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Benutzername: 
Aitutaki
Wohnort: 
Zürich

Bewertungen

Insgesamt 32 Bewertungen
Bewertung vom 25.04.2023
Dschomba
Peschka, Karin

Dschomba


ausgezeichnet

Fremdartig, anders....
Was mir als erstes aufgefallen ist am Buch von Karin Peschka ist das stilisierte Cover. Für einmal etwas anderes als all die romantischen Bilder, die man aktuell auf vielen Buchcover findet. Klare Farben und Konturen, ohne grossen Schnickschnack.
Und genauso eigensinnig wie das Buchcover ist auch ihr Schreibstil. Prägnante, kurze Aussagen, wenige Worte, dafür wortgewandt und eindrücklich. Man muss sich zunächst etwas daran gewöhnen. Karin Peschka macht sich in „Dschomba“ Gedanken über Menschen, beschreibt ihre Eigenheiten und auch Unarten, erzählt von ihren Wünschen und Werten. Sie beobachtet dabei genau und macht sich eigene Gedanken über das Erzählte.
Dabei erzählt sie auch über Eferding, dem Ort wo sie aufgewachsen ist. Sie erzählt wie sie ihren Eltern in der Wirtschaft mithalf. Schon damals hat sie schnell realisiert, dass Menschen sehr unterschiedlich sind. Manch einer mehr aus sich machen könnte als er ist, andere nicht so sind, wie sie eigentlich sein sollten. Und was geschieht als plötzlich ein Fremder - Dragon Dzomba – im Dorf auftaucht und sich zunächst sehr auffällig verhält, als er auf dem Friedhof tanzt? Die Gerüchteküche beginnt zu brodeln und jeder leistet einen Beitrag dazu. Dem Eindringling wird Neugierde, aber auch Interesse und eine gehörige Portion Abwehr entgegen. Doch Dzomba gelingt es, mit seiner unverblümten, direkten Art immer öfter das Vertrauen der Bewohner zu gewinnen. Und plötzlich wird ein dynamisches Miteinander im Dorf in Bewegung gesetzt.
Alles in allem ein Buch, das nicht ganz einfach zu lesen ist, aber noch lange nachhallt und über das eigene Verhalten nachdenklich macht.

Bewertung vom 25.04.2023
Die Mauersegler
Aramburu, Fernando

Die Mauersegler


sehr gut

365 Tage im Leben eines Antihelden
„Der Mauersegler“ von Fernando Aramburu ist mit seinen 800 Seiten nicht in zwei Tagen gelesen (zumindest nicht von mir…), doch der Aufwand lohnt sich allemal! Ihm ist es gelungen, einen zeitgenössischen, epischen Roman zu schreiben, der sowohl Geschichte als auch Politik zusammen mit spannenden Charakterstudien zu verbinden vermag.

365 Tagen soll das Leben unseres Antihelden Toni noch dauern, danach soll Schluss sein. Er ist seines öden Lebens als Philosophielehrer an einem Madrider Gymnasium überdrüssig und so beschliesst er, Mitte Fünfzig sein Leben zu beenden. Während seines letzten Lebensjahres führt er eine Art Tagebuch, in welchem er allerlei Einträge macht: Er berichtet über vergangene Erlebnisse, über Aktuelles und so gewinnen wir Schritt für Schritt Einblick in sein Leben. Wie war das Verhältnis zu seinen Eltern und seinem Bruder, warum ist seine Ehe gescheitert, über seinen Sohn und seien Freundschaft zu Agueda. Mit jeder Erzählung hat man das Gefühl, Toni entledigt sich einer Last, schreibt sich seinen Frust von der Seele und plötzlich wird auch sein Leben wieder emotionaler und sozial vielseitiger. Und obwohl ich Toni zu Beginn nicht eben als Sympathieträger wahrnahm, versteht man ihn immer besser und kann eine Verbindung zu ihm aufbauen.

Eine sehr berührende Geschichte und Fernando Aramburu vermag durch seine besondere Schreibweise zum Nachdenken anzuregen. Vielleicht an einigen Stellen etwas langatmig, aber mehr als nur lesenswert, vorausgesetzt man ist gewillt, sich auf die Geschichte einzulassen.

