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Buchperlenblog
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Leipzig

Bewertungen

Insgesamt 26 Bewertungen
Bewertung vom 09.03.2022
Ich bin F*cking ICH!
Stregen, Stine

Ich bin F*cking ICH!


ausgezeichnet

So viele Szenen aus dem Leben eines Teenies gibt es, die man selbst noch gut im Gedächtnis hat, wenn man diese Zeit längst hinter sich gebracht hat, so viele Situationen, in denen sich tagtäglich die heutige Generation wiederfindet. Die Instagramerin Stine Stregen verwandelt diese typischen Gedanken in herrlich humorvolle Comicstrips, die immer wieder zum losprusten, verständnisvoll nicken oder verschämt wegschauen, weil man sich nur zu gut selbst erkennt, einladen.

Auf äußerst kurzweilige Weise gelingt es diesem Buch, Jugendlichen ein Gefühl von Verständnis entgegen zu bringen, ein Zeichen, dass sie nicht allein sind mit ihren alltäglichen Sorgen, Ängsten und Wünschen.

Fazit
Dieses Büchlein möchte man sowohl Jugendlichen als auch deren Eltern in die Hand drücken und sagen: Es geht und ging uns allen mal so, ihr seid voll okay so, wie ihr seid.

Bewertung vom 14.09.2021
Von Füchsen und Menschen
Kimmig, Sophia

Von Füchsen und Menschen


ausgezeichnet

Das Buch ist vor allem eines: kein reines Sachbuch. Vielmehr ist es ein liebevoller Reisebericht Kimmigs durch die Straßen Berlins, immer dabei ihre sogenannte Fuchsbrille. Und tatsächlich bekommt man innerhalb dieses Buches ein Gespür dafür, dass unsere wilden Nachbarn niemals weit entfernt scheinen. So begleiten wir die Autorin des Nachts, wenn sie ihre Fuchsfallen nach Tieren abklappert, stehen frierend und verdutzt dreinblickend da, wenn wir statt des erhofften Fuchses einen vollgefressenen Igel oder Waschbären vorfinden, freuen uns aber umso mehr für sie, wenn sie endlich einen Fuchs zu Gesicht bekommt. Sie erklärt genau, worauf es beim Besendern der Tiere für das Fuchsprojekt ankam, wie sie gemeinsam mit einer Tierärztin darauf achtet, dass der Eingriff in das Leben des Tieres kein großer ist, und dass das Tier samt neuem Halsband nicht in Schwierigkeiten gerät. So erhalten wir einen detaillierten Einblick in die Gewohnheiten der städtischen Füchse, ihre Wege und Ruheplätze.

Dabei streut sie viele interessante – und oftmals zum Lachen bringende – Fox Fun Facts ein, über die Eigenarten dieser faszinierenden Tiere und ihre Lebensweisen, so nah bei uns Menschen. Auch räumt sie Halbwissen aus dem Weg, erklärt zum Beispiel, dass Deutschland seit 2008 tollwutfrei ist und man deshalb diese Angst getrost beenden kann. Natürlich nicht, indem man dem Fuchs zu nah kommt, aber indem man ihn mit anderen Augen sieht. Fuchs und Mensch leben Seite an Seite, ein besonders anpassungsfähiges Tier, dass sich den Lebensraum in unserer heutigen menschengemachten Welt Stück für Stück zurückerobert.

Fazit
Ein interessanter Einblick in das Leben unserer wilden Nachbarn, und eine spannende Reise Seite an Seite mit einer Wildbiologin, die mit liebevollem Blick auf der Spur der Füchse wandelt.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.09.2021
Der Tod und das dunkle Meer
Turton, Stuart

Der Tod und das dunkle Meer


ausgezeichnet

Ein Buch ganz nach meinem Geschmack, das kann ich euch sagen! Wir stechen auf der Saardam in hohe See, die Reise ist lang und die Unterbringungen allenfalls als ungemütlich zu bezeichnen. Acht Monate soll es dauern, doch noch bevor wir überhapt den Anker lichten können, werden wir Zeuge einer mysteriösen Verwünschung des Schiffes. Ein in Bandagen gewickelter Aussätziger erscheint den Passagieren und Matrosen, die das Schiff gerade betreten wollen. Er spricht von seinem Meister und verhängt einen geheimnisvollen Fluch über alle jene, die nach Amsterdam reisen wollen, bevor er selbst in Flammen aufgeht. Als kurze Zeit später das Zeichen eines Dämons auf dem Segel des Schiffes entdeckt wird, ist die Verunsicherung groß und geflüsterte Legenden schnell bei der Hand.

