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Benutzername: 
Denise H.
Wohnort: 
Rostock

Bewertungen

Insgesamt 56 Bewertungen
Bewertung vom 04.05.2023
Florentia - Im Glanz der Medici
Martin, Noah

Florentia - Im Glanz der Medici


sehr gut

Die hohe Kunst zu Bestehen

Florenz im Glanz der Medici. Viele Bücher wurden schon geschrieben über die glorreiche Familie der Medici, die Florenz und seine Künstler zu Ruhm und Ehre brachten. Welche Schwierigkeiten, Neid und Eifersucht ihnen entgegenschlugen, davon handelt Florentia. Und natürlich von seinen großartigen Malern, allen voran da Vinci und Botticelli.

Noah Martin verwebt in ihrem Roman historisch belegbare Figuren mit samt ihrer größtenteils wahren Geschichte mit ausgedachten, aber möglicherweise ähnlich existenten Figuren. Diese Mischung hat in meinen Augen viele positive Aspekte. Die Lesenden lernen die Brüder Lorenzo und Giuliano Medici kennen, als sie noch unter ihrem gichtvergrämten Vater in Florenz aufwachsen und jugendliche Kräftemessen über sich ergehen lassen müssen.

Doch schon bald und viel zu früh müssen sie selbst lernen, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. Zuallererst für Florenz, aber dies bedeutet auch für die Familie. Oft heißt das für beide Brüder eigene Wünsche hintenan zu stellen. Seien es Liebschaften oder Lebensentwürfe, die über Bord geworfen werden müssen um den Laden am Laufen zu halten. Sie müssen sich gegen aufmüpfige Florentiner und machtgierige Päpste behaupten und gleichzeitig die Einwohner der Großstadt zufrieden halten ohne ihre eigenen Schwächen zu zeigen.

Eine der sympathischsten Figuren ist Fioretta, die trotz Widerstand ihres Vaters lieber Malerei erlernt als einen guten Ehemann zu finden. Die Handlung springt immer wieder zwischen den Hauptpersonen Fioretta, Lorenzo, Giuliano, Leonardo und der Pazzi-Verräterin Albiera. Diese lockeren und bunten Perspektiv-Wechsel in der Erzählung machen die Geschichte leicht lesbar. Ein wenig Anlaufschwierigkeiten in der Spannung waren zu erkennen, darüber kann man aber hinweglesen. Die zweite Hälfte entwickelte dann deutlich mehr Sogwirkung.

Das Buch ist zu empfehlen für Menschen, die sich für Kunst interessieren. Beispielweise werden Themen wie Perspektive und Farben detailreich beschrieben. Gut gefallen hat mir auch die Aktualität der Figuren, die teilweise aber auch historisch belegt sind - es gibt feministische und queere Figuren ohne Klischees und abgedroschener Kitsch.

Insgesamt ein moderner historischer Roman mit sympathischen und fiesen Charakteren, vielen spannenden Auseinandersetzungen und süßen Liebesgeschichten.

Bewertung vom 17.04.2023
Kathmandu & ich
Jähnel, Sven

Kathmandu & ich


sehr gut

Zum Hin- und Wegträumen

Sven Jähnels Debüt-Roman ist ein wunderbarer Roman zum Wegträumen und ist toll für Leser, die Genre-Mischungen lieben. Wir erleben viel Reise-Abenteuer, eine gute Prise Romantik und vor allem eine tolle Freundschaftsgeschichte.

Erik ist zu Beginn der Geschichte ein ziemlich durchschnittlicher Typ und himmelt seit längerem heimlich seine gute Freundin Jule an. Diese steckt jedoch noch in einer wenig glücklichen Beziehung. Aus einer Schnapsidee heraus verabreden sie sich, gemeinsam mit vier weiteren Freunden zu einer Reise nach Nepal. Nepal sehen sie, vor allem Jule, als Reiseziel mit einem gewissen Charme, Charakter und vor allem etwas Nervenkitzel an. Nicht einfach das gut alte Allgäu, wo man weiß, was man bekommt.

Doch beschlossen ist beschlossen und los geht die Reise. Die Geschichte entwickelt sich chronologisch entlang der Reiseroute mit einigen Rückblicken in die persönlichen Erlebnisse der Charaktere. Diese sind allesamt sehr individuell gestaltet und man spürt, dass sie zu großen Teilen echten Freunden des Autors nachempfunden sind. Dies trifft sehr wahrscheinlich auch auf viele der, teils witzigen, teil gefährlichen Begebenheiten während der Reise zu. Wie oft blieb mir die Luft beim Lesen weg oder ich habe mich schmunzelnd mitgefreut.

