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Insgesamt 101 Bewertungen
Bewertung vom 05.05.2024
Die Gesetze der Magie
Karpe, Jenny

Die Gesetze der Magie


gut

Da ich Dark Academia liebe, musste ich „Die Gesetze der Magie“ unbedingt lesen. Die Grundidee eines Magiesystems, das auf Wissenschaft beruht, konnte mich von Anfang an begeistern. Ich habe das Buch am Anfang verschlungen, da ich die ganze Zeit darauf gewartet habe, dass etwas passiert und es spannend wird. Doch nach und nach ließ meine Begeisterung leider immer mehr nach. Mehr erfahrt ihr in den Kommentaren.

Willows Leben ändert sich schlagartig, als sie von einem geheimen Institut erfährt und dort zur Aufnahmeprüfung angenommen wird. Als Quantenphysikerin ist Willow durch und durch eine Wissenschaftlerin. Trotzdem muss sie schnell akzeptieren, dass es Dinge gibt, die sie nie für möglich gehalten hätte. Denn in diesem Institut werden die Gesetze der Magie erforscht. Und was hat es mit dem merkwürdigen Verschwinden eines Studenten auf sich?

Magie verbunden mit Wissenschaft. Als ich den Klappentext dieses Buches gelesen habe, musste ich direkt an „Atlas Six“ denken. Diesen Reihenauftakt hatte ich geliebt. Die Grundidee von „Die Gesetze der Magie“ hat mir daher richtig gut gefallen. Wo endet Wissenschaft und wann beginnt Magie? Oder hängt beides zusammen? Dieses Thema finde ich nach wie vor super spannend. Auch die Umsetzung konnte mich zu Beginn begeistern. Den Begriff Teleportieren kennt jeder. In diesem Buch wird erklärt, welche Faktoren berücksichtigt werden müssen. Ein kleiner Fehler in der Berechnung kann fatale Folgen für denjenigen haben, der sich relokalisiert (teleportiert). Ich liebe diese Kombination aus Wissenschaft und Magie sehr. Auch die Trennung zwischen Kosmos, Chaos und einer dritten Kraft hat bei mir großen Anklang gefunden. Dieses Buch bietet viel Potenzial und drängt den Leser förmlich zum Mitdenken. All das hat mir wirklich gut gefallen. Auch die Dark Academia Vibes waren toll.

Leider hat das für mich letztendlich nicht gereicht. Mir fehlte recht schnell die Motivation, die Geschichte weiterzuverfolgen. Das Buch ist insgesamt recht trocken, es fehlt einfach an Emotionen. Ich konnte nicht mit der Protagonistin mitfiebern und war eher ein unbeteiligter Beobachter. Einzig der Beagle Aramis konnte Emotionen bei mir wecken. Das Thema Wissenschaft wurde zunehmend schwammiger. Da ich das Thema liebe, wollte ich immer wissen, wie das alles funktioniert. Welche Faktoren müssen berücksichtigt werden, welche Risiken gibt es? Leider ging der Tiefgang des Themas Wissenschaft immer mehr verloren. Eine Szene, in der die Studenten ein wahres Wunder vollbringen, fand ich völlig unglaubwürdig. Der Klappentext ließ erwarten, dass Willow versuchen würde, das Geheimnis um das Verschwinden eines Studenten zu lösen. Leider fehlte mir an dieser Stelle der rote Faden. Mal war das Verschwinden von Felice präsent, dann ging es längere Zeit wieder völlig unter. Der Einstieg in das Buch war recht zäh und die Handlung plätschert sehr lange vor sich hin. Erst am Ende des Buches kommt Spannung auf. Das letzte Drittel des Buches hat mich mitgerissen und die Autorin konnte mich auch überraschen.

FAZIT: Obwohl mir die Grundidee des Buches gut gefallen hat, haperte es bei der Umsetzung. Ich hatte nicht das Gefühl, mitten in der Geschichte zu sein. Der wissenschaftliche Teil des Buches war für mich ein Highlight, doch dieser wurde immer schwammiger. Zudem fehlte mir ein roter Faden, da das Verschwinden von Felice immer wieder völlig unterging. Insgesamt hatte dieses Buch trotz spannender Thematik viele Längen und konnte mich leider nicht so begeistern, wie erhofft.

Bewertung vom 02.05.2024
Der Vertraute
Bardugo, Leigh

Der Vertraute


sehr gut

Die Autorin Leigh Bardugo ist bekannt für ihre faszinierenden Geschichten voller Magie und Intrigen. In ihrem neuen Werk „Der Vertraute“ entführt die Autorin den Leser in eine magische Welt zur Zeit der Inquisition. Einmal angefangen, konnte ich das Buch nicht mehr zur Seite legen und habe es innerhalb von zwei Tagen gelesen.

Luzia Cotado ist ein einfaches Küchenmädchen, doch sie will mehr. Auf Umwegen gelangt sie dank ihrer Fähigkeit, Wunder zu wirken, zu Victor de Paredes. Er sieht in ihr eine perfekte Gelegenheit für mehr Ruhm und Reichtum. Paredes wird Luzias Gönner und stellt ihr seinen unsterblichen Vertrauten zur Seite. Mit seiner Hilfe soll Luzia den König von Spanien beeindrucken und das gefährliche Torneo gewinnen. Doch die magischen Wunder sind entweder göttlich oder dämonisch. Und die Inquisition verfolgt, foltert und tötet all jene, die mit dem Teufel im Bunde stehen.

