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Sissidack
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Oberweid

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Insgesamt 52 Bewertungen
Bewertung vom 27.10.2023
Schatten über Colonia - Ermittlungen am Rand des Römischen Reichs
Melzener, Axel;Neviandt , Julia Nika

Schatten über Colonia - Ermittlungen am Rand des Römischen Reichs


ausgezeichnet

Ich hatte mich auf einen Krimi zur Zeit des römischen Reiches eingestellt. Dabei hatte ich keinerlei Vorstellungen darüber, auf welchen Grundlagen das Recht innerhalb dieses riesigen römischen Reiches funktionierte. Darüber hat mir der Roman viele überaus interessante Informationen vermittelt. Die kriminellen Machenschaften hatte ich recht früh gefühlsmäßig durchschaut. Aber die unglaublich vielen Informationen über das Leben in den großen römischen Städten haben mich erheblich mehr gefesselt. Wieder einmal wurde mir klar, wie viel ich eigentlich über geschichtliche Epochen nicht weiß. Los ging dies, als ich mir die überaus nützliche Karte angesehen habe. Was hatte dieses Reich für riesige Ausmaße!? Kaum vorstellbar! Gebietsbezeichnungen, Flussnamen, mir bisher völlig unbekannte Namen von germanischen Stämmen haben mich überwältigt und meine Neugier noch mehr geweckt. Geschichtswissen war bei mir nur noch: Der Limes hat von Römern erobertes Gebiet von den frei lebenden, wilden germanischen Stämmen getrennt. Logisch ist auf jeden Fall die Information aus dem Roman. Es gab regen Austausch und Handel zwischen den Römern und den Germanen auch in diesen Gebieten. Ich kann hier nur eine ganz kleine Einschätzung geben. Viele Facetten des „Krimis“ wären noch zu bewerten. Kurz und bündig: Ich bin begeistert. Eine so interessante Geschichtslektion habe ich nie erlebt. Den Autoren spreche ich ein großes Lob aus. Ganz feine, interessante, lehrreiche und kurzweilige Literatur liegt vor, die auf jeden Fall genauestens recherchiert wurde. Ein ganz TOLLES Buch. Cover in Ordnung/Stil ist wunderbar lesbar.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.10.2023
Always love you / Ikonen ihrer Zeit Bd.11
Faber, Hanna

Always love you / Ikonen ihrer Zeit Bd.11


ausgezeichnet

Whitney Houston – was für eine Stimme. Ich bekomme regelmäßig Gänsehaut, wenn ich einen ihrer Erfolgssongs höre. Aus diesem Grund ist es Ehrensache, dass ich diesen Roman näher kennen lerne. Genau das ist passiert. Der Roman ist toll. Ein Weltstar wird durch eine äußerst einfühlsame Autorin sehr schön beschrieben. Beginnend mit dem außergewöhnlich begabten, dunkelhäutigen, aufgeweckten und musikbegabt und –begeisterten kleinen Mädchen Nippi, das behütet in einer gläubigen Familie aufwächst bis hin zum Superstar erstreckt sich der Lesestoff. Erläutert werden Probleme, die Whitney alias Nip angeht und überwinden muss, um überhaupt im Musikbusiness fußfassen zu können. Sie hat eine echte Freundin, auf die sie sich wirklich verlassen kann. Muss aber auch erkennen, dass viele Bekannte – ob aus Oberflächlichkeit oder Bosheit – sie immer wieder enttäuschen und tief verletzen. Insbesondere mit Beziehungen zu Männern hat Whitney wenig Glück. Sie schätzt die Herren oft falsch ein, und muss dies gefühlsmäßig teuer bezahlen. Immer wieder hilft ihr dann Robyn aus dem tiefen Loch ihrer Gefühlswelt heraus. Hier wird Whitney als eine gefühlvolle, bodenständige, verletzliche Person geschildert. Die Künstlerin ist den Medien schutzlos ausgeliefert. Es ist keineswegs verwunderlich, dass sie am Ende einen viel zu frühen Tod erleidet. Schön ist am Roman jedenfalls, dass er am Höhepunkt ihrer Chargiere endet. Ich habe mitgefühlt und mitgebangt. Ich habe die Höhepunkte ihres Lebens miterlebt und auch Tiefpunkte mit ihr ertragen. Egal ob das gezeichnete Bild nun der absoluten Wahrheit entspricht oder nicht, Frau Faber hat ein schweres Thema fleißig recherchiert und wunderbar festgehalten. Ich bin fasziniert. Danke an die Autorin. Das Cover ist einfach toll. Die Künstlerin in einer umwerfenden Robe, umgeben von Licht, Glanz und Glimmer. Trotzdem sieht sie verwundbar und bescheiden aus. Sehr schön! Der Stil der Autorin gefällt mir ebenfalls. Probleme hatte ich zu Beginn des Romans mit den zeitlichen Sprüngen. Ich habe vor und zurück geblättert, um die zeitliche Abfolge einhalten zu können.

