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Lesefastalles

Bewertungen

Insgesamt 59 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2024
Tee auf Windsor Castle
Parker, Claire

Tee auf Windsor Castle


ausgezeichnet

Tee mit einer bemerkenswerten, alten Dame
Das Cover des Buchs hat eine ganz besondere Haptik. Kein Einband würde wohl besser zu diesem Büchlein und diesem Roman passen.
Die Geschichte ist wie das Cover ebenso besonders.
Kate, die mit den Royals gar nichts am Hut hat, besucht einer Freundin zuliebe mit ihr das Schloss Windsor Castle. Als sie während der Führung ein sehr dringendes menschliches Bedürfnis verspürt, sucht sie auf eigene Faust eine Toilette und landet prompt in den Räumlichkeiten des Dienstpersonals, die ihr wie ein Labyrinth vorkommen.
Eine alte Dame, die sich als Betty vorstellt, lädt sie sogleich zu einer Tasse Tee ein und schon nimmt der Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft seinen Lauf.
Kate und Betty tauschen eine ganze Nacht lang bis zur Mittagszeit des folgenden Tags viele Weisheiten aus, wobei ihre beiden Leben unterschiedlicher nicht sein könnten, da Kate in ärmlichen Verhältnissen in Glasgow aufgewachsen ist.
Witzig und liebenswert wird diese Geschichte erzählt, wobei mir der Corgi Henri, der ein sehr aufmerksamer, aber auch verwöhnter Hund ist, auch besonders ans Herz gewachsen ist.
Das Ende finde ich gut, obwohl es etwas unkonventionell ist.
Ich habe dieses kurze Buch mit den kurzen Kapiteln (was ich übrigens sehr mag) im Nu gelesen und habe mich köstlich amüsiert – unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 23.09.2024
Die außergewöhnlichen Abenteuer der Alice Tonks
Kenny, Emily

Die außergewöhnlichen Abenteuer der Alice Tonks


ausgezeichnet

Eine außergewöhnliche Heldin
Das Cover des Buchs finde ich sehr nett und ansprechend, hier wird schon klar, dass Tiere mit im Spiel sind und um wen sich die Geschichte dreht.
Alice Tonks, ein autistisches Mädchen, dem Veränderungen schwerfallen, soll in eine neue Schule gehen, noch dazu ein Internat.
Gleich am ersten Tag merkt das feinfühlige Mädchen, dass hier einiges seltsam ist. Vor allem, als eine sprechende Möwe auftaucht, die sie ausdrücklich davor warnt, irgendjemandem in der Schule zu vertrauen.
Sind damit auch ihre neuen Freunde Tim und Otti gemeint?
Die sprechende Möwe stellt sich als Agent T vor und bittet Alice um Hilfe, da in letzter Zeit immer wieder Tiere spurlos verschwinden. Auf Alice wartet ein gefährliches Abenteuer.
Dieses Buch bietet eine spannende Unterhaltung für Kinder ab 10 Jahren, wobei die Geschichte schon von Beginn an fesselnd ist, die kurzen Kapitel sind dabei sehr hilfreich.
Die Message des Buchs ist wohl mitunter auch, dass jemand, der anders ist, nicht unbedingt weniger wertvoll sein muss. Anderssein kann, wie bei Alice auch positiv gesehen werden und eine Besonderheit darstellen.
Kann dieses Buch nur empfehlen!

