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Benutzername: 
Ute54
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Tostedt

Bewertungen

Insgesamt 86 Bewertungen
Bewertung vom 03.09.2023
Mit kalter Präzision / Die Sabine Yao-Reihe Bd.1
Tsokos, Michael

Mit kalter Präzision / Die Sabine Yao-Reihe Bd.1


ausgezeichnet

Ungeklärte Todesfälle

Tsokos hat mich schon seit einiger Zeit fasziniert. Sein Name steht in übergroßen Lettern auf den Covern seiner Thriller und ist als Symbol und auch als Synonym für Spannung zu sehen.
Der Titel „Mit kalter Präzision“ passt perfekt, besonders zu dem eiskalten Serienkiller mit rechtsmedizinischer Expertise, dessen Charakterisierung mir besonders gefallen hat: sehr angsteinflößend, sehr beherrscht, präzise und regungslos, mit eiskalten Augen, welche die Farbe wechseln. Aber er kann auch ausflippen! Sehr gut hat mir auch die Charakterisierung der deutsch-chinesischen Fachärztin für Rechtsmedizin gefallen, die das Ableben der Frau eines Schönheitschirurgen untersuchen soll. Dabei findet sie Ungereimtheiten und stößt auf weitere Fälle. Alles Morde? Dabei gerät sie in das Visier eines Serienkillers.
Dr. Sabine Yao handelt sehr überlegt und gewissenhaft, auch nach Dienstschluß. Es gelingt ihr, aus allerkleinsten Merkmalen bei Sektionen die richtigen Schlußfolgerungen zu ziehen. Es ist erstaunlich, was bei „cold cases“ die Wissenschaftler noch Jahre später als Nachweise erbringen können.
Sprachlich ist das Werk meist flüssig und leicht zu lesen. Allerdings dominieren im Ermittlungsumfeld oft lateinische Fachtermini, welche dem Leser aber oft erläutert werden. Somit habe ich sprachlich, aber auch viel über Pathologie hinzugelernt. Zeitweise, wenn es um das Thema Sektion geht, hätte der Autor aber weniger langatmig referieren können.
Vom Aufbau her hat mir der Prolog sehr gefallen, denn er erzeugt Spannung und versucht, den „perfekten“ Suizid darzustellen.
Der innere Monolog einzelner Figuren wird in einer anderen Schrifttype gedruckt, was die Charaktere von verschiedenen Seiten toll beleuchtet.
Am Anfang ist das Werk oft recht deskriptiv, wird aber durch die recht kurzen Kapitel aufgelockert und nimmt gen Ende besonders an Fahrt und Spannung zu.
Hier hat Tsokos wieder einmal gezeigt, wie er die Leserschaft in seinen Bann ziehen kann. Tolle Unterhaltung und Spannung!

Bewertung vom 13.07.2023
Das Licht zwischen den Schatten
Beck, Michaela

Das Licht zwischen den Schatten


ausgezeichnet

Leben in Deutschland

Michaela Becks historischer Roman ist ein instruktives und mitreißendes Leseerlebnis. Das Cover jedoch ist sehr neutral und nichtssagend, also kein Hingucker im Bücherladen.
Die über 800 Seiten hatten mich zunächst abgeschreckt, aber der sehr eindrucksvolle und anschauliche Schreibstil hat mich dann gefesselt. Natürlich besonders die Thematik!
Wir begleiten das Leben von Konrad, Brigitte und André über acht Jahrzehnte. In einzelnen Kapiteln wird nicht chronologisch, sondern im Wechsel von deren Schicksal berichtet. Zuerst geht es um Konrads Schicksal; geboren im Jahre 1919 ist er stark von der Nazizeit beeinflusst. Brigittes Geschichte beginnt 1950. Sie flüchtet mit ihren Eltern aus der DDR in die BRD.
André verbrachte seine Kindheit in der DDR, wurde adoptiert, sucht jedoch nach seinen Wurzeln. Über ihn wird ab 1976 erzählt. Er ist ein sehr talentierter Kunstspringer.
Michaela Beck hat zu derem Leben intensiv und umfangreich die historischen Hintergründe recherchiert. Die Fakten sind emotional und erschreckend, wobei die Autorin ihre Protagonisten sehr differenziert, manchmal auch recht klischeehaft, beschreibt. Es geht, unter anderem, um Euthanasie, Krieg, Nazitum, Vertuschung und Verfolgung sowie um RAF-Anhängertum.
Besonders haben mich die geschichtlichen Fakten interessiert, und die Autorin schafft es, das Leben der drei Hauptakteure immer näher zusammenzubringen. Obwohl sehr ausführlich berichtet, schafft das Werk, den Leser zu flashen.
Mit dieser deutschen Familiengeschichte hat die Autorin ein eindrucksvolles Buch geschrieben, das ich für historisch interessierte Personen empfehle.

