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Benutzername: 
SusanK
Wohnort: 
Osnabrück

Bewertungen

Insgesamt 209 Bewertungen
Bewertung vom 01.09.2024
Tode, die wir sterben / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.1
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Tode, die wir sterben / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.1


sehr gut

Vor einer Pizzeria in Malmö wird ein dreizehnjähriger Junge erschossen, weitere Jugendliche überleben dank eines blitzschnell handelnden Rentners. John Nordh, frisch verwitwet und völlig überfordert mit seiner privaten Situation, und die junge Svea Karhuu aus Nodrschweden, deren vorheriger Undercover-Einsatz ein schreckliches Ende nahm, sollen die Tat aufklären und stoßen auf überraschende Erkenntnisse ....

"Tode, die wir sterben" ist der Auftaktband einer neuen Krimi-Reihe aus Schweden eines schon höchst erfolgreichen Autorenehepaares bestehend aus dem Norddeutschen Roman Voosen und der Südschwedin Kerstin Danielsson.

Tatort der Reihe ist Malmö, Schwedens drittgrößte Stadt und südliches „Eingangstor“ des Landes mit Altstadt und schicken Vierteln, aber auch 50erjahre Mietskasernen, Alternativkultur und Multi-Kulti-Flair, was gut beschrieben wird.

Die Bestseller Autoren schreiben flüssig aus wechselnden Perspektiven und einigen Rückblicken und schnell wird klar, dass der Fall aus weiteren Elementen als einem brutalen Bandenkrieg besteht, zwischen deren Fronten die Ermittelnden geraten. Meiner Meinung nach ist ein gut konstruierter Fall entstanden, der mit einigen Überraschungen aufwartet und hochspannend sowie politisch bis zu einem grandiosen Ende ist.

Voosen und Danielsson schrecken nicht zurück vor zahlreichen aktuellen brisanten Themen wie Rassismus, Migration, Armut, Drogen, Russland, Mobbing, Trauer, Erziehung und Betreuung und vielen mehr und der Leser ist hier besonders gefordert abseits der Krimihandlung. Manche Schilderungen waren durchaus schwer auszuhalten.

Wenn ich es auch normalerweise nicht allzu sehr schätze, wenn mehr oder weniger "kaputte Typen" im Zentrum der Krimihandlung stehen, deren Privatleben wichtiger als der Krimi selbst ist, besticht dieses Buch durch die Figuren Svea und John. Obwohl insbesondere John nicht gerade sympathisch erscheint und das Miteinander der beiden Ermittelnden alles andere als reibungslos funktioniert, haben beide eine interessante Vita, die ihr Handeln prägt. Sie sind mehrdimensional angelegt, immer authentisch und nachvollziehbar und weisen bereits in diesem Band eine Entwicklung auf, der ich gerne gefolgt bin.

"Tode, die wir sterben" hat mich sehr gut unterhalten und mich gezwungen, mich auch mit Themen abseits meiner Komfortzone auseinanderzusetzen. Ich freue mich, dieses Autorenduo endlich kennengelernt zu haben und auf den Folgeband "Schwüre, die wir brechen", der für August 2025 angekündigt ist.

Bewertung vom 11.08.2024
Der Salon der kühnen Frauen
Pollard, Clare

Der Salon der kühnen Frauen


gut

Wir befinden uns in Paris in der Zeit Ludwigs des XIV. , der für Pomp und Verschwendung bekannt ist.Doch gerade am Hofe herrschen Neid und Missgunst. Die geheimnisvolle Marie d'Aulnoy lädt ein überwiegend weibliches Publikum zu ihrem Salon, wo Märchen erzählt werden und heiß diskutiert wird. Doch die Frauen leben gefährlich, denn ihnen drohen Haft und Tod ....

Die britische Autorin Clare Pollard nimmt ihre Leser*Innen mit in die Zeit des 17. Jahrhunderts und vermittelt viel Geschichtswissen quasi im Vorübergehen. So erfahren wir von Ludwigs Analfistel, den berühmten Giftmorden, der Hexe La Voisin, des Königs zahlreichen Mätressen und LIebschaften und deren Intrigen - und Clare Pollard scheut sich nicht, auch in den Bettgeschichten sehr deutlich zu werden (was sicher nicht jedermanns Sache sein dürfte).

