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leukam
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Baden-Baden

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Insgesamt 78 Bewertungen
Bewertung vom 16.04.2024
Der Sommer, in dem alles begann
Léost, Claire

Der Sommer, in dem alles begann


sehr gut

Drei Frauen, drei Generationen, drei Lebenswege
Drei Frauen, drei Generationen, drei Lebenswege, alles zusammengeführt in einem Sommer im Jahr 1994 in der Bretagne. In drei Erzählsträngen entwickelt die französische Autorin Claure Léost ihre Geschichte.
1940 ändert sich mit dem Einzug deutscher Militärs das Leben im beschaulichen Le Bois d‘en Haut, auch für die zwölfjährige Odette, Tochter des Dorfarztes. Ihr Vater, der als Kommunist weiter für ein freies Frankreich kämpft, wird von Männern in schwarzen Ledermänteln abgeholt und später im Lager erschossen. Ein Jahr vor Kriegsende stirbt ihre Mutter und Odette reist zu ihrer Tante nach Paris. Sie findet Arbeit als Dienstmädchen bei einer Familie mit zwei Kindern. Hier zählt nicht mehr, dass sie daheim eine der besten Schülerinnen war und ihre Eltern angesehene Leute im Dorf. „ In Paris war sie ein nichts. Oder noch weniger als nichts : eine vom Dorf, ein Landei, ein Bauerntrampel.“ „ Bretonen, das waren …eine Horde hungernder Hinterwäldler, die in Paris einfielen, um zu verdienen.“ so war die einhellige Meinung der Pariser.
Doch es kommt noch schlimmer. Odette ereilt das Schicksal vieler Dienstmädchen: sie wird geschwängert von ihrem Dienstherrn. Allerdings verläuft ihr weiterer Lebensweg und der ihres Kindes nicht dem Klischee entsprechend.
1994 zieht Marguerite mit Ehemann und siebenjähriger Tochter nach Le Bois d‘en Haut. Was zieht die elegante Pariserin, Dozentin für Literaturwissenschaften, an das Gymnasium in diesen entlegenen Ort? Ist sie damit nur ihrem Mann Raymond gefolgt, einem ehemals erfolgreichen Schriftsteller, der in der ländlichen Abgeschiedenheit seine Schreibblockade bekämpfen möchte? Oder verfolgt sie damit ganz eigene Pläne? Die Kollegen, ja die meisten Dorfbewohner begegnen ihr mit Misstrauen.
Doch die sechzehnjährige Helene ist fasziniert von ihrer neuen Lehrerin. Die erkennt bald ihr Potential und fördert das kluge Mädchen. Und Helene verkehrt auch immer öfter im idyllischen Herrenhaus von Marguerite und fühlt sich zusehends vom charismatischen Raymond angezogen.
Sehr zum Ärger ihres Freundes Yannik, der ihre Schwärmerei voller Eifersucht beobachtet. Außerdem hegt er als stolzer Bretone einen Groll gegen Franzosen aus der Hauptstadt. „ Man hat uns unsere Identität gestohlen, wir leben auf besetztem Gebiet. Die Geschichte Frankreichs ist nicht unsere.“so argumentiert er. Sein Zurück zu seinen bretonischen Wurzeln begnügt sich bald nicht mehr nur mit dem Erlernen der bretonischen Sprache. Er schließt sich einer Gruppe Fanatiker an, die für eine freie Bretagne kämpfen und dafür auch nicht vor Gewalt zurückschrecken.
Helene fühlt sich zerrissen von ihren widersprüchlichen Gefühlen und als dann noch bei ihrem geliebten Vater eine unheilbare Krankheit diagnostiziert wird, ist sie völlig verzweifelt.
Es ist viel emotionaler Stoff, den Claire Léost in ihren Roman packt. Dabei schreibt sie in einer nüchternen, völlig unsentimentalen Sprache. Einzig in den Landschaftsbeschreibungen wird es poetisch. Hier ist die Liebe der Autorin zu ihrer Heimat spürbar. Allerdings wird hier nichts sentimental verklärt. Das Dorf ist keine Idylle. Man begegnet vielen Vorurteilen und kleingeistigem Denken.Und es ist nicht die Bretagne, in die es die Touristenströme zieht. Hier gibt es keine malerischen Hafenstädte direkt am Meer, keine wildromantischen Küsten. Nein, ihr Roman führt in die Bretagne der Wälder, der mythischen Orte. Der Leser erfährt so einiges über bretonische Geschichte und Kultur. Deshalb verwundert es nicht, dass die Autorin für diesen Roman mit dem Literaturpreis der Bretagne ausgezeichnet wurde.
Die Geschichte wird im Rückblick erzählt. Seit zwanzig Jahren lebt Helene schon in Paris, nun reist sie zum ersten Mal zurück in ihre Heimat. Und sie erinnert sich, was in jenem Sommer geschehen ist und was sie schließlich zum Weggehen veranlasst hat.
Wie viel von der Autorin steckt in dieser Figur? Die Eckdaten scheinen zu stimmen und gewidmet ist der Roman allen „ Bretonen, die irgendwann einmal fortgegangen sind“, wie sie selbst.
Es ist eine leise, sehr emotionale Geschichte, die auf ein dramatisches Ende zuläuft. Und obwohl dieses Ende vorweggenommen wird, bleibt der Roman spannend. Die Charaktere werden in ihrer Vielschichtigkeit gezeigt, nicht jede ihrer Handlungen kann man billigen, werden aber aus der Biographie heraus begründet. Die meisten Figuren durchlaufen eine Entwicklung, wobei die Autorin erfreulicherweise Leerstellen lässt, so dass der Leser diese selbst füllen muss.
„ Der Sommer, in dem alles begann“ ist ein leicht zu lesender Unterhaltungsroman, aber keiner mit Happy-End.

Bewertung vom 04.04.2024
Das Schweigen des Wassers
Tägder, Susanne

Das Schweigen des Wassers


ausgezeichnet

Altlasten
Susanne Tägder, 1968 in Heidelberg geboren, ist Juristin und war Richterin am Sozialgericht in Karlsruhe, und hat nun mit „ Das Schweigen des Wassers“ ihren ersten Kriminalroman vorgelegt. Inspiriert wurde sie dazu durch eine Zeitungsreportage, in dem es um einen Fall aus DDR-Zeiten ging, der kurz nach der Wende wieder aufgerollt wurde.

