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jacky1304

Bewertungen

Insgesamt 71 Bewertungen
Bewertung vom 10.02.2024
The Institution
Fields, Helen

The Institution


sehr gut

Connie ist forensische Ermittlerin bei der Polizei und wird an einen ungewöhnlichen Ort gerufen: ein einsam gelegenes Hochsicherheitsgefängnis an denen nur psychisch kranke Männer untergebracht werden. Hier wurde eine schwangere Krankenschwester brutal ermordet und ihr Baby entführt. Die Zeit drängt und es gilt herauszufinden, welcher der Insassen dafür verantwortlich ist.

Die Story klingt super spannend und hat mir direkt gut gefallen. Ich bin schnell in die Geschichte reingekommen und aufgrund durchgehender Spannung nur so durch die Seiten geflogen.
Das Setting ist gut beschrieben und mal ein „anderer“ Platz für eine Undercover-Ermittlerin. Besonders spannend fand ich die psychologische Ermittlungsarbeit und die Geschichten der Insassen. Durch die Nähe zu den Patienten weiß man oft nicht was man glauben soll. Wer erzählt Connie die Wahrheit? Wer versucht sein wahres Ich zu verbergen?

Mit dem Ende des Buches habe ich so nicht gerechnet. Auch ich wurde an der Nase herumgeführt.

Als Kritikpunkt möchte ich die persönliche Geschichte von Connie benennen. Ihr Kindheits-/ Jugendtrauma ist nicht bewältigt und holt sie während der Ermittlungen wieder ein. Das fand ich in ihrer beruflichen Situation unrealistisch und ihr Verhalten leider oft nervig und falsch.

Sonst ist das ein wirklich, wirklich spannendes Buch mit vielen unvorhergesehenen Wendungen und tollen persönlichen Abgründen.

Bewertung vom 03.02.2024
Gestehe
Faber, Henri

Gestehe


sehr gut

Inspektor Johann Winkler, genannt „Jacket“, ist zwar noch bei der österreichischen Polizei angestellt, seit einem dramatischen Einsatz aber eher zum Prominenten geworden. Mit seinem Vorzeigelächeln wurde er erst zum Helden der Nation und dann zum gefeierten Bestseller-Autor, dessen Werk nun auch noch verfilmt wird.
Ein Pressetermin jagt den nächsten. Kein Wunder also, dass er für die eigentliche Polizeiarbeit kaum noch Zeit findet und von seinen Kollegen inzwischen eher belächelt wird. Nun wird er aber eher durch Zufall in einen Fall hineingezogen, in den er mehr verstrickt ist, als er zugeben möchte. Zusammen mit dem Kollegen Mo beginnt eine spannende Ermittlungsarbeit, die einige Wendungen zu bieten hat.

Ich muss zugeben, dass mir der Beginn des Buches eher weniger gefallen hat. Die Kapitel waren zäh und ich kam nicht wirklich in die Story rein. Jacket war mir sehr unsympathisch - der Mann hat einfach einen Höhenflug erlitten und jeden Bezug zur Realität verloren.
Aber im Laufe der Geschichte wurde er mir zum Glück immer sympathischer. Seine Beweggründe wurden nachvollziehbar, sein Charakter verständlicher.
Besonders mochte ich aber Mo, der anfangs meist Momo genannt wird. Er ist vom Verhalten wahrscheinlich mehr Österreicher als alle anderen Charaktere zusammen, obwohl er ausländische Wurzeln hat und ständig versuchen muss die damit verbundenen Vorurteile aus dem Weg zu räumen. Als er nach Jahren endlich die Chance erhält aktiv an einem Fall mitzuarbeiten, blüht er richtig auf. Auch seine persönliche Geschichte habe ich gerne gelesen.

Die Story braucht etwas bis sie an Fahrt aufnimmt, wird dann aber richtig spannend. Durch die Erzählweise aus drei Perspektiven will man dann immer wissen, was als nächstes passiert.

Gespickt ist dieser Thriller mit wunderbaren kleinen Schmunzlern (Beispiel: Liamnoel / Noelliam) und gutem Bezug zur aktuellen politischen Lage (Rassismus am Arbeitsplatz).

Aufgrund des zähen Starts leider kein absolutes Highlight, aber trotzdem eine Empfehlung!