Überrascht hat mich, dass Pollard keinen gewöhnlichen historischen Roman geschrieben hat, sondern ihre Geschichte anhand von Märchen erzählt; Märchen, die die Damen des Salons der d'Aulnoy einander erzählen und mit denen sie Misstände anprangern. Dass sie sich damit auf sehr dünnem Eis bewegen, zeigt sich darin, dass Gabriel Nicolas de la Reynie, Generalleutnant der französischen Polizei, sich für die Geschehnisse interessiert und einige der Damen verhaftet, inhaftiert und verurteilt werden. Doch wer trägt die Geheimnisse nach außen? So erschafft die Autorin auch eine Kriminalhandlung in den Erzählungen.
Doch zurück zu den Märchen: Anwesend im Salon ist auch die historische Person Charles Perrault - nicht nur ein hoher Hofbeamter, sondern tatsächlich später bekannt durch seine Märchensammlung, von der auch die Brüder Grimm Märchen übernommen haben. So ist das Buch unterteilt nicht in gewöhnliche Kapitel, sondern in Märchen, die von den klugen Frauen erzählt werden - und die auch immer mit den Geschehnissen in Paris korerspondieren. Doch Obacht, diese ersten schriftlich fixierten Märchen unterscheiden sich von den Formen, die uns heute bekannt sind und so ergibt sich die ein oder andere Überraschung, nicht nur in den Namen (Persinette ist Rapunzel, Ricdin-Ricdon ist Rumpelstilzchen usw.) und es war spannend, die eigenen Erinnerungen mit dem Erzählten abzugleichen.

Mit den vielen französischen Namen, teilweise nur als Vor- oder Nachname erwähnt, tat ich mich schwer; zum Glück gibt es gleich zu Beginn des Buches ein Verzeichnis der "Auftretenden Personen". Da die meisten durchaus eine Rolle in der französischen Geschichte gespielt haben, konnte ich eine Menge zusätzlicher Informationen ergoogeln, so dass ich noch mehr Interessantes erfuhr.
Gerne hätte ich noch mehr über die "klugen Frauen" gelesen; doch Pollard zeigt deutlich auf, dass ihre Stärke doch sehr begrenzt war durch ihre drastisch untergeordnete Stellung seinerzeit und es noch lange nicht das Gleiche war, wenn ein Mann und eine Frau das Gleiche taten und vieles hinter den Märchen versteckt blieb oder zu interpretieren war. Ob die Salonnières tatsächlich starke Frauen waren, bleibt für mich einigermaßen im Dunkeln und die meisten erschienen mir unsympathisch bis fremd.

EIn Nachwort der Autorin und ein umfangreiches Quellenverzeichnis machen deutlich, dass Clare Pollard viele tatsächliche Wahrheiten ihrem fiktiven Roman zugrunde gelegt hat.

Insgesamt habe ich noch mehr unterhaltsam erzählte Fakten erwartet und weniger erzählte Märchen und vor allem weniger provokanten Sex und vergebe gute drei Sterne. Ich könnte mir gut vorstellen, dass der Lesegenuss in einem Buddy-Read oder einer Leserunde noch größer ist, da noch mehr Interpretation und Diskussion möglich ist.

Bewertung vom 09.08.2024
Café Hannah - Teil 7 (eBook, ePUB)
Hacker, Ann E.

Café Hannah - Teil 7 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mit "Mann Mann Mann! " legt die Münchner Autorin Ann E. Hacker bereits den siebten Band aus der "Café Hannah" Reihe vor. Wie immer ist der rote Faden das beliebte Café in der Münchner Blumengasse von der patenten Hauptfigur Hannah, die immer ein offenes Ohr und einen guten Rat für ihre Mitmenschen hat.

Das Besondere an diesem Roman ist, dass sich alle zehn Episoden um die männlichen Protagonisten und ihre Erlebnisse, Sorgen, Träume und Wünsche drehen - doch natürlich gibt es auch ein WIedersehen mit all den anderen - aus den vorherigen Bänden - vertraut gewordenen Figuren. So haben sich Kenner der Reihe bereits auf diesen neuen Band gefreut, doch auch Neueinsteiger kommen auf ihre Kosten.

