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Maralind

Bewertungen

Insgesamt 86 Bewertungen
Bewertung vom 20.08.2023
KRYO - Die Verheißung
Ivanov, Petra

KRYO - Die Verheißung


sehr gut

Ewiges Leben, ein Wunschtraum und ein erstrebenswertes Ziel oder sollte man die natürlichen Grenzen des Lebens akzeptieren? Ein hochspannendes Thema, gleichzeitig faszinierend und gruselig und ich war gespannt, was mich im ersten Band der geplanten Kyro Trilogie erwartet.

Gleich zu Anfang ist ein beeindruckendes Personenregister zu lesen, das fand ich ungewöhnlich, aber gut. Ich brauchte auch nicht ständig nachgucken, aber allein der Gedanke, dass ich alle Personen noch mal nachschlagen und hätte zuordnen konnte, hat mir gut gefallen und auch das Lesen einfacher gemacht.
Der Schreibstil ist schon ziemlich flüssig, aber unterbrochen durch kurze Sätze, teilweise auch Einwortsätze. Das hat in dem Moment jedoch wie ich finde sehr gut zur jeweiligen Situation und Stimmung gepasst.
Julia mochte ich zu Anfang sehr, allerdings hat mich schon überrascht, wie groß ihr Einfallsreichtum, ihr Können und teilweise sogar ihre beinahe Abgebrühtheit waren, als sie alle Mittel und Wege in Bewegung setzt, um ihren Sohn Michael zu finden.

Michael und Julia sind zerstritten, Julia weigert sich auch ihren Mann Henry gegenüber über ihre gefährliche Vergangenheit und über Michaels biologischen Vater zu sprechen. Julia erfährt daher erst spät von Michael, dass er nicht mehr als Chirurg tätig ist, sondern als Journalist Interviews über Transhumanismus und die Frage nach dem ewigen Leben auf die Spur kommen will.
Als ein kleiner Junge stirbt und der Verdacht besteht, der Tod könnte etwas mit dieser Forschung zu tun haben, stellt Michael, so wie Mutter Julia vermutet, die richtigen, aber hochgefährlichen Fragen. Die Geschichte spielt in den USA und in Russland und beginnt im Juni 2021. Allein das finde ich hochinteressant und ich bin gespannt, ob und wie die Politik in den nächsten beiden Bänden eine Rolle spielen wird.

Ich fand die Geschichte durchgehend richtig gut recherchiert, das hat mir super gefallen und es machte die Geschichte für mich lebendiger. Die ganze Wissenschaft und erstaunlicher Weise auch Religion und Philosophie haben bei mir schon viel Aufmerksamkeit beim Lesen gefordert und ich war hin und her gerissen zwischen weithergeholt und nur eine gruselige Fiktion oder gibt es doch schon, zumindest in Planung, teilweise geheime Forschungen oder auch Praktiken? Und wie würde ich mich in einer bestimmten Situation entscheiden?
Die Praktiken und Forschungsarbeiten in der Geschichte waren schon gruselig und haben mich sehr zum Nachdenken angeregt und ich bekam teilweise auch eine Gänsehaut. Das war für mich sehr spannend, daher war es für mich auch zweitrangig, dass ich bei Julia zeitweise den Faden verloren habe und nicht mehr genau wusste in welchem Land sie jetzt ist oder wie sie dahingekommen ist. Es gibt viele Andeutungen und es bleiben auch Fragen offen ohne dass es aber in meinen Augen allzu frustrierend ist. Das habe ich aber beim Auftakt einer Trilogie nicht anders erwartet.

Am Ende des Buches konnte ich dann auch noch in die Leseprobe des zweiten Bandes reinschnuppern, das hat mir gut gefallen.
Ich warte nun geduldig, aber gespannt interessiert auf die beiden Folge Bände!