Bewertung vom 27.06.2023
Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Morde in Sommerhitze

Das Cover mit der sehr intensiven Farbgebung in rot, orange und gelb symbolisiert das brennend heiße Klima in einem Stockholmer Vorort und passt sehr gut zu der brisante Problematik.
Die Dynamiken zwischen den wohl elaborierten Charakteren entwickeln sich rasant, und die Autoren schaffen den beiden Protagonisten Ecken und Kanten, die sie besonders und ungemein nah machen.
Der Kriminalkommissar, Thomas Wolf, und die Journalistin, Vera Berg, haben es im privaten wie auch beruflichen Bereich nicht ganz leicht. Er, ein ehemaliger Neonazi, aber auch Familienvater, Ehebrecher und traumatisierter Soldat, ist auf der Suche nach einem Serienmörder, der sich als Opfer Frauen mit Migrationshintergrund vorgenommen hat. Sie sucht nach einer reißenden Story zu diesen Mordfällen, muß aber ihrem kriminellen Ex-Freund entkommen. Nach einer Weile interagieren beide. Der Krimi entwickelt nach einiger Zeit einen großen Sog und eine knisternde Spannung mit verschiedenen Handlungssträngen. Die Ermittlungsansätze sind undurchsichtig und abwechslungsreich. Gefühle und Atmosphäre werden in flüssigem und fesselndem Schreibstil perfekt rübergebracht, wobei der Spannungsbogen konstant erhalten bleibt. Somit schafft man mit Begeisterung die 586 Seiten.
Der Fall endet schlüssig, aber es bleiben noch Fragen offen, die möglicherweise in einem Folgeband aufgegriffen werden.
Das Autorenduo Engman und Selåker hat einen mitreißenden Krimi erarbeitet. Es gefällt mir besonders, dass auch politische Probleme aufgegriffen werden sowie Fragen, die das soziale Gefüge infrage stellen.
Also, Spannung pur für alle Krimi-Fans!

Bewertung vom 27.06.2023
Schönwald
Oehmke, Philipp

Schönwald


ausgezeichnet

Einfluss von Familienvergangenheit

Das etwas biedere Cover leitet sehr gut in dieses Familienepos ein. Es zeigt eine sehr gut distinguierte Ehepaar, wahrscheinlich Hans-Harald, den Staatsanwalt a.D., der immer im „Versteck“ lebt und alles schlichten möchte, sowie Ruth, seine Gattin, die auch ein nach außen perfektes Bild abgibt, jedoch immer alles unter den Teppich kehrt, obwohl sie über den Verlauf ihres Lebens unglücklich ist.
Dieses gekünstelte, perfekte Verhalten, das (Ver)Schweigen, geben sie unbewusst an ihre drei Kinder weiter, die zwar sehr unterschiedlich sind, aber ähnlich auf große Konflikte reagieren.. Als die Tochter Karolin einen queeren Buchladen in Berlin eröffnet, kommen die Eltern sowie die Brüder, Chris und Benni, zusammen. Internetblogger greifen das Geschäft mit Farbbeuteln an und werfen der Familie vor, mit dem „Nazigeld“ des Großvaters ein erfolgreiches Leben aufgebaut zu haben. Es kommt zum „Knall“, und das wackelige Lügenkonstrukt gerät ins Wanken. Quälende Geheimnisse treten zutage.
Die Dramatiken zwischen den Charakteren, die sehr exakt und individuell gezeichnet sind, werden offenbar. Alle sind sehr realistisch und mit psychologischem Einfühlungsvermögen charakterisiert.
Die offenen Konflikte innerhalb der Familie unterliegen einer Zerreißprobe , und es fragt sich, ob die Familie an ihren Geheimnissen zerbrechen wird. Viele politische und gesellschaftliche Themen werden auch thematisiert. Der sehr stark aktuelle Bezug wirkt manchmal etwas konstruiert, ebenso wie eine Überfrachtung mit brennend heißen Themen wie, unter anderem, Bezug zur Trump-Bewegung, Me-Too Movement, Missbrauch und Homosexualität.
Aber der Roman ist sehr unterhaltsam und abwechslungsreich, besonders durch Perspektivwechsel.
Der Spannungsbogen wird geschickt aufgebaut, ist temporeich und humorvoll, und der Leser muß sich fragen, ob die Nazi-Vergangenheit oder die Familienproblematik das Leitthema sind. Der Showdown zum Schluß hat mir gut gefallen.
Der anschauliche, mitreißende Schreibstil schafft den Charakteren Ecken und Kanten, allerdings versteckt hinter den Halbwahrheiten.
Das sehr umfangreiche Werk regt zum Nachdenken an, denn es geht um Identifikation, Bewusstwerdungsprozesse und Erklärungen, warum wir sind, wie wir sind.
Zwar gibt es einige Längen, aber der Roman ist ein sehr unterhaltsames, kritisches Familienportrait.