Bewertung vom 27.02.2023
Meine Bar in Italien
Maiwald, Stefan

Meine Bar in Italien


ausgezeichnet

«Meine Bar in Italien – Warum uns der Süden glücklich macht» von Stefan Maiwald, entführt den Leser in die heitere Welt einer kleinen Bar in Italien. Pinos Bar - Stefan Maiwald’s Wohlfühloase in Grado, seinem Wohnort. Dabei erzählt der Autor liebevoll kleine Anekdoten der unterschiedlichsten Gäste dieser Bar. Am Ende jeder Anekdote zieht er jeweils die unterschiedliche Lebensweisheiten aus dessen Tun und Wirken. Mal ist es eine typisch italienische Charakterstärke oder ein kulinarischer Höhepunkt oder auch Fragen zur inneren Haltung und Lebenseinstellung. Immer unterhaltsam erzählt, mit einem Augenzwinkern und einer guten Prise Humor.
Ich mochte die Geschichten sehr und auch der lebendige, kurzweilige Schreibstil hat mich bestens unterhalten. Es macht Lust auf eine Reise nach Italien – nach Grado in Pinos Bar – um all das einmal selber zu erleben und wieder einmal die Leichtigkeit des Lebens zu spüren, und dass man nicht alles so todernst nehmen sollte. Man sollte sich darauf einlassen und die Gedanken reisen lassen!
Besonders erwähnenswert auch das angenehme Äussere - der Leineneinband - des Büchleins. Allein schon das macht es zu etwas Besonderem!
Meine wärmste Lese- und Genussempfehlung!

Bewertung vom 20.01.2023
Schlangen im Garten
vor Schulte, Stefanie

Schlangen im Garten


ausgezeichnet

Trauerbewältigung, was ist richtig oder falsch?

Trauer und die Bewältigung derselben bilden das zentrale Thema des Romans von Stefanie vor Schulte. Johanne Mohn, Ehefrau und Mutter von drei Kindern ist verstorben. Irgendwie muss die Familie Mohn mit diesem Verlust klarkommen und das tut sie auf ganz eigene Art und Weise.

Zu Beginn geht jedes Familienmitglied eigene Wege, um mit der Trauer fertig zu werden. Micha, der Jüngste der Familie, besucht heimlich eine alte Dame im Seniorenheim und liest ihr vor. Steve, der Älteste der Kinder versucht krampfhaft, das Familienleben zusammenzuhalten. Und Johanne’s Mann Adam verfällt in Lethargie.
Durch ihre Trauer werden die Mohns zu Aussenseitern der Gesellschaft. Die Erwartungen der «andern», wie man richtig zu trauern hat, lassen die Kluft der Mohns zu ihrer Umwelt immer grösser werden. Sie versinken in ihren Erinnerungen an Johanne und beginnen ein Leben in einer Parallelwelt.

Doch die Autorin hat einen Ausweg bereit für die Trauernden: Sie lässt die Familie Geschichten über die Verstorbene erzählen. Es sind tröstliche Lügenmärchen, mit denen sie sich vor dem Zugriff der Aussenwelt entzieht. So wird der Mutter auf besondere Art und Weise gedacht.

Auch mir hat sich die Frage gestellt: Gibt es eine richtige oder falsche Art zu trauern? Ich glaube, in erster Linie ist es wichtig, dass man gemeinsam trauert, die Nähe der andern spürt und sich so niemand alleingelassen fühlt.

Keine leichte Lektüre, die einem gelegentlich einen Kloss in den Hals treibt. Aber trotzdem ist das Buch genussvoll! Die Sprache von vor Schulte trägt den Leser durch die Seiten und ist von betörender Schönheit. Ein tolles Buch, das lange nachhallt!

Bewertung vom 04.01.2023
Die Wolkenstürmerin
Zimmermann, Birgit

Die Wolkenstürmerin


sehr gut

Marlene Lilienthal, Tochter eines Flugzeugbauers, ist eine starke Persönlichkeit. Trotz des Verlustes ihrer Eltern, versucht sie die Firma Flugzeugbau Appen weiter am Leben zu erhalten. Mit einer innovativen Idee (die Firma soll sich als Flugtaxiunternehmen aus den roten Zahlen hieven und neue Mittel besorgen) möchte sie die Firma vor der Pleite und der Uebernahme durch die Konkurrenz retten. Gegenwind bekommt sie vor allem aus der Männerwelt und insbesondere von ihrem Cousin und ihrem Onkel. Um in Ruhe über alles nachzudenken, reist Marlene ins Ferienhaus an die Ostsee. Dort lernt sie Bernhard kennen lernt – ein junger Mann aus der DDR - und sie verliebt sich in ihn.

