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Benutzername: 
Lainybelle
Wohnort: 
Marburg

Bewertungen

Insgesamt 138 Bewertungen
Bewertung vom 31.10.2023
Hinter den Sternen ganz nah
Bartoli y Eckert, Patra

Hinter den Sternen ganz nah


sehr gut

Es kommt selten vor, dass ich nicht nur bei meinen Lieblingsautor*innen, sondern sogar bei einem Verlag praktisch zu jedem erscheinenden Buch greifen kann, ohne das Risiko einer Enttäuschung einzugehen. Beim Jugendbuchprogramm von Südpol ist das für mich der Fall, und auch „Hinter den Sternen ganz nah" hat sich da nicht als Ausnahme entpuppt.

Der Roman ist komplett in Handynachrichten verfasst. Zuerst war ich skeptisch, da diese Form ja doch eine eher zusammenfassende, oftmals rückblickende Erzählweise bedeutet, doch sie passt zur Geschichte und vermittelt mehr Emotionen, als man vermuten könnte. Ohne zu viel verraten zu wollen, kann ich sagen, dass ich auch das Aufbrechen von Felis Monolog im Chat mit ihrer verstorbenen Schwester sehr gelungen fand.
Einzig sprachlich bin ich über einzelne Stellen gestolpert, die besser zur alten Clara als zur jugendlichen Feli gepasst hätten.

Das Thema Trauerverarbeitung und die generationsübergreifende Freundschaft, die sich im Buch entwickelt, sind feinfühlig und liebevoll umgesetzt, hinzu kommt eine dezente Lovestory.
Obwohl Feli lange viel Wut mit sich herumträgt und damit auch andere verletzt, verliert man beim Lesen nie den Draht zu ihr. Hoffnungsvoll beobachtet man, wie sie sich aus dem Schmerz herauskämpft, ohne ihn dafür verdrängen oder vollständig loslassen zu müssen.

In einem Satz:

„Hinter den Sternen ganz nah" ist ein Buch, das sich einem schweren Thema durch eine außergewöhnliche Erzählweise nähert, so wie seine Protagonistin wiederum durchs schriftliche Erzählen ihrer Trauer Raum gibt – eine schöne Geschichte, die trotz aller Schwermut die Schönheit des Lebens in den Mittelpunkt stellt.

4,5 Sterne

Bewertung vom 29.10.2023
Die graue Stadt
Kuhlmann, Torben

Die graue Stadt


ausgezeichnet

Dieses (Vor-)Lesebilderbuch ist wirklich rundum und innen drin richtig schön. Schon auf dem Cover macht die graue Stadt ihrem Namen alle Ehre, und Robins strahlend gelbe Regenjacke, die auch im Buch immer wieder mit ihrer Leuchtkraft für einen Blickfang in all dem Grau sorgt, passt sich fröhlich dem Verlagslogo an. Ein geniales und einfach durch und durch zur Geschichte passendes Detail ist außerdem der mit holografischer Folie veredelte Titel, in dem, wenn man das Buch unters Licht hält und bewegt, alle Farben des Regenbogens zu entdecken sind.

Die Geschichte setzt das Graue und das Bunte nicht nur in den wunderbaren Bildern ausdrucksstark um (ich liebe diesen Illustrationsstil!), sondern nutzt die Gegensätze auch, um eine starke Message zu vermitteln: Wo Menschen zusammenleben, sollte es bunt sein und farbenfroh zugehen. Und in allem Grau verstecken sich immer auch Rot, Blau und Gelb in all ihren Nuancen. Wenn jemand den Anfang macht und danach sucht, um sie mutig in die Welt zu tragen, kann das in der Gesellschaft weite Kreise ziehen.

Kinder, die diese Geschichte hören oder selbst lesen, erfahren spielerisch nebenbei etwas über die Brechung des Lichts und Verfahren der Farbmischung. Ganz hinten gibt es dazu noch mal eine Info-Seite (die Robin im Kontrollraum der Grauwerke gefunden hat). Torben Kuhlmanns Vita ist witzigerweise als Personalie mit vermerktem Tadel gestaltet.