Bewertung vom 06.10.2023
Vega 2 - Der Sturm in meinem Herzen
Perko, Marion

Vega 2 - Der Sturm in meinem Herzen


sehr gut

Diese phantastische Geschichte von der Gabe das Wetter beeinflussen zu können durch die junge Frau Vega, entpuppt sich für sie als Gabe und als Fluch. Die Veränderung des Klimas ist für uns, die wir diesen Wandel zurzeit miterleben, eher ein Fluch. Warum tun Großkonzerne nicht mehr, um hier Verbesserungen einzuleiten? In der Geschichte investieren Konzerne und Forschungseinrichtungen viel Zeit, Kraft und Geld, um genau zu erkunden, wie das Wetter beeinflussbar ist. Jedoch nicht um selbstlos den Menschen zu helfen, sondern um die eigenen Taschen zu füllen. Weltweite Macht über Wetter und Klima ist das große Ziel. Hierbei werden rücksichtslos Vega und Wetteraktivisten ausgenutzt. Was für Vorgänge laufen in deren Gehirnen ab? Das Erforschte wird mit einer KI gekoppelt und es zeigt sich, dass hier wieder etwas außer Kontrolle geraten ist. Ich glaube, so etwas Ähnliches könnte auch uns noch bevorstehen. Die Handlung ist hochaktuell. Gut wird dargestellt, wie einzelne Personen gegeneinander ausgespielt werden. Ganz wie im wirklichen Leben. Deshalb ist es schön, dass Vegas große Liebe ein glückliches Ende findet. Allerdings muss ich ansprechen: Etwa in der Mitte des Romans hatte sich ein zähes Vorgehen eingestellt. Das Lesen machte Mühe. Trotzdem finde den Roman gut und kann ihn empfehlen. Viele Probleme, deren Lösung, Freundschaft, Liebe, Vertrauen und Skrupellosigkeit sind gut gemischt. Das Cover hat mir sehr gut gefallen. Genau so, kann ich mir Vega vorstellten. Sie ist dominant und den jungen Mann im Hintergrund wird sie um jeden Preis beschützen. Stilistisch gefällt mir, wie und was ich zu lesen bekam.

