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Lisas Bücherleben
Wohnort: 
Bonn
Über mich: 
Ich bin 32 Jahre alt, arbeite im Verlagswesen und bin zugezogen aus dem beschaulichen Sauerland. Ich lese alle Genres querbeet - nur mit Erotik und reiner Romantik kann ich nicht viel anfangen ... Für Empfehlungen bin ich jederzeit offen :)
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 24 Bewertungen
Bewertung vom 14.07.2020
Niemandsstadt
Goldfarb, Tobias

Niemandsstadt


weniger gut

Josefine lebt ein eher merkwürdiges Leben. Während ihre Eltern versuchen, ihren Souvenirshop über Wasser zu halten, der mal ein Buchladen war, verbringt sie viel Zeit damit, durch die Stadt zu stromern und die kleinen Ungewöhnlichkeiten des alltäglichen Lebens zu beobachten. Und das, obwohl ihre Mitschüler_innen mit dem neuen Social Network "Magick" eine ganz andere Beschäftigungsmöglichkeit gefunden haben.
Das Buch lebt von Perspektivwechseln, die durch den Wechsel der Schriftarten angezeigt werden. Ich persönlich fand das umständlich und lästig, weil für einen Charakter eine serifenlose Schrift verwendet wurde und ich die einfach nicht so gerne lese. Auch die Formatierung schien mir sehr großzügig - immer wieder sind Seiten halbleer, die Schrift generell sehr groß gesetzt, Texteinschübe werden übertrieben räumlich abgesetzt. Als hätte der Verlag zu viele Seiten frei gehabt. Aber gut.

Dieses Buch ist weird - das finde ich großartig. Man fragt sich etwa bis zur Hälfte, was überhaupt los ist, welche Eskapaden der Handlungsstrang so vorhat und was die Welten, durch die wir uns bewegen, miteinander zu tun haben. Es scheint anders zu sein und hat mich direkt in Josefines Welt gesaugt. Die bildliche Sprache lässt dabei genug Raum für die eigene Fantasie - einfach spaßig, die Geschichte zu erkunden!
Und dann scheint sich Goldfarb gedacht zu haben "Upsi, ist ja ein klassisch angelegtes Jugendbuch!" und wir haben wirklich alle klischeehaften Motive drin, die man sich wünschen kann...
Die junge Außenseiter-Protagonistin bekommt einen Auserwähltenstatus, Technologie ist übrigens voll böse und all die Smartphone-Zombie-Teenies müssten einfach mal ne Runde an die frische Luft, David gegen Goliath. Kann ich nicht mehr lesen und hatte ich mir nach dem vielversprechenden Auftakt des Buches anders vorgestellt und gewünscht.
Superschade, dass es so ausgegangen ist - denn so kann ich "Niemandsstadt" nur als okay-ishes Jugendbuch betiteln, das sich ausgelutschter Motive bedient und so ein offenkundiges sprachliches Talent des Autors aushebelt. Nett, schnell weggelesen, aber nichts Besonderes.

Bewertung vom 06.01.2020
Dear Evan Hansen
Emmich, Val; Levenson, Steven; Pasek, Benj; Paul, Justin

Dear Evan Hansen


gut

Vorab: Ich hatte keine Ahnung, dass zu dem Buch ein Musical existiert, und danke jetzt schon mal für die Entdeckung sehr großartiger Songs! 3

Wir begleiten in diesem Buch einen Teenager, der eigentlich mal nicht mit den üblichen "Steht sie auf mich? Wer sind meine Freunde?"-Problemen zu kämpfen hat, sondern mit einer kaputten Familienstruktur und psychischen Störungen. Das fand ich im Auftakt des Buches sehr faszinierend und unheimlich wichtig, denn -wie auch die Message des Buches vermitteln möchte- niemand ist damit alleine und eine Thematisierung dessen ist grade in dem Alter, in dem die Leser_innen des Buches sich befinden, unheimlich wichtig.

Schade fand ich, dass Evan als sehr komplexer Charakter nachher nämlich DOCH wieder auf genau diese typischen Teenie-Probleme runtergebrochen wird und sein eigentliches Problem (pathologisch-psychischer Natur) überhaupt nicht mehr thematisiert wird.
Auch mit dem Dreh- und Angelpunkt des Buches, Suizid(-gedanken) und Depressionen, kommen mir einfach viel zu kurz. Alles wird irgendwie angerissen und dann zugunsten kitschig-verträumter Familien- und Romanzenklischees fallengelassen.

