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holdesschaf

Bewertungen

Insgesamt 499 Bewertungen
Bewertung vom 12.06.2024
Das Geheimnis der Silberwölfin / Anderwald Bd.1
Leuze, Julie

Das Geheimnis der Silberwölfin / Anderwald Bd.1


sehr gut

Typischer Einstiegsband mit ersten Erfahrungen im Anderwald
Als Fiona und ihre Freunde Jakob und Olivia im Wald spielen, entdeckt Fiona ein altes Steintor, durch das sie auf wundersame Weise in einen Teil des Waldes gelangt, den sie bisher nicht kennt, den Anderwald. Dort begegnet ihr ein Wolf und sie flüchtet ängstlich. Wieder zurück stellt sie fest, dass außer ihr niemand das Tor sehen kann. Von da an versuchen die Freunde mehr über den Anderwald zu erfahren. Weitere Besuche bringen Erstaunliches zu Tage, doch sorgt die Ungerechtigkeit, dass nur Fiona in den Anderwald reisen kann, auch für Unmut unter den Freunden. Welche Aufgabe Fiona wohl mit dem geheimnisvollen Stück Natur verbindet?

Ich habe mich vorwiegend für das Buch interessiert, da meine Tochter ein großer Wolfsfan ist und ich es wichtig finde, dass Kinder die Verbundenheit zur Natur nicht verlieren. Die Inhaltsangabe deutete an, dass Fiona hier einiges über den Wald herausfindet, ihm irgendwie helfen muss und das hat die Neugier dann vollends geweckt. Das saftig grüne Cover mit der Silberwölfin hat uns richtig gut gefallen. Die Geschiche startet auch recht spannend und ist dabei nicht allzu schwer zu lesen. Schwarz-grüne Illustrationen sorgen für Auflockerung und eine "waldige" Atmosphäre. Für gute Leser*innen ab 8, aber spätestens ab 9 Jahren ist das Buch geeignet, da das Protagonist*innen-Trio aus Fiona, Jakob und Olivia besteht, die die besten Freunde sind. Fionas Familie ist sehr naturverbunden, der Papa ein Vogelforscher, die Mama beschäftigt sich mit Kräuterkunde. Auch Fiona ist gern draußen und fasziniert von ihrer Entdeckung. Dabei hat sie einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, ist hilfbereit und steht für ihre Sache ein. Jakob kennt sich super mit Pflanzen aus und ist auch sonst ein schlaues Kerlchen, dafür aber auch etwas ängstlich. Olivia ist die Draufgängerin, sportlich und mutig. Die Eigenschaften der drei ergänzen sich perfekt, doch je länger Olivia und Jakob nur vor dem Tor wartend Fionas Abenteuer verpassen, desto schwieriger wird die Stimmung. Das war für uns nachvollziehbar und auch, dass die Kinder nach einer Lösung suchen.

Die Nebencharaktere sind leider etwas klischeehaft. Da gibt es in der Schule die reichen und sehr fiesen Zwillinge, die nicht davor zurückschrecken, sogar einen Klassenkameraden im Rollstuhl zu piesacken. Ein bisschen schade dabei ist, dass das zwar als negativ dargestellt, im weiteren Verlauf aber auch nicht weiter aufgegriffen wird. Auch Olivias und Jakobs Wunsch, mit Fiona in den Anderwald zu reisen, ist ein Problem, das mir zu halbherzig angepackt wird. Die Besuche Fionas im Anderwald sind magisch und malerisch beschrieben, allerdings passiert auch hier in diesem ersten Band weniger als erhofft. Dem Wolf begegnet Fiona natürlich nicht nur einmal. Alles, was sie erlebt hat einen esoterischen Touch, da es viel um Gefühle geht, aber lange nichts Greifbares folgt. Es sind mehr die Naturbeschreibungen, die kurzen Kapitel, in denen die Pflanzen von einer Gefahr wispern und Hilfe herbeisehnen, die den Reiz des Buches ausmachen. Denn im Anderwald gibt es tatsächlich etwas Böses, doch was das ist, erfährt man sehr spät. Daher ist der erste Band in meinen Augen wirklich eine typische Einführung in den Anderwald, bei Fantasy würde man sagen, die Charaktere werden vorgestellt und dann geht es ans Worldbuilding. Wirklich Action mit Wolf, so wie wir uns das gedacht haben, gibt es also nicht und man muss wohl den zweiten Band lesen, um das wirkliche Abenteuer der drei Freunde erleben zu können. Daher gibt es für den Einführungsband auch erstmal 3,5 Sterne.