Bewertung vom 17.09.2024
Wolke Sieben ganz nah
Greenwood, Kirsty

Wolke Sieben ganz nah


ausgezeichnet

Chaos – nicht nur im Jenseits
Das Buch „Wolke sieben ganz nah“ von Kirsty Greenwood war für mich ein Lesehighlight – es verbindet sowohl romantische und fantastische mit wirklich witzigen Elementen.
Delphi führt ein sehr zurückgezogenes Leben. Sie erstickt plötzlich an einem Burger und gelangt dabei ins Jenseits, sie ist schockiert über ihren grauen Alltag, als sie ihr Leben nochmal an ihr vorbeiziehen sieht. Ihre Jenseits-Therapeutin Merrit mit Hang zu romantischen Geschichten soll ihr bei der Eingewöhnung behilflich sein.
Ein Traumtyp namens Jonah wird irrtümlich ins Jenseits befördert, zwischen Delphi und Jonah funkt es augenblicklich – er ist ihr Seelenverwandter, nur blöd, dass sie ihn erst nach ihrem Tod kennenlernt.
Nachdem der Fehler bekannt wird, wird Jonah wieder auf die Erde zurück geschickt und Delphi handelt mit Merrit einen Deal aus: falls sie es schafft, dass Jonah sie innerhalb von 10 Tagen freiwillig küsst, darf sie auf der Erde bleiben.
Das Dumme ist nur, sie kennt nur den Anfangsbuchstaben seines Nachnamens und er hat keine Erinnerung mehr an sie.
Zum Glück ist da ihr Nachbar, den sie zwar absolut nicht ausstehen kann, der sich aber als irrsinnig gut im Recherchieren erweist. Nach dem Motto quid pro quo hilft er Delphi und verlangt aber immer auch eine Gegenleistung. Wird es Delphi gelingen, am Leben zu bleiben?
Das Buch ist wirklich extrem lustig geschrieben, es gefällt mir auch die Entwicklung von Delphi, die angesichts der kurzen Zeit, die ihr womöglich noch zum Leben bleibt, sehr an ihrer Einstellung arbeitet und offener gegenüber Menschen wird.
Trotz des grundsätzlich witzigen Tenors werden in der Geschichte auch Themen angegriffen, die sehr zum Nachdenken anregen. Mitunter geht es um Mobbing, die Obsorge für einen pflegebedürftigen, alten Nachbarn, um die sich Delphi kümmern muss, da sie die Hauptansprechperson für den alten Mann ist.
Obwohl schon bald eine Richtung absehbar war, haben sich im Laufe der Geschichte immer wieder überraschende Wendungen ergeben, die mir wirklich gut gefallen haben.
Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der gerne wieder einmal herzhaft lachen möchte – es ist echt lesenswert!!!

Bewertung vom 10.09.2024
Zwei in einem Leben
Nicholls, David

Zwei in einem Leben


ausgezeichnet

Verkuppelungswanderung
Das Buch „Zwei In Einem Leben“ von David Nicholls ist mein erstes Buch von diesem Autor, wird aber bestimmt nicht das Letzte sein.
Die 38jährige Marnie, eine Lektorin, die nach einer frühen, gescheiterten Ehe schon ewig alleine lebt wird von ihrer Freundin Cleo zu einer Wanderung überredet. Ebenso ergeht es Michael, dem Erdkundelehrer, der seit der Trennung von seiner Frau versucht, sein Leben auf die Reihe zu bekommen. Michael lässt sich auch nur schwer überreden, da er zwar gerne wandert, jedoch am liebsten allein.
Als einziger Wanderprofi der Truppe übernimmt Michael den Part des Guides der Gruppe und checkt die Route.
Gleich zu Beginn sagen 2 Teilnehmer des Trails ab und als das Wetter umschlägt, verabschiedet sich auch Conrad, dem Marnie anfangs sehr zugetan war. Als auch Cleo und ihr Sohn Anthony aufgrund des schlechten Wetters aufgeben, bleiben schließlich nur noch Marnie und Michael übrig. Die beiden haben beim Wandern viel Zeit um sich zu beschimpfen, aber auch um sich näher zu kommen.
Die Erzählung ist sehr witzig und fesselnd, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, dazu waren die Kapitel angenehm kurz und hatten treffende Überschriften. Zu Beginn jedes Reisetags gab es eine Übersicht über die Wanderroute, die ich dann auch im Internet nachschlagen musste. Man bekommt hier wirklich Lust darauf, eine Wanderung zu unternehmen. Die Hochs- und Tiefs des Wanderns wurden gut beschrieben sowie die Landschaft und die Herausforderungen, die das Wetter mich sich brachte.
Mir hat die Geschichte und der Schreibstil wirklich gut gefallen und ich empfehle dieses Buch gerne an alle weiter, die eine nette Unterhaltung suchen, die ohne Action und Spannung auskommt.

Bewertung vom 05.09.2024
It's me oder Wie mein Leben plötzlich glitzerte
Andeck, Mara

