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Bookflower173

Bewertungen

Insgesamt 107 Bewertungen
Bewertung vom 30.05.2023
Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4
Benedict, Marie

Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4


sehr gut

Eine bemerkenswerte Frau, die mehr Anerkennung verdient!

Inhalt:

Die österreichische Schauspielerin Hedwig Kiesler musste ihre Karriere im Theater aufgeben, als sie Fritz Mandl, einen österreichischen Waffenhändler, heiratete. Von da an beginnt für sie ein Leben, in dem ihr jegliche Freiheiten genommen werden und sie von ihrem Ehemann unterdrückt wird. Zudem muss sie als Jüdin tatenlos zusehen, wie ihr Mann Geschäfte mit den Nazis macht. Doch zu ihrem Werdegang gehört auch die Erfindung des Frequenzsprungverfahrens, welches auch in der heutigen Technik eine wichtige Rolle spielt.

Meinung:

Der Roman stellt Hedys Charakter und ihre Entwicklung im Laufe der Jahre sehr überzeugend dar. Ihre Vergangenheit ist sehr prägend und wichtig, um ihre Handlungen sowie ihr Selbstbewusstsein und ihr Bewusstsein über ihre Stärken im späteren Leben verstehen zu können. Ich habe ständig mit Hedy mitgefiebert, da ihr so viele schlimme Dinge widerfahren sind. Gerade deswegen ist es auch bewundernswert, wie sie bis zu ihrem Lebensende für sich einstand und ihren Wert kannte. Sie wusste, wie sie ihren Charme und ihre Schönheit nutzen konnte, um von den Männern gehört und gesehen zu werden. Diese Tatsache ist zudem sehr erschreckend, wodurch der Roman gleichzeitig darauf aufmerksam macht, dass Frauen und Männer auch heute noch nicht gleichberechtigt sind. Hedy wurde auf ihr Äußerstes reduziert, sodass ihre Erfindung, die besonders im zweiten Weltkrieg hätte sehr bedeutsam werden können, nicht weiter von den Männern beachtet wurde.

Das Buch liest sich aufgrund des bildlichen und auf den Punkt bringenden Erzählstils wahnsinnig schnell. Man will wissen, wie es mit Hedy weitergeht. Abwechselnd werden die politische Entwicklung während des zweiten Weltkrieges und die persönliche Entwicklung von Hedy erzählt, wodurch die Geschichte sehr dynamisch ist. Hedys Phase als Erfinderin kommt ein wenig zu kurz. Allerdings sind ihre Vergangenheit und die politische Lage in Österreich und Deutschland relevant und ausschlaggebend für Hedys Erfindung, sodass die Gewichtung der einzelnen Lebensphasen von Hedy im Roman sinnvoll sind.



Fazit:

Das Buch erinnert an eine Frau, über die die meisten wahrscheinlich viel zu wenig oder überhaupt nichts wissen. Sie war vor allem als Schauspielerin bekannt, obwohl die Idee einer wichtigen Erfindung der Technologie von ihr stammt. Ihre Geschichte wird in diesem Roman sehr spannend und eindrücklich erzählt!

Bewertung vom 13.04.2023
Tochter einer leuchtenden Stadt
Suman, Defne

Tochter einer leuchtenden Stadt


sehr gut

Interessante historische Thematik!

Inhalt:

Im Fokus liegt die Stadt Smyrna, das heute die Stadt Izmir ist. Dort lebten Griechen, Türken, Armenier, Juden und Europäer zusammen. Nach ihrer Eroberung durch die Osmanen wird die Stadt 1922 durch einen großen Brand im türkisch-griechischen Krieg zerstört. Aus Sicht von drei Frauen blicken wir auf die Folgen dieses Ereignisses, wobei ein Mädchen im Vordergrund steht.

Meinung:

Die Thematik hat mich äußerst angesprochen, da ich über den türkisch-griechischen Krieg nichts gewusst habe. Durch diesen Roman bin ich erstmals mit dem Thema richtig in Berührung gekommen. Allerdings musste ich neben der Lektüre viel darüber recherchieren, da ich mir die Chronik und den Hintergrund des Krieges bei der Lektüre nicht erschließen konnte.