Robin findet nach dem Umzug einen neuen Freund und Erwachsene, die sich, wenn auch hinter verschlossenen Türen an farbigen Dingen wie Musik, Freundschaft und Büchern erfreuen. Richtig abenteuerlich wird es am Ende auch noch, denn Robin und ihr Freund Alani brechen doch tatsächlich in die Grauwerke ein, um die Farben zurück in die Stadt zu bringen. Ob es ihnen gelingt? Buch kaufen und nachlesen! ;)

In einem Satz:

„Die graue Stadt" besticht durch die simple und doch so wichtige zentrale Botschaft, begleitet von wunderschönen Illustrationen und Wissenswertem über Regenbögen, Licht und Farben.

Bewertung vom 11.10.2023
Forget me Someday
Kaspar, Chris

Forget me Someday


sehr gut

Schon die Ausgangslage dieser Geschichte hat es in sich: Dass Alena Kill (wie genial kann ein Charaktername bitte sein?) ausspioniert, um endlich ein selbstbestimmtes Leben führen zu können, birgt eine Menge Konfliktpotenzial. Ihre Aufgabe, einen Nachruf für den Falle seines Todes zu erstellen, ist originell, ein bisschen morbide und macht auf jeden Fall neugierig.

Die Dynamik zwischen Alena und Kill hat mir gut gefallen. Die zwei sind, genau wie auch sämtliche Nebenfiguren, mit so einigen witzigen und liebevollen Details (ich sag nur: Butter) sowie Ecken und Kanten ausgestaltet worden, was die Handlung lebendig werden lässt.

Die Spannung wird konstant gehalten, sowohl, was die Lovestory betrifft, die wegen besagter Ausgangslage früher oder später eine platzende Bombe aushalten muss, als auch durch die offenen Fragen, die sich beim Lesen ansammeln. Kills Verhalten während eines Großteils des Buchs mündet in einer Auflösung, die die meisten überraschen dürfte – bei mir hat das jedenfalls geklappt. Auch Alenas Vorgeschichte bringt interessante Aspekte und Wendungen mit ein.

Was ein bisschen stören kann, ist, dass Alena sich sehr in ihrem doppelten Spiel verstrickt und nie auch nur darüber nachdenkt, einfach ehrlich zu sein (klar, dann hätte der Plot so nicht funktioniert, aber etwas mehr Selbstreflexion hätte ich in dem Punkt begrüßt). Auch stellen sich die ganz großen Gefühle sehr schnell ein.
Daneben hat mich das Finale nicht bis ins Detail abholen können; besonders in einem entscheidenden Moment habe ich Alena ihre Begriffsstutzigkeit nicht abgekauft. Nichtsdestotrotz habe ich es gern gelesen.

Schade, dass der kleine Nebenstrang um Kat nicht aufgelöst wird – ihre Entscheidung hätte mich interessiert! (Es sei denn, über sie ist ein eigenes Buch geplant, dann nehme ich das zurück.)

In einem Satz:

„Forget me Someday" steckt voller wunderbar außergewöhnlicher Plotelemente, ist so romantisch wie spannend und sorgt trotz weniger kleiner Kritikpunkte für tolle Leseunterhaltung.

4,5 Sterne

Bewertung vom 10.09.2023
Songs und Poeten (Aufstellbuch)
Krämer, Rebecca

Songs und Poeten (Aufstellbuch)


ausgezeichnet

Die Idee hinter diesem Aufsteller ist genial: deutsche Lobpreismusik vorstellen und feiern, indem einzelne Liedzeilen in Szene gesetzt werden, für jede Woche des Jahres eine (egal, wann im Jahr man beginnt).

Vertreten sind zweiundfünfzig unterschiedliche Bands und Interpreten/-innen. Wer sich in der christlichen Musikszene auskennt, wird hier auf viele vertraute Namen stoßen und schon direkt beim Blättern die zugehörigen Melodien im Kopf haben. Darüber hinaus gibt es vielleicht auch den einen oder anderen noch unbekannten Song zu entdecken.
Die Playlist zum Aufsteller ist online zum Anhören frei verfügbar.

Die Zitate sind gleichzeitig „schön zum Aufstellen" und kleine Ermutigungen, die neugierig auf die weiteren Lyrics machen.
Nur das gewählte Papier ist leider sehr anfällig für Fingerabdrücke, gerade bei den dunkleren Seiten – da ist ein bisschen Vorsicht geboten.

