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Benutzername: 
tiffy1989
Wohnort: 
Korschenbroich

Bewertungen

Insgesamt 16 Bewertungen
12
Bewertung vom 30.09.2021
DAFUQ
Jarmysch, Kira

DAFUQ


ausgezeichnet

Russland im 21. Jahrhundert: Wer seinen Unmut äußert und gegen die Eliten des Landes protestiert, kann große Probleme bekommen und im schlimmsten Fall im Gefängnis landen. Das ist, vor allem in den letzten Jahren, traurige Realität geworden und wird in dieser fiktiven Geschichte von Kira Jarmysch, die Alexei Nawalnys Pressesprecherin war, aufgegriffen.
Die Hauptfigur Anja wird im Rahmen einer nicht genehmigten Demo verhaftet und landet im Arrest. Dort trifft sie fünf weitere Frauen, die alle ihre eigene Geschichte inklusive Probleme und Träume haben. Auch die Beschreibung des alltäglichen Lebens im Gefängnis und die Auswirkungen auf die Inhaftierten, insbesondere auf Anja, bekommen ihren Raum.
Frau Jarmysch ist hier ein guter Roman gelungen, der es schafft, die komplexe Situation Russlands darzustellen, indem sie durch ihre Figuren den sogenannten „Querschnitt der Gesellschaft“ mit den doch teilweise sehr unterschiedlichen Sichtweisen zu Wort kommen lässt. Das vermutlich auch viele eigene Erfahrungen und Erlebnisse eingeflossen sind, macht das Buch sehr authentisch und trotz der fiktiven Handlung für mich zu einem Stück Zeitgeschichte. Aufgrund ihrer Tätigkeit für Nawalny ist eigentlich klar, auf welcher „Seite“ Frau Jarmysch zu verorten ist. Dennoch – und das ist für mich das herausragende an dem Buch – ist sie nicht parteiisch oder belehrend, sondern rein darstellend.

Bewertung vom 21.09.2021
Vollkommene Meditation
Chopra, Deepak

Vollkommene Meditation


gut

Seit längerer Zeit habe ich mich sowohl theoretisch als auch praktisch mit dem Thema Meditation befasst. Meine Erwartungen an das Buch, das für sich in Anspruch nimmt, die vollkommene Mediation zu behandeln, war dementsprechend hoch.
Was definitiv positiv zu bewerten ist, ist der relativ eingängige Schreibstil, der sicherlich auch absolute Anfängerinnen und Anfänger abholen kann. Der Theorieteil liest sich sehr gut und enthält viele wirklich interessante Aspelte, da Deepak Chopra hier vor allem auf die Unterschiede seiner „vollkommenden“ Methode im Vergleich zu anderen Praktiken eingeht. Diese Unterschiede sich durchaus durchdacht, wirken logisch und sind für den „westlich sozialisierten“ Menschen gut nachvollziehbar.
Was ich hingegen kritisch sehe, ist der Praxisteil des Buches. Hier werden eigentlich nur die üblichen, grundlegenden Übungen (Achtsamkeitsübungen, Atemübungen etc.) präsentiert, die man in der Regel schon kennt, wenn man sich etwas mit Meditation beschäftigt hat. Irgendetwas Neues für die Praxis habe ich vermisst. Sicherlich sind diese Basics gut und zielführend, aber dann doch etwas für Menschen, die sich erstmalig der Meditation nähern wollen.
Zusammenfassend hat das Buch meinen hohen Ansprüchen nicht ganz genügen können. Der Theorieteil ist super und kurzweilig, wohingegen der Praxisteil nichts Neues bietet. Für AnfängerInnen sicherlich ein Buch mit echtem Mehrwert. Für mich persönlich nicht.

Bewertung vom 20.09.2021
Was bleibt, wenn wir sterben
Brown, Louise

Was bleibt, wenn wir sterben


ausgezeichnet

"Der erste Verlust einer geliebten Person ist eine Wegmarke im Leben" - dieser Satz aus Louise Browns „Was bleibt, wenn wir sterben“ hat mich tief bewegt, weil er so wahr ist. Jeder von uns, der mit dem Tod konfrontiert worden ist, wird hier wohl zustimmen können. Obwohl der Tod jeden von uns ganz sicher indirekt und direkt ereilen wird, scheuen wir oft den Umgang mit ihm. Dieses Buch kann helfen, sich dem Thema zu nähern: Die Autorin erzählt von Ihren Erfahrung mit dem Tod sowohl aus ganz persönlicher Sicht, vor allem in Bezug auf den Tod Ihrer Eltern, als auch aus der Perspektive als Trauerrednerin. Es ist nicht als Ratgeber geschrieben, wie man mit diesem Thema umgehen sollte, sondern es werden viele verschiedene Aspekte angesprochen. So geht es einerseits um den Tod im Allgemeinen, aber auch um die Bewältigung der Trauer und darum, was von geliebten Menschen bleibt und wie man sie in guter Erinnerung behält. Ich bin überzeugt, dass dieses Buch in akuter Trauerphase einem sehr viel Trost spenden kann. Es ist aber auch die richtige Lektüre für all die, die sich allgemein mit dem Tod und unserer eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen wollen. Der Schreibstil ist dem Thema entsprechend: Emotional, sensibel, aber in manchen Passagen auch durchaus humorvoll. Für mich eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 15.09.2021
Das Glashotel
Mandel, Emily St. John