Bewertung vom 10.06.2024
Celebrity Crush / Celebrity Bd.1
Kristoffersen, Kirsti

Celebrity Crush / Celebrity Bd.1


sehr gut

Sommerliche Romanze auf dem Campingplatz
Karoline mit K ist sauer auf ihre Eltern. Mit ihren 14 Jahren wollte sie eigentlich den Sommer zusammen mit Freundin Emma allein in deren Haus am See verbringen. Stattdessen muss sie den Sommer mit ihrer lieben Oma auf dem Campingplatz irgendwo in der Pampa verbringen. Sie befürchtet das Schlimmste, vor allem nervt sie, dass Emma ständig Zeit mit coolen Leuten verbringt und Bilder davon postet. Die Lage ändert sich, als sie zunächst ein Mädchen in ihrem Alter kennenlernt, das ihr die schönsten Ecken der Gegend zeigt. Und dann kommt Mathias mit seiner Familie auf dem Platz an und Karolines Unmut verwandelt sich in zarte, sommerliche Gefühle. Doch ein Geheimnis scheint den Neuankömmling zu umgeben.

Hatte das Buch in der Onleihe gesehen und da ich auch gern Jugendbücher lese, hab ich es kurzentschlossen ausgeliehen. Bei der nicht allzu hohen Seitenzahl ging das auch gut zwischendurch. Das Cover strahlt recht gut den sommerlichen Flair der Geschichte aus, die irgendwo auf einem Campingplatz in der norwegischen Pampa spielt. Das Buch wurde übersetzt, ist aber sprachlich sehr nah an der heutigen Jugend dran, es werden typische Ausdrücke der Jugendsprache benutzt und ich finde auch die 14-jährige Karoline ist gut beschrieben zwischen Groll, Unsicherheit und ersten Gefühlen für einen Jungen. Die Atmosphäre ist auch treffend eingefangen, zwischen flirrender Hitze und erfrischend kühlem Bad im nahe gelegenen See. Ich hatte diesen Campingplatz beim Lesen wirklich vor den Augen und aus eigener Erfahrung weiß ich, wie treffend die Leute und das Umfeld beschrieben sind.

Die großen Themen, denen sich das Buch widmet, sind typische Jugendprobleme. Ein bisschen Neid auf die beste Freundin und das langsame Auseinanderdriften, das Gefühl ungerecht behandelt zu werden und sauer auf die Eltern zu sein, aber auch die Zuneigung zur Oma, das Kennenlernen neuer Leute und das sich Abfinden mit Situationen, die man nicht beeinflussen kann. Durch die Begegnungen mit einer neuen Freundin und Mathias und ihren gemeinsamen Unternehmungen wandelt sich Karolines Sicht auf die Dinge. Ein bisschen schade fand ich, dass Karoline dann aber genau das tut, was ihr bei Emma gar nicht gefallen hat. Eine richtige Freundschaft sollte ein paar Wochen Trennung überstehen. Spannend ist, dass man lange nicht weiß, wer Mathias überhaupt ist. Man kann da viel hineingeheimnissen. Er selbst gibt kaum etwas preis. Mich hat dann doch etwas gewundert, wie die Geschichte im ersten Band ausgeht. Denn der Celebrity-Moment kommt wenn erst auf den letzten Seiten. Da finde ich den Titel etwas zu weit vorgegriffen. Der Schluss ließ mich dann auch etwas unzufrieden zurück, da man auch hier den nächsten Band lesen muss, um einige Fragen beantwortet zu bekommen. Daher gibt es 4 Sterne.

Bewertung vom 31.05.2024
Hunting Souls Bd.1
Köpke, Tina

Hunting Souls Bd.1


ausgezeichnet

Lebendige Story mit einer schlagfertigen Untoten
Katrina Smythe "lebt" mit ihrer Familie aus Andersartigen zurückgezogen am Rande einer Kleinstadt, wo sie nicht auffallen. Seit einem Jahr ist die 18-Jährige untot und eigentlich froh, dass sie kaum noch etwas fühlt und die normalen Teenie-Probleme sie nicht heimsuchen. Doch dann bittet eine Familie von Jägern die Smythes um Hilfe, denn ihre Tochter wurde ebenfalls in eine Untote verwandelt. Widerwillig stimmt Katrina zu, sich um sie zu kümmern und wird durch einen Streich an Tate, den Sohn der Familie gebunden. Auch dieser ist ein überzeugter Jäger und dadurch der natürliche Feind aller Übernatürlichen. Meinungsverschiedenheiten vorprogrammiert. Als dann auch noch einige Personen als vermisst gelten, müssen die beiden sich zusammenraufen, um die Sache zu klären.

