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Brombeere

Bewertungen

Insgesamt 170 Bewertungen
Bewertung vom 04.05.2024
Und alle so still
Fallwickl, Mareike

Und alle so still


ausgezeichnet

schmerzhaft

Worum geht es?
Von jetzt auf gleich entscheiden sich Frauen, die Care-Arbeit ruhen zu lassen. Die Gesellschaft und das Land sind nicht gewappnet, was das für Auswirkungen haben wird.

Worum geht es wirklich?
Zusammenhalt, Befreiung und Mut.

Lesenswert?
Ja, für mich war die Lektüre sehr bewegend und auch bereichernd. Zwischendrin gab es Situationen, denen ich nicht so gut folgen konnte und meine Bewertung hat sehr geschwankt.
Schlussendlich hat mich das Buch aber auf so vielen Ebenen überzeugt und auch berührt.
Die drei sehr unterschiedlichen Protagonist*innen fand ich spannend und gut gewählt. Es war schön, dass hier verschieden Altersgruppen repräsentiert wurden - was übrigens für das gesamte Buch gilt. Die Autorin spricht echt viele Themen an: Es geht um Carearbeit, um Pflege, um unterdrückende Familienstrukturen, um toxische Männlichkeit und Gefühle empfinden dürfen. Über allem steht die Frage, was passiert, wenn Frauen ihre Arbeit niederlegen, wenn plötzlich die Arbeit in vielen prekären Berufsfeldern nicht mehr ausgeführt wird. Was passiert im Krankenhaus, was mit den Patient*innen? Die Autorin beschreibt hier in wenigen Szenen das dramatische Ausmaß. Spannend, dass also eine Gruppe eigentlich so viel Macht hat, diese aber real nicht umgesetzt oder genutzt wird. Beispielhaft wird mehrmals Island angesprochen, wo die Frauen tatsächlich für einen Tag ihre Arbeit niederlegten und einfach streikten. Selbstverständlich hat auch die Arbeit von Männern einen großen Wert in der Gesellschaft, dieser wird jedoch allgemein anerkannt und man ist sich dessen bewusst.
In diesem Buch spielen die Frauen und ihre Arbeit eine Rolle, bzw. auch die generelle Arbeitskraft in bestimmten Berufsgruppen. Eine der Hauptfiguren ist ein junger Mann, der mehrere Jobs annehmen muss um genug Geld zum überleben zu verdienen, dessen Arbeitskraft ausgebeutet wird und der ebenfalls versucht sich von der Last des Patriarchats zu befreien.
Sprachlich hat mir das Werk gut gefallen, die geschilderten Szenen sind so eindrücklich und teilweise erdrückend. Stellenweise sehr emotional und haben beim Lesen viel aufgewühlt.
Die Autorin erklärt dabei viele Dinge nicht, sondern lässt sie einfach am Rande einfließen. Aufbauend ist hierbei vor allem die Sicht auf Freundinnenschaft und Loyalität unter Frauen. Extrem bereichernd, dass sich die Autorin hier nicht gängiger Klischees bedient.
Ich finde das Buch sehr klug und voller wichtiger Themen. Kann man jedem Menschen empfehlen, da man viel dabei mitnehmen kann oder einfach nur leichte Denkanstöße bekommt.

Bewertung vom 04.05.2024
Sparks (eBook, ePUB)
Dawson, J.R.

Sparks (eBook, ePUB)


sehr gut

chosen family

Worum geht es?
Ein Zirkus voll Menschen mit magischen Fähigkeiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts, immer auf der Flucht vor dem bösartigen Circus King.

Worum geht es wirklich?
Gemeinschaft, Liebe und Schicksal.