Bewertung vom 10.08.2023
Bei euch ist es immer so unheimlich still
Schröder, Alena

Bei euch ist es immer so unheimlich still


ausgezeichnet

Silvia ist 33 und hat gerade ihre Tochter Hannah bekommen. Dadurch verspürt sie den Wunsch, ihre eigene Mutter nach Jahrzehnten langen sporadischen und notdürftigen Kontakt wiederzusehen, um vielleicht auch einiges mit ihr und auch mit ihrer Vergangenheit zu klären. Sie klaut von ihrem Mit WG Bewohner ein Auto und macht sich mit der kleinen Hannah von Berlin aus auf den Weg in ihre schwäbische Heimatstadt Ildingen.
Ihre Mutter und jetzt Oma Evelyn reagiert aber zunächst doch ganz anders als Silvia erwartet hat.

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Silvia fährt ein paar Monate vor der Wende von Berlin aus nach Ildingen, während Evelyns Geschichte in den 1950er Jahren anfängt. Ich fand die beiden Lebensgeschichten sehr fesselnd, mit viel Gespür und Sympathie beschrieben. Ich habe mit Silvia, aber auch mit Evelyn mitgelitten, so einige Sachen haben mich sehr berührt, weil ich manches so gut nachvollziehen konnte.
Ob es die unterschiedlichen, teilweise zwiespältigen Gefühle waren, der Wunsch, sich zu verwirklichen, oder dieses Gefühl, in der Zeit und Situation gefangen zu sein.
Der Zeitgeist wurde auf beiden Ebenen wie ich finde sehr gut eingefangen, liebevolle Details wie die Musik, der Dialekt, die Art des Musikhörens, Fernsehsendungen, selbst die Wahl des Essens und ihrer Zubereitung, die Kosmetik haben mich wirklich immer schmunzeln lassen. Und oft kam mir der Gedanke, ja, genau so war es! Ich habe mich da total wiedergefunden.

Die anderen Charaktere fand ich ebenfalls wunderbar ausgearbeitet. Der Nachbar Rüdiger, die ehemalige Schulkameradin von Silvia, die Monika, der Ehemann von Evelyn, Karl und natürlich Tante Betti, die übriggebliebene, nicht verheiratete Schwägerin von Evelyn, die äußerlich taff und cool und selbstständig scheint, aber auch ihr großes Päckchen zu tragen hat. Alle sind irgendwie auf ihre Weise gefangen, es ist so unheimlich still in Ildingen, weil so viele Dinge ungesagt bleiben, auch wenn natürlich viel getratscht wird.
Dabei empfand ich die Geschichte jetzt nicht nur traurig, wie schon beim Buch *junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid* hatte ich während des Hörens immer mal wieder ein leichtes hoffnungsfrohes Gefühl. Obwohl auch die Nachkriegszeit zur Sprache kommt. Bei ihr und auch natürlich je näher die Wende auf Silvias Zeitebene gerückt ist, hatte ich Gänsehaut.
Evelyn und Hannah spielen übrigens im eben genannten Buch eine große Rolle, jedoch kann man beide Bücher völlig unabhängig voneinander lesen. Tatsächlich habe ich oft gar nicht mehr daran gedacht, dass hier die beiden Charaktere Evelyn und Hannah schon im ersten Buch der Autorin eine große Rolle hatten, so sehr hat mich das Buch in den Bann gezogen.

Ich fand das Buch wunderbar, trotz schwieriger Themen und Verhältnissen hatte ich nicht das Gefühl, nur ein trauriges und „schweres“ Buch zu lesen, sondern fand es auch teilweise mit einer Leichtigkeit erzählt, mit einer Art, die jeden Charakter authentisch macht und Verständnis entgegenbringt, dass es einfach nur schön ist.
Das Ende hat mir total gut gefallen und es ist ein Buch, das ich bestimmt nicht so schnell vergessen werde und ich fand es auch ganz wunderbar gelesen!