Das Buch ist optisch ein echtes Highlight, vor allem, wenn man noch den Farbschnitt bekommt. Also selbst, wenn mich der Inhalt nicht interessiert hätte, hätte ich dem Buch vermutlich nicht widerstehen können. Zum Glück wollte ich es aber eh lesen. Fand die Idee von zwei Welten, zwei verschiedenen Personengruppen, die hier aufeinandertreffen sehr reizvoll und war gespannt, wie Untote und Jäger die Bürde, miteinander auskommen zu müssen, meistern. Katrina hab ich anfangs als ziemlich mies gelaunt empfunden, doch ihre schlagfertigen Sprüche haben das Ganze dann bald aufgelockert und manchmal tat mir Tate fast ein bisschen leid, denn den lässt sie zunächst einmal vollkommen von sich abtropfen. Doch die Sorge um Tates Schwester und die seltsamen Vorkommnisse um vermisste Personen bringen die beiden näher zusammen, als ihnen lieb ist. Und selbst wenn nicht, passiert etwas, dass ihnen gar keine Wahl lässt. Diese Wendung war echt gemein für Katrina und Tate, aber mir als Leserin hat das gut gefallen. Die Gefühlswelten der beiden werden abwechselnd in den Kapiteln dargestellt und sind nachvollziehbar. Vertrauen ist schwer aufzubauen, wenn man sich normalerweise eher bekriegt. Mir gefiel, wie die Autorin die beiden langsam aber sicher empathischer gegenüber der Gegenseite macht. Die Entwicklung, die beide durchmachen, ist beachtlich.

Ein bisschen verstört hat mich manchmal die Vorstellung, dass Tate sich da einer Untoten annähert, deren Körper kalt ist und die normalerweise nichts fühlt und keinen Herzschlag hat. Aber man gewöhnt sich dran und es kommt zu Vorkommnissen, die ich mir noch nicht so recht erklären kann. Auch der Fall, um den es eigentlich geht, wird noch nicht ganz gelöst. Hier dürfte es eine Fortsetzung geben, die ich auf jeden Fall lesen will. Denn der Schreibstil der Autorin ist jugendlich frisch und ihre Ideen gefallen mir. Außerdem muss ich natürlich wissen, was hinter allem steckt. Vom Hörbuch habe ich mir eine Hörprobe angehört und fand die Stimmen perfekt, genauso jugendlich, wie ich mir das in meinem Kopf vorgestellt habe. Auch hier werden Tates und Katrinas Parts abwechselnd gesprochen. Ob Buch oder Hörbuch, wer z.B. Emily Seymour mochte, dem dürfte auch Hunting Souls gefallen. 4,5 Sterne

Bewertung vom 25.05.2024
Tegan and Sara: Junior High - Chaos im Doppelpack
Quin, Sara;Quin, Tegan

Tegan and Sara: Junior High - Chaos im Doppelpack


sehr gut

Ansprechende Graphic Novel zu typischen Teenie-Themen
Weil Bruce, der neue Freund ihrer Mutter ab sofort mit ihnen leben wir, ziehen Tegan und Sara um. Sie werden ab dem ersten Junior High Jahr eine neue Schule besuchen. Das bedeutet für die beiden ziemlichen Stress. Nicht nur müssen sie ihre Freundin Faiza zurücklassen, es kommen auch noch neue Lehrer und neue Klassenkameraden auf sie zu. Ob sie da Freunde finden werden? Und was ist dann mit ihrer alten Freundin? Je mehr sie sich auf neue Leute einlassen, um so mehr scheinen sie auseinanderzudriften und das, obwohl sie als Zwillinge doch immer zusammengehalten haben. Klar ist, Erwachsenwerden ist nicht einfach, da können die Gefühle schonmal Purzelbäume schlagen.