Wie immer hat Ann E. Hacker ihre MItmenschen genau beobachtet und beschreibt mit leichter Hand und wunderbar flüssig kleine und große Katastropen sowie Glücksfälle und allzu Menschliches. Dabei schreckt sie jedoch auch nicht vor Drama zurück - vielleicht wäre eine Triggerwarnung angebracht, da der Tod eines Kindes (wie im ersten Kapitel beschrieben) nur schwer zu ertragen ist. Trotzdem ist immer viel Mut, Hoffnung und der Anstoß zum Nachdenken vorhanden und die Autorin schafft insgesamt eine Wohlfühlatmosphäre. So habe ich bei der Lektüre sämtliche Gefühle durchlebt und das Buch schließlich mit einem absolut positiven Gesamteindruck beendet, der noch lange nachhallte.

Besonders erwähnenswert sind für mich die so bedingungslos authentisch ausgearbeiteten Figuren mit durchaus vorhandenen Ecken und Kanten. Man glaubt, alle persönlich zu kennen und fühlt mit.

Ich habe mich wieder einmal bestens unterhalten gefühlt und empfehle auch diesen Band namens "Mann Mann Mann!" der tollen "Café Hannah" Reihe gerne weiter.

Bewertung vom 04.08.2024
Leichenstarr an der Bar
Jensen, Joost

Leichenstarr an der Bar


weniger gut

In der Nähe des friesischen Dorfes Sünnum soll eine klimaneutrale Ferienanlage entstehen und die Repräsentantin der "Friesenklima" Unternehmung wirbt bei den Dorfbewohnern für Investitionen in das Projekt. Doch dann stirbt der Umweltaktivist Enno in den Armen der Friesenbrauerin und sie macht sich darin, seinen Tod und vor allem seine rätselhaften letzten Worte zu entschlüsseln, die im Zusammenhang mit der Friesenklima zu stehen scheinen...

"Leichenstarr an der Bar" ist bereits der dritte Band aus der Reihe um die Friesenbrauerin Gesine Felber von dem norddeutschen Autor Joost Jensen, der sich problemlos ohne Vorkenntnisse der vorhergehenden Bände lesen lässt.

An erster Stelle steht hierbei das Setting - Jensen will - nicht nur mit ostfriesischem Schnack und derbem Humor - Fans der Küstenkrimis ansprechen, was fraglos gelingt. Leichte Schreibweise und unkomplizierte Unterhaltung gehen Hand in Hand. Den im Klappentext versprochenen "nordisch-derben Humor" habe ich nicht entdeckt, dann schon eher "haarsträubender Klamauk".

Mit der Krimihandlung selbst konnte ich nicht wirklich warm werden. Gesines Herumschnüffeln ohne Struktur und sehr zum Leidwesen der Polizei , die - in Gestalt ihrer Tochter - doch im Hintergrund steht, war ohne große Spannung und sorgte nicht nur bei den betroffenen Figuren für Ärger; mir fehlte hier doch einiges an Logik und Tiefgang. Das Ende konnte mich nicht überraschen.

DIe Figuren waren recht klischeehaft und sehr eindimensional gezeichnet. Möglicherweise sind sie den Leser*Innen der ersten beiden Bände bekannter, ich hätte mir das ein oder andere Mal doch mehr Informationen gewünscht. So ist mir leider keine ans Herz gewachsen.

Mich hat "Leichenstarr an der Bar" leider enttäuscht, aber ich bin sicher, dass die Friesenbrauerin ihre Fans findet, die in ihr die perfekte Urlaubslektüre sehen.

Bewertung vom 30.07.2024
Little Book of Vivienne Westwood
Johnson, Glenys

Little Book of Vivienne Westwood


sehr gut

Vivienne Westwood - Königin der britischen Mode – Designerin, Geburtshelferin des Punk, Rebellin, Feministin, Umweltschützerin, Aktivistin. Die 1941 geborene Vivienne Isabel Swire, weltweit bekannt unter dem Nachnamen ihres ersten Ehemannes Derek Westwood (mit dem sie nur drei Jahre verheiratet war), später als "Dame of the British Empire" geadelt, prägte durch ihre Persönlichkeit und ihr Schaffen nicht nur die Modewelt. Ihr Name ist untrennbar verbunden mit der Mode des Punk, aber auch mit exentrischen Entwürfen mit Harris-Tweed und Schottenkaro.

