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Berlin

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Insgesamt 16 Bewertungen
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Bewertung vom 27.03.2024
Sommerhaus am See
Poissant, David James

Sommerhaus am See


ausgezeichnet

David James Poissant tritt mit seinem Roman ´Sommerhaus am See ´in die Gruppe der großen amerikanischen Literaten wie Jonathan Franzen und Richard Powers ein. Wir lernen eine amerikanische Familie kennen, Lisa und Richard und die zwei Söhne Michael und Thad.
In den drei Tagen, die sie im Sommerhaus der Familie verbringen kommt zum Vorschein, wie wenig sie voneinander wissen und wie sie alle ihre Probleme zu verstecken wissen.
Der Unfalltod eines kleinen unbekannten Jungen vom Boot auf dem am Sommerhaus liegenden See führt dazu, dass sich in den darauf folgenden Tagen die Probleme zuspitzen.
Michael erkennt seine Alkoholsucht und Thad seine Rauschgiftsucht. Lisa und Richard haben gelernt ihre Probleme unter Verschluss zu halten.
So leben alle, auch Michaels Frau Diane und Thads Lebensgefährte Jake nebeneinander her.
Das wird meisterhaft erzählt, Poissant verwebt die Ereignisse parallel zu den Personen, sodass wir von jeder Person die ureigensten Erlebnisse erfahren.
Man lebt und leidet mit den Personen und wünscht sich für alle eine Lösung. Ich wünsche mir einen zweiten Band.

Bewertung vom 21.03.2024
Issa
Mahn, Mirrianne

Issa


ausgezeichnet

Mirrianne Mahn hat uns mit ihrem Roman ‚Issa‘ ein berührendes Zeugnis über die Macht und die Kraft ganzer Generationen afrikanischer Frauen gegeben. Wir lernen die junge Frau Issa kennen, die sich aus Deutschland aufmacht nach Kamerun, dem Land ihrer Vorfahren, um sich dem Wunsch ihrer Mutter zu beugen und ein Geburtsritual für ihr noch ungeborenes Kind durchzuführen. Sie taucht ein in das afrikanische Leben und durchlebt mit ihren Großmüttern und Verwandten die Riten, die bestimmend für das Leben in dieser für uns fremden Kultur sind.
Parallel dazu tauchen wir ein in die Vergangenheit der Großmütter. Sie mussten kämpfen um ihr Leben, um ihre Unabhängigkeit und um die Sicherheit für ihre Nachkommen. Aufstände, Kriege und Hungersnöte machten sie stark und unabhängig.
Die Weisheit und die Stärke geben sie weiter an die nächsten Generationen von Frauen und Issa, die sich von ihrer eigenen Mutter nie verstanden fühlte, bekommt Verständnis für ihr Verhalten.
Das alles beschreibt die Autorin in einem sehr einprägsamen Stil und nimmt die Leser und die Leserinnen mit in diese fremde Kultur. Sehr lesenswert!

Bewertung vom 29.10.2023
Florence Butterfield und die Nachtschwalbe
Fletcher, Susan

Florence Butterfield und die Nachtschwalbe


ausgezeichnet

Wer kommt auf die Idee, einen Roman über eine alte über 80 Jahre alte Frau zu schreiben, der ein Bein fehlt, die im Rollstuhl sitzt und in einem Pflegeheim lebt? Susan Fletcher ist es gelungen, ein erfülltes Frauenleben in eine kriminalistische Story einzubetten und den Leser bis zum Schluss in Spannung und Lesefreude zu halten.
Wir lernen Florence Butterfield kennen, die in der Nähe von Oxford in einem exquisiten Pflegeheim in einer kleinen Wohneinheit lebt. Trotz eines durch einen dummen Unfall verlorenen Beines auf den Rollstuhl angewiesen erfreut sie sich ihres Lebens, genießt Natur und Umgebung und hat guten Kontakt zu anderen Heimbewohnern und dem Pflegepersonal.
Eingebettet in die Ereignisse von zwei Todesfällen in dem Heim gehen Florences Erinnerungen zurück in ihr eigenes Leben, das von Trauer geprägt ist und von Ereignissen, deren Wirklichkeit sie sich nie stellen konnte und die niemand außer einer vertrauten Freundin je erfahren hat.
Mit jedem neuen Kapitel erfahren wir ein wenig mehr und nehmen Anteil an der unendlichen Traurigkeit, bis wir am Ende den Ursprung erfahren.
Meisterhaft erzählt, ein zutiefst befriedigendes Buch!