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Bewertung vom 15.04.2023
Die letzte Lügnerin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.3
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Die letzte Lügnerin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.3


sehr gut

Der nun dritte Band von dem Autorenduo Schwiecker Tsokos steht meiner Meinung nach den beiden Vorgängern in nichts nach. In gewohnt flüssigen Schreibstil geht es diesmal um den Berliner Wohnungsbau und um die offenen und verdeckten Machenschaften und deren Zusammenhänge. Das fand ich schon sehr interessant!
Dieses Zusammenspiel mit dem Strafgericht und der Rechtsmedizin finde ich nach wie vor klasse. Auch wenn ich den Fall diesmal nicht ganz so spannend und fesselnd fand, gefällt es mir sehr, dass die gesamten Fälle der Bücher so unterschiedlich sind. Es zeigt für mich auch das große Spektrum, wobei ich glaube, dass das auch nur die Spitze des Eisbergs ist. Ich mag Justizkrimis und Szenen sehr, ich finde es faszinierend, quasi beim Gerichtsverfahren als Leser mit dabei zu sein.

Sehr spannend fand ich hier dagegen die Frage, ob und wieweit der Vater vom Strafverteidiger Rocco Eberhardt in den Fall verwickelt ist und fühlte mich bei Streitgesprächen fast dabei, so lebendig wurde das beschrieben. Sehr eindrucksvoll fand ich auch die Szenen der Rechtsmedizin. Gerade auch die so nebenbei fallen gelassenen Details, Einstellungen und Begriffserklärungen fand ich super!
Sehr gern habe ich auch wieder über Claudia Spatzierer gelesen, sie ist mir sehr sympathisch und gerne hätte ich noch mehr von ihr erfahren und gelesen. Die kurzen Kapitel und vor allem die Kapitelüberschriften mit Ort und Datumsangabe haben mir auch wieder sehr gefallen, die Geschichte lässt sich dadurch wunderbar verfolgen.

Ich habe das Buch sehr gern gelesen! Auch dass der Titel einen klaren Bezug zur Geschichte hat, der aber zumindest mir erst zum Ende aufgegangen ist, gefällt mir sehr und unterstreicht für mich auch noch mal die Glaubwürdigkeit.

Bewertung vom 15.04.2023
Leonard und Paul
Hession, Rónán

Leonard und Paul


ausgezeichnet

Leonard und Paul sind beide Anfang bis Mitte dreißig und beste Freunde. Paul lebt bei seinen Eltern Helen und Peter, während Leonard bei seiner Mutter gewohnt hat, die jedoch vor kurzem gestorben ist.
Sie sind beide introvertiert, legen keinen großen Wert auf das Lärmen der Welt, verbringen ihre Abende zumeist beim Scrabble Spielen, oft auch mit den Eltern und sind von Grund auf mit sich zufrieden.
Die bestechende Ehrlichkeit in ihren Unterhaltungen hat mich zutiefst gerührt und auch nachdenklich gemacht. Schon zu Anfang der Geschichte hatte ich den Gedanken, ich lese das Buch nochmal, weil ich mir so viele Weisheiten gar nicht merken kann.
Den Schreibstil empfand ich als super angenehm, leise und ruhig, aber auch humorvoll leicht. So hatte ich beim Lesen ein leichtes, ruhiges Gefühl, teilweise sogar regelrecht beschwingt, weil ich mir dachte, so einfach und ruhig und zufrieden kann ein Leben sein.
Paul arbeitet als Aushilfspostbote und Leonard verfasst als Ghostwriter Kinderlexika. Diese kleinen, zunächst vermeintlich unscheinbaren Berufe erscheinen in einem ganz anderen wunderbaren und wertvollen Licht und ich habe fasziniert und bewundernd gelesen, wie sehr Leonard und Paul in ihrer Tätigkeit aufgehen.
Paul wird von seiner Mutter zu einer weiteren Tätigkeit ermuntert und Pauls Art und Weise lässt mein Herz aufgehen. Auch Leonards Verhalten, als er Shelley kennenlernt, ist so entwaffnend, und dabei auch anrührend. Dabei ist er so ehrlich auch sich selbst gegenüber, dass es einfach nur bezaubernd ist.