Bewertung vom 11.01.2024
Not Your Business, Babe!
Bogner, Verena

Not Your Business, Babe!


sehr gut

Es handelt sich bei dem Buch von Verena Bogner um das erste mit dieser Thematik, das ich gelesen habe. Sie thematisiert wichtige Probleme unserer Zeit wie das Gender Pay Gap, die Hustle-Culture oder Empowerment.
Direkt zu Beginn fällt auf, dass der Schreibstil voller Fachbegriffe ist - viele sind bekannt, aber nicht alle. Mir hätte es geholfen, hätte ich von Beginn an gewusst, dass sich am Ende ein Glossar befindet. Es werden zwar nicht alle Fachwörter erklärt, ist aber trotzdem sehr hilfreich.

Die Thematik an sich ist komplex und nichts für „Zwischendurch“. Ich musste mich beim Lesen sehr konzentrieren, war aber durchweg interessiert.
Die Autorin geht auf viele Fakten ein, die auch mit Quellen belegt sind.

Es gibt etliche Passagen, die mir aus meinem Arbeitsleben bekannt vorkamen. Sei es das schlechte Gewissen, weil man pünktlich Feierabend macht oder den Gedanken, dass man sich zum beruflichen Erfolg „geschummelt“ hat.

Gespickt wird das Ganze mit zahlreichen Tipps oder Selbsttests, die in Post-It-Form gestaltet sind. Auch das gefiel mir sehr!

Wer möchte, kann auch während des Lesens eine thematisch abgestimmte Playlist auf Spotify hören. Die Songs bekommen im Verlauf des Buchs ihre Aufmerksamkeit.

Alles in allem ein Buch, das man lesen sollte. Ich werde es auch definitiv im Freundes- und Bekanntenkreis weitergeben, damit es mehr Aufmerksamkeit bekommt.

Bewertung vom 02.01.2024
Twelve Secrets / Ben Harper Bd.1
Gold, Robert

Twelve Secrets / Ben Harper Bd.1


sehr gut

Ben, Anfang 30 und Investigativreporter, hatte es in der Vergangenheit nicht leicht. Sein älterer Bruder Nick wurde als Jugendlicher brutal ermordet und seine Mutter, die den Tod ihres Sohnes scheinbar nie ganz verarbeiten konnte, begeht etliche Jahre später an Nicks Todestag Selbstmord.
Nun wird Ben von seiner Chefin dazu angehalten über die damaligen Ereignisse einen Artikel zu schreiben. Aber aus einem oberflächlich geplanten Artikel wird schnell eine Investigativ-Reportage, die immer mehr dunkle Geheimnisse der Kleinstadtbewohner ans Tageslicht bringt. Und bald stellt sich die Frage: wer erzählt wirklich die Wahrheit?

Das Buch ist toll geschrieben. Der Schreibstil gefiel mir sehr, außerdem mochte ich, dass die Kapitel aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden. So wird dem Leser nach und nach klar, wer alles ein düsteres Geheimnis hütet. Am Ende werden diese gekonnt zu einem großen Ganzen verknüpft. Und ich muss zugeben, dass ich das Ende so nicht erwartet habe. Ich hatte viele Vermutungen, aber alle waren falsch…

Ich mochte die Ermittlungsarbeit von Ben und Dani. Die schnelle freundschaftliche Annäherung der beiden ging mir etwas schnell, aber im Zusammenspiel mochte ich die Beiden.

Mein einziger wirklicher Kritikpunkt ist die Tatsache, dass ich aufgrund der Vielzahl der Charaktere und der schnellen Perspektivwechsel anfangs stark durcheinander kam, wer zu wem gehört und wie er/sie zu anderen in Verbindung steht. Das mag aber durchaus auch an mir liegen und anderen Lesern keine Probleme bereiten.

Ich freue mich, dass es sich hierbei um den Auftakt einer Reihe handelt und man bald noch mehr zu den Protagonisten lesen wird. Aber keine Sorge, die Geschichte ist in sich abgeschlossen.

Bewertung vom 11.12.2023
Ein guter Plan ist die halbe Liebe
Schmölzl, Lydia

Ein guter Plan ist die halbe Liebe


gut

Die strukturierte Roxy erhält von ihrer Gynäkologin eine Diagnose, die ihre Zukunftspläne komplett auf den Kopf stellt: ihre Eizellen sind stark begrenzt, wenn sie noch Kinder möchte, dann sollte sie schnellstmöglich schwanger werden. Blöd nur, dass aktuell kein Mann in Sicht ist, der Vater ihres Kindes werden könnte - oder doch? Nun stellt sie einen skurrilen Plan auf, um zeitnah ihr Ziel zu erreichen, merkt aber bald, dass das Leben sich verdammt schwer planen lässt.