Der Edel-Verlag hat im Rahmen seiner Reihe "Die kleine Modebibliothek" als elften Band ein Büchlein über die Mode-Revolutionärin VIvienne Westwood herausgebracht, das im kleinen Format auf nur 160 Seiten insgesamt einen guten Überblick über das Leben und Schaffen der exzentrischen Britin gibt. Einen wichtigen Teil nimmt dasbei natürlich ihr Laden in der Londoner King's Road ein, den sie zusammen - genau wie ihre ersten Kollektionen - mit Malcolm McLaren entwickelte. Beeindruckend, wie viele Musiker und andere Künstler von ihr beeinflusst wurden!Gut gefällt mir, wie die Beschreibungen ihrer Kollektionen und wichtigen Menschen mit treffenden Fotos unterlegt sind. Viel Neues konnte ich erfahren über ihren beruflichen Werdegang von den ersten Anfängen über internationale Anerkennung bis zu einer Berühmtheit.
Über die Mode hinaus nimmt ein Teil des Buches dann aber auch Westwoods Kampf für eine bessere Welt ein: Westwood engagierte sich für Peta, grüne Energie, gegen Fracking und unterstützte Julian Assange - und so konnte ich auch den Menschen "Vivienne Westwood" besser kennenlernen und ihre Überzeugungen, für die sie lebte.

Ein Kritikpunkt sind für mich allerdings die Texte, und ich hatte immer wieder das Gefühl aufgrund von WIederholungen, Vor- und Rücksprüngen, dass einfach Textschnipsel möglicherweise abgeschrieben und willkürlich zusammengefügt wurden und ich hatte den Eindruck eines Schulaufsatzes. Natürlich kann ein solches Büchlein nur begrenzt Informationen geben, allerdings wünsche ich mir, dass Dinge, die angesprochen, dann auch erläutert werden (ein Beispiel: Auf Seite 21 schreibt die Autorin "Obwohl ihre Beziehung später ein ungutes Ende nahm, schrieb Vivienne Malcolm eine Schlüsselrolle in ihrer Entwicklung zu - da hätte ich dann auch gerne über Grund und Ende ihrer Beziehung gelesen!).

Ein Index rundet dieses kleine Nachschlagewerk über diese Ikone ab.

Insgesamt ist das Büchlein absolut geeignet, einen außergewöhnlichen Menschen und beeindrucke Persönlichkeit (besser) kennenzulernen und die Foto-Auswahl ist gelungen.

"Meine Devise lautet: weniger kaufen, sorgfältig auswählen - und Dinge so behandeln, dass sie lange halten. ... Wir sollten in Kultur investieren, nicht in Konsum." Vivienne Westwood.

Bewertung vom 28.07.2024
Signum / Stormland Bd.2
Lindqvist, John Ajvide

Signum / Stormland Bd.2


ausgezeichnet

Kim Ribbing hat seinen früheren Peiniger, den Psychiater Martin Rudberg, entführt um zu verstehen, warum dieser, angeblich aus Forschungsgründen, Kinder und Jugendliche foltert. Seine Freundin Julia Malmros recherchiert unterdessen im rechten Milieu und legt sich dadurch mit mächtigen Gegnern an. Doch die Dinge laufen aus dem Ruder und die Situation erscheint ausweglos…

Der schwedische Schriftsteller John Ajvide Lindqvist legt nach „Refugium“ nun mit „Signum“ den zweiten Band seiner großen „Stormland“-Reihe vor, auch als „Mittsommer-Trilogie“ bekannt. In diesem Fall kann ich nur dazu raten, die Bücher in der erschienenen Reihenfolge zu lesen, da sich Handlung und Charakter immer weiter aufbauen und es eine Menge an Bezügen untereinander gibt.

Lindqvist wurde weltwelt bekannt durch seine Bücher aus dem Bereich der Horror-Literatur, und so verwundert es auch nicht, dass seine Figuren unheimlich sind und die Handlung einiges an Brutalitäten aufweist, die nichts für zartbeseitete Leser sind.

Das Setting von „Signum“ liegt in Stockholm, wo der Autor zeitlebens zuhause war, und es finden sich zahlreiche Ortsnamen wider. Grundsätzlich störten diese Details nicht; für Ortskundige sind dagegen Orte wie „Gamla Stan“ ein Begriff.

John Ajvide Lindqvist schreibt flüssig, sehr anschaulich und detailreich, mit fein dosiertem Humor und zieht seine Leser*Innen fest in seinen Bann. Darüber hinaus gelingt ihm das Kunststück, trotz mehrerer „Fälle“ in einem Buch und einiger kleiner Nebenschauplätze (genannt werden soll hier die vorsichtig beginnende Beziehung zwischen Julias Ex-Mann Jonny Munther und seiner Kollegin Moa Malmberg) niemals den Blick auf den roten Faden zu verlieren und die Spannung durchgehend zu halten. Dies ist umso bemerkenswerter, als ich oftmals bei einem „zu viel“ an Privatleben das Interesse verliere, was hier absolut nicht der Fall ist; im Gegenteil ist hier die Spannung auch außerhalb der dramatischen Entwicklung stets hoch.

