Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
pauli7
Wohnort: 
Münster

Bewertungen

Insgesamt 15 Bewertungen
12
Bewertung vom 27.07.2022
Die Erfindung des Dosenöffners
Bagci, Tarkan

Die Erfindung des Dosenöffners


ausgezeichnet

Perfekte Mischung aus inhaltlicher Tiefe und feel-good-Roman

Die Erfindung des Dosenöffners - neben den Dosenöffner-fun facts, von denen man nicht wusste, dass man sie braucht und die in Zukunft doch das ein oder andere seltsame WG-Partygespräch frühzeitig beenden werden, bietet der Debüt-Roman von Tarkan Bagci viel mehr. Wer den Autor aus seinem Podcast kennt, wird den Humor des Romans verstehen und sich auf Anhieb abgeholt fühlen.

Mit dem Ich-Erzähler Timur fühlte ich mich auf eine eigenartige Art verbunden und würde gern mal eine Zigarette mit ihm rauchen - dabei rauche ich gar nicht. Er beschreibt die Probleme des des Erwachsenwerdens und des Nichtwissens wohin es gehen soll von jungen Erwachsenen so passend, dass man alle paar Seiten "JA GENAU DAS!" schreien möchte.
Als ambitionierter Lokaljournalist ist auf der Jagd nach seiner ersten großen Story, die ihm das lang herbeigesehnte Volontariat bei einer größeren Zeitung verschaffen soll. Dabei trifft er auf die seltsame Alte, Annette, die ihn mit ihrer geheimnissvollen Art und der Ankündigung, dass sie ihm die passende Geschichte bieten kann, aus seiner Komfortzone herausholt und Action in sein Vorstadtleben bringt. Die Entwicklung der beiden Figuren, wie auch die Beziehung, die die beiden aufbauen ist erfrischend und es macht Spaß das kleine Abenteuer der beiden zu verfolgen.

Wer nach einer schönen, aber nicht platten, vorhersehbaren Geschichte sucht, ist hier genau richtig! "Die Erfinung des Dosenöffners" habe ich innerhalb weniger Tage gelesen - und hätte nach Ende gern noch weitergelesen.

Bewertung vom 27.07.2022
Wie man sich einen Lord angelt
Irwin, Sophie

Wie man sich einen Lord angelt


sehr gut

Ball-Hopping im 19. Jahrhundert

Kitty ist eine intelligente, junge Frau, die als Familienälteste das Glück ihrer verweisten Schwestern an erste Stelle setzt. Um ihre Familie zu retten, ist sie bereit fast alles zu tun und im 19. Jahrhundert ist er leichteste Weg zur Sicherheit, die Verbindung mit einem Mann. Also stürzt sie sich in die Ballsaison Londons, um dort einen reichen Mann zu finden. Dass dazu die ein oder andere Notlüge erforderlich ist, bringt die junge Frau immer wieder in brenzliche Situationen und manchmal würde man sie gern wachrütteln, um sie vor ihrem Übermut zu bewahren. Kitty ist kreativ, schlagfertig, mutig und trotz ihres großen Selbstvertrauens sympathisch.

Besonders die Schilderungen der Ballszenen, der Mode der Zeit und Verabredungen zum Flanieren oder High Tea, helfen den Leser*innen in das London des 19. Jahrhunderts einzutauchen.

Ähnlich wie die Bridgerton-Reihe bietet der Roman durch die vielen Figuren, wie Kittys Schwestern, Möglichkeiten um an diesem Band anzuknüpfen.

Viele Handlungsstränge sind vorhersehbar, aber ich denke, das ist nicht unüblich bei Romanen dieser Art. Insgesamt war mir die Geschichte an einigen Stellen ein wenig zu langsam, trotzdem hat es einen Unterhaltungs- und Spannungsfaktor, der mir die Quarantänezeit versüßt hat!

Bewertung vom 15.06.2022
Steck mal in meiner Haut!
Hödl, Saskia;Amofa-Antwi, Pia

Steck mal in meiner Haut!


ausgezeichnet

Ein Hoch auf die Diversität!

Ein Buch wie dieses habe ich lange gesucht! Ich bin Grundschullehrerin und spreche mit den Kindern häufig über Themen wie Diskriminierung oder Rassismus und bin immer wieder begeistert von ihrer Offenheit, ihrer Neugier, ihren tollen Gedanken und Ideen, um allen Kindern der Klassen gleiche Chancen und Bedingungen zu ermöglichen.