Die Grundidee fand ich irgendwie erheiternd und auch die ersten Seiten gefielen mir direkt. Der Schreibstil ist leicht und gespickt mit ganz viel Humor, der mich häufiger zum Schmunzeln gebracht hat.
Leider verlor die Geschichte aber im Verlauf ihren Reiz. Das Thema konnte mich nicht mehr so fesseln wie zu Beginn, viele Gedankengänge und Taten von Roxy fand ich anstrengend und absurd.
Ebenso wurde ich mit vielen Charakteren nicht wirklich warm. Einzig Dorian, Roxys Schwester Val und ihre Nichte Fiona haben mir gefallen. Ach und der Kater natürlich!

Das Cover gefällt mir leider überhaupt nicht. Im Buchladen hätte ich dem Buch keinerlei Beachtung geschenkt, muss ich zugeben. Irgendwie passt es auch gar nicht zum Inhalt, finde ich.

Alles in allem eine mittelmäßige Geschichte, die deutlich mehr Potential gehabt hätte, sich für mein Empfinden aber teilweise ziemlich in die Länge zog. Dank der zahlreichen Schmunzel-Momente, kann man ein Wenig darüber hinwegsehen.
Fazit: Kann man als Zwischendurch-Lektüre lesen, muss man aber nicht.

Bewertung vom 09.11.2023
Die gute Schwester
Bonner, Sarah

Die gute Schwester


sehr gut

Leah und Meghan sind Zwillinge und haben dennoch seit Jahren keinen Kontakt. Mehr noch: eigentlich können sich die beiden aufgrund zahlreicher Zwischenfälle in Kindheit und Jugend nicht ausstehen. Als Meghan dann herausfindet, dass ihr Mann Chris scheinbar eine Affäre mit Leah hat, beschließt sie sich zu rächen und ihre Zwillingsschwester zu töten. Doch damit das nicht auffällt, muss Meghan von nun an beide Leben „übernehmen“ und ihr soziopathischer Mann darf davon auf keinen Fall wissen…

Der Anfang des Buches beginnt direkt spannend und katapultiert den Leser umgehend ins Geschehen. Nach und nach erfährt man dann auch warum die beiden Schwestern sich nicht ausstehen konnten - und da sind wirklich heftige Geschichten dabei. Unter diesen Umständen würde ich meine Schwester auch nicht mögen!
Als Meghan beginnt beide Leben zu übernehmen, fand ich die Story etwas langatmig. Da wäre meiner Meinung nach mehr Potential gewesen.

Nach ungefähr der Hälfte des Buches kommt ein Twist mit dem ich so nicht gerechnet habe. Das hat mir sehr gut gefallen. Und so reiht sich ein Plot-Twist an den nächsten. Irgendwann wusste ich gar nicht mehr wirklich, was ich glauben sollte. Das hat die Autorin sehr gut gemacht.

Kritisieren möchte ich die teilweise sehr vulgäre Sprache - die hätte es nicht gebraucht. Und einige Themen, die behandelt wurden, hätten eine Triggerwarnung gebraucht, da sie sehr detailliert beschrieben wurden.

Das Ende hat mir gefallen - mich aber aufgrund der Kürze nicht komplett vom Hocker gehauen.
Die Idee ist sehr gut, ebenso die Twists - die Umsetzung ist aufgrund der Sprache und einigen Längen leicht verbesserungswürdig. Trotzdem ein gutes Buch!

Bewertung vom 02.11.2023
Mord im Christmas Express
Benedict, Alexandra

Mord im Christmas Express


gut

Die Passagiere des Christmas-Express befinden sich auf dem Weg zu ihren Familien, um dort ein besinnliches Weihnachtsfest zu verbringen. Doch aufgrund eines Schneesturms läuft die Fahrt anders als geplant und der Zug entgleist irgendwo im nirgendwo. Die Heizung fällt aus und die Passagiere sind gezwungen eine unbekannte Zeit im Zug auszuharren, während sie auf Hilfe warten. Und dann passiert ein Mord und es ist klar: der Mörder ist einer von ihnen.