Bewertung vom 15.08.2023
Schönwald
Oehmke, Philipp

Schönwald


ausgezeichnet

Philipp Oehmke führt uns in seinem Roman ˋSchönwald´ eine westdeutsche Familie der Nachkriegszeit vor, Vater und Mutter groß geworden in den 50er Jahren mit erlebter Studentenrevolte und Abtreibungsdiskussionen und den drei dazu gehörigen Kindern, denen man alle nur erdenklichen Möglichkeiten der Selbstentwicklung gegeben hat. Die Familie trifft sich zur Eröffnung des Buchladens der Tochter und schon wird erkennbar, dass jedes Mitglied der Familie eine ganz spezielle und eigene Sicht auf sich selber und auf die anderen hat. Die anscheinend toleranten Eltern mockieren sich insgeheim über die Lebensweisen und die Partner der Kinder und die Kinder können sich den Eltern gegenüber nicht öffnen mit ihren Problemen. So bleibt vieles ungesagt, wird unter den Tisch gekehrt und am Ende bleibt auch vieles ungelöst. Warum das so ist zeigt uns Oehmke in den Passagen, die den aktuellen Ereignissen vorangegangen sind. Man kann direkt Mitleid haben, selbst mit Chris, der sich in Amerika der MAGMA Bewegung angeschlossen hat und mit Fakenews Trumpanhänger sammelt. Vieles kommt ans Licht, aber ein Happyend ist nicht in Sicht. Ein bemerkenswerter Roman, viele der gleichen Generation werden sich in ihm wiederfinden.

Bewertung vom 27.06.2023
One of the Girls
Clarke, Lucy

One of the Girls


ausgezeichnet

Großes Lesevergnügen!
Sechs Frauen feiern den Junggesellinnenabschied auf einer griechischen Insel und die Autorin Lucy Clarke gibt uns von vornherein den Hinweis, dass ein Todesfall eintreten wird.
Die Hauptfigur, die Braut Lexi, kennt alle , ihre Freundinnen jedoch lernen sich teilweise erst kennen und erkunden ihre Beziehungen zueinander.
Wir lernen sie kennen, indem sie sich in den jeweiligen Kapiteln zu Wort melden und die Geschehnisse aus ihrer Sicht berichten.
Wir lernen sie kennen und indem wir beginnen, sie zu mögen, steigt bei uns die Angst, wen dieser Todesfall nun trifft.
Meisterhaft versteht Lucy Clarke die Spannung zu steigern, wir erfahren mehr und mehr, dass zwischen diesen Frauen ein Zusammenhang besteht, der nach und nach deutlich wird und auf das schreckliche Ereignis eines Todesfalles hinsteuert.
Die Spannung und die ängstliche Sorge, wen es nun trifft, steigert sich bis zum Ende. Erleichtert sind wir darüber, wie Lucy Clarke ihren Roman hat enden lassen.
Das wird hier natürlich nicht verraten.

Bewertung vom 27.06.2023
Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)
Boyle, T. C.

Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

Horror! Entsetzen! Zerstörerisch! T.C.Boyle hat uns mit seinem neuesten Roman ˋBlue Skies in eine Welt mit Klimaveränderung gebracht, die uns beängstigt und verstört.
Auf der einen Seite Überschwemmungen und Wasser in Hülle und Fülle, auf der anderen gleißende Sonne, Hitze und Trockenheit.
Die Story rankt sich um die drei Hauptpersonen Ottilie, ihren Sohn Cooper und ihre Tochter Catherine, allen sind die klimatischen Veränderungen bewusst und sie reagieren auf unterschiedliche Weise darauf.
Ottilie verarbeitet nur noch Insekten statt Fleisch, ihr Sohn Cooper als Etymologe ist auf der Suche nach den letzten noch verbleibenden und freut sich über jede entdeckte Zecke, und Catherine lebt am Strand in einem nun vom Wasser umspühlten Strandhaus und kann ihre Tochter nur noch mit einem Boot zur Schule bringen.
Die Ereignisse werden dramatisch und nehmen ihren Anfang mit Catherines Kauf einer Pythonschlange.
Letztendlich gibt uns Boyle keine Hoffnung auf ein Happyend, wir werden mit dem Horroszenario allein gelassen und wissen: so kann es kommen!

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