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Benutzername: 
Rebekka
Wohnort: 
Mainz

Bewertungen

Insgesamt 19 Bewertungen
12
Bewertung vom 17.07.2022
Die versteckte Apotheke
Penner, Sarah

Die versteckte Apotheke


gut

Spurensuche im alten London
Gibt es gerechtfertigte Morde? Darf man Serienmörder mögen? Mit diesen Fragen wird die Leserin des Buchs „Die versteckte Apotheke“ konfrontiert, und die Antwort ist gar nicht einfach. Nella, eine Apothekerin, die Ende des 18. Jahrhunderts in London ihr Geschäft betreibt, verkauft Gift, und zwar ausschließlich an Menschen, die damit Männer umbringen wollen. Frauen zu ermorden lässt ihr Gewissen nicht zu. Für diese Vorgehensweise hat sie, wie sich nach und nach zeigt, nachvollziehbare Gründe.
Das ist aber nur der eine Teil der Geschichte. Sarah Penner spielt nämlich mit zwei Zeitebenen und arbeitet mit drei Perspektiven. In dem zweiten Plot geht es um die Amerikanerin Carolin, die in der Gegenwart mit wundem Herzen nach London kommt. Ihr Mann hat sie betrogen, und das kann sie nicht verwinden. Durch Zufall gerät sie auf die Spur der Giftmörderin, sucht nach der verborgenen Apotheke und findet nicht nur die Räumlichkeiten samt Inhalt, sondern letztlich auch zu sich selbst.
Geschickt führt die Autorin beide Erzählstränge nebeneinander her und hebt die Spannung bis zu einem befriedigenden Ende immer weiter an. Die Frage, ob man Nellas Giftmischerei billigt und ob man Carolins Verhalten vor und während des London-Besuchs nachvollziehbar oder gar sympathisch findet, muss allerdings jede Leserin selbst beantworten. Ich bin da zwiegespalten. Vor allem Carolin ging mir manchmal ziemlich auf die Nerven.
Sehr gut gefallen hat mir auf jeden Fall, dass Sarah Penner ihrem Buch einen alten Apothekerschwur und eine Stadtkarte des frühen London voranstellt. Anders sieht das mit der Aufzählung giftiger Pflanzen samt ihrer Verwendung am Schluß aus. Ich möchte mir gar nicht ausmalen was passieren kann, wenn die in die falschen Hände fällt.

Bewertung vom 26.01.2022
Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2
Osman, Richard

Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2


ausgezeichnet

Einfach genial!
Wenn es jemals einen Preis mit dem Titel „Meister der überraschenden Wendungen“ geben sollte, dann wäre Richard Osman der beste Aspirant dafür. Wie schon im ersten Krimi um den „Donnerstagsmordclub“ in der Seniorenresidenz Coopers Chase, verblüfft er seine Leserinnen und Leser auch in diesem Folgeband immer wieder aufs Neue. Kaum denkt man: „Ah, so ist das!“, rückt er mit einer weiteren Information heraus und alles ist ganz anders. Genial!
Hauptfigur unter den vier betagten Ermittlern ist wieder Elisabeth, die frühere Geheimagentin. Sie hat alles im Griff, legt sich mit der New Yorker Mafia ebenso an wie mit einem kriminellen Zwischenhändler, macht nebenbei einer Drogenhändlerin Dampf und sorgt dafür, dass ein bösartiger Jugendlicher, der ihren Freund Ibrahim überfallen hat, seine verdiente Strafe bekommt. Ihre Freunde Ibrahim, Ron, Joyce und Bogdan sowie die Polizistin Donna und ihr Kollege Chris sind dabei keine Staffage, sondern haben ebenfalls wichtige Rollen bei der Suche nach wertvollen Diamanten und einem habgierigen Mörder. Das alles ist flüssig geschrieben und durchdrungen von typisch britischem, schwarzem Humor, der für viele heimliche Schmunzler sorgt.
Dass die unterhaltsame Geschichte mit der Lebenswirklichkeit alter Menschen wenig zu tun hat - so what? Wer wäre im dritten Lebensabschnitt nicht gern eine coole, kluge Elisabeth! Oder, als Mann, ein aufmüpfiger Ron. Da man sich das aber nicht aussuchen kann, hat man hier wenigstens das Vergnügen, den cleveren Senioren in Gedanken zu folgen. Ich warte jedenfalls voller Ungeduld auf die nächsten Krimis über den Donnerstagsmordclub!