Bewertung vom 30.05.2023
City of Dreams / City on Fire Bd.2
Winslow, Don

City of Dreams / City on Fire Bd.2


ausgezeichnet

Geld: Gewinner und Verlierer

„City of Dreams“ ist der zweite Band der „City of Fire“Saga des amerikanischen Autors, Don Winslow. Im ersten Band erfährt man viel über irische und italienische Migranten, dessen Lektüre zum Verständnis dieses Werkes allerdings nicht notwendig ist. Die Übersetzung ins Deutsche ist hervorragend geglückt.
Der englische Titel „City of Dreams“ gefällt mir gut, denn er passt sowohl zu der pulsierenden Metropole New York, wo die Geschichte beginnt. Diese vielversprechende Stadt war das Traumziel vieler Emigranten aus Europa. Er passt aber auch zu Kalifornien, besonders zu Hollywood, der Traumfabrik.
Das Cover wirkt sehr harmlos, obwohl, durch die Farbauswahl, recht edel, es ist aber für mich nichtssagend, weist also nicht auf die spannende Story hin.
Korruption, Drogenhandel, Macht, Gier und Gewalt bestimmen das Leben der Clans an der Ostküste, die um Macht konkurrieren.
Der Protagonist Danny Ryan ist darin verwickelt, möchte aber aussteigen und ein ruhiges, friedliches Leben mit einem Sohn und seinem Vater in Kalifornien führen, zumal seine Frau verstirbt, aber leider wird er verfolgt.
Die Geschichte beginnt recht rasant, mit Mord und Flucht vor dem FBI und der Mafia. Durch etliche Wendungen und angsteinflößende Szenen bleibt der Spannungsbogen erhalten. Danny wird auch in Kalifornien erpresst, denn man möchte zu viel Geld durch ihn kommen. Der Protagonist ist in großer Gefahr, aber wie wird es für ihn ausgehen?
Die Charaktere werden detailliert und authentisch beschrieben, wobei die Guten und die Bösen überzeugend dargestellt sind.
Da Winslow sich im kriminellen Milieu gut auskennt, kann er die Polizeiarbeit und das organisierte Verbrechen sehr überzeugend vermitteln. Dazu passt auch sein flüssiger, oft brutaler und teilweise vulgärer Schreibstil, der Authentizität vermittelt.
Winslow hat einen mitreißenden, meisterhaft geschriebenen, Thriller abgeliefert, einen Pageturner, den ich jedem Freund von packenden Krimis empfehlen kann.

Bewertung vom 28.04.2023
Idefix und die Unbeugsamen - Der Wecker von Lutetia
Uderzo, Albert;Goscinny, René