Im ersten Teil reist man mit den Freunden durch einen Nationalpark samt Ausflug in den Dschungel mit gefährlichen Tieren. Danach folgt, der für mich markanteste Teil der Geschichte, nämlich die Wanderung rund um die Annapurna. Herausforderungen jeglicher Art, ziemlich viele Höhen und Tiefen, man ist gerne dabei und fiebert mit. Die Beschreibungen des Ausblicks auf die Berge, die lokale Bevölkerung und die zwischenmenschlichen Interaktionen haben den Roman für mich zu etwas besonderem gemacht.

Lediglich die Liebesgeschichte hätte in meinen Augen noch etwas stärker ausgeschmückt werden können. Ein bisschen mehr Prickeln und Herzklopfen hier und da hätte die Geschichte perfektioniert. Aber nichtsdestotrotz eine gelungene Erzählung, die man in einem Rutsch durchlesen möchte.

Bewertung vom 06.03.2023
Morgen, morgen und wieder morgen
Zevin, Gabrielle

Morgen, morgen und wieder morgen


ausgezeichnet

Eine Welt ist nicht genug

Leider ist das reale Leben kein Spiel, das man, immer wenn man es braucht, von vorne starten kann. Diese harte Lektion lernen Sadie und Sam, die Hauptprotagonisten aus "Morgen, morgen und wieder morgen" am eigenen Leib. Beide sind sie brillante Köpfe, kreativ und hoch-intelligent. Und doch sehr verschieden. Manchmal wirken sie wie eine Einheit, ein anderes Mal wie zwei entgegengesetzte Pole.
Sadie und Sam lernen sich zufällig im Spielzimmer eines Krankenhauses kennen. Der junge Sam, der jahrelang traumatisiert mit keiner Menschenseele gesprochen hat, findet durch Sadie und ihre gemeinsame Leidenschaft zu Games zurück ins soziale Miteinander. Und trotzdem verlieren sie sich bald darauf durch ein blödes Missverständnis oder Nicht-Gesagtes aus den Augen. Dieses nicht Aussprechen begleitet beide leider ihr ganzes Leben.

Genau diese nicht vorhandene Perfektion der Beziehung macht das Gespann für mich so real, dass ich das Buch kaum aus den Händen legen konnte. Die Sehnsucht und das Bedauern spiegelt sich in so vielen Leben wider, die eben in der Wirklichkeit oft kein Happy End finden. Sam ist ein total Nerd, der sich auch Gefühle am liebsten rational erklärt. "Die Zeit war mathematisch erklärbar; es war das Herz - also jener Teil des Gehirns, für den das Herz steht - , das Rätsel aufgab." Das macht ihn zwar sympathisch, aber oft denkt man sich einfach: oh Mann, jetzt gib dir einen Ruck. Doch nicht nur die Hauptfiguren berühren. Gabrielle Zevin hat auch die Nebenfiguren so toll dargestellt, dass man sie spüren und mit ihnen mitfühlen kann.

Zevin beweist ihre große Kreativität und Gaming-Liebe in der Kapitel-Gestaltung. Und natürlich in den Entwürfen der Spiele, die Sadie und Sam im Laufe der Geschichte entwickeln. Total vertrackte, liebevolle, unangepasste Spiele. Man muss selbst kein Gamer sein, um der Geschichte folgen zu können. Aber es schadet definitiv nicht, von den ein oder anderen Spielen oder Spiel-Gestaltungen bereits etwas gehört zu haben.

Der große Sog, den die Story mit der Zeit entwickelt, eingebettet in die Game-Rahmen, schreit förmlich danach verfilmt zu werden. Obwohl sich Motivation und Hintergründe der Protagonisten erst mit der Zeit offenbaren, ist man von Anfang an dabei. Die Informationshäppchen sind gut dosiert, ebenfalls ausgewogen wechseln sich angenehme mit aufregenden Szenen ab. Einziges Manko in meinen Augen: eine Trigger-Warnung bezüglich Amok-Läufen wäre mehr als angebracht.