Das Buch wird mit dem berühmten Werk „Mord in Orientexpress“ von Agatha Christie verglichen und genau da liegt das Problem. Es wird eine Assoziation geweckt, die zu viele Erwartungen schürt.
Die Spannung baut sich sehr langsam auf. Man lernt viele Charaktere kennen und begleitet sie eine ganze Weile auf ihrer Reise. Es dauert ewig bis das erste Mal etwas Spannendes passiert. Die pensionierte Polizistin Roz nimmt kurzerhand die Ermittlungen auf und löst das Rätsel - meiner Meinung nach - viel zu schnell. Die Auflösung hat mir leider auch nicht wirklich gefallen.
Meine zwei größten Kritikpunkte an der Geschichte sind wie folgt:

- Ich fand, dass die Autorin versucht hat zu viele Themen auf zu wenig Seiten unterzubringen. Mindestens eins davon hätte meiner Meinung nach eine Triggerwarnung gebraucht.
Roz erwähnt immer wieder, dass ihr in der Vergangenheit etwas schlimmes widerfahren ist, spricht aber erst auf den letzten Seiten darüber. Diese künstlich aufgebaute Spannung hätte es für mich nicht gebraucht.

- Es waren mir zu viele Charaktere, die ich irgendwann nur schwierig auseinander halten konnte. Ich habe besonders bei den Nebencharakteren ständig verwechselt oder vergessen wer mit wem wie in Verbindung steht. Das mag aber auch an mir und meiner mangelnden Konzentration liegen. Ich habe das Buch über mehrere Tage hinweg immer mal wieder kurz zur Hand genommen und nie lange am Stück gelesen (wahrscheinlich lag genau hier das Problem) - aber ich fand es dafür nicht spannend genug.

Ein mittelmäßiges Buch, das man, wenn man es lesen möchte, unbedingt in der kalten Weihnachtszeit lesen sollte, damit ein wenig der Stimmung ankommt. Wer es nicht liest, verpasst aber auch nichts…

Bewertung vom 17.10.2023
Hundert Klassiker
Henssler, Steffen

Hundert Klassiker


ausgezeichnet

Ich bin zugegebenermaßen ein großer Henssler-Fan. Seine bisherigen Kochbücher haben wir sehr gefallen und auch hier war ich mir sicher, dass das Buch absolut gelungen sein wird. Und so ist es! Es handelt sich tatsächlich ausschließlich um Klassiker. Wer neue, innovative, kreative Rezepte sucht, wird hier nicht das Richtige finden. Aber für alle, die immer kochen wollten, wie Oma es für einen in der Kindheit getan hat, ist es ein Volltreffer. Von Rinderrouladen über Hühnerfrikassee, bis zum klassischen Sauerbraten sind alle Fleischrezepte vorhanden. Aber auch an die Fischliebhaber wird gedacht: Labskaus, Forelle Müllerin oder Matjes Hausfrauenart. Abgerundet wird das Ganze von tollen Soßenrezepten und klassischen Nachspeisen. Es wird einfach an alles gedacht. Zusätzlich gespickt wird das Ganze durch wissenswerte Fakten (bsp.: Mythos Muschelmonate) und tolle Tipps zu den jeweiligen Gerichten. Auch mit Humor wird nicht gespart. Was habe ich beim Foto zum Rezept „Matjes Hausfrauenart“ gelacht. Herrlich! Von mir eine absolute Empfehlung und mit Sicherheit ein tolles Weihnachtsgeschenk für viele Kochbegeisterte oder welche, die es noch werden wollen.

Bewertung vom 30.09.2023
Mit kalter Präzision / Die Sabine Yao-Reihe Bd.1
Tsokos, Michael

Mit kalter Präzision / Die Sabine Yao-Reihe Bd.1


sehr gut

Michael Tsokos ist zurück und bringt eine neue spannende True Crime-Reihe mit!