Die Frauen, die wir näher kennenlernen, sind starke Persönlichkeiten, deren Geschichte ich gerne mitverfolgt habe. Zudem lernt man viel über die Stadt Smyrna kennen. Durch das Fehlende Hintergrundwissen und die zahlreichen Zeitsprünge fiel es mir leider manchmal schwer, der Geschichte zu folgen.

Der Schreibstil ist sehr schön und bildhaft und die vielen Perspektiven ermöglichen, die Geschichte um die Stadt Smyrna vielseitig kennenzulernen.

Fazit:

Die Thematik um den türkisch-griechischen Krieg herum kann man mit dem Roman näher kennenlernen, wobei man über der Lektüre hinaus auch selbst recherchieren muss, um dem Inhalt gut folgen zu können. Die Charaktere sind vielseitig und interessant und ermöglichen spannende Perspektiven auf das historische Ereignis.

Bewertung vom 02.04.2023
Mythen und Sagen der Griechen
Seelert, Sylvia

Mythen und Sagen der Griechen


ausgezeichnet

Ein schöner Einblick in die griechische Mythologie!

In diesem Buch werden sechzehn Mythen und Sagen der griechischen Mythologie vorgestellt, in denen es um wichtige Götter und Mythengestalten der Griechen geht. Bevor es zu den Mythen geht, wird erst einmal erläutert, was überhaupt Mythen sind und welche Relevanz sie für die Griechen hatten. Daraufhin folgen Steckbriefe zu den Göttern des Olymps und einigen Bewohnern der Unterwelt. Zu den Steckbriefen gibt es jeweils eine liebevoll gestaltete Illustration der vorgestellten Gottheit. Zwischendurch werden die Seiten von einfach gehaltenen Illustrationen geschmückt, die die selben Farbtöne wie das schöne Cover aufweisen.

Mir hat das Lesen der Mythen große Freude bereitet! Die Mythen werden verständlich und lebendig erzählt und nicht in die Länge gezogen. Die wichtigsten Mythen sind dabei, z.B. die Erzählung über den trojanischen Krieg oder Herakles Heldenaufgaben, Jason und die Argonauten etc..
Die Auswahl der Mythen ist somit perfekt für all diejenigen, die in die antike Mythologie einsteigen wollen! Die Informationen zu den Mythen und die Steckbriefe ermöglichen sind eine sehr gute Vorbereitung auf die Erzählungen, da die vorgestellten Götter in den Mythen eine wichtige Rolle spielen.

Ich hätte mir noch ein wenig mehr Mythen gewünscht, weil ich das Buch wie im Flug durchgelesen habe! Das Buch ist für Neulinge in der griechischen Mythologie perfekt geeignet und auch jüngere Leser*innen können das Buch lesen, da der Schreibstil leicht verständlich ist!

Bewertung vom 15.03.2023
Die spürst du nicht
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


ausgezeichnet

Hat mich nachdenklich gestimmt!

Inhalt:

Die Binders und die Strobl-Marineks verbringen ihren Urlaub gemeinsam in der Toskana. Sophie-Luise, die vierzehnjährige Tochter von Elisa und Oskar Strobl-Marinek, hat darauf bestanden, ihre Schulfreundin Aayana mitnehmen zu dürfen, die ein Flüchtlingskind aus Somalia ist. Der Urlaub beginnt zunächst friedlich, bis es zu einem schrecklichen Ereignis kommt.