Die Geschichte setzt ein im Herbst 1991 in der fiktiven Stadt Wechtershagen in Mecklenburg - Vorpommern. Von hier ging Arno Groth 1960 in den Westen und hierher wird er als Hauptkommissar von seiner früheren Dienststelle in Hamburg geschickt. Abgeschoben fühlt er sich, als „ Altlast“ nach einem beruflichen Fehler. Nun soll er hier als Aufbauhelfer Ost seine neuen Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen. Keine leichte Aufgabe, denn diese begegnen ihm mit Vorsicht und Misstrauen.
Da wird er eines Tages auf dem Parkplatz der Polizeiwache von einem heruntergekommenen Mann angesprochen, ein Alkoholiker, wie es scheint. Der fühlt sich verfolgt und wolle nochmal wiederkommen, dieses Mal mit Beweisen. Während Groth noch überlegt, wie glaubwürdig diese Behauptung sei ( „ Jemand ist hinter mir her. Gilt das nicht für uns alle? denkt Groth. Wer wird denn nicht von etwas verfolgt, und wenn es nur die eigenen Fehler sind.“) und ob er der Sache nachgehen muss, da wird eine Leiche am Seeufer gefunden. Als Groth am Fundort eintrifft, stellt sich heraus, dass es sich bei dem Toten im Wasser um genau jenen Mann handelt. Der Bootsverleiher und Musiker Siegmar Eck. Für die Polizei vor Ort kein Unbekannter. War er doch in einem aufsehenerregenden Mordfall elf Jahre zuvor als Hauptverdächtiger festgenommen und verhört worden. Damals wurde die Polizistentochter Jutta Timm vergewaltigt und ermordet aufgefunden. Doch Eck kam wieder auf freien Fuß ; er hatte ein hieb- und stichfestes Alibi. Allerdings hat man danach das Verfahren eingestellt ; der Mörder der jungen Frau wurde nie gefasst.
Auch im aktuellen Fall versucht die Polizei die Sache schnell zu den Akten zu legen. Kein Verdacht auf Fremdeinwirkung; Eck scheint betrunken ins Wasser gefallen zu sein.
Doch Groth lässt das Ganze keine Ruhe. Seinem Gefühl nach stimmt hier etwas nicht. Er vermutet einen Zusammenhang zu dem alten ungelösten Fall und beginnt zu ermitteln, gegen den Befehl seiner Vorgesetzten.
Susanne Tägder entwickelt ihre Geschichte ruhig und mit viel Gespür für Details. Dabei fängt sie sehr gut die Atmosphäre dieser Umbruchszeit ein. Die DDR ist Geschichte, doch in den Köpfen ihrer früheren Bewohner steckt sie noch fest. Sie spüren die Verluste und fürchten sich vor dem Neuen. Auch die alten Seilschaften funktionieren nach wie vor.
Erzählt wird aus zwei Perspektiven. Neben dem melancholischen Ermittler Groth ist Regine Schadow die zweite Hauptfigur. Ihre tatsächliche Rolle wird erst im Verlaufe der Handlung klar. Warum hat sie ihren guten Job im Kempinski in Berlin aufgegeben, um nun in einem drittklassigen Ausflugslokal in Wechtershagen als Kellnerin zu arbeiten? Will sie tatsächlich nur die Wohnung ihrer Großmutter aufräumen, wie sie sagt, oder verfolgt sie ganz andere Pläne? Wie stand sie zu dem ermordeten Siegmar Eck?
Neben der Krimihandlung, bei der es um zwei zusammenhängende Verbrechen geht, überzeugt die Autorin vor allem mit ihrer Figurenzeichnung. Es sind beinahe alles Versehrte, die uns im Roman begegnen. Groth mit seiner grüblerischen Art und seinen Selbstzweifeln ist eine interessante Figur. Ein Kommissar mit einer Liebe zur Literatur, ein Mann, der mit Verlusten klarkommen musste - seine Ehe ist schon lange geschieden, seine Tochter gestorben - bringt allein schon deshalb viel Verständnis auf für diejenigen auf der Opferseite. Und auch Regine hat, trotz ihrer Jugend, schon viele traurige Erfahrungen machen müssen. Aber auch die Nebenfiguren werden vielschichtig gezeichnet, so z.B. der eher verschlossene Kollege mit fragwürdiger Vergangenheit, der Groth bei seinen Ermittlungen unterstützt oder der schweigsame und gebrochene Vater von Eck. All diesen Personen begegnet die Autorin mit viel psychologischem Einfühlungsvermögen und Empathie.
Susanne Tägder schreibt im Präsens. Das wirkt unmittelbarer und verstärkt den filmischen Effekt. Dabei bedient sie sich einer präzisen, z.T. lakonischen Sprache und zeigt gerade in den Dialogen ihr ganzes Können.
Der Autorin ist mit „ Das Schweigen des Wassers“ ein atmosphärisch dichter und fesselnder literarischer Krimi gelungen. Gleichzeitig ist der Roman ein stimmig gezeichnetes Porträt jener Umbruchjahre. Es ist zu hoffen, dass Susanne Tägder weitere Fälle mit dem sympathischen Ermittler folgen lässt.

