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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Tanja K.
Wohnort: 
Salzgitter

Bewertungen

Insgesamt 20 Bewertungen
12
Bewertung vom 17.12.2022
Beschütze sie
Dave, Laura

Beschütze sie


gut

"Vielleicht sind wir auf die eine oder andere Art alle Idioten, wenn es darum geht, die Menschen, die uns lieben, mit allen Facetten zu erkennen„

Kennt ihr Bücher, die ihr nicht richtig einordnen könnt?
So ging es mir mit "Beschütze Sie" von Laura Dave.
Vom Klappentext her, habe ich einen Thriller erwartet, bekommen habe ich allerdings eher einen Krimi.
Das Buch war an sich nicht schlecht, jedoch bin ich mit gänzlich anderen Erwartungen an die Story gegangen und hatte daher zunächst Schwierigkeiten mich darauf einzulassen.

Aber beginnen wir mal von vorne.
Wir begleiten die Hauptprotagonistin Hannah, die noch nicht so viele Jahre mit Owen verheiratet ist und zu ihm und dessen Tochter Bailey gezogen ist.
Bis plötzlich Owen nicht mehr von der Arbeit heim kehrt und Hanna eine kryptische Nachricht übermitteln lässt, dass diese seine Tochter beschützen soll. Dazu hinterlässt er beiden eine größere Summe Geld.
In Form von Rückblicken erhält der Leser zwischendurch Einblicke in das Leben von Hannah und Owen. Sei es nun, wie diese sich kennengelernt haben, wie schwierig sich die Beziehung zur Tochter Bailey gestaltet oder andere Schlüsselmomente in der Ehe der beiden.

Auch wenn insgesamt die nervenaufreibende Spannung eines typischen Thrillers für mich fehlte, hat es die Autorin dennoch geschafft, dass ich am Ball geblieben bin und weiterlesen wollte.
Nicht nur, weil ich natürlich auch wissen wollte, weshalb Owen verschwunden ist und ob dieser zum Ende des Plots wieder auftaucht.
Vor allem, weil es Laura Dave gelungen ist im Plot nur stückchenweise die Erkenntnisse der Protagonistin preiszugeben.
So tat sich bei einigen Kapiteln ein kleiner Cliffhanger auf, der so die Spannung halbwegs aufrecht erhalten konnte.

Leider hatte ich gerade zu Beginn etwas Schwierigkeiten mit dem Schreibstil der Autorin, der für mich etwas sperrig rüberkam, weshalb ich nicht nur mit der Einordnung des Genres Probleme hatte, sondern auch noch etwas Zeit benötigte, mit dem Schreibstil insgesamt warm zu werden.
Auch war ich es irgendwann Leid, welches "Getue" um die Tochter Bailey gemacht wurde.
Irgendwie schien sich der ganze Plot im letzten Drittel nur noch um sie zu drehen und stellenweise hatte ich doch die Assoziation einer verwöhnten pubertierenden Göre, die gern im Mittelpunkt steht…

Alles in allem kann ich dem Krimi daher nur 3 Geldscheine geben.

Bewertung vom 17.12.2022
Das Schlaflabor (eBook, ePUB)
Meller, Marc

Das Schlaflabor (eBook, ePUB)


sehr gut

„Der Thalamus wird als das Tor zum Bewusstsein bezeichnet."

Kennt ihr dieses Gefühl abends im Bett zu liegen, müde zu sein und dennoch nicht zur Ruhe zu kommen? Nicht einschlafen zu können?
Erschöpft wälzt ihr euch hin und her und zählt die Stunden, die ihr noch Schlafen könnt, bis der Wecker klingelt.
Hand aufs Herz!
Jedem von uns ging es doch abends schon einmal so.

Und nun stellt euch vor, ihr erlebt dies jeden Abend. Schon seit 11 Monaten…
Dann könnt ihr euch vorstellen, wie es dem Protagonisten Tom in diesem Thriller geht.
Dieser leider nämlich bereits seit über 11 Monaten an Insomnie - Schlaflosigkeit.
Freunde haben sich bereits abgewendet, die Konzentration schwindet und er steht kurz davor seinen Job zu verlieren, als er kurzerhand aus lauter Verzweiflung auf ein Schlaflabor in den Schweizer Alpen setzt, die eine neuartige Therapie einsetzen.
Die Therapie scheint auch zu wirken, denn bereits kurz nach der Ankunft kann Tom wieder gut schlafen und er entwickelt sich sogar zu einem Langschläfer. Blöd nur, dass er eines morgens blutverschmiert aufwacht und sich an nichts mehr erinnern kann. Schläft er wirklich oder schlafwandelt er etwa?

