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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Lovely90
Wohnort: 
Mönchengladbach

Bewertungen

Insgesamt 20 Bewertungen
12
Bewertung vom 10.05.2023
Going Zero
Mccarten, Anthony

Going Zero


sehr gut

Der Roman ´Going Zero´ von Anthony McCarten sticht mit seinem Cover bereits aus dem üblichen Design des Diogenes Verlags heraus. Angesiedelt in einer realistischen Welt der ständigen Überwachung und dem Sammeln von persönlichen Daten ist dieser Roman eher ein Genre Mix. In einer Mischung aus Thriller und Dystopie begleiten wir die Protagonisten auf einer immer persönlicher werdenden Jagd. Die Herausforderung, 30 Tage unentdeckt zu bleiben, die CIA und das Fusion-Team dicht auf den Fersen, haben fünf Laien und fünf Profis auf sich genommen. Gut gefallen hat mir, dass auch die Ideen der gescheiterten Teilnehmer angerissen wurden, da man sich als Leser automatisch auch Gedanken dazu macht, welche Strategie man selbst in einer solchen Situation verfolgen würde. Letztlich bietet lediglich die unscheinbare Bibliothekarin Kaitlyn den Großen und Mächtigen die Stirn. Die Verfolgungsjagd erschien mir zumeist als mehr oder minder realistisch, über kleine Ausnahmen kann man bei einem fiktiven Werk ja auch mal hinwegsehen.
Das Ausmaß, in dem der Autor den Zeigefinger erhebt, um über die Missstände der heutigen Zeit hinzuweisen, finde ich angemessen. Auch ich habe während des Lesens noch einmal reflektiert, welche Daten ich ständig und großzügig von mir preisgebe und ob ich dieses Verhalten und meine Gewohnheiten ändern sollte.
Insgesamt ist der Roman lesenswert, fasst bekannte und neue Ideen auf und hat mich gut unterhalten.

Bewertung vom 09.04.2023
Institut für gute Mütter
Chan, Jessamine

Institut für gute Mütter


sehr gut

Auch wenn der Titel vielleicht einen Ratgeber vermuten lässt, handelt es sich bei diesem Buch um einen dystopischen, gesellschaftskritischen Roman. Die Protagonistin Frida muss, nachdem sie ihr Kleinkind für eine kurze Zeit unbeobachtet zuhause gelassen hat, als Sanktions- und Lehrmaßnahme für ein Jahr in das Institut für gute Mütter ziehen. Die Gründe, weswegen die in diesem Pilotprojekt aufgenommenen Elternteile als schlechte Mütter oder Väter gelten, sind vielfältig. Im Verlauf des Romans begleiten wir Frida während ihrer Zeit im Institut, lernen ihre persönliche Geschichte und in Ansätzen die ihrer Leidensgenossinnen kennen. Wenngleich die initiale Absicht, welche wohl hinter dem Projekt stehen mag, eine gute sein soll, merken wir schnell, dass die Umsetzung teils abstrus und nicht selten auch emotional grausam ist. Der Roman bringt uns in eine Welt, die ich als Leserin so niemals erleben möchte, die aber vielleicht gar nicht so fern ist.

Die Autorin greift in diesem Roman gleich mehrere spannende Themen auf und lässt genug Freiraum für eine eigene Meinungsbildung. Meine Stimmung während des Lesens war zumeist eine etwas bedrückte, zuletzt sind sogar ein, zwei Tränchen geflossen.

Insgesamt ist dies meiner Meinung nach ein Roman, der sicherlich nicht zur Pflichtlektüre wird, aber für diejenigen, die sich grundsätzlich für die behandelte Thematik interessieren, durchaus lesenswert ist.

Bewertung vom 21.03.2023
Die spürst du nicht
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


ausgezeichnet

Zugegeben, meine Erwartungen waren hoch, zählt Daniel Glattauer doch zu meinen absoluten Lieblingsautoren. Gleich vorab: Ich wurde nicht enttäuscht!
Bereits im ersten Kapitel lernen wir einen etwas eigenwilligen Erzählstil kennen, welcher fast schon drehbuchartig imponiert. Die Protagonisten werden rasch eingeführt. Von diesen lebt meiner Meinung nach der Roman. Sie sind sehr gut ausgearbeitet, wenn auch – vermutlich gewollt – klischeehaft überspitzt gezeichnet. Selbst die Namen sind perfekt gewählt.
Nach einem tragischen Ereignis im Toskana-Urlaub geraten sie alle an ihre Grenzen.
Der weitere Verlauf der Ereignisse wird unter anderem durch redaktionelle Artikel und die Kommentare aus der breiten Bevölkerung hierzu erzählt. Besonders diese brachten mich das ein oder andere Mal zum Schmunzeln.
Einzig den Erzählstil um die Teenager-Tochter So-Lu herum empfand ich als etwas nervig – aber was will man von Chatnachrichten Pubertierender auch mehr erwarten.
Vor allem das letzte Drittel des Buches hat mich sehr gefesselt, auch musste ich mit dem einen oder anderen Tränchen kämpfen.
Insgesamt ist ‚Die spürst du nicht‘ ein sehr gelungener Roman, welcher ohne erhobenen Zeigefinger Missstände in unserer heutigen europäischen Gesellschaft aufzeigt, dabei aber auch seinen ganz eigenen Charme und Witz versprüht.