Lindqvist thematisiert aktuelle Problematiken wie rechte Gesinnungen, Veganismus und (militante) Tierschützer ohne erhobenen Zeigefinger, aber dafür auch ihre Gegenpole.

Besonders hervorzuheben ist Lindqvists Ausarbeitung der Figuren. Diese sind bis hin zu den Nebenfiguren echt, lebendig und auf ihre besondere Art authentisch. Die mehrdimensionalen Charaktere entwickeln sich auch weiter und ich hatte viel Vergnügen, ihre Beschreibungen zu verfolgen. Dabei mag nicht jede einzelne Figur Sympathien erwecken, hat doch jede mehr oder weniger große Schwächen – dennoch faszinierten sie mich auf besondere Weise und ich habe ihre Handlungen gleichwohl mit größtem Interesse verfolgt, sei es der autistisch agierende Kim, die unsicher wirkende Julia, der in Liebesdingen unerfahrene Jonny und viele weitere.

Zuletzt bleibt noch zu erwähnen, dass selbst die die Computer-Angelegenheiten so beschrieben werden, dass sie auch für Laien problemlos nachvollziehbar sind.

Zusammengefasst haben mich die ersten beiden Bände der als „Bestseller aus Schweden“ bezeichneten Reihe rundum begeistert durch den klug konstruierten Plot, die besonderen Figuren und die mit scharfen Blick geschilderten Kleinigkeiten.

Eine Triggerwarnung ist aber angebracht, denn die Themen Gewalt und Folter, Kindesmissbrauch, insbesondere von Missbrauch Schutzbefohlener sowie Sex können problematisch sein. (Wobei diese nur sehr kurz erwähnt werden und wichtig für den Fortgang der Handlung sind.)

„Elysium“, der dritte Fall für Julia Malmros und Kim Ribbing aus der Spannungstrilogie „Stormland“ ist erst für den 10. Juli 2025 angekündigt – und ich warte sehnlichst darauf!

Bewertung vom 28.07.2024
Die Löwin von Jerusalem
Laurin, Ruben

Die Löwin von Jerusalem


ausgezeichnet

Bathseba ist 16 Jahre alt, als sie den HIrten David vor einer Löwin rettet und sich beide ineinander verlieben. Seinen Heiratsantrag lehnt ihr Vater aber ab, weil er Bathseba bereits dem brutalen Offizier des Königs Sauls, dem Hethiter Uriah, versprochen hat. David steigt zum Krieger (und besiegt den Riesen Goliath) und König Jerusalems auf, doch die in ihrem Ehe-Martyrium gefangene Bathseba kämpft für eine gemeinsame Zukunft mit David ....

Der für seine historischen Romane preisgekrönte deutsche Autor, der unter dem Pseudonym Ruben Laurin schreibt, hat das elfte Kapitel des zweiten Samuelbuches des Alten Testaments bzw. den weltbekannten Song "Halleluja" von Leonard Cohen, der eben jenes Thema aufgreift, als Grundlage für einen außergewöhnlichen Roman genommen, in dem er die gefährliche LIebschaft von Bathseba und David spannend erzählt.
Die biblische Geschichte und die realen Personen der Weltgeschichte und vor allem ihre Kämpfe hat Laurin mit fiktiven Figuren und Ereignissen stimmig ergänzt zu einem Sittengemälde des Palästinas um 1000 v. Chr.

