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SBS

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Insgesamt 362 Bewertungen
Bewertung vom 05.12.2023
Kaltblütige Lügen / Die San-Diego-Reihe Bd.1
Rose, Karen

Kaltblütige Lügen / Die San-Diego-Reihe Bd.1


ausgezeichnet

Seit Jahren verschwinden junge Mädchen in San Diego. Manche werden nie gefunden, andere eher zufällig. Dass es eine Mordserie ist, lässt sich nicht nur am Opfertyp, sondern an einem kleinen, perfiden Detail ausmachen. Psychologe Sam Reeves erfährt von einem Patienten, einem notorischen Lügner von dem Fall und bekommt einen Hinweis, auf ein mögliches Grab. Was tun? Ihm sind die Hände gebunden. Doch er findet einen Weg – jedoch wird er damit zum Verdächtigen No. 1. Ein ausgeklügelter Plan des Psychologen oder will er einfach helfen?

Ich mag Karen Rose einfach, obwohl sie mitten in jeden Thriller Romantikelemente einbaut. Sie hat mich dieses Mal jedoch ein wenig überrascht, denn zumindest ist sie ein wenig von ihrem Schema-F abgewichen und hat im Privaten nicht ganz, die mit rollenden Augen erwarteten Szenen, eingearbeitet. Sehr gut, denn die interessanten und relativ vielschichtigen Charaktere hätten das so auch nicht hergegeben. Natürlich gab es dennoch ein bisschen Schmalz und Süßholzgeraspel, aber es hielt sich in Grenzen. Was sie zum Glück so gar nicht geändert hat, ist ihr Spannungselement. Ein brisanter, brutaler Fall oder vielmehr eine Mordserie erschüttert die Gegend. Seit Jahren gibt es keine Spur zum Täter, aber es verschwinden immer wieder junge Mädchen. Gelegentlich wird dann eine Leiche gefunden – so auch jetzt. Jedoch haben die Ermittler anonyme Hinweise bekommen und ermitteln den Hinweisgeber, der direkt zum Hauptverdächtigen wird. Doch hat er etwas damit zu tun? Wie kommt der Mörder an die Mädchen und wie kann er die Polizei schon seit Jahren an der Nase herumführen? Wird Ermittlerin Kit, deren Pflegeschwester vor Jahren auch ermordet wurde, dem Täter mit ihrem Team das Handwerk legen können? Falsche Fährten, überraschende Wendungen und alles was es sonst noch braucht, bekommt man hier.

Ich fand den Auftakt zur neuen Reihe also richtig gut und freue mich noch mehr von diesem ungleichen Ermittlerteam zu lesen, denn man bekommt so viel: Spannung, ungezählte schaurige Momente, bisschen Kitsch und Emotion und die nötige Action. Ich konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen, weil der Schreibstil gewohnt gut war, die Handlung oft so spannend, dass ich wirklich lesen musste, ob ich nun Zeit hatte oder nicht. Und ich war von der Auflösung positiv überrascht. Ich kann das Buch einfach nur empfehlen, auch jenen, die bisher nichts von Karen Rose gelesen haben – außer Zartbesaiteten.

