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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Annika
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 23 Bewertungen
Bewertung vom 23.05.2023
Zwischen Himmel und Erde
Rodrigues Fowler, Yara

Zwischen Himmel und Erde


sehr gut

In dem Buch geht es um eine Brasilianerin, die in London in eine WG zieht und bald herausfindet, dass ihre Mitbewohnerin auch brasilianische Wurzeln hat. Im weiteren Verlauf werden die Lebensgeschichten der beiden Frauen erzählt sowie auch von Teilen ihrer Familien. Die Handlung hat mir gut gefallen, allerdings geschehen teilweise unvermittelte Zeitsprünge, sodass man sich beim Lesen erst einmal wieder orientieren muss.
Außerdem ist der Schreibstil durch Gedichte, Halbsätze, Wiederholungen etc. zum Teil sehr lyrisch bzw. poetisch, worauf man sich einlassen muss. Dadurch ist oft ein Lesen zwischen den Zeilen nötig. Es hat mir aber gut gefallen, wie am Ende noch einige Fäden zusammengeführt werden.
Ich würde außerdem empfehlen, das Buch eher am Stück zu lesen, da es sonst mit den verschiedenen Namen der Familienmitglieder verwirrend werden kann.
Die Charaktere sind ziemlich politisch und es wird auch die brasilianische Revolution beschrieben. Das hat mir wiederum zu Denken gegeben, wie wenig ich über die Geschichte des Landes und die Auswirkungen des Kolonialismus darauf weiß.
Besonders interessant für alle, die an London oder Brasilien interessiert sind, aber auch generell an den Nachfolgen des Kolonialismus, politischen Protest und das Leben und Zurechtfinden in einem anderen Land.

Bewertung vom 03.05.2023
Weniger ist Meer
Neder, Christine

Weniger ist Meer


gut

Ich war gespannt, mehr über die Auswanderung nach Portugal und die weiteren Themen Minimalismus und Nachhaltigkeit zu erfahren.
Leider konnte das Buch meine Erwartungen nicht ganz erfüllen. Ich hätte mir gewünscht, dass es noch tiefer in den Auswanderungsprozess geht, statt eher einzelne Situationen und Gefühle zu beschreiben. Manchmal hat mir dadurch etwas der rote Faden gefehlt. Da das Buch nicht komplett chronologisch erzählt, sondern eher thematisch, ist mir der Zeithorizont manchmal nicht klar gewesen. So habe ich mich gewundert, wie viel Zeit der Hausbau nun in Anspruch genommen hat.
Vor allem die Naturbeschreibungen und Surf-Szenen gefallen mir aber ganz gut. Vielleicht liegt es daran, dass es die Herzensthemen der Autorin sind.
Insgesamt würde ich das Buch Portugal-Liebhaber*innen empfehlen und allen, die am Auswandern interessiert sind. Einen richtigen Guide dazu stellt das Buch aber nicht dar.

Bewertung vom 20.04.2023
Die Sekunde zwischen dir und mir
Steele, Emma

Die Sekunde zwischen dir und mir


gut

Durch den Vergleich mit "Zwei an einem Tag" bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Leider konnte es nicht ganz meine Erwartungen erfüllen. Die Liebesgeschichte der zwei Hauptcharaktere Jenn und Robbie wurde aus beiden Sichtweisen und mit Zeitsprüngen erzählt. Diese Idee hat mir grundsätzlich gefallen, und auch an die Zeitsprünge kann man sich sich schnell gewöhnen. Jedoch waren mir die Charaktere etwas zu unreflektiert und stereotypisch gezeichnet. Durch die Zeitsprünge wurden außerdem jeweils nur kurze Situationen geschildert. Dort hätte ich mir mehr Detailtiefe gewünscht, zum Beispiel um die Beziehung zwischen Jenn und ihren Eltern besser zu verstehen. Insgesamt ist das Buch meiner Meinung nach gut als leichte Urlaubskost geeignet, da es flüssig zu lesen ist und die Geschichte sich in einem angenehmen Tempo entwickelt.