Die Welt, die Leigh Bardugo in diesem Buch erschaffen hat, ist düster und grausam. Denn die Grenze zwischen Glaube und Wundern sowie Teufelsanbetung und verbotener Magie ist mehr als dünn. Im Zeitalter der spanischen Inquisition kann jeder Hinweis auf Ketzerei zum Tod führen. Luzia spielt mit dem Feuer. Denn obwohl sie genau weiß, in welch großer Gefahr sie schwebt, kann sie einfach nicht anders, als nach mehr zu streben. Nach einem besseren Leben, nach Macht und Selbstbestimmung. Es ist ein natürliches Verlangen des Menschen, nach mehr zu streben. Doch wo enden Wünsche und wo beginnt die Gier? Schon bald befindet sich Luzia inmitten eines Strudels aus Macht, Intrigen und tödlichen Gefahren.

Leigh Bardugo gelingt es mit Leichtigkeit, ihren Charakteren Leben einzuhauchen. Allen voran Luzia. Ich habe ihren scharfen Verstand, ihren Mut und ihren Eigensinn geliebt. Im Gegensatz zu den meisten Fantasywerken gibt es hier keine Heldin, die die Welt zum Besseren verändern möchte oder eine Änderung der Gesellschaft anstrebt. Luzia möchte nur für sich selbst mehr als das, was das Leben ihr bisher geboten hat. Sie ist eine starke Frau, die weiß, was sie will. Und sie ist bereit, für das Erreichen ihrer Ziele alles zu geben. Guillén Santángel, auch El Alacrán (der Skorpion) genannt, ist ebenfalls ein interessanter Charakter, bleibt im Vergleich zu Luzia aber leider etwas blass.

Das Magiesystem konnte mich total begeistern. Ich liebe Luzias Milagritos - Wunder, die auf Refranes beruhen. Diese bestehen aus verschiedenen Sprachen. Wörter, die um die Welt gereist sind und mit denen Luzia Magie wirken kann. Dank der Vielzahl an Charakteren, überraschenden Wendungen und der Angst vor der Inquisition bin ich förmlich durch die Seiten geflogen. Ab und an neigt die Autorin dazu, abzuschweifen. Dadurch kamen kleine Längen auf, die mich aber kaum gestört haben. Die unterschwellige Spannung durch die drohende Gefahr der Inquisition hat mich förmlich durch die Seiten getrieben. Ich musste einfach wissen, ob Luzias Geschichte ein gutes Ende nimmt.

FAZIT: Mit „Der Vertraute“ hat Leigh Bardugo ein spannendes Werk geschaffen, das meisterlich historische Fiktion und Fantasy miteinander vereint. Den Leser erwartet ein opulentes Werk über Wünsche, Gier, Macht und Magie. Über eine Frau, die so ein starkes Verlangen nach einem besseren Leben hat, dass sie sich in immer gefährlichere Situationen bringt. Trotz ein paar Längen wird mir dieses Buch noch lange im Kopf bleiben, da es anders ist als viele andere Fantasywerke. Düster und schwer, grausam und voller unterschwelliger Spannung.

Bewertung vom 28.04.2024
Miss Moons höchst geheimer Club für ungewöhnliche Hexen (eBook, ePUB)
Mandanna, Sangu

Miss Moons höchst geheimer Club für ungewöhnliche Hexen (eBook, ePUB)


sehr gut

Auf "Miss Moons höchst geheimer Club für ungewöhnliche Hexen" war ich schon lange sehr gespannt. Ich liebe Cosy-Fantasy und der Klappentext hatte mich magisch angezogen. Ich liebe den Found Family Trope und wurde nicht enttäuscht. Die Geschichte rund um das Nowhere House und seine Bewohner ist unglaublich süß.

„»Was ist das für ein teuflisches Übel?«, krächzte sie. »Warum habe ich das Gefühl, von den Feuern Tausender Infernos verschlungen zu werden?« »Es könnte an der Sonne liegen«, teilte ihr eine Stimme trocken mit. »Dann nimm sie weg. Ich will nichts mehr mit ihr zu tun haben.«“ Auszug aus "Miss Moons höchst geheimer Club für ungewöhnliche Hexen", Seite 181.

Mika Moon ist Anfang dreißig, Single und eine Hexe. Trotz ihrer wundervollen Gabe ist sie einsam und kommt nirgendwo richtig an. Um nicht aufzufliegen, wechselt Mika regelmäßig den Wohnort und geht keine festen Bindungen ein. Bis sie eines Tages das Angebot bekommt, drei junge Hexen zu unterrichten. Von diesem Zeitpunkt an nimmt ihr Leben völlig unerwartete Wendungen.

Die Autorin Sangu Mandanna entführt den Leser mit "Miss Moons höchst geheimer Club für ungewöhnliche Hexen" in eine Welt voller Magie und Zauber. Dieses Buch ist zuckersüß, herzerwärmend und magisch. Diese Cosy-Fantasy Geschichte ist wie eine warme, kuschelige Decke an einem regnerischen Tag. Sie lädt förmlich zum Entspannen ein. Ich habe es geliebt, in der zauberhaften Atmosphäre des Buches abzutauchen. Was diese Geschichte so besonders macht, ist die Darstellung der Charaktere. Diese sind einfach nur liebenswert und wundervoll gezeichnet. Jeder einzelne ist auf seine Weise einzigartig und authentisch. Der Schreibstil von Sangu Mandanna ist ebenso bezaubernd wie die Geschichte selbst. Im Kopf entstehen direkt Bilder vom Nowhere House und seinen Bewohnern. Das Tempo ist langsam, geradezu gemütlich und doch kommen keine Längen auf. Denn mit drei jungen Hexen im Haus wird es nie langweilig.