Bewertung vom 02.11.2021
Die unhöfliche Tote / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.2
Bennett, S J

Die unhöfliche Tote / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.2


ausgezeichnet

Mit zunehmendem Alter habe ich an nervenzerfetzenden Thrillern immer weniger Spaß. Deshalb kommen mir unblutige Krimis wie SJ Bennetts Reihe um die ermittelnde Queen Elizabeth sehr zupass. Flüssig und locker geschrieben, mit trockenem britischem Humor durchsetzt und dennoch spannend, ist auch dieser zweite fiktive Roman um die Königin als scharfsinnige Detektivin wieder ein reiner Lesegenuss.

Ein Bild der royalen Jacht „Britannia“ ist aus dem Palast verschwunden und taucht beim Second Sea Lord wieder auf. Eine Haushälterin wird ausgeblutet am Rand des Swimmingpools im Buckingham Palast gefunden und weibliche Mitglieder des königlichen Haushalts erhalten widerwärtige Drohbriefe. Gründe genug für die Königin, ihre stellvertretende Privatsekretärin Rozie auf die Fälle anzusetzen und gemeinsam mit ihr herauszufinden, was da passiert ist. Natürlich gelingt das den beiden. Und ebenso natürlich suggerieren sie der Polizei und ihren loyalen Hofbeamten erneut, diese hätten die Lösung ganz allein gefunden.

SJ Bennett muss sich sehr intensiv mit den Royals und ihrem Verhalten bei verschiedenen Gelegenheiten befasst haben. Dank ihrer nicht zu übersehenden großen Zuneigung zur königlichen Familie ist es ihr jedenfalls gelungen, Gedanken und Beweggründe der Queen überzeugend zum Ausdruck zu bringen. Bei jedem Satz dachte ich: „Ja, so könnte es tatsächlich sein“ - vorausgesetzt natürlich, Elizabeth II hätte tatsächlich Interesse am Lösen von Kriminalfällen…

Schade, dass Bennett erst jetzt mit diesen Romanen begonnen hat. Inzwischen ist Prinz Philipp gestorben und die Königin soll, wie man hört, auch nicht mehr so gesund sein wie ehedem. Keine guten Voraussetzungen für eine Fortsetzung dieser wunderbaren Krimiserie.

Bewertung vom 30.05.2021
Die Akte Adenauer / Philipp Gerber Bd.1
Langroth, Ralf

Die Akte Adenauer / Philipp Gerber Bd.1


sehr gut

„Die Akte Adenauer“ ist wieder so ein Buch, das mich zwiespältig zurücklässt.

Keine Frage: Die Geschichte des Deutsch-Amerikaners Philipp Gerber, der nach dem Zweiten Weltkrieg als Beamter des neu eingerichteten Bundeskriminalamtes eine Rotte der rechtsradikalen „Wölfe Deutschlands“ enttarnt und zerschlägt, ist gut geschrieben und für geschichtsbewusste Leserinnen und Leser eine interessante Lektüre. Ralf Langroth hat einen flüssigen Schreibstil, verliert nie den roten Faden, baut geschickt Spannung auf und kann sich und seine Leser gut in die Zeit der jungen Bundesrepublik versetzen. Obwohl er lange und gründlich recherchiert hat, artet seine Schilderung der Ränke und Intrigen damaliger Politiker nie in oberlehrerhaftes Dozieren aus.