Meinung:

Glattauers direkte und zum Teil auch provokative Art, zu erzählen, ist unglaublich fesselnd und lässt dem Leser nichts anderes zu, als der Wahrheit bezüglich der Denkweisen und Meinungen unserer Gesellschaft direkt ins Auge zu blicken. Der Erzähler begleitet uns und schaut gemeinsam mit uns auf die einzelnen Figuren und analysiert ihr Innenleben. Mit der Darstellung von Kommentaren im Netz werden die verschiedenen Meinungen der Menschen in unserer Gesellschaft zu aktuellen Themen, wie Flüchtlingspolitik, eindrücklich dargestellt. Zudem wird dadurch deutlich, wie Personen des öffentlichen Lebens, z.B. die Grüne-Politikerin Elisa Steibl-Marinek, zu einer Angriffsfläche für Beleidigungen im Netz wird. Onlinekommentare, Interviewausschnitte oder Zeitungsartikel werden in die Geschichte eingestreut und sorgen für Abwechslung, aber auch für das bessere Kennenlernen der Protagonisten. Besonders die Onlinekommentare zeigen auf, wie heutzutage mit verletzenden und unsensiblen Aussagen im Netz um sich geworfen wird.

Die Protagonisten sind mir größtenteils eher fremd und distanziert geblieben, was vor allem an ihren Eigenschaften liegt. Auf humorvolle und leicht provokative Weise zeichnet er die Protagonisten sehr authentisch. Ich hätte mir gewünscht, dass wir auch mehr aus der Perspektive der Flüchtlingsfamilie erfahren. Die wird nur zum Ende des Romanes beleuchtet. Allerdings kann gerade dies auch Teil der Wirkungsentfaltung sein, wenn es darum geht, wer in unserer Gesellschaft zu Wort kommen darf und wer nicht.



Fazit:

Ein Buch, das schockiert, die Augen öffnet und auf direkte Art und Weise die Probleme in unserer Gesellschaft aufzeigt. Die Themen, die im Buch behandelt werden, haben mich nachdenklich gestimmt und nicht kalt gelassen.

Bewertung vom 15.03.2023
Sprachbildung für alle!
Goschler, Juliana

Sprachbildung für alle!


ausgezeichnet

Über die Relevanz der Sprachbildung

Juliana Goschler thematisiert in dieser Streitschrift, warum Sprachkompetenzen relevant für Erfolg in der Bildung und im Beruf ist und wie die Sprachbildung in Bildungsinstitutionen gefördert werden könnte. Dabei geht sie auch auf wesentliche Fachbegriffe wie "Sprachregister", "Bildungssprache" oder "konzeptionelle Mündlichkeit" und "konzeptionelle Schriftlichkeit" ein. In kurzen, aber eindrücklichen Kapiteln, werden zunächst die Relevanz und Problematik der Sprachbildung erläutert um anschließend möglichen Lösungen vorzuschlagen.

Ich konnte der Autorin bei ihrer Argumentation sehr gut folgen und bin mir sicher, dass auch Menschen, die sich mit dem Thema noch nicht beschäftigt haben, keinerlei Probleme bei der Lektüre dieser Streitschrift haben werden, da wenig Fachbegriffe verwendet werden. Mir hat die Struktur des Buchs sehr gut gefallen, da die einzelnen Kapitel aufeinander aufbauen und vor den vorgestellten Lösungsaspekten das theoretische Wissen aufgebaut werden kann.

Ebenfalls positiv finde ich, dass die zum Teil verpönte Mehrsprachigkeit der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund oder die unter anderem von ihnen angewandte Jugendsprache nicht als Probleme ihrer geringeren Sprachkompetenzen gesehen werden und dies auch begründet wird. Vielmehr müsse auf die verschiedenen Sprachregister geachtet werden, die in unterschiedlichen Situationen zum Einsatz kommen. Besonders in der Schule müssten Lehrkräfte ein Bewusstsein darüber gewinnen, wie ausgereift die Sprachfähigkeiten der Lernenden sind und welche Formulierungen den Lernenden, und zwar auch den deutschen Muttersprachler*innen, eventuell Probleme bereiten könnten. Die von Lehrkräften, Erziehenden und Lehrenden an der Universität angewandte Sprache, die "Bildungssprache", sei nämlich, obwohl sie zwischen der Alltagssprache und der Fachsprache liege, dennoch mit Schwierigkeiten verbunden, da sie Elemente der Fachsprache enthalte.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Thematik zur Sprachbildung auf den Punkt gebracht wird und die Streitschrift auf wenigen Seiten wesentliche Informationen liefert, die auch Laien in dem Gebiet die Augen öffnen, weshalb Sprachbildung viel komplizierter ist, als man denkt und dass der Deutschunterricht allein für das Erreichen dieses Bildungsziels in der Schule nicht die Lösung ist.