„Volle Punktzahl für Kreativität, aber ich fürchte, meine Nerven sind aus Marshmallows gemacht. Zufällig, kam die Antwort fast postwendend, sind wir so verzweifelt, dass wir ihre Nerven akzeptieren, ganz gleich, in welchem Zustand sie sind.“ Auszug aus "Miss Moons höchst geheimer Club für ungewöhnliche Hexen", Seite 22.

Mein einziger Kritikpunkt ist die Liebesgeschichte. Ich habe einfach kein Knistern gespürt. Der Wechsel zwischen „eigentlich mögen wir uns nicht“ zu einer bestimmten Szene im Wald kam für meinen Geschmack nach dem langsamen Aufbau doch etwas zu abrupt und passte nicht so ganz zum Gesamtkonzept des Buches. Wirklich begeistern konnte mich das Gefühl der Verbundenheit der Bewohner des Nowhere House. Es ist ein zusammengewürfelter Haufen von Menschen (und Hexen), die mehr oder weniger durch Zufall zusammenkamen. Und doch gibt es so eine tiefe Verbundenheit, so viel Liebe, Zusammenhalt und Lebensfreude. Diesen Aspekt des Buches habe ich geliebt und auch gespürt. Es war einfach wundervoll. Auch die Junghexen haben sich in mein Herz geschlichen.

Fazit: Mit „Miss Moons höchst geheimer Club für ungewöhnliche Hexen" hat die Autorin Sangu Mandanna eine herzerwärmende Geschichte erschaffen, die zugleich zuckersüß und magisch ist. Dieses Buch lebt von viel Charm, Humor und wundervollen Charakteren. Es geht um den Wunsch, geliebt zu werden, so wie man ist. Um Familie, Zusammengehörigkeit und einen Ort, an dem man endlich ankommen kann. Einzig die Liebesgeschichte konnte mich nicht überzeugen in dieser ansonsten ganz zauberhaften Found Family Geschichte. Dieses Buch ist für all jene Leser, die sich in eine gemütliche Geschichte fallen lassen möchten, um zu entspannen. Für alle, die kein hohes Tempo brauchen und eine kurzweilige, süße Geschichte zum Entspannen suchen.

Bewertung vom 25.04.2024
Wendy, Darling - Dunkles Nimmerland (mit gestaltetem Farbschnitt)
Wise, A. C.

Wendy, Darling - Dunkles Nimmerland (mit gestaltetem Farbschnitt)


ausgezeichnet

Ich liebe das Buch „Albtraum im Nimmerland“ von Christina Henry. Daher habe ich mich unglaublich auf eine weitere düstere Neuinterpretation von Peter Pan gefreut. „Wendy, Darling“ war für mich ein absolutes Must-Read. Die Autorin konnte mich mit diesem Reihenauftakt überraschen, denn diese Neuinterpretation ist nicht nur sehr düster, sondern zugleich auch wesentlich tiefgründiger als erwartet.

„Wendy, Darling“ ist der erste Band der Reihe „Dunkles Nimmerland“ und stammt aus der Feder von A. C. Wise. Die Abenteuer in Nimmerland liegen weit in der Vergangenheit. Wendy ist mittlerweile erwachsen und hat eine Tochter. So oft hat Wendy darauf gewartet, dass Peter sie erneut zu sich holt und vor den Schrecken der realen Welt rettet. Nun ist Peter zurück. Doch anstatt Wendy zu holen, entführt er ihre Tochter Jane. Denn für eine erwachsene Frau hat Peter in Nimmerland keine Verwendung. Er rechnet jedoch nicht mit der Wut einer liebenden Mutter. Wendy würde alles tun, um ihre Tochter wieder nach Hause zu holen.


Diese Neuinterpretation ist völlig anders, als ich es erwartet hatte. Ein großer Teil des Buches spielt in der realen Welt. Der Leser begleitet Wendy nach ihren Abenteuern in Nimmerland bis hin in die Zukunft, in der sie Mutter ist. Wendys Weg ist hart und steinig. Die Autorin verwebt in dieser Geschichte eine Vielzahl wichtiger Themen wie Unterdrückung, gesellschaftliche Zwänge und Feminismus. Wendy lebt in einer Welt, die von Männern dominiert wird. Frauen haben nichts zu sagen und müssen sich in allen Belangen den Männern unterordnen. Zudem leidet Wendy sehr darunter, dass ihr niemand glaubt, denn Nimmerland kann einfach nicht existieren. Es ist lediglich die wilde Fantasy eines verrückten Mädchens. Der Leser erhält einen tiefen Einblick in Wendys Leben und ihre Gefühle. Im Fokus stehen ihre Ohnmacht und Hilflosigkeit darüber, ihr Leben nicht selbst bestimmen zu können.

Der andere Teil des Buches spielt in Nimmerland. Der Autorin gelingt es perfekt, Wendys innere Zerrissenheit darzustellen. Auf der einen Seite möchte sie wieder ein Kind sein, an der Seite von Peter Abenteuer erleben und die Schrecken der realen Welt für immer hinter sich lassen. Auf der anderen Seite liebt sie ihre Tochter unendlich und will sie Peter nicht überlassen. Denn der Junge, der nie erwachsen wird, kann überaus grausam und sadistisch sein. So begegnet dem Leser ein unheimlich anmutendes Nimmerland, das geradezu nach Angst und Schrecken zu schreien scheint. Mit jeder Szene offenbart sich mehr von dem Horror, der sich langsam auf der Insel ausbreitet.