Sehr schade, "Dear Evan Hansen" hätte ein für den Jugendbuchmarkt wichtiges Werk sein können, in dem die oben angesprochenen Themen endlich mal sensibel verarbeitet werden. Nichtsdestotrotz mochte ich Evan als Protagonisten und den Sprachstil des Buches. Ich habe mich durchaus gut unterhalten gefühlt und habe das Buch gern gelesen - dennoch bin ich traurig ob der verpassten Chancen.

Bewertung vom 13.07.2019
Gefährlicher Freund / Renegades Bd.1
Meyer, Marissa

Gefährlicher Freund / Renegades Bd.1


gut

Anarchisten gegen Superhelden, Ordnung gegen Chaos, Gut gegen Böse. Aber was ist hier eigentlich gut und was ist böse? Unsere Protagonistin ist sich da zu Beginn des Buches sehr sicher - und muss doch bald feststellen, dass ihre Familiengeschichte nicht der einzige Faktor ist, der in diese Einstellung reinspielt.

Gut gefallen hat mir an diesem Buch, wie die Autorin mit Perspektivierung spielt. Obwohl man durch die Protagonistin Nova zunächst eine Tendenz für eine Seite entwickelt, stellt sich schnell heraus, dass sich so pauschal keine Seite wählen lässt. Dafür sind aber auch Passagen verantwortlich, die aus der Sicht eines der Superhelden geschrieben sind und mir ehrlich gesagt etwas nachträglich eingefügt vorkommen... Als hätte man im Lektorat erkannt, dass die Leserin noch eine andere Sicht auf die Dinge benötigt.

Völlig überflüssig und nervtötend fand ich diese Liebesgeschichte, die von Anfang an vorhersehbar und flach war. Hatte ich in der Art schon zu oft vor der Nase, nein danke.

Insgesamt: Eine nette Idee, ein netter Reihenauftakt, fix runtergelesen - aber insgesamt doch altbekannte Motive, das übliche Ding mit den mystisch begabten Jugendlichen und einer kitschigen Lovestory. Kein Must-read für mich.

Bewertung vom 10.01.2019
How to be a girl
Korbik, Julia

How to be a girl


gut

Ich bin hier wirklich hin und her gerissen...
a) Ich gehöre nicht in diese Zielgruppe. Die Pubertät habe ich (weitgehend unbeschadet) überstanden und ich bin nicht mehr in dem Maße auf der Suche nach mir selbst, in dem mich das Buch unterstützen könnte.
b) In JournalistInnen-Manier ist dieses Buch voll von sprachlichen Klischees, leeren Formulierung und schönen Worten, die nicht wirklich weiterhelfen oder Suchenden den Weg leichter machen würden. Ein bisschen hatte ich diese BRAVO-Assoziationen beim Lesen (das sind keine guten Assoziationen).
ABER
- Es werden wirklich wichtige Begriffe in diesem Buch erklärt und angesprochen. Was ist eigentlich "Gender" und was "Geschlecht" und wo kommt das her?
- Welche Frauenfiguren haben auch schon vor 200 Jahren wirklich wichtige Veränderungen hervorgerufen - welche Vorbilder gibt es?
- Die Message "Ich bin gut so wie ich bin" steht im Vordergrund. Sie wird zwar fast mantraartig wiederholt und durch die oben genannten Floskeln zum Ausdruck gebracht, aber sie ist da und sie ist wichtig. Denn was bei Büchern dieser Art gerne vergessen wird, ist die Tatsache, dass ich auch als "girl" meine Daseinsberechtigung habe, wenn ich Rosa total mag.

Was mir aber nicht genug rauskommt: Gender ist ein soziales Konstrukt und muss immer wieder reflektiert werden. Ja, es ist total okay, gerne kurze Röcke zu tragen und es ist auch okay, Jogginghosen viel lieber zu haben - aber Gender ist viel mehr als deine Klamotten und die Frage danach, ob du dich schminkst oder nicht. Rock vs. Jogginghose ist kein Mädchen vs. Jungs Ding. Warum wird es aber so wahrgenommen und warum gibt es nur diese beiden "Extreme"?
Es ist wichtig, Diskriminierung gegen sich selbst und andere zu erkennen und zu reflektieren. Und ich persönlich hätte das eine viel wichtigere Botschaft gefunden als ein schwammiges "Sei immer du selbst!".