Bewertung vom 13.08.2023
Salz und Schokolade / Halloren-Saga Bd.2
Martin, Amelia

Salz und Schokolade / Halloren-Saga Bd.2


sehr gut

Ich glaubte zuerst, im vorliegenden Roman stehe, wie so oft, einer der großen Kriege in unserem Europa im Mittelpunkt. Aber nein! Der Focus liegt auf Unternehmen, die von Großvater und Vater gegründet wurden und nun von der jungen Generation übernommen werden müssen. Hier gibt es keine Rücksicht auf eventuell andere Interessen. Im Vordergrund steht einfach nur die Firma. Die Stadt Halle spielt in diesem Roman den fest stehenden Mittelpunkt. Dabei werden einige Informationen über diese Stadt gegeben, von denen ich keine Ahnung hatte. So z. B. wurde in Halle Salz gewonnen – nicht nur in klein-kein – sondern in großem Umfang mit weit zurück reichender Tradition. Die dort arbeitenden Bürger mit ihren Familien nennen sich Halloren. Also ist nicht die berühmte Hallorenkugel (Schokolade) der Ursprung dieses Namens sondern die Salzgewinner. Doch zurück zur Familie der großen „Schokoladenfabrik“, die von Beginn an die Handlung bestimmt. Julius, der älteste Sohn, verliebt sich unsterblich in ein einfaches Mädchen. Hochzeit muss jedoch mit der kapriziösen Cici aus reichem Haus gefeiert werden. Diese Ehe wird zum Fiasko. Weiter werde ich zur Handlung nichts mehr sagen. Dem Leser werden sonst die Spannung und der Spaß genommen. Der Roman liest sich wunderbar. Ich konnte mitfühlen, mit zornig und auch traurig werden. Das Ende gibt jedoch viel Hoffnung für die Fortsetzung der Familiengeschichte. Das Cover ist sehr fein – genau wie die Damen der besseren Gesellschaft. Die Borniertheit, insbesondere der älteren Generation, ist schon fast lächerlich – von der Autorin bestens beschrieben. Der Roman ist als Lesestoff für den Urlaub bzw. zur Entspannung bestens geeignet.

Bewertung vom 18.07.2023
Porträt auf grüner Wandfarbe
Sandmann, Elisabeth

Porträt auf grüner Wandfarbe


sehr gut

Auf der Spur der Vorfahren. Dieser Roman ist interessant. Das war schon aus der Leseprobe ersichtlich. Gwen wird durch ihre betagte aber noch sehr rührige Tante zur Ahnenforschung aufgefordert. Gwen erklärt sich bereit und entdeckt Geheimnisse, verworrene Zusammenhänge, echte Überraschungen und eisern verschwiegene Verwandtschaftsverhältnisse. Wirklich Unglaubliches kommt ans Tageslicht. Ich muss gestehen, zeitweise war ich verwirrt. Es wäre hier empfehlenswert einen Familienstammbaum dem Roman beizufügen. Was ich gut fand, die schwierigen Zeiten vor, während und nach den großen Kriegen in Europa wurden nur am Rand angesprochen. Junge Frauen, die leben wollen, sind der Mittelpunkt der Handlung. Armut, Dünkelhaftigkeit und auch der Judenhass bilden den Rahmen der Handlung. Eine Familiengeschichte wie diese ist besonders erzählenswert. Vor allem weil hier auch drei Generationen verbunden sind. Das Cover ist sehr ansprechend. Es ist nicht knallig oder aufregend, sondern einfach ein Porträt zweier junger Frauen, die anscheinend Geheimnisse miteinander teilen. Das Buch mit seiner feinen Gebundenheit in hellgrauer Farbe mit der stilisierten Blüte rechts unten ist ganz einfach nur als edel zu bezeichnen. Gefällt mir sehr gut. Ah ja – nicht zu vergessen: Endlich wieder einmal ein Buch mit einem eingearbeiteten Lesezeichen. Der Roman hat Klasse.

Bewertung vom 30.06.2023
Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10
Lüding, Kristina

Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10


ausgezeichnet

Greta Garbo ist wirklich eine Ikone des Filmgeschäftes. Ihren Werdegang ein wenig genauer zu erfahren, war für mich ein Erlebnis. Dass diese Frau von den Medien immer als die unnahbar kühle Schauspielerin dargestellt wurde, konnte eigentlich so nicht stimmen. Jetzt denke ich eher, dass hier eine Frau lebte, die lernen musste, sich selbst zu akzeptieren. Sie war als junge Frau unsicher aber zielstrebig. Sie hatte eine natürliche Ausstrahlung und tatsächlich das Glück, einem Insider des Filmgeschäftes aufzufallen. Allerdings musste sie dann viele Erziehungsmethoden von diversen Herren ertragen. Greta hat sich trotzdem nie ganz untergeordnet. Tief in ihrem Inneren bliebt sie die strebsame, kämpferische Frau. Im harten Filmgeschäft in den USA setzt sie sich durch! Lange spielt sie Rollen, die ihr vorgeschrieben werden. Auch hier wird sie von Jahr zu Jahr stärker und zeigt den Großen bei MCM was sie will. Teilweise setzt sie sich durch, teilweise geht sie Kompromisse ein. Wobei auch Rückschläge nicht ausbleiben. Ihr Privatleben versucht sie immer bedeckt zu halten. Mit den Medien kann sie sich absolut nicht anfreunden. Sicher auch ein Grund, warum ihr Kälte und Hochmut zugeschrieben wurden. Ja, eine Schwedin ist charakterlich anders veranlagt als man es in den USA kannte. Ob die Garbo sich mehr zu Männern oder zu Frauen hingezogen fühlte, lässt die Handlung offen. Anscheinend waren ihr beide Geschlechter sympathisch. Freundinnen konnte sie sich öffnen. Mit einem Schauspielkollegen hat sie längere Zeit zusammen gelebt. Doch am Ende fühlte sie sich immer einsam. Nachdem ihr letzter Film kein Erfolg mehr war, zieht sie sich vollkommen aus der Öffentlichkeit zurück. Das war mir auch bekannt. Die große, erfolgreiche Frau hatte alles und fühlte sich doch alleine und zu einem großen Teil unverstanden. Sie war nie zufrieden mit sich selbst. Mir jedenfalls hat das Buch – fast eine Biographie – sehr gut gefallen. Bei der Beschreibung der Gefühle, die Greta nach jedem abgedrehten Film hatte, liegen für mein Gefühl vermehrt Wiederholungen vor. Das hätte in dieser Form nicht sein müssen. Ansonsten ist stilistisch alles bestens. Mir war zu Beginn des Romans gar nicht bewusst, wie lange die Karriere der Garbo schon zurückliegt. Das Cover hat mich sofort dort hin versetzt – toll gelungen!

Bewertung vom 25.06.2023
Bergleuchten
Seemayer, Karin

Bergleuchten


ausgezeichnet

Den Roman habe ich für meine Verhältnisse in Rekordzeit gelesen. Womit gesagt sein soll, er liest sich sehr gut. Der Bau des Gotthardtunnels ist der zeitliche Festpunkt für die absolut interessant dargestellte Veränderung der Verhältnisse für die alteingesessenen Bewohner dieser Bergregion. Angst um die seit Ewigkeiten bestehenden Arbeitsplätze, Angst vor den Neuerungen durch die Baustelle, Voreingenommenheit gegenüber den Arbeitern am Tunnel (insbesondere gegen die Italiener) bestimmen die Stimmung der Einheimischen. Gleichlaufend beschreibt die Autorin die Probleme des Tunnelbaus sowohl von technischer Seite aber verstärkt auch die fast unmenschlich schwere Arbeit für die Bergleute. Trotzdem bleibt für die vielen jungen Leute an der Baustelle und in den umliegenden Dörfern Zeit sich zu verlieben. So geht es auch der Protagonistin Helene. Sie verliebt sich in einen Italiener. Ihre Eltern sind mit dieser Verbindung absolut nicht einverstanden. Sie sind kurz davor, Helene zu verstoßen. Doch mehr möchte ich zum Inhalt nicht preisgeben. Dem Leser soll nicht das Vergnügen am Roman genommen werden. „Bergleuchten“ hat es verdient, als Spitzenlesestoff eingestuft zu werden. Das Cover ist eher unscheinbar. Schaut man genau hin, kann man jedoch die Macht der Berge förmlich spüren. Klein und zerbrechlich erscheint das Kirchlein. Als Mangel muss ich allerdings vermerken, dass zu viele Druckfehler auftreten. Ein nochmaliges Kontrollieren wäre von Vorteil. Der Qualität der Handlung kann dieser Mangel nichts anhaben.