FAZIT: Tiefgründig, schmerzhaft und herzzerreißend. Insgesamt ist dieses Buch eine sehr düstere Fortsetzung der bekannten Geschichte „Peter Pan“, die den Leser erneut nach Nimmerland entführt und den Schrecken hinter dem magischen Zauber der Insel offenbart. „Wendy, Darling“ ist zugleich aber auch die Geschichte einer Frau, die gelernt hat, sich den Zwängen der Gesellschaft anzupassen, ohne sich dabei selbst zu verlieren. Es ist eine Geschichte über die Liebe einer Mutter zu ihrer Tochter. Eine Geschichte über die Verbundenheit zweier Frauen, die schreckliche Dinge erlebt haben und zu jeder Zeit füreinander einstehen. In „Wendy, Darling“ trifft Feminismus auf Fantasy mit einer Prise Horror. Die Autorin A. C. Wise konnte mich mit dieser Neuinterpretation überraschen und begeistern. Daher bin ich schon wahnsinnig gespannt auf den zweiten Band „Hooked“.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.04.2024
The Hike
Clarke, Lucy

The Hike


sehr gut

Nachdem Lucy Clarke mich mit „The Castaways“ und „No Escape“ richtig begeistern konnte, musste ich „The Hike“ unbedingt lesen. Dieses Mal entführt die Autorin den Leser nach Norwegen. Ich liebe das Setting, die bildgewaltigen Beschreibungen der Wildnis und die unterschwellige Spannung, die bis zum Schluss aufrechterhalten wird.

Die vier Freundinnen Liz, Helena, Maggie und Joni kennen sich schon seit einer Ewigkeit. Traditionell verreisen sie regelmäßig zusammen und entdecken die unterschiedlichsten Orte oder Strände. Dieses Mal geht es jedoch nach Norwegen, vier Tage in der Wildnis wandern. Ganz auf sich gestellt, ohne Führer oder Survival Kenntnisse. Vor Ort erfahren sie von einem dunklen Geheimnis. Vor einem Jahr ist eine Frau beim Wandern spurlos verschwunden. Genau auf der Strecke, die Liz ausgesucht hat. Trotz aller Gefahren und Warnungen schlagen die Freundinnen den Weg in die Wildnis ein.

„In ihren Augen spiegelt sich der Himmel. Wolken wandern über ihre ausdruckslosen Pupillen. Ihr Gesicht ist auf beinahe verstörende Weise unversehrt, ihre Haut blass und makellos. Der Wind riecht nach Erde, Salz und Blut.“ Auszug aus „The Hike“ von Lucy Clarke, Seite 7.

Der Einstieg in das Buch ist mir dank des lockeren Schreibstils sehr leicht gefallen. Ich liebe es jedes Mal aufs Neue, in einem Buch von Lucy Clarke versinken zu können. Zu Beginn der Geschichte erfährt der Leser einiges über das Leben der einzelnen Frauen. Man lernt ihren Alltag sowie Sorgen und Wünsche kennen. Der Einstieg ist hinsichtlich der Gesamtlänge des Buches schon etwas lang. An dieser Stelle hätte ich mir gewünscht, schneller in die Wildnis aufbrechen zu können. Denn mit Beginn der Wanderung wird es spannend.

Wie von Lucy Clarke gewohnt, ist auch „The Hike“ eine Mischung aus Roman und Thriller. Das Tempo der Geschichte ist im ersten Drittel sehr ruhig, steigt danach aber stetig an. Besonders gut haben mir die kurzen Kapitel gefallen, die oft mit einem kleinen Cliffhangern enden. Häufige Perspektivenwechsel sorgen für mehr Dynamik in der Geschichte. Auf diese Weise bekommt der Leser Einblicke in die Gefühlswelt der einzelnen Frauen. Natürlich verläuft die Wanderung ganz und gar nicht wie geplant. Dadurch entsteht eine unterschwellige Spannung, die bis zur letzten Seite anhält. Lang gehütete Geheimnisse kommen ans Licht und stellen die Freundschaft der vier Frauen auf eine harte Probe.

Das Setting der wilden Natur, raues Wetter und gefährliche Berge sorgen für ein atmosphärisches und düsteres Setting. Die Landschaftsbeschreibungen haben direkt Bilder in meinem Kopf entstehen lassen. Lucy Clarke schafft es einfach immer wieder, den Leser in ihrem Setting versinken zu lassen. Im Laufe der Geschichte ist mir aufgegangen, wie aufgeschmissen ich beim Wandern in der Wildnis wäre. Dieses Buch hat mir deutlich aufgezeigt, welche folgenschweren Fehler ich gemacht hätte. Die Schönheit der wilden Natur ist auf der einen Seite wunderschön und fesselnd, auf der anderen Seite sorgt sie für ein Gefühl der Angst. Angst, der Natur hilflos ausgeliefert zu sein. Ich habe mich gefragt, ob ich wohl durchgehalten hätte. Daher war ich doch sehr verwundert, dass gerade Joni so gut mithalten konnte. Als Rockstar ist sie ein Leben am Abgrund gewohnt. Drogen, Alkohol und durchgefeierte Nächte sind nicht die beste Voraussetzung für eine Wanderung in der Wildnis.

„Die Berge sind brutal. Und gleichgültig. Ihnen ist es egal, wer sich an ihren Flanken die Knochen zerschmettert. Sie kennen weder Trauer noch Freude. Auszug aus „The Hike“ von Lucy Clarke, Seite 199.

Die Geschichte lebt vorwiegend von der Dynamik der Frauen untereinander. Der Fokus liegt mehr auf der zwischenmenschlichen Ebene. Die kleinen und großen Katastrophen während der Wanderung sorgen für Spannung. Ich wollte immer wissen, wie es weitergeht. Und natürlich, welche der Frauen es nicht schafft, der Wildnis zu entrinnen.