Ich hatte in der Beschreibung des Buches gelesen, dass es gerade für Lesemuffel geignet sei und da ich so einen zu Hause habe, hab ich diese Graphic Novel über den Alltag zweiter Teenager und Zwillinge aus Kanada bestellt und erstmal selbst gelesen. Nun weiß ich, dass das Buch auf den Erinnerungen der echten Zwillinge Sara und Tegan Quinn basiert. Die beiden sind Musikerinnen, die bereits zahlreiche Erfolge feiern konnten und sich auch politisch für zum Beispiel die LGBTQ+ Community stark machen. Allerdings besuchten die beiden nicht wie die Protagonistinnen im Buch die Junior High vor kurzem, sondern bereits in den 1990er Jahren. Die Geschichte wurde also in die Jetzt-Zeit übertragen, was man schon am Cover sieht. Die Geschichte beginnt mit dem ersten Schultag an der neuen Schule und da sind Sara und Tegan natürlich nervlich angespannt. Ihre Sorgen spiegeln die von Jugendlichen heutzutage gut wieder. Nur manchmal erscheinen mir das Umfeld doch etwas in der Zeit stehen geblieben, sprich: Bis auf den Gebrauch von Smartphones und Internet hätte sich das Erzählte auch zu meiner Schulzeit abspielen können. Hier fehlt mir ein bisschen der Zeitgeist. Für angehende Jugendliche gibt es aber trotzdem genug Anknüpfungspunkte. Es geht vor allem um Freundschaften, Eifersucht, Geschwisterkonflikte aber auch um Musik als Ausdruck von Gefühlen.

Die Zwillinge schienen mir anfangs etwas unnahbar, doch je weiter man liest, umso besser versteht man sie. Da ist so viel, was Sara und Tegan verunsichert und in jedem der relativ kurzen Kapitel müssen sie sich neuen, alltäglichen Herausforderungen stellen. Auch die ersten zarten Gefühle für andere Personen nehmen viel Raum ein. Dabei macht ein besonders fieses, sich immer negativ äußerndes Mädchen ihnen das Leben schwer, ohne das jemand mit diesem mal Klartext spricht. Das kann ich mir so überhaupt nicht vorstellen und ich halte das auch für etwas klischeebehaftet. Das ähnelt doch sehr typischen High-School-Serien. Das Mädchen benutzt den Begriff lesbisch mehrmals sehr abwertend, zum Glück kommt aber gut rüber, dass jeder Mensch die Gefühle haben darf, die er eben hat. Ansonsten sind die Nebenfiguren doch sehr zugänglich und vernünftig. Mein Arbeitsalltag sagt mir, dass das nicht immer realistisch ist. Viel Raum nimmt auch die Musik der Zwillinge und die Entstehung ihrer eigenen Band ein.

Ich brauchte etwas um mich an den für meinen Geschmack etwas flotten und abgehackten Erzählstil zu gewöhnen. Es gibt neben den normalen Comicseiten auch solche, auf denen die Zwillinge miteinander Zwiegespräch halten. Die Parts sind dann farblich gekennzeichnet, so dass man den Überblick behält. Die Textmenge hält sich insgesamt in Grenzen, so dass das Buch tatsächlich Leser*innen ansprechen kann, die mit viel Text überfordert sind. Ob allerdings auch die Geschichte sie fesselt, ist die Frage. Mir ist zwar klar, dass das Teenageralter viele Fragezeichen mit sich bringt, jedoch wird mir einiges hier zu negativ dargestellt. Das ist auch der Grund, warum mir die Zeichnungen stellenweise mal nicht so gefallen haben, obwohl der Großteil sehr detailliert und passend zur Geschichte ist. Häufig sind die Mienen in den Gesichtern traurig, erschrocken, deprimiert, verwirrt und einfach zu negativ. Am schlimmsten fand ich es, wenn die Mädchen plötzlich gar keine Pupillen mehr hatten. Aber gerade das, wie auch der etwas abgehackte Erzählstil könnte bei der aktuellen Generation besonders gut ankommen, sind die meisten davon doch eher in der 15-Sekunden-Tiktok-Welt aufgewachsen als ich. Ob die Themen sie allerdings ansprechen... ich bin mir nicht ganz sicher, aber zuversichtlich, dass es so ist. Am schönsten an dem Buch fand ich zu sehen, wie sich aus zwei sehr ähnlichen jungen Mädchen langsam zwei verschiedene junge Frauen herauskristallisiert haben, die ihr bestes tun, um mit den Veränderungen umzugehen. 4 Sterne

Bewertung vom 23.05.2024
Wer ist schon normal? / Willkommen bei den Grauses Bd.1
Bohlmann, Sabine

Wer ist schon normal? / Willkommen bei den Grauses Bd.1


ausgezeichnet

Schräge und witzige Story mit einer Familie der etwas anderen Art
Eines späten Abends beobachtet Ottilie Schmidt, ein Mädchen, das etwas anders ist und schwer Freundschaften schließt, wie ins Nachbarhaus eine seltsame Familie einzieht. Die neuen Nachbarn - Eltern, drei Kinder, der Opa und ein Wischmopp-Hund - machen Ottilie neugierig. Schneller als den Kindern von nebenan lieber ist, erfährt Ottilie ihr Geheimnis. Sie sind besondere Wesen und mimen die perfekte Familie und dabei sollen sie auf keinen Fall Wörter wie seltsam, komisch oder Ähnliches zu hören bekommen. Denn dann kann es sein, dass sie die Familie verlassen müssen. Zu dumm, dass Opa, ein Schrat, das mit dem Normalsein nicht wirklich im Griff hat.

