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Fraulese

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Insgesamt 19 Bewertungen
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Bewertung vom 15.10.2020
Der Weihnachtsbaum, den niemand wollte
Zommer, Yuval

Der Weihnachtsbaum, den niemand wollte


ausgezeichnet

In mitten von wunderbaren, farblich anregenden Bildern, liest man Gedichte über das Dasein der kleinen Fichte.
Die Fichte wächst, umgeben von hohen Tannen und Laubbäumen, auf einer Lichtung und ist zuerst gar nicht froh, denn ihre Zweige sind krumm und schief und sie wächst sehr langsam. Die Monate gehen dahin und im Winter, vor Weihnachten, kommen die Menschen, um sich einen tollen Weihnachtsbaum mitzunehmen. Die Fichte bleibt zurück, niemand will sie in sein Wohnzimmer stellen. Da wird sie sehr traurig. Jedoch wendet sich alles zum Guten, denn die Tiere des Waldes haben das kleine Bäumchen gern und schmücken es wie einen Weihnachtsbaum. Als dann noch ein wunderschöner Stern aufgeht, ist die Stimmung perfekt.
Eine ganz goldige, kurze und leicht zu verstehende Geschichte, für Kinder ab 4 Jahren. Die Bilder laden zum Träumen ein und die in Gedichtform geschriebenen Zeilen, regen die Fantasie an. Die Idee, dass Freunde aus einem unscheinbaren Wesen, ein strahlendes machen, fand ich sehr schön.

Bewertung vom 15.10.2020
Super reich
Horvath, Polly

Super reich


weniger gut

Familie Brown ist bettelarm. Der Vater Arbeitslos und ignorant, die Mutter überfordert und gewalttätig. Rupert, fast 11 Jahre alt, hat viele Geschwister, doch nur zu einer kleineren Schwester ein den Umständen entsprechend gutes Verhältnis. Gegessen wird was andere auf den Müll werfen würden. Die Kinder hungern und frieren.
Eines Tages, es ist Heilig Abend, schlittert Rupert, mehr tot als lebendig, in eine für ihn bis dahin unbekannte Welt - die Welt der Reichen und einflussreichen.
Die Moral von der Geschichte wird einem von Polly Horvath regelrecht mit dem erhobenen Zeigefinger ins Auge gestochen. Jedoch bleibe ich nach dieser Lektüre etwas ratlos zurück und möchte dieses Buch keinem Kind in die Hand geben.
Warum?
Im Haus der Reichen, machen sich alle über den armen, ausgemergelten Jungen lustig. Es werden perfide Spiele mit ihm gespielt. Die "Abenteuer" danach, helfen dem armen Tropf auch nicht. Weiterhin ist er spleenigen und übergriffigen Erwachsenen ausgesetzt. Diese können konsequenzlos weiterhin ihr Selbstdarstellungsprogramm ablaufen lassen. Überhaupt malträtiert die Autorin ihren Hauptprotagonisten übergebührlich. Das Kind friert, hungert, erträgt Schmerz und Demütigung, wird ausgenutzt und fällt in Ohnmacht. Je mehr er leidet um so "besser" bzw ausführlicher die Beschreibung der Szenen. Was, sollen Kinder mit dieser Mischung aus Leid und uneinsichtigen Erwachsenen anfangen? Denken, dass die Welt halt so ist? Ruperts Sicht scheint keine große Rolle zu spielen. Er bleibt im eigenen Theater nur Statist.
Die phantastischen Elemente machen das Buch nicht verdaulicher, sondern verwirren noch mehr. Die Sprache, mit einigen schwierigen oder nicht bekannten Ausdrücken, zwingt auch Erwachsene, dass eine oder andere nachzuschlagen. So kommt keine Lesefreude auf - leider.

Bewertung vom 08.10.2020
GOTT
Schirach, Ferdinand von

GOTT


sehr gut

Leider lässt mich das Hörbuch in Dialogform ratlos zurück. Das mag auch der Kunstgriff des Autors sein. Eine einfache Lösung gibt es nicht. Jeder wird sich an einer anderen Stelle abgestoßen fühlen. Bei mir war es das Kuschen des Journalisten vor dem Geistlichen. Aber wo es um Leben und Tod geht, lässt sich vielleicht auch kein Urteil von Außen bilden. Jeder der dort auftretenden Personen vertritt die eigene Ansicht. Der Betroffene wird in die Ecke gedrängt. Will man ihm, dem Leidenden, nur Gutes oder möchte jeder einzelne der Ethikkommission sich selbst als gut und wissend darstellen?
Fazit: Alles verstanden, nichts gelöst.