Idefix und die Unbeugsamen - Der Wecker von Lutetia


ausgezeichnet

Idefix und Gang

Jeder Asterix-und Obelix-Fan kennt den kleinen, teilweise vermenschlichten, Hund. Aber in dieser Reihe ist er der Protagonist, und wir erleben Abenteuer mit ihm und seinen tierischen Freunden, deren Gedanken wir auch kennenlernen dürfen. Er ist allergisch gegen alles Römische und versucht, dem römischen Eindringling, der Lutetia besetzt hat, mit seinen „Unbeugsamen“, einer Tiergang, Widerstand zu leisten.
Zu Anfang werden seine Freunde vorgestellt, Namen wie DERTUTNIX und WEISSNIX sind sehr einprägsam, besonders für Erstleser, aber auch für die jüngeren Kinder, denen das Buch vorgelesen wird. Der Schmunzelfaktor ist garantiert! Die Tiere wirken sehr authentisch, denn jedes Tier hat seinen eigenen, gut herausgearbeiteten Charakter.
In der Geschichte werden die Bewohner von Lutetia jeden Morgen von dem Hahn geweckt. Doch an diesem Morgen haben alle menschlichen und tierischen Bewohner verschlafen, denn Sinfonix ist verschwunden. Jetzt beginnt die herausragende Teamarbeit der Tiere, und sie können den Hahn vor dem Suppentopf retten.
Das Cover mit Idefix in Großformat in seinem gallischen Dorf ist sehr schön und kindgerecht gestaltet. Der Schreibstil ist einfach, leicht verständlich und flüssig, was bei Kinderbüchern sehr wichtig ist. Das Werk ist für Leseanfänger gut geeignet, da viele schöne und bunte Bilder alle Szenen veranschaulichen. Gut gefällt mir auch, dass die Geschichte in Kapitel eingeteilt ist, die eine gute Länge als Lese- oder Vorleseabschnitt haben. Die tollen modischen Bilder sind stark angelehnt an die TV-Serie, so dass die Kleinen sicherlich auch sehr gerne diese Serie sehen wollen, falls sie noch unbekannt sein sollte.
Die spannende Geschichte gibt keine Chance auf Langeweile, sondern regt zum mitfiebern an, auch können die Kinder selbstständig den Fortgang "weiterspinnen“.
Generell ist die Handlung interessant und für Kinder gut zu verstehen.
Sicherlich werden jetzt viele Sprösslinge auch so einen süßen, intelligenten Hund haben wollen. Das Werk ist nämlich gut geeignet für alle Tierfreunde.
Wir sind schon gespannt auf mögliche Folgeabenteuer der Tierbande.

Bewertung vom 27.04.2023
Halliggift / Minke-van-Hoorn Bd.3 (eBook, ePUB)
Henning, Greta

Halliggift / Minke-van-Hoorn Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Horror auf Midsand

Das Cover evoziert perfekt das raue Leben an der nordfriesischen Nordseeküste. Die Atmosphäre wird durch den düsteren, rosa-schattierten, Himmel hervorgehoben. Ruhe kehrt in unser hektisches Leben durch die Abbildung eines idyllischen Reetdachhauses auf Salzwiesen ein, mit dem Meer und Vögeln im Hintergrund. Perfekt für stressfreien Erholungsurlaub in der Nebensaison. Das hat mich motiviert, das Werk lesen zu wollen.
Die Aufmachung wird liebevoll ergänzt durch die Innenklappe im Cover, wo man das Rezept für die „Tote Tante“ findet.
Auf Midsand kennt jeder jeden, die Bewohner halten zusammen und unterstützen sich besonders in der kalten Jahreszeit.
Auch wenn ich die beiden ersten Krimis um die Kommissarin Minke van Hoorn nicht gelesen habe,
war ich sofort in der Geschichte drin. Nach dem Kirchenkaffee kommt es zu einem mysteriösen Todesfall.
Man hat die gut beschriebenen Protagonisten und die anderen Inselbewohner leicht ins Herz geschlossen. Mich hat das Buch von Anfang an gefesselt, was auch der wunderbaren Erzählart geschuldet ist.
Es ist toll, dass man Etliches über die Insel, die Bräuche und Gewohnheiten der Bewohner erfährt. Allen voran das jährliche Biikebrennen. Die gute Lesbarkeit wird durch kurze Abschnitte unterstützt. Man kann nur so durch das Buch fliegen.
Der Spannungsbogen wird durch viele Überraschungen, Geheimnisse, diverse Verdächtige und mehrere Tote aufrechterhalten. Erst allmählich sieht man Zusammenhänge. Die überraschende Auflösung hält eine komplett unvermutete Wendung parat.
Jedem Kapitel stellt Greta Henning einen Tagebucheintrag voran, und es ist unklar, was das mit den aktuellen Geschehnissen auf Midsand zu tun hat. Ebenso gehört der Wal, der die Halligen umkreist, zu dem atmosphärischen Beiwerk. Minke van Hoorn ist eine toughe Frau, unterstützt von ihrer Kollegin, die “schwäbelt“, was den Schmunzel-Faktor hochhält.
Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass die Bewohner Nordfrieslands auch mal Sprachelemente des dortigen Platts verwenden, denn das hätte die Geschichte noch authentischer gemacht. In Frankreich - und Italienkrimis fließen doch auch, wie ganz selbstverständlich, muttersprachliche Wörter ein.
Da mir die Halliglandschaft sehr wohl vertraut ist, weiß ich, dass man Midsand nicht als Hallig bezeichnen kann, denn auf den sehr kleinen Halligen gibt es keine Reedereien und Kirchengemeinden, z. B..
Aber nichtsdestotrotz hat mich dieser Nordseekrimi begeistert und ich habe Lust, die ersten beiden Bände nachträglich zu lesen.