Marc Meller nimmt sich in diesem Thriller Zeit für den Spannungsaufbau. Zunächst lernt man den Protagonisten Tom kennen und bekommt Zeit, sich in die aktuelle Situation hineinzufinden.
Das ist dem Autor wunderbar gelungen durch einen guten und flüssigen Schreibstil, der es dem Leser leicht macht, sich in Tom hineinzuversetzen.
Ich muss gestehen, dass ich dieses Szenario der Schlaflosigkeit höchst erschreckend empfunden habe. Zumal ich das Buch oft abends im Bett vorm schlafen gelesen habe ;-)
Doch recht schnell nimmt der Plot an Fahrt auf, nicht zuletzt durch die scheinbaren Filmrisse, die Tom erlebt und immer wieder in unangenehme Situationen bringt und an sich selbst zweifeln lässt.
Und nicht nur der Protagonist beginnt an sich selbst zu zweifeln. Auch mir fiel es oftmals schwer, an seine Unschuld zu glauben und ggf. alternative Täter auszukundschaften.

Geschickt lässt Marc Meller neurologische Hintergrundinfos einfließen, so dass diese sich gut in den Plot einfügen und informativ wirken, ohne dem Ganzen einen zu wissenschaftlichen Anstrich zu geben.
Hierdurch wird es dem Leser leichter gemacht, Hintergründe besser nachvollziehen zu können.

Das letzte Drittel des Thriller hat, für meinen Geschmack, dann leider etwas schlechter angeschnitten als der Rest, auch wenn dies trotzdem noch eine überraschende Wendung für mich bereit gehalten hat!
Alles in allem vergebe ich daher 4 Betten

Bewertung vom 17.12.2022
Eine fast perfekte Debütantin / Lilienpalais Bd.1
Conrad, Hannah

Eine fast perfekte Debütantin / Lilienpalais Bd.1


ausgezeichnet

"Nicht die heimlichen Affären sind gefährlich, sondern die offen bekundeten Zuneigungen."

Könnt ihr auch nicht genug von Bridgerton bekommen?
Dann empfehle ich euch diesen Regency Roman von Hannah Conrad.
Den vier Autorinnen, die unter diesem Synonym schreiben, ist ein toller Auftakt einer Regency Reihe gelungen, die in München spielt.
Im ersten Teil der Lilienpalais Reihe begleiten wir die junge Johanna von Seybach, die eigentlich aus Ostpreußen stammt und von ihren Eltern zur Familie des Onkels nach München geschickt wurde.
Doch noch vor ihrem Debüt in der erlesenen Münchner Gesellschaft, lässt sich Johanna von einem Moment der Leidenschaft hinreißen, der ihren Ruf jedoch unwiederbringlich zerstört.

Nicht nur das Buchcover ist schön gestaltet, auch die Lilien, die der Reihe ihren Namen geben, finden sich auf dem Cover und zu Beginn eines jeden Kapitels wider.
Bevor die Geschichte beginnt, gibt es eine Aufstellung der wichtigsten Personen, die in der Lilienpalais Reihe eine Rolle spielen. Diese Aufstellung wurde auch passend zur beginnenden Ballsaison betitelt :-)
Das hat mir persönlich sehr gut gefallen, da ich zu Beginn doch etwas struggle hatte die ganzen Namen und Personen auseinanderzuhalten und richtig zuzuordnen. Diese Liste hat den Einstieg definitiv erleichtert :-)
Ebenfalls war auf dem passenden Lesezeichen zum Buch eine Playlist aufgedruckt. Die Lieder von Brooklyn Duo konnten mich definitiv in die richtige Stimmung versetzen.