Bewertung vom 24.05.2023
Komplizin
Li, Winnie M

Komplizin


ausgezeichnet

Die Welt der Reichen und Schönen im Filmgeschäft geballt in der Hochburg Hollywood – das ist eine Welt, die „Otto-Normalverbraucher“ lieber meiden sollte. Diese Erfahrung macht auch Sarah. Sie ist eine kluge, fleißige und ehrliche junge Frau, die vom Flair des Filmemachens magisch angezogen wird. Sie arbeitet hart und lernt alle Arbeiten, die erledigt werden müssen, bevor überhaupt daran gedacht werden kann, einen Film zu drehen. Ihre Chefin erscheint zunächst loyal. Doch im Verlauf der Handlung verliert diese Frau die Übersicht. Sarah muss alle ihre Aufgaben übernehmen. Sie glaubt dadurch Macht zu haben, muss jedoch erkennen, wie sehr sie der maskulinen Übermacht von Regisseuren, Drehbuchautoren und Geldgebern schutzlos ausgeliefert ist. Sie wird unterdrückt, ausgenutzt, hoffnungslos mit Arbeit überschüttet und demzufolge menschlich überfordert. Sarah bemerkt zwar, dass der Produzent (spricht Geldgeber mit keinerlei Ahnung vom Fach) einen herabwürdigenden Umgang mit Frauen in seinem Umkreis pflegt, hat jedoch nicht die Kraft, sich ihm entgegenzustellen. Sie hat auch nicht den Mut, die jungen Frauen und Mädchen vor ihm zu warnen. Sie selbst wird von ihm belästigt, kann aber im letzten Moment entfliehen. Sarah steigt aus dem Filmgeschäft aus. Nach mehr als 10 Jahren, erzählt sie einem Reporter die Geschichte ihrer ca. 10 Jahre andauernden Erniedrigung im Filmgeschäft. Dieser Reporter ist ein ehrlicher Mann. Einfühlsam und offen entlockt er Sarah Erlebnisse, die sie versucht hat zu vergessen, mit denen sie aber nie ganz abschließen konnte. Mit jedem Gespräch wirkt Sarah stärker, mutiger, aufgeschlossener. Sie fühlt sich mitschuldig an den traumatischen Erlebnissen der jungen Frauen die insbesondere der Produzent zu verantworten hat. Er ist der typisch eklige reiche alternde Mann. Ich bin allerdings der Meinung, dass das Wort Komplizin für die geringe Mitverantwortung von Sarah zu hart ist. Ich bin froh, dass sich in modernerer Zeit, viele der belästigten Frauen in der Branche jetzt zu Wort gemeldet haben und melden. Sehr gut! Wir Frauen sind so viel wert, wie jeder Chef, Regisseur, Produzent, Millionär oder sonstige mächtige Mann. Es ist ausgezeichnet, wie Winnie M Li dieses Problem bearbeitet und zu Papier gebracht hat. Dieser Roman verdient es, ein Weltbestseller zu sein. Es hat mich aufgerüttelt und wütend gemacht. Gleichzeitig empfinde ich Stolz darüber, wie mutig eine Frau sein kann.