Bewertung vom 07.12.2021
Revolution der Träume / Wege der Zeit Bd.2
Izquierdo, Andreas

Revolution der Träume / Wege der Zeit Bd.2


sehr gut

Zugegeben, ich hatte einen schweren Einstieg in diese Geschichte. In Teilen selbstverschuldet, weil ich den ersten Teil der Reihe zuvor nicht gelesen hatte. So musste ich mich durch die ersten 100 Seiten zunächst durchkämpfen. Ich kannte die Personen nicht und auch die Zeit, in der die Geschichte spielt, ist keine, in der ich mich besonder gut auskenne.

Es hat sich gelohnt!

Nachdem ich von Carl, Artur und Isi mehr erfahren habe, habe ich sie rasch ins Herz geschlossen. Die drei sind ein interessantes und liebenswertes Gespann. Auch das, was an historischem Setting präsentiert wurde, war in einem angemessenem Maß und interessant zu lesen.

Was die Sprach betrifft, konnte ich mich auf meine bisherigen Erfahrungen mit Andreas Izquierdo als Autor verlassen - stets schön gewählte Formulierungen, nicht schwülstig, an die Zeit angepasst.

Ich empfehle, zunächst den ersten Teil der Trilogie zu lesen, aber auch losgelöst macht dieser letzlich Spaß.

Bewertung vom 21.10.2021
Reality Show
Freytag, Anne

Reality Show


sehr gut

Nachdem ich von der Autorin bereits einige Jugendbücher gelesen hatte, habe ich mich auf dieses sehr gefreut. Der Schreibstil hat mir wie gewohnt gut gefallen, das Buch war nach wenigen Lesesessions verschlungen. Interessant finde ich auch dieses Mal die Themenwahl. Die reichen, ausbeutenden Menschen, die aber doch gar nicht so unmenschlich sind, werden an den Pranger gestellt - in der Reality Show. Die Köpfe hinter der Show sind gut gezeichnet, jeder eigen und doch auch ein bisschen wie der Nachbar von nebenan. Ich finde die Charaktere gut gelungen, aber aufgrund ihrer nicht unerheblichen Anzahl konnten sie mich nicht so sehr erreichen wie andere Protagonisten.
Letzlich ist herauszustellen, dass, wie die Autorin eingangs selbst schreibt, nur ein Teil der Geschichte Fiktion ist. Die im Buch angesprochenen, uns alle betreffenden Themen haben mich nachdenklich gemacht und sogar in Ansätzen eine Verhaltensänderung herbeiführen können. Insgesamt kein Must-Read, aber eine frische Lektüre für Zwischendurch.

Bewertung vom 02.05.2021
Die Wahrheit der Dinge
Thiele, Markus

Die Wahrheit der Dinge


sehr gut

Mittlerweile bin ich zunächst skeptisch, wenn Juristen Bücher schreiben, da ich hiermit schlechte Erfahrungen gemacht habe. Doch Markus Thiele konnte mich mit diesem Roman vom Gegenteil überzeugen.
Einerseits habe ich den erfahrenen Richter Petersen und seine Selbstzweifel, seine ihm entgleitende Familie und seine Suche nach einer Lösung kennengelernt. Einen nicht immer sympathischen, aber doch nachvollziehbaren Charakter. Dieser sucht Corinna Maier auf, die andere Protagonistin, ohne zunächst genau zu wissen, was er sich von ihrem Austausch genau erhofft. Diese Frau begleiten wir ihr halbes Leben, vom Studentenleben an bis zur Entlassung aus der Haft; lesen von ihren glücklichen und zu tiefst schmerzlichen Momenten.
Ich mag den Aufbau des Romans, unaufgeregt und doch Spannung erzeugend, die beiden Geschichten verwebend.
Die von Beginn an im Raum stehende Frage nach dem 'Warum' können wir uns am Ende selbst beantworten. Eine leise, traurige Geschichte, die zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 25.02.2021
Kim Jiyoung, geboren 1982
Cho, Nam-joo