Bewertung vom 21.03.2023
Girlcrush
Given, Florence

Girlcrush


weniger gut

Das Buch handelt von der Protagonistin Eartha, die ihre Bisexualität entdeckt. So weit, so gut. Dabei spielt auch das soziale Netzwerk Wonderland eine Rolle, auf dem sie ihr Coming-out veröffentlicht, viral geht und dort zur reichweitenstarken Persönlichkeit wird. Dabei begleiten wir sie in dem Buch. Leider beweist Eartha wenig Charakterstärke. Gefühlt richtet sie sich immer nach der Person, die sie als letztes getroffen hat, was schnell nervig wird.. Das Buch ist daher ein auf und ab von Meinungsänderungen, genau wie von Follower*innen auf Wonderland. Dort hat sie mit den Schattenseiten der sozialen Medien zu kämpfen, die das Buch auch an den Pranger stellt.

Ich hätte mir gewünscht, dass einige Handlungsstränge, z.B. Beziehungen zu anderen Personen oder Erklärungen für bestimmtes Verhalten noch aufgeklärt werden. So kam es mir vor, als hätte die Autorin einfach versucht, die feministischen Botschaften (bekannt aus ihrem ersten Buch "Women don't owe you pretty"/"Frauen schulden dir gar nichts") in einen Roman zu verpacken, was für mein Empfinden leider nicht so gut geklappt hat.

Bewertung vom 23.02.2023
Serious Shit
Knobloch, Marlene

Serious Shit


ausgezeichnet

Dieses Essay beschäftigt sich mit einer Welt, die durch den Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine ins Schwanken gekommen ist und wie die bis dato eher unpolitische Generation Y damit umgehen kann.

Ich stimme nicht in allen Punkten mit der Autorin überein, aber das muss ich auch gar nicht. Denn genau das "Sich-gegenseitig-aushalten" müssen wir wieder lernen, argumentiert sie. Um von der individualisierten Gesellschaft wieder zu einem funktionierenden Diskurs zu kommen, ist genau das nötig. Nur so können die Chancen der Demokratie genutzt werden.

Mir hat das Essay von Marlene Knobloch so einige Denkanstöße mitgegeben, und ich habe definitiv mitgenommen, "dass wir niemals aufhören dürfen, uns füreinander zu interessieren".

Bewertung vom 03.02.2023
Young Mungo
Stuart, Douglas

Young Mungo


ausgezeichnet

Dieses Buch gehört definitiv zu solchen, die man unter harte Kost einordnet. Es fällt nicht leicht, zu lesen wie sich der 15-jährige Mungo in Glasgow durch sein Leben manövriert, das geprägt ist von Armut, Gewalt, Aussichtslosigkeit und Schwulenfeindlichkeit. Seinen Familienalltag bestreitet er mit seiner alkoholkranken Mutter, seinem großen Bruder, der eine Gang anführt und seiner großen Schwester. Dabei sind diese Charaktere mal mehr, mal weniger präsent.
Die Kapitel machen Zeitsprünge und erst nach einigen Seiten ist es möglich, Mungos Situation zu erfassen. Dadurch kann es etwas dauern, bis man sich ganz eingefunden hat, allerdings sorgt der Aufbau gleichzeitig für Spannung.
Mich hat das Buch ziemlich gepackt, obwohl es an einigen Stellen wirklich schmerzhaft zu lesen ist. Mungo ist ein Sympathieträger, sodass man mit ihm und für seine Beziehung zu James hofft.
Das Ende fand ich etwas abrupt, dennoch eine große Leseempfehlung.

TW: Sexueller Missbrauch, Alkoholismus

Bewertung vom 22.01.2023
Ohne mich
Schüttpelz, Esther

Ohne mich


ausgezeichnet

Den Debütroman von Esther Schüttzpelz habe ich fast in einem Rutsch durchgelesen, ich denke das sagt schon mal einiges! Durch den schnellen und rasanten Schreibstil rast man durch das Buch und das Leben der Mitte zwanzig jährigen Erzählerin. Anfangs herrscht eine Distanz zwischen der Hauptfigur und ihrem Leben und ihren Gefühlen, weshalb es sich etwas oberflächlich angefühlt hat. Dann ging der Roman aber doch tiefergehend als ich erst dachte, als Spuren von Selbstreflexion bei der Protagonistin erkennbar wurden.
Unterhaltsam fand ich auch die Schilderungen vom Jurastudium und Referendariat, genau wie die Bezüge zur Stadt Münster.
Ich habe mich so eingedacht, dass ich mir eine Fortsetzung wünschen würde!
Insgesamt empfehle ich das Buch gerne weiter, besonders an Personen im gleichen Alter, da es einfach gut einfängt, wie sich das Leben Mitte zwanzig nach Abschluss des Studiums und bei der Selbstfindung anfühlt.