Ein Glück, dass sich ein Meisterdetektiv an Board befindet! Weniger glücklich jedoch, dass dieser selbst in Ketten liegt und schon bald einem finsteren Loch im Inneren des Schiffes überantwortet wird. Nun liegt es an Arent Hayes, die Fäden miteinander zu verknüpfen und herauszufinden, ob es einen Dämon tatsächlich gibt oder nicht. Arent war bisher eher für die groben Dinge bei detektivischen Aufträgen zuständig. Dank seiner massigen, großen Gestalt schlug er Widersacher eher nieder, als ihnen Fragen zu stellen. Doch auf den Kopf gefallen ist er nicht, und dank der überaus resoluten Frau des Generalgouverneurs bekommt er kompetente Hilfe zur Seite gestellt.

Stuart Turton hat mich aufs Beste unterhalten mit seinem Roman auf hoher See. Ich konnte die Wellen spüren, die die Holzplanken unseres Schiffes trafen, roch die Seeluft und spürte die Enge und Finsternis im Inneren des Schiffes. Dass hier nun auch noch ein Dämon namens Alter Tom (auch wenn dieser Name zunächst recht wenig einschüchternd wirkt) sein Unwesen treiben soll, war die Kirsche auf dem Sahnetörtchen. Denn sind es denn nicht gerade die Seeleute, die mit allerhand Seemannsgarn und Aberglauben die besten Geschichten erzählen können? Ob der Dämon nun einem besonders ausgekochten Plan entsprungen ist oder doch existiert, das dürft ihr natürlich selbst herausfinden. Der Autor selbst sagt in seinem Nachwort jedoch, dass er diesen Roman in keine Schublade stecken möchte. Und das möchte ich auch nicht. Es ist auch kein rein historisch belegtes Werk, auch wenn ich mich in dieser Zeit sowieso nicht so gut auskenne, um eventuelle Fehler aufzeigen zu können. Für mich war diese Schifffahrt ein großes Vergnügen, ein Wettlauf mit der Zeit und der rauen See und ein Genuss für die rätselliebende Seite in meinem Innernen.

Fazit
Starke Personen, ein verzwickter, mysteriöser Fall und das wunderbar atmosphärische Setting des Meeres machen dieses Buch für mich zu einem ganz besonderen Highlight!

Bewertung vom 13.08.2021
Billy Summers
King, Stephen

Billy Summers


ausgezeichnet

Billy Summers, der vor seinen Auftraggebern eher den Einfältigen mimt, ist alles andere als dumm. Selbst mit den Marines im Irak stationiert gewesen, weiß er, dass man im Leben Köpfchen braucht, um zu überleben. Und trotzdem gibt er sich etwas rückständig, wenn er einen neuen Auftrag annimmt, liest Comics anstatt großer Literatur, öffnet die Augen etwas weiter als gewöhnlich. Die Masche zieht, Billy – auch wenn als lautloser Killer bekannt – ist in den Augen von Nick einfach nicht die hellste Kerze auf der Geburtstagstorte. Umso besser, sollte man ihn eines Tages übers Ohr hauen wollen. Das spürt Billy, er hat bereits genug Filme über den berühmt-berüchtigten letzten Coup gesehen, um zu wissen, wie so etwas abläuft. Der Killer bezahlt meistens mit seinem Leben.