Von vielen Leser*innen dieses Kinderbuchs habe ich nur begeisterte Stimmen gehört und bin neugierig geworden, ob mich die Geschichte auch überzeugen kann. Themen wie das Anderssein, sich selbst treu bleiben und Toleranz sind seit Längerem im Trend und der Titel von Sabine Bohlmann reiht sich in eine Vielzahl von Büchern ein. Ich muss sagen, dass mir vor allem Ottilie gefallen hat, die selbst unter ihren Klassenkamerad*innen als komisch und seltsam gilt und oft allein ist, weil sie sich schwer tut, Freunde zu finden. Mit den Grause-Kinder ist das was anderes. Mit ihnen tut sie sich leichter, sie entsprechen noch weniger der Norm als sie. Eines der Kinder sieht man nicht einmal. Die Familie ist ein bunt zusammengewürfelter Haufen grausiger Sonderlinge, wie z.B. Opa Schrat, Wolfi Werwolf und das kleine Geisterkind. Jedenfall sind die Personen ziemlich auffällig und so fällt es vor allem Opa schwer, sich so zu verhalten, dass die Krähe, die sie beobachtet, nicht kräht. Denn dann füllt sich das Punktekonto und es kann passieren, dass ein Familienmitglied einfach ausgetauscht wird.

Ottilie möchte das auf keinen Fall, denn die Grauses sind schon wie eine echte Familie und außerdem ihre Freunde. Deshalb helfen alle zusammen, um Opa zu behalten. Die Idee hinter der Geschichte finde ich gut und Sabine Bohlmann schreibt die vielen lustigen Situationen mit viel Witz und sehr unterhaltsam. Die Grauses wachsen dabei auch den Leser*innen ans Herz. Über so manches Fettnäpfchen, in das sie treten, musste ich schmunzeln. Nicht ganz so gut fand ich, dass auch Klischees bedient werden. Zum Beispiel sind die Drillinge mit den einfallsreichen Namen die typischen fiesen Kinder, die andere beurteilen, ohne sich überhaupt die Mühe zu machen, sie näher kennenzulernen. Dann ist da noch die mürrische Nachbarin, wobei ich die Auflösung des Problems mit ihr echt schön fand. Das Cover und die Innenillustrationen sind eine tolle Ergänzung zur Geschichte. Eventuell folgen noch Bände, die würde ich auf jeden Fall wieder lesen. 4,5 Sterne

Bewertung vom 20.05.2024
Kackadiesisch! Darwins großes Regenwurm-Spektakel
Owen, Polly

Kackadiesisch! Darwins großes Regenwurm-Spektakel


ausgezeichnet

Sehr unterhaltsames und lehrreiches Buch über Darwins Wurm-Forschung
Neben seiner berühmten Evolutionstheorie scheint Darwin ein großer Wurm-Fan gewesen zu sein. Er war sich sicher, dass diese seltsamen Tiere nicht - wie früher von allen angenommen - Schädlinge sind, sondern etwas ganz Besonderes. So begann er, ihre Gewohnheiten zu studieren, Versuche mit ihnen zu machen und nach ihrer Superkraft Ausschau zu halten, vollkommen überzeugt davon, dass es eine geben muss. Seinen Forschungsprozess können Kinder in diesem kackadiesischen Buch nachvollziehen und lernen so nicht nur jede Menge über Regen- und andere Würmer, sondern auch einiges über wissenschaftliches Arbeiten und was es heißt, mit seiner Meinung zunächst allein dazustehen. Denn zunächst wollte Darwin niemand glauben und er wurde für seine Theorie belächelt. Doch das spornte ihn nur noch mehr an. Wissenschaftlich zu forschen heißt also auch, nicht aufzugeben, egal, was andere sagen und diese Botschaft wird durch das Buch wirklich gut transportiert.