Bewertung vom 21.11.2023
Stunde um Stunde
Fox, Candice

Stunde um Stunde


ausgezeichnet

Die fünfjährige Tilly verchwand vor zwei Jahren spurlos und gilt als ertrunken. Die Eltern wollen sich damit nicht abfinden und sind der Auffassung, dass die Ermittlungen der Polizei schlampig waren. Jetzt fordern sie mittels Geiselnahme in einem Kriminallabor das ihre Tochter binnen 24 Stunden gefunden wird. Um zusätzlichen Druck auszuüben vernichten sie wichtige Beweismittel…quasi Stunde um Stunde.
Ich finde die Idee grandios. Ein Cold Case, verzweifelte Eltern, die nicht abschließen können und einen Plan entwickeln, der es tatsächlich in sich hat. Zunächst werden die Charaktere eingeführt und manches mal habe ich mich währenddessen gefragt: Warum? Aber es ergibt dann doch recht schnell ein zusammenhängendes Bild. Richtig angetrieben wurde ich von der Frage, was mit dem Kind geschehen ist und wie das Schlamassel aufgelöst werden kann – möglichst ohne Blutvergießen. Wer schon von der Autorin gehört hat, dass es nicht ohne eine gewisse Brutalität geht und auch hier geht es rund, denn nicht nur im Labor bei der Geiselnahme ist einiges im Argen, auch der enttarnte Undercover-Cop Charlie und die schon am ersten Tag gefeuerte Polizistin Lamb bringen haben ihre Päckchen zu tragen. Ein „Team“ das so gar nicht zusammenzupassen scheint.
Candice Fox schreibt fesselnd und wie ich finde actionreich, scheut brutale Momente nicht und man fragt sich unweigerlich: Wie würde ich reagieren? Als Elternteil, als Geisel, als Polizist – aber lange darüber nachdenken ist nicht, denn es geht ihr Schlag auf Schlag. Eine Wendung folgt der nächsten, nicht immer reagieren die Personen rational und/oder wie man es erwarten würde, aber das erscheint mir nur logisch, denn die Geschichte hat Sprengkraft und der Druck ist auf alle Beteiligten sehr hoch.
Ich fand das so spannend, dass ich beim Lesen einfach die Zeit vergessen habe und das Buch nicht mehr aus den Händen legen wollte, denn all das entwickelte eine enorme Sogwirkung. Gut fand ich auch, dass die Autorin am Ende wirklich alle Fäden zu einem zusammenbekommt. Und sie hat einen kleinen Hoffnungsschimmer bei mir geweckt – es könnte, muss aber nicht, da die Handlung in sich abgeschlossen ist, einen weiteren Band mit diesem unkonventionellen Ermittlerduo geben – ich würde es feiern!

Bewertung vom 05.11.2023
Da bin ick nicht zuständig, Mausi
Conny from the block

Da bin ick nicht zuständig, Mausi


sehr gut

Davon, wie es in deutschen Amtsstuben zugeht, hat jeder so seine Vorstellungen und man kennt ja die ganzen Beamtenwitze. Dazu Faxgeräte, Behördensprech, wiehernde Amtsschimmel – all das und noch etliches mehr bietet der Erguss von Connyfromtheblock.

Ich kannte Connys Videos vorher nicht und hatte einfach Lust auf ein humoriges Buch, welches die deutsche Bürokratie und die Behördenmitarbeiter ein wenig auf die Schippe nimmt. Bissige, pointierte Anekdoten, das Spiel mit Klischees – das habe ich hier erwartet und mehrheitlich auch bekommen und auch noch einiges mehr. Im Büroalltag treten all die typisch deutschen Eigenarten auf und, auch wenn ich nicht in einer Behörde arbeite, sondern nur indirekte Einblicke in deren Berufsalltag habe, so gibt es doch deutliche Parallelen. Darunter die Digitalisierung, die ja nicht nur dort ein schwieriges Feld ist, um es mal vorsichtig zu formulieren. Aber dann gibt es ja auch noch etliche „schwierige“ Begrifflichkeiten, nicht nur in englischer Sprache, die besonders alteingesessenen Mitarbeitern so manche Schwierigkeiten bereiten, mich aber herrlich unterhielten.
Auch Connys Kollegen sind überspitzt dargestellt und natürlich ist all das mit einem Augenzwinkern zu lesen. Doch nicht nur das Amt, auch Connys Nachbarschaft und ihr Privatleben werden überspitzt unter die Lupe genommen – manches wird dann schon grotesk.

Der Schreibstil ist ansprechend, die meiste Zeit kurzweilig und die Berliner Schnauze kam bei mir gut an. Die kurzen Kapitel laden zu weiterlesen ein, zwischendurch finden sich noch passend eingefügt Rezepte oder auch Vorstellung der Kolleginnen – samt treffender Illustrationen. Ich musste einige Male lachen, auch oft schmunzeln, aber so gegen Ende war dann irgendwann auch die Luft raus. Nach dem Glossar brauche ich aber nicht wirklich mehr, wenngleich ich das Buch für Zwischendurch und Connyfans schon empfehlen würde.