Lesenswert?
Ja, hat mir wirklich gut gefallen. Das Buch spielt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt steht eine Gruppe Artist*innen, die alle mit besonderen magischen Fähigkeiten ausgestattet sind und diese für ihre fantastischen Shows verwenden. Der Zirkus ist jedoch ständig unterwegs, weil sie sich auf der Flucht vor ihrem Gegner, dem dunklen Circus King, befinden. Nach und nach erfährt man die Hintergründe dieses Kampfes und auch immer mehr über die Talente der jeweiligen Mitglieder.
Ich war ob der Düsternis überrascht, da das Buch mit seinem historischen Setting auch während der Weltkriege spielt, bzw. Kämpfe und Traumata eine Rolle spielen. Trotzdem war die Brutalität nicht ausufernd oder voyeuristisch geprägt. Dieses Können hat mich sehr fasziniert.
Die Figuren sind teilweise queer, aber auch Queerfeindlichkeit spielt eine Rolle. Der innere Kern der Artist:innen geht wohlwollend miteinander um, die äußere Welt jedoch nicht immer.
Erwähnenswert empfinde ich die Art, wie Dawson gesellschaftliche Themen einarbeitet. Neben den historischen Gräueltaten findet individuell trotzdem ein aufgeschlossenes Miteinander statt. Dass Dawson den Fantasyaspekt dafür einsetzt und einfach aufzeigt, wie Menschen mitgedacht werden können, ist eine wundervolle Entscheidung.
Das Buch regt irgendwie zum Nachdenken an, es werden Emotionen sehr gut rübergebracht und soviel durch die Dialoge und Reaktionen gezeigt. Gerade in dem Zusammenspiel von Ruth und Edward war das richtig gut und auch richtig erschreckend. Wow!
Die Handlung an sich fand ich stellenweise zu gering, dafür wurde der Fokus eher auf andere wichtige Dinge gelegt.
Sprachlich ist die Übersetzung sehr gut gelungen.
Zusammenfassend hat das Buch wirklich viele tolle Aspekte und ich kann kaum glauben, dass das ein Debüt sein soll. Ich möchte auf jeden Fall weitere Bücher von Dawson lesen.

Bewertung vom 04.05.2024
Die Auszeit
Rudolf, Emily

Die Auszeit


sehr gut

unrealistisch aber unterhaltsam

Worum geht es?
Eine bekannte Influencerin samt ihrem Gefolge bucht eine einsame Luxuslodge in den Bergen. Eigentlich geht es um Wellness und Erholung, aber dann wird jemand ermordet.

Worum geht es wirklich?
Ruhm, Besitz und Spiele.

Lesenswert?
Ja, trotz einiger Schwächen habe ich mich einfach echt gut unterhalten gefühlt und das Buch innerhalb eines Wochenendes gelesen. Positiv kann ich hier auf jeden Fall die Sprache und den Spannungsaufbau nennen, denn beides hatte für mich eine super Sogwirkung, die mich hat immer weiter lesen lassen.
Es gibt zwei Handlungsstränge, einmal kurz nach dem Mord und dann die Vergangenheit seit Ankunft in dem Hotel. Im Gegensatz zu anderen ähnlichen Büchern verzichtet die Autorin hier auf wilde chronologische Sprünge. Beide Erzählsprünge verlaufen chronologisch, während der eine ein paar Stunden erzählt, erfährt man in dem anderen die Handlung von 3 Tagen. Aufgelockert wird das jedoch durch unterschiedliche Erzähler*innen, wobei die beteiligte Menschenanzahl eher klein ist und es daher wirklich übersichtlich bleibt. Aufgelockert werden die Kapitel durch Einschübe, die Instagram-Posts nachempfunden sind.
Das Cover gefällt mir hinsichtlich der Gestaltung, jedoch finde ich die Farbwahl eher unpassend. Weiß nicht, ob mich das Buch optisch in einer Buchhandlung angesprochen hätte.
Die Ausarbeitung der Figuren hat mich nicht überzeugt, da sie schon sehr einseitig war und auch oft oberflächlich. Da hätte ich mir trotz Thema mehr Tiefe gewünscht.
Dahingegen hat mir der Handlungsverlauf gefallen und hatte ausreichend Spannung. Die eigentliche Auflösung gefiel mir zwar nicht, aber die Hinweise zuvor ebenso wie die Sequenz am Ende des Showdowns.
Als Hinweis: Das Buch enthält definitiv blutige und auch gewaltvolle Szenen, ebenso wie Hass gegenüber Frauen.
Obwohl das Buch nicht komplett überzeugen konnte, war es dennoch genau die richtige Lektüre um abzuschalten und in einer Handlung zu versinken.
Ich denke, dass das Buch gerade für Menschen geeignet ist, die mit SocialMedia Kontakt haben und daher bestimmte Klischees Wiedererkennen können.

Bewertung vom 04.05.2024
Deutschland der Extreme
Debes, Martin

Deutschland der Extreme


sehr gut

Worum geht es?
Um die Geschichte Thüringens, die Menschen, die dort leben und die aktuelle (politische) Situation.

Worum geht es wirklich?
Hintergründe, Einfluss und Menschen.