Und dennoch gibt sein Buch Anlass zu Kritik: Langroths Personenführung ist in vielen Fällen nicht schlüssig. Der „Leitwolf“ beispielsweise hätte sich in der Zeit vor seiner Enttarnung nie und nimmer so verhalten, wie er es in diesem Buch tut. Er hätte Gerber viel mehr Knüppel zwischen die Beine geworfen. Auch die kommunistische Journalistin verhält sich merkwürdig: Da benutzt ein Kripobeamter ungefragt ständig ihr Auto und sie lässt das ohne Widerworte zu? Die Kollegen, die dem Amerikaner mit deutschen Wurzeln anfangs mies behandeln, sind von einem Moment auf den anderen auf seiner Seite? Und die Amerikaner lassen ihn am Ende einfach so gehen?

Trotz dieser Unstimmigkeiten werde ich das nächste Buch „Ein Präsident verschwindet“ sicherlich auch lesen. Die mysteriöse Geschichte um die Entführung (oder das Überlaufen) des Verfassungsschutzpräsidenten Otto John ist wahrscheinlich höchst spannend.

Bewertung vom 26.04.2021
Lady Churchill / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.2
Benedict, Marie

Lady Churchill / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.2


sehr gut

Eine starke Frau

Marie Benedict versteht es wirklich, spannend zu erzählen. Mit ihrem Buch über Lady Clementine Churchill hat sie einer starken, autonomen Frau ein Denkmal gesetzt, die mehr für Großbritannien und die Weltgeschichte geleistet hat als viele (männliche) Politiker. An der Seite des britischen Unterhausabgeordneten und späteren Kriegs-Premierministers Winston Churchill gestaltete sie aktiv dessen Karriere mit, bekam nebenbei noch fünf Kinder und managte einen Haushalt, der von ständigem Geldmangel geprägt war. Diese Leistung wurde bisher kaum gewürdigt. Aber so war das nun mal in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: nur die Taten der Männer zählten, ihre Ehefrauen hielten sich im Hintergrund.

Es ist Marie Benedict hoch anzurechnen, dass sie diese emanzipierte Frau mit ihrem biografischen Roman nach vorn ins Licht holt. Und es ist schön, dass sie das auf eine so unterhaltsame Art, mit einem flüssigen Schreibstil und viel Humor tut. Dass sich Clementine Churchill in der Mitte ihres Buches überraschend von einer aktiven, ihren Mann bedingungslos unterstützenden Frau in eine erschöpfte Zweiflerin verwandelt, kann ich zwar nicht nachvollziehen. Marie Benedict wird aber wohl Unterlagen eingesehen haben, die das nahelegen.

Ein spannendes, gut geschriebenes und sehr empfehlenswertes Buch.

Bewertung vom 26.03.2021
Höllenkind / Clara Vidalis Bd.8
Etzold, Veit

Höllenkind / Clara Vidalis Bd.8


gut

Rachedrama mit kleinen Fehlern


„Höllenkind“ ist mein erster Roman von Veit Etzold, und obwohl mir die Leseprobe sehr gut gefiel, lässt er mich nach der kompletten Lektüre zwiegespalten zurück.

Zu den Pluspunkten zählen der spannende Einstieg und der flüssige, schnörkellose Schreibstil des Autors. Eine aus dem italienischen Adel stammende Braut, die während der Trauung in der Sixtinischen Kapelle blutüberströmt zusammenbricht, ist natürlich bestens geeignet, die Neugier des Lesers und der Leserin zu wecken.

Doch schon kurz danach wird es für Neueinsteiger in Etzolds Serie um Clara Vidalis unübersichtlich. Frühere Fälle, die zur Suspendierung der deutschen Patho-Psychologin führten, werden nur vage angedeutet, und es treten Personen auf, deren Hintergrund nicht erklärt wird. Dass McDeath und Dr. Friedrich ein und derselbe und dazu noch der Ehemann von Clara ist, muss man sich erst selbst zusammenreimen.