Bewertung vom 02.04.2024
Der ehrliche Finder
Spit, Lize

Der ehrliche Finder


ausgezeichnet

Freundschaft vor dem Hintergrund großer Probleme
Lize Spit ist eine flämische Autorin, die mit ihren ersten beiden Romanen nicht nur in ihrer Heimat sehr erfolgreich war. Beide sind sehr umfangreich und düster. Ihr neuester Roman fällt aus der Reihe, ist er doch im Gegensatz sehr schmal und sehr warmherzig. Der geringe Umfang liegt daran, dass „ Der ehrliche Finder“ eine Auftragsarbeit war. Lize Spit sollte das Buch zur alljährlichen Bücherwoche 2023 schreiben. Das sog.„ Boekenweekgeschenk“ ( Bücherwochengeschenk) wird während dieser Woche jedes Jahr im März von niederländischen Buchhändlern an ihre Kunden verschenkt. Meist handelt es sich dabei um eine Novelle.
Und diese Gattungsbezeichnung passt hier, auch wenn der Verlag dem Buch das Etikett „ Roman“ gegeben hat.
Die Geschichte spielt in den 1990er Jahren in der fiktiven Ortschaft Bovenmeer in Belgien. Hier wohnt der neunjährige Jimmy, ein Einzelgänger und Außenseiter, allein mit seiner Mutter. Seine Familie hat einen schweren Stand im Dorf, denn der Vater, ein Steuerberater, hat einige Menschen hier mit dubiosen Geschäften um ihr Geld gebracht. Jimmy ist sensibel und klug, ein eifriger Sammler und Sachensucher. Sein ganzer Stolz ist seine Flippo-Sammlung. Flippos sind kleine Scheiben mit Sammelbildern, die in Chipstüten zu finden sind.
Kurz nachdem nun sein Vater verschwunden ist, tritt Tristan Ibrahimi in Jimmys Leben. Der Elfjährige ist mit seinen Eltern und seinen sieben Geschwistern aus dem Kosovo geflohen und die Familie hat hier nun eine Unterkunft gefunden. Jimmy soll sich auf Wunsch der Lehrerin um den fremden Jungen kümmern; eine Aufgabe, die er gerne erfüllt. Endlich ist er nicht mehr allein. Er hilft Tristan nicht nur beim Erlernen der Sprache und den Hausaufgaben, sondern die beiden werden richtige Freunde. Als größten Freundschaftsbeweis legt Jimmy sogar ein eigenes Flippo-Sammelalbum für Tristan an. Das will er ihm feierlich überreichen, als er zum Übernachten bei Tristan eingeladen ist. Aber dann drängt sich ein anderes Ereignis in den Vordergrund. Die Ibrahimis sollen abgeschoben werden. Um das zu verhindern, schmieden Tristan und seine zwölfjährige Schwester Jetmira einen gewagten Plan, in dem Jimmy eine nicht unerhebliche, aber gefährliche Rolle zukommt. Das ist eine Herausforderung für ihn, doch um der Freundschaft willen bekämpft er seine inneren Zweifel und Ängste.
Sehr einfühlsam und konsequent aus der Perspektive des neunjährigen Jimmy beschreibt die Autorin die Geschehnisse. Die Einsamkeit des Jungen ist deutlich spürbar. Auch, wie sehr ihn die Gemeinschaft dieser Großfamilie anzieht. Hier erlebt er einen Zusammenhalt und eine Wärme, wie er sie nicht kennt.
Dafür bringt Jimmy viel Verständnis auf, wenn sein älterer Freund von „ inneren Erdbeben“ erschüttert wird. Wenn Tristan plötzlich Angst bekommt vor lauten Geräuschen, vor Uniformen, vor dem Meer, dann beruhigt Jimmy ihn, ohne nachzufragen. Schließlich weiß er, dass die Familie Schlimmes erlebt hat auf ihrer langen Flucht. Die Lehrerin hat, sobald Tristan sich verständlich machen konnte, der ganzen Klasse den Fluchtweg auf einer Landkarte aufgezeigt. „ Kosovo lag in Luftlinie ungefähr zweitausend Kilometer von Belgien entfernt, aber sie waren keine Vögel, sie hatten Grenzposten passieren müssen, zweimal kehrte der Zeigestock von Italien auf dem Landweg nach Albanien zurück, zweimal waren sie nach der lebensgefährlichen Überquerung des Meeres in einen Bus nach Albanien gesetzt worden. Beim dritten Mal hatten sie es geschafft, obwohl sie einen halben Kilometer vor der Küste aus dem Boot gestoßen worden waren. Sie waren auch keine Fische, ein Kind der Familie, mit der sie das kleine Boot teilten, hatte sich nicht bis ans Ufer retten können.“
Die Familie aus dem Kosovo ist im Dorf freundlich aufgenommen worden. Freigebig wurden alle zum „ Ausmustern bestimmten Sachen -Matratzen, Elektrogeräte, Bettwäsche, Spielzeug, Bücher, Instrumente, Trampoline, Babysachen, Werkzeuge - lieber den Ibrahimis“ geschenkt, statt beim Recyclinghof abgeliefert. Die Wohnung dort ist ein Abenteuerspielplatz für die Kinder.
Der Roman beschreibt eine Freundschaft zwischen Kindern vor dem Hintergrund großer Probleme. Dabei schafft es die Autorin, nicht in Klischees zu verfallen oder ins Sentimentale abzurutschen. Was Flucht und Integration bedeutet, wird an konkreten Figuren nachvollziehbar dargestellt.
Eine packende und bewegende Lektüre, die auch für ältere Kinder und Jugendliche geeignet ist, ja, sich als aktuelle Schullektüre anbietet.
Wie es im Nachwort heißt, wurde die Autorin von einer wahren Geschichte inspiriert. Eine zehnköpfige Familie aus dem Kosovo, die nach ihrer Flucht in einem belgischen Dorf unterkam, sollte wieder ausgewiesen werden. Doch nach massivem Protest des Dorfes erhielten sie Asyl.

Bewertung vom 31.03.2024
Trophäe
Schoeters, Gaea

Trophäe


ausgezeichnet

Gleichermaßen faszinierend wie abstoßend
Die Journalistin und Autorin Gaea Schoeters hat mit diesem Roman in ihrer flämischen Heimat Aufsehen erregt. Nun ist „ Trophäe“ auch in Deutschland erschienen und dem Buch wurde auch hier schon viel Aufmerksamkeit geschenkt. Denn es ist eine gleichermaßen faszinierende wie abstoßende Geschichte, die sie uns hier erzählt.
Der Protagonist mit dem sprechenden Namen White Hunter ist ein schwerreicher Amerikaner, dessen große Passion die Jagd ist, vornehmlich die Großwildjagd. Er ist in Afrika, um endlich seine „ Big Five“ abzuschließen. Nach Elefant, Löwe, Leopard und Kaffernbüffel fehlt ihm nur noch das Spitzmaulnashorn. Seiner Frau, einer Kunst- und Antiqitätenhändlerin, will er die Trophäe für ihre Sammlung zum Geschenk machen. Hunter hat sehr viel Geld für die Jagdlizenz bezahlt und gemeinsam mit dem Jagdleiter und Freund van Heeren begibt er sich auf die Spur des begehrten Tieres. Doch Wilderer kommen ihm zuvor, denn das Horn ist wertvoll und verspricht viel Geld. Hunter ist enttäuscht. Da macht ihm van Heeren ein verlockendes Angebot. Ob er schon mal von den „ Big Six“ gehört habe? Anfangs ist Hunter schockiert , doch dann siegt sein Jagdtrieb über seine moralischen Bedenken.
Es ist ein erschreckendes Gedankenexperiment, auf das uns die Autorin hier mitnimmt. Und sie versteht es sehr geschickt, uns beinahe zum Komplizen ihrer Hauptfigur zu machen. Sie nimmt uns mit in seine innersten Gedanken, Gefühle und Überlegungen und schreibt dabei so eingängig, dass man anfänglich bereit ist, seiner Argumentation zu folgen. Auch wenn man die Großwildjagd vehement ablehnt, scheint es doch glaubwürdig, dass eine gezielte Jagd dem Schutz der Tiere dient. Denn, so Hunter, das viele Geld, das einer bereit ist für den Abschuss eines Tieres zu bezahlen, werde in den Arten- und Umweltschutz der Region gesteckt. Die anderen Tiere werden weiterhin vor Wilderen geschützt, das Fleisch bekommt die Bevölkerung und die wiederum erhält Arbeit und Verdienst als Fährtenleser und Treiber. Angeblich eine Situation, bei der alle nur gewinnen können. Doch Recherchen im Netz haben mir dann gezeigt, dass es sich Hunter mit seiner Argumentation etwas sehr einfach macht, denn die Problematik erweist sich als weitaus vielschichtiger als er es darstellt. Umweltschützer und Ethnologen kommen auf ganz andere Ergebnisse als Jäger und Jagdverbände.
Doch das ist nur eine von vielen Erkenntnissen, die ich aus dem Roman mitnehme.
Denn es geht der Autorin nicht nur um das Thema Großwildjagd, sondern auch um den Zusammenprall zweier Kulturen und die Folgen des Kolonialismus.
Mit Hunter haben wir einen typischen Vertreter des weißen Mannes, der von seiner Überlegenheit und der der westlichen Kultur überzeugt ist.
Aber er sucht das authentische Leben, die existenzielle Gefahr. Das scheint er in der Jagd zu finden, in der wilden Natur Afrikas. Dabei weiß er schon lange, dass es das wahre Afrika, das Afrika vor den Weißen, nicht mehr gibt. Zerstört von Menschen wie ihm. Und am Ende muss Hunter erkennen, dass seine westliche Überlegenheit nur eine vermeintliche ist angesichts den Gesetzen, die in der wilden Natur herrschen.
Auch van Heeren, der sehr gut von den reichen Weißen lebt, die sich bei seinen organisierten Jagden vergnügen und bestätigen, weiß, welche Schuld die Kolonialherren von früher an der jetzigen Situation in Afrika tragen.
Und die Ausbeutung von Land und Leuten geht ja weiter. Der Leser wird sich entsetzt abwenden von der grausamen Jagd im Verlauf des Buches. Gleichzeitig nehmen wir es aber hin, dass die westliche Welt mit ihrem Geld immer noch die Bedingungen stellt und die afrikanische gezwungen ist, sich denen zu unterwerfen.
Doch nicht nur die weißen „ Herrenmenschen“ werden im Roman porträtiert. Der Leser bekommt auch einen kleinen Einblick in afrikanisches Leben und afrikanische Kultur. Dabei legt sich die Autorin nicht konkret fest auf eine Region oder eine Ethnie. Sie zeigt nur den Gegensatz zwischen westlicher Individualität zu afrikanischem Gemeinschaftsdenken, die unterschiedlichen Motivationen zur Jagd und die Unterschiede im Wertesystem. „ Deine westliche Moral ist ein Luxusprodukt, das man sich leisten können muss. Der Rest der Welt muss mit Pragmatismus auskommen.“ Auch das wieder Sätze, die zum Nachdenken zwingen.
„ Trophäe“ ist in vieler Hinsicht ein Roman, der Augen öffnet, uns neue Blickwinkel eröffnet, ohne belehrend zu sein. Die Autorin beschreibt, schildert Situationen und Abläufe, ohne zu werten. Ein Urteil muss sich der Leser selbst bilden.
Dabei ist das Buch unglaublich spannend und fesselnd. Die Autorin erzeugt faszinierende Bilder und schafft eine Atmosphäre, die den Leser direkt teilhaben lässt. Grandiose Tier- und Landschaftsbeschreibungen im Wechsel mit actionreichen Szenen und griffigen Dialogen entwickeln einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Ein ungewöhnlicher Roman, der Stoff bietet für lange Diskussionen.