Bewertung vom 04.11.2023
Mit kalter Präzision / Die Sabine Yao-Reihe Bd.1
Tsokos, Michael

Mit kalter Präzision / Die Sabine Yao-Reihe Bd.1


ausgezeichnet

Schon im Prolog stirbt eine Frau, der Täter tarnt seinen Mord äußerst geschickt als Selbstmord. Wenige Seiten weiter die nächste Tote. Dieses Mal ist das Opfer die Gattin eines sehr bekannten, gut vernetzten und einflussreichen Schönheitschirurgen. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Opfern? Ist der Mann vielleicht – wie so oft – der Täter oder spielt jemand ein perfides Spiel?

Ich fand das Buch auf verschiedenen Ebenen spannend und unterhaltsam. Der Fall als solcher ist interessant und die Geschichte des Tatverdächtigen hat es wirklich in sich. Fast wie nebenbei erfährt man viel Wissenswertes aus der Rechtsmedizin, sowohl von diversen Fällen im Sektionsraum, als auch politische Verwicklungen betreffendes und so manches mehr, auch die Geschichte der Rechtsmedizin kommt, interessant verpackt, ihren Raum. Wer sich für das Themengebiet interessiert, ist mit dem Buch gut bedient, auch wenn man schon einiges in der Richtung gelesen hat, wird es nicht langweilig. Wie nicht anders zu erwarten, ist das Geschehen authentisch und realitätsnah geschrieben – zumindest soweit man das als Laie beurteilen kann. Das hat eben mal zur Folge, dass manches bisschen sachlich, vielleicht auch theoretisch daherkommt, aber das tat der Sache für mich keinen Abbruch, dennoch ist je nach Definition von Thriller die Erwartungshaltung möglicherweise eine andere.
Die neue Protagonistin der Reihe, die man schon vom Kurzthriller „Kaltes Land“ kennt, gefällt mir gut. Sie ist eine Frau mit Ecken und Kante, messerscharfem Verstand und gutem Teamwork – zumindest meistens. Dabei muss sie sich auch um ihre psychisch labile Schwester kümmern und steht dabei vor einer Mammutaufgabe.

Doch bei all dem Lob muss ich auch Kritik am Ende loswerden bzw. das unlogische Verhalten der Protagonistin ansprechen. Sie ist so intelligent und dann sowas idiotisches? Natürlich kann ich hier nicht auf Details eingehen, aber das Verhalten hinterlässt einen faden Beigeschmack, um es vorsichtig zu formulieren, immerhin zog jedoch das Tempo deutlich an und hatte tatsächlich mehr von einem Thriller. Daher freue ich mich zwar auf den nächsten Fall und empfehle den Reihenauftakt auch gerne, jedoch gibt es für dieses Ende einen Stern Abzug.

Bewertung vom 02.11.2023
Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3


ausgezeichnet

Wien, 1895: Eigentlich wollen sich nur ein paar Touristin in einer Krypta gruseln, jedoch bekommen sie den Schreck ihres Lebens, denn sie finden einen Toten und es scheint, als habe er sich zu Tote erschreckt. Was steckt dahinter? War es ein Mord? Wenn ja – von menschlicher Hand oder steckt etwa ein Geist dahinter? Schließlich versuchte der Tote den Spiritismus als Betrügerei zu entlarven? Kommissar Leopold von Herzfeldt wird der Fall vom oberstes Chef übertrafen, denn das Tote war dessen Freund und Jude. Und dann entdeckt auch noch das Mündel von Totengräber Augustin Rothmeyer, dass Wien scheinbar unbemerkt von einer Verbrechensserie heimgesucht wird.

Ich bin Fan der historischen Krimi-Reihe, auch weil ich die Charaktere mag. Okay, Leo geht mir zwar manchmal auf die Nerven, aber er ist schon ein guter Kerl und ein noch besserer Polizist, dessen Ermittlungen auch mal unkonventionell laufen können – so auch in diesem Fall. Julia ist taff und Augustin ist eine echte Type. Also ein guter Mix, der von einem interessanten Setting und dem Zeitgeist sowie natürlich der Fälle lebt. Oliver Pötzsch ist einfach ein genialer Erzähler, der den Leser mit in unbekannte Welten und frühere Zeiten entführt. Das Kopfkino startet quasi sofort, so auch in diesem Band. Ob Séance, ob Oper, Revier, Friedhof oder sonst wo – man fühlt sich als Leser mittendrin.