FAZIT: Mit „The Hike“ hat Lucy Clarke einen atmosphärischen Spannungsroman geschaffen, der den Leser die Tücken der wilden Natur spüren lässt. Bildgewaltige Landschaftsbeschreibungen, Geheimnisse und kurze, knackige Kapitel sorgen für ein kurzweiliges Lesevergnügen. Dieser Thriller wird vor allem denjenigen Lesern gefallen, die es gerne ruhiger mögen und auch gerne mal in einem Roman mit Suspense Elementen versinken.

Bewertung vom 14.04.2024
Sie kann dich hören / The Housemaid Bd.2
McFadden, Freida

Sie kann dich hören / The Housemaid Bd.2


ausgezeichnet

Auf den zweiten Band von „The Housemaid“ hatte ich mich schon lange gefreut. Jetzt ist Millie endlich zurück. Ein großes Penthouse, blutbefleckte Kleidung und eine hinter Türen versteckte Ehefrau. Das klingt nach spannenden Lesestunden. Meine Erwartungen waren hoch und ich wurde nicht enttäuscht. Tatsächlich gefällt mir dieser Band noch besser als der Triller „Wenn Sie wüsste“.

Millies Arbeit für Nina liegt einige Jahre in der Vergangenheit. Mittlerweile führt Millie ein geregeltes Leben mit festen Strukturen und Zukunftsplänen. Doch dank ihres neuen Jobs holt die Vergangenheit sie letztendlich wieder ein. Denn Millie ist keine Frau, die wegschaut. Sie muss helfen. Egal, wie hoch der Preis sein wird, den sie dafür bezahlen muss. Blutflecken und eine verschlossene Tür im Penthouse ihres neuen Arbeitgebers sprechen Ihre ganz eigene Sprache. Millie ist sich ganz sicher. Irgendetwas stimmt nicht. Warum darf sie die Ehefrau Wendy weder sehen noch mit ihr sprechen? Woher kommt das Blut und warum hört sie Wendy weinen?

In diesem Buch erhält der Leser zum ersten Mal tiefere Einblicke in Millies Leben. Man erfährt einiges über Ihre Beziehung zu ihrem aktuellen Partner, der wie der perfekte Traummann daherkommt. Zudem bekommt man kleine Einblicke in die zurückliegenden Jahre, die sich wie ein großes Abenteuer anfühlen. Stellenweise wird dadurch das Tempo der Geschichte verlangsamt, doch es kommen zu keiner Zeit Längen auf. Mir persönlich hat es gut gefallen, mehr über Millie zu erfahren. Vor allem, weil dadurch ihr Verhalten in der Gegenwart erklärt wird. Millie opfert sich selbstlos für andere auf, doch um ihr eigenes Geheimnis zu schützen, verhält sie sich rücksichtslos und egoistisch. Durch die Rückblicke konnte ich Millies Verhalten deutlich besser verstehen.

Spannungsmäßig ist dieser Band sehr clever aufgebaut. Bereits der Prolog ist extrem gut gewählt und sorgt für einen starken Einstieg in die Geschichte. Nach dem ersten Band hatte ich große Erwartungen an dieses Buch. Gleichzeitig aber auch Angst, dass den Leser nur eine andere Variante des ersten Bandes erwartet. Ich liebe es, wie die Autorin mit genau diesen Erwartungen spielt. Spannungsmäßig ist dieses Buch perfekt aufgebaut. Das Tempo der Geschichte steigert sich immer weiter, bis man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Gerade wenn man denkt, alles durchschaut zu haben, kommt der Plottwist. Ich habe mit keiner der überraschenden Wendungen gerechnet. Und genau das macht diesen Thriller aus. Ich habe den Überraschungseffekt am Schluss geliebt.

FAZIT: „Sie kann dich hören“ ist ein clever konstruierter Thriller, der mit durchgängig vorhandener Spannung und überraschenden Wendungen punktet. Die Autorin führt den Leser geschickt in die Irre. Ich habe das Ende nicht kommen sehen, obwohl die Fährte meisterhaft angelegt wurde. Durch den intelligenten Aufbau der Geschichte gefällt mir dieses Buch noch besser als der erste Band. Daher freue ich mich jetzt schon sehr auf den dritten Band „Sie wird dich finden“, der im Herbst 24 erscheint.

Bewertung vom 08.04.2024
Sparks
Dawson, J.R.

Sparks


ausgezeichnet

Da ich magische Geschichten liebe, musste ich „Sparks“ unbedingt lesen. Zeitreisen, ein magischer Zirkus und ein mächtiger Gegner – da konnte ich einfach nicht widerstehen. Das Buch ist völlig anders, als ich es erwartet hatte. Düster, schwer und intensiv. Es ist so viel mehr als das, was der Klappentext preisgibt.

Mit „Sparks – Die Magie der Funken“ legt J.R. Dawson ein unglaubliches Debüt vor. Die Autorin entführt den Leser in eine Welt voller Magie, Angst und Schrecken. Ich liebe Fantasygeschichten abseits des Mainstreams und dieses Buch gehört definitiv dazu. Denn den Leser erwartet zwar ein glitzernder, fantastischer Zirkus voller Magie, jedoch keine rosa Zuckerwatte-Welt. Das Buch beginnt im Jahr 1926. Der Schrecken des Ersten Weltkriegs liegt ein paar Jahre in der Vergangenheit. Rin reist mit ihrem magischen Zirkus umher und versucht, die Welt mit der Magie der Sparks ein klein wenig besser zu machen. Den Kern des Zirkus bilden Rin, ihre große Liebe Odette und Mauve. Ihre Talente sind außergewöhnlich. Gemeinsam vereinen sie Vergangenheit und Zukunft. Rin kann dank ihrer Gabe durch die Zeit reisen und Odettes Magie gewährt ihr Einblicke in die Zukunft. Doch während Rin noch auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit ist, bricht in der Zukunft ein Krieg aus, der die gesamte Welt zu verschlingen droht.