Bewertung vom 07.04.2023
Abschied auf Italienisch / Commissario Grassi Bd.1
Bonetto, Andrea

Abschied auf Italienisch / Commissario Grassi Bd.1


ausgezeichnet

Ciao Roma
Andrea Bonetto erzählt in seinem Ligurien-Krimi „Abschied auf Italienisch“ die spannende Geschichte des in Rom tätigen Commissario,Vito Grassi, 52 Jahre alt, und seiner von ihm initiierten Versetzung nach La Spezia, um dort ein neues Leben zu beginnen, denn er hat, nach dem plötzlichen Tod seines Vaters, in Ligurien ein Rustico mit Olivenhain geerbt. Das Setting ist wundervoll, und der Autor lässt gekonnt Informationen über die Cinque Terre einfließen.
Das Cover zeigt die zerklüftete Küstenlandschaft mit den bunten Häusern am Hang. Ein tolles Photo, welches sofort Lust auf Urlaub macht!
Vito Grassi ist ein eigenwilliger, sehr direkter Charakter, der manchmal grob agiert und oft ungeduldig reagiert. Da er sehr zielgerichtet ermittelt, lässt er bei seinen Ermittlungen auch schon mal die Vorschriften außer Acht. Seine Familie hat er in Rom zurückgelassen, denn um seine Ehe ist es nicht mehr zum Besten bestellt. Er eckt auch bei Kollegen und Vorgesetzten an, da es ihm an Diplomatie mangelt.
Im Hause seines Vaters trifft er auf die jüngere Frau, Toni; die auch sehr eigenwillig und streitbar reagiert. Beide müssen sich aber zusammenraufen, denn Toni besteht auf dem Recht, dort wohnen zu bleiben.
Gleich nach Vitos Ankunft wird er mit einem Mord konfrontiert, kurz danach mit einem zweiten Mord, wobei der zweite Tote in der Nähe von Grassis Haus liegt. War hier die Mafia am Werk? Gibt es eine Verbindung zwischen beiden Fällen?
Die Ermittlungen werden spannend und realistisch beschrieben.
Der Erzählstil ist flott und mit italienischen Ausdrücken durchsetzt. Dadurch wird Lokalkolorit geschaffen, und alles wirkt sehr authentisch. Jedoch hätte ich mir im Anhang ein Register mit Übersetzung der italienischen Termini gewünscht, möglichst mit Lautschrift, denn ich schätze an Büchern, mit fremdsprachlichen Einschüben, den für mich individuellen Lernerfolg. Bei französischen Krimis ist das oft der Fall.
Allerdings hat mir die Landkarte am Ende des Buches, zwecks Übersicht, gut gefallen.
Andrea Bonetto kündigt eine Krimireihe mit Vito Grassi an, auf die ich mich schon freue, denn dieser erste Fall ist erbaulich, spannungsgeladen und leichte Kost für gemütliche Stunden, besonders im Urlaub.

