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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Leobiene
Wohnort: 
Düsseldorf

Bewertungen

Insgesamt 15 Bewertungen
12
Bewertung vom 12.01.2023
Frankie
Köhlmeier, Michael

Frankie


gut

Der 14-jährige Frank und seine Mutter leben ein ruhiges und friedliches Leben in Wien. Frank, der noch zur Schule geht, hat wenig Sozialkontakte und die Beziehung zu seiner Mutter ist eng. Die Idylle wird jäh unterbrochen, als ihr Vater nach 18 Jahren wegen guter Führung frühzeitig aus dem Knast entlassen wird. Zunächst bei ihnen untergebracht, bleibt die Beziehung angstvoll und distanziert. Aber als der Opa in eine eigene Wohnung zieht, wird Frank von dem Straftäter seltsam angezogen. Es entwickelt sich eine Art Hass-Liebe zwischen den beiden, die in den Roadtrip führt. Der Opa bleibt undurchsichtig, man erfährt bis zum Schluss nicht, was ihn ins Gefängnis gebracht hat. Sprachlich aus Sicht des 14-jährigen erzählt, entwickelt sich die Geschichte zu einer bizarren Räuberpistole, dessen Ende mich eher ratlos zurück lässt. Dennoch ist das Buch spannend und man wünscht sich eine Fortsetzung.

Bewertung vom 23.10.2022
Der Fußgänger
Boning, Wigald

Der Fußgänger


ausgezeichnet

Wigald Boning kannte ich bisher als hochintelligenten und mit wunderbarem Humor ausgestatteten Comidian. Seine Freude am Wandern ist ihm schon in die Wiege gelegt. So ist er bereits mit seinen Eltern viel gewandert. Was für jeden "normalen" Teenager bald zur Qual wird, war für Wigald immer ein großes Vergnügen und ist bis heute eine Leidenschaft für die Fortbewegung auf den eigenen 2 Beinen. Dazu braucht er weder die neueste Funktionskleidung noch den fußfreundlichsten Schuh, sondern probiert allerlei ungewöhnlichen Outfits aus. Mal skurril, mal als Challange zieht er mit eher ungeeigneter Kleidung durch die Lande.
Die Abschnitte befassen sich mit dem "Womit", "mit wem", "wohin", "wie schnell" des Wanderns. Bekannt humorvoll nähert er sich seinem Thema. Dabei ist sein Schreibstil teilweise recht altbacken und er benutzt Wörter wie "Hossa", "Gesell".
Das Cover zeigt eine schöne Landschaft und das Setting erinnert ein wenig an Spitzweg. Man sieht einen altmodisch gekleideten Herrn mit altem Ranzen, Hut und Regenschirm.
Alles in allem ein schön aufgemachtes Buch, hochwertig mit schönen Abbildungen. Ein wunderbares Buch zum Selbstlesen und Verschenken.

Bewertung vom 19.10.2021
Mädchenmeuterei
Fuchs, Kirsten

Mädchenmeuterei


gut

„Mädchenmeuterei“ ist als Fortsetzungsroman für den Vorgänger „Mädchenmeute“ angelegt. Anfangs hatte ich etwas Schwierigkeiten reinzukommen, denn die Lektüre lag schon 6 Jahre zurück. Auch im weiteren Verlauf hatte ich so meine Schwierigkeiten mit dem Buch. Das Cover gefällt mir gut, die Mädchen halten zusammen.
Die Mädchen haben nach ihren Abenteuern ein lukratives Geschäft aus ihren Erlebnissen gemacht und halten Vorträge. Doch Bea ist verschwunden und schickt bald merkwürdige Videos zu Charlotte. Die Video sind meist nur wackelige Mitschnitte aus einem LKW mit wenig Aussagekraft. Aber bald wird deutlich, sie ist in Marokko bei ihrem Vater und in Gefahr. Also beschließt Charlotte mit den anderen per Containerschiff zu Hilfe zu kommen. Doch auf dem Schiff stimmt was nicht und beim Zwischenstopp in Le Havre passieren merkwürdige Dinge. Das Ganze wirkt auf mich sehr konstruiert und wenig authentisch. Ein Vater, der sie seelenruhig nach Hannover fährt, wohlwissend, dass was im Busch ist, die Kinder am Bahnhof aussetzt und nicht weiter nachfragt? Ohne Probleme kommen sie an Bord und können noch 2 Mädchen im Koffer mit an Bord schleusen? Für mich bleibt im Gegensatz zum Vorgänger die Story unglaubwürdig und die Protagonisten überzeichnet.
Schade, nach dem sehr guten Vorgänger hab ich mehr erwartet. Dennoch ist es für Jugendlich sicher eine spannende und kurzweilige Unterhaltung.

