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Änna
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Braunschweig

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Insgesamt 12 Bewertungen
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Bewertung vom 23.11.2020
Wonderlands

Wonderlands


sehr gut

„Wonderlands“ führt die Leser*innen durch bemerkenswerte Werke der Weltliteratur. Das Buch trägt den Beititel „Die fantastischen Welten von Lewis Carol, J. K. Rowling, Stephen King, J. R. R. Tolkien, Haruki Murakami u. v. a.“, welcher wohl als Marketingstrategie verstanden wird, da hier hauptsächlich Autoren der jüngeren Literaturgeschichte genannt werde, die wahrscheinlich ein großer Teil aller Leute kennt.

Ob sagenumwobenes Midgard, Neverland, Oz, Narnia oder das auf geometrischen Formen basierende Flächenland, jedes beschriebene Wunderland, dem in der Vergangenheit zumeist eine oder mehrere Niederschriften vorausgingen, wird in einem essayistischen Text mit Kurzvorstellung von seinem erzählerischen Inhalt und den wichtigsten Charakteren beschrieben. Insofern die Schriftsteller*innen klar zugewiesen werden können, gibt es Hintergrundinformationen zu diesen. Und ganz egal ob klassische Heldenreise, Allegorie, Utopie oder Science fiction, auch geben besagte Hintergrundinformationen mehr darüber preis, wie und unter welchen Umständen die Ideen der Verse, der Erzählung(en) oder der Prosatexte ins Leben gerufen wurden. Insofern ist der historische Hintergrund oftmals sehr wichtig und wird demzufolge mit einbezogen. Dabei spielen der Glaube, die Neugier nach dem Unbekannten, Sehnsüchte, Kritik an der Gesellschaft und das Streben nach dem „Mehr-sein“ in vielen Geschichten der vergangenen Jahrhunderte wie auch in den Werken von Heute ausgeprägte Rollen. Das letzte Werk dieser Sammlung ist aus dem Jahre 2015 von Salman Rushdie („Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte“).

Warum diese Werke zur Zeit ihrer Entstehung oder kurz danach solchen Anklang fanden und warum viele von ihnen auch heute noch einen regen Bekanntheitsgrad vorweisen, ist für mich eine spannende Gedankenreise gewesen. Viele literarische Beispiele aus verschiedenen Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten inspirieren einander, komplimentieren sich oder greifen eine Thematik unter neuen Gesichtspunkten auf. George Orwells „1984“ ist eine der großen Dystopien des 20. Jahrhunderts. Aber sowohl vor als auch nach diesem Werk erschienen gesellschaftskritische Themen, die teilweise als eine Art Warnung vor gesellschaftlichen Strukturen verstanden werden können und die an Orwells düstere Vision einer totalitären Zukunft erinnern.

Prinzipiell gibt es noch unzählige Werke und Autoren, die nicht einbezogen wurden. Unter dem Gesichtspunkt, dass es eher um Gedankenwelten geht, die in Fantasie- und Science-fiction-Literatur zu finden sind, ist das möglicherweise noch vertretbar. Dennoch möchte ich darauf hinweisen, da der Fokus auf das Thema im Buch subjektiv verstanden werden kann.

Literatur ist das Produkt der Gedanken von den Menschen einer bestimmten Epoche der Zeit. Demzufolge präsentiert „Wonderlands“ einen Querschnitt an Texten aus 4.000 Jahren Menschheitsgeschichte – Gedanken aus Jahrhunderten. Ich denke, dass macht dieses Buch besonders. Natürlich ist der Inhalt der Texte durch die 20 Essayisten aus einigen (nicht allen) Teilen der Welt auch durch ihre Fokussierung des jeweiligen dargestellten Werkes gefärbt. Aber auch der Filter durch die Augen unserer Zeit kann eine spannende Reise versprechen. Neben dem schönen Cover und den klar strukturierten Essay-Texten der über 100 Werke ist diese kompakte Sammlung eine Inspiration für jede Person, die gerne liest und in fremde Welten eintaucht. Ich für meinen Teil habe meiner Liste an Büchern, die ich lesen möchte, eine beträchtliche Länge hinzugefügt.