All die Wendungen, interessante Charaktere auch jenseits der Protagonisten, Pötzschs Ideen und die spannenden Verwicklungen machten es mir kaum möglich das Buch aus den Händen zu legen. Auch wenn ich nur mal kurz ein paar Seiten lesen wollte, fand ich kaum ein Ende, denn die Geschichte zog mich in ihren Bann. Denn es ist nicht nur ein Fall zu lösen…und es wird brandgefährlich.

Zudem ist gewohnt gut recherchiert, die Spannung immer präsent und auch das Persönliche kommt nicht zu kurz. Für mich die perfekte Mischung und ich freue mich schon sehr auf weitere Abenteuer. Für mich waren die beiden Vorgänger schon richtig gut, aber dieser Band war noch besser. Im Übrigen ist hier der Einstieg in die Reihe gut möglich – aber die beiden Vorgänger sind so gelungen, dass man sie sich nicht entgehen lassen sollte.

Bewertung vom 20.10.2023
Nur eine Lüge - Zwei Familien, eine tödliche Verbindung
Stehn, Malin

Nur eine Lüge - Zwei Familien, eine tödliche Verbindung


ausgezeichnet

Emily will ihren William heiraten und lädt dazu Freunde, Familie und wie es nicht anders bei dem erfolgreichen Paar zu erwarten ist, Prominenz und Presse auf ein Schloss ein. Es könnte und sollte eine Traumhochzeit werden, wären die Brautfamilien noch wie früher befreundet und nicht entzweit. So jedoch kommen viele Gäste schon mit ungutem Gefühl. Ein Unfall vor acht Jahren wirkt bis heute nach – und wie…
Schon der Prolog hat es in sich und dann geht´s auch schon mitten hinein in eine Familientragödie, viel Potenzial bietet. In der Gegenwart wird Hochzeit gefeiert, mit so manchem kniffligen Moment, ungezügelten Emotionen und Co, denn acht Jahre zuvor geschah ein Unfall, der den Bräutigam und seinen künftigen Schwager samt der Familien entzweite – mit Ausnahme von Emily, die sich ausgerechnet in William verliebte. Die Autorin springt zwischen der Hochzeit zu den Geschehnissen vor acht Jahren und baut so eine sich kontinuierlich steigernde Spannung auf – bis zur finalen Eskalation.
Gelungen sind auch die kurzen Kapitel, die aus verschiedenen Perspektiven das Geschehen beleuchten und mir fast unmöglich machten das Buch aus den Händen zu legen. Es gibt zahlreiche Wendungen und Überraschungen, ich tappe oft und lange im Dunklen. Irgendwann werden zwar Dinge offensichtlich, aber dann hat die Autorin noch etwas in petto. Das gefiel mir sehr gut und es zeigt, wie eine einzige Entscheidung sehr lange und mit schlimmen Folgen nachwirken kann.
Auch wenn das Buch unter „Roman“ läuft, so hat es doch auch was von einem (Psycho-)Thriller und mich fast auf ganzer Linie überzeugt – 4,5 Sterne!

Bewertung vom 10.10.2023
Spiel auf Leben und Tod / Fräulein vom Amt Bd.3
Blum, Charlotte

Spiel auf Leben und Tod / Fräulein vom Amt Bd.3


sehr gut

Alma Täuber ermittelt mal wieder. Es ist schon ihr dritter Fall und wieder haben es die Autorinnen geschafft mich in eine ganz andere Welt zu entführen und das historische Baden-Baden aufleben zu lassen. Dazu ein brisanter Fall – oder ist es etwa keiner? Das Schachfieber geht um und zahlreiche gutbetuchte Besucher sind in der Stadt.