Bewertung vom 08.10.2020
Die infantile Gesellschaft - Wege aus der selbstverschuldeten Unreife
Kissler, Alexander

Die infantile Gesellschaft - Wege aus der selbstverschuldeten Unreife


ausgezeichnet

"Die besenreine Gesellschaft" geht vom Ich als oberste Instanz aus. Politisch überkorrekt, und allein von sich ausgehend, taumeln viele Menschen über selbst erschaffene Spielwiesen. Wie Peter Pan, erkennen wir die Komplexität des Erwachsenenlebens nicht an, naiv grinsend und ewig um sich selbst kreisend. Peter Pan ist hier eine stetig wiederkehrende Figur, um zu veranschaulichen, nach welchen Vorbildern viele von uns funktionieren. Der Schreibstil ist bissig, jedoch nicht aggressiv. Mit scharfen Verstand und erfrischender Analyse, hält uns Alexander Kissler einen Spiegel vor, und sieht sich selbst dabei nicht außen vor. "Neverland" zu verlassen um das eigene Leben und somit vielleicht einen winzig kleinen Teil des Weltgeschehens zu beeinflussen, wird zur großen Herausforderung, weil wir erst unsere eigenen Grenzen erkennen- und die Zusammenhänge begreifen lernen müssen.

Mir gefallen die vielen Denkanstöße in diesem Buch, der Autor gibt eine gut strukturierte Vorlage zum Gehirn einschalten und ungute Muster durchbrechen. Die anfängliche Betrachtung was Kindheit ausmacht und welchem geschichtlichen Wandel diese Betrachtungsweise unterlegen ist, fand ich als Einstieg in die Thematik um die (selbstverschuldet) infantile Gesellschaft sehr wichtig. Auch das zu Wort kommen von Philosophen schafft einen ersten Überblick um noch besser in die Lektüre hineinzukommen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.10.2020
Wenn das Licht gefriert
Klementovic, Roman

Wenn das Licht gefriert


ausgezeichnet

Vor vielen Jahren starb ein 18 Jahre altes Mädchen, wurde im Moor gefunden - der Fall konnte bisher nicht geklärt werden. Als der Cold Case in einer reißerischen Fernsehsendung erneut aufgegriffen wird, kommt der Stein ins Rollen. Valerie war damals eine Freundin der Toten und Valeries Mutter, Elisabeth fängt an dem Verbrechen auf die Spur zu kommen, nach dem ihr Mann Friedrich, der an Demenz erkrankt ist, merkwürdige Äußerungen zum Tathergang macht, als sie gemeinsam die Sendung um ungeklärter Mordfälle ansehen. Es entspinnt sich eine nervenaufreibende Suche nach der Wahrheit. Elisabeth kommt nicht nur an ihre psychischen Grenzen, sondern läuft nun Gefahr, selbst zum Opfer zu werden.


Es gibt Längen in diesem Roman, welche ich als anstrengend empfunden habe. Elisabeth schlägt sich mit ihrem Mann, ihren Gefühlen und der Vergangenheit herum - so stellt sie als Figur das Todesopfer Anna Zeitweise in den Schatten. Zum Schluss wird klar, warum sie als Schlüsselfigur gewählt wurde.


Dem Autor gelingt es durchaus Spannung aufzubauen, und zu überraschen. Die Dialoge waren mir jedoch teilweise zu ausgewalzt, so dass mich der Plot nicht immer fesseln konnte. Insgesamt steckt jedoch auch viel berührendes in der Geschichte.


Ich habe den Kauf des Hörbuches nicht bereut, denn Ulla Wagener liest gut und haucht den verschiedenen Charakteren Leben ein.

Bewertung vom 06.10.2020
Lars Eidinger

Lars Eidinger


ausgezeichnet

Gefühlt wandelt Lars Eidinger mit meinen Augen durch die Welt. Mir haben die Aufnahmen sehr gefallen. Besonders hat mich der Kontrast von Wohnungslosigkeit und Fülle berührt. Manche Bilder lassen einen schmunzeln, weil sie so schrullig, oder hässlich oder eigenartig ästhetisch wirken. Kitsch, Natur, Technik, Einöde - überall lässt sich etwas kreatives herauslesen. Und so lässt der Künstler den Betrachter staunen, lachen, innehalten. Ein cooles Kunst-und Photographie - Buch.