Lesenswert?
Ja, ein lehrreiches und gut verständliches Buch. Mein Grundwissen zu dem Thema war quasi nicht vorhanden. Da das Thema Thüringen jedoch immer wieder präsent in den Schlagzeilen ist, habe ich dieses Buch als gute Gelegenheit genutzt, um endlich mehr über die Situation in dem Bundesland zu erfahren.
In verschiedenen Themengebieten wird das Bundesland und die politischen Entwicklungen beleuchtet. So erfährt man zum Beispiel wirklich historische Gegebenheiten, die die Gliederung Thüringens oder auch die Unterschiede zu anderen Bundesländern verständlich erklären. Auch zu politisch bekannten Figuren wie Ramelow erfährt man einiges.
Ohne es genauer benennen zu können, habe ich den Eindruck gewonnen, hier ganz andere Dinge Tür Wiedervereinigung gelernt zu haben, als in der Schulzeit unterrichtet wurden.
Geholfen hat mir das Buch um einige aktuelle politische Personen einordnen zu können oder mal ein bisschen mehr über die früheren Aktionen zu erfahren.
Das Buch geht je Thema chronologisch vor und führt dabei bis in die jüngste Neuzeit, nämlich Anfang 2024. Ich würde dieses Buch also gerade jetzt, im ersten Halbjahr 2024 sehr empfehlen, da die Informationen kaum aktueller sein könnten und es natürlich viel um den Ausblick auf die Wahl im Herbst 2024 geht.
Das Buch bietet auf knapp 300 Seiten (und darin sind ja auch noch Quellenangaben enthalten) sehr viele Informationen, sodass man diese Menge erst einmal verarbeiten muss.
Positiv ist mir die Sprache und die Verständlichkeit aufgefallen, ebenso die Positionierung des Autors. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und man kann die Lektüre daher in kleine Abschnitte einteilen. Ich würde dennoch empfehlen, die vorgegebene Reihenfolge der Kapitel einzuhalten.
Das Buch könnte für Leser*innen geeignet sein, die sich ein bisschen mehr mit Thüringen auseinander setzen möchten und die es als nicht ausreichend einstufen, was man zu dem Bundesland, den Menschen und der Wahl in den Zeitungen liest. Hier gibt es definitiv mehr Informationen und auch einfach ein besseres Bild.

Bewertung vom 07.04.2024
Unlearn Patriarchy 2
Amojo, Ireti;Borcak, Melina;Boussaoud, Yassamin-Sophia

Unlearn Patriarchy 2


ausgezeichnet

sehr lehrreich

Worum geht es?
Verschiedene Blickwinkel, wie Literatur, Geld oder auch Medizin werden hinsichtlich des patriarchalen Einflusses beleuchtet.

Worum geht es wirklich?
Ungerechtigkeiten, ungesehene Punkte und Ideen für eine bessere Zukunft.

Lesenswert?
Ja, eine großartige Fortsetzung. Die Themengebiete sind sehr vielfältig und jedes für sich super spannend. Die Verfasser*innen setzen nicht viel Vorwissen voraus und alle Beiträge sind gut und verständlich lesbar und erklärt. Wenn man nicht gerade von genau der Person zu dem Thema schon etwas ausführlicheres gelesen hat, dann sind alle Kapitel unabhängig vom Vorwissen erleuchtend und bereichernd oder fassen teilweise aus anderer Perspektive Probleme auf.
Das Buch macht definitiv wütend und betroffen und an einigen Stellen war ich wirklich fassungslos.
Positiv ist, dass die Autor*innen viel auf Intersektionalität wert legen und auch Minderheiten in Minderheiten erwähnt werden und die leittragenden der patriarchalen Strukturen genau benannt werden.
Auch wenn man kein Vorwissen braucht, so würde ich dennoch eine gewisse Offenheit gegenüber diesen Themen empfehlen, da das Buch schon grundsätzlich voraussetzt, dass man sich der Existenz des Patriarchats bewusst ist. Zu den vielfältigen Lebensbereichen braucht man jedoch keine Vorkenntnisse.
Für ein Kapitel gibt es eine Contentnote im Buch, weil der Inhalt wirklich heftig und schwer zu ertragen ist. Aber allen, die sich das emotional zutrauen, kann ich wirklich nur raten, auch diesen Beitrag zu lesen/zu hören.
Das Buch wirft einen sehr breiten Blick auf Unterdrückungen in unserer Gesellschaft und könnte ein schöner Anfang sein, um sich grob zu informieren.
Optisch und auch haptisch kann ich das Buch ebenfalls empfehlen und würde es als gutes Geschenk für interessierte Mitmenschen einordnen.