Das Buch startet schon bedrückend. Eine junge Frau verstirbt in einer Waschtrommel. War es ein Unfall? Oder vielleicht doch ein Mord? Für die Polizei ist die Lage schnell klar, doch Alma bekommt Wind von dem Fall und ermittelt. Für Alma wird es auch wieder richtig brenzlig – und das nicht nur einmal. Es wird richtig eng…und dann gibt es auch noch Diebesserien. Es geht richtig gut rund.
Hier ist auch das Privatleben der Figuren wirklich interessant, zumal es bei einem historischen Roman wie diesem eben auch eine wichtige Ebene ist, um den Zeitgeist in seiner Gesamtheit darzustellen. Und ich sage 20er Jahre – da gibt es auch etliche unterhaltsame Infos, dazu ein lockerer Schreibstil. Zudem mag ich Alma und bin gespannt, wie sich ihr Berufsleben weiterhin entwickeln wird. Apropos Berufsleben – die Einblicke ins Amt sind wirklich spannend und es ist beachtlich, was die Frauen leisten mussten. Und dann ist da ja noch Ludwig – wie wird es mit den beiden weitergehen? Emmi ist beruflich nun endlich aufgestiegen und ich bin gespannt, wohin ihr Weg noch führen wird. Und auch die historischen Gegebenheiten, die ja immer wieder eingearbeitet werden, bieten Potenziale…

Mich hat der dritte Teil an mancher Stelle auch wirklich überrascht und ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Band. Ich empfehle die gesamte Reihe. Der Einstieg ist hier auch möglich, da die Fälle in sich abgeschlossen sind, aber man verpasst doch einiges, wenn man sich die ersten beiden Bände durchgehen lässt.

Bewertung vom 10.10.2023
Meine Männer
Kielland, Victoria

Meine Männer


schlecht

Die Geschichte einer der ersten Serienmörderinnen, die schon früh vom Leben hart geprüft und mit nur 17 Jahren von Norwegen in die USA auswanderte – das klang nach einer richtig guten Vorlage. Das ist die Geschichte von Brynhild, später Belle, aber was die Autorin daraus machte hat mich auf ganzer Linie enttäuscht.

Der Beginn ist noch gut und ich hatte mich an den besonderen Schreibstil – so glaubte ich – gewöhnt, wollte mehr über die Hintergründe und Taten erfahren und war positiv gestimmt. Die düstere Stimmung wird durch den Stil der Autorin deutlich, der Wahn der künftigen Serienmörderin spiegelt darin wider – so meine anfänglichen Erklärungen und ja, auch ein Schönreden, um weiterzulesen.
Ich war des Schreibstils irgendwann überdrüssig. Ja, er hat mich richtiggehend genervt und so gar nicht angesprochen. Warum so „verblümt“, künstlich, vage, oft nichtssagend und gewollt wortgewaltig? Für mich war es einfach nur zäh, und entsprach nicht den Erwartungen, die ich an das Buch hatte. So lange habe ich noch an keinem so dünnen Büchlein gelesen – und ich musste mich zwingen es überhaupt zu beenden. Die Geschichte und deren wahrer Ursprung konnte mich in diesem Stil so gar nicht fesseln und ich war froh, als es endlich beendet war. Roter Faden? Spannung? Habe ich beides meist vergeblich in diesem Buch gesucht, dabei hätte die Geschichte Potenzial, aber ich finde, dass das völlig verschenkt wurde. Einfach nur zahllose Metaphern aneinanderreihen und eine Serienmörderin in Boot holen – bei mir ging das völlig in die Hose.

Ich werde mir die Autorin merken, um künftig einen großen Bogen darum zu machen, denn ich ziehe in dem Fall einen online Artikel einer weiteren „literarischen Fantasie, inspiriert von tatsächlichen Ereignissen“ aus ihrer Feder vor. Wer sich für das Buch interessiert sollte vorab eine Leseprobe nutzen, denn der Stil wird sich nicht ändern.

Bewertung vom 14.08.2023
Nicht, dass noch einer sitzenbleibt! / Online-Omi Bd.19
Bergmann, Renate

Nicht, dass noch einer sitzenbleibt! / Online-Omi Bd.19


sehr gut

Die „Onlein“-Omi ist dieser Tage mal ziemlich analog unterwegs und als Seiteneinsteigerin im Schuldienst tätig – und das mit 82, neben dem Haushalt und den vier Männern, die gegossen werden müssen.