Während ich das Titelbild etwas unspektakulär und weiß finde, gefällt mir die Innengestaltung umso mehr. Die Zitate sind toll in den Fokus gestellt und werden von den Bildmotiven nie überlagert, sondern wunderbar begleitet und untermalt. Die Gestalterin Sarah Pässler hat ganz klar ein Händchen für Typografie.

In einem Satz:

Dieser Aufsteller ermöglicht einen spannenden Streifzug durch die Welt der deutschsprachigen christlichen Musikwelt, ist Inspiration, Blickfang mit Mehrwert und sowohl fürs eigene Zuhause als auch als Geschenk sehr schön.

Bewertung vom 29.07.2023
Of thunder and rain / Färöer-Reihe Bd.1
Buckley, Emmy

Of thunder and rain / Färöer-Reihe Bd.1


sehr gut

Bis zu diesem Buch wusste ich ehrlich gesagt nicht einmal von der Existenz der Faröer. Ein ganz großes Plus für diesers außergewöhnliche dänische Setting! Ich persönlich mag es sehr gern, beim Lesen auch mal Orte außerhalb der üblichen verdächtigen „bereisen" zu können, und hier ist es der Autorin wirklich hervorragend gelungen, Land und Leute einzufangen.

Die Story ist süß; dass Louay Autor ist ein schöner Bonus, der bei meiner "Muss ich lesen!"-Entscheidung nicht ganz unwichtig war. Trotz der inneren Konflikte, die sowohl er als auch Lina mitbringen, hätte es im Großen und Ganzen aber gern noch etwas mehr emotionale Spannung geben dürfen. Hier ist es bei beiden Hauptfiguren so, dass diese im Prinzip nur aufgebaut wird, indem die zwei den Lesenden trotz der wechselnden Ich-Perspektiven (über die ich mich übrigens gefreut habe) so einiges über sich nicht verraten. Wenn ich aus der Innensicht eines Charakters lese, möchte ich nicht so gern lange hingehalten werden, was Infos angeht. Klar, es ist Cosy Romance, aber trotzdem fehlte für mich dadurch ein wenig der Drive im Plot, um mich permanent zum Weiterlesen zu animieren.

Wer Lust auf eine ruhige Liebesgeschichte hat, die nicht bloß Schema F bedient, dem kann ich „Of Thunder and Rain" auf jeden Fall empfehlen. Auch die Fortsetzung klingt toll, und da mich Lóa bereits in diesem Band neugierig gemacht hat, kann ich mir gut vorstellen, dass ich ihre Geschichte ebenfalls lesen werde.

In einem Satz:

„Of Thunder and Rain" mag vielleicht nicht unter die Haut gehen, aber durchaus ins Herz – eine wirklich schöne, atmosphärische Liebesgeschichte!

3,5 Sterne

Bewertung vom 29.07.2023
Das Glück sucht uns. Psalmen-Lesebuch. Mit christlicher Spiritualität Kraft finden: Psalmen und biblische Texte neu entdecken. Bibelverse zum Nachdenken
Rösel, Christina

Das Glück sucht uns. Psalmen-Lesebuch. Mit christlicher Spiritualität Kraft finden: Psalmen und biblische Texte neu entdecken. Bibelverse zum Nachdenken


ausgezeichnet

Christiane Rösel hat hier nicht nur, wie es auf dem Buchdeckel heißt, ein Psalmen-Lesebuch verfasst, sondern bietet eine Vielzahl von Zugängen zu den alten, bedeutungsvollen Worten an. Alles daran ist wie eine Herzenseinladung, im Buch der Psalmen auf Erkundungstour zu gehen und sie sich zu eigen zu machen.

Schon das Vorwort dieses wunderschön gestalteten Buches hat mich direkt abgeholt. Es ist der Auftakt zu zwölf Kapiteln mit ganz unterschiedlichen Kernthemen, aber dem immer gleichen Aufbau: Nach einem Titelblatt mit einem Schlüsselvers darf zuerst der Bibeltext für sich sprechen, dann folgen in sehr nahbarem Erzählton die durch passende Zitate abgerundeten Auslegungen, die mich gedanklich immer wieder Neues haben entdecken lassen. Sie haben je eine Doppelseite Raum und erhalten danach zwei ebenfalls doppelseitige Vertiefungen – der Bereich Entdecken & Probieren liefert lebensnahe Anregungen, das Psalmen-Panorama stellt thematisch verwandte Bibelstellen vor.
Das alles harmoniert wunderbar miteinander und es macht richtig Spaß, das Buch zu lesen und anzuschauen. Garniert und begleitet wird das Ganze durch stilvolle farbige Bildmotive. Zum Schluss jedes Kapitels folgt immer eine freie Seite für Notizen.