Für mich ist dieses Buch ein absolutes Highlight, gerade weil es die Grenzen der typischen Genres sprengt. Es ist sprachlich hervorragend, gar nicht platt, wie manche vielleicht bei dem Thema erwarten würden und vielseitig.
Absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 14.01.2023
Mio und die Funkelsteine
Schwander, Livia; Schwander, Jana

Mio und die Funkelsteine


ausgezeichnet

Die Welt braucht mehr Wichtel

Funkelsteine sind ein Symbol für die Stimmung und das seelische Gleichgewicht der Wichtel. Wie praktisch wäre eine so offensichtliche Warnlampe in der heutigen Welt. Mio ist ein Wutzeli, der zu seinem heutigen Geburtstag eingeweiht wird in die Geheimnisse des Wichtelwalds und der Funkelsteine. Neben den Wutzeli gibt es noch andere Wichtel, die sich um das Wohl im Wald kümmern. Doch sie wurden beraubt: die Funkelsteine werden gestohlen. Nur von wem? Mio begibt sich auf die abenteuerliche Suche nach dem Übeltäter.

Das Buch der beiden Schwestern Livia und Jana Schwander fällt auf. Nicht nur durch das eher ungewöhnliche Querformat und die märchenhaften Figuren, sondern auch den besonderen und eher ungewöhnlichen Fokus der Selbstfürsorge in einem Kinderbuch. Dieses wichtige Thema taucht viel zu selten in Bilderbüchern auf. Aber auch wenn die Bedeutung des abstrakten Themas vielleicht nicht gänzlich bei den Kindern ankommen mag, geht die Geschichte und die Figuren zu Herzen. Kleinen Wichteln wird Verantwortung übertragen, sie stehen ein für die große Gemeinschaft und schaffen es sogar ihr Ziel zu erreichen.

Positiv hervor stechen auch die noch handwerklich erstellten Illustrationen, denen man ansieht, dass sie nicht oder nur wenig am Computer nachbearbeitet wurden. Ganz besonders detailreich und einladend wurden die Tannenhutzeli-Häuschen in den Bäumen gezeichnet.

Das Buch ist im Massel-Verlag erschienen, der noch sehr neu auf dem Markt ist und sich besonderen, herausfordernden Themen widmet. Ich wünsche ihm und auch den Autorinnen weiterhin viel Erfolg, eure Bücher sind klasse!

Bewertung vom 26.12.2022
Die schreckliche Adele im Land der unerzählten Märchen
Mr. Tan;Le Feyer, Diane

Die schreckliche Adele im Land der unerzählten Märchen


gut

Feministischer Kinder-Comic

Eine schräge Hauptfigur, Witz und eine gute Idee sollten doch eigentlich ein Garant für ein gutes Buch bzw. einen guten Comic werden. Die schreckliche Adele ist sicher dem ein oder anderem Leser bereits aus früheren Bänden bekannt. Ein Mädchen mit roten Zöpfen, das jedoch alles andere als lieblich und herzlich ist. Ihre markanten Augenbrauen und ihr hinterhältiges Grinsen geben bereits auf dem Cover den Hinweis, dass sie es faustdick hinter den Ohren hat.

In diesem Band geht es um niedliche Prinzessinnen, die im Märchenland an einem Talentwettbewerb teilnehmen um ihr persönlichen Märchen samt Prinz zu gewinnen. Adele muss gezwungenermaßen auch daran teilnehmen, obwohl sie große Ablehnung gegen schicke Kleidung, Glitzer und die zu sammelnden "Schmunzelpunkte" hegt. Alle Welt denkt, dass die Prinzessinnen nett und freundlich sind, doch im Hintergrund sind sie allesamt noch fieser als Adele. Ein wahrer Glitzer-Kampf bricht aus.

Anfangs habe ich wirklich nicht damit gerechnet. Mir gefiel, dass Adele sich nicht dem Klischee der Prinzessin in wallenden Kleidchen und schicken Frisuren fügen möchte. Aber, dass dann alles in einem Zicken-Krieg endet, in dem die geifernden Gören sich die Köpfe einschlagen, nur um bei einem Wettbewerb zu gewinnen, missfällt mir dann doch. Und, dass am Ende nichts reflektiert wird, keine Einordnung gegeben wird, warum die Prinzen immer noch besser wegkommen als die Mädels, halte ich für wenig pädagogisch sinnvoll. Wenn Jugendliche oder Kinder das Buch allein lesen, bezweifle ich, dass die Message, dass Gleichberechtigung angebracht ist, wohl nicht ankommt.