Bewertung vom 30.03.2024
Kosakenberg
Rennefanz, Sabine

Kosakenberg


ausgezeichnet

Gehen. Ein Vergehen?
Knapp vier Millionen Menschen sind zwischen 1991 und 2017 aus dem Osten Deutschlands weggegangen, fast ein Viertel der Bevölkerung. Die meisten, die gingen, waren Frauen.
So auch Kathleen, die Protagonistin und Ich- Erzählerin, in Sabine Rennefanz‘ neuem Roman. 1997, kurz nach dem Abitur, verlässt Kathleen ihr kleines Dorf Kosakenberg irgendwo im Osten Brandenburgs, wie viele aus ihrer Klasse. „ Wir verließen nicht nur unsere Familien, unsere Häuser, unsere Dörfer, sondern auch unsere Vergangenheit….Wir gingen weg, um zu suchen, was wir gleichzeitig verloren. Eine Heimat.“
Ja, Kathleen hat es geschafft, hat als Erste ihrer Familie ein Studium abgeschlossen und ist weg aus der ostdeutschen Provinz in die Metropole London. Doch wirklich heimisch geworden ist sie dort lange nicht. Immer wieder reist sie zurück in ihr Dorf, zurück zu Mutter und Freundin. „ Heimreisen,…,waren Manöver durch energetische Felder. Es war, als kreiste man um einen Magneten, der entweder anzog oder abstieß.“ Jeder Besuch in der Heimat ist mit zwiespältigen Gefühlen verbunden. Denn jedes Mal spürt Kathleen stärker die Kluft, die sich zwischen ihr und den Zurückgebliebenen auftut. Jeder versucht im Grunde dem anderen zu beweisen, dass seine Entscheidung „ Gehen oder Bleiben“ die richtige war. „ Gehen, ein Vergehen.“ Ist Kathleen ein „ Verräter“ und ihr beruflicher Erfolg etwas, was ihr missgönnt wird? Schmerzhaft hierbei ist vor allem das Desinteresse der Eltern an ihrer Arbeit und ihrem Alltag. Wie sehr wünscht sich Kathleen ein bisschen Anerkennung. Doch hierbei zeigt sich ein Phänomen, das viele Bildungsaufsteiger erfahren und das wir aus den Büchern von Annie Ernaux und Didier Eribon kennen: Der soziale Aufstieg macht eine Kommunikation auf gleicher Ebene unmöglich, nicht nur bei denen, die man verlassen hat. Nein, auch in der neu angekommenen Klasse fehlen einem das Wissen um die richtigen „ Codes“. Nicht umsonst hat Sabine Rennefanz dem Roman ein Zitat des französischen Soziologen vorangestellt.
Und bei jedem Besuch verschwindet mehr aus dem früheren Umfeld. Die jüngere Schwester wandert nach Australien aus, der Vater verlässt die Familie, die Großmutter stirbt, das Elternhaus wird verkauft. Einzig Mutter Elke bleibt. Aber hier scheint Nadine , die frühere Schulfreundin, den Platz der Tochter eingenommen zu haben. Sie, die geblieben ist und Kinder hat, scheint der Mutter näher zu stehen. Denn Nadine hat, anders als Kathleen, den Lebensentwurf der Mutter bestätigt.
Es sind insgesamt zehn Heimfahrten, die dem Roman Struktur geben. Diese sind oft bedingt durch äußere Geschehnisse, wie Hochzeiten, Umzug, Beerdigungen. Entlang dieser Besuche wird erzählt, das bedingt Lücken im Roman. Z.B. erfahren wir sehr wenig vom Leben in London.
Dafür wird der Wandel in Ostdeutschland nach der Wende bis heute an zahlreichen Beispielen vorgeführt. Nicht nur Kathleen war der Heimat untreu geworden, „ …auch die Heimat war nicht treu geblieben, sondern veränderte sich.“
Da alles aus der Perspektive von Kathleen erzählt wird, erhält der Leser natürlich nur eine einseitige Sicht der Dinge. Er ist dadurch gezwungen, das Geschehene richtig zu deuten. Erleichtert wird dies aber, weil auch die anderen Figuren im Roman vielschichtig gezeichnet werden und somit Tiefe bekommen,
Sabine Rennefanz geht sorgfältig mit der Sprache um, findet schöne Vergleiche und macht sich Gedanken über das, was hinter den Worten steckt. „ Warum hieß es Vaterland, aber Mutterboden?“
Die das Cover zierenden Eier bekommen auch eine tiefere Bedeutung im Roman. Zu DDR-Zeiten und auch später noch hielten sich die meisten Kosakenberger Hühner. Eier stellten eine eigene Währung dar,
„ waren Zahlungsmittel und Liebesbeweis.“ Eier haben aber auch eine tiefe Symbolik, ihre Zerbrechlichkeit steht für das Fragile in Beziehungen.
Sabine Rennefanz ist selbst in einem kleinen Ort in Brandenburg aufgewachsen, hat dann einige Jahre in London gelebt und gearbeitet, bevor sie in Berlin heimisch geworden ist. Sicher ist deshalb vieles aus ihren eigenen Erfahrungen in dieses Buch eingeflossen.
„ Kosakenberg“ ist ein wunderbarer Roman über das Weggehen und Ankommen, über Heimat und Verlust, über schwierige Mutter- Tochterbeziehungen und speziell über den Wandel in Ostdeutschland. Viele werden sich darin wiederfinden, unabhängig davon, ob sie aus einem ostdeutschen oder westdeutschen Ort weggingen. Was bedeutet Heimat, was deren Verlust, wie lässt sich eine neue Heimat finden? Welche Konsequenzen hat der Aufstieg aus seiner sozialen Klasse? Welches Leben will ich führen? Das sind universelle Themen, die der Roman gekonnt verknüpft, ohne überfrachtet zu sein.
Auch das Ende kann überzeugen, es ist versöhnlich, aber schlüssig.

