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Benutzername: 
Glüxklaus
Wohnort: 
Franken

Bewertungen

Insgesamt 601 Bewertungen
Bewertung vom 20.09.2024
Das Verrückte Orakel / Die magische Bibliothek der Buks Bd.1
George, Nina;Kramer, Jens J.

Das Verrückte Orakel / Die magische Bibliothek der Buks Bd.1


ausgezeichnet

Phantastisches, packendes Bücherabenteuer mit tollen Figuren

„Bücher steckten Menschen mit Möglichkeitssinn an. Insbesondere Kinder: Wenn Kinder lasen, wuchsen sie über sich hinaus.“

Am Tag nach einem heftigen Sturm entdecken die Zwillinge Nola und Finn und ihre Freunde Mira und Thommy in der Nähe eines entwurzelten Baumes eine Mauer. Dahinter erhebt sich
eine seltsame Villa. Als sie verbotenerweise das Haus betreten, trauen sie ihren Augen kaum. Hier leben viele kleine Wesen, die sich als Buks, Buchschutzgeister, vorstellen. Und nicht nur das: Die Buks scheinen auf die Kinder gewartet zu haben, denn ihr verrücktes Orakel hat prophezeit, dass die Kinder ihnen helfen werden, ihr größtes Problem zu lösen. Eigentlich haben die Buks nämlich die Aufgabe, Bücher zu bewahren, die in der echten Welt schon längst Vergangenheit sind. Leider verblassen aber in ihrer Bibliothek in letzter Zeit immer mehr der Bücher. Diese scheinen von einer schrecklichen Bücherseuche befallen zu sein und sind davon bedroht, für immer verloren zu gehen. Ob die Kinder die Bücher retten können?

Sehr lebendig, abwechslungsreich, bildhaft und mit viel Humor beschreibt das Autorenduo Nina George und Jens Kramer, was die Buks in ihrer verborgenen Welt und die Kinder „draußen“ erleben. Das Buch liest sich angenehm unkompliziert und flüssig. Absolut gelungen finde ich die hinreißende äußere Gestaltung des Buchs. Es wirkt sehr hochwertig, verfügt über ein Lesebändchen. Das Cover zeigt die versteckten Buks in ihrer dunklen Bibliothek, ihre leuchtenden Augen sind dabei echte Hingucker. Ein sehr ansprechendes Cover, das die Neugier weckt. Einzigartig auch das Vorsatzpapier, eine Galerie mit bunten, gerahmten Bildern der wichtigsten Buks. Die Figuren sehen niedlich und charakteristisch aus, man kann erahnen, welche Eigenschaften und Aufgaben sie haben. Jedes Kapitel beginnt mit einer hübsch gestalten Initiale, auf einigen Seiten finden sich wiederholende kleine Illustrationen von Büchern und winzigen, liebevoll und detailliert gezeichneten Buks. Das Buch richtet sich an Kinder und Erwachsenen ab zehn Jahren.

Mit den vier unterschiedlichen Kinder können sich die Leserinnen und Leser ganz sicher prima identifizieren. Hier wird garantiert jeder seinen Lieblingscharakter finden. Nola ist sportlich und mutig, Finn sehr direkt und spontan, Mira eher vorsichtig und sensibel und Thommy ist der loyalste treuste Freund, den man haben kann. Wie die Vier in einer Welt zusammenhalten, die echte Freundschaft schwer macht, ist beeindruckend. Und dann gibt es noch die drolligen Buks, die alle sehr eigene Persönlichkeiten und individuelle Aufgaben haben: Reimling hat beispielsweise einen Faible für Verse, Alice mag es märchenhaft, Rebella sucht das Abenteuer. Queen Buk ist die Königin aller Buks, doch scheint sie aktuell nicht ganz auf der Höhe. Eine wunderbare, vielfältige Personentruppe, die großen Spaß macht.