Die Zeichnungen an sich sind trotzdem gefällig und der Comic lässt sich gut an einem Stück lesen. Trotzdem ist die unklare Vermittlung der feministischen Werte für mich ein eindeutiger Minuspunkt.

Bewertung vom 26.11.2022
Meine Grenze ist dein Halt
Imlau, Nora

Meine Grenze ist dein Halt


sehr gut

Pflichtlektüre für Eltern

Nora Imlau ist eine sehr erfahrene und anerkannte Familien-Expertin, die sich dem Thema bedürfnisorientierter Erziehung widmet. In ihrem neuen Buch "Meine Grenze ist dein Halt" beschreibt und diskutiert sie aus diesem Blickwinkel wie wir aus den schwierigen Situationen, in denen Kinder mit dem Kopf durch die Wand wollen, heraus kommen ohne uns selbst zu verausgaben.

Es geht um elterliche und kindliche Bedürfnisse, was brauchen wir alle: Liebe, Kommunikation, Anerkennung, usw. Das brauchen sowohl Kinder als auch Erwachsene. Wie schaffen es die Eltern auf Augenhöhe mit dem Kind zu sprechen? Der Text beschreibt viele Beispiele aus dem realen Leben und greift die Hauptthesen auf, gibt Leitlinien vor, wie das Familienleben harmonischer wird. In Übungen und mit Merksätzen kann man das Gelesene vertiefen und in den eigene Alltag übertragen. Trotzdem ist es sicher nicht einfach alles sofort erfolgreich umzusetzen.
Die Autorin geht jedoch auch nicht davon aus, dass jeder und jede mit einer idealen Ausgangsposition ausgestattet ist, also unendlich Zeit und Geduld für seine Kinder aufbringen kann, sondern es auch je nach Situation in Ordnung ist, einmal eine Grenzen aufzuweichen.
Optimalerweise wäre es ratsam, wenn beide Elternteile dieses Buch lesen, denn es wird auch darüber gesprochen, dass Grenzen verschiedener Personen unterschiedlich sein können. Und dies Kindern zu zeigen, nicht eine unüberwindbare Mauer darzustellen, ist vollkommen okay. Ebenso thematisiert Imlau das unterschiedliche Verhalten der Kinder zu den Eltern oder anderen Bezugspersonen. Oft wird die Mutter vorgezogen oder das Kind verhält sich der Mutter gegenüber weinerlicher oder "ungezogener" als gegenüber Erziehern in der Kita. Warum ist das so?
Insgesamt empfand ich das Buch als sehr hilfreich und möchte es so gerne vielen Bekannten und auch unbekannten Eltern empfehlen zu lesen. Das Familienleben wird mit diesem Wissen und den hilfreichen Tipps kinderfreundlicher und mit einer gewissen Anlaufphase auch entspannter für die Eltern, denn die Kinder werden darauf sensibilisiert, die elterlichen Gefühle und Bedürfnisse ebenfalls zu wahren. Nur bei manchen Themen hätte die Autorin noch konkretere Beispiele aufführen können. Besonders wenn es um die Kommunikation mit den Kindern geht.

Bewertung vom 02.11.2022
Stachlige Eltern und Schwiegereltern
Berger, Jörg

Stachlige Eltern und Schwiegereltern


ausgezeichnet

Äußerst hilfreicher Ratgeber

Jörg Bergers praxisnaher Ratgeber über "stachlige Eltern und Schwiegereltern" ist die beste Lektüre, die man leidgeplagten erwachsenen Kindern an die Hand geben kann. Mit vielen realen Beispielen und Ratschlägen für verschiedene Situationen versucht der Psychologe dem Leser oder der Leserin Hilfe für angeknackste Familienbeziehungen zu geben.
Eingeteilt ist das Buch in Kapitel zu verschiedenen Arten von schwierigen Eltern. Es geht um Tipps für den Umgang mit beispielsweise bestrafenden, einschüchternden oder grenzüberschreitenden Eltern. Am Anfang jedes Kapitels findet man eine Checkliste anhand derer man überprüfen kann, ob dieses Kriterium ganz oder teilweise auf die persönliche Situation zutrifft. Danach folgen teils reale Situationen, die der Autor aus seinen vielen Jahren als Therapeut sammeln konnte, vielleicht auch fiktive Figuren. An diesen problematischen Szenen erklärt Berger, wie die "Kinder" sich selbst am besten daraus retten können. Welche Taktik sinnvoll ist oder womit sie sich eventuell auch abfinden müssen.
Sehr hilfreich sind die tatsächlich ausformulierten Beispiel-Antworten, die einem direkt ein Gefühl dafür geben, wie genau man auf bösartige Aussagen der Eltern reagieren könnte. Oft findet man in anderen Bücher an dieser Stelle nur vage Andeutungen in die eine oder andere Richtung aber selten so handfeste Formulierungen.
Mit Sicherheit wird jedem Leser und jeder Leserin mindestens eine der Beispiel-Situationen bekannt vorkommen, die man bisher vielleicht noch gar nicht als übergriffig oder beleidigend wahrgenommen hat. Von daher ist der Ratgeber bereits für diese Erkenntnis eine lohnenswerte Investition.
Als Fazit bleibt diesmal eher eine Frage stehen: hast du dir jemals gedacht, dass die Beziehung zu deinen Eltern oder Schwiegereltern nicht so harmonisch ist, wie du es dir wünschst? Dann gibt dir dieses Buch mit Sicherheit Hilfestellung und Lösungsansätze.