Dieses Mal hat sich Renate Bergmann also in die Schule „verirrt“ und nimmt das Bildungssystem mal ganz genau unter die Lupe – natürlich exakt so, wie man sie kennt. Pointiert, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, frech, unterhaltsam und altersweise. Und das das Thema einiges an Brisanz hat, ist wohl unbestritten, denn es sind nicht nur fehlendes Lehrpersonal und mangelnde Ausstattung ein Problem, auch die Kinder und vor allem ihre (Helikopter-)Eltern machen das Schulleben, sagen wir mal freundlich – besonders….Doch es geht nicht ausschließlich um Schule, denn immer wieder kommt Renate ins Plaudern, sodass eben auch zahlreiche Nebengeschichten von ihren alten Freunden und deren Alterserscheinungen eingebunden werden. Und der Offline-Opa Günter Habicht darf natürlich auch nicht fehlen. Und auf diverse Lebensweisheiten muss der Leser natürlich auch nicht verzichten. Nicht selten musste ich sehr schmunzeln, gelegentlich auch herzhaft lachen. Das Thema ist einfach sehr gelungen aufgegriffen, zeigt Schwachstellen auf und ist somit bei allem Witz auch wieder eine kleine, gelungene Gesellschaftskritik.

Der Schreibstil ist gewohnt bildhaft, flüssig, witzig, unterhaltsam, aber eben auch so, wie man es von all den Vorgängern kennt, entsprechend sind viele Witze schon bekannt und/oder man weiß zumindest, was kommen wird – entsprechend ziehe ich einen Stern ab. Es ist der 19. Band, aber wer die Online-Omi noch nicht kennt, kann hier gut und gerne einsteigen, denn Renate erklärt nicht nur alles ordentlich und einfach herrlich amüsant, sondern hat auch noch ein Personenregister am Ende mit den wichtigsten Infos zu ihren Bezugspersonen.

Bewertung vom 10.08.2023
Trügerisches Lavandou / Leon Ritter Bd.9
Eyssen, Remy

Trügerisches Lavandou / Leon Ritter Bd.9


sehr gut

Isabelle und Leon treffen in ihren neunten Fall auf eine verzweifelte Mutter. Sie war nur kurz einkaufen, ließ die Kinder einen Moment allein im Auto sitzen und dann sind die beiden spurlos verschwunden. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt und es scheint, als komme die Polizei nicht richtig voran.

Die Reihe hat mich einfach irgendwann so richtig für sich eingenommen. Der Autor schreibt ansprechend, das Urlaubsflair kommt nie zu kurz, aber vor allem wird es auch immer sehr spannend und es tun sich menschliche Abgründe auf. All das bietet auch dieser neue Fall. Zudem mag ich einfach die Charaktere, die dem geneigten Leser mit der Zeit einfach ans Herz wachsen und deren Zusammenspiel an sich schon spannende Momente bietet. Die Bücher sind aber auch immer eine kleine Auszeit. Die Landschaftsbeschreibungen sind nie ausufernd, jedoch schaltet sich direkt das Kopfkino an, ob beim Boulespiel, beim Blick über die Promenade oder eben im Obduktionsraum, wenn man Leon über die Schulter zu blicken scheint.

In diesem Band sind Kinder Opfer und das macht es nicht gerade leicht diesen Fall zu verarbeiten, weder für die Ermittler, noch für den Leser. Dazu kommen die Ermittler auch nicht richtig voran, werden von Presse und politischen Spielchen noch zusätzlich aufgehalten. Nicht selten musste ich den Kopf schütteln, wer entführte die Kinder? Werden die beiden noch rechtzeitig gefunden? Dass es eine Lösegeldforderung gibt ist wenig überraschend, aber es läuft nicht ganz so, wie man sich das wünscht…Mich hat das Buch tatsächlich überrascht an einigen Stellen und der Fall ist verzwickter, als ich das zu Beginn erwartet hatte. Es gibt Wendungen, eine Vielzahl an erschütternden Rückschlägen und Überraschungen. Manches schien sich mit der Zeit abzuzeichnen, aber wie sollte das passen? Mein Rätseln führte mich in die richtige Richtung, die Hintergründe waren dann erschütternd und ich muss ehrlich sagen, dass die Ermittler doch deutlich früher auf die richtige Fährte hätten kommen können, vielleicht sogar müssen, aber manches ist eben „trügerisch“. Insgesamt hat mich das Buch überzeugt, aber es war nicht der stärkste Band der Reihe.

Auch wenn ich empfehle die Reihe komplett zu lesen, ist es auch möglich hier einzusteigen, denn die wichtigsten Infos werden kurz angerissen, das Privatleben der Protagonisten nimmt nicht unwesentlich Platz ein, aber man kann auch so folgen.