungen der Natur sind sehr wichtig in diesem Roman. Sie spiegeln die inneren Zustände der Charaktere wider, ob es hohen Wellen, Stillwater oder Sturm sind. Diese wechselhaften Landschaftsbilder symbolisieren mal das idyllische, mal das unbeständige Leben der Figuren.

Der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen, das Setting ist wunderschön und passt prima zur Geschichte. Die Figuren sind ganz unterschiedlich, einige sind zärtlich und herzlich, die anderen sind brutal und arrogant. Allein die witzigen und bissigen Dialoge zwischen Elle und ihrer Mutter sind lesenswert. Der ganze Roman war für mich lebendig und authentisch.

Das Landschaftsbild verändert sich mit den Jahreszeiten und wiederholt sich immer wieder. So wie Elle, die jeden Sommer zum Papierpalast zurückkehrt, irgendwie anders aber trotzdem mit der gleichen Geschichte. Ist es nicht so, dass man am Meer geht, um die Freiheit zu finden?

Ein starker Roman über die Vergänglichkeit des Lebens und dass es nie zu spät ist, dein Leben zu verändern.
Das Buch kann ich herzlich empfehlen.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

12