Hinzu kommt, dass der Autor in dieser Story ein bisschen viel zusammengemixt hat: Ein Familiendrama unter Adeligen, Zwangsprostitution, italienische Geschichte, deutsche Polizeiarbeit und jede Menge medizinische Erkenntnisse. Würde der Vatikan wirklich eine deutsche Frau (!) in die Ermittlungen der Todesfälle einbeziehen? Da wirkt das eine oder andere doch ziemlich an den Haaren herbeigezogen.

Andererseits: Da ich ein Freund sorgfältig geplanter Rache bin, hat mir diese gelungene Vergeltung gut gefallen. Ich gebe aber auch zu: Die widerlichen Szenen mit den als Sklaven gehaltenen Frauen habe ich überblättert. So was ist nicht mein Ding, weshalb ich wohl auch keinen Etzold mehr lesen werde.
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Weitere Rezensionen

Bewertung vom 17.01.2021
Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1
Bennett, S J

Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1


ausgezeichnet

Wer ein Freund unblutiger Krimis ist, ein Faible für die britische Royal Family hat und einen guten Who-Done-it zu schätzen weiß, dem wird dieses Buch sicher gefallen. Ob Queen Elizabeth II tatsächlich gerne Kriminalfälle aufklärt, werden wir wohl nie erfahren. Aber so, wie SJ. Bennett sie in diesem vergnüglichen Buch darstellt, könnte man es sich tatsächlich vorstellen.

Geschickter Weise lässt die Autorin das Opfer in Schloss Windsor dahinscheiden, dem Lieblingswohnsitz der Queen. Damit ist die 80jährige Elizabeth persönlich involviert und es leuchtet ein, dass sie nachforscht, was da passiert ist. Da der Tote im Wandschrank ein Russe ist, wittert der britische Geheimdienstchef sofort ein Komplott Putins. Das zu glauben fällt der Queen schwer, weshalb sie auch ihre neue nigerianische Privatsekretärin Rozie ausschickt, unauffällig Nachforschungen anzustellen.

Der Krimi liest sich nicht nur flüssig, er ist auch an vielen Stellen so witzig, dass ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Beide Protagonistinnen kommen sehr sympathisch rüber: die Queen ist nicht nur diplomatisch und zurückhaltend, sondern auch fürsorglich ihrem Personal sowie liebevoll-nachsichtig ihrem Ehemann Prinz Phillip gegenüber. Rozie wiederum beweist zum eigenen Erstaunen viel Talent für die Recherche-Arbeit und liefert ihrer Arbeitgeberin genug Fakten, so dass die dem wahren Mörder auf die Spur kommt.

Das pinkfarbene Cover passt hervorragend zum Thema. Wer die Queen öfter im Fernsehen gesehen hat, weiß, dass sie Puderfarben bevorzugt. Auch der Corgie und die schwarze Handtasche passen in das Bild, das man sich von Königin Elisabeth macht.

Ein schöner Auftakt zu einer originellen Krimiserie. Mir hat das Buch gut gefallen.

Bewertung vom 01.11.2020
Die Republik
Voland, Maxim

Die Republik


weniger gut

Was wäre, wenn die DDR (mit Ausnahme Westberlins) das gesamte deutsche Staatsgebiet umfassen würde? Dieser Frage ist der deutsche Autor Maxim Volland nachgegangen und hat darüber einen 524 Seiten umfassenden Roman voller Attentate, Spione und bluttriefenden Szenen verfasst.

Normalerweise bin ich ein großer Freund von Spionage-Romanen und auch Parallelwelten finde ich faszinierend. Einige davon habe ich regelrecht verschlungen: „Der Anschlag“ von Stephen King etwa, „Die Zeitmaschine Karls des Großen“ von Oliver Henkel, „Das Orakel vom Berge“ von Philipp K. Dick und noch viele andere, die im Laufe der Jahre unter dem Stichwort „Science fiction“ veröffentlicht wurden. Sie alle hatten eins gemeinsam: Ihre Parallelwelten und die Umstände, die zu ihrer fiktiven Entwicklung geführt hatten, waren logisch und nachvollziehbar.