Auch in Pauls Leben gibt es Veränderungen, aber beide, sowohl Leonard als auch Paul gehen mit ihren Herausforderungen so bestechend klar und besonnen um, auch wenn sie sich beide natürlich auch Gedanken machen, dass es ein Vergnügen war, ihnen zu folgen. Es gibt Szenen im Buch, Unterhaltungen und Gespräche, auch mit Pauls Schwester Grace, die in ihren Hochzeitsvorbereitungen steckt, die für mich so besonders sind, dass sie bei mir noch lange nachhallen.

Ich kann das Buch Leonard und Paul nur wärmstens empfehlen! Zum selber Lesen, zum immer wieder lesen, zum Verschenken. Auch das Cover passt für mich ebenso in seiner schlichten, aber eindrucksvollen Art wunderbar zur Geschichte!

Bewertung vom 04.04.2023
Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1


ausgezeichnet

Die Polizistin Elma kehrt nach einem Beziehungsende wieder aus Reykjavik in ihre isländische Heimatstadt Akranes zurück.
Kurze Zeit später wird eine Frauenleiche im Meer am nahegelegenen Leuchtturm gefunden. Zunächst sieht es so aus, als ob die Frau eine Fremde oder Touristin ist. Als sich jedoch herausstellt, dass Elisabet im Ort aufgewachsen ist, aber später den Ort gemieden hat, bekommt der Todesfall noch mal eine andere Bedeutung.
In Akranes kennt jeder jeden und das musste ich mir immer in Erinnerung rufen, da sich dort alle duzen. Das war erst befremdlich für mich, da selbst im Verhör der Polizei durch das gegenseitige duzen für mich die Distanz gefehlt hat. Fand ich erst gewöhnungsbedürftig.

Die Geschichte entwickelt sich eher ruhig schleichend, teilweise wurde es düster und auch beklemmend. Die Lebenshintergründe von Elma und ihren Kollegen fügten sich für mich wunderbar in die Geschichte ein, und ich fand es sehr glaubwürdig und echt. Gerade Elma mochte ich sofort, den Schreibstil fand ich super angenehm. Einzig die isländischen Namen waren für mich zunächst etwas sperrig, aber das fand ich nicht schlimm.

Kurze Kapitel aus der Vergangenheit haben immer mehr ans Licht gebracht und nach und nach habe ich als Leser das ganze Ausmaß erahnen können. Das war für mich einerseits total spannend, aber es sorgte bei mir auch für Gänsehaut und ich musste ein paarmal schlucken. Das Ende hat mir noch mal kalte Schauer über den Rücken gejagt und es lässt mich auch sprachlos, nachdenklich und still zurück.

Ein ganz wunderbarer, eher ruhiger, atmosphärischer Island Krimi mit tollen, echten und nahbaren Charakteren. Düster und beklemmend zugleich. Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter und freue mich auf den zweiten Band!

Bewertung vom 28.03.2023
30 Tage Dunkelheit
Madsen, Jenny Lund

30 Tage Dunkelheit


ausgezeichnet

Ich glaube, ich habe selten von so einer interessanten und spannenden Ausgangsposition gelesen!