Der Schreibstil der Autorinnen ist passend zum Setting gewählt und schafft es, den Leser mitzunehmen und in die Szenerien hineinzuversetzen. Ich hatte das Gefühl mitten im Geschehen der Münchner Gesellschaft zu sein und konnte mir problemlos die verschiedenen Palais, die herrschaftlichen Gärten und Ballsäle gut vorstellen.
Insgesamt haben die Autorinnen ein prunkvolles Setting im München des 19.Jahrhunderts geschaffen, dass dem der Londoner High Society zu dieser Zeit übrigens in nichts nachsteht ;-)

Auch der Plot war sehr gut aufgebaut. Die Handlungen der Protagonisten waren nachvollziehbar und auch sehr stimmig, bedenkt man die damalige Zeit, in der die Story spielt. Auch wenn natürlich einige Handlungen durchaus vorhersehbar waren, so gab es für mich genügend Spannung, so dass die Geschichte um Johanna von Seybach für mich nie langweilig wurde und keinerlei Längen aufwies.
Dazu haben natürlich auch die interessanten Protagonisten beigetragen. Einige davon sind mir im Laufe des Buchs sehr ans Herz gewachsen und ich hoffe sehr, dass diese in den nächsten Bänden auch weiter vertieft werden.
Die ein oder andere Frage ist ebenfalls offen geblieben und ich hoffe sehr, dass diese Fragezeichen in den nächsten Bänden noch gelöst werden.

Positiv hervorheben möchte ich, dass bei all der Romantik in diesem Buch dennoch auch einige gesellschaftskritische Themen der Zeit im 19.Jahrhundert angesprochen werden. Seien es nun die Erwartungen der Gesellschaft oder die fehlenden Freiheiten und Rechte junger Frauen, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Alles in allem ist den vier Autorinnen ein wunderbarer Auftakt der Reihe gelungen, der ans Herz geht und auch etwas nachhallt. Ich freue mich daher sehr auf die nächsten Bände der Lilienpalais Reihe und vergebe volle 5 von 5 Verlobungsringe

Bewertung vom 16.11.2022
Als das Böse kam
Menger, Ivar Leon

Als das Böse kam


ausgezeichnet

"Auf der anderen Seite wohnt das Glück. Auch wir haben dieses Glück verdient."

In dem Plot begleiten wir eine scheinbar völlig normale Familie bestehend aus Vater, Mutter und zwei Kindern. Diese leben isoliert auf einer kleinen Insel, weil die Bedrohung vom Festland allgegenwärtig ist.
Die Fremden wollen nämlich die Familie auslöschen und nur im selbstgebauten Schutzraum können sie sich sicher fühlen.
Bis die sechzehnjährige Juno eines Nachts eine Entdeckung macht und feststellen muss, dass das Böse bereits gefährlich nah ist. Näher als bisher angenommen…

Erzählt wird der Thriller aus Sicht der 16-jährigen Juno.
Man muss sich zunächst an den Schreibstil gewöhnen. Denn durch die Ich-Perspektive und die Gegenwartsform, in der alles beschrieben wird, erfährt man natürlich auch nur das, was Juno selbst weiß.
Und das ist schon ein bisschen schräg!
Fremdlinge vom Festland, die der Familie Böses wollen, Wächter, die auf die Familie aufpassen und ein Schutzraum mit Trostpillen, die an die Kinder Juno und Boy verteilt werden.
Man muss sich auf die Geschichte wirklich einlassen. Tut man dies aber, wird man mit einem spannenden Thriller belohnt, der einem an der Wahrheit zweifeln lässt, der Gegebenes hinterfragt und bei dem man unsicher ist, wer jetzt eigentlich auf welcher Seite steht.

Ivar Leon Menger hat mit diesem bizarren Familienidyll auf mich eine ungeheure Sogwirkung entfaltet und nach kurzer Zeit war es mir nicht mehr möglich das Buch aus der Hand zu legen.
Der Autor hat dabei nicht nur ein schräges Familienidyll geschaffen, sondern gleichzeitig ein sehr atmosphärisches Setting mit dieser kleinen Insel im Norden.
Der Plot beginnt zwar etwas schräg aber mit jeder Seite gewinnt man quasi neue Erkenntnisse über die Situation, gleichzeitig ergeben sich aber auch neue Fragezeichen im Kopf.
Ich konnte sehr gut nachempfinden, wie zerrissen sich die Hauptprotagonistin Juno bei all dem gefühlt haben muss.
Der Spannungsaufbau ist dabei natürlich klassisch für einen Thriller und zum Ende überschlagen sich die Ereignisse gewaltig.
Und auch wenn es die ein oder andere Situation gab, in der ich Juno und ihr Handeln hinterfragt habe oder es auch nicht richtig nachvollziehen konnte, so tut es der guten Story keinen Abbruch.
Es war für mich so, wie vor dem Fernseher sitzen und denken "Nein, geh da jetzt nicht mehr rein!" Falls ihr wisst, was ich meine ;-)
Aber man muss sich dann auch immer wieder vor Augen halten, dass es sich bei der Protagonistin dann doch noch um ein Kind handelt und man in gewissen Situationen vielleicht auch nicht logisch handeln kann.