Bewertung vom 21.11.2020
Die Farbe von Glück
Bagus, Clara Maria

Die Farbe von Glück


sehr gut

Clara Maria Bagus ist die Autorin von „Die Farbe von Glück“. Sie studierte in den USA und in Deutschland Psychologie. Außerdem war sie eine Zeit lang in der Hirnforschung tätig. Sensibel, emotionsreich und voller Einfühlungsvermögen beschreibt sie in dem „Roman über das Ankommen“ die Lebenswege und -entscheidungen von zentral in der Erzählung stehenden Familien. Der Lesende bekommt einen Einblick in die Gedanken, Zweifel und Ängste jeder einzelnen Person. Aus diesem Grund lässt sich die Geschichte einfach lesen und jedes Einzelschicksal erhält nachvollziehbare Gründe für das jeweilige Handeln, Denken und Fühlen. Dieser Aspekt scheint ein Kernelement der Vorgehensweise der Autorin zu sein. Aus dem Klappentext im Buch geht hervor, dass Frau Bagus immer wieder Menschen begegnete, die auf der Suche nach sich selbst sind. Das eine persönliche Orientierung in der Welt manchmal schwer zu finden ist, weis die Autorin aus eigener Erfahrung. Darum schrieb sie in „Die Farbe von Glück“ über die großen Fragen unseres Lebens, um die Lehren und Weisheiten aus ihrem Leben mit den Menschen in der Welt zu teilen.

Lange blickt er in die Ferne und hält Ausschau nach ihrem blauen Kleid. Nachdem seine Mutter Marlene ihn verlassen hatte, nimmt die junge Krankenschwester Charlotte den kleinen Antoine bei sich auf. Im weiteren Verlauf erfährt der Lesende etwas über das Ehepaar Jules und Louise. Sie befinden sich im Krankenhaus, da sie ein Kind bekommen haben. Das Frischgeborene ist kränklich und schwach. In der Vergangenheit verlor Louise bereits Kinder in der Schwangerschaft. Nun ist sie der Verzweiflung nahe. Die Überlebenschancen für das Baby sind gering. Da trifft Jules einen folgenschweren Entschluss. Im gleichen Moment, indem seine Tochter geboren wurde, gebar eine weitere Frau im selben Krankenhaus ein Mädchen. Auch Charlotte ist Teil dieses Entschlusses... Fortan beginnt ein Leben, das für alle Beteiligten unzählige Fragen aufwirbelt und zu unvorhergesehenen Wendungen führt.

„Können wir im falschen Leben das richtige finden? Wie öffnet man sich einem neuen? Wie lässt man los?“

Der Roman besitzt einen durchgehend beschreibenden Charakter. Die Handlung ist geprägt von emotional gefärbten Gedanken der einzelnen Handlungstragenden. Unter anderem werden das Aussehen der Umgebung, die Fahrt in einem Zug und die vorbeiziehende Landschaft mit Liebe zum Detail beschrieben. Dialoge behandeln ausschließlich die Schlüsselmomente der aktiven Protagonisten. Zwischendrin fließt die Erzählung immer wieder durch die nachdenklichen und gedachten Inhalte der Charaktere unaufdringlich in zusammenfassende Aussagen und Erkenntnissen über das Leben, Lieben und Lernen. In manchen Fällen teilen sich die Protagonisten auch einander mit. So schafft es die Autorin durch ihre Figuren Weisheiten auszusprechen, die dem Lesenden einen Spiegel vorhalten können, wenn dieser sich den Worten öffnet.

„Die Farbe von Glück“ lädt zum Reflektieren ein. Ich denke, das Buch soll motivieren und den Lesenden für neue Blickwinkel öffnen. Ich mag es und unterstreiche die Aussagen der Autorin gerne. Auch die Geschichte ist spannungsvoll erzählt und besitzt einige Wendungen. Es ist allerdings auch ein „Feel-Good-Roman“. Insofern werden eher negativ wahrgenommene Momente romantisiert. Für mich in Ordnung. Ich bin überaus dankbar für den intrinsischen Antrieb von Frau Bagus, der sie bestärkte, in diesem Werk viele wertvolle Sätze aufzuschreiben. Dieser Roman über das Streben nach Glück, der Sinnsuche in unserem Leben und dem Suchen und Finden von Liebe ist für mich sehr lesenswert gewesen. Denn all diese Dinge sind nicht nur in einem Moment wichtig. Sie begleiten uns das gesamte Leben und von Zeit zu Zeit müssen wir uns daran erinnern.

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