Die mittlerweile erfolglose Autorin Hannah Krause-Bendix, die für sich selber in Anspruch nimmt, für einen sehr kleinen, aber feinen Leserkreis hohe Literatur zu schreiben, lässt sich auf einer von ihr ungeliebten Buchmesse zu einer Provokation hinreißen. Sie hält ihrem vermeintlichen Rivalen, den erfolgreichen und sehr beliebten Krimi Autoren Jørn Jensen, in der Öffentlichkeit überheblich vor, dass jeder Idiot doch wohl in einem Monat einen Krimi schreiben könnte.
Für Hannah sind diese Krimis und gerade die Krimis von Jørn des Lesens unwürdig und eigentlich reinster Schund.
Um sich jedoch jetzt keine Blöße zu geben, muss Hannah nun ihre Wette erfüllen und wird kurzerhand von ihrem Lektor Bastian in ein kleines Dorf nach Island verfrachtet, damit sie dort bei seiner alten Bekannten Ella in Ruhe und Abgeschiedenheit ihren Krimi schreiben kann.
Dass sich dort kurze Zeit später ein Todesfall ereignet und Ellas Neffe Thor aufgefunden wird, damit hat niemand gerechnet. Allerdings ist Hannahs erster zynischer Gedanke, dass das die perfekte Vorlage für ihren Krimi ist, der sich, wie sie feststellen muss, doch erstaunlich schwer schreiben lässt.

Hannah war mir gelinde gesagt, am Anfang alles andere als sympathisch. Allerdings fand ich sie da schon so echt und lebendig beschrieben, dass ich sie richtig vor Augen hatte. Ihre direkte und sehr ehrliche Art, auch sich selbst gegenüber, haben mich trotz allem für sie eingenommen.
Ihr Auftreten hat mich beeindruckt, hier und da sprachlos gemacht, mich schmunzeln lassen und insgesamt sogar auch berührt.

Den Schreibstil fand ich klasse, ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Ich konnte mir bei manchen Beschreibungen auch das Grinsen nicht verkneifen. Mit dem einzigen Polizisten im Dorf, Viktor, habe ich auch ein wenig mitgefühlt, da er mir privat und beruflich ein wenig überfordert schien. Was vielleicht auf Grund eines plötzlichen, mysteriösen Todesfalls im sonst eher ruhigen Dorfleben kein Wunder ist.
Die eingestreuten isländischen Sätze und Dialoge haben mich auch nicht gestört, wenn ich auch zugeben muss, dass ich sie überflogen habe. Doch sie haben in meinen Augen die Geschichte noch glaubwürdiger gemacht.

Die Handlung hat für mich noch mal eine interessante Wendung bekommen, als jemand unerwartetes im Dorf auftaucht. Das hat mir aber sehr gefallen! Und ich habe gespannt und teilweise vergnügt gelesen, wie sich die Geschichte entwickelt hat.
Ich muss auch sagen, dass ich die Figurennamen toll und passend fand. Gerade die Haupt Namen haben für mich perfekt zu den Figuren gepasst und mich noch besser in die Geschichte eintauchen lassen. Das Cover gefällt mir auch total gut, Stimmung und Farbgebung finde ich super!

Beim Ende selber und der Auflösung gibt es eigentlich auch nichts zu meckern, es war dramatisch, schlüssig und gut. Mich persönlich hat es jedoch nicht komplett begeistert, wobei ich jetzt auch noch nicht so genau den Finger drauf legen kann, warum.
Besonders ein Satz am Schluss hat mich aber dann wieder völlig überzeugt, so wahr!

Sehr gerne empfehle ich dieses tolle Buch weiter!

Bewertung vom 18.03.2023
Die Herzchirurgin
Jordan, Jack

Die Herzchirurgin


ausgezeichnet

Die erfolgreiche Herzchirurgen Dr. Anna Jones steht vor einer furchtbaren Entscheidung. Entweder sie lässt einen bekannten und beliebten Politiker auf ihrem Operationstisch sterben und bricht damit den Hippokratischen Eid oder ihr 8 jähriger Sohn Zack, der kurz vorher entführt worden ist, stirbt. Das die Entführer ihre Drohung ernst meinen, zeigt sich daran, das sie Annas Nachbarin Paula, die sich um den kleinen Zack liebevoll gekümmert hat, ermordet haben und sich auch nicht scheuen, den 8 jährigen zu sedieren. Außerdem sind in Annas Haus Kameras installiert worden, damit sie unter ständiger Beobachtung steht.