Ich vergebe volle 5 von 5 Blaubeeren für diesen packenden Thriller

Bewertung vom 29.10.2022
Der Flussregenpfeifer
Friedrich, Tobias

Der Flussregenpfeifer


gut

"Es ist ganz egal, wie schön der Ort ist, an dem man lebt, […] Sehnsucht ist eine Währung, mit der jeder sein Dasein bezahlt."

Könnt ihr euch vorstellen in einem Faltboot fast die Welt zu umrunden? Wenn nicht, ergeht es euch genauso wie mir.
Aber genau darum handelt dieser Roman von Tobias Friedrich, der übrigens auf einer wahren Begebenheit beruht.
Oskar Speck macht sich im Jahr 1932 aus der Not heraus von Hamburg aus auf den Weg nach Zypern mit einem Faltboot. Denn dort werden Arbeiter für eine Kupfermine gesucht und Oskar braucht Geld und zwar schnell!
Seine Selbständigkeit mit seinem besten Freund Karol ist nicht gut gelaufen und beide haben eine große Summe Schulden bei Konstanty von Stäblein, ihrem Gläubiger, gemacht.
Eigentlich plant Oskar in sechs Monaten zurück zu sein, aber dann kommt alles anders und er ist insgesamt 7 Jahre unterwegs.

In vier Teilen erzählt Tobias Friedrich die Geschichte des Weltenbummlers Oskar Speck und dessen lange Reise.
Ich muss gestehen, dass der Anfang des Buches zunächst etwas verwirrend war, da doch viele Charaktere vorkamen und ich nicht immer gleich alle Namen wieder richtig zuordnen konnte.
Im Laufe des Plots kristallisierten sich aber die Hauptprotagonisten heraus und es gelang dann auch die Zusammenhänge der einzelnen Personen besser nachzuvollziehen.
Man begleitet dabei nicht nur Oskar während seiner Reise, die sich am Ende bis nach Australien zieht, sondern lernt auch die Journalistin Gili kennen, die Oskar nicht nur interviewt, sondern auch ihr Herz an diesen verliert.
Und dann ist da noch der Gläubiger Konstanty von Stäblein, der Oskar im wahrsten Sinne des Wortes bis ans Ende der Welt verfolgt.
Was mit anfänglichen Schulden begann, entwickelt sich bei Konstanty zu einer regelrechten Obsession im Laufe der Jahre.

Die Reiseberichte von Oskar sind spannend und interessant, da er viele Länder durchreist, verschiedenste Persönlichkeiten kennenlernt und auch das ein oder andere Abenteuer erlebt.
Viele der Persönlichkeiten hat es auch wirklich gegeben, wie den Ingenieur Ernst Neweklowsky oder auch John Hagenbeck.
Leider gab es jedoch auch einige Längen und die Story hat sich für mich etwas hingezogen. Stellenweise wusste ich auch nicht, wo mich der Plot noch hinführen will.
Die letzten beiden Teile waren glücklicherweise wieder etwas spannender und mit mehr Handlung gefüllt.

Für mich als kleine Weltenbummlerin war die Reiseroute von Oskar sehr spannend und den Gedanken einer Weltumrundung in einem Faltboot finde ich faszinierend.
Das ein oder andere Mal habe ich eine Online Map aufgerufen, um zu schauen, wo der genannte Fluss genau liegt oder die Region, in der Oskar sich gerade befand.

Aufgrund der Längen und des doch sehr speziellen Themas, würde ich den Roman aber grundsätzlich nicht jedem empfehlen.
Ich vergebe daher 3 von 5 Booten für den Flussregenpfeifer.