Bewertung vom 25.03.2023
Fiese Brise in St. Peter-(M)Ording / St. Peter-Mording-Reihe Bd.2
Janz, Tanja

Fiese Brise in St. Peter-(M)Ording / St. Peter-Mording-Reihe Bd.2


ausgezeichnet

Foul Play ?
Das Cover zu Tanja Janz neuen Küstenkrimi,“Fiese Brise in St. Peter (M)ording“ mit dem Schaf im Dünengras und dem Häuschen an der Badestelle, ist romantisch und macht Lust auf Nordseeurlaub. Lustig ist auch, dass das Schaf eine Fahne im Maul hat, aus der das Thema hervorgeht: nämlich ein Kegelwettbewerb.
Das Setting ist ein Campingplatz, und die Hauptattraktion ist das alljährliche Kegelturnier. Wie jedes Jahr sind die selben Teilnehmer vor Ort, doch dann wird der Favorit tot aufgefunden, und es stellt sich die Frage, ob der Mord mit den Keglern zu tun hat. Als ein zweiter Toter gefunden wird, treten Ilva Feddersen und ihr Bruder, Kommissar Ernie, ganz entschieden auf, um den Täter zu ermitteln.
Die Karten im Buchrücken helfen perfekt, sich die Darstellungsorte vorstellen zu können. Die Bewohner und Urlauber sind humorvoll und authentisch beschrieben.
Dieser Krimi wird aus zwei Perspektiven erzählt.Zum einen aus der Perspektive der Bewohner, zum anderen aus der Perspektive des Täters. Das regt natürlich die Phantasie des Lesers an, obwohl bis zum Schluss nicht klar ist, um wen es sich handelt, allerdings kann gemutmaßt werden, denn man erfahrt viel über die Hintergründe und das Leben des Täters.
Der Schreibstil ist flüssig, spannend und prägnant.
Wir haben hier einen Cosy-Krimi, der leichten, unblutigen und beschaulichen Sorte, der als Urlaubslektüre perfekt ist und auch für die ganze Familie taugt, bei halbwüchsigen Kindern. Alles ist sehr erfrischend geschrieben, daher 5 Punkte

Bewertung vom 21.03.2023
Die spürst du nicht
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


ausgezeichnet

Lost
Der sehr erfolgreiche Autor, Daniel Glattauer, erzählt in seinem neuen Roman „Die spürst Du nicht“ die erschütternde Geschichte eines mißglückten Urlaubs zweier befreundeter Familien.
Das Cover ist kein Hingucker, und auch der Titel läßt den Leser im Unklaren. Allerdings ist man im ersten Kapitel mitten in der Aktion. Nach diesem Höhepunkt entwickelt der Autor einen neuen Spannungsbogen, der mit einem weiteren Höhepunkt endet. Man ist von der vielschichtigen Handlung gebannt, in die Glattauer Gesellschaftskritik sehr massiv einarbeitet.
Der Inhalt ist durch die situationsangepaßte Sprache, den Erzählton und die Vielfalt der stilistischen Mittel unterstützt. Er verwendet viel Ironie, Perspektivwechsel, Kommentare in wörtl. Rede, Auszüge aus sozialen Netzwerken und Zeitungsberichte. Zu Anfang nimmt er den Leser durch die Wir Perspektive für sich ein, aber der Ton verändert sich mit zunehmender unterschwelliger Kritik. Die reichen Familien werden in ihrer vorgefaßten Meinung vorgeführt, Egoismen und Streit bestimmen die Handlungsweisen etlicher Charaktere, die jeweils auf ihre eigene Art mit diesem Schicksalsschlag umgehen. Verantwortung und Schuld stehen im Zentrum und alle Figuren sind auf ihre Art realistisch und authentisch entworfen. Glattauer bedient sich etlicher Klischees, z. B. der taktierende Staranwalt und der hochintellektuelle Universitätsdozent treten hervor. Besonders frappiert hat mich die pubertierende Tochter, die sehr realistisch, aber auch angsteinflößend gezeichnet ist.
Äußerst bewegend finde ich die Familiengeschichte der Ahmeds und die Reaktion der Verantwortlichen sowie der Opfer.
Das Werk hat mich sehr stark emotionalisiert, denn es stellt die Fragen nach Toleranz, Impertinenz und mangelnder Empathie.
Dieses ist mein erstes Werk von Daniel Glattauer. Es hat mich in vielerlei Hinsicht geflasht, aufgerüttelt und zum Nachdenken angeregt. Ich kann es für Jugendliche besonders empfehlen, die in ihren Handlungen und ihrer eventuellen Ignoranz noch nicht „eingerostet“ sind. Aber es ist für alle verantwortungsbewussten Leser*innen sehr zu empfehlen, da es inhaltlich und sprachlich sehr ausgereift herüberkommt.