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.08.2018
Shark Club - Eine Liebe so ewig wie das Meer
Taylor, Ann Kidd

Shark Club - Eine Liebe so ewig wie das Meer


gut

"Shark Club" ist für mich gemütliche Urlaubslektüre für den Strand. Wenn man es so liest und keinen nennenswerten Tiefgang erwartet, kann das Buch durchaus glücklich machen.
Die Handlung ist eine dieser recht typischen Dreiecks-Liebesgeschichten - will unsere Protagonistin den langjährigen Partner zurück, der sie zuletzt hintergangen und betrogen hat, oder passt der superromantische Beachtyp und ihr Kollege doch besser zu ihr?

Was in dieser Konstellation ein bisschen für Abwechslung sorgt: Die kleine Tochter des Expartners, die es Maeve gleich von Anfang an angetan hat. Diese Figur bringt noch mal etwas Schwung in das vertrackte Beziehungsverhältnis und sorgt für einen ganz neuen Blickwinkel. Auch dass unsere Protagonistin Meeresbiologin ist, hat mir gut gefallen - die Tauchgänge, die Liebe zum Meer und seinen Bewohnern, die Forschungsreisen in die Ferne. Das sind alles Komponenten, die dem Handlungsverlauf etwas mehr Leben einhauchen konnten.

Dennoch war mir ebendieser ein wenig zu vorhersehbar, ein wenig zu weichgespült und insgesamt eben sehr "Urlaub". Nett - aber leider nicht mehr.

Bewertung vom 11.03.2018
Was bleibt, sind wir
Santopolo, Jill

Was bleibt, sind wir


sehr gut

Eine schöne Liebesgeschichte, die zwei Teenager begleitet und bei zwei erwachsenen Menschen endet - das merkt man sehr gut auch am Erzählstil, den ich absolut gelungen fand. Wo ich am Anfang noch die Augen über eine eher klischeehafte Romanze verdreht habe, war ich am Ende doch begeistert, wie überzeugend im Buch tiefe Emotionen transportiert wurden.

Insgesamt habe ich mich dann doch ein bisschen zu stark an " Salz auf unserer Haut" erinnert gefühlt - das ewige Umeinander-herum-Getänzel mit dem erhobenen Zeigefinger und der Lehre "Folge deinem Herzen" findet sich hier noch in ein wenig unschuldigerer, fast naiver Form. Nur die Umstände des Auftaktes schaffen es irgendwie, das Kennenlernen unserer Protagonisten noch auf eine "besondere" Ebene zu heben, elegant gelöst!

Alles in allem dennoch ein sehr berührender Roman, den ich gerne gelesen habe, besonders das Ende hat es mir sehr angetan. Wer auf nicht ganz rosarote Geschichten rund um die romantische, unerfüllte Liebe fliegt, wird hier voll auf seine/ihre Kosten kommen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.08.2017
Via dell'Amore - Jede Liebe führt nach Rom
Lamprell, Mark

Via dell'Amore - Jede Liebe führt nach Rom


sehr gut

Ich lese keine Liebesgeschichten. Und nun hat mich die Aktion Buchflüsterer dazu gezwungen, es doch zu tun! Vielen Dank dafür, denn meine Ansichten gegenüber Liebesromanen habe ich mittlerweile infrage gestellt.

Das Buch ist wirklich ein Liebesroman der anderen Art. Es ist sehr erwachsen geschrieben - keines der drei Schicksale, denen wir begegnen, ist klischeehaft der Art "Junges Mädchen/Verlassene Mitt-Vierzigerin sucht (sexuelles) Abenteuer in Rom": Im Gegenteil durchlaufen wir anhand der Charaktere die drei Phasen der Liebe, die auch Alice (eine der Protagonisten) in ihrem Kunstprojekt ganz am Anfang vorstellt: Hingabe, Zweifel und Verlust.

Ein wunderbar emotionaler Roman, dem ich bis auf einige doch über-dramatische Wendungen abseits zwischenmenschlicher Beziehungen die transportierten Emotionen voll abgekauft habe. Dass das Buch eine Liebeserklärung an die Stadt Rom, ist außerdem bestimmt für andere (die schon dort waren) mehr Reiz als für mich.
Ich konnte so nur die Lebensgeschichten unseres Protagonisten-Dreiergespanns genießen - auch das hat sich jedoch absolut gelohnt :).