Bewertung vom 29.02.2024
Leute von früher
Höller, Kristin

Leute von früher


ausgezeichnet

Packend und vielschichtig
Kristin Höller ist mit achtundzwanzig Jahren noch eine sehr junge Autorin, die trotzdem schon ein beachtliches literarisches Werk aufweisen kann. Verschiedene Hörspiele, ein Theaterstück und einen Roman, der gleich mit dem Kranichsteiner Jugendliteraturstipendium ausgezeichnet wurde, hat sie bisher veröffentlicht . Da sind die Erwartungen an ihren zweiten Roman dementsprechend hoch.
Im Zentrum von „ Leute von heute“ steht eine junge Frau. Marlene, Ende Zwanzig, hat endlich ihr neun Jahre dauerndes Studium abgeschlossen und hängt gerade etwas in der Luft. Für ihr Studienfach „ Medienpraxis“ besteht auf dem Arbeitsmarkt wenig Bedarf. Das muss sie immer wieder feststellen, wenn sie auf diversen Jobportalen unterwegs ist. Zur Überbrückung nimmt sie eine Arbeit als Saisonkraft an. In einem Erlebnisdorf auf der nordfriesischen Insel Strand wird sie als Verkäuferin in einem Kramladen arbeiten. In diesem Dorf wird den Touristen ein Leben wie zu Ende des 19. Jahrhunderts vorgegaukelt. Fachwerkhäuser mit Strohdächern, Inschriften wie Webstube, Tischlerei, Fischräucherei usw., Kopfsteinpflaster, knospende Sträucher rund um den Dorfplatz vermitteln eine heimelige Atmosphäre . Zahlreiche Saisonarbeiter in entsprechender Kostümierung halten die Inszenierung am Laufen.
Bald erregt Janne, eine junge Frau von der Insel, Marlenes Aufmerksamkeit. Langsam kommen sich die Beiden näher und eine zarte Liebesbeziehung entwickelt sich. Doch Marlene spürt, dass Janne, wie andere Einheimische auch, ein Geheimnis mit sich trägt, ein Geheimnis, das mit der Vergangenheit der Insel zu tun hat.
Die Autorin vermag es, den Leser von Anfang an zu fesseln. Sehr gut kann sie sich einfühlen in ihre Hauptfigur. Marlene steht für viele junge Menschen heute, die zwar über eine gute Ausbildung verfügen, doch auch mit bald Anfang Dreißig immer noch nicht wissen, wo ihr Platz im Leben ist. Das unverbindliche Studentenleben ist vorbei, doch wie es weitergehen soll, ist fraglich. Zwar hat sie in ihren Freunden Luzia und dem homosexuellen Robert eine verlässliche Stütze, doch schon ihre Beziehung zu Paul ist locker und unverbindlich. Der Kontakt zu ihrer Familie beschränkt sich auf ritualisierte Geschenke und Besuche. Einzig zur Großmutter besteht eine innigere Bindung. Doch auch sie weiß nichts von Marlenes Job auf der Insel. „ Marlenes Leben jetzt, ihr langes Studium, die Urlaube mit Luzia, die Wohnung mit Robert - all das war für ihre Großmutter der Prolog zu ihrem richtigen Leben, einem, das ihr noch bevorstand.“
Auch ob sie eine intensivere Beziehung zu Janne möchte, weiß Marlene erst, als es beinahe zu spät ist. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden Frauen beschreibt die Autorin sehr feinfühlig und behutsam und mit großer Selbstverständlichkeit.
Mit dem Roman erhält man aber auch einen guten Einblick in die Arbeitswirklichkeit von Saisonarbeitern. Wenig Freizeit und viel Reglementierung bestimmen den Alltag. Untergebracht sind die Arbeitskräfte in einfachen Baracken mit kleinen Zimmern, gemeinsamer Küche und gemeinsamen Sanitätsbereich. Hier ist wenig von der inszenierten Idylle des Dorfes zu spüren.
Und als Leser schaut man hinter deren Fassade. Die vermeintlich originale Kleidung, die alle Mitarbeiter hier tragen müssen, stammt aus dem Fundus eines Theaters. Die Kekse, die Marlene in ihrem Kramladen verkauft, sind genauso wenig selbst gemacht wie die Marmelade oder der Holundersirup. Nur die Etiketten werden von Hand geschrieben. Doch die Touristen sehen das, was sie sehen wollen.
Janne dagegen zieht eine Parallele zwischen diesem Erlebnisdorf heute und der Piraterie von früher. Was früher die Irrfeuer waren, die man anzündete, um an die Fracht der Schiffe zu kommen, ist heute das Dorf mit seiner Scheinwelt.
Aber die Existenz der Insel ist bedroht. Der Klimawandel lässt das Wasser steigen, jede Flut richtet mehr Schaden an. Schon lange soll deshalb ein neuer höherer Deich gebaut werden, doch wirtschaftliche Interessen stehen dem entgegen.
Dabei hat man doch ein Mahnmal direkt vor Augen. Der Ort Rungholt ist vor ein paar hundert Jahren von einer großen Flut zerstört worden und liegt seitdem im Wattenmeer versunken. Legenden darüber werden im Ort noch wachgehalten.
Die Autorin verhandelt in ihrem Roman viele Themen, ohne dass er überladen wirkt. Alle stehen mit der Hauptfigur und der Geschichte in logischer Verbindung und werden unangestrengt in die Handlung eingebaut. Die Auflösung des dörflichen Geheimnisses nimmt zwar eine Wendung, die mir normalerweise nicht so liegt. Doch hier erscheint sie passend. Der Titel „ Leute von früher“ erschließt sich erst gegen Ende, geht doch der Roman vor allem um „Leute von heute“.
Die Autorin überzeugt überdies mit einer schönen Sprache, lebendigen Dialogen und einer differenzierten Figurenzeichnung.
„ Leute von früher“ ist ein fesselnder Roman, der sich zu lesen lohnt.