Was für ein faszinierendes Setting! Einerseits die phantastische, gemütliche, magische Welt der Buks im Verborgenen, andererseits eine hochtechnisierte, überwachte und für mich als Bücherfan ziemlich deprimierende Welt der Menschen da draußen.
Wir sind auf dem besten Weg, das „Draußen“ aus dem Roman Wirklichkeit werden zu lassen: Bücher verlieren an Bedeutung, Primärerfahrungen werden durch sekundäre, digitale ersetzt und heimliche Überwachung und permanente Kontrollen werden immer selbstverständlicher…
Was diese Entwicklungen eigentlich bedeuten, wird in „Die magische Bibliothek der Buks“ sehr deutlich gemacht. Freilich ist das Buch in erster Linie ein„Fantasy-Abenteuer“, aber gleichzeitig verstehe ich die im Roman sehr drastisch und erschreckend dargestellte Menschenwelt draußen auch als Warnung. Denn dass die Autoren eine solche Welt entwerfen, kommt sicher nicht von ungefähr. Umso wichtiger ist für mich die Botschaft des Buchs. Echte Gemeinschaft, echte Freundschaft, echte Abenteuer machen den Unterschied, das Leben lebenswerter und lebendiger. Und Bücher können die Welt verändern, was hier immer wieder in schönen Worten ausgedrückt wird. Dafür müssen Menschen aber weiterhin lesen und sich inspirieren lassen. All das wird in eine magische, zauberhafte, phantastische und sehr spannende Geschichte mit tollen Figuren verpackt, die mich großartig unterhalten hat. Die Anspielungen auf bekannte Bücher haben mir sehr gut gefallen und machen Lust, das ein oder andere angesprochene Buch selbst zu lesen.
Ob die Bücher der Buks letztlich gerettet werden können?
Das offene Ende mit ziemlich fiesem Cliffhanger ist ein kleiner Wermutstropfen, aber nur, weil ich am liebsten sofort weitergelesen hätte und unbedingt noch mehr von dieser Geschichte haben wollte. Für mich ein rundum gelungener, phantastischer Kinderbuchschatz für alle großen und kleinen Bücherfreunde.

Bewertung vom 20.09.2024
Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null
Graw, Theresia

Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null


sehr gut

Zwei Frauen zur Stunde Null - packender historischer (Liebes)-Roman zum Mitfiebern

Nach dem Krieg wird der Kurort Bad Oyenhausen zum Hauptquartier der britischen Besatzungsarmee. Anne, deren Familie ein Hotel gehörte, das jetzt vom Militär besetzt ist, verliert fast ihren gesamten Besitz. Sie lebt mit ihrer Familie nun in einer Barracke außerhalb der Sperrzone. Doch die junge Frau will die Hoffnung nicht aufgeben und träumt davon, eines Tages das Hotel zurückzubekommen. Weil sie sich schwer mit ihrer persönlichen Situation und den allgemeinen, kaum erträglichen Zuständen abfinden kann, gerät sie immer wieder mit dem britischen Colonel Michael Hunter aneinander. Doch ist der wirklich so hart und unnachgiebig, wie Anne glaubt? Annes ehemalige Freundin Rosalie hingegen arrangiert sich mit ihrer Situation und fasst den Plan, beim britischen Militär einen Ehemann zu finden. Wird sich ihr Wunsch erfüllen?


Theresia Graw erzählt abwechselnd aus Annes und Rosalies Perspektive in der dritten Person. Es wird anfangs geschildert, was die beiden unabhängig voneinander erleben. Später werden ihre Geschichten zusammengeführt. Der Schreibstil liest sich angenehm unkompliziert und erleichtert das Hineinfinden in die Handlung.


Anne steht nach dem Krieg mit nichts da, ihr bisheriges Leben als Hotelierstochter ist vorbei, jeden Tag muss sie nun ums Überleben kämpfen. Das fällt ihr natürlich schwer, zumal sie jetzt erst erfährt, welche grausamen Verbrechen das Naziregime zu verantworten hat. Es dauert etwas, bis sie in der Realität ankommt. Mit ihrer Freundin Rosalie hat sich Anne entzweit, seit sie diese als Mitarbeiterin im Hotel entlassen musste. Rosalie stammt aus ärmlichen, einfachen Verhältnissen, für sie ist der Absturz nach dem Kriegsende nicht ganz so groß. Sie kostet es weniger Mühe, sich anzupassen. Dass Anne und Rosalie so unterschiedlich sind und individuell auf die neuen Umstände reagieren, wird nachvollziehbar und realistisch beschrieben. Die britischen Besatzer und Rosalies Freund Helmut, bei dem diese wohnt, gestalten die Personenkonstellation zusätzlich interessant und spannend.