It's me oder Wie mein Leben plötzlich glitzerte


ausgezeichnet

Mega Buch mit einem Hauch von Glitzer
Das Buch „It's me oder Wie mein Leben plötzlich glitzerte“ von Mara Andeck ist ein wundervoll warmherziges und witziges Buch über Freundschaft, mutig sein und sich was zutrauen.
Gwinnys Leben ist ein wenig kompliziert. Seit sich ihre Eltern getrennt haben, wohnt sie bei ihrer Mutter und ihre kleine Schwester Evi bei ihrem Vater. Ihr Leben fühlt sich an wie ein umfangreicher Test, für den sie nicht gelernt hat.
Als sie das Klassenbuch holen muss, trifft sie am Gang auf Noam, der sich als männliche Fee vorstellt. Noam vereinbart mit Gwinny eine Frist von 7 Wochen, die er für die Erfüllung ihres ersten Wunsches Zeit hat.
Er lässt ihr wöchentlich Nachrichten zukommen, die jeweils eine Aufgabe für Gwinny enthalten.
Am Tag, an dem sie Noam zum ersten Mal sieht, beginnt Gwinny Tagebuch zu schreiben, da gerade ihre beste Freundin Leo krank ist und sie somit niemanden hat, dem sie ihr Geheimnis mit Noam anvertrauen kann.
Das Buch ist genial geschrieben, es ist aufgrund der Tagebuchform recht kurzweilig verfasst und außerdem möchte man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, weil es einfach so hinreißend ist.
Sehr gut gefallen hat mir auch das Stammlokal Blueberry, das wöchentlich seine Karte dem jeweiligen Thema angepasst hat.
Die Charaktere sind gut herausgearbeitet, besonders Gwinny macht eine tolle Verwandlung durch und erlebt ihren ersten Liebeskummer, gleichzeitig lernt sie aber auch, dass sie bestimmte Probleme anderer nicht zu ihren eigenen machen darf.
Leo ist der Inbegriff einer besten Freundin und die Beziehung von Evi zu Gwinny ist einzigartig für Geschwister, überhaupt ist für Gwinny die Familie trotz ihrer ungünstigen Konstellation extrem wichtig.
Auch Noam hat ein Geheimnis – ob es Gwinny gelingt, dieses zu lüften?
Ich empfehle dieses einzigartige Kinderbuch für alle Kids ab 11 Jahre – es ist wirklich lesenswert!!!

Bewertung vom 02.09.2024
Sing, wilder Vogel, sing
O'Mahony, Jacqueline

Sing, wilder Vogel, sing


sehr gut

Sehr tragisches Frauenschicksal
Das Buch „Sing, wilder Vogel, sing“ von Jacqueline O’Mahony erzählt die fiktive Geschichte von Honora, einem Mädchen, das seit seiner Geburt mit einem Fluch belegt ist. Die Erzählung weist jedoch Bezug zu historischen Begebenheiten wie zum Beispiel der großen Hungersnot in Irland auf.
Da Honoras Mutter bei ihrer Geburt stirbt, wächst Honora großteils auf sich selbst gestellt und am liebsten in der freien Natur auf. Meinungen der Leute zum Trotz heiratet William die allseits verstoßene Honora aus Liebe.
Bei der großen Hungersnot verliert Honora ihr Baby und ihren Mann, ihr bleibt somit niemand mehr, der sie in Irland hält. Sie beschließt nach Amerika zu gehen, was ihr auch gelingt. Bei der Überfahrt lernt sie 3 Mädchen kennen, die ihr helfen unentdeckt am Schiff als blinder Passagier zu verweilen.
Sie arbeitet mit Mary als Hausmädchen und nachdem die beiden ihren Lohn nicht erhalten, beschließt Honora mit Mary zu fliehen. Mary hat einen alten Bekannten, an den sie sich in Amerika wenden könne. Leider meint es dieser nicht gut mit den beiden Mädchen.
Das Buch war fesselnd geschrieben, die Erzählung ist wortgewaltig und trotz des tragischen Themas wunderschön. Allein die lange, intensive Schilderung der Hungersnot und deren Folgen hätte mich das Buch zu Beginn beinahe weglegen lassen, das ist gewiss nichts für schwache Nerven.
Im Laufe der Geschichte habe ich mich immer wieder gefragt, wie viel Leid und Pech ein Mensch ertragen kann.
Das Buch war toll, aber Honoras Schicksal war für meinen Geschmack ein wenig zu hart.

Bewertung vom 19.08.2024
Nur nachts ist es hell
Taschler, Judith W.