Behandelt werden Psalm 1, Psalm 16, Psalm 22, Psalm 131, Psalm 8, Psalm 4,9, Psalm 42+43, Marias Adventspsalm aus dem Lukasevangelium, Psalm 103, Psalm 62, Psalm 121 und Psalm 27 sowie viele weitere, die als Querverweise und Angebote zum Weiterlesen auftauchen.
Im Anhang gibt es diejenigen Psalmen, die am jeweiligen Kapitelanfang nur auszugsweise abgedruckt sind, noch einmal in voller Länge, was ich sehr gut gelöst finde.

In einem Satz:

„Das Glück sucht uns" ist eine Art Reiseguide, der ganz nah an die ausgewählten Psalmen heranführt und dazu inspiriert, sie noch viel persönlicher zu nehmen und weiterzudenken – ein optischer und inhaltlicher Schatz von einem Buch.

Bewertung vom 01.07.2023
Die Kraft deiner Geschichte
Neufeld, Regina

Die Kraft deiner Geschichte


sehr gut

Normalerweise haben Cover mit Porträtfotos der jeweiligen Autorinnen oder Autoren es schwer, meine Neugier zu wecken, da ich nicht wirklich eine Leserin von Ratgebern mit autobiografischen Bezügen bin. Bei diesem Buch habe ich jedoch online zuerst den Titel gesehen und wusste: Das ist etwas für mich.

Im Buch entfaltet Regina Neufeld in zehn Kapiteln plus Pro- und Epilog, wie unser Leben, unser Glaube, unser Suchen und Finden, unser Hoffen und Empfangen, unser Zweifeln und unsere Gewissheiten Teil der Geschichte sind, die Gott mit uns erzählt. Dabei geht sie auf eigene Erfahrungen wie auch die anderer, die sich ihr anvertraut haben, ein und zieht daraus Rückschlüsse für sich selbst und die Lesenden, die hier und da am Rand noch einmal hervorgehoben sind.
An jedem Kapitelende lädt der grau hinterlegte Abschnitt „Und deine Geschichte?" zum Rekapitulieren und Reflektieren sowie zum Weiterdenken ein.

Es geht um die ganze bunte Packung namens Leben, sowohl um die Freude über Alltagswunder und Erfolgsgeschichten als auch um den Umgang mit Verletzungen, Ängsten und Tiefpunkten.
Die Unterabschnitte der Kapitel werden nie zu lang, und dem sympathisch-nahbaren Stil der Autorin kann man gut folgen.
Persönlich fehlten mir insgesamt Überraschungsmomente, im Sinne von Dingen, die ich so noch nicht betrachtet hatte und die ich mir hätte anmarkern können, um sie noch weiter in mir zu bewegen. Dafür habe ich aber viel Zuspruch und Ermutigung bekommen, und das ist ja auch schon sehr viel wert.
Wer also einen starken Reminder daran gebrauchen kann, an was für einen unbeschreiblichen Gott wir Christen glauben, dem kann ich das Buch wärmstens empfehlen.

In einem Satz:

„Die Kraft deiner Geschichte" ist ein lebensbejahendes, Zuversicht schenkendes Buch, in dem Regina Neufeld offen und ehrlich wie eine gute Freundin zu ihren LeserInnen spricht und sie daran erinnert, dass das Schönste und das Schmerzhafteste, was uns widerfährt, in den Händen eines allmächtigen und allwissenden Erzählers liegt – eines Erzählers, der uns durch und durch liebt.

Bewertung vom 27.05.2023
Der beste Beweis bist du selbst
Kaur Deo, Jesmeen

Der beste Beweis bist du selbst


ausgezeichnet

„Aber die Wahrheit ist, Liebes, dass wir Menschen, an unseren eigenen Maßstäben gemessen, hässliche kleine Kreaturen sind. Und niemand ist immun gegen das Menschsein – sosehr manche von uns es auch zu verbergen versuchen." (S. 299)

Der Werbeslogan des Verlags, diese Romcom sei der beste Beweis, dass Lovestory, Humor und Gesellschaftskritik zusammenpassen, bringt ziemlich gut auf den Punkt, was dieses Buch auch für mich ausmacht. Wobei ich Letzteres und vor allem die starken Botschaften des Buchs sogar im Zentrum sehe, perfekt eingebettet in alles andere.