Bewertung vom 26.02.2024
Weiße Wolken
Seck, Yandé

Weiße Wolken


sehr gut

Moderner Familienroman, der aktuelle Lebenswelten beschreibt
Dieo und Zazie sind zwei Schwarze Schwestern. Dieo, die Ältere, lebt gut situiert mit Mann und drei Söhnen im trendigen Frankfurter Nordend. Sie arbeitet als Psychotherapeutin, ihr Mann ist Mitarbeiter in einem florierenden Finanz-Start-Up. Zazie, mit Ende Zwanzig ein paar Jahre jünger als ihre Schwester, hat gerade ihr Masterstudium hinter sich gebracht und jobbt in einem Jugendzentrum. Das teure Frankfurt kann sie sich nicht leisten, sie wohnt im günstigeren Offenbach. Ihre Mutter, ebenfalls Psychotherapeutin, hat die beiden Töchter alleine großgezogen, nachdem sie sich von ihrem Mann, einem Senegalesen getrennt hatte.
Während Dieo sich überfordert fühlt von ihren Aufgaben als Mutter, Hausfrau und berufstätiger Frau ( „ Warum war Sysiphos eigentlich ein Mann, wenn doch die Erfahrung der sich ewig wiederholenden Überlastung eine typisch weibliche war?“), arbeitet sich Zazie an den Ungerechtigkeiten der Welt ab. Überall sieht und erlebt sie die Anzeichen und Auswirkungen von Rassismus, Sexismus und patriarchalen Strukturen. ( Es war, als wäre in ihr ein Scanner eingebaut, der jeden Satz aufnahm und durch ein Diskriminierungs- Prüfsystem laufen ließ.“)
Die Autorin Yande Seck hat in ihre beiden Protagonistinnen viel aus ihrer eigenen Biographie einfließen lassen. Sie selbst ist in Heidelberg geboren und in Frankfurt aufgewachsen. Die Mutter ist Deutsche, der Vater stammt aus dem Senegal. Sie arbeitet als Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche und lebt mit Mann und Kindern in Offenbach.
Dass die Autorin die Lebensumstände und die Gesellschaftsschicht ihrer Figuren gut kennt, spürt man. Sehr authentisch beschreibt sie das urbane und bürgerliche Milieu mit ihren „Codes“ und sprachlichen Mustern.
Yande Seck wechselt kapitelweise die Erzählperspektive. Dabei nimmt sie nicht nur die der beiden Schwestern ein, sondern lässt auch Simon, Dieos Ehemann, seine Sichtweise darstellen. Simon versucht als „ mittelalter weißer Mann“ alles richtig zu machen. Doch seine Arbeit erfordert viel Zeit und Engagement, so dass er nicht immer der Partner und Vater sein kann, der er gerne wäre.
Die leicht überzeichneten Nebenfiguren lassen schmunzeln. Gerade die Elterngeneration entspricht so ganz dem Bild allzeit engagierter Alt- Linker. Da die Psychotherapeutenmutter, die beständig ihre Töchter analysieren muss. Da die Mutter von Simon, die darunter leidet, dass ihr Sohn in seinem Job so richtig gut Geld verdient. Hatte sie sich doch gewünscht, dass ihre Kinder „ den Drang haben, die Welt zu verändern, stattdessen…“
Entgegen den Erwartungen, die der Klappentext weckt, steht die Reise in den Senegal zur Trauerfeier für den plötzlich verstorbenen Vater nicht im Zentrum des Romans. Erst im zweiten Drittel des Buches werden die Schwestern in die frühere Heimat ihres Vaters aufbrechen. Trotzdem spielt diese Reise eine wichtige Rolle für die Frauen, besonders für Dieo, für die es die erste Begegnung mit der dortigen Verwandtschaft ist. Hier erlebt sie eine ganz andere Form von Familie; gleichzeitig bedeutet es für sie eine Auseinandersetzung mit dem afrikanischen Teil ihrer Identität.
Der Titel verweist nicht auf eine romantische oder meteorologische Symbolik, sondern meint jene weißen Flecken auf den Fingernägeln, die man auch „ weiße Wolken“ nennt. Sie sind nicht, wie vielfach angenommen, Zeichen von Kalziummangel, sondern sind Überbleibsel von kleinen Verletzungen in der Nagelstruktur. Im Roman geht es also um Verletzungen und Einwirkungen, die ein Gesellschaftssystem auf die Identität eines jeden hat. „…dass Verletzungen uns zu dem Menschen machen, der wir sind.“ „ Viele winzige Verletzungen, die unseren Charakter formen.“
Yande Seck überzeugt mit einem genauen Blick und pointierten Dialogen. Ihr Text ist gespickt mit Anglizismen, einer woken Sprache und Begriffen aus der Psychoanalyse. Das macht ihn sehr gegenwärtig.
Neben den schon erwähnten Themen wie Rassismus und Sexismus verhandelt der Roman auch noch Fragen zu Frauen- und Männerbildern, sowie Mutterschaft und Vatersein. „ Übermächtige Mütter und abwesende Väter gehören zusammen.“
Auch wenn ich als alte weiße Frau aus der deutschen Provinz nicht zur eigentlichen Zielgruppe gehöre, so habe ich mich mit dem Buch doch bestens unterhalten gefühlt. Ein kurzweiliger moderner Familienroman, der aktuelle Lebenswelten beschreibt. Man darf nach diesem Debut gespannt sein auf weitere Bücher der jungen Autorin.

Bewertung vom 22.02.2024
Leuchtfeuer
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer


sehr gut

Dramatisch und emotional bewegend
Dani Shapiro ist Schriftstellerin und betreibt einen erfolgreichen Podcast. Ihr jüngster Roman „ Leuchtfeuer“ war in den USA ein großer Erfolg und wurde von diversen Zeitungen zum „ Buch des Jahres“ gewählt. Dass eine Verfilmung geplant ist, überrascht nicht.
Der Roman beginnt an einem Abend im August 1985 in Avalon, einem Vorort von New York. Drei Teenager sind auf dem Heimweg von einer Party; am Steuer der fünfzehnjährige Theo Wilf, ohne jegliche Fahrerlaubnis . Neben ihm Misty, ein Mädchen, für das er schwärmt. Auf dem Rücksitz Sarah, Theos siebzehnjährige Schwester. Weil sie getrunken hat, übergibt sie ihrem Bruder die Autoschlüssel. Dann, ein Moment der Unachtsamkeit, und danach ist nichts mehr wie zuvor. „ Änderst du ein Element, ändert sich alles. Eine Erschütterung hier verursacht ein Erdbeben dort. Eine Bruchlinie vertieft sich.“
Misty kommt bei diesem Unfall ums Leben und für die gesamte Familie Wilf wird er zu einem Trauma, das ihr weiteres Leben bestimmt. „ Auf der Tonspur des Lebens läuft der Todesschrei eines Mädchens in Dauerschleife. Man kann ihm nicht entkommen.“
Sarah wird später eine erfolgreiche Produzentin werden, hat mit Mann und zwei Töchtern eine nach außen perfekte Familie. Doch glücklich wird sie nicht. Ihre Dämonen bekämpft sie mit zu viel Alkohol und lässt sich auf eine verhängnisvolle Affäre ein. Theo ist, nach Jahren des Suchens und Herumirrens, ein begnadeter Meisterkoch mit angesagtem Restaurant, privat aber ein wortkarger Einzelgänger.
Auch bei den Eltern hat diese Unglücksnacht ihre Spuren hinterlassen, v.a. beim Vater. Ben war als Erster bei der Unfallstelle und hat als Arzt Fehler gemacht. Und Mutter Mimi wird die unausgesprochene Vereinbarung, über das Geschehene zu schweigen, den Mantel des Vergessens darüber zu legen, zur Vollendung bringen. Sie erkrankt im Alter an Demenz.
Doch nicht nur die Familie Wilf steht im Zentrum des Romans. Jahre später zieht das Ehepaar Shenkman in das Haus gegenüber. Auch deren Familiengeschichte und ihre Verbindung zu den Wilfs beleuchtet die Autorin in eindrücklichen Szenen. Am Silvesterabend des Jahres 1999 wird Dr. Wilf Alice Shenkman bei der dramatischen Geburt ihres Sohnes Waldo zur Seite stehen. Jahre später bahnt sich eine innige Freundschaft zwischen dem hochbegabten und sensiblen Jungen und Dr. Wilf an. Und in einer der innigsten Szenen des Romans wird Waldo Mimi beistehen.
Die Autorin kann schreiben, mit Sprache umgehen, Spannung aufbauen und Figuren entwickeln. Sehr gut fühlt sie sich in ihre Charaktere hinein, aus deren Perspektive sie die Geschichte entwickelt. Kapitelweise stehen Sarah, Theo, Ben, Waldo und dessen Vater Shenkman im Fokus. Dass dabei die beiden Frauenfiguren Mimi und Alice Shenkman etwas blasser bleiben, ist deshalb nur folgerichtig.
Die Autorin erzählt ihren Roman, der sich über einen langen Zeitraum von fünfzig Jahren erstreckt, nicht chronologisch, sondern springt zwischen den Zeiten hin und her. Dabei greift sie Schlüsselmomente aus den Jahren 1999, 2010, 2014 und 2020 heraus. Das erfordert zwar etwas Aufmerksamkeit vom Leser, doch die Kapitel sind datiert, so dass man sich gut zurechtfinden kann. Dieses sprunghafte Erzählen wurde von Dani Shapiro zum einen benutzt, um nicht langweilig zu schreiben. Doch wichtiger hierbei war ihr mehr noch der Gedanke, dass alles mit allem verbunden ist. In den Erinnerungen und aus großer Distanz verschwinden die verschiedenen Zeitebenen.
Nicht jeder mag diese leicht esoterischen Gedankengänge der Autorin nachvollziehen können.
Doch davon abgesehen ist ihr ein vielschichtiger und spannend zu lesender Roman gelungen. Die Autorin belegt eindrucksvoll, wie schnell sich das Leben einer zuvor glücklichen Familie ändern kann, welche seelischen Narben durch unbeabsichtigt schuldhaftes Verhalten entstehen. Und sie zeigt, dass es nicht gut sein kann, Geheimnisse tief in sich zu vergraben, statt darüber zu sprechen. Aber auch, wie sehr wir miteinander verbunden sind und dass wir Liebe und Verständnis brauchen.
Wer Freude hat an dramatischen und emotional bewegenden Familiengeschichten, der ist mit diesem Unterhaltungsroman bestens bedient.

Bewertung vom 10.02.2024
Die Hoffnung der Chani Kaufman
Harris, Eve

Die Hoffnung der Chani Kaufman


ausgezeichnet

Zwischen Religion und Selbstbestimmung
Viele Jahre mussten die Leser warten, um endlich zu erfahren, wie es mit den Figuren aus „ Die Hochzeit der Chani Kaufman“ weitergegangen ist.
Chani und Baruch sind nach ihrer Hochzeit nach Jerusalem gezogen, wo Baruch für sein zukünftiges Dasein als Rabbiner den Talmud studiert. Ihr Glück wäre vollkommen, wenn Chani endlich schwanger würde. Doch bisher waren alle Versuche vergeblich. Nicht nur die Erwartungen von außen belasten Chani. Nein, ihre Ehe wäre ernsthaft in Gefahr, denn nach jüdischem Recht darf ein Mann die Trennung verlangen, wenn seine Frau ihm keine Kinder schenkt. „ Ein unverheiratetes Mädchen war wie ein ruderloses Schiff oder ein Topf ohne Deckel, doch eine unfruchtbare Frau war schlimmer. Ihr Mann konnte sie verstoßen. Er konnte sich neuen Weidegrund suchen.“
Deshalb reist das junge Paar nach London und lässt sich, finanziell unterstützt von Baruchs Eltern, in einer Fruchtbarkeitsklinik untersuchen. Die Ergebnisse sind einerseits beruhigend, denn es liegen keine organischen Gründe für die Kinderlosigkeit vor. Trotzdem stürzt der Befund das Paar in schwere Konflikte. Es sind die strengen jüdischen Gesetze, die einer Befruchtung im Wege stehen, denn diese regeln genau, wann ein Paar sexuell enthaltsam sein muss.
Baruch und Chani stehen somit vor einem riesigen Problem. Wie sollen sie Gottes Gesetz erfüllen, sich zu vermehren, wenn die Gebote das gleichzeitig unmöglich machen ?
Aber Chani ist nicht die einzige Frau, die sich zwischen religiösen Vorgaben und Selbstbestimmung entscheiden muss.
In einem zweiten Erzählstrang geht es um Rivka Zilbermann, die im ersten Buch als Rebezzin Chani auf die Ehe vorbereitet hat. Rivka hat mittlerweile ihren Mann Chaim verlassen, weil sie es in der streng reglementierten Welt der orthodoxen Gemeinde nicht mehr ausgehalten hat. Doch ihr Ausbruch hat schwerwiegende Konsequenzen. Ihr wird der Kontakt zu ihren Kindern verboten und ihr Mann übergibt ihr den „ Get“, den Scheidebrief. Seine Stellung als Rabbiner wäre nicht zu halten mit einer getrennt lebenden Frau. Doch das ist noch nicht alles. Der jüngere Sohn wird in der Schule wegen seiner abtrünnigen Mutter gemobbt, die Tochter will nichts mehr von ihr wissen. Rivka steckt „ zwischen zwei Welten fest und es zerreißt“ sie. Der Preis für ihre Freiheit ist immens hoch.
Und auch ihr ältester Sohn Avromi, der momentan in einer Talmudschule in Jerusalem studiert, steckt in einer tiefen Sinnkrise.
Eve Harris beschreibt nun mit sehr viel Einfühlungsvermögen die Schwierigkeiten, in denen sich ihre Figuren befinden. Es geht ihr dabei nicht darum, die Religion und Gott selbst in Frage zu stellen. Was sie kritisiert sind die z.T. unmenschlichen Gesetze und Verbote, die Männer vor Jahrhunderten erlassen haben und auf deren Einhaltung religiöse Eiferer dringen. Dabei prangert sie jegliche Intoleranz und Bigotterie an.
In ihrer Kritik bleibt die Autorin aber nicht einseitig, denn dass auch Männer unter dem rigiden Diktat leiden, zeigt sie eindrucksvoll an verschiedenen Beispielen.
Und längst nicht alle orthodoxen Juden verhalten sich hier hartherzig und engstirnig. Chani, Rivka und Avromi treffen auf Menschen, die sie in ihrem Bestreben, den richtigen Weg zu finden, bestärken und unterstützen.
Eve Harris beschreibt all ihre Figuren mit Liebe und Empathie und mit genügend Humor. Auch für die Fehler und Schwächen der weniger sympathischen Zeitgenossen zeigt sie Verständnis .
Kapitelweise wechselt die Autorin die Perspektive, so dass der Leser den Hauptfiguren sehr nahe kommt. Und auch die Schauplätze wechseln. Mal sind wir in Golders Green, jenem Stadtteil Londons, in dem vorrangig orthodoxe Juden wohnen, mal in Israel. Dort stellt sie dem ruhigen und traditionellen Leben in Jerusalem das lebendige und pulsierende Tel Aviv gegenüber.
Wie schon im Vorgängerroman bekommt der Leser einen tiefen Einblick in jüdischen Alltag, in Bräuche und Rituale orthodoxer Juden. Das ist ein Blick in eine uns eher fremde unbekannte Welt. Zur Atmosphäre tragen auch die zahlreichen, im Text verstreuten jüdischen Begriffe bei, von denen die wichtigsten in einem anhängenden Glossar erläutert werden.
Mit leichten Ton und in schnörkelloser Sprache greift die Autorin fundamentale Fragen auf.
Man muss den ersten Band nicht kennen, um den vorliegenden Roman verstehen und genießen zu können. Doch wer ihn liest, will sicherlich den Vorgänger kennenlernen und alle, die mit derselben Begeisterung wie ich „ Die Hochzeit der Chani Kaufman“ gelesen haben, werden sich auf die Fortsetzung stürzen.
Und wir alle können nur hoffen, dass Eve Harris nicht wieder so viele Jahre verstreichen lässt bis zum nächsten Folgeroman.
„ Die Hoffnung der Chani Kaufman“ ist Unterhaltungsliteratur vom Feinsten, ein Roman, der einem von Anbeginn an fesselt und nicht mehr loslässt.