Bewertung vom 13.10.2022
Miss Kim weiß Bescheid
Cho, Nam-joo

Miss Kim weiß Bescheid


sehr gut

"Du solltest alles tun, was du dir wünschst, solange du noch jung bist. Im Alter bringt man den Mut nicht mehr auf und bereut es gleichzeitig."

Heute möchte ich euch das neue Buch von Cho Nam-Joo vorstellen.
In "Miss Kim weiss Bescheid" lernen wir in acht kurzen Geschichten verschiedene Schicksale koreanischer Frauen kennen.
Die Geschichten handeln zwar von aktuellen gesellschaftlichen Themen, die in Korea relevant sind, doch fast jeder kann sich bestimmt mit einer dieser Situationen identifizieren.
Dies mag zum einen an den unterschiedlichen Altersstrukturen der Protagonistinnen der Kurzgeschichten liegen, als auch an den wichtigen Themen und Schicksalen, die beschrieben werden.
Getoppt wird das Ganze mit einem tollen klaren Schreibstil und teilweise einer bildhaften Sprache, die es mir leicht gemacht hat, mich in die jeweilige emotionale Situation hineinversetzen zu können.

Die jeweiligen Kurzgeschichten beginnen mit einer kurzen und zur Situation passenden Überschrift.
Und dann wird man schon direkt ins Geschehen hineingeworfen. Und das meine ich quasi wortwörtlich, da die Situationen aus der Ich- Perspektive erzählt werden und es keine Einführung gibt.
Mal gelang es mir schneller, mich in einer Erzählung zurechtzufinden und mal hat es auch etwas länger gedauert. Je nachdem, wie viele andere Personen noch involviert waren.
Bis auf eine Geschichte, ist es mir auch immer gelungen die Erlebnisse nachzuvollziehen und eine emotionale Nähe zur Protagonistin aufbauen zu können.
Denn auch wenn die Stories meist nur zwischen 30 und 40 Seiten lang waren, so ist es Cho Nam-Joo sehr gut gelungen den Charakteren Tiefe zu geben und die Thematik deutlich zu machen.

So kommt es, dass man sich nicht nur mit der weiblichen Identität im Alterungsprozess beschäftigt oder der Frage nach einem sinnvollen Leben, sondern auch mit der Rollenklärung bei Gründung einer Familie und der inneren Zerrissenheit, wenn man sich in der heutigen Zeit immer noch zwischen Kind und Karriere entscheiden muss. Doch auch Themen wie häusliche Gewalt, emotionale Abhängigkeit in einer Beziehung oder Ungleichbehandlung am Arbeitsplatz werden in den jeweiligen autobiografischen Erzählungen behandelt.
Und ich kann euch versprechen, fast jede einzelne Kurzgeschichte hat das Potential lange nachzuwirken.
Daher würde ich euch auch empfehlen das Buch nicht in einem Rutsch zu lesen, sondern sich ruhig Zeit zu nehmen für die jeweilige Protagonistin und die Situation!

Mein persönliches Highlight war die Story "Die Nacht der Polarlichter". Nicht nur, dass es sich hierbei um die längste Geschichte gehandelt hat, mich hat sie ganz besonders ergriffen.
Da ich aber nicht spoilern will, empfehle ich euch einfach selbst das Buch von Cho Nam-Joo zu lesen und euch einen Eindruck dieser Themen zu verschaffen.

Ich vergebe 4 von 5 koreanischen Fahnen und eine volle Empfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.07.2022
Silent Child. Nur dein Kind kennt die Wahrheit (eBook, ePUB)
Denzil, Sarah

Silent Child. Nur dein Kind kennt die Wahrheit (eBook, ePUB)


gut

"Das Leben setzt sich aus einzelnen Momenten zusammen, und die meisten dieser Augenblicke verfliegen einfach […] Andere hingegen sind von entscheidender Bedeutung für unser Leben."

Heute möchte ich euch den Thriller "Silent Child" von Sarah Denzil vorstellen.
Dieser spielt im nördlichen England und handelt von der Protagonistin Emma, deren 6-jähirger Sohn Aiden vor 10 Jahren spurlos bei einem Hochwasser verschwunden ist. Lediglich seine rote Jacke wurde im Fluss treibend aufgefunden. Emma hat lange gebraucht, um über den Verlust hinwegzukommen, zumal auch noch andere Schicksalsschläge sie gebeutelt haben.
Inzwischen ist Emma wieder schwanger und glücklich verheiratet, als sie den Anruf erhält, dass ihr tot geglaubter Sohn Aiden wieder aufgetaucht sei.