Aufmerksam geworden sind wir auf Darwins großes Regenwurm-Spektakel durch das tolle Cover mit Goldverzierungen und natürlich das Schlagwort "Kackadiesisch", das vielleicht einigen engstirnigen Eltern sauer aufstößt, das aber so gut zum Inhalt passt. Schließlich findet Darwin heraus, was die Superkraft der Würmer ist, nämlich ihre Ausscheidungen, die dafür sorgen, dass wir auf der Erde eine paradiesische, gut gedüngte Pflanzenwelt haben und unsere Nahrung wächst und gedeiht. Die Aufmachung finden wir auch im Inneren sehr gelungen. Durch die Illustrationen wird man in der Zeit zurückversetzt in die feine Gesellschaft im England des 19. Jahrhunderts, doch durch die coolen Würmer und die Comic-Sprechblasen wirkt das Buch trotzdem modern und ist witzig zu lesen. Meine Tochter war ganz fasziniert davon wie Darwin immer wieder neue Ansätze fand und durch Ausschlussverfahren, Beobachtungen und Hartnäckigkeit schließlich zu einer Erkenntnis kam, die ihm und den Regenwürmern die verdiente Anerkennung brachte. Das Buch ist natürlich mit einem gewissen Augenzwinkern verfasst, macht deshalb aber auch umso mehr Spaß und macht Kinder neugierig auf die Naturwissenschaften. Über weitere Titel in dieser Art würden wir uns freuen. 5 Sterne

Bewertung vom 20.05.2024
Der Wortschatz
Gugger, Rebecca

Der Wortschatz


ausgezeichnet

Wörter sind fantastischschön und superkraftstark
Oscar findet beim Löcherbuddeln eine Schatzkiste, die er superschnell öffnet. Doch die Enttäuschung ist groß, denn darin sind nur ein paar Wörter. Was soll Oscar damit schon anfangen? Achtlos wirft er quietschgelb ins Gebüsch, woraufhin ein ebenso gefärbter Igel daraus hervorkommt. Der Junge erkennt, dass Worte durchaus zu gebrauchen sind, sogar kraftvoll, denn sie verändern die Welt. Begeistert wirft er mit Worten nur so um sich und ehe er sichs versieht, sind sie alle aufgebraucht. Wo soll er jetzt neue herbekommen? Oscar macht sich auf die Suche.

Mir hat die Idee hinter dem Buch sofort nach dem Lesen der Leseprobe imponiert und ich finde sie auch nach der kompletten Lektüre so einfach und logisch, dass ich sicher bin: Kinder werden die Botschaft der Geschichte ohne Probleme verstehen und Oscars Wandel in seiner Einstellung gegenüber dem Wert des Schatzes, den er gefunden hat, nachvollziehen können. Autor/in und Illustrator/in machen es ihnen leicht und dabei macht es noch richtig Spaß, sich mit den vielen Wörtern zu beschäftigen, die teilweise bekannt sind, sich auch mal durch die Bilder erklären oder neu erdacht sind. Dem Reichtum durch Sprache sind keine Grenzen gesetzt. Eindrucksvoll wird das hier für Kinder in Szene gesetzt. Die filigranen Illustrationen sind künstlerisch hochwertig und singen ein Loblied auf die Fantasie, denn die Welt in der Oscar lebt ist detailreich und es gibt viel zu entdecken. Die Wörter, die Oscar findet, können die Welt verändern und das ist manchmal lustig, manchmal eindrucksvoll, furchteinflößend oder niedlich. Es gibt so viele Nuancen und ganz ohne elterlichen Hinweis ist klar, wie viel Macht sie besitzen, aber es ist auch zu sehen, dass man manchmal achtsam mit Worten umgehen muss.

Interessant ist auch die Einbindung von Menschen ganz unterschiedlicher Meinung gegenüber Wörtern. Für den einen sind sie Zeitverschwendung, dem anderen nicht wichtig genug oder gar verschwendete Arbeit. Doch am Ende ist klar, dass wir mit Wörtern alles ausdrücken können, was unsere Sinne aufnehmen, wir können uns mitteilen und Dinge genau benennen. Zudem können wir mit unserer Fantasie immer neue Wörter schaffen und damit die Welt besser machen. Ein eindrucksvolles Bilderbuch voller Kreativität und ein echter Wortschatz. Ein toller Bonus sind die Downloads, die man per QR-Code abrufen kann. Grundschullehrer*innen und Bibliotheken werden sich freuen, denn es gibt sowohl ein Bilderbuchkino als auch fertige Unterrichtsmaterialien mit Durchführungshinweisen. Also nicht nur ein tolles Buch, sondern auch ein prima Service des Verlags. Perfekt für das nächste Vorleseprojekt. 5 Sterne

Bewertung vom 19.05.2024
Die Spur aus der Vergangenheit / Andor Junior Bd.4 (Audio-CD)
Baumeister, Jens

Die Spur aus der Vergangenheit / Andor Junior Bd.4 (Audio-CD)


sehr gut

Tolle Hörspielinszenierung, aber flache Handlung
Die vier jungen Helden aus der Andorwelt, Krieger Thorn, Magierin Eara, Bewahrerin Chada und Zwerg Kram haben gerade erst das Königreich gerettet, da passiert erneut etwas auf der Rietburg. Der besondere Vogel ihrer Freundin ist verschwunden. Die Kinder wissen, dass er entführt oder gestohlen worden sein muss und haben einen Händler in Verdacht. Leider fehlen ihnen die Beweise und so setzen sie alles daran, ihm seine Tat nachzuweisen.