Auffällig ist auch die unverschämt hohe Summe, mit der man Billy diesmal ködert, das weiß er, und dennoch nimmt er den Auftrag an. Er soll sich in einem kleinen Ort einnisten, soll dort der nicht mehr der ganz so fremde Fremdling sein, wenn es zum großen Showdown kommt – ein Schuss auf einen Häftling, der ein großes Geheimnis mit sich herumträgt.

King zeigt in der Geschichte von Billy Summers wieder einmal, welch großes Talent zum beschaulichen Erzählen er eigentlich hat. Fernab größerer Gewaltausbrüche oder gar gruseliger Elemente entspinnt sich eine mitreißende Geschichte um einen Auftragskiller, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, nur wirklich schlechten Menschen das Leben zu nehmen. Dass er dabei selbst zu einem solchen wird, vergräbt er tief in den eigenen Gedanken. Apropos Gedanken: Wäre Billy nicht auf die tödliche Seite des Lebens geraten, so wäre er womöglich ein prima Schriftsteller geworden, denn im Laufe seines letzten Abenteuers beginnt er damit, uns sein Leben zu erzählen. Eine Geschichte in der Geschichte, deren Erzählstimme wechselt, je tiefer wir hinab steigen in die zugeschlagenen Kellerlöcher seines Irak-Aufenthalts.

Auf stattlichen 720 Seiten wächst uns Billy – oder David, oder Dalton, wie er im Laufe der Geschichte heißen wird – immer mehr ans Herz. Wir meinen, ihn von allen Seiten her zu kennen, er ist ein guter Kerl mit einer dreckigen Arbeit. Dass er auch anders kann, das zeigt er uns hin und wieder kurz, zwei Seiten einer Medaille. Auch das Mädchen, das bereits auf der Rückseite des Buches angesprochen wird, ist vielschichtig, wenn auch nicht so, wie es Billy ist. Vom eigenen Schicksal gebeutelt, begleitet sie ihn auf seinem Weg quer durch Amerika und erinnert Billy dabei immer wieder an eine Gegenwart, die durch eine schlimme Vergangenheit ausgelöscht wurde.

Ein rundum gelungenes Buch mit einem vielschichtigen, sympathischen Hauptcharakter, der uns mitnimmt zu seinem letzten Coup, seinem Schicksal und seiner Vergangenheit.

Bewertung vom 13.07.2021
Von hier bis zum Anfang
Whitaker, Chris

Von hier bis zum Anfang


ausgezeichnet

Chris Whitaker hat mit Von hier bis zum Anfang einen großartigen Roman geschrieben. Ein Buch, dass das Leben zeigt wie es ist, mit all seinen unschönen Seiten, seiner Hoffnungslosigkeit, dem vielen Grau auf allen Seiten. Aber auch ein Buch, welches Hoffnung gibt auf bessere Zeiten, auf Veränderungen. Und das uns sagt, dass wir manchmal durch den dicksten Schlamm waten müssen, um am Ende ein zufriedenes Leben führen zu können.

Star Radley verlor im Teenageralter ihre kleine Schwester Sissy. Ein Unfall, der ihren Jugendfreund Vincent King für dreißig Jahre hinter Gitter bringen und viele Leben für immer verändern wird. Die Auswirkungen des Ganzen bekommen auch noch Duchess und Robin zu spüren, Stars Kinder. Duchess, die sich nie ganz auf ihre Mutter verlassen konnte und die seit jeher auf ihren sechs Jahre alten Bruder aufpasst. Die sich kümmert, wenn ihre Mutter nicht mehr in der Lage dazu ist, Alkohol und Drogen konsumiert, sich auf die falschen Männer einlässt.

Nur der gutmütige Chief Walker, einer von nur zwei Polizisten des kleinen Örtchens Cape Haven und ebenfalls Kindheitsfreund des verurteilten Vincent King, hat ein Auge auf die beiden Kinder, versucht ihnen das Leben zu erleichtern, wo es in seiner Macht steht. Doch dann legt Duchess ein Feuer, welches noch lange nach dem Löschen ihr Leben komplett auf den Kopf stellen wird. Von da an geht es rasant bergab in dem Leben der beiden Kinder, ein Unglück jagt das nächste. Die vielen glaubhaften Wendungen, die uns der Autor in seiner Geschichte präsentiert, machen es unglaublich spannend, den beiden zu folgen. Dubiose Männer tauchen auf, Geheimnisse werden gelüftet.