Ich muss gestehen, dass ich zumindest am Anfang etwas Schwierigkeiten hatte mich in der Story wirklich fallen zu lassen.
Das mag zum Einen an der Protagonistin Emma selbst gelegen haben. Anfangs kam diese mir noch sehr naiv vor. Jedoch hat sich ihr Charakter im Laufe der Zeit glücklicherweise stark entwickelt, so dass sie mir auch immer symphatischer wurde beim Lesen.
Als dann auch ihr Sohn Aiden in einem apathischen Zustand wieder aufgetaucht ist, hat auch der Plot langsam an Fahrt aufgenommen.
Ging es noch zunächst um die psychischen Folgen einer möglicherweise 10 Jahre andauernden Entführung eines Kindes und um die Hetzjagd, die die Presse bei einem interessanten Fall verursachen kann, so baute sich doch auch allmählich eine Spannung auf, die zum Schluss dafür sorgte, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte.
Vor allem um den Sohn Aiden, der immer noch nicht reden will, hat sich teilweise eine mysteriöse Aura aufgebaut, so dass man sich als Leser nicht mehr sicher ist, ob man dem Charakter nun Vertrauen schenken kann oder doch lieber nicht.
Zwar war mir irgendwann auch klar, wer wohl der eigentliche Drahtzieher hinter vielen Geschehnissen in der Story war, doch mit dem grandiosen Story Twist am Ende hatte ich irgendwie nicht gerechnet.

Alles in allem handelt es sich um einen guten Thriller, der mich zum Ende hin auch noch überzeugen konnte, so dass ich insgesamt 3 von 5 roten Jacken vergebe.

Bewertung vom 27.06.2022
Die Apollo-Morde (eBook, ePUB)
Hadfield, Chris

Die Apollo-Morde (eBook, ePUB)


gut

"Ein kleiner Schritt für den Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit."

Fast jeder von euch kennt wahrscheinlich das Zitat von Neil Armstrong bei der damaligen Mondlandung.
Und es passt hervorragend als Einstieg für die heutige Rezension der Apollo Morde.
Hierbei handelt es sich um einen Thriller, der eine realitätsnahe Vergangenheit schafft, denn der Autor Chris Hadfield ist ein erfahrener Astronaut.
Der Leser wird mitgenommen auf eine Reise ins Jahr 1973 zu einer streng geheimen Mission zum Mond auf der Apollo 18. Die Astronauten sollen auf der Mondoberfläche vielversprechende Gesteinsproben sammeln und sehen sich dabei nicht nur mit technischen Schwierigkeiten konfrontiert, sondern auch noch mit einem Wettlauf gegen die Sowjetunion. Denn immerhin ist der Kalte Krieg noch im vollen Gange. Der Flugleiter Kaz muss dabei in Houston nicht nur die Probleme seiner Crew lösen und zusehen, dass diese zusammenhalten, sondern den russischen Rivalen dabei auch immer einen Schritt voraus sein.