Mit „Sparks“ hat die Autorin J.R. Dawson eine berührende Geschichte über drei starke Frauen erschaffen, die dem Schicksal trotzen. Das Buch lebt weniger von funkelnder Magie, sondern eher von der Dynamik der Charaktere und ihrem Kampf gegen das Schicksal. Alle Charaktere verfügen über viel Tiefe. Jede der Frauen ist etwas ganz Besonderes. Sie sind zugleich stark und schwach, wodurch sie unglaublich authentisch wirken. Besonders gerne mochte ich das junge Mädchen Jo mit ihrem Mut und ihrer Entschlossenheit. Rins Zirkus ist zudem ein Zufluchtsort für Menschen mit magischen Begabungen. Viele Artisten haben Schicksalsschläge hinter sich, wurden verstoßen oder verfolgt. Unter Rins Führung ist eine starke Gemeinschaft entstanden. Eine Familie für all jene, die nichts anderes mehr haben.

Das Buch gliedert sich in verschiedene Erzählstränge, die zudem in verschiedenen Zeiten spielen. Nach und nach laufen alle Stränge aufeinander zu und ergeben ein großes Ganzes. Die Geschichte ist komplex und kommt mit einer gewissen Schwere daher. Es gibt so viel Wut, Trauer, Angst und Verzweiflung. Das Gefühl, dem Schicksal ohnmächtig ausgeliefert zu sein. Das Buch beinhaltet viele schwere Themen wie Folgen eines Krieges, Traumata, Existenzangst und toxische Liebe. Rin und Odette müssen durch ihre magischen Gaben eine schwere Last tragen. Sie werden getrieben von dem Drang, die Welt besser zu machen. Über allem steht die zentrale Frage nach Gut und Böse. Ist alles nur Schwarz oder Weiß? Was bedeutet es, ein guter Mensch zu sein? Das Tempo der Geschichte ist langsam und passt zu der Schwere der behandelten Themen. Dieses Buch lebt nicht von magischen oder actionreichen Szenen, sondern von den leisen, aber eindringlichen Zwischentönen. Auf „Sparks“ muss man sich einlassen können und es wird mit Sicherheit nicht für jeden etwas sein.

FAZIT: „Sparks – Die Magie der Funken“ ist eine tiefgründige Geschichte über drei Frauen, die versuchen, das Schicksal der Welt zu ändern. Der magische Zirkus bildet den Mittelpunkt des Geschehens. Er ist ein Ort, an den man immer wieder zurückkehrt. Der Fokus der Geschichte liegt jedoch auf schweren Themen wie Krieg, Verfolgung, Angst, Wut, Verzweiflung und Selbsthass. Die Autorin J.R. Dawson hat mit „Sparks“ ein Buch erschaffen, das zum Nachdenken anregt und noch lange nachhallt. Ein Buch, das Mut macht, über sich selbst hinauszuwachsen und das Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Zugleich ist es auch die Geschichte einer Liebe, die alles überdauert, alle Höhen und Tiefen des Lebens meistert und doch nie zerbricht. Eine Geschichte über Freundschaft, Familie und Zusammenhalt. Dieses Buch hat mich mit all seinen unterschiedlichen Facetten sehr berührt. Obwohl ich etwas völlig anderes erwartet hatte, ist dieses Buch für mich ein richtiges Highlight.

Bewertung vom 04.04.2024
Foxglove - Das Begehren des Todes / Belladonna Bd.2
Grace, Adalyn

Foxglove - Das Begehren des Todes / Belladonna Bd.2


sehr gut

„Foxglove“ ist der zweite Band der Reihe „Belladonna“ und stammt aus der Feder von Adalyn Grace. Nach dem interessanten Ende des Reihenauftaktes war ich sehr gespannt auf die Fortsetzung. Die Autorin punktet mit einem weiteren Mordfall sowie einem neuen Gegenspieler, der es auf Signa abgesehen hat. Es wird wieder düster und spannend. Dunkle Geheimnisse, eine verbotene Liebe und das Schicksal in Menschengestalt – die perfekte Mischung für gemütliche Lesestunden.

„Das Haar der Frau war bleich wie Schnee und fiel ihr in eleganten Wellen über den Rücken, die Spitzen reichten bis in den Teich. Ihr hauchdünnes, weißes Kleid wogte ebenfalls im Wasser und war so durchscheinend, dass man ihren Körper erahnen konnte. Hinter ihr stahlen sich Füchse durchs Gras, linsten mit goldfarbenen Augen durch hohes Farnkraut.“ Auszug aus „ Foxglove“, Seite 84.

Kaum ist der erste Mordfall gelöst, ermittelt Signa schon im nächsten. Doch es scheint so, als hätte das Schicksal seine Hände im Spiel. Nachdem der Tod ihm seine große Liebe genommen hat, sinnt das Schicksal auf Rache. Signa steht eine große Herausforderung bevor. Denn um ihre Familie retten zu können, benötigt sie die Hilfe des Schicksals. Ein gefährliches Spiel beginnt. Der Preis ist das Leben von Signas Onkel Elijah.

Der zweite Band schließt nahtlos an den Reihenauftakt an. In diesem Mittelband begleitet der Leser vorwiegend Signa, zum Teil aber auch Blythe. Mir hat die zarte Freundschaft zwischen den jungen Frauen sehr gut gefallen. Beide sehnen sich nach einer Freundin, nach jemandem, dem sie vertrauen können. Und doch stehen so viele Lügen und Geheimnisse zwischen Signa und Blythe. Die Charakterentwicklung ist der Autorin sehr gut gelungen. Beide jungen Frauen wirken erwachsener und selbstbewusster. Gerade Blythe ist mir mit ihrer Lebensfreude, ihrem Starrsinn und ihrer unbändigen Neugier sehr ans Herz gewachsen.