Sehr eindrücklich schildert die Autorin, was die Stunde Null für Deutsche wie Rosalie und Anne wirklich bedeutete. Dabei geht es weniger um konkrete Entscheidungen und Entwicklungen, sondern um die allgemeine gesellschaftliche Situation und Stimmung. Auch das ambivalente und komplizierte Verhältnis zu den britischen Besatzern stellt Theresia Graw anschaulich und nachvollziehbar dar. Der Roman gibt einem Kapitel der Nachkriegsgeschichte ein persönliches Gesicht, lässt seine Leser an zwei individuellen Schicksalen teilhaben. Ich habe „Don’t Kiss Tommy“ sehr gerne gelesen, habe mit den beiden Protagonistinnen gefiebert und gefühlt.
Ein leichter, unterhaltsamer, packend geschriebener Schmöker für alle, die gerne Liebesromane lesen und sich für deutsche Geschichte interessieren.

Bewertung vom 03.09.2024
Zwei in einem Leben
Nicholls, David

Zwei in einem Leben


ausgezeichnet

Pures Leseglück

„Die Schwelle ihrer Wohnung hatte sich in ein hohes Sprungbrett verwandelt; und selbst, wenn sie sich traute, worüber sollte sie reden?“

Nach der Pandemie steckt die Lektorin Marnie in ihrer Einsamkeit fest. Sie verlässt ihre Londoner Wohnung nur noch, um einzukaufen. Auch Erdkundelehrer Michael hat sich seit seiner Scheidung von der Welt zurückgezogen. Marnies und Michaels gemeinsame Freundin Cleo lädt die beiden zu einer mehrtägigen Wanderung ein. Widerwillig stimmen die beiden zu. Während der Regen immer mehr an den Nerven zerrt und sich nach und nach alle Ausflugsteilnehmer verabschieden, bleiben schließlich nur noch Marnie und Michael übrig. In intensiven Gesprächen kommen sich die beiden näher. Gibt es für die beiden ein Happy End?

Abwechselnd aus Marnies und Michaels Sicht beschreibt Autor David Nicholl, was vor und während der Wanderung geschieht. Der gefällige, leichte Sprachstil liest sich dabei angenehm und flüssig.

Marnie ist intelligent und witzig, doch gibt sie ihren Mitmenschen kaum Gelegenheit, das zu erkennen, weil sie sich nur noch in ihrer Wohnung aufhält. Der Natur und dem englischen Wetter gegenüber ist Marnie recht wenig aufgeschlossen. Sie wünscht sich zunächst, dass die Wanderung schnell vorbei ist. Der schüchterne Michael hingegen möchte nicht nach Hause, wird er dort doch mit zu vielen traurige Erinnerungen und unerfüllten Sehnsüchten konfrontiert. Beide Hauptfiguren mochte ich sehr gerne. Sie sind sorgfältig, authentisch und stimmig ausgearbeitet und ich konnte sie und ihre Situation gut nachvollziehen und verstehen.

Wo können sich Gespräche besser entwickeln als beim Wandern in trauter Zweisamkeit? Wenn man nur der Natur und ihren Gewalten ausgesetzt ist und sonst keinen anderen Reizen unterliegt?
Marnie und Michael führen unterhaltsame, witzige, spannende, kluge und ehrliche Dialoge. Sehr gerne war ich Zeuge, wie sich die beiden behutsam kennenlernen, einander annähern, miteinander lachen, wie sie gemeinsam wieder das Leben spüren. Es passiert sehr wenig in diesem ruhigen Roman und die meiste Zeit regnet es, dennoch sprüht das Buch nur so vor Intensität und Wärme. Einsamkeit muss nicht die Endstation sein, wenn man sich nur herauswagt und das Schicksal selbst in die Hand nimmt. Genauso kann es manchmal wirklich gehen und das macht diesen charmanten Roman so lesenswert und beglückend. Ein rundum schönes Buch.