Bewertung vom 02.07.2017
Ein angesehener Mann / Captain Sam Wyndham Bd.1
Mukherjee, Abir

Ein angesehener Mann / Captain Sam Wyndham Bd.1


gut

Was diesen Krimi von anderen abhebt, ist sein Setting. Das brodelnde Kalkutta im Jahr 1919 bietet tausend Anlässe, sich auch außerhalb eines Romans mit dieser Zeit und der politischen Lage auseinanderzusetzen. Auch unser Protagonist bleibt davon nicht verschont und so hat der Autor versucht, verschiedene politische Haltungen und Ansichten von Menschenwürde in seinen Kriminalfall einfließen zu lassen.
Das ist einerseits unfassbar intelligent gemacht und bringt eine sehr tiefgründige Komponente in das Buch (mit erschreckendem Gegenwartsbezug), nimmt aber auch viel von der Spannung wieder raus, die durch die Ermittlung aufgekommen ist. Mir war die Mischung aus Kulturschock, politischer Ansicht und geschickter Ermittlung, zwischen der Sam Wyndham hier balancieren musste, einfach zu viel und es gab einige Längen in der Handlung, die mich beim Lesen gefordert haben.
Der Verlauf der Geschichte an sich ist stringent aufgebaut, unser Protagonist reagiert eher auf Ereignisse und Informationen, die ihm zugespielt werden. Einiges habe ich kommen sehen - die große Enthüllung am Ende dann jedoch nicht. Ein weiteres Plus sind auch die schön gezeichneten Charaktere, mit denen ich mich gut identifizieren konnte - Wyndham selbst war mir gelegentlich zu passiv und schien manchmal fast gleichgültig, generell war er aber kein unsympathischer Protagonist.

Insgesamt: Ein facettenreicher und sprachlich sehr gelungener Kriminalroman, der besonders Menschen mit Interesse an der indischen Kultur und Geschichte mitreißen dürfte. Unterhaltsam!

Bewertung vom 04.05.2017
Selkie
Neumayer, Antonia

Selkie


weniger gut

Vorweg: Das Buch ist recht unterhaltsam und der Schreibstil flüssig. An Formulierungen und Rechtschreibung kann ich nicht aussetzen - es sind Aspekte in der Handlung und der Charakterzeichnung, die mich hier nicht überzeugen konnten...

Das Buch spielt mit einer Mythologie, die ich total faszinierend finde! Immer wieder blitzen Fabelwesen aus schottischen Legenden durch, die dann aber nicht die Bohne erläutert oder in die Handlung eingeflochten werden - unheimlich schade! In Kontakt kommt man wirklich nur mit den Selkies, obwohl immer wieder Andeutungen gemacht werden, dass da noch mehr ist.
Kates Handlungen finde ich nicht immer nachvollziehbar, noch weniger verstehe ich allerdings ihren Bruder. Auch wenn ganz am Schluss noch mal versucht wird, ihm ein Motiv an die Hand zu geben, bleibt dieses für mich einfach absurd und der eigentliche Grund für Kates Aufbruch wird damit ausgehebelt. Kate selbst ist der typische Jugendfantasy-Charakter, jung und naiv...

Was mich jedoch am meisten an dem Buch gestört hat, waren die immer wiederkehrenden Längen, erst am Schluss (die letzten 100 Seiten würde ich sagen) kommt so richtig Fahrt auf. Davor musste ich "Selkie" immer wieder an die Seite legen. Die Geschichte braucht unheimlich lange, um überhaupt in diesen Erzählfluss zu kommen, der einen am Lesen hält - der Punkt in der Geschichte, an dem der Klappentext endet, ist etwa auf Seite 150 erreicht... Auch lästig: Das ewige "Es gibt ein geheimes Geheimnis, das total geheim ist, aber wir können es ihr nicht sagen, das machen wir lieber in einem total unpassenden Moment im Showdown".

Was soll ich noch sagen? Das Buch vereint mir einfach zu viele Jugendbuch-Klischees, obwohl es so unglaublich viel Potenzial gehabt hätte, etwas ganz Besonderes zu werden! Den zusätzlichen Troststern gibt es für die Sehnsucht nach dem Meer, die ich jetzt habe und den lockeren Schreibstil, der sicherlich den ein oder anderen mitnehmen kann. Leider hat mich persönlich "Selkie" ein bisschen stehenlassen...

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.