Das Buch teilt sich in 5 große Abschnitte und insgesamt 60 Kapitel auf. Erzählt wird die Story dabei aus verschiedenen Blickwinkeln der unterschiedlichen Protagonisten, wobei ein Großteil aus Sicht des ehemaligen Piloten Kaz Zemeckis berichtet wird. Dieser ist der Flugleiter der Apollo 18 Mission und hat die Aufgabe als Bindeglied zu den Astronauten im Weltall zu fungieren und dafür zu sorgen, dass alles reibungslos abläuft.
Der Leser wird bei der gesamten Mond Mission gut abgeholt und in die Thematik eingeführt. Hierfür sorgt unter anderem auch eine Anmerkung des Autors am Ende. Dort lassen sich einige Stichpunkte und Erklärungen nochmals nachlesen.
Insgesamt ist der Thriller sehr realitätsnah gehalten und man merkt, dass ein Mann vom Fach dieses Buch geschrieben hat, da die einzelnen Abläufe und auch technische Details immer sehr umfangreich beschrieben werden.
Mir persönlich waren diese Beschreibungen aber stellenweise zu langatmig und ungefähr ab der Mitte des Buches habe ich diese nur noch überflogen. Für mich wären da mehr inhaltliche Thriller Elemente interessanter gewesen.
Ich vermute aber, dass Chris Hadfield es so anschaulich wie möglich beschreiben wollte, um den Thriller so realistisch wie möglich zu halten :-)
Das Szenario des Kalten Krieges, welches hier beschrieben wird, halte ich ebenfalls für realistisch, für die damalige Zeit. Wobei es natürlich durchaus überspitzte Szenen oder Übertreibungen im Plot gegeben hat, diese wiederum jedoch für etwas Spannung gesorgt haben.
Und da wären wir leider auch beim Thema Spannung. Denn diese ist für mich teilweise leider auf der Strecke geblieben im Plot. Hatte ich anfangs noch gehofft, dass der Spannungsbogen vielleicht etwas verspätet einsetzt, so muss ich leider sagen, dass die Story wirklich erst zum Ende hin etwas Fahrt aufgenommen hat.
Auch das Ende hat mir leider nicht so richtig zugesagt und ich saß dann doch mit dem ein oder anderen Fragezeichen im Gesicht vor dem abgeschlossenen Buch.
Ja, es handelt sich hierbei zwar schon um einen Thriller, ich würde diesen aber eher in Richtung Polit- Thriller einordnen.
Alles in allem konnte ich deshalb nur 3 von 5 Monden für die Apollo Morde vergeben.
Wer von euch aber Lust auf einen realitätsnahen Thriller dieser Art hat und evtl. auch etwas Technik affin ist, dem kann ich diesen Thriller wirklich wärmstens weiterempfehlen.

Bewertung vom 24.06.2022
WILL
Smith, Will;Manson, Mark

WILL


sehr gut

"Je größer die Fantasie, die man auslebt, desto schmerzhafter der unausweichliche Zusammenprall mit der Realität."

Bisher habe ich nie Biografien gelesen, weil sie mir zu langweilig oder uninteressant erschienen. Wahrscheinlich hat mich aber auch einfach die Person hinter der öffentlichen Fassade nicht interessiert.
Bei der Autobiografie von Will Smith ist das jedoch etwas anderes gewesen.
Will Smith ist eine Person, die mich seit den 90'ern im Fernsehen begleitet und einer meiner Lieblingsschauspieler.
Als ich dann noch das bunte Coverdesign gesehen habe, im Stil eines Graffitis, wollte ich dann zum erstem Mal eine Autobiografie lesen :-)

Will Smith hat das Buch mit Hilfe von Mark Manson, einem New-York-Times-Beststeller Autor verfasst und herausgekommen sind nicht nur 21 Kapitel, die sich locker und leicht lesen lassen, sondern auch etwas sehr persönliches, was dem Leser einen Blick hinter die berühmte Persönlichkeit ermöglicht.

Seit der Oscarverleihung und dem öffentlichen Gewaltausbruch steht Will Smith ja derzeit besonders im Fokus. Jetzt, wo ich seine Biografie gelesen habe und seine Prägung durch den gewaltbereiten Vater kenne, lässt sich die Situation in einem anderen Licht bewerten und besser nachvollziehen.
Das soll nicht heißen, dass ich den Ausbruch im Fernsehen gutheiße - denn Gewalt kann keine Lösung sein!

Will spricht offen über seinen Werdegang vom ängstlichen Kind, dass seinen Vater immer zum Lachen bringen wollte und so zum Entertainer wurde. Denn nur wenn sein Vater gut gelaunt war, hatte Will das Gefühl, dass die Familie, allen voran seine Mutter, in Sicherheit vor ihm war.
Er lässt uns seine positiven Momente, wie auch seine negativen Momente erfahren und gibt uns einen Einblick in seine Gedankenwelt.
Dies wird schriftlich auch sehr gut umgesetzt, so dass es sich anfühlt, als würde Will Smith direkt zu einem sprechen durch das Buch.

Auch spricht der Weltstar offen über seine Fehler, vor allem seiner Familie gegenüber. Natürlich wirft es einen Schatten auf diese nach außen hin schillernde Persönlichkeit, jedoch wirkt er sogleich menschlicher. Denn Fehler machen wir ja bekanntlich alle, sich einzugestehen, dass es Fehler waren ist dabei das Wichtigste.

Sehr gut haben mir auch die ganzen persönlichen Fotos von ihm und seiner Familie gefallen. Diese reichen von seiner jüngsten Kindheit bis zum Jahr 2021.