Bewertung vom 03.09.2024
Pineapple Street
Jackson, Jenny

Pineapple Street


ausgezeichnet

Ein kurzweiliges Lesevergnügen mit wundersamer Geheimzutat

„Es war das Geld, das sie so furchtbar machte. Es hatte sie verwöhnt und verweichlicht und verdorben, und sie hatte keine Ahnung, was sie dagegen tun sollte.“

Die Schwestern Darley und Georgiana Stockton wohnen im New Yorker Nobelviertel Brooklyn Heights und stammen aus einer sehr reichen Familie. Ihre Schwägerin Sasha hingegen wurde nicht wie sie mit dem goldenen Löffel im Mund geboren und muss sich daher an die Gepflogenheiten in ihrer Schwiegerfamilie erst noch gewöhnen. Keine leichte Aufgabe, sich in der Familie Stockton zu behaupten und akzeptiert zu werden, ohne sich dabei selbst zu verlieren. Ob es ihr gelingt?

Dank des leichten, angenehmen Schreibstils war es kein Problem, in die Geschichte hineinzufinden. Der Roman ist aus drei verschiedenen Perspektiven geschrieben. Es wird geschildert, was Georgiana, Darley und Sasha aktuell erleben, was sie denken und fühlen. Aus der jeweiligen Sicht der erzählenden Figur entwickelt sich die Handlung mit abwechselndem Fokus weiter.

Darley kümmert sich hauptsächlich um ihre beiden Kinder. Für sie ein Fulltimejob, müssen doch permanent, diverse Freizeitaktivitäten organisiert und koordiniert werden. Muttersein ist für Darley eine Flucht aus der stressigen, nervenaufreibendem Arbeitswelt. Doch dann sinkt der Stern ihres beruflich überaus erfolgreichen Ehemanns Malcolms…
Darleys Schwester Georgiana arbeitet in einer gemeinnützigen Firma. Sie scheint noch recht unbedarft, nicht geerdet und in vielerlei Hinsicht auf der Suche. Ihren Traummann hat sie beispielsweise bisher noch nicht gefunden. Zumindest hat der sie noch nicht richtig wahrgenommen…
Schwägerin Sasha ist mit Darleys und Georgianas Bruder verheiratet, die beiden leben im altehrwürdigem Familiendomizil der Stocktons wie in einem Museum. Sasha wuchs unter völlig anderen Umständen auf als die Stocktons. Von ihren Schwägerinnen wird sie „Goldgräberin“ genannt, was ihr verständlicherweise schwer zu schaffen macht.
Die Figuren werden auf authentische, nachvollziehbare Weise dargestellt. Sie entwickeln sich individuell weiter.

Jenny Jackson kann zweifelsohne schreiben. Sie schafft mit ihrem Roman „Pineapple Street“ auf wundersame Weise Bemerkenswertes, ohne dass ich erklären kann, wie genau. Ihre Charaktere sind überwiegend eigentlich recht unangenehm und unsympathisch: Darley, Georgiana und ihre Eltern beispielsweise verhalten sich oft wie arrogante Snobs und dennoch entwickelt man Sympathien und Mitgefühl für sie, gewinnt sie sogar lieb.
Außerdem hat die Geschichte objektiv recht wenig Handlung. Und doch geht von ihr ein besonderer Sog aus, eine ganz eigene Art von Spannung, die mich fesselte. Ich habe das Buch innerhalb kürzester Zeit verschlungen.
Die Autorin beobachtet genau, porträtiert mit scharfsinnigen, analytischem und weisem Blick eine besondere Familie. Dabei überzeugt sie immer wieder mit ihrem Humor, stellt Szenen urkomisch auf herrlich skurrile Weise dar. Man kommt ihren oberflächlichen, fehlbaren Figuren nahe, schaut tief in sie hinein, erkennt ihre Dilemmata. Vieles kreist dabei um die Fragen, ob und wie Geld glücklich machen kann und was Liebe und Familie letztendlich wirklich definiert und ausmacht. Parallelen zu Jane Austen sind daher nicht weit hergeholt. Zumal „Pineapple Street“ ohne Frage auch ein Gesellschaftsroman ist, schließlich stehen die Figuren wie auch bei Jane Austen für Vertreter ihrer speziellen gesellschaftlichen Schicht und Generation.
Mich hat der kluge, kurzweilige, witzige Roman wirklich großartig unterhalten. Ein echtes Lesevergnügen. Wie ein Lieblingsgericht hat er wohl eine besondere Geheimzutat, die ihn ausmacht, die ich aber nicht konkret benennen kann. Vielleicht einfach Erzählkunst?