Der auktoriale Erzählstil weist durchaus ungewöhnliche Elemente auf, in denen der Leser direkt angesprochen wird ("Schau nur ....", "siehst du...") und so eine besondere Athmosphäre schafft. In den drei Büchern "Der HIrte", "Der Krieger" und "Der König" berichtet der Autor vordergründig vom Leben des Davids, doch im Mittelpunkt steht Bathseba, eine außergewöhnlich starke Frau, die mit Mut, Geschick und Power ihren Weg geht und die trotz der Sitten ihrer Zeit, erschreckender Misogynie und ihrem brutalen Ehemann niemals die Hoffnung aufgibt. Ruben Laurin hat einmal mehr hervorragend recherchiert, um seinen Leser*Innen ein genaues geschichtliches Bild zu vermitteln. Der Schreibstil ist flüssig und unterhaltsam und die brutalen und erotischen Szenen sind auf das Notwendige begrenzt - und dabei dennoch nichts für Zartbesaitete. Obwohl die biblische Geschichte meist bekannt ist, schafft Laurin eine wunderbare Spannungskurve und ich mochte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Einzig die anachronistische Erzählweise mit ihren vielen vor- und rückwärtsgerichteten Sprüngen fand ich einigermaßen mühsam nachzuverfolgen.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Figuren, die authentisch und vor allem mehrdimensional gezeichnet sind. Bathseba ist eine leidenschaftliche Frau, die sehr unter den Sitten und Gebräuchen ihrer Zeit leidet und trotzdem voller Stärke ihr Schicksal annimmt. David hingegen ist nicht der strahlende Held, der uns durch seinen Sieg im Kampf gegen Goliath im Kopf ist, sondern er scheint egoistisch, sprunghaft und sehr auf seinen Vorteil bedacht, wenngleich auch sehr gottgläubig. Und natürlich darf bei einer solchen Geschichte auch ein Engel nicht fehlen.

Ergänzt wird die Erzählung von einer Landkarte, den Lyrics des Cohen-Songs (der mich beim Lesen ununterbrochen begleitet hat), einem Personenregister (mit Unterscheidung der fiktiven Personen), einer Zeittafel und einem Glossar sowie einem informativen Nachwort des Autors, welche alle wertvolle Unterstützung geben.

Dieser absolut ungewöhnliche historische Roman sticht aus der Masse heraus; ich vergebe fünf Sterne und ich wünsche mir noch weitere Romane dieser Art von Ruben Laurin; gerade, wenn der Fokus auf den starken Frauen der GEschichte liegt. Auch, wenn eine biblische Geschichte den Autor inspiriert hat, kann ich "Die Löwin von Jerusalem" allen historisch interessierten Lesern uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 23.07.2024
Mord auf dem Königssee
Leibrock, Felix

Mord auf dem Königssee


sehr gut

Sechs gekreuzigte Ordensbrüder treiben in sieben Ruderbooten auf dem bei Touristen beliebten Königssee - und eine abgetrennte Hand mit einem wertvollen Ring, der zudem verschwindet, geben den Polizeibergführeren Simon Perlinger und Luisa Sedlbauer Rätsel auf. Ihre Ermittlungen fördern viel Grausames zu Tage: HExenprozesse, Exorzismus, ungeklärte Vaterschaften usw. ....

Mit "Mord auf dem Königssee" legt der erfolgreiche Krimiautor und Seelsorger (!) Felix Leibrock bereits seinen dritten Krimi um den jungen Polizeibergführer Simon Perlinger vor. Dies war für mich die erste Begegnung mit den Berchtesgarden-Krimis und ich konnte dem Fall problemlos folgen.

Allerdings blieben die Figuren für mich teilweise recht blass, was durchaus an meinen fehlenden Vorkenntnissen des Teams liegen könnte; der Schwerpunkt des Autors liegt auf jeden Fall auf anderen Themen. Für Freunde des Gegend sicher ein absoluter Mehrwert, aber auch sonst kann man sich gut auf die Region einlassen und ein genaues Bild erhalten.

Felix Leibrock hat viel recherchiert und bringt einen ordentlichen Teil Geschichtswissen in seinen Krimi ein. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte Berchtesgardens, die Erzählungen von Klosterleben (und -leiden), Hexenverbrennungen, Exorxismus usw. fast hinter die Krimihandlung zurücktritt. Es wird jedenfalls sehr deutlich, dass der Seelsorger LEibrock hier die ihm wichtigen Themen anspricht und zum Nachdenken anregen will.

Flüssig und bildhaft (und in manchen Aspekten auch sehr grausam, doch immer dem Thema angemessen) schreibt der Autor in zwei verschiedenen Zeitebenen, die geschickt miteinander verwoben sind. Ort und Zeit sind unter jeder Kapitelüberschrift angegeben, sodass es leicht fällt, sich zurechtzufinden. Nachdem mich anfangs die Fülle an Themen fast überfordert hat, fügen sich letztlich doch alle ineinander und es kommt zu einem logischen Ende, bis zu dem sich die Spannung immer weiter steigert.

Ein umfangreiches Personenverzeichnis zu Beginn, das mir gute Dienste geleistet hat, und eine grobe Übersichtskarte der Gegend sowie ein Nachwort des Autors mit Literaturangabe runden das Buch ab.