Kim Jiyoung, geboren 1982


gut

In diesem Roman begleiten wir die Protagonistin Kim Jiyoung von ihrer Geburt an, bis in das frühe Erwachsenenalter. Die Person selbst ist dabei auswechselbar, sie steht vielmehr für einen Großteil der Frauen ihrer Generation, insbesondere in Südkorea. Zentrales Thema sind die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Ungleichbehandlung der Frau. Die Autorin fügt hierbei immer mal reale statistische Erhebungen ein, welche die an sich fiktive Geschichte untermauern. Mir haben das Grundthema, welches ich weiterhin für ein wichtiges halte - auch in Deutschland - die Herangehensweise und Erzählart gefallen; auch der Schluss ist sehr passend. Lediglich hatte ich erwartet, dass von den im ersten Kapitel angerissenen und durchaus mein Interesse weckenden psychischen Auffälligkeiten der Protagonistin mehr zu lesen wäre.

Bewertung vom 18.02.2021
Die siebte Zeugin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.1
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Die siebte Zeugin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.1


weniger gut

Nach dem Lesen des anregenden ersten Kapitel des Justiz-Thrillers hatte ich gleich Lust auf mehr. Aber viel mehr hatte das Buch leider nicht zu bieten. Von einem Bestseller-Autor und seinem Schreibkollegen hätte ich einerseits eine spannendere Geschichte erwartet, andererseits eine anspruchsvolle Sprache. Was die Wortauswahl und die Ausdrucksweise angeht, fühlte ich mich eher in ein Schreibseminar hineinversetzt; jeder Dialog, jede Beschreibung war sehr vorhersehbar, nicht sprachlich elegant, nicht Bilder im Kopf erzeugend. Immerhin gab es keine Grammatik- oder Rechtschreibfehler und die kurzen Kapitel haben das Lesen erleichtert. Die Protagonisten sind meinem Empfinden nach gleichzeitig uninteressant, unsympathisch und selten überhaupt authentisch. Ich schreibe dies mit ausführlicher persönlicher Kenntnis der Vorgänge und der agierenden Personen in der Medizin wie auch der Strafverteidigung. Dies wird wohl das letzte Buch des Autoren-Duos gewesen sein, welches den Weg in mein Bücherregal findet.

Bewertung vom 14.02.2021
Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
Schröder, Alena

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid


ausgezeichnet

Der zunächst einmal ungewöhnlich anmutende Titel 'Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid' bekommt im Laufe der Geschichte einen Sinn - hier wird ein verloren gegangenes Bild beschrieben, nach welchem Hannah, eine der Protagonistinnen, im Roman sucht. Hierbei wird die persönliche, aber auf andere Schicksale übertragbare, über mehrere Generationen reichende Geschichte der Familie in verschiedenen Erzählsträngen aufgearbeitet. Der Autorin gelingt hierbei eine genau abgestimmte Mischung aus Näherbringen der authentisch wirkenden Charaktere, Gefühlen, historischen Ereignissen und Spannung. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich die Empfindung, dass all' das nicht genau so auch hätte stattfinden können. Die Personen handeln nachvollziehbar, wenn auch nicht immer sympathisch, sind aber vielschichtig und insgesamt liebenswert. Ich habe einen großartigen Roman gelesen, der mich gut unterhalten, gefesselt und gerührt hat und welchen ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.

Bewertung vom 21.09.2020
Das Haus in der Claremont Street
Carolsfeld, Wiebke von

Das Haus in der Claremont Street


gut

Nach einem wirklich guten Einstieg im ersten Kapitel, welches spannend geschrieben ist und Lust auf die weitere Geschichte macht, konnte mich der Roman im weiteren Verlauf nur selten erreichen.
Dass der junge Tom durch eine brutale Tat im Rahmen von häuslicher Gewalt seine Eltern verliert und hierauf mit einem Mutismus reagiert, ist bereits ein sehr besonderes Setting. Doch die einzelnen hinzukommenden Ereignisse in seiner ihn aufnehmenden Familie waren mir persönlich zu übertrieben. Die Charaktere selbst wirkten wie die Geschehnisse sehr konstruiert und gleichzeitig häufig nicht nachvollziehbar.
Für mich persönlich hätte es weniger Dramatik, weniger sprunghafter Wechsel der Ansichten der Protagonisten und mehr Realitätsnähe bedurft.

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