Bewertung vom 29.08.2024
Disney: Starke Heldinnen - Teil 2 - Erstleseabenteuer - ab 7 Jahren - 2. Klasse
Scheller, Anne

Disney: Starke Heldinnen - Teil 2 - Erstleseabenteuer - ab 7 Jahren - 2. Klasse


sehr gut

Drei Geschichten in einem Band - Disneyabenteuer einfach und prägnant mit vielen Bildern für Leseanfänger erzählt

Wer kennt sie nicht, die Disneyheldinnen Belle, Tiana und Rapunzel? Ihre Abenteuer („Die schöne und das Biest“, „Küss den Frosch“ und „Rapunzel neu verföhnt“) werden in diesem Sammelband für Erstleser erzählt.

Die Geschichten sind in leicht verständlicher Sprache in Gegenwart geschrieben. Satzbau und Wortwahl sind sehr schlicht gehalten. Durch die Verwendung des Präsens wirkt die Sprache mehr sachlich und beschreibend als lebendig. Es handelt sich schließlich auch um eine Zusammenfassung von Filmen. Die Schrift ist groß, der Zeilenabstand weit, so ist der Text für Leseanfänger unkompliziert zu lesen. Jede Geschichte besteht aus fünf bis sieben kurzen Kapiteln. Die bunten, bewegten Bilder stammen alle aus den Originalfilmen. Sie sind im klassischen, gefälligen Disneystil gezeichnet, sprechen Kinder bestimmt an und motivieren sie, egal, ob sie die Filme kennen oder nicht. Das Buch richtet sich an Kinder, vornehmlich Mädchen, ab sechs Jahren.

Belle, Rapunzel und Tiana sind schöne, unabhängige, kluge Hauptfiguren, die alle ihre Frau stehen und mutig selber aktiv werden. Jedes Mädchen wird hier sicher seine Lieblingsheldin finden.

Als Kind besaß ich ein ähnliches Buch mit verschiedenen Disneygeschichten, das ich immer wieder gerne angeschaut und gelesen habe. „Starke Heldinnen“ erinnert mich sehr an das Buch aus meiner Kindheit. Die Sprache ist definitiv nicht schön zu lesen, es wird hier in wenigen, schlichten Sätzen stark verkürzt für Kinder erzählt, was in den Filmen passiert. Manche Aspekte wurden mir persönlich dabei etwas zu sehr gestrafft, so empfand ich einige Handlungsstränge als nicht mehr ganz logisch und folgerichtig. Dass viele Kinder die Filme vermutlich schon kennen, wird sie zusätzlich ermutigen und anspornen, nun die Geschichten selbstständig zu lesen. Die bekannten Bilder werden dabei alle Disneyfans begeistern. Unterm Strich ein prima Geschenk für alle kleinen Disneyprinzessinnenfans, die gerade lesen gelernt haben.

Bewertung vom 29.08.2024
Emily Meermädchen - Rettung für die Delfine (ein Meerjungfrauen-Erstlesebuch für Kinder ab 6 Jahren)
Kessler, Liz

Emily Meermädchen - Rettung für die Delfine (ein Meerjungfrauen-Erstlesebuch für Kinder ab 6 Jahren)


weniger gut

Schöne Gestaltung, recht einfältige Geschichte mit verbesserungsbedürftigem Ende

Emily und ihre Freunde beobachten beim Spielen im Meer ein geheimnisvolles Schiff. Kurz darauf treffen sie auf Delfine, die in einem Netz gefangen wurden. Was ist da los?