Dabei versteht es Whitaker mit Bravour, seine Figuren vielschichtig zu zeichnen. Niemand ist nur gut oder nur böse, jede Geschichte hat zwei Seiten. Er schafft Figuren, die man vielleicht nicht immer ins Herz schließen will, die einen aber nicht mehr loslassen, Zeile um Zeile, Seite um Seite. Es ist ein melancholisches Buch voller Verlorenheit, die Geschichte einer Tragödie, die in der Vergangenheit begann und ihre Spuren noch in einer späteren Generation hinterlässt. Und doch gibt es einen Hoffnungsschimmer am Ende des Horizonts, ein Aufflackern einer besseren Zukunft.

Fazit
Ein ganz wunderbares Buch, das man nicht mehr aus den Händen legt, sobald man sich einmal im beschaulichen Cape Haven eingerichtet hat. Unbedingt lesen!

Bewertung vom 29.04.2021
Mission Erde - Die Welt ist es wert, um sie zu kämpfen
Lehmann, Robert Marc

Mission Erde - Die Welt ist es wert, um sie zu kämpfen


ausgezeichnet

Mission Erde: Die Welt ist es wert, um sie zu kämpfen.
Ein Satz, der allgegenwärtig und aus jeder Zeile dieses Buches zu fließen scheint. Unsere Erde ist ein wunderschöner Ort, den es zu schützen gilt. Besonders vor uns Menschen. Robert Marc Lehmann, Meeresbiologe, Fotograf und Umweltschützer mit einem Lebensweg, der ebenfalls Fehler aufweist, wie sie viele Menschen machen und der dadurch aber lernte, was tatsächlich zählt. Der sich für die gefährdeten Tiere unseres Planeten einsetzt, Kinder in Schulen aufklärt, berichtet, dokumentiert. Und uns in diesem Buch an einigen Expeditionen teilhaben lässt, die sowohl mitreißend spannend als auch zutiefst erschütternd sind in dem Bild, das sie uns von den Zuständen der Erde vermitteln.

In flottem Tonfall betreten wir direkt zu Beginn des Buches den phillipinischen Regenwald, gemeinsam mit Robert und den Männern der Operatives, einem Team aus harten Burschen, die gegen Wilderei vorgehen und Misstände aller Art versuchen aufzudecken. Wir werden reingeschmissen in eine Mission voller Tücken und Gefahren und mit dem Wissen, das wir gleich etwas sehen werden, was wir eigentlich lieber leugnen möchten. Tausende gefangener Schuppentiere und Schildkröten, schon längst vom Aussterben bedroht und doch immernoch Statussymbol Vieler. Jede Expedition des Buches schließt mit einigen Fotos, die während der vergangenen Zeit entstanden sind und untermauern das Leid und die Qual vieler Tiere – aber auch die schützenswerte Vielfalt unseres Planeten.

Robert Marc Lehmann erklärt, warum die Menschen tun, was sie tun, wischt halbgares Wissen über angeblich heilsame Bestandteile seltener Tierarten aus und sucht nach Lösungsansätzen, damit Menschen sich endlich ändern können. Und dabei ist er nicht allein. Er stellt einige Menschen vor, die er während seiner Expeditionen kennenlernen konnte, die sich für den Schutz der Natur engangieren, die aktiv sind. Und er zeigt, wie wir alle unseren Teil beitragen können. Und was weniger hilfreich ist. Ein wahrhaft großartiges Buch, mit dem man nicht nur einen besseren Blick auf unsere Erde bekommt, sondern mit dem man auch aktiv den tropischen Regenwald schützt. Für die 1. Auflage des Buches wurden bereits 12.000qm Regenwald gekauft und unter Schutz gestellt, und mit dem Kauf eines Buches unterstützt man Mission Erde e.V. bei seinem Vorhaben. Was gibt es da also noch zu überlegen?