Nachdem wir die drei ersten Bände der Reihe als Buch gelesen hatten und uns die Geschichten sehr gefallen haben, sind wir diesmal auf das Hörbuch aufmerksam geworden. Als jahrelange Fans von Reihen wie Die drei ??? wollten wir hören, ob auch die Andor junior Reihe etwas für uns ist. Die Hörprobe fanden wir gleich toll, vor allem die Inszenierung ließ auf ein Highlight hoffen. Nachdem wir jetzt das ganze Hörspiel gehört haben, ist die Begeisterung nicht mehr ganz so da. Zunächst sei gesagt, dass die Sprecher, die Geräuschkulisse, die Musikstücke zwischen den einzelnen Erzählteilen sehr sehr gut sind und uns tatsächlich in eine mittelalterliche Kulisse versetzt haben. Es hat Spaß gemacht zuzuhören. Leider konnte die Geschichte nicht an die Spannung und das Magische der letzten Folgen, die wir gelesen haben anknüpfen. Zwar beginnt sie recht spannend mit einem neuen Charakter und dem Verschwinden des magischen Tieres, doch sofort war klar, dass die Kinder etwas voreilig sind, was die Lösung des Falles angeht. Eigentlich war sofort klar, dass hier jemand ein falsches Spiel spielt. Zudem fehlte uns leider der Einsatz der für die Kinder so typischen Fähigkeiten. Dass die vier Zauberin, Bewahrerin, Krieger und Zwerg sind, war kaum von Belang. Nur die magischen Wolfwelpen bringen ein bisschen Fantasy-Feeling in die Aufnahme. Das finden wir sehr schade, denn die bisherigen Folgen waren einfach actionreicher und überraschender. Wegen der guten Qualität der Sprecher und der Inszenierung gibt es aber 3,5 Sterne. Wir hoffen, dass die folgenden Episoden wieder etwas ideenreicher sind, denn dann könnte Andor junior einen neue Lieblingshörspiel-Serie werden. 3,5 Sterne

Bewertung vom 06.05.2024
Voll ungerecht!
Frauhammer, Assata

Voll ungerecht!


ausgezeichnet

Tolle Lesetexte zu verschiedenen Aspekten von Gerechtigkeit und Recht
Jeder bekommt ein Stück von der Pizza ab, aber warum ist das eine Stück größer? Ist das nicht ungerecht? Mit dieser einfach anmutenden Fragestellung auf dem Cover ist man als Leser*in schon mittendrin in einem weiten Feld, das weitaus komplizierter ist und differenzierter in unterschiedlichen Kontexten betrachtet werden muss. Aber dieses erste Beispiel versteht jedes Kind und die Auflösung der Frage, was nun Gerechtigkeit ist, macht wie ich finde neugierig, sich näher damit zu beschäftigen. Von Situationen aus, die jeder aus der Familie oder dem Freundeskreis kennt, erläutert der Text Recht und Gerechtigkeit in immer größeren Zusammenhängen, wechselt vom Privaten zum Sport, zur Gesellschaft in Deutschland und schließlich zur Lage in der Welt. Es geht um Ungerechtigkeit im Kleinen, um Fairness, um das Gewissen, um Ethik und Moral, Gleichberechtigung und gerechte Verteilung, gleiches Recht, Chancengleichheit und Teilhabe, Frauenrechte und um eine gerechte Welt mit fairem Handel und Generationengerechtigkeit.

Was mir zunächst als kurze Abhandlung für Kinder erschien, hat es in sich. Die Texte sind zwar bei diesem komplexen Thema so kindgerecht wie möglich formuliert, dennoch merkt man schon an obiger Aufzählung, dass es viele Fachbegriffe gibt. Diese sind aus dem Text relativ gut erschließbar und wirklich interessant, die Altersempfehlung ab 8 ist dennoch sehr niedrig. Gemeinsam mit einem Erwachsenen und Hilfestellung ist das Buch sicher eine tolle Grundlage für tiefgehende Gespräche, ansonsten würde ich das Buch erst etwas später empfehlen. Es kommt dabei auch etwas auf das Kapitel an, mit dem man sich beschäftigt. Ich hatte auf jeden Fall das Gefühl, dass die einzelnen Kapitel einem bestimmten Aufbau folgen, trotzdem spricht nichts dagegen, sich einfach mal nach Interesse mit einzelnen (Doppel-)Seiten zu beschäftigen.