"Mord auf dem Königssee" ist auf jeden Fall ein eher ungewöhnlicher Krimi, den ich (nicht allzu zart besaiteten Leser*Innen) gerne empfehle.

Bewertung vom 20.07.2024
Agatha Christie / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.21
Lieder, Susanne

Agatha Christie / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.21


sehr gut

Nachdem ihr Ehemann Frederick Alvah Miller bereits früh verstarb und das Geld im Hause Miller knapp war, erzog seine Ehefrau Clarissa ihre Kinder zu selbstbewussten, freiheitsliebenden Menschen. Insbesondere Agatha träumte von einer Karriere als Pianistin und wollte nur einen Mann heiraten, in den sie ernsthaft verliebt war und der ihr ein aufregendes Leben versprach. Doch ihr MusikerTraum zerplatzte und der jungen Frau war kein Mann recht, bis sie - trotz eigener Bedenken - den mittellosen Archibald Christie heiratet. Ermutigt von ihrer Mutter widmete sie sich mehr und mehr dem Schreiben von Kurzgeschichten und wurde von ihrer Arbeit im Lazarett und einer Apotheke animiert, sich auf Krimis zu spezialisieren. Während ihre Schriftstellerkarriere Fahrt aufnahm, erlitt sie zwei schlimme private Rückschläge ....

Die norddeutsche Autorin Susanne Lieder, spezialisiert auf historische Romane und Romanbiografien, hat hervorragend recherchiert und - eng an Christies Autobiografie angelehnt - eine höchst unterhaltsame Romanbiografie über die herausragende englische Krimi-Autorin Agatha Christie verfasst, die als 21. Band in der Reihe "Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe" erschienen ist.

Als personale Erzählerin schlüpft Lieder in die Rolle der Queen of Crime und bringt ihren Leser*Innen die Gefühlswelt und Gedanken der Schriftstellerin nahe und zeigt sie als lebendige, aufgeschlossene Frau mit großen Träumen und viel LIebe. Und während eine Menge über das Privatleben zu lesen ist, wird auch die Entwicklung von einem schreibenden Mädchen zu einer begnadeten Krimi-Autorin deutlich; insbesondere, wie ihre berühmten Figuren "Hercule Poirot" und "Jane Marple" entstanden sind. (Gerade den französischen Detektiv und seine Ermittlungen aus "Tod auf dem Nil"" und "Mord im Orient-Express" hatte ich bildreich vor Augen bei Agathas entsprechenden Reisen.) Gleichzeitig wird die Person des Archiebald Christie, seine häufige Abwesenheit, sein sprunghaftes Verhalten und ihre gemeinsame Ehe höchst kritisch beleuchtet.
Quasi nebenbei erstellt die Autorin auch ein Sittenbild der englischen Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Naben Agatha ist mir insbesondere ihre Mutter Clarissa ans Herz gewachsen. Ihre fortschrittliche und zugewandte Erziehung und Unterstützung ihrer Kinder empfand ich als absolut begeisternd und vorbildlich.

Der flüssige und anschauliche Schreibstil machte die Lektüre zu einem unterhaltsamen Vergnügen und obwohl die Randdaten bekannt sind, konnte die Autorin durchaus Spannung schaffen.

Leider bin ich kein allzu großer Fan des hier angewandten a-chronologischen Erzählmusters. Die Rahmenhandlung beginnt nach dem Tod von Agathas Mutter und den fortfolgenden Ereignissen, springt dann jedoch zur Jugend und früheren Jahren zurück und kommt zwischendurch wieder auf die Rahmenhandlung zurück. In meinen Augen wird hier dadurch keine Dramatik, sondern Verwirrung geschaffen.

Zu erwähnen ist auch, dass Susanne Lieder sich in ihrer Romanbiografie auf die 20 Lebensjahre der Heldin (die bekanntlich 85 Jahre alt geworden ist) zwischen 1908 und 1928 beschränkt. Auch ihr elftägiges Verschwinden, über das jede Menge Gerüchte im Umlauf waren und sind, wird komplett ausgespart, da Susanne Lieder hierüber keine Fakten bekannt sind und sie sich von Spekulationen fernhalten möchte.
Ich hätte gerne weiter gelesen und noch viel mehr erfahren, doch das hätte sicher den Umfang dieses Buches gesprengt.