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.04.2021
Weiter Himmel / Jackson Brodie Bd.5
Atkinson, Kate

Weiter Himmel / Jackson Brodie Bd.5


ausgezeichnet

Es ist nicht Jackson Brodies erster Fall und es ist bei weitem nicht mein erstes Buch von Kate Atkinson – und doch trafen Brodie und ich erst jetzt aufeinander. Aber ich weiß schon jetzt, dass ich seine früheren Fälle nachholen möchte!

Der Stil des Buches ist auf jeden Fall außergewöhnlich zu nennen. So versteht es Atkinson, ihren Protagonisten jede Menge Hintergrundinformationen mitzugeben, allerdings verschachtelt in erdachten Gesprächen oder eingeschobenen Gedankengängen. Das rundet die Charaktere ab, man erhält ein ziemlich klares Bild von ihnen, man sollte allerdings nie die Aufmerksamkeit schleifen lassen. Denn gerade zu Beginn war ich am Ende einer eingeschobenen Klammer doch hin und wieder erstaunt, wohin sich der Protagonist nun bewegte, anstatt in der gerade geschilderten früheren Situation zu verweilen. Hat man sich aber einmal daran gewöhnt, so klingt vor allem die leicht sarkastische Ausdrucksweise durch, die allen handelnden Personen zu Grunde zu liegen scheint. Für mich ein großer Spaß, der die Ernsthaftigkeit des Grundthemas ertragbar machte.

Generell braucht dieses Buch ein wenig, um in Fahrt zu kommen. Wer also erwartet, den Menschenhandel in allen Einzelheiten auf dem Silbertablet präsentiert zu bekommen, der wird vielleicht enttäuscht sein. Die Grauen, die sich im Verborgenen zutragen, kommen nur nach und nach ans Licht, Verbindungen werden erst mit der Zeit sichtbar. Dieses Buch lebt nicht von brutaler Zurschaustellung des Leids, sondern mehr von dem Drumherum. Mir hat das sehr gefallen, zumal ich die Charakterzüge und Beweggründe der einzelnen Personen in Ruhe erkunden konnte. Ein paar ungeklärte Fragen bleiben am Ende, da Jackson Brodie jedoch weiterhin ermitteln wird, könnte es sich hierbei natürlich auch um einen literarischen Kniff handeln.

Fazit
Mein erster, aber bestimmt nicht mein letzter Fall mit Jackson Brodie. Kein actiongeladener Krimi, sondern etwas behäbig, dafür aber mit einer Vielzahl interessanter Personen, die alle ihr eigenes Päckchen zu tragen haben. Empfehlenswert!

Bewertung vom 18.02.2021
Der Wald der verlorenen Schatten
Eo, Danbi

Der Wald der verlorenen Schatten


weniger gut

Inhalt

Die 29jährige Hyoju sieht sich binnen weniger Wochen vor den Scherben ihres Lebens. Vom Freund verlassen und aus ihrem Job geworfen, scheint ihr Leben in einem sinnlosen Trott aus Essen und Trinken zu versinken. Doch dann erreicht sie ein merkwürdiger Anruf: Ihre Großmutter ist gestorben, und das obwohl Hyoju ihr Leben lang davon ausging, keine Familie mehr zu besitzen. Sie macht sich auf den Weg in das kleine Dorf der ihr fremden Frau, und findet dort eine Aufgabe, der sie sich stellen muss, auf Leben und Tod.

Von magischen Ideen und mangelnder Umsetzung

Hyojus Leben in Seoul hat, man kann es gar nicht anders sagen, keinen wirklichen Sinn mehr, seit sie sich in ihren eigenen vier Wänden verkriecht, von aller Welt verlassen. Da kommt die Nachricht der verstorbenen Großmutter – und ein in Aussicht gestelltes Erbe – gerade recht. Trotzdem packt Hyoju eher widerwillig ihren Koffer und macht sich auf die Suche nach einer Vergangenheit, die sie so nicht kannte. Im Dorf angekommen, wird ihr schnell bewusst, wie traditionell das Leben auf dem Land noch immer ist. Die Totenfeier zieht sich über mehrere Tage hin, die Hyoju mehr oder weniger still über sich ergehen lässt, und nur hier und da mit Großmutter Jangchon, eine Freundin der Verstorbenen, einige Worte wechselt.