Bewertung vom 17.02.2023
Salomés Zorn
Bekono, Simone Atangana

Salomés Zorn


sehr gut

Der Einfluss von Mobbing und Rassismus

Inhalt:

Als Salomé auf das Gymnasium kommt, wird sie schonungslos Opfer von Rassismus und Mobbing. Ihr Vater ist selbst mit Rassismus in Berührung gekommen, weshalb er seiner Tochter lehrt, mit allen Mitteln dagegen anzukämpfen. Sie lernt gerne und ist intelligent, jedoch staut sich durch diese Ungerechtigkeiten ihr gegenüber die Wut in ihr an, bis sie diese eines Tages an zwei Jungen auslässt, die sie belästigen. Daraufhin muss sie für 6 Monate in eine Jugendstrafanstalt, in der sie lernen soll, ihre Wut zu kontrollieren. Doch ihr Therapeut ist selbst nicht gerade das Paradebeispiel für eine vorurteilsfreie und nicht diskriminierende Person.



Meinung:

Salomés Geschichte hat mich aufgewühlt und berührt. Ich habe mit ihr gelitten und ihre Gedanken und Erinnerungen sind mir sehr nahe gegangen. Wir erfahren alles aus Ihrer Sicht, wobei sich Träume, Erinnerungen und Gedanken von ihr immer wieder abwechseln und verdeutlichen, wie sie zu der geworden ist, die sie jetzt ist.

Mich hat fasziniert, wir die Autorin den Charakter von Salomé durch diese vielen einzelnen Elemente zu einem Ganzen zusammenfügt. All die Eindrücke und Erlebnisse, die sie geprägt haben, werden nach und nach ergänzt. Zudem zeigt die Autorin überzeugend, wie intelligent Salomé ist, da sie viel liest und die Figuren aus den Büchern in ihren Träumen wieder vorkommen.

Nebenbei erfahren wir auch, wie es ist, in einer Jugendstrafanstalt zu sein und lernen andere Insassen kennen. Das Buch behandelt auch aktuelle Themen, die in unserer Gesellschaft ambivalent betrachtet werden. Schließlich wird auch thematisiert, wie die Gesellschaft auf die Errichtung eines neuen Flüchtlingsheims reagiert.

Fazit:

Das Buch zeigt eindrücklich, was es mit einem Menschen macht, wenn er in jungen Jahren Opfer von Rassismus und Mobbing wird. Die Erzählweise ist klug gewählt, da man als Leser immer tiefer zu Salomes Kern dringt und ihre Geschichte berührt. Das Buch behandelt wichtige und aktuelle Themen, regt zum Nachdenken an und sensibilisiert für aktuelle Probleme in unserer Gesellschaft.

Bewertung vom 13.02.2023
Gärtnern für Ahnungslose
Engwert, Carolin;Mischitz, Véro

Gärtnern für Ahnungslose


ausgezeichnet

Bereit fürs Gärtnern!

Inhalt:
In diesem Buch erhält man ein breites Spektrum an Themen und Informationen, mit denen die Gärtneranfänger all ihre Fragen klären können! Wir lernen, was beliebte Kräuter für den Garten sind, wann man lieber über Saatgut oder über Ableger pflanzt, wie man den Garten überwintert und vieles mehr!
Meinung:
Ich bin begeistert, wie viele Informationen das Buch bereithält, ohne dass es überladen wirkt. Durch die vielen kürzeren Texten und den Notizzettelchen mit "Do's and Dont's" oder die Checklisten sorgen für Variation und mehr Übersicht beim Lesen. Oft werden die einzelnen Vorgehensschritte in Punkten beschrieben (1., 2.,...), sodass man im Buch vor allem als Anfänger gut durch die Anleitungen geführt wird.