Die angenehm zu lesende Sprache von Birgit Zimmermann beleuchten den historischen Background der Jahr e1950/1960 gut und ist für den Leser nachvollziehbar. Allerdings hätte ich mir die Ausführungen zur Rettung des Familienunternehmens etwas ausführlicher und stattdessen etwas weniger Liebesgeschichte gewünscht. Der Roman war ein unterhaltsamer Schmöker und durchaus lesenswert. Passend gewählt auch das Buchcover.

Bewertung vom 18.10.2022
Die Passage nach Maskat
Rademacher, Cay

Die Passage nach Maskat


ausgezeichnet

In Cay Rademachers neuestem Kriminalroman „Die Passage nach Maskat“ leben die goldenen Zwanziger Jahre auf. Eine spannende, abenteuerliche Zeit, in welcher Reisen nicht mit dem Flugzeug sondern per Bahn und Schiff unternommen wurden. Die Geschäfte laufen gut, die Stimmung ist hervorragend und niemand ahnt etwas von der bevorstehenden Wirtschaftskrise.

Theodor Jung arbeitet als Fotograf bei der Berliner Illustrierten. Er ist verheiratet mit Dora, der wohlhabenden Tochter des Hamburger Kaufmanns Rosterg, der mit Gewürzen handelt. Die Beziehung ist schwierig und so hofft Jung, dass sie sich während dieser Reise wieder etwas näher kommen. Doch leider sind auch Dora’s herrische Eltern mit von der Partie, ebenso wie ihr gewalttätiger und dem Alkohol erlegenen Bruder Ernst sowie der intrigante Prokurist Lüttgen, der ebenfalls ein Auge auf Dora (und die Firma) geworfen hat.

Die Reise beginnt in Marseille, doch schon wenige Tage später verschwindet Dora spurlos vom Luxusdampfer Champollion. Das Katz und Maus-Spiel beginnt und bald wird die Reise für Theodor Jung zum Albtraum! Denn plötzlich behaupten alle (sowohl die Eltern von Dora, als auch andere Passagiere des Schiffes) Dora nie an Bord gesehen zu haben.

Rademacher versteht es meisterlich, den Leser immer wieder auf falsche Fährten zu locken, Vermutungen anzustellen, nur um am Ende zu erfahren, dass die Spur falsch war. Wie kann man spurlos von einem Schiff verschwinden (ausser man geht über Bord…)? Wir begegnen seltsamen Figuren, erfahren von den Sitten und Gebräuchen der mit dem Schiff angefahrenen Länder und werden so immer wieder von der eigentlichen Spurensuche abgelenkt. Ein genialer Schachzug Rademachers und zudem auch spannend zu lernen. Doch keine Angst, auch als Leser findet man des Rätsels Lösung…

Für mich ein toller Krimi, für einmal in einer ganz anderen Umgebung und nebst einer spannenden Geschichte war es auch einfach toll, in jene Zeit der 1920-er Jahre einzutauchen! Von mir gibt’s 5 Sterne dafür!

Bewertung vom 23.08.2022
Sanfte Einführung ins Chaos
Orriols, Marta

Sanfte Einführung ins Chaos


ausgezeichnet

Achterbahn der Gefühle
Inhalt:
Barcelona. Marta und Daniel seit wenigen Jahren ein Paar, leben zusammen mit ihrem Hund in einer kleinen Wohnung. Beide sind um die 30 Jahre alt, aber irgendwie scheinen sie noch nicht richtig im Erwachsenenleben angekommen zu sein. Er arbeitet als Drehbuchautor, sie ist Fotografin. Der grosse berufliche Durchbruch ist beiden noch nicht gelungen. Doch während Marta Pläne und Ziele für ihre Zukunft hat, lebt Daniel eher in den Alltag hinein und schätzt das Gewohnte, die Routine. Ein ganz «normales» junges Paar bis Marta realisiert, dass sie schwanger ist.
Beide stürzt diese Nachricht in einen Schwebezustand von Zweifeln und Fragen und regt das Paar zum Nachdenken an über die eigene Person, ihre berufliche Situation, ihre Beziehung und das Elternwerden ganz allgemein. Während Dani früh seinen Vater verloren hat, erwacht in ihm plötzlich der Wunsch, sein Kind niemals vaterlos aufwachsen zu lassen. Er möchte das Kind lieber behalten. Doch Marta hat andere Pläne und für sie ist schnell klar, dass sie das Kind nicht will. Zum einen bekommt sie ein Jobangebot in Berlin, das sie beruflich weiterbringen könnte und zum anderen fühlt sie sich nicht zum Muttersein berufen. Doch auch sie hinterfragt ihre Entscheidung. Ihrer beider Leben gerät in den 6 verbleibenden Tagen komplett durcheinander.
Meinung:
An dieser Geschichte hat mir besonders gut gefallen, dass kein Vorzeigepaar beschrieben wurde, sondern Menschen wie Du und ich. Menschen mit Schwächen und Stärken, die Streitereien untereinander austragen und Selbstzweifel hegen. Man kann sich so schnell in beiden Protagonisten hineinversetzen. Beide Seiten legen offen und authentisch ihre Gefühle dar. Schnell wird auch klar, dass es nicht nur schwarz oder weiss gibt und die Bedürfnisse beider Seiten berücksichtigt werden müssen. Ich hatte nie das Gefühl, dass die Autorin wertend wird oder für eine Seite Stellung bezieht. Im Gegenteil: Sie schafft es hervorragend, das Bild einer jungen Frauen zu beschreiben, die selbstbestimmt ist, sich nach Freiheit sehnt und für die es nicht so einfach ist, alles unter einen Hut zu bringen. Doch auch die Ängste und Gefühlswelt des Mannes kommen ausgiebig zu Wort.