Bewertung vom 23.04.2023
Lebendige Nacht
Kimmig, Sophia

Lebendige Nacht


sehr gut

Ich lebe auf dem Land und habe deshalb zur Tierwelt meiner Umgebung ein anderes Verhältnis als, na ja sagen wir mal, ein Münchener Großstadtmensch. Trotzdem hat mich die Beschreibung manch nächtlich aktiver Mitbewohner überrascht. Frau Kimmig hat sehr gut erkannt und begründet, warum wir als Tagaktive mit der Nacht so unsere Probleme haben. Wir sind eben Menschen. Es ist auf jeden Fall erschreckend, wie wenig wir von den Geschöpfen der Nacht wissen. Absolut erkennbar ist, dass Frau Kimmig ihre Tiere und die damit verbundenen Forschungen liebt. Sie beobachtet, lernt, versteht, setzt theoretisches Wissen ein und schafft es so, Verhaltensweisen ganz einfach und schlüssig zu erklären. Das finde ich großartig. Würden diese oft ganz kleinen Kapitel in unserem Schulunterricht z. B. als kurze Leselektüre eingebaut werden, kann ich mir vorstellen, dass die Kinder vieles besser verstehen würden und ein ganz anderes Verhältnis zur Natur bekommen könnten. Wer sich hier weiterbilden möchte, hat ein sehr schön gestaltetes Lehrmaterial vorliegen. Dieses Lernen macht auch noch Laune. Der Stil ist absolut in Ordnung. Das Cover fällt sofort ins Auge.

Bewertung vom 16.04.2023
Der Geheimnishüter von Jaipur / Jaipur Bd.2
Joshi, Alka

Der Geheimnishüter von Jaipur / Jaipur Bd.2


ausgezeichnet

Eine Kultur, die uns Europäern doch eher unbekannt ist, fesselt den Leser von Beginn an. Eine junge Frau, die aus ihrem Clan ausscheidet, nachdem ihr Mann tödlich verunglückt ist. Sie und ihre kleine Familie sind Mitglied einer Großfamilie, die sich als Nomaden in der Wildnis des Himalaja mit dem Hüten von Schafen ihren Lebensunterhalt verdient – wie viele andere Stämme in diesem Gebiet. Nomaden im Himalaja, kleine Dörfer an dessen Hängen, leben in ihren Überlieferungen und generationenalten Traditionen. Außerdem ist da eine andere moderne Welt und ein Prunk, von dem unsere Nimmi keine Vorstellung hat. Nimmi kämpft unter einfachsten Verhältnisse um das tägliche Überleben. In Jaipur wird ein riesiges Kino nach neuesten Erkenntnissen und mit unermesslichem Prunk gebaut. Doch die Erbauer dieses Gebäudes, ohnehin schon reiche Familien, bauen mit minderwertigen Materialien und es kommt bei der Eröffnung zu einer Katastrophe. Wie Nimmis Liebster hier bei der Auffindung des Schuldigen hilft, macht einen großen Teil der Handlung aus. Aber auch Maliks Entwicklung vom Straßenkind zum jungen klugen Mann mit Hilfe seiner Gönnerin Tante Boss ist gut dargestellt. Vor allem ist mir aufgefallen, wie Stimmungen und zwischenmenschliche Beziehungen geschildert werden. Dazu gehört viel Liebe und Können. Auch hat mich fasziniert, mit welcher Höflichkeit (ob nun ehrlich oder nicht) der Umgang zwischen Familien in dieser Kultur gehandhabt wird. Trotzdem sind Intrigen, Verkupplungen, der untergeordnete Stand der Frauen etwas Tagtägliches. Indien in seiner Vielfalt ist wirklich schwer zu verstehen und trotzdem faszinierend. Was mir nicht so gut gefallen hat, war die Schilderung der Handlung aus Sicht der verschiedenen Protagonisten. Ich hatte dabei das Gefühl, als würde der Roman zu sehr zerstückelt. Abschließend muss ich sagen, dieser Roman ist wirklich absolut empfehlenswert. Ich werde „Die Hennakünstlerin“ auf jeden Fall auch lesen. Das Cover vermittelt Indien mit Palast, Sari und historischer Vorstellung sehr gut – passt also bestens. Ob ich eines der angefügten Rezepte probiere? Das würde sicher spaßig werden. Diese Idee im Anhang war mal etwas Neues.