Der Text ist klar und kindgemäß in der Vergangenheit formuliert. Satzbau und Wortwahl sind sehr einfach gehalten. Dank der großen Schrift und einem weiten Zeilenabstand lässt sich die Geschichte auch von Leseanfängern leicht lesen. Auf jeder Seite findet sich nur wenig Text, so dass sich Leseanfänger nicht überfordert fühlen. Die Geschichte ist in sechs Kapitel mit lesefreundlicher Länge eingeteilt. Das Buch enthält viele bunte, hübsche Bilder, bei denen Blautöne dominieren. Die äußere Gestaltung finde ich ansprechend und gelungen. Das glitzernde Cover sticht sofort ins Auge. Das Buch richtet sich an Erstleser, vermutlich eher an Mädchen ab sechs Jahren.

Mit Emily und ihren Freunden können sich Kinder bestimmt gut identifizieren. Viele Mädchen wären sicher gerne eine Meerjungfrau und könnten sich frei im Ozean bewegen. Die Personenauswahl ist multikulturell.

So interessant das Szenario und der Schauplatz, so einfallslos und einfältig finde ich die Handlung. Freilich sind die Möglichkeiten für Erstlesebücher begrenzt, da die Geschichte verständlich und nachvollziehbar in einfacher Sprache erzählt werden muss, da darf es nicht zu kompliziert werden. Aber ein wenig mehr Mühe hätte sich die Autorin schon geben können. Vor allem die Wendung am Ende war für mich überhaupt nicht überzeugend und unglaubwürdig. Ich empfand den Gedanken dahinter als recht naiv und und die Lösung des Problems als wenig nachhaltig. Schade!

Bewertung vom 27.08.2024
Mutmurmeln für den ersten Schultag
Welk, Sarah

Mutmurmeln für den ersten Schultag


sehr gut

Einfühlsame, bunte Mutmachgeschichte für Schulanfänger und Vorschulkinder

Beim Gedanken an den morgigen ersten Schultag ist Linus ganz murmelig und ziemlich mulmig zumute. Seine Freundin Lolle hat da eine Idee, was helfen könnte. Gemeinsam machen Linus und Lolle verschiedene Mutproben. Den Mut der Mutproben lassen sie in Murmeln rutschen, die sich dann in Mutmurmeln verwandeln. Ob diese Mutmurmeln den beiden am ersten Schultag helfen?

Die Geschichte ist abwechslungsreich, lebendig und kindgemäß formuliert. Sie lässt sich leicht und flüssig vorlesen. Die leuchtend bunten Bilder sind auf die Handlung abgestimmt, stellen wichtige Szenen der Geschichte dar. Meist wirken sie fröhlich, passen sich aber auch der Stimmung an, so geht es im Keller etwas dunkler und unheimlicher zu. Sehr gelungen finde ich die drolligen Figuren und ihre ausdrucksstarke Mimik. Allerdings sind die Kinder im Verhältnis zu den Erwachsenen etwas zu groß geraten. Das Buch richtet sich an Vorschulkinder, die bald in die Schule kommen.

Während Linus eher schüchtern und zurückhaltend scheint, ist seine Freundin Lolle nicht auf den Mund gefallen und kommt recht aufgeweckt und selbstbewusst rüber. Die beiden einfallsreichen Kinder ergänzen sich perfekt. Zusammen haben sie viel mehr Mut als allein, was in der Geschichte an vielen Stellen schön deutlich wird.

Der erste Schultag ist ein ganz besonderer Tag, dem viele Kinder mit gemischten Gefühlen entgegenblicken. Auf einfühlsame Art vermittelt „Mutmurmeln“, dass es völlig normal ist, vor diesem wichtigen Tag auch ein bisschen Angst zu haben. Kinder und ihre Gefühle werden hier ernst genommen. Gleichzeitig wird aber auch eine schöne Lösung geliefert, was Kinder gegen diese Angst, ihr murmeliges Gefühl im Bauch, tun können. So können sie sich selbst mit eigenem Mutmurmeln, die Mut spenden, wenn man sie fest drückt, die Angst nehmen. Wunderbar eignet sich das Buch auch zum Vorlesen in der Schule am ersten Schultag. Es bietet zudem eine Grundlage für spannende Unterrichtsgespräche. Sicher wird sich jedes Schulkind am ersten Tag über eine eigene Mutmurmel freuen. Ein kleines, hübsches Geschenk mit Symbolkraft. „Mutmurmeln“ ist ein buntes, warmherziges Mutmachbuch für alle Schulanfänger.