Bewertung vom 05.10.2020
Letzte Liebeslieder
Weiller, Stefan

Letzte Liebeslieder


ausgezeichnet

"Letzte Liebeslieder" ist eine Sammlung von Erinnerungen an Sterbende und deren persönlichen Erzählungen aus ihren Erinnerungen und ihrer Gefühlswelt, vom Autor innerhalb von mehreren Jahren zusammengetragen und aus dem Gedächtnis wiedergegeben. Die Lieblingslieder sind nur ein Schlüssel der beiseite gelegt werden kann, denn die Frage nach dem Lied, welches einem viel bedeutet, ist oft ein Aufhänger um den Gedanken und Erinnerungen freien Lauf zu lassen. Mich haben manche Geschichten mehr berührt als die anderen, so wie einen Menschen mehr oder weniger bewegen, je nach dem ob die eigenen Erfahrungen und Gedanken mit denen der anderen Person kollidieren oder sich alles zusammen zu fügen scheint. Das macht auch die Hospizarbeit zu einer großen Herausforderung. Der Sterbende soll nicht aus dem Leben heraus gedrängt werden. Bis zum Letzten Atemzug, begegnen wir Individuen, die sich im Laufe eines Lebens, sei es kurz oder lang gewesen, entwickelt haben und nicht zu einem Einheitsbrei der "von uns gegangenen" vermengt werden wollen. Dieses Buch berührt mich sehr, da es trotz Angst vor der eigenen Vergänglichkeit sensibel macht für das Thema, Umgang mit dem (eigenen) Leben und dem Umgang mit Sterbenden, die ihr Leben lebten und nun einen letzten großen Schritt wagen müssen. Dabei wird einem von manchem der interviewten ans Herz gelegt, der Zeit in der man lebt, mehr Leben einzuhauchen und Dinge die einem wichtig sind, nicht auf die lange Bank zu schieben. In der ersten Geschichte bin ich als Leser ganz bei den Angehörigen. Ein kleiner Junge, der seinen Vater verlieren wird und in seiner Trauer isoliert bleibt, hat mich besonders bewegt. So geht auch jeder Begleiter und jeder Angehörige seinen eigenen Weg der Trauer. Stefan Weiller hat einen Impuls gesetzt, den Tod nicht zu tabuisieren und hat mit dieser Lektüre Trauernde wie Sterbende ins Licht gerückt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.10.2020
Wie alles kam
Maar, Paul

Wie alles kam


ausgezeichnet

Liebevoll geschrieben

Ein wunderbares Buch mit persönlichen Erinnerungen und einem Stück Zeitgeschichte.
Paul Maars Frau ist an Alzheimer erkrankt. Ihre Erinnerungen sind fragmentarisch und an die Zeit in ihrer Jugend, als sie ihren Mann Paul kennenlernte, gekoppelt. Die beiden haben einen besonderen und liebevollen Umgang miteinander. So kann das Ehepaar trotz der schweren Krankheit miteinander leben. Hier schließt sich der Kreis, denn Paul Maar hat in seiner Kindheit zwei weibliche Personen gehabt, die liebevoll an seiner Seite standen. Zum einen die zweite Frau seines Vaters, zum anderen die Mutter seines Vaters. Die leibliche Mutter des kleinen Pauls starb, als er 7 Wochen alt war.
Die Erinnerungen sind in diesem Buch nicht immer chronologisch aufgeschrieben. Die verschiedenen wichtigen Personen in Paul Maars Leben, sowie die einschneidenden Erlebnisse, folgen logisch auf einander ab. So erzählt ser Autor über seine schmerzhaften und traurigen Erfahrungen mit dem eigenen Vater, um im nächsten Kapitel, dem Leser ein menschlicheres Bild des Vaters auf zu zeigen. Überhaupt kann Maar wunderbar Geschichten erzählen, nicht nur für Kinder. So werden seine Kindheitserinnerungen für den Leser lebendig. Ich hatte den kleinen Paul, beim Lesen, richtig gern.

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