TJs Geschichte hat mich sehr schnell für sich eingenommen. An die 3. Person im Präsens muss ich mich für gewöhnlich immer erst etwas gewöhnen; hier passt es aber irgendwie sehr gut und hat mich direkt abgeholt. Tejindar, wie sie mit vollem Namen heißt, ist eine wunderbar authentisch dargestellte junge Frau mit vielseitigen Interessen und ebenso vielseitigen Unsicherheiten. Es macht Freude, sie auf ihrem Weg zu begleiten.

Charakterstärke ist nicht nur ein großes Thema des Romans, sondern zeigt sich auch in allen Persönlichkeits- und Beziehungsentwicklungen, die sich im Laufe der Seiten vollziehen. Die Nebencharaktere sind wirklich außergewöhnlich gut ausgestaltet und repräsentieren ganz und gar ungezwungen unterschiedliche Lebenshintergründe und Identitäten; gerade die Einblicke in die indische Kultur waren super spannend für mich.
Besonders ins Herz geschlossen habe ich TJs Cousine Simran, die junge Fotografin Yara aus der Schule und natürlich Love Interest Charlie.
Die Liebesgeschichte ist supersüß und hat gewissermaßen Enemies-to-lovers-Vibes, sie ist wundervoll eigen und vielschichtig. Toll finde ich außerdem, dass sie nicht als Lösung für TJs innere Konflikte benutzt wird.

Die Debattierrunden und -abläufe haben mich unerwartet gefesselt. Hier hat die Autorin ein gutes Gleichgewicht von Auserzählen und Zusammenfassen gefunden und gesellschaftliche Themen mit beeindruckender Leichtigkeit eingewoben, allen voran natürlich den Bereich Schönheitsideale, Body Shaming und Body Positivity (gute wie gefährliche).
Nach dem Lesen bin ich davon überzeugt, dass Debattierwettbewerbe auch deutsche Jugendliche sehr fördern würden, was Meinungsbildung, Lese- und Recherchekompetenz usw. angeht.

Ich muss zugeben, mir war bislang gar nicht bewusst, dass indische Mädchen eine wesentlich stärkere Körperbehaarung haben. TJ tut mir so leid, dass sie schon mit jungen 12 Jahren anfangen musste, so viel zu investieren, um sie verschwinden zu lassen und sich wohlzufühlen.
Auch wenn sie zu ihrem Entschluss zu stehen versucht, merkt man, wie fest es auch in ihrem eigenen Empfinden verankert ist, dass sich diese Haare nicht gehören.
Die Autorin beleuchtet das Tabuthema herausragend gut und stellt gleichzeitig heraus: Es geht dabei um viel mehr als nur Haare.

In einem Satz:

Es macht mich froh, dass so wertvolle Jugendromane wie „Der beste Beweis bist du selbst" auf den Markt gebracht werden, und es hat sich definitiv einen Platz unter meinen Lieblingsbüchern verdient.

Bewertung vom 17.04.2023
Forever kann mich mal
Mahne, Nicole

Forever kann mich mal


ausgezeichnet

Lange habe ich kein Buch mehr so schnell verschlungen. Dass es bei dieser Geschichte frech, charmant, tiefgründig und witzig zugehen würde, hatte ich mir dank Titel, Cover und Kurzbeschreibung ja schon ausrechnen können – dennoch wurden meine Erwartungen noch übertroffen.

Flora, kurz Flo, ist so voller Wut, voller Liebe, überhaupt voller brodelnder Gefühle. Sie hat einen Schutzwall um sich errichtet und verteidigt ihn oft mit schmerzhaft harten Worten; dennoch ist es der Autorin gelungen, dass man hier nicht genervt die Augen über eine biestige Teenagerin verdreht, sondern mit ihr fühlt, die Welt aus ihrer Sicht wahrnimmt.
Cool sind auch die kleinen Collegeblock-Zeichnungen an den Kapitelanfängen, die immer schon einen Hinweis auf Flos aktuelle Stimmung geben. Von genau diesen Stimmungswechseln, dem berühmt-berüchtigten Auf und Ab der Pubertät, lebt die Geschichte.