Bewertung vom 14.08.2024
Die große Weltreise durch den Zoo
Schoenwald, Sophie

Die große Weltreise durch den Zoo


ausgezeichnet

An einem Tag um die Welt - bunte, originelle Bilderbuchreise durch den Zoo

Als Zoodirektor Alfred Ungestüm allen Tieren im Zoo einen Tag Urlaub verspricht, sind die Tiere sehr aufgeregt. Alle Tiere haben eine ganz genaue Vorstellung, wie und wo sie den Tag verbringen wollen. Doch die Pläne sind so unterschiedlich, dass es unmöglich ist, allen gerecht zu werden. Schließlich kann man nicht gleichzeitig an einem Tag in die Oper nach Sydney, zum Eiffelturm nach Paris und dann auch noch Schlitten fahren. Da hat Ignaz Igel Igel eine besondere Idee. Ob er es schafft, alle Wünsche zu erfüllen?

Die Geschichte ist klar, lebendig und kindgerecht formuliert, sie lässt sich flüssig und mühelos vorlesen. Vor allem überzeugt das Buch durch seine bunten, detaillierten und sehr witzigen Gute-Laune-Illustrationen. Die gezeichneten Figuren sehen drollig und charakteristisch aus. Überhaupt sind die Bilder der Geschichte ein absoluter Hochgenuss, es gibt sehr viel darauf zu entdecken. Das Buch richtet sich an Kinder ab vier Jahren.

Dass die Tiere sehr unterschiedlich sind, teilweise völlig untypische, überraschende Hobbys haben, gefällt mir. Welcher Elefant interessiert sich sonst schon für Porzellan? Welches Nilpferd für die englische Monarchie? Der Zoodirektor und sein Freund Ignaz Igel sind ebenso ein wirklich ungewöhnliches Paar. Sie haben gemeinsam schon einige Abenteuer bestritten und können sich stets aufeinander verlassen. Ignaz Igel hat zweifelsohne die tollsten Ideen und schafft es immer wieder, allen gerecht zu werden. Eine bunte, witzige, vielfältige originelle Figurentruppe macht diesen Zoo aus.

Bisher hat uns jedes Buch der Reihe rundum überzeugt. Ignaz Igel bewältigt zuverlässig die kniffligsten Herausforderungen. Auch hier beweist er Phantasie und großen Einfallsreichtum. Man darf gespannt sein, wie so eine von ihm organisierte Weltreise durch den Zoo abläuft.
Das Buch zeigt eindrücklich, wie wertvoll Kompromisse sein können. Wenn alle Interessen berücksichtigt werden, sind hinterher alle viel zufriedener, als wenn nur einer bestimmt. Eine wichtige und kluge Botschaft.
Auch Erwachsene werden an dem Buch ihren Spaß haben, so finden sich in den Bildern humorvolle Anspielungen auf berühmte Bilder und Bauwerke. Den Kindern werden sicher ebenso einige der Abbildungen bekannt vorkommen. Beim Lesen werden sich daher garantiert spannende Diskussionen ergeben, bei dem Kinder ihr Wissen vertiefen und erweitern können. Das Buch lässt sich auch wunderbar im Kindergarten oder in den ersten zwei Jahrgangsstufen der Grundschule in verschiedenen Fächer z.B. als Gesprächsanlass einsetzen.
Für mich ein weiteres sehr gelungenes, buntes, lustiges und motivierendes Bilderbuch der Reihe. Wer die bisherigen Geschichten um den ungewöhnlichen Zoo mochte, wird auch diese lieben.