Allein dieser Ansatz und das tolle Cover haben mich wirklich sehr neugierig gemacht, da ich mich auch unweigerlich gefragt habe, was ich tun würde.

Annas Gefühlsachterbahn fand ich auch sehr gut beschrieben und mehr als einmal habe ich mit ihr mitgelitten, auch wenn die frisch getrennte Anna selbst nicht sonderlich sympathisch rüberkam und auf mich eher kühl und distanziert wirkte. Aber das Ringen um eine Entscheidung oder deren Erklärung fand ich sehr glaubwürdig und auch auf eine tragische Weise spannend.
Im nächsten Kapitel, die alle schön knackig kurz gehalten sind, was ich sehr mag, lernen wir Krankenschwester Margot kennen, die Dr. Jones oft im OP Saal assistiert und zunächst auf mich sehr sympathisch und nett wirkte. Das hat sich aber sehr schnell gegeben, ich glaub ich habe mich selten so über einen Charakter aufgeregt und wäre gern manches Mal dazwischen gegangen, um sie zu schütteln oder auch zu fragen, was das ganze eigentlich soll. Auch wenn ihre Geschichte und Situation näher bekannt wird, hat das bei mir an der Antipathie kaum was geändert, zumindest nicht so generell.
Aber ich habe mir auch gedacht, dass man das erst mal schaffen muss, es bemerkenswert ist, nicht ganz so sympathische Charaktere zu erschaffen und trotzdem mit der Geschichte zu fesseln. Ich konnte oft gar nicht aufhören zu lesen, so sehr hat mich die Geschichte in den Bann gezogen, so sehr habe ich manchmal geschimpft! Die jeweilige Ich Form der einzelnen Kapitel hat für mich auch zu dieser Lebendigkeit beigetragen.

Die dritte Frau im Bunde ist DS Rachel Conaty. Rachel hatte in ihrer Vergangenheit ein traumatisches Erlebnis und ermittelt im Mordfall Paula. Ich fand sie oft auch hart und unnachgiebig, und eben auch nicht gerade nett, obwohl ich natürlich auch mitgefühlt habe.

Trotz der schwierigen und teilweise unnahbaren Charaktere fand ich die Geschichte super spannend, gut geschrieben, vielleicht zum Ende doch etwas zu konstruiert und dann nicht mehr ganz so glaubwürdig, das hat mich aber nicht so sehr gestört.
Der Schluss hat mich erst stutzen lassen, dann setzte die Beklemmung ein und ich bekam Gänsehaut. Beängstigend!

Bewertung vom 24.02.2023
In blaukalter Tiefe
Hauff, Kristina

In blaukalter Tiefe


ausgezeichnet

Caroline und Andreas sind ein sehr erfolgreiches Ehepaar, allerdings ist im Laufe der Jahre ihre Zweisamkeit etwas auf der Strecke geblieben. Um ihrer Ehe wieder ein bisschen Aufwind zu geben, bucht Andreas einen zehntägigen Segeltörn in die wildromantischen schwedischen Schären und erfüllt sich und Caroline damit einen langgehegten Traum.

Zunächst weiß Caroline jedoch nicht, dass Andreas auch seinen vielversprechenden Kollegen und Kanzleipartneranwärter Daniel mit seiner jüngeren Freundin Tanja eingeladen hat. Zusammen mit dem Skipper Eric, der den Segeltörn leiten soll, brechen sie zu ihrer zehntägigen Segelauszeit auf.
Gleich zu Anfang erfährt man kurz in einer Art Prolog von Carolines Aufenthalt in Frankreich und dann im zweiten Kapitel springt die Zeit sechs Wochen zurück und es wird von einer Caroline erzählt, die in meinen Augen völlig verändert schien. Das hat die Geschichte für mich noch mal umso spannender gemacht!

Der Segeltörn beginnt wie erwartet für