Besonders spannend wird es in diesem Band durch das Auftauchen des Schicksals. Er ist der perfekte Gegenspieler zum Tod. Schon bald verfängt sich Signa in einem Netz aus Lügen und Intrigen. Leben, Tod oder Schicksal – ein gefährliches Spiel beginnt. Ein Handel mit dem Tod endet früher oder später immer auf die gleiche Weise. Doch was passiert, wenn man einen Deal mit dem Schicksal eingeht? Der Love Triangle Part hat mir überraschenderweise sehr gut gefallen. Normalerweise mag ich diesen Trope in Büchern überhaupt nicht. Glücklicherweise verzichtet die Autorin auf ein nervenzehrendes Hin und Her. Man erkennt deutlich, dass Signa erwachsen geworden ist und sich nicht von den Flausen eines Teenagers leiten lässt. Sie ist eine Frau, die weiß, was sie will.

Dieser Band spielt zum Teil in Foxglove, dem Familiensitz von Signa. Auch den verwunschenen Ort Wisteria Gardens betritt der Leser kurz. An dieser Stelle hätte ich mir etwas längere Einblicke gewünscht, um die Atmosphäre beider Orte noch mehr spüren zu können. Doch dem Titel nach dürfen wir uns im Finalband auf einen längeren Ausflug nach Wisteria Gardens freuen.

FAZIT: Auch in „Foxglove“ punktet die Autorin wieder mit einer düsteren Atmosphäre, aufsässigen Geistern und herrschaftlichen Schauplätzen. Im Fokus der Geschichte steht das Schicksal, das seine ganz eigenen Pläne mit Signa und dem Tod hat. Der Mordfall gerät zwischenzeitlich etwas in Vergessenheit, was mich aber nicht gestört hat. Viel spannender ist die Dynamik zwischen Signa, Blythe, dem Tod und dem Schicksal. Insgesamt hat mir dieser Band noch besser gefallen als der Reihenauftakt. Das Ende des Buches konnte mich überraschen und lässt auf einen interessanten Finalband hoffen. Ich freue mich sehr darauf, im letzten Band tiefer in Foxglove und Wisteria Gardens eintauchen zu können. Ich bin sicher, dass es an beiden Schauplätzen noch einiges zu entdecken gibt.

Bewertung vom 28.03.2024
Curious Tides / Die Gezeiten Bd.1
Lacelle, Pascale

Curious Tides / Die Gezeiten Bd.1


ausgezeichnet

Da ich Dark Akademia liebe, war dieses Werk ein absolutes Must-Read für mich. Bereits die Leseprobe konnte mich überzeugen. Und wow, dieses Buch ist so viel mehr als ich erwartet hatte. Poetisch, magisch, düstere, schön und schrecklich zugleich. Mit „Curious Tides“ legt Pascale Lacelle einen Reihenauftakt vor, der vor allem jene Leser begeistern dürfte, die komplexe Fantasybücher im Jugendbereich mögen. Man darf sich auf ein Werk freuen, das in eine Welt voller Magie entführt. Bereits das Setting voller Dark Academia Vibes konnte mich begeistern. Die Geschichte spielt hauptsächlich am Aldryn College, wo Mondmagier ausgebildet werden. Der Leser begleitet Emory und Baz, die beide um Romie trauern. Ein mysteriöser Geheimbund, magische Rituale und eine Höhle voller dunkler Geheimnisse und Albträume sorgen für unterschwellige Spannung. Und dann sind da noch Romie und die anderen acht ertrunkenen Studenten.

Dank des bildhaften Schreibstils ist mir der Einstieg in das Buch sehr leicht gefallen. Pascale Lacelle versteht es perfekt, ihrer Welt Leben einzuhauchen und fantastische Bilder im Kopf des Lesers entstehen zu lassen. Der Schreibstil ist bildgewaltig und voller Details, märchenhaft und teilweise schon poetisch. Die Übersetzerin Bea Reiter hat hier einen fantastischen Job gemacht. Ich denke, für einige Leser wird der Schreibstil nicht leicht zu lesen sein, denn man muss sich darauf einlassen können. Ist man einmal in der Geschichte versunken, erwartet den Leser ein grandioses Magiesystem und eine stimmungsvolle Atmosphäre mit Dark Academia Vibes. Die Autorin nimmt sich viel Raum für Details und Beschreibungen. Das Tempo des Buches ist daher sehr langsam. Gerade am Anfang habe ich etwas Zeit gebraucht, um alle Informationen zu verarbeiten und das komplexe Magiesystem zu verinnerlichen. Der Fokus liegt weniger auf einer straff gespannten Spannungskurve, sondern auf den magischen Komponenten und der Dynamik zwischen den verschiedenen Charakteren. "Curious Tides“ ist ein Buch, auf das man sich einlassen muss und für das man viel Zeit und Ruhe beim Lesen mitbringen sollte. Obwohl in der ersten Hälfte des Buches nicht viel passiert, gibt es viel zu entdecken. Auch die Charaktere verfügen über viel Tiefe. Gerade ihre Fehler, Ängste und der Wunsch, als Mensch gesehen zu werden, lassen sie besonders authentisch erscheinen. Im letzten Viertel des Buches wird das Tempo deutlich angezogen und die Autorin konnte mich mit einigen Wendungen überraschen. Das Ende des Buches lässt auf eine magische Fortsetzung hoffen, in der der Leser unglaublich viel Neues entdecken wird.