Bewertung vom 07.04.2024
Die Zeit im Sommerlicht
Laestadius, Ann-Helén

Die Zeit im Sommerlicht


ausgezeichnet

Worum geht es?
Die samischen Kinder müssen in den 60er Jahren eine Nomadenschule besuchen. Mit Härte und Unnachgiebigkeit wird ihnen hier versucht, ihre Herkunft auszutreiben. Jahrzehnte später leiden sie auf unterschiedliche Art und Weise unter diesen Erfahrungen.

Worum geht es wirklich?
Unterdrückung, Vergessen und neuen Mut.

Lesenswert?
Ja, absolut. Bereits das erste Buch der Autorin, deren Mutter selbst als samisches Kind eine solche Schule besuchen musste, konnte mich überzeugen. Jetzt hat die Autorin nachgelegt und wieder ein berührendes und lehrreiches Buch verfasst.
In zwei Zeitzonen, in den 60ern und in den 90ern, verfolgt man als lesende Person die Kindheit und später das erwachsene Leben von mehreren Kindern samischer Familien. Um ihre Kultur, Sprache und Strukturen zu unterdrücken und zu zerstören wurden die Kinder in Nomadenschulen gezwungen, damit sie ihre indigene Herkunft verlieren und sich der schwedischen Bevölkerung anpassen. Nicht alle Lehrkräfte sind grausam, aber einige nutzen sehr wohl ihre Macht aus und schikanieren die Kinder und quälen sie. Grausamkeiten untereinander und Übergriffigkeiten werden hingenommen und übersehen.
Zeitlich lernt man die Protagonist*innen in den 90er Jahren kennen. Wirklich gut hat kaum jemand die Kindheit verarbeitet, aber der Umgang damit ist sehr unterschiedlich. Einige leben ein schwedisches Leben voller Heimlichkeiten, damit Freund*innen ja nicht die sambische Herkunft erfahren.
Sprachlich konnte mich das Buch überzeugen, jedoch blieben mit die Figuren lange eher fremd und der Funke wollte nicht überspringen. Im letzten Drittel hat sich das allerdings sehr schnell geändert und die Geschichte hat mich ungemein berührt.
Ich finde es wunderbar, wie die Autorin Szenen einfangen kann, die so viel vermitteln und an Hand derer man so viel verstehen kann.
Ich denke, dass dieses Buch, bzw. Geschichten von indigenen Stimmen, viel mehr gehört werden müssen, damit wir den Umgang mit Mitmenschen und Andersartigkeit hinterfragen und sensibler gestalten können.
Man braucht für dieses Buch keine Vorkenntnisse, da es auch ein unterstützendes Glossar gibt. Somit kann ich dieses Buch (und auch das erste Werk) wirklich voll empfehlen.

Bewertung vom 23.03.2024
Twelve Secrets / Ben Harper Bd.1
Gold, Robert

Twelve Secrets / Ben Harper Bd.1


weniger gut

verwirrend und übertrieben

Worum geht es?
Ein Doppelmord und ein Suizid liegen Jahre zurück, alles scheint geklärt zu sein. Doch mit der Zeit bekommt die Fassade Risse und einzelne Menschen können ihr Wissen nicht mehr für sich behalten.

Worum geht es wirklich?
Familie, Macht und Gewalt.

Lesenswert?
Nein, hat mich nicht überzeugt. Der Grundgedanke, dass es sich hierbei um abgeschlossene Fälle handelt und dann doch noch mehr ans Licht kommt, klang spannend und interessant. Auch die Kombination aus einem Journalisten und einer Polizistin ist eine gute Voraussetzung.
In zwölf großen Abschnitten (mit kurzen Kapiteln) werden Situationen aus der jetzigen Zeit geschildert, die immer mehr Geheimnisse ins Rollen bringen.
Es kommen unglaublich viele Namen vor und die Erzählperspektive wechselt, sodass ich oft seitenlang nicht wusste, von welcher Familie und welcher Person jetzt gesprochen wird. Dazu kommt ein oft umständlicher Satzbau, der einen richtigen Lesefluss verhindert.
Durch die stetigen Wechsel kommt mein keiner Figur wirklich nah oder lernt sie in all ihren Facetten kennen. Im Verlauf werden die Figuren immer klischeehafter und nur von je einem Gedanken getrieben.
Die ersten ca. 30% fand ich richtig gut und mochte das Grundgerüst, aber dann nimmt irgendwann das Thema sexualisierte Gewalt wie aus dem nichts rapide zu und spielt von da an ständig eine Rolle.
Generell empfinde ich gerade die Frauenfiguren als stereotype, wenn dann „Zickenkriege“ unter Kolleginnen gezeigt werden. Mutterschaft und die „einzig wahre Mutterliebe“ sind ebenfalls Themen.
Bei diesem Buch handelt es sich wohl um den Auftakt einer Reihe, aber ich hätte jetzt an keiner der Personen ein weiteres Interesse und würde keinen weiteren Teil lesen.
Die Handlung an sich ist aber abgeschlossen und Fragen sind geklärt.
Zusammenfassend gefiel mir also nur die Grundidee. Umsetzung, Sprache und Figuren haben mich enttäuscht. Ebenso die völlig abstruse Auflösung.

Bewertung vom 23.03.2024
A Midsummer's Nightmare
Stoffers, Noah

A Midsummer's Nightmare


sehr gut

Worum geht es?
Um eine Gruppe junger Menschen, die in ihrem College ein Shakespear-Stück aufführen wollen. Doch Realität und Scheinwelt verschwimmen, plötzlich befinden sie sich in Gefahr.

Worum geht es wirklich?
Zuneigung, Macht und Identität.

Lesenswert?
Ja, hat mir gut gefallen. Die Story beinhaltet echt tolle Aspekte und Autor*in Noah Stoffers hat mit viel Feingefühl wunderbare Protagonist*innen gestaltet, die sich teilweise auf der Suche nach ihrer Identität oder dem Umgang damit befinden.
Im Mittelpunkt steht die Zeit am College mit allen Verpflichtungen, aber auch mit den Proben der Theatergruppe, die das Stück Sommernachtstraum am Schuljahresende aufführen möchte. Mit dabei ist unter anderem die nicht-binäre Person Ari, welche Oberon verkörpern wird. Während Aris Identität in der Gruppe keine Probleme erzeugt, verhält sich die Schule an vielen Stellen konservativ und kann/will Ari nicht immer entgegen kommen. Ari ist es auch, dey dann irgendwann Merkwürdigkeiten entdeckt und zunehmend mit fantastischen und gefährlichen Elementen zu tun hat.
Sprachlich gefällt mir der Roman gut, die Protagonist*innen sind sympathisch, gehen oft wohlwollend miteinander um und die Schauspielproben sind richtig toll arrangiert. Hier wählt Stoffers genau die richtigen Szenen, um die Leser*innen in den Bann zu ziehen.
Ebenfalls positiv ist mir der queere Aspekt aufgefallen und die Art der Einbindung. Aris Identität spielt immer wieder eine Rolle und wird meiner Meinung nach an mehreren Stellen gut erklärt und veranschaulicht, ebenso die gesellschaftliche Probleme, die damit einher gehen. Bei dem Thema Nicht-Binärität spricht Stoffers aus Erfahrung, denn sier ist ebenfalls eine nicht-binäre Person.
Während die Handlung zu Beginn eher langsam in Fahrt kommt, wird sie dann zunehmend düster, lebensgefährlich und auch fantastisch.
Hierzu tragen das Setting auf der Insel, sowie die mystischen Spielorte des Theaterstücks, bei.
An einigen Stellen hätte ich mir ein tiefergehendes Worldbuilding erwünscht. Zudem bin ich mit NA auch nicht die richtige Zielgruppe, sodass mir manchmal die Reife fehlte. Das Buch beinhaltet definitiv viele Aspekte, die für Dark Academia notwendig sind, war mir aber manchmal nicht geheimnisvoll genug.
Dass das Cover ein echter Hingucker und sehr edel ist, muss ich vermutlich nicht erwähnen.
Zusammenfassend konnten mich hier die Figuren und das Verweben mit dem Theaterstück wirklich überzeugen!

Bewertung vom 23.03.2024
White Zero
Falk, Thilo

White Zero


gut

mittelmäßig

Worum geht es?
Der Winter in Deutschland ist viel kälter als gewöhnlich, das Leben kaum machbar. Mit Zeitdruck geht ein Team auf die Suche nach dem Grund.

Worum geht es wirklich?
Wohlstand, Eurozentrismus und Familie.

Lesenswert?
Ja, hat wirklich gute und interessante Aspekte, aber überzeugt nicht in allen Bereichen.
Das Thema als solches ist interessant und gut umgesetzt. Es gibt immer wieder Einschübe, wie die Regierung mit der Situation umgeht und wie Zeitungen oder Radiosender zu dem Thema berichten. Das war unglaublich realistisch und so gut vorstellbar. Hier hat alles gestimmt: Wortwahl, Inhalt und auch die jeweilige Richtung. Könnte 1:1 so in der Realität stattfinden.
Europa, das plötzlich gar nicht mehr so lebenswert ist, wird den begehrteren Ländern im nahen Osten oder Nordafrika gegenübergestellt. Diese Länder ergreifen Schutzmaßnahmen gegen zu ihnen strömende flüchtende Menschen. Leider macht dieser Aspekt nochmal deutlich, wie wenig menschlich diese Art der Reaktion ist. Regt auf einen ungewöhnlichen, aber gut gemachten Weg, zum nachdenken an. Dem europäische Umgang mit geflüchteten Menschen (und uns) wird quasi ein Spiegel vorgehalten.
Die Story ist gut erzählt, spannend und dramatisch. Die Sprache angenehm und je nach Figur unterschiedlich umgesetzt. Diese ganzen Feinheiten waren ein großer Pluspunkt.
Jedoch konnten mich die Figuren in ihren Eigenschaften nicht überzeugen, ebenso wenig der eigentliche Plot und die schnelle Problemlösung an so manchen Stellen, die natürlich genau im richtigen Moment wie von Zauberhand greifbar war. Durch Zufall kannten die beteiligten Leute immer die hilfreichen Kontakte. Story und Figuren haben für eine gewisse Unglaubwürdigkeit gesorgt. Dies ist, gerade im Bezug auf richtig gut umgesetzte Kleinigkeiten, eher schade. Hätte man sicher anders lösen können. Trotzdem kann ich das Buch auf Grund des Themas empfehlen!

Bewertung vom 23.03.2024
Die zerrissenen Staaten von Amerika
Landwehr, Arthur

Die zerrissenen Staaten von Amerika


gut

Worum geht es?
Die aktuelle Situation in den USA, wie sich die Bevölkerung unterscheidet, warum es Gräben zwischen verschiedenen Gruppen gibt.

Worum geht es wirklich?
Identität, Macht und Geschichte.

Lesenswert?
Ja, wenn auch mit einigen Kritikpunkten.
Prinzipiell fand ich das Buch inhaltlich sehr interessant und war positiv über die Vielzahl an Themen überrascht, die hier behandelt werden.
Der Schreibstil ist gut lesbar, an einigen Stellen aber unnötig verschachtelt. Dadurch müssen auch kurze Sätze mehrfach gelesen werden. Hier hätte ich mir manchmal flüssigere Sätze gewünscht.
Der Autor behandelt viele Themen umfangreich und stellt die historischen Beweggründe und/oder die aktuelle Situation dar.
Ich glaube, dass er dabei versucht, eine neutrale Position einzunehmen und unvoreingenommen an viele Themen heran zu gehen. Allerdings liegt, zumindest habe ich das mehrfach gedacht, der Fokus auf den konservativen Ansichten und den Sorgen dieser Bürger*innen. Das mag natürlich auch wichtig sein, aber bei Diskriminierung finde ich es nicht gelungen, wenn quasi beide Seiten beleuchtet werden und als gleichwertige Ansichten gegenüber gestellt werden. Ungesagt bleibt hierbei nämlich, dass Rassismus und Diskriminierung für manche Menschen lebensbedrohlich ist.
Wiederum sehr spannend sind die Vergleiche zu Deutschland oder dass man Bewegungen im eigenen Land wiederfinden kann, ohne dass der Vergleich bewusst gezogen wird.
Gerade im Hinblick auf Waffen, Autos und Religion habe ich recht viel gelernt, was mir vorher total unverständlich war. Hier hat der neutrale Blick des Autos definitiv geholfen.
Im Anhang (zumindest im ebook ist es als Anhang) wird zu vielen Begriffen erklärt, warum er sie verwendet hat. Dennoch stehen diskriminierende oder veraltete Begriffe im Text und wurden nicht sonderlich reflektiert.
Zusammenfassend schon ein interessantes Buch, von dem man auch einige Dingen mitnehmen kann, allerdings nicht immer umsichtig formuliert und manche Gefahren werden schlicht ausgelassen.