Gleich zu Beginn wird sie gewarnt, den nahen Wald nicht ohne Kerze zu betreten, doch der Zufall will es, dass sie eben genau dieses doch tut. Eine silbrige Gestalt löst sich prompt von ihr und zu Hyojus großem Entsetzen muss sie feststellen, dass das ihr Schatten war. Mit Hilfe eines seltsamen Mannes, der keinerlei Gesichtsausdrücke zu beherrschen scheint, soll sie nun innerhalb von fünf Nächten ihren Schatten wiederfinden, denn sonst wird sie zu einem Teil des Waldes. Wenn sie ihn jedoch rechtzeitig zurückbekommt, verliert sie sämtliche Erinnerungen an die Tage im Wald und ihre Bewohner.

Die Idee der Geschichte ist voller Magie und auch die einzelnen Wesen, denen wir im Laufe der Seiten begegnen, haben durchaus Potenzial. Doch Hyojus Nächte an der Seite des Mannes entpuppen sich bei näherem Betrachten als recht zusammengestückelt. Kaum etwas habe ich über Hyoju erfahren, was darüber hinausging, dass sie eine Waise ist und mit ihrem Leben scheinbar nichts anzufangen weiß. Im Gleichklang damit ist ihr ihre neue Umgebung sowie deren Geschichten herzlich egal, sie braucht sehr lang, um sich überhaupt für den Namen von so einigen Dingen zu interessieren. Und so wie Hyoju ihr mangelndes Interesse an den Tag legte, so legte ich meines ebenso ab, trabte gemächlich mit ihr durch den nächtlichen Wald und folgte den Fußspuren ihres Schattens, immer nur halbwegs darauf gespannt, welche Episode sich uns als nächstes öffnen würde.

Die Bilder, die der magische Wald in meinem Kopf zu malen begann, gefallen mir dabei eigentlich wirklich gut. Bereits zu Beginn fühlte ich, wie zauberhaft ghibli’eske Zeichnungen in mir entstanden, die mich in den Verlauf der Geschichte durchaus eintauchen lassen wollten, wenn … Ja, wenn ich nicht immer wieder durch schablonenartige Beschreibungen (es gibt mehr Worte als alabastern, um etwas durchscheinend weißes zu beschreiben!), beharrliche Wiederholungen und einfältige Dialoge aus dieser Welt herausgerissen worden wäre. Auch hätte ich mir mehr Hintergrundinformationen zu diesem besonderen Wald gewünscht, zu den Wesen darin, deren Bestimmung und wieso die Schatten der Menschen hier eigentlich verschwinden.

Fazit

An sich eine interessante Idee, allerdings mit ausbaufähigen Charakteren. Die Umsetzung, besonders sprachlich gesehen, ist eher weniger geglückt und führte dazu, dass mich vieles kalt ließ, was mit anderen Worten vermutlich berauschend schön gewesen wäre.

Bewertung vom 02.09.2020
Blutige Nachrichten
King, Stephen

Blutige Nachrichten


ausgezeichnet

Vier neue Kurzgeschichten sind von Stephen King erschienen, vier ganz unterschiedliche Abenteuer, die doch alle eines gemeinsam haben: Sie unterhalten, sie machen nachdenklich und sie versprühen diesen ganz eigenen king’schen Charme. Und für Freunde der Bill Hodges Reihe sowie dem Outsider gibt es ein besonderes Schmankerl: Holly Gibney tritt erneut gegen das Böse an!

So unterschiedlich diese vier Geschichten auch sind, wer aufmerksam liest, der findet in jeder der Geschichten kleine Hinweise, Bemerkungen, die sich im Kopf mit den restlichen drei verknüpfen lassen. So steht jede Geschichte für sich allein und bildet doch ein großes Ganzes im King-Universum. Und jede ist etwas besonderes.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.