Das Glashotel


sehr gut

Nachdem Emily St. John Mandel mich mit ihrem Buch „Das Licht der letzten Tage“ gut unterhalten hat, war ich sehr gespannt auf den Nachfolger „Das Glashotel“.
Im Zentrum des Romans stehen Vincent, Barkeeperin im Hotel Caiette, ihr Halbbruder Paul und der New Yorker Investor Jonathan Alkaitis. Vincent, die man durch den Verlust ihrer Mutter als entwurzelte Person beschreiben kann, wird die Scheinehefrau und Geliebte Alkaitis, der ihr zunächst ein finanziell sorgenfreies Leben bieten kann. Sein Vermögen beruht aber Betrug, sodass er ins Gefängnis muss, was dazu führt, dass Vincents Leben (wieder) verworren wird.
Verworren ist ein gutes Wort, um den Roman zu beschreiben. Wer lineare Erzählungen bevorzugt, sollte dieses Buch besser nicht lesen. Es gibt verschiedene Zeitebenen und dementsprechend viele Zeitsprünge, viele Nebencharaktere und eine Menge - mal mehr oder weniger - starke Verbindungen zwischen all dem. Emily St. John Mandel ist also ihrem Schreibstil, ähnlich dem in ihrem Debüt, treu geblieben. Es ist also keine „leichte Lektüre“ für Zwischendurch, sondern erfordert schon ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit. Für mich insgesamt eine spannende, lesenswerte und stilistisch interessante Geschichte, die aber nicht an das Niveau von „Das Licht der letzten Tage“ anknüpfen kann.

Bewertung vom 15.09.2021
Die Tränen der Welt
Falcones, Ildefonso

Die Tränen der Welt


ausgezeichnet

Der junge, aber äußerst talentierte Maler Dalmau Sala lebt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Barcelona. Zu dieser Zeit kommt es regelmäßig zu Protesten und mehrwöchigen Streiks der Arbeiterklasse für bessere Arbeitsbedingungen. Dalmau hat durch seine Tätigkeit in einer Fliesenfabrik zwar ein gutes Einkommen und die Anerkennung des Besitzers der Fabrik namens Don Manuel, lebt aber dennoch in ärmlichen Verhältnissen. Seine Familie unterstützt den Arbeiterkampf aktiv. Auf der anderen Seite fördert Don Manuel ihn und führt ihn in die Welt der Reichen und Mächtigen ein, sodass Dalmau sich quasi zwischen den beiden sich gegenüberstehenden Welten bewegen muss.

Das Buch ist wunderbar und spannend geschrieben. Ich habe das 700 Seiten starke Buch kaum aus Hand legen können. Gerade die teilweise nicht vorhersehbaren Wendungen innerhalb der Geschichte führen dazu, dass man wissen will, wie es weitergeht. Besonders gefallen haben mir die Frauen, deren Charaktere und Rolle innerhalb der Arbeiterbewegung von Ildefonso Falcones hervorragend und detailreich beschrieben werden.

Absolute Leseempfehlung für den kommenden Herbst!

Bewertung vom 11.08.2021
Ich hatte nicht immer, was ich wollte, aber alles, was ich brauchte
Lindeblad, Björn Natthiko;Bankler, Caroline;Modiri, Navid

Ich hatte nicht immer, was ich wollte, aber alles, was ich brauchte


ausgezeichnet

Björn Natthiko Lindeblads Autobiographie "Ich hatte nicht immer, was ich wollte, aber alles was ich brauchte" gibt einen kurzweiligen und lesenswerten Einblick in sein Leben als buddhistischer Mönch in Thailand, England und der Schweiz sowie seine anschließende "Rückkehr in ein normales" Leben.
In unserer doch häufig stark durch Konsum, Geld und Karriere beeinflussten (westlichen) Sichtweise erscheint es zunächst fast wahnwitzig, dass Lindeblad eine aussichtsreiche Karriere aufgibt und seiner Mutter von einem Tag auf den anderen verkündet, dass er Waldmönch in Thailand werden will. Achtsame, enthaltsame 17 Jahre ohne materiellen Besitz folgen auf diesen Entschluss.
Beim Lesen des Buches, das in kurze, nicht immer chronologische Kapitel unterteilt ist, in denen man viele "kleine Weisheiten" findet, hatte auch ich den Drang nach mehr Einfachheit und Klarheit in meinem Leben. Ein inspirierendes und authentisches Buch, welches dazu animiert, auch den eigenen Lebensentwurf an der ein oder anderen Stelle zu hinterfragen. Absolute Leseempfehlung!

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