Die Ausgestaltung der Seiten rundet das Buch ab. Liebevoll gefertigte Zeichnungen ergänzen die Texte und sind toll anzusehen! Da macht das Durchblättern des Buchs doppelt so viel Spaß! Ich war dadurch motiviert, gleich mit dem Gärtnern anzufangen!

Ich habe viel Neues gelernt, z.B. was man gegen Pflanzenkrankheiten tun kann oder welche Sorten im Beet lieber keine Nachbarn sein sollten. Die Schritte fürs Gärtnern sind oft leicht umzusetzen, was für Anfänger wie mich motivierend ist.

Fazit:

Das Buch ist perfekt für Gärtneranfänger geeignet, da es viele hilfreiche Informationen bietet, ohne zu viel Text zu haben. Die Mischung aus schönen Zeichnungen und Text macht die Zierde des Buchs aus!

Bewertung vom 13.02.2023
STONE BLIND - Der Blick der Medusa
Haynes, Natalie

STONE BLIND - Der Blick der Medusa


ausgezeichnet

Kreative Neuerzählung des Medusa-Mythos!

Inhalt:
Medusa war Anfangs eine wunderschöne Frau und die einzige Sterbliche in ihrer Familie, die ansonsten aus Göttern besteht. Doch für ihrer Schönheit wird sie bestraft. Als Poseidon sie im Tempel der Athene vergewaltigt, bestraft Athene sie, indem sie sie zu einem Monster mit Schlangenhaaren und einem Blick, mit dem sie alles versteinert, verwandelt. Medusa zieht sich zurück und lebt einsam, bis Perseus sie aufsucht, um ihren Haupt zu rauben.

Meinung:
Die Erzählweise hat mich sehr überrascht. Die Perspektiven weshalb nämlich sehr oft und wir lernen neben Medusa noch weitere Persönlichkeiten aus der griechischen Mythologie kennen, die alle etwas mit der Geschichte der Medusa zu tun haben. Ich hatte damit gerechnet, dass Medusa selbst im Vordergrund steht, was durch die vielen verschiedenen perspektiven eher nicht so war. Dennoch konnte die Autorin Medusas Schicksal auf intelligente und berührende Weise darstellen, sodass mir diese Erzählweise doch ganz gut gefallen hat. Zwischendurch fand ich es dadurch aber manchmal schwierig, der Geschichte zu folgen, obwohl ich den Mythos kenne.

Ich finde es großartig, dass wir in dem Buch viele Personen aus der mythologischen Erzählung kennenlernen. Ihre Charaktere werden durch großartige und humorvolle Dialoge sehr gut dargestellt. Der Roman hat mich emotional berührt. Ich habe gelacht und mit Medusa getrauert.
Insgesamt ist es eine originelle Neuerzählung des Medusa-Mythos, die viele Emotionen beim Leser auslöst und zum Nachdenken darüber bringt, wer unschuldig und schuldig ist und wer ungerecht für etwas büßen muss.

Bewertung vom 13.02.2023
Sibir
Janesch, Sabrina

Sibir


ausgezeichnet

Ein spannendes und tiefgründiges Buch über einen vernachlässigten Teil der deutschen Geschichte!

Inhalt:

1945 - Josef Ambacher wird mit 10 Jahren gemeinsam mit seiner Familie nach Kasachstan, genauer gesagt Sibirien, verschleppt. Dort erlebt er eine eindrückliche, dunkle und abenteuerliche Zeit, die ihn sehr geprägt hat. Dies ist auch nach 45 Jahren deutlich bemerkbar. Josef ist dement und als Aussiedler aus der Sowjetunion im Jahr 1990 in seine Stadt Mühlheim zurückkehren, kommen die Erinnerungen an seine Vergangenheit zurück und scheinen ihn zu plagen. Seine Tochter Leila versucht seine Vergangenheit zu rekonstruieren, indem sie seine Tagebücher durchsucht und seine Erzählungen niederschreibt und ordnet.