Nur nachts ist es hell


ausgezeichnet

Erinnerungen einer Ärztin – ein Must Read
In Judith W. Taschlers Roman „Nur nachts ist es hell“ wird die Geschichte von Elisabeth Brugger erzählt. Der Roman ist der Nachfolger von „Über Carl reden wir morgen“, obwohl es schade wäre, kann man das Buch auch unabhängig vom ersten Band lesen.
Schon den ersten Teil habe ich toll gefunden, ich liebe Taschlers Erzählungen, sie schreibt so lebendig und authentisch, dass man meint, mitten in der Geschichte zu sein.
Elisabeth Brugger beschließt ihre Geschichte für ihr Großnichte Christina aufzuschreiben, da Christina während ihres Studiums bei Elisabeth wohnt.
Elisabeth ist die Ich-Erzählerin und für mich hat sich das Lesen des Buchs angefühlt, als ob ich mit Elisabeth zusammensäße und sie mir ihre Memoiren erzählte, genauso wie eine Schilderung face to face mit Denkpausen, Zeitsprüngen und manchmal sogar kleinen Wiederholungen.
Schon als junge Schülerin ist Elisabeth sehr wissbegierig, sie schwärmt offen für ihren Geschichtslehrer, der den Mädchen sehr liberale Thesen vermittelt, die nicht von jedem gerne gesehen werden, vor allem nicht von seinen Vorgesetzten und den Eltern der Mädchen.
Aufgrund ihrer Ausbildung zur Krankenschwester wird sie im ersten Weltkrieg eingesetzt, aber ihr größter Wunsch ist es, Ärztin zu werden.
Als Georg, ein Freund ihres Bruders versehrt aus dem Krieg zurückkehrt, willigt sie ein, ihn zu heiraten, er ist es auch, der sie unterstützt, trotz der zwei Kinder, die sie bekommen, ihr Arztstudium abzuschließen. Gemeinsam betreiben sie eine Praxis, während Elisabeths Mutter sich um die zwei Kinder kümmert.
Elisabeth lässt den Leser an ihrer Geschichte teilhaben und er erfährt, wie es ihr auch während des ersten und zweiten Weltkriegs ergangen ist, wobei das Kriegsgeschehen eher in den Hintergrund tritt.
Ein wichtiges Thema ist Elisabeths Einstellung zu Verhütung und Schwangerschaftsabbruch.
Ich habe dieses Buch verschlungen und spreche dafür eine absolute Leseempfehlung aus!
Meiner Meinung nach ist es eines der besten Bücher von Judith W. Taschler und die Latte liegt dabei sehr hoch!

Bewertung vom 14.08.2024
Wir treffen uns im nächsten Kapitel
Bickers, Tessa

Wir treffen uns im nächsten Kapitel


sehr gut

Geschichte mit Tiefgang
Erin, Bonnie und James sind in ihrer Schulzeit unzertrennlich bis zu einem folgenschweren Ereignis, das diese Freundschaft jäh auseinanderreißt.
Jahre später ist Bonnie an Lungenkrebs verstorben und ihre Freundin Erin kündigt endlich ihren Job, der sie nur auslaugt. Sie nimmt sich vor, ihr Leben zu ändern und beginnt mit einer Entrümpelung. Dabei landet zufällig ihre letzte Karte von Bonnie in einem Buch im öffentlichen Bücherschrank.
Als sie das Buch glücklicherweise zurückbekommt, sind da Anmerkungen zu ihren Notizen gemacht und schon nimmt der Austausch von James und Erin über Bücher ihren Lauf, ohne zu wissen, wer der mysteriöse jeweilige Andere ist.
Während der Geschichte brechen Themen auf, die Erin und James beschäftigen, Missverständnisse verhindern immer wieder ein Versöhnen der beiden.
Als einfache Lektüre würde ich dieses Buch nicht bezeichnen, es werden tragische Themen wie Mobbing, Krebserkrankung und Depressionen behandelt und die Geschichte ist sehr emotional – Taschentücher bereithalten!
Die Personen wurden gut charakterisiert, wobei Erin wahrscheinlich die größere Wandlung durchmachte, auch mit Hilfe ihrer Schwester, die ihr durch schwere Phasen geholfen hat.
James ist eigentlich zu gut für diese Welt, was wohl auch daran erkennbar ist, dass er als Kind immer wieder Opfer von Mobbing wurde und dennoch nicht daran zerbrochen ist.
Das Ende der Geschichte war für mich eindeutig zu schnell abgehandelt, schade eigentlich, denn das Buch war so kurzweilig geschrieben, dass ich es kaum aus der Hand legen konnte.
Wer eine Lektüre sucht, die fesselnd geschrieben ist unter die Haut geht, wird hier bestens bedient!