Bewertung vom 08.01.2023
Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?
Weber, Sara

Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?


ausgezeichnet

Der griffige Titel hat mich direkt angesprochen, da das Thema Arbeit allgegenwärtig ist und uns alle betrifft. Ich setze mich schon länger mit dem Thema der Arbeit auseinander und denke ebenfalls, dass uns kürzere Arbeitszeiten gut tun würden. Daher habe ich einige Fakten schon gekannt, aber der lockere Schreibstil von Sara Weber lässt sich gut lesen und doppelt hält ja bekanntlich besser. Interessant waren besonders einige ihrer Beispiele wie Schichtsysteme bei der Polizei. Generell hat es mir gut gefallen, dass auch andere Tätigkeiten als Bürojobs betrachtet wurden und Möglichkeiten dargestellt, wie auch hier flexibles Arbeiten funktionieren kann. Insgesamt mochte ich es, dass die Autorin nicht nur den aktuellen Zustand aufzeigt und Tatsachen benennt, sondern auch wirklich Lösungsansätze findet.
So hat mir besonders das Kapitel zur Organisation in Gewerkschaften und dem Zusammenfinden in Kollektiven, wie der Notruf NRW Mut gemacht und Hoffnung gegeben.
Ich empfehle das Buch gerne weiter, vor allem an Neulinge in diesem Bereich!

Bewertung vom 18.12.2022
Liebewesen
Schmitt, Caroline

Liebewesen


ausgezeichnet

Dieses Buch hat wirklich Spaß und süchtig beim Lesen gemacht. Durch das hohe Erzähltempo rast man förmlich durch den Roman und verfolgt die Beziehung von Lio und Max. Ich musste mich manchmal etwas stoppen und Sätze erneut lesen, um mich zu bremsen und nichts zu verpassen. Denn der Schreibstil ist so toll, dass man jeden Satz aufsagen möchte. Der Autorin gelingt es, urkomisch aber gleichzeitig oft tragisch zu erzählen. Man fiebert mit und wünscht sich, dass Lio und Max es endlich schaffen, vernünftig und ehrlich miteinander zu kommunizieren und sich ihren Dämonen zu stellen. Es bleibt vieles ungesagt, dennoch fühlt es sich sehr intensiv an.
Ich denke, dass dieses Buch viele Leser*innen in ihren Zwanzigern und Dreißigern begeistern wird. Besonders Sally Rooney-Fans werden auch diesen Roman mögen. Ich werde es jedenfalls weiterempfehlen!


TW: Sexueller Missbrauch, Abtreibung

Bewertung vom 18.11.2022
Die Kraft der Reue
Pink, Daniel H.

Die Kraft der Reue


sehr gut

In diesem Sachbuch geht es um neue psychologische Erkenntnisse zum Thema Reue.
Daniel H. Pink schafft mit verschiedenen Anekdoten zum Motto "No regrets" einen angenehmen Einstieg und nimmt danach eine Einteilung von Reue in verschiedene Kategorien vor. Er beschreibt Forschungsergebnisse seiner World Regret Survey und des American Regret Project und geht dabei auf Vor- sowie Nachteile von Reue ein. Dabei kommen immer wieder Menschen zu Wort mit ihren individuellen Dingen, die sie bereuen, was mir gut gefallen hat.
Nachdem ich aber in den ersten beiden Teile des Buches manchmal den roten Faden etwas vermisst habe, wurden die Erkenntnisse im dritten und letzten Teil des Buches toll zusammengeführt. Konkreten Handlungsempfehlungen und Strategien für den Alltag sollen zu einem neuen Umgang mit Reue führen. Ich konnte definitiv etwas aus diesem Buch mitnehmen, was ich von nun an umsetzen möchte, wie zum Beispiel die Reue mit wenigstens-Aussagen vermindern und Entscheidungen satisfizieren statt maximieren.
Insgesamt ist das Buch nicht lebensverändernd, aber enthält interessante, forschungsbasierte Anregungen, dessen Umsetzungen die eigene Lebensqualität erhöhen können.