Dr. Sabine Yao arbeitet als Rechtsmedizinerin beim BKA in Berlin und wird nun Teil einer SoKo, die den Tod einer Frau untersucht. Denn es handelt sich bei der Toten um die Ehefrau des stadtbekannten Schönheitschirurgen Roderich Kracht - und bei den Ermittlungen darf kein Fehler passieren!
Der Ehemann selbst scheidet als Tatverdächtiger schnell aus, weil er ein wasserdichtes Alibi hat. Doch nach und nach treten einige bedeutsame Ungereimtheiten auf, die den Fall in ein ganz neues Licht rücken und nicht nur die SoKo, sondern ganz besonders Dr. Sabine Yao immer mehr fordern. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Der Charakter der jungen Deutsch-Chinesin hat mich direkt in seinen Bann gezogen. Man erfährt gleich zu Beginn einiges über das Privatleben der Rechtsmedizinerin und ihre persönlichen Dämonen. Was mir besonders gut gefallen hat, ist, dass es mal nicht um Alkohol geht. Oft haben Ermittler in solchen Romanen ja klischeemäßig Suchtprobleme, was mich dann leider mit den Augen rollen lässt.
Nicht so hier. Die junge Frau hat bereits einiges erlebt, was ihren Charakter und ihr Handeln gut nachvollziehbar macht.
Aber auch die Nebencharaktere sind ansprechend gestaltet. Besonders erwähnen möchte ich den Wiener Rechtsmediziner mit seinem grandiosen Dialekt (herrlich!) oder die IT-Spezialistin, die immer wieder auftaucht.

Ich mag die Thematik der Rechtsmedizin sehr gerne. Hier schafft es Michael Tsokos mal wieder gekonnt dem Leser ordentlich Wissen zu vermitteln, ohne Lehrbuch-Charakter zu haben. Die Mischung aus Fiktion und Fakten kann er einfach! Gerade für Leute, die auch gerne mit dieser Thematik zu tun haben, wird das Buch genau das Richtige sein.

Ich mag den Schreibstil sehr und bin auch großer Fan der Kapitelanfänge mit Zeit- und Ortsangabe. Schreiben kann Herr Tsokos zweifelsfrei.

Der Fall an sich gefiel mir gut. Die Spannung baut sich gekonnt auf und ist, sobald die ersten Ungereimtheiten auftauchen und wir auf den seltsamen Schönheitschirurgen treffen, deutlich spürbar. Man will immer wissen, wie es weitergeht und fliegt nur so durch die Geschichte.

Ich bin froh, dass es sich hier um den Auftakt einer Reihe handelt und wir noch mehr von Dr. Sabine Yao erfahren werden. Irgendwie habe ich die Frau in mein Herz geschlossen.

Bewertung vom 18.09.2023
Zeiten der Langeweile
Becker, Jenifer

Zeiten der Langeweile


ausgezeichnet

Mila, Mitte 30 aus Berlin, entschließt sich ihre Präsenz auf Social-Media erst radikal zu minimieren und anschließend digital komplett „verschwinden“ zu wollen. Was mit dem Löschen zahlreicher Accounts und Mailadressen beginnt, spitzt sich zunehmend zu: das Smartphone muss weg, der Computer wird nur noch zu festen Zeiten eingeschaltet, der Fernseher bleibt aus. Das Zuhause wird zum Lebensmittelpunkt, damit niemand sie in der Öffentlichkeit filmen/fotografieren kann. Mila scheint nach und nach die Kontrolle zu verlieren und driftet ab in einen Fanatismus mit dem ich zu Beginn des Buches nicht gerechnet habe.

Die Grundthematik hat mich sehr angesprochen. Verbringen wir nicht alle viel zu viel Zeit am Handy und im Internet? Jede Woche, wenn die Analyse meiner Bildschirmzeit aufploppt, frage ich mich, warum ich diese Zeit nicht anders genutzt habe.
Viele Ansätze von Mila konnte ich deshalb gut nachvollziehen - zumindest im ersten Drittel des Buches! Die Bildschirmzeit reduzieren, mehr in der Realität leben, nicht beim Essen TV konsumieren etc. Aber was nach und nach passiert, fand ich wirklich erschreckend und hat in mir sehr viel Mitleid aufkeimen lassen.
Die Autorin schafft es gekonnt aktuelle Themen wie den Ukraine-Krieg und die Corona-Situation in den Roman einzubinden. Milas Gedanken diesbezüglich waren für mich oft nachvollziehbar und für die Entwicklung der Geschichte ungemein wichtig. Ebenso spannend fand ich die Nebencharaktere wie den Bruder, der seine ganz eigene Corona-Einstellung hat, oder die beste Freundin, die nach und nach den Zugang zu Mila verliert.
Wie sich jemand so sehr von der Außenwelt abkapseln kann, „nur“ weil er digital nicht mehr auftauchen möchte, hat mich sehr beschäftigt.

Auch wenn ich zu Beginn schwer in die Geschichte reinkam, muss ich sagen, dass mich das Buch beeindruckt und sehr nachdenklich gemacht hat. Ich finde die Lektüre wichtig und würde sie gerne weiterempfehlen.