Wer also mehr über die Persönlichkeit Will Smith erfahren will und sich nicht von 515 Seiten abschrecken lässt, dem kann ich diese Autobiografie wirklich wärmstens empfehlen.
Ich finde es schwierig eine Biografie zu bewerten, wenn ich ehrlich bin, denn meistens liest man solch ein Werk ja nur, wenn einem grundsätzlich die Persönlichkeit dahinter gefällt und interessiert.
Trotz allem vergebe ich 4 von 5 freshen Hollywood Sternchen für dieses Buch.

Bewertung vom 17.02.2022
Sternstunde / Waldfriede-Saga Bd.1
Bomann, Corina

Sternstunde / Waldfriede-Saga Bd.1


ausgezeichnet

"Wir trauern und wir machen weiter, denn es ist unsere Bestimmung."

Hanna ist die Hauptprotagonistin des Buches und hat ihren Verlobten Martin an einer Kriegsverletzung sterben sehen. Seit diesem Tag ist sie stark traumatisiert und leidet unter Panikattacken. Dass dies nicht unbedingt hilfreich bei der Ausübung ihrer Berufung zur Krankenschwester ist, könnt ihr euch mit Sicherheit vorstellen. Als Hanna die Möglichkeit bekommt beim Aufbau einer neuen Klinik in Berlin- Zehlendorf zu helfen und dort als Röntgenschwester ausgebildet zu werden, nimmt sie diese daher dankbar an.
In der Klinik Waldfriede angekommen, entwickelt sie sich schnell als Vertraute ihres Chefs Dr. Louis Conradi und steigt dort zur Sprechstundenhilfe auf. Leider entwickelt sie auch starke Gefühle ihrem Chef gegenüber, der diese auch noch zu erwidern scheint.
Wer jetzt aber denkt, es handelt sich hierbei um den klassischen historischen Roman, der in einer Lovestory verpackt wurde, der wird sich schon noch wundern. Denn das ist der Roman "Sternstunde" keinesfalls.
Die Autorin versetzt uns in die schwierigen Zeiten und politischen Wirren der Nachkriegszeit des 1.Weltkriegs. Wir erleben als Leser die Zeit der Lebensmittelrationierungen ebenso mit, wie die große Inflation und die Einführung einer neuen Währung.
Diese geschichtlichen Details werden geschickt in den Plot eingeflochten und lassen uns so die Schwierigkeiten und die Nöte hautnah miterleben.
Doch das ist alles nicht genug, denn die Klinik Waldfriede wird von der Religionsgemeinschaft der Adventisten geführt, welche es in Deutschland zu dieser Zeit ebenfalls nicht leicht haben, da sie gern auch mit den Juden verglichen werden.
Insgesamt dürfen wir von 1916 bis 1929 den Klinikalltag aus Sicht von Hanna begleiten und dabei mitfiebern, ob sie ihr Trauma überwinden wird und auch ihr Herz wieder neu öffnen kann.
Dabei lernen wir jedoch nicht nur den Klinikalltag des Personals und den ein oder anderen Patienten kennen, sondern auch die politischen Stolpersteine, die Dr. Conradi in den Weg gelegt werden, beim Aufbau seiner Klinik.
Der Plot ist auf jeden Fall gut geschrieben und Corina Bomann hat es geschafft mich von Anfang bis Ende mit ihrem Schreibstil und der Geschichte rund um die Klinik Waldfriede zu fesseln.
Immer wollte ich wissen, wie es mit Hanna weitergeht und ob die Klinik diese schwierige Zeit überstehen wird.
Und auch wenn es sich hierbei nicht um einen hochspannenden Roman handelt und auch keine größeren Story Twists vorkommen, habe ich mich gut unterhalten gefühlt.
Ich möchte jetzt nicht den Vergleich zu Greys Anatomy in den 1920ern ziehen :-)
Aber letztendlich ist es ein gelungener, gut recherchierter Roman über den Klinikalltag der damaligen Zeit.

Das Buch kann ich daher allen Fans dieses Genres empfehlen oder solchen, die gern auch mal starke weibliche Charaktere mögen, die ihre Erfüllung nicht zwangsweise in der großen Liebe suchen.
Ich vergebe daher 5 von 5 Sanitätssternchen

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