Von der Gestaltung her finde ich das Buch sehr gut gelungen. Jedes neue Kapitel trägt eine große Überschrift, die Aufschluss zum Gegenstand des Textes gibt. Auch die Erläuterungen selbst sind übersichtlich gegliedert und werden immer von tollen Illustrationen begleitet, die das Verständnis unterstützen, manchmal auch zusätzliche Infos geben. Sehr ansprechend für Kinder sind die comicartigen Szenen mit Sprechblasen, die Situationen für Kinder interessanter darstellen und wiederum Interesse wecken. Sie verleiten die Leser*innen aber auch dazu, sich eigene Gedanken zu machen, sich selbst zu hinterfragen und sogar Lösungen zu bewerten und zu suchen. Selten gibt es ein Kinderbuch, das mich so nachdenklich stimmt wie "Voll ungerecht!" Natürlich lässt sich Ungerechtigkeit in der Welt nicht von heute auf morgen abschaffen, aber es ist für jedes Kind wichtig, sich mit dem Thema zu beschäftigen und das eigene Verhalten zu überdenken. Die ein oder andere Seite stelle ich mir auch als geeignete Grundlage für ein Gespräch unter Kindern z. B. im Unterricht vor. Gerechtigkeit betrifft einfach jeden Menschen und Assata Frauhammers Buch lädt dazu ein, den Kopf zu benutzen und miteinander zu reden. 5 Sterne

Bewertung vom 06.05.2024
Lila Leuchtfeuer
Sila, Tijan;Schneider, Lena

Lila Leuchtfeuer


ausgezeichnet

Wundervolle, moderne Märchen-Unterhaltung
Lila Leuchtfeuers Vater ist zu einem Auftrag unterwegs als die böse Hexe Smert seine Werkstatt für magichanische Reparaturen aufsucht. Doch Lila ist überzeugt, dass sie als Auszubildende genug Erfahrung hat, um das fliegende Holzfass der Hexe wieder funktionsfähig zu machen. Sieben Tage lässt sie ihr dafür Zeit, andernfalls wird Lila die Folgen ihres Versagens spüren müssen. Gemeinsam mit Waldgeist in Eichhörnchengestalt, sprechendem Hammer und dem seltsamen Knecht der Hexe macht sie sich schließlich ans Werk. Doch das Problem ist hartnäckiger als gedacht und schickt Lila auf die Reise nach NImmerruh.



Schon beim Blick auf das Cover erkennt man Protagonistin Lila Leuchtfeuer an ihren Lila Haaren. Mir hat das irgendwie imponiert, denn mit ihrer Latzhose ist sie so gar nicht die typische weibliche Märchenfigur. Doch die Geschichte mutet dennoch ziemlich märchenhaft an. Es gibt nicht nur Waldgeist und Hexe, sondern auch sprechende Gegenstände, komische Vögel, Zauberer und viele andere, aufregende Wesen. Von einigen hatte ich nie gehört. Diese zusätzlichen Ideen machen auch den Reiseverlauf in der Geschichte aus. Man weiß wirklich nie, worauf man hier als nächstes stößt und zunächst scheint es unmöglich, dass ein einzelnes Mädchen einer uralten, bösen Hexe das Wasser reichen kann. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist der mitreisende Knecht der Hexe, dem Lila nicht traut, weil sie auch ein Stück weit voreingenommen ist. Waldgeist-Eichhörnchen und sprechender Hammer sind wirklich knuffig, auch wenn letzterer auch ein ziemlich grummeliger Typ und Paragraphenreiter zu sein scheint. Eigentlich macht jeder von ihnen im Laufe der Geschichte eine Entwicklung durch, die mich neugierig auf weitere Abenteuer macht. Denn ich hatte nach der abwechslungsreichen und spannenden Reise mit vielen magischen und märchenhaften Momenten und zahlreichen mal tiefgründigen, mal lustigen Dialogen den Eindruck, dass hier noch einiges im Verborgenen blieb, vor allem, was den Knecht der Hexe angeht. Die Mischung aus modernem Denken, risikofreudiger Protagonistin und klassischen Märchenelementen hat mir jedenfalls total gut gefallen und bis zu Ende in Atem gehalten. Die Zeichungen sind auch besonders und passen daher sehr gut zur Geschichte. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung. 5 Sterne