Ein Nachwort mit weiteren Fakten und wichtigen Informationen der Autorin rundet das Buch ergänzend ab.

Susanne Lieder ist es perfekt gelungen, mir den Menschen hinter dem Mythos "Agatha Christie" näher zu bringen und ihr hochspannendes Leben unterhaltsam zu schildern. Was für eine humorvolle und überaus interessante Frau Agatha doch gewesen ist, die ihrer Zeit durchaus voraus war und selbst als Romanfigur fungieren könnte! (Insbesondere ihre Reise als alleinstehende Frau nach Bagdad hat mich überrascht.) Ich gebe eine klare Leseempfehlung (nicht nur für Fans der englischen Schriftstellerin) und vergebe 4,5 Sterne.

Bewertung vom 03.07.2024
Toskanisches Verhängnis
Trinchieri, Camilla

Toskanisches Verhängnis


gut

Die wohlhabende und unbeliebte Witwe Nora Salviati wird nachts in ihrer Villa tot aufgefunden und ihr wertvoller Schmuck, der im Gartenschuppen in einem Sack Erde versteckt war, ist verschwunden. Mit Nora im Haus war einzig ihre englische Freundin Laetitia Barron, die jedoch der italienischen Sprache nicht mächtig ist - und so bittet der ermittelnde Maresciallo Perillo seinen Freund Nico Doyle, ehemaliger New Yorker Mordermittler, um Hilfe ....

Die amerikanisch-italienische Autorin Camilla Trinchieri legt mit "Toskanisches Verhängnis" bereits den vierten Kriminalroman um den amerikanischen Ex-Cop Nico Doyle vor, der nach dem Tod seiner Frau ein neues Zuhause in der Toskana gefunden hat, köstliche Gerichte im Restaurant seiner Verwandten kocht und in der Künstlerin Nelli eine neue Liebe gefunden hat. Der Kriminalfall lässt sich sicher auch ohne Vorkenntnisse der Reihe lesen und genießen, jedoch war ich froh, bereits Wissen über die vielen Figuren, ihre Beziehungen zueinander und ihre Entwicklungen zu haben, da sonst sicher die ein oder andere Frage aufgekommen wäre. (So ist mir besonders Nicos erster Freund in der Toskana, Gogol, ans Herz gewachsen, mit dem er meist in der Bar zusammen frühstückt, und der fast ausschließlich mit Dante-Zitaten kommuniziert.)

Camilla Trinchieri pflegt einen angenehmen Schreibstil passend zum Genre; zahlreiche italienische Ausdrücke (die im Übrigen NICHT übersetzt sind) unterstreichen das Setting. Auf diesem liegt auch der absolute Schwerpunkt der Reihe: Mit bildhaften Landschafts-Beschreibungen, viel italienischer Lebensart und vor allem ausgiebigen Schilderungen köstlicher Spezialitäten und Gerichte schafft die Autorin ein toskanisches Flair.

Mit der Entdeckung des Mordes zieht Trinchieri ihre Leser*Innen gleich in den Fall hinein; doch trotz einiger Wendungen und Finten bleibt die Spannungskurve eher niedrig bis zur - gut konstruierten - Auflösung am Ende. Sehr viel Privates zahlreicher Figuren, Nebengeschichten und Nico Doyles neuer Beruf in Italien und seine Kochleidenschaft degradieren die Ermittlungen zu einem roten Faden, der im Hintergrund die Episoden zusammenhält, während die Autorin von der Sache abkommt oder sich in Details verliert.

Während Nico Doyle eine sympathische, mehrdimensionale Hauptfigur abgibt, die sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt, bleiben die meisten anderen Figuren eher oberflächlich. Sehr viele geben eher - zugegebenermaßen oftmals liebenswerte - Statistenrollen ab und verwirren durch die bloße Zahl der unterschiedlichen Namen - immerhin findet sich am Ende des Buches ein "Verzeichnis der handelnden Personen", das sehr hilfreich ist.

Daneben findet sich zu guter Letzt auch das Rezept für "Taglierini alla Nico", so dass wenigstens eine von der Hauptfigur kreierte Speise nachgekocht und gerochen und geschmeckt werden kann.

Obwohl vieles für einen unterhaltsamen Urlaubs-Krimi spricht, konnte mich dieser vierte Band nicht vollends überzeugen und die Abschweifungen von Camilla Trinchieri verleiteten auch mich immer wieder dazu, nicht bei der Sache zu bleiben.