Bewertung vom 11.08.2024
Im Unterholz
Strömberg, Sara

Im Unterholz


gut

Recht langsam erzählter, atmosphärischer Schwedenkrimi mit schwieriger Hauptfigur

„Ich mochte diese Eigenschaft an mir nicht: immer das Schlimmste zu befürchten und es mir zugleich insgeheim herbeizuwünschen.“

In einem Wald unterhalb eines Hochsitzes im schwedischen Jämtland wird die Leiche einer Frau gefunden. Das Opfer wurde offensichtlich ermordet. Die ehemalige Journalistin Vera bekommt von ihrem früheren Chef den Auftrag, den Fall näher zu untersuchen. Ob es Vera, die aktuell als Hilfslehrerin arbeitet und mit einigen privaten Sorgen zu kämpfen hat, gelingt, die Hintergründe des Mordes aufzudecken? Sie muss dabei äußerst vorsichtig vorgehen, um nicht vom Täter bemerkt zu werden und selbst in sein Visier zu geraten…

Der Roman schildert Veras Anstrengungen, die Wahrheit über den Mord herauszufinden. Zwischendurch geht es in einigen Passagen auch um die junge Maria, deren Freundin Elisabeth mit dem Auftauchen einer neuen Klassenkameradin plötzlich das Interesse an Maria verliert. Wie beide Handlungsstränge zusammenhängen, klärt sich im Verlauf nachvollziehbar. Die Geschichte ist bildhaft, lebendig und abwechslungsreich formuliert, liest sich angenehm unkompliziert und flüssig.

Die 56-jährige Vera steckt in der Krise, sie muss mit einigen persönlichen Niederlagen umgehen: Ihre Ehe ist gescheitert. Ihr Vater wohnt im Pflegeheim. Ihre Arbeit als Journalistin hat Vera verloren, weil die Zeitung bei der sie beschäftigt war, eingestellt wurde. Während sie für den Journalismus eine große Leidenschaft hegt, erledigt Vera ihre aktuelle Tätigkeit an der Schule nur halbherzig und wenig motiviert. Außerdem ist Veras Wohnung ein einziges Provisorium. Zusätzlich hat die Protagonistin mit den Auswirkungen der Wechseljahre zu kämpfen. Immer wieder verliert sie die Kontrolle und stürzt mit Erinnerungslücken ab. Vera ist keine glatte, perfekte, eher eine in vieler Hinsicht versehrte, vom Leben gezeichnete Hauptfigur. Sie tat mir - so wie sie sich selbst auch - leid. Identifizieren konnte ich mich mit Vera allerdings nicht so recht, weil ich ihr Verhalten oft nicht ganz nachvollziehen konnte. Für mich hätte Vera gerade im Privatleben mehr Willen und Mut zur Veränderung zeigen können, sie war mir in diesem Lebensbereich einfach zu passiv. Zum Glück hat Vera Mitmenschen, die sie unterstützen und die sie aus ihrem Tief befreien möchten. Bleibt zu wünschen, dass ihnen das irgendwann gelingen mag.
Bemerkenswert finde ich, dass Vera als Journalistin durchaus Tatendrang und Biss beweist, all das, was ihr im Privaten fehlt.

„Im Unterholz“ hat eine ganz eigene, recht dunkle Atmosphäre. Vera ist vom Leben deprimiert und genau das wird auch sehr authentisch im Roman vermittelt. Sie stößt bei ihren Nachforschungen auf erschütternde, traurige, aber durchaus auch faszinierende menschliche Abgründe. Die Geschichte wird ausführlich, intensiv und schlüssig erzählt. Gerade den Anfang empfand ich als etwas langatmig. Ich tat mich zunächst schwer, in die Handlung hineinzufinden. Dass sich im Verlauf raffinierte Wendungen im Bezug auf das Opfer ergeben, hat mich positiv überrascht. Gekonnt wird hier mit den Erwartungen der Leser gespielt.
Ich lese sehr gerne Skandinavienkrimis. Dieser gehört nicht zu meinen absoluten Favoriten. Sprachlich und und atmosphärisch hat er mich durchaus überzeugt, aber insgesamt war mir „Im Unterholz“ doch zu negativ. Ich hatte meine Schwierigkeiten mit der ziemlich speziellen Hauptfigur. Dennoch ein lesenswerter Krimi mit interessanter Grundidee.