Dieses Buch gehört nicht dazu. Schon allein die Behauptung, die DDR sei „dank ausgeklügelter Planwirtschaft ein erfolgreicher Global Player“ geworden (Seite 11) ist lächerlich. Bei der Wiedervereinigung war die Wirtschaft der sozialistischen Länder am Boden, weil Planwirtschaft eben gerade nicht funktioniert. Die Übel eines Überwachungsstaates erwähnt der Autor immer nur am Rande, dafür ist die „Rest-BRD“ in Westberlin ein vom Kapitalismus zerstörtes Billiglohnland, das von gierigen Imperialisten in ein Steuer- und Glücksspielparadies verwandelt wurde. Und natürlich: „Eine gute Arbeitsstelle hatten jenseits der Mauer die wenigsten…. Manche landeten in den hastig hochgezogenen Fabriken, in denen verschiedene Massenwaren hergestellt wurden“. Wie es eben so ist, im Kapitalismus.

Vielleicht tue ich dem Bestsellerautor unrecht, der dieses Buch unter einem Alibi-Namen schrieb. Aber beim Lesen bekam ich den Eindruck, es handele sich um einen unzufriedenen „Ossi“, der sich nach den Idealen der DDR zurücksehnt und mal darlegen wollte, wie schön alles hätte enden können, wenn man die Sozialisten nur gelassen hätte. Er macht sich nicht mal die Mühe, westdeutschen Lesern (und möglicherweise auch der heutigen ostdeutschen Jugend) Begriffe wie „Goldbroiler“ (= Brathähnchen) zu erklären. Im Glossar fehlt dieses Wort jedenfalls, genau so wie „Memfis“, dessen Bedeutung man sich selbst zusammenreimen muss.

Nein, mir gefällt dieses Buch ganz und gar nicht. Nicht etwa, weil ich ein Wessi bin, sondern deshalb, weil die Annahmen, auf denen diese Story beruht, einfach nicht logisch und nachvollziehbar sind.

Bewertung vom 13.02.2018
Die Rache der Polly McClusky
Harper, Jordan

Die Rache der Polly McClusky


sehr gut

In einem Rache-Roman geht es üblicherweise darum, dass jemandem übel mitgespielt wird und er dafür seinem Peiniger auf perfide und ausgeklügelte Weise Schaden zufügt. Jordan Harper hat mit einer solchen „zahmen“ Vorgehensweise nichts am Hut. In seinem Buch geht es blutig und brutal zu – und wer wissen will, worin „Die Rache der der Polly McClusky“ besteht, muss bis zu den letzten Seiten aushalten und dann auch noch zwischen den Zeilen lesen können.

Als eine Bande amerikanischer Nazi-Gangster den Kleinkriminellen Nate und seine elfjährige Tochter Polly umbringen wollen, haben die beiden nur ein Ziel: Dass das Todesurteil gegen das Kind aufgehoben wird, koste es was es wolle. Dieses Ziel erreichen sie schließlich – aber der Weg dahin ist nichts für Zartbesaitete. Auf ihrer Flucht vor den Gangstern und Helfern der „Aryan Steel“ kommen sich Vater und Tochter immer näher und machen dabei eine erstaunliche Entwicklung durch. Der früher eher ichbezogene Nate beginnt das Mädchen bis zur Selbstaufgabe zu lieben, und Polly wird nach hartem Überlebenstraining zu einer selbstbewussten Kämpferin.

Jordan Harper schildert das in einem knappen, schnörkellosen Schreibstil, der aber trotz aller Direktheit viel Platz für Interpretationen lässt. Die Verwandlung des schüchternen kleinen Mädchens, das seine Überforderung nur mit Hilfe eines Plüschbären in den Griff bekommt, in eine kaltblütige Killerin hat bei mir tiefe Trauer ausgelöst. Die hält auch noch lange nach der Lektüre dieses Buches an, denn der Schluss lässt keine Hoffnung zu, dass Polly irgendwann einmal wieder ein normales Leben führen kann. Trotz dieser Einschränkung ist es aber ein empfehlenswerter Roman.

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