Bewertung vom 07.08.2024
Mein drittes Leben
Krien, Daniela

Mein drittes Leben


sehr gut

Starke Lektüre – unheimlich bewegend
Das Buch "Mein drittes Leben" von Daniela Krien ist großartig.
Die Sprache ist flüssig und der Text ist so fesselnd geschrieben, dass man das Buch, obwohl es ein sehr tragisches Thema umfasst, am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.
Lindas Tochter wurde vor 2 Jahren auf dem Fahrrad von einem LKW erfasst und bei diesem Unfall getötet. Seither ist in Lindas Leben nichts mehr, wie es war.
Bei der Nachsorge ihrer Krebserkrankung lernt sie Grete Adomeit kennen, die selbst Krebs im Endstadium hat. Ihre Kinder interessieren sich nicht für ihren Hof in einer einsamen Gegend und Grete und Linda schließen einen Pakt. Linda mietet das Haus, zieht dort nach Gretes Tod ein und verspricht, sich um die verbleibenden Tiere zu kümmern.
Linda igelt sich am Land völlig ein und kappt sämtliche Verbindungen in ihr früheres Leben, bis ihr auch ihr Mann Richard, der sie immer wieder besucht, eröffnet, dass er jemanden kennengelernt hat.
Die wenigen Personen, mit denen sie spärlich Kontakte pflegt, sind ihre Nachbarn Klaus und Bruni, die versuchen, sie aus ihrer Lethargie zu holen sowie Natascha und ihre autistische Tochter Nine.
Linda lebt völlig zurückgezogen und vergeht beinahe vor Kummer und Schmerz um ihre verstorbene Tochter, allein Psychopharmaka und Schlafmittel verschaffen ihr ein wenig Ruhe. Sie meint nie mehr glücklich werden zu können, muss aber nach und nach erkennen, dass auch ihre Mitmenschen verschiedenste zum Teil sehr große Sorgen und Herausforderungen stemmen müssen.
Die Personen im Buch wurden gut charakterisiert, man kann sich sehr gut in Lindas Trauer versetzen, man erfährt ihre eigene Biographie und die spezielle Beziehung zu ihrer Mutter.
Auch Natascha und ihre Tochter Nine können einem wirklich leidtun, Nine ist zwar am Leben, aber durch ihre Behinderung wird sie nie ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben führen können.
Oft fragt man sich wirklich, wie viel ein Mensch ertragen kann.
Das Buch ist es wirklich wert, gelesen zu werden, es ist jedoch keine leichte Kost!

Bewertung vom 30.07.2024
Sobald wir angekommen sind
Lewinsky, Micha

Sobald wir angekommen sind


sehr gut

Humorvolle Odysee
Ben und Marina leben nach ihrer Trennung noch in der gemeinsamen Wohnung, da sie sich keine 2 Wohnungen leisten können. Nach seinem großen Erfolg mit der Erzählung "Karies", die sogar verfilmt wurde, köchelt Bens Karriere nur mehr schlecht als recht dahin. Mit einem Film über Stefan Zweig möchte er seinen großen Durchbruch schaffen, aber seine Managerin teilt ihm durch die Blume mit, dass dieses Thema gerade gar nicht gefragt ist. Seine Freundin Julia, eine Künstlerin steigt hingegen gerade die Karriereleiter empor.
Nachdem Bens bester Freund Joachim, ein Mensch mit Angststörungen, Ben auch darin bestärkt, dass ein Krieg in Europa quasi vor der Tür steht, flieht er zusammen mit seiner noch Ehefrau Marina und seinen Kindern nach Brasilien, wie es vor ihm schon Stefan Zweig getan hat. Ob er endlich zur Ruhe kommt, sobald sie angekommen sind?
Die Charaktere sind sehr gut beschrieben, vor allem Ben aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird. Er sieht und suhlt sich in seiner Opferrolle. Mit seinen jüdischen Wurzeln, wurde ihm die Rolle des Opfers quasi schon in die Wiege gelegt. Er ist so sehr damit beschäftigt sich selbst zu bemitleiden und vor allem und Jedem Angst zu haben, dass er gar nicht bemerkt wie das Leben und die schönen Momente und Dinge im Leben spurlos an ihm vorbeiziehen. Es muss sich was ändern bzw. er muss sich ändern, damit er mit seinem Leben ins Reine kommen kann.
Witzig zu lesen sind die Passagen, wo Bens Gedanken mit ihm durchgehen und die darauffolgende Konversation, die seinerseits so wohlüberlegt ist, um ja nichts Falsches zu sagen, jedoch tappt er dann immer wieder ins Fettnäpfchen.
Das Buch war sehr witzig, sarkastisch und unterhaltsam zu lesen