Fazit:
Eine unglaublich faszinierende, sprachlich herausragende und kluge Geschichte, die eigentlich in unser aller Alltag vorkommen könnte. Eine sehr beeindruckende Lektüre, die einem stark anregt, über das eigene Leben nachzudenken, seine Wünsche und Ziele zu hinterfragen und die noch lange nachhallt!

Bewertung vom 16.08.2022
Beifang
Simons, Martin

Beifang


ausgezeichnet

Frank Zimmermann, Anfang Vierzig, der Ich-Erzähler des neuesten Buches „Beifang“ von Martin Simons. Aufgewachsen in einer Zechensiedlung am Rande des Ruhrgebietes, in beengten, ärmlichen Verhältnissen. Und obwohl Frank als erster seines Familienclans das Abitur und studieren konnte, gelang es ihm nicht, seinen Plan als Drehbuchautor und Journalist zu verwirklichen. Mehr schlecht als recht mogelt er sich durchs Leben als freier Texter. Auch in der Beziehung läuft es nicht rund. Er hat einen 12-jährigen Sohn, den er zwar liebt, aber nur wenige Male im Jahr sieht. Marie, die Mutter des Sohnes ist von ihm geschieden und er pflegt lediglich eine lose Beziehung. Er fasst sein Leben mit dem Satz zusammen: „Wenn lebendig zu sein bedeutet, von Emotionen und Sensationen durchströmt zu werden, dann war ich eher tot.“

Als seine Eltern beschliessen, das elterliche Haus zu verkaufen und danach in eine Seniorenanlage zu ziehen, kehrt Frank zurück ins Ruhrgebiet, um bei der Auflösung des Haushaltes zu helfen. Dabei findet er eine alte Holzkiste, die sein Vater vom Grossvater geerbt hat. Gerne hätte Frank mehr erfahren über diesen Mann, doch sein Vater schweigt und lässt sich kaum etwas entlocken. Daher beschliesst Frank, sich selber auf die Suche zu machen und mit einigen der 11 Geschwister seines Vaters Kontakt aufzunehmen. Aus Gesprächen mit Onkeln und Tanten erfährt er mehr über dessen Leben in bitterster Armut. Eine Jugend voller Gewalt und Aussichtslosigkeit. Die Grosseltern waren kaum in der Lage, die Grossfamilie zu ernähren und für das Allernötigste zu sorgen. An eine gute schulische Ausbildung der Kinder war nicht zu denken. Früh hiess es für sie: Arbeit suchen und zum Unterhalt der Familie beizutragen.

Frank erfährt viel auf seiner Verwandtentour. Trotzdem schein es, dass diese nicht in Selbstmitleid zerfliessen, nicht ständig darüber jammern oder verbittert sind. Im Gegenteil, ein gute Portion Stolz schwingt in den Erzählungen mit. Stolz, es trotzdem geschafft zu haben, auch wenn das Aufwachsen im Elend Spuren in deren Leben hinterlassen hat. Einige davon, findet Frank auch in seinem eigenen Leben wieder…

Fazit: Aus meiner Sicht ist Martin Simons ein grossartiges Buch gelungen. Eines, das sich allerdings nicht leicht liesst und einen manchmal auch ziemlich bedrückt. Meine Erkenntnis daraus: Die eigenen Wurzeln lassen sich nicht verleugnen, doch es liegt an uns, sich nicht von ihnen beeinflussen zu lassen. Bestimmt nicht ein Buch nach jedermanns Geschmack, aber ich fand es absolut lesenswert.