Eine besondere Stärke des Buchs ist zudem die Darstellung der verschiedenen Beziehungen. Die Charaktere waren mir so klar vor Augen, als sähe ich eine Romcom auf Netflix: Da wären zum Beispiel Flos getrennte Eltern; Liv, die sich einfach nicht von Flo abschrecken lässt und beharrlich an der Option auf eine richtig gute Freundschaft festhält; Toby, der erstaunlich wenig zu sagen hat, aber für Flo der süßeste Typ überhaupt ist; Maik, der gern im Rampenlicht steht und mehr Verehrerinnen hat, als er vielleicht ahnt.

Obwohl auch einige Konflikte und traurige Themen eine Rolle spielen, wird es nicht zu schwermütig, und trotz Gefühlschaos nie verklärt-kitschig. Es ist einfach authentisch, es macht wahnsinnig viel Spaß und ist definitiv zu schnell vorbei.

In einem Satz:

„Forever kann mich mal!" ist ein wirklich extrem gut gelungenes Jugendbuch, das so vom Leben selbst hätte geschrieben werden können – große Leseempfehlung!

Bewertung vom 16.04.2023
Gemeinsam
Allen, Jennie

Gemeinsam


ausgezeichnet

Jennie Allen schreibt persönlich, unterhaltsam und mit großer Informationsdichte. Ich habe eine Weile gebraucht, um das Buch zu Ende zu lesen, denn es gab entsprechend viel zu verarbeiten und wirken zu lassen. Beim Thema Freundschaften hat außerdem wohl jeder Mensch die eine oder andere Wunde, auf die die Autorin hier auch eingeht, was schmerzhaft werden kann.

Die inhaltliche Bandbreite ist groß. Es geht um historische Entwicklungen in der Gesellschaft; um die Bereitschaft, sich einander anzuvertrauen; um Beziehungen, wie Gott sie sich als Schöpfer vorgestellt hat. Da die Glaubensaspekte wirklich sehr zentral sind, hat mich überrascht, dass sie auf dem Buchrücken überhaupt nicht anklingen. Auch Menschen, die keinen oder kaum Bezug zum Christsein haben, können sich definitiv mit den Inhalten identifizieren und Wertvolles aus der Lektüre mitnehmen, werden aber wahrscheinlich an der einen oder anderen Stelle leider abgehängt. Doch trotz dieses Punkts und die für unseren Kulturkreis hier und da etwas ungewohnten Ansätze, habe ich den Ton nie als belehrend oder aufdringlich empfunden. Man kann die Erkenntnisse mitnehmen und bedenken, aber auch für sich weiterentwickeln.

Das Buch gliedert sich in 3 Teile auf: Im ersten geht es um die Grundlagen (Wieso sehnen wir uns nach Verbundenheit und aus welchem Grund mangelt es vielen von uns gegenwärtig daran?), im zweiten um den Weg zu engen und echten Beziehungen (unterteilt in die Aspekte Nähe, Sicherheit, Schutz, Tiefe und Verbindlichkeit) und im letzten darum, das eigene „Dorf" zu entdecken (hier werden besonders auch familiäre Bindungen und das Festhalten an einigen ganz nahen Freundschaften Thema).
Zu jedem Unterkapitel gibt es abschließend drei Reflexionsfragen, zwei Bibelverse sowie eine praktische Challenge.

Viele Zitate und Feststellungen aus dem Buch werden mir noch länger nachgehen, darunter:

- „Wir können nicht das haben, was wir nicht zu werden bereit sind" (S. 67).

- Freundschaft bedeutet, für einen anderen glauben, was uns schwerfällt, über uns selbst zu glauben (vgl. S. 133).

- Toleranz und Annahme müssen unterschieden werden vor Momenten, in denen man anderen helfen sollte, keine Fehlentscheidungen zu treffen (vgl. S. 135f.). Denn: „Stehenlassen ist keine Liebe" (S. 138).

- Freundschaft kostet etwas - aber: „Wir müssen beieinanderbleiben" (vgl. S. 181).

In einem Satz:

„Gemeinsam - Finde deine Herzensmenschen und entdecke das echte Leben" ist ein gehaltvolles Buch, das viele Facetten von Freundschaften beleuchtet und dazu einlädt, neue Wege zu gehen, um die eigenen Beziehungen zu erweitern bzw. wachsen zu lassen.