Die Autorinnen haben den perfekten Punkt zwischen realistisch und ehrlich, ermutigend und tröstend, wachrüttelnd und unterstützend gefunden. Die Themenauswahl ist sehr gelungen und gibt jedem Menschen die Möglichkeit sich in dem Buch wiederzuentdecken. Insgesamt ist das Buch sehr inklusiv (vor allem auch durch die wunderschönen Illustrationen!), beachtet alle Menschen und erklärt wichtige Fachbegriffe kindgerecht. Lesende werden immer wieder ermutigt, Fragen zu stellen - es ist nicht schlimm Unterschiede festzustellen und man darf immer nachzufragen, wenn einem etwas noch unbekannt ist. Besonders gut gefällt mir, dass auch sensible Themen, wie der Holocaust oder Sklaverei auf eine Art aufgegriffen werden, die Kindern zeigt, dass das schreckliche Eregnisse waren, die sich nie wiederholen dürfen, ohne gewaltsame Details zu sehr zu fokussieren.

Durch Infokästchen für erwachsene Vorleser*innen geben die Autorinnen immer wieder Input, Gesprächsanlässe zu kreieren oder Themen im Unterricht aufzugreifen. Ich werde dieses Buch mit Sicherheit in meinen Unterricht einbauen und freue mich sehr auf die daraus hervorgehenden Gespräche mit den Schüler*innen.

"Steck mal in meiner Haut" zeigt uns auf Augenhöhe: Wir alle sind verschieden und das ist gut so!

Bewertung vom 26.04.2022
New York und der Rest der Welt
Lebowitz, Fran

New York und der Rest der Welt


ausgezeichnet

New York ist für mich die beste Stadt der Welt und spätestens seit ihrem Netflix Special bin ich großer Fran Lebowitz Fan - dieses Buch schien also nur gute Dinge zu vereinen. Das wunderschöne Cover macht Lust direkt loszulesen und viele meiner Freund*innen, die das Buch auf meinem Tisch liegen sahen, blätterten rein und lachten über Lebowitz' scharfsinnige, manchmal auch harte, aber immer witzige und gut formulierte Beobachtungen.
Normalerweise lese ich selten Essay Sammlungen und dachte bisher immer, mir gefällt dieses Genre einfach nicht. Fran Lebowitz aber hat es geschafft mich abzuholen und ich habe dieses Buch regelrecht verschlungen. Der abwechslungsreiche Schreibstil und die sehr unterschiedlichen Seiten sorgten für viele Überraschungen, sodass sich das Buch schnell "weglesen" lässt. Ihren Schreibstil und Humor muss man mögen, sie trifft sicherlich nicht jeden Geschmack - ich halte Fran Lebowitz allerdings für grandios.
Dieses Buch verdient einen Ehrenplatz in jedem Bücherregal - nicht nur wegen des tollen Covers!

Bewertung vom 23.02.2022
Man vergisst nicht, wie man schwimmt
Huber, Christian

Man vergisst nicht, wie man schwimmt


ausgezeichnet

Schon lange habe ich kein Buch mehr an einem Stück durchgelesen, doch Christian Huber hat es geschafft, mich mit seinem Roman so in den Bann zu ziehen, dass ich dem grauen Februar-Alltag einen ganzen Tag lang den Rücken zugekehrt habe und mich von seiner Geschichte hab mitreißen lassen.

Was zunächst ein langweiliger Spätsommer-Tag zu sein scheint, wird für die Hauptfigur Pascal schon bald zu dem wohl prägendsten Tag seines Lebens. Als das Zirkusmädchen Jacky in sein Leben stoplert, die so anders ist als alle Menschen die er kennt, stellt sie Pascals Welt gehörig auf den Kopf. Gemeinsam mit seinem besten Freund Viktor stürzen sich die drei in einen Tag, der wie ein ganzes Leben ist.
Aus der Ich-Perspektive erzählt der Roman die Geschichte eines unsicheren Junge, den man manchmal gern schütteln möchte, um ihn aus seinem eigenen Kopf zu befreien und den man zugleich direkt ins Herz schließt.

Auch wenn sich meine Sommerferien-Abenteuer vor allem in den 00er-Jahren abgespielt haben, katapultiert mich der Roman direkt zurück in meine Jugend: Kleinstadt-Einöde, Nachmittage im Skatepark und große Aufregung um die ersten Hausparties. Den Geruch von Freibadpommes habe ich beim Lesen buchstäblich in der Nase. Die Playlist, die der Autor den Roman begleitend zusammengestellt hat, fasst diese besondere Stimmung des Buchs perfekt zusammen.

In meinen Augen ist dies Christian Hubers bisher bestes Buch und ich kann es allen, die sich nach ein bisschen Sommer, ein bisschen Jugend oder einfach einem kleinen mitreißenden Abenteuer sehnen, wärmstens ans Herz legen!

12