Bewertung vom 05.02.2024
Demon Copperhead
Kingsolver, Barbara

Demon Copperhead


ausgezeichnet

Fenster und Spiegel zugleich
Barbara Kingsolver, 1955 geboren und in Kentucky aufgewachsen, ist eine anerkannte und mehrfach ausgezeichnete Autorin. Ihr neunter Roman „ Demon Copperhead“ wurde zu einem der „ 10 besten Bücher des Jahres 2022“ gekürt.
Für den Protagonisten und Ich- Erzähler Demon sind die Chancen von Anfang an schlecht. Seine junge Mutter ist drogenabhängig und arm. Die beiden leben in einem Trailer am Rand einer ehemaligen Bergarbeitersiedlung. Der Vater starb auf mysteriöse Weise vor Demons Geburt. Noch übler wird die Situation, als Demons Mutter heiratet. Der Stiefvater tyrannisiert und misshandelt Mutter und Sohn. Und dann stirbt die Mutter an Demons elftem Geburtstag an einer Überdosis Oxycontin.
Demon kommt in verschiedene Pflegefamilien, doch her erfährt er keine Liebe und Zuwendung. Von den einen wird er als billige Arbeitskraft ausgenutzt, die anderen sind nur am Pflegegeld interessiert.
Doch endlich scheint sich das Blatt zu wenden. Die Großmutter väterlicherseits verschafft ihm Zugang an eine High School und einen Platz im Haus des Footballtrainers der Schule. Für kurze Zeit wird Demon ein gefeierter Footballstar, bis ein Sportunfall die Karriere vorzeitig beendet.
Die Schmerzmittel, die er großzügig verordnet bekommt, führen in die Sucht und Abhängigkeit mit all ihren schrecklichen Folgen.
Es ist eine Zeit voller Leid, Gewalt und Verlust, aus der sich Demon nur mit der Hilfe guter Freunde befreien kann. Das Ende lässt Hoffnung aufkommen.
Diese Lebensgeschichte erzählt Demon im Rückblick. Sein schnoddriger, oftmals bissig- witziger Ton macht das Geschilderte einigermaßen erträglich. Denn es ist manchmal kaum zum Aushalten, was Demon und anderen Kindern angetan wird. Erschreckend zu sehen, wie Armut, Hunger, Gewalt und Verachtung das Leben so vieler bestimmt. Dazu kommt das institutionelle Versagen der zuständigen Behörden, die die ihnen anvertrauten Kinder nur verwalten.
Sicher, es gibt den Zusammenhalt der Familien und auch immer wieder Erwachsene, die sich Demons annehmen.
Demon selbst ist ein Kämpfer, der sich nicht unterkriegen lassen will. Aber auch er trifft falsche Entscheidungen, lässt sich mit Menschen ein, die ihm nicht guttun.
Die Autorin zeigt dabei sehr anschaulich, welche Auswirkungen Drogen auf die Konsumenten, aber auch auf deren Umfeld haben. Was es heißt, wenn sich alles nur noch darum dreht, Geld für den nächsten Kick zu verschaffen.
Barbara Kingsolver reagiert hier auf die Opioidepidemie in den USA . Durch das leichtfertige Verschreiben von Oxycontin und ähnlichen Schmerzmitteln stieg die Anzahl der Drogenabhängigen und Drogentoten enorm. Eine ganze Generation Kinder wächst ohne Eltern auf, weil diese entweder abhängig, im Knast oder tot sind. Die Pharmaindustrie macht ihre Gewinne auf Kosten der Ärmsten des Landes.
Ihr anderes großes Thema sind die Abgehängten dieser Region, die sog. „ Hillbillys“, auf die das andere Amerika herabschaut. Sie erzählt die Geschichte dieser Gegend, benennt die Schuldigen, die das Land heruntergewirtschaftet und die Bewohner ohne Perspektiven zurückgelassen haben.
Die Autorin hat sich für ihren Roman von Charles Dickens „ David Copperfield“ inspirieren lassen. Wie der englische Autor übt auch sie scharfe Kritik an den sozialen Missständen im Land und beleuchtet die verheerenden Auswirkungen von Armut und Perspektivlosigkeit auf das Leben von Kindern und Jugendlichen.
Man muss aber den englischen Klassiker nicht kennen, denn dieser Roman hier steht für sich.
Barbara Kingsolver wurde für „ Demon Copperhead“ 2023 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet, gemeinsam mit Hernan Diaz, der die Auszeichnung für seinen Roman „ Treue“ erhielt.
Ich habe beide Bücher gelesen und auch wenn „ Treue“ mit seiner originellen Struktur und seinen unterschiedlichen Erzählformen literarisch ambitionierter sein mag, so halte ich „ Demon Copperhead“ für das wichtigere Buch. Wer Amerika, die Zerrissenheit des Landes und die Probleme seiner Bewohner besser verstehen möchte, der tut das nach der Lektüre des Romans.
Dieses Buch soll, so der Wunsch der Autorin, „ Fenster sein und Spiegel“. Die einen sollen verstehen und die anderen sich gesehen fühlen. Es ist zu hoffen, dass dieses Buch und seine Botschaft von vielen gelesen und verstanden wird. Und dass sich niemand von seinem Umfang abschrecken lässt.