Bewertung vom 16.09.2021
Der perfekte Kreis
Myers, Benjamin

Der perfekte Kreis


sehr gut

Poetisch schön
Schon das Buchcover ist sehr besonders durch die Goldprägung eines unfertigen Kreises, der im Wiederspruch zum Titel steht.
Eine Männerfreundschaft Ende der 80er und eine Mission: Kornkreise erschaffen unter dem Lebensmotto: "Nähre den Mythos und strebe nach Schönheit, aber offenbare nie die Wahrheit". So treffen sich die Freunde, planen und plätten das Korn auf der Suche nach dem perfekten Kreis. Die Entwürfe werden immer ausgefallener und die Gerüchte und Spekulationen um die Verursacher werden immer wilder.
Lyrisch-philosophisch schöne Formulierungen prägen das ruhige und sehr besondere Sommerbuch. Der Herbst und mit ihm die abgemähten Felder beenden das Treiben von Redbone und Calvert. Beide sind eher Einzelgänger und vom Leben gezeichnet. Der Autor versteht es gut, den unterschiedlichen Charakteren Leben einzuhauchen.
Unterm Strich muss ich aber sagen, dass mir sein erstes Buch "Offene See" besser gefallen hat.

Bewertung vom 30.08.2021
Drei Kameradinnen
Bazyar, Shida

Drei Kameradinnen


ausgezeichnet

Die 3 Freundinnen Saya, Hani und die Ich-Erzählerin Kasih wachsen zusammen im Problemviertel einer deutschen Großstadt auf. Hier geboren sind sie trotzdem weder Deutsche noch Flüchtlinge und dem täglichen Rassismus ausgesetzt durch ihre Hautfarbe oder ihren Akzent.
Kasih erzählt von ihrem Wiedersehen aufgrund einer Hochzeitseinladung und den 4 Tagen vor einer Terrorattacke. Dabei blickt sie auch immer wieder zurück auf ihre gemeinsame Kindheit und ihrem unerschütterlichen Zusammenhalt. Gemeinsam gegen den täglichen Rassismus und der Gleichgültigkeit der Eltern.
Die Situation spitzt sich zu, Saya kann ihn nicht mehr akzeptieren und liest sich durchs Internet, schaut die Nachrichten, die voll sind vom Beginn eines großen Prozesses gegen eine rechtsradikale Mörderbande. Die beiden Freundinnen versuchen Saya abzulenken und unter Kontrolle zu halten, doch am entscheidenden Abend ist die eine zu betrunken, um richtig zuzuhören und die andere mit ihrem Ex-Freund beschäftigt.
Die Autorin hält uns geschickt den Spiegel vor, indem sie uns immer wieder direkt anspricht und exakt bei den Gedanken ertappt, die einem unbewusst durch den Kopf gegangen sind. Das gibt dem Buch einen sehr interessanten Kick und man kommt automatisch ins Grübeln.
Dass am Ende nicht alles so passiert ist, wie die Autorin uns zunächst glauben machen wollte, hat auch mit strukturellem Rassismus zu tun. Man glaubt ihr sofort, dass es genau so passiert sein könnte.
Bücher wie dieses, die über den täglichen Rassismus berichten und versuchen, der weißen Leserschaft einen Einblick in ihren Alltag zu verschaffen, geraten immer mehr in den Fokus und es ist verdammt nochmal auch Zeit, dass wir Bio-Weiße uns mit dem Thema auseinander setzen. Fragen wie: „Wo kommst du her?“ implizieren, dass jemand eben nicht in Berlin geboren wurde, wenn er eine dunklere Hautfarbe hat. Aber grade das sollte in der X-ten Generation der Einwanderer doch selbstverständlich geworden sein. Sie sind wie wir: hier geboren, aufgewachsen, sind mit uns zur Schule gegangen und haben mit uns Abitur gemacht. Aber auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt sind sie dennoch so stark benachteiligt, dass es weh tut! Die schweigende Mehrheit ist aufgefordert, dazwischen zu gehen, endlich was gegen die rechten Prolls und gegen die Alltäglichkeit des Rassismus aufzustehen. Bücher wie dieses sind wichtiger denn je!

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