Dieses Buch wird vor allem Leser begeistern, die Geschichten in Geschichten mögen. In „Curious Tides“ dreht sich alles um das Manuskript „Das Lied der ertrunkenen Götter“. Der Leser bekommt häppchenweise Auszüge aus dem Manuskript. Diese sind im Buch in schwarze Seiten eingefasst und heben sich dadurch perfekt vom Rest der Geschichte ab. Ich habe alles an „Das Lied der ertrunkenen Götter“ geliebt. Hier punktet die Autorin mit einem durch und durch poetischen Schreibstil. Ihre Worte sind zugleich schrecklich und wunderschön. Es ist kaum zu glauben, dass es sich bei dieser fantasievollen und atmosphärischen Geschichte um ein Debüt handelt.

FAZIT: Mit ihrem Werk „Curious Tides“ entführt Pascale Lacelle den Leser in eine magische Welt, die einem Nachthimmel gleicht – dunkel und doch voller Magie und funkelnder Schönheit. Die Autorin webt Worte zu Magie und lässt eine fantastische Welt vor den Augen des Lesers entstehen, die man nicht mehr verlassen möchte. Ich empfehle dieses Buch besonders Fans von Erin Morgensterns „Das Sternenlose Meer“ und begeisterten Lesern von Naomi Novik. Du liebst komplexe Magiesysteme, Geschichten in Geschichten und magst auch ein sehr langsames Tempo ohne viel Action? Bildhafte, ausschweifende Schreibstile lassen sofort Bilder in deinem Kopf entstehen? Dann schau dir diesen Reihenauftakt an. Für mich ist dieses Buch ein richtiges Highlight und ich bin unglaublich gespannt auf den zweiten Band.

Ein großes Lob gibt es auch für den Verlag. Das Buch punktet in der Erstauflage mit einer wundervollen Aufmachung. Die Metallicveredelung des Covers und der Farbschnitt machen das Buch zu einem richtigen Hingucker im Bücherregal.

Bewertung vom 23.03.2024
Die Nacht der Königinnen
Handel, Christian

Die Nacht der Königinnen


sehr gut

Ich freue mich über jedes neue Buch von Christian Handel. Vielen seiner Werke haftet etwas Düsteres an und genau das liebe ich so. Daher war ich unglaublich gespannt auf dieses neue Buch. Der Autor bezeichnet die Geschichte als eine Mischung aus „Selection“ und „Die Tribute von Panem“.

Christian Handel konnte mich bereits mit seinen Märchenadaptionen „Rosen & Knochen“, „Palast aus Gold und Tränen“ und „Schattengold“ begeistern. Daher war dieser Einzelband ein Must-Read für mich. Der Leser erwartet mit „Die Nacht der Königinnen“ genau das, was der Autor verspricht. Der erste Teil des Buches kommt mit starken Selection-Vibes daher. Alix wird an den Hof des Schlangenkönigs eingeladen, um an einer Brautschau teilzunehmen. Das Tempo ist dementsprechend sehr ruhig. Erst nach und nach häufen sich die merkwürdigen Ereignisse. Das Konzept der Brautschau ist zugegeben mittlerweile ein häufig genutztes Element, das seinen Reiz ein wenig verloren hat. Der Autor schafft es trotzdem, den Leser zu überraschen. Mich hat weniger die Brautschau überzeugt. Es waren eher die merkwürdigen Ereignisse in der Burg, die mich zum Miträtseln gebracht und für eine düstere Atmosphäre mit unterschwelliger Spannung gesorgt haben.

Die zweite Hälfte des Buches bietet dank den Tribute von Panem-Vibes eine spannende Unterhaltung. Für tödliche Prüfungen bin ich in Büchern immer zu haben. Der Autor zieht das Tempo in diesem Teil des Buches stark an. Allianzen werden geknüpft, Fallen gestellt und Konkurrentinnen blutig eliminiert. Doch inmitten von Blut und Gewalt entstehen auch Freundschaften, Vertrauen und Zusammenhalt. Ich habe diese zweite Hälfte des Buches regelrecht verschlungen und war sehr gespannt auf das Ende.

„Der Anblick von Sternrispen macht mich noch immer traurig. Jedes Jahr, wenn diese Blumen blühen, erinnere ich mich daran, was wir alles verloren haben. Was wir alle getan haben, im Kampf um eine Krone, die keine von uns wirklich wollte. Und die an manchen Tagen so schwer zu wiegen scheint wie die Last unserer Schuld.“ Erster Absatz aus „Die Nacht der Königinnen“.

Alix ist eine tolle Protagonistin. Sie ist stark, dickköpfig und mutig. Besonders erfrischend fand ich die Tatsache, dass sie sich so absolut überhaupt nicht für den König interessiert. Ich mag die Art und Weise, wie der Autor in diesem Buch zeigt, dass ein gutes Buch nicht zwingend eine Liebesgeschichte beinhalten muss. Natürlich gibt es trotzdem einen kleinen Hauch Romantik für das Herz, wenn auch nur am Rande der Geschichte.

FAZIT: Mit Christian Handels Werk „Die Nacht der Königinnen“ erwartet den Leser eine düstere Mischung aus „Selection“ und „Die Tribute von Panem“. Der erste Teil dieses Einzelbandes kommt recht ruhig daher. Doch dann wird das Tempo rasant angezogen und der Leser befindet sich mitten in einem blutigen Überlebenskampf. Du liebst Tropes wie Found Family, Forced Proximity und benötigst keine Liebesgeschichte im Fokus der Geschichte? Du verfolgst gerne spannende Überlebenskämpfe, genießt aber trotzdem auch mal längere ruhige Passagen? Dann schau die „Die Nacht der Königinnen“ an.