Meinung:

Die Erzählweise finde ich sehr spannend, da die Tochter von Joseph die Geschichte von ihrem Vater rekonstruiert. Die Geschichte spielt sich auf zwei Ebenen ab, zum einen geht es und Josephs Kindheit, zum anderen um die Kindheit der Tochter Leila.

Ich wusste wenig über Russlanddeutsche und fand den Roman dahingehend sehr bereichernd und spannend. Die Autorin beschreibt sehr eindrücklich, wie sich die nach Kasachstan verschleppten Deutschen fühlen, wie sie die mythische Landschaft und das extreme Klima wahrnehmen. Joseph und seine Familie wurden in Sibir als "die Deutschen" gesehen und als Joseph und seine Familie 10 Jahre später nach Deutschland zurückkehren durften, fühlten sie sich auch hier als Außenseiter, da sie für die anderen nur "die Russen" sind.
Somit geht es auch darum, dass es manchmal schwierig es ist, sich irgendwo heim und zu Hause zu fühlen. Joseph wurde sowohl in Sibir als auch später in einem kleinen Dorf in Niedersachsen als Außenseiter gesehen. Wie die Erfahrungen und Erlebnisse der Eltern auch die Kinder beeinflussen, wir im Handlungsstrang über Leilas leben deutlich. Auch sie fühlt sich nirgendwo richtig zu Hause.

Fazit:

Das Buch thematisiert einen Teil der deutschen Geschichte, der den meisten nicht sehr bekannt ist. Themen wie Heimat und Zugehörigkeit sind nicht nur Themen der Vergangenheit sondern reichen bis zu unserer Gegenwart.
Mich konnte das Buch durch die spannende Thematik und gelungene Erzählweise fesseln!

Bewertung vom 22.01.2023
Bissle Spätzle, Habibi?
Alaoui, Abla

Bissle Spätzle, Habibi?


sehr gut

Witzig und ernst zugleich!

Amaya ist 30 Jahre alt und die einzige von ihren Geschwistern, die noch Single ist. Ihre marokkanischen Eltern machen sich deshalb Sorgen, weshalb Amaya sich auf der muslimischen Dating-App Minder auf die Suche nach einem Partner macht. Doch als sie sich in den besten Freund von ihrem Date verliebt, muss Amaya sich für die Liebe oder die Familie entscheiden.

Meinung:

Der Roman ließ sich sehr flüssig lesen und ich musste vor allem zu Beginn oft schmunzeln, weil viel Humor in das Dating-Thema integriert wird. Doch ich war überrascht, dass der Roman auch ernste Züge angenommen hat. Denn Amaya ist ziemlich zwiegespalten, wenn es um die Entscheidung für die Liebe zu Daniel und den Traditionen der Familie geht. Dadurch hatte ich oft auch Mitleid mit Amaya, wobei dieses Mitleid im Laufe des Romans auch ein wenig in Genervtheit überging, weil ich mit gewünscht hätte, dass sie mutiger ist.

Die Nebenfiguren haben mir ebenfalls gefallen! Daniel ist sehr sympathisch, vor allem weil er Amayas Entscheidungen und Lügen vor ihrer Familie akzeptiert. Die vielen Rückblenden, die Amayas Kindheit aufzeigen, haben erklärt, warum Amaya sich nun so verhält. Jedoch haben die Rückblenden die Geschichte sehr abgebremst und verlängert, was mir die Leselust ein kleines bisschen verdorben hat.

Alles in allem ist der Roman humorvoll, aber auch ernst. Amayas Verhalten liegt auch an ihrer Vergangenheit und der Bedeutung des Islams für ihre Familie. Man bekommt einen interessanten Einblick in eine muslimische Familie, wenn es um Liebe und Beziehungen geht.