Bewertung vom 10.10.2022
Omi, ich bin jetzt vegan!
Vochezer, Angelique

Omi, ich bin jetzt vegan!


sehr gut

Idee super, Umsetzung leider nicht 100% perfekt

Ein Kochbuch, dass sich auf Rezepte der älteren Generation spezialisiert oder besser gesagt auf die, die man mit Kindheit, Geborgenheit verbindet, nur in veganer Variante. Danach haben sicher schon viele Veggie-Gourmets lange gesucht. Denn oft sind es die speziellen Konsistenzen, die Fluffigkeit, die durch Ei und Co. kommen, die man selbst in veganer Manier nicht so ganz zusammen bekommt. Oder man denkt nur, es kann ja nicht klappen.

Angelique Vochezer und ihre Großmutter Ingeborg Teßmann lehren einen das Gegenteil mit ihrem liebevoll zusammengestellten Buch über Lieblingsgerichte aus der Kindheit. Begleitet werden die Rezepte von einem längeren Einleitungsteil, in dem die jüngere der beiden Autorinnen beschreibt, wie sie zum veganen Lebensstil gekommen ist, welche Vorteile er mit sich bringt und auf welche Hindernisse sie dennoch gestoßen ist. Außerdem erklärt sie, worauf man achten sollte, aber auch, wie man sich durch saisonales Obst und Gemüse und sinnvolle Vorräte einen schmackhaften, gesunden und bunten Teller zubereiten kann. Omi Ingeborg kommentiert weiterhin, dass früher sowieso weniger Fleisch auf den Tisch kam - es war einfach teuer und schwerer zu bekommen.

Die Rezepte orientieren sich etwas an der Österreichischen Küche, mit vielen Teigwaren (Kaiserschmarrn, Zwetschgenknödel, etc.). Themen sind: Suppen, Basics (z.B. Aufläufe, Klopse, Ei-Ersatz), Salate, Einmachen, Geburtstagstisch, Ostern und Weihnachten. Positiv aufgefallen ist mir, dass jedes Rezept von einem hübsches Bild flankiert wird. Größtes Manko im Buch und beim Ausprobieren der Rezepte waren die recht knappen Beschreibungen. Wer noch nie Germknödel selbst gezaubert hat, bleibt mit großen Fragezeichen zurück, wenn er sie formen und "sieden" soll. Hier hätten die beiden ausführlicher erklären sollen.

Die Idee und Umsetzung insgesamt ist jedoch gelungen und wird mit Sicherheit einige Menschen überzeugen, dass man mit veganer Ernährung eben nicht auf die geliebten Gerichte aus der Kindheit verzichten muss, sondern mit etwas Kreativität gesunden Genuss erleben kann.