Passend gewählt auch das düstere Cover!

Bewertung vom 13.06.2022
Morgen kann kommen
Kürthy, Ildikó von

Morgen kann kommen


sehr gut

Die Geschwister Ruth und Maria (bzw. Gloria), stehen im Mittelpunkt des neuen Buches von Ildikó von Kürthy. Vor 15 Jahren, anlässlich der Hochzeit von Ruth mit Karl, kam es zum Zerwürfnis der beiden Schwestern und seither haben sie sich nicht mehr gesehen oder gesprochen. Das sollte nach Meinung von Ruth auch so bleiben. Doch dann findet sie beim Einkaufen im Drogeriemarkt ein vergessenes Foto – darauf ihr Ehemann auf frischer Tat ertappt beim Seitensprung. Für die unsichere Ruth bricht eine Welt zusammen und sie verlässt Hals über Kopf ihr zu Hause in München und fährt zur einzigen Zufluchtsstelle, die sie kennt – ihre Schwester Gloria in Hamburg. Ruth kämpft während der Fahrt und auch danach mit der ganzen Gefühlspalette von Zorn, Traurigkeit, bis hin zu grossen Selbstzweifeln.

Aber auch ihre Schwester Gloria hat den Grund ihres Zerwürfnisses nicht vergessen. Obwohl ihr Haus für alle offen steht, insbesondere für ihren alten Freund Rudi, der hier seine letzten Lebenstage im Haus Ohnsorg verbringt, ist ihr persönlicher Konflikt mit der Schwester noch immer ungelöst. Stets war sie diejenige in der Familie, die um freie Meinungsäusserung und Respekt gekämpft hat, sehr zum Missfallen der anderen Familienangehörigen.

Doch dann wird alles noch viel schlimmer im Haus Ohnsorg. Glorias guter Freund Erdal – exzentrisch, selbstironisch und warmherzig, bringt seine Cousine Fatma und dessen pubertierende Tochter mit ins Haus Ohnsorg und das Desaster ist komplett.

Wie immer ist der Schreibstil von Ildikó von Kürthy sehr beschwingt und humorvoll, aber es werden auch ernstere, nachdenklichere Seiten aufgezeigt und beleuchtet. Für meinen Geschmack war der Komplott der Story etwas gar weit herzogen und das Mass an Zufällen zu arg strapaziert. Bezaubernd fand ich zudem die wunderschönen Illustrationen von Peter Pichler.
Alles in allem hat mich das Buch trotzdem bestens unterhalten.

Bewertung vom 27.04.2022
Das Land, von dem wir träumen / Die Südtirol Saga Bd.1
Thaler, Anna

Das Land, von dem wir träumen / Die Südtirol Saga Bd.1


sehr gut

Heimatgefühle

Das Cover finde ich passend zur Geschichte wählt und stimmig.

Die Geschichte spielt im Südtirol in der Nachkriegszeit des 1. Weltkrieges. Südtirol gehört fortan nicht mehr zu Österreich, sondern neu zu Italien. Und die Amtssprache ist neu Italienisch und nicht mehr Deutsch. Die Wunden, die der Krieg hinterlassen hat, sind zahlreich: Söhne, die nicht aus dem Krieg zurückgekehrt sind, Fehden unter Nachbarn, etc. Auch Familie Bruggmoser – die sich fortan «Ponte» nennen muss, ist davon betroffen. Zwei ihrer Söhne sind im Krieg umgekommen und auch Franziska, die 20-jährige Tochter der Familie, darf nicht mehr als Lehrerin arbeiten, da sie des Italischen nicht mächtig ist. Für Franziska eine Tragödie, denn sie liebt ihren Beruf über alles. Sie beschliesst deshalb, heimlich zu unterrichten und begeht somit einen gefährlichen Weg. Denn Widerstand gegen die Staatsgewalt wird streng bestraft. Sie tut dies jedoch nicht nur aus Eigennutz, sondern auch um den Niedergang des elterlichen Hofs abzuwenden.

Die Geschichte ist unterhaltsam geschrieben und Anna Thaler versteht es, den Leser für die Story zu begeistern. Ich hätte mir allerdings etwas mehr Spannung gewünscht, vermochte mich die Lektüre nicht immer ganz zu fesseln. Die geschichtlichen Details sind sehr interessant und informativ, mit Sicherheit gut recherchiert. Allerdings erinnert mich das Buch stark an das Buch von Marco Balzano «Ich bleibe hier».