Bewertung vom 26.09.2022
Vega - Der Wind in meinen Händen
Perko, Marion

Vega - Der Wind in meinen Händen


gut

Mehr erwartet

Wie dringend wir Bücher wie dieses brauchen, ist wahrscheinlich nicht notwendig zu betonen. Leicht zu lesende Fantasy-/Sci-Fi-Romane, die trotzdem einen wahren Kern haben, wie hier den Klimawandel, der die Menschheit bedroht, erreichen die Leser auf einer emotionalen Ebene. Wahrscheinlich spricht "Vega" genau die Generation von "Fridays for Future" an. Das Cover ist auch im Manga-Stil gestaltet, so wie es vermutlich vielen jungen Leuten gefallen könnte.
Allerdings ist die erste Hälfte des Romans leider so unemotional geschrieben, dass es nicht leicht ist Sympathien für die Protagonisten oder Verständnis für deren Handlungen zu entwickeln. Vega als Hauptperson kommt dabei noch am besten weg, wobei auch bei ihr Motivation und vor allem Details zu ihrer besonderen Gabe fehlen. Warum kann sie den Wind beeinflussen, wie macht sie das? Es tauchen so viele Fragen auf, von denen leider auch im Laufe des Buches nur ein Bruchteil beantwortet wird.
Im Grunde beginnt die Handlung rasant. Bei einem von Vegas Einsätzen als Wettermacherin, also im Grunde als Regenbringerin für die verdorrten Städte, regnet es ätzende Tropfen. Dies veranlasst die zuständige Kontrollbehörde sie zu jagen. Es entspinnt sich eine Verfolgungsjagd, die Vega zum Glück nicht alleine bestreiten muss. Zufällig rettet sie Leo aus der Situation. Warum? Wieso hilft er ihr? Sehr lang erfährt man auch zu ihm nichts.
Erst gegen Ende nimmt die Story wieder Fahrt auf und einige Zusammenhänge werden aufgeklärt. Hierbei spielen auch Umweltaktivisten und korrupte Großunternehmen eine Rolle. Natürlich wird nicht alles verraten, denn es gibt einen zweiten Band, hier eingeleitet durch einen gemeinen Cliff-Hanger. Man muss dann auch Band 2 lesen, denn die Geschichte in Band 1 wirkt alles andere als abgeschlossen.
Ein wenig außergewöhnlich spielt dieser fast dystopische Roman in Deutschland. Allerdings hätte man durchaus behaupten können, es wäre ein anderes Land. Es gab keine charakteristischen Merkmale, die zu einer Identifikation hätten führen können.

Fazit: Es hätte so viel Potential gegeben, aber es schien als musste sich die Autorin selbst an ihre Geschichte gewöhnen und erst in Fahrt kommen. Details hätten besser ausgeschmückt werden und die Figuren mehr "Charakter" bekommen können. Das Thema rüttelt trotzdem auf und lässt einen über die verschwenderische Wassernutzung und generell den Klimawandel nachdenken. Hoffentlich macht Band 2 noch etwas gut.

Bewertung vom 03.08.2022
Rille: Wann ist bald?
Krämer, Fee

Rille: Wann ist bald?


ausgezeichnet

Der kleine Gorilla mit großem Herz

Geduld ist sicherlich nicht die erste Eigenschaft, die man Kindern zuschreiben würde. Das braucht einen langen Entwicklungsprozess. Was ist Zeit, wie lange können Dinge dauern und was kann man machen, um die Wartezeit zu verkürzen?

Diese Themen behandelt "Wann ist bald?" von Fee Krämer und Nikolai Renger aus dem Thieme Esslinger Verlag. Schon vom Cover allein wird man in den grünen Dschungel gezogen, in dem viele bunte und liebenswerte Tiere leben. Im Mittelpunkt steht die Hauptfigur Rille, der kleine Gorilla, trotzdem das größte Tier in der illustren Runde. Und gerade er findet ein zerbrechliches kleines Ei ohne Eltern weit und breit und nimmt es mit, um sich darum zu kümmern. Gemeinsam mit den anderen Tieren gründet er eine "Kümmer-Gemeinschaft" und alle sind gespannt, welches Tier aus dem Ei schlüpfen wird.

Die Geschichte wird durch teils ganzseitige Bilder, teils aber auch Ausschnitte von Szenen illustriert. Alle Figuren sind äußerst niedlich dargestellt, selbst der Jaguar hat etwas knuffiges an sich und ist hier einmal nicht der Bösewicht. Darüber hinaus werden die lesenden Kinder dazu animiert, mit zu helfen, zu singen, zu behüten und zu zählen. Für ihre gute oder witzige Tat gibt es anschließend gleich nette Worte, also positives Feedback zum (Vor)lesen. Einziges Manko: meiner Meinung nach hätte man das gesamte Buch etwas kleiner und handlicher gestalten können.

Insgesamt ist es ein sehr schönes, lehrreiches und vor allem lustiges Bilderbuch für (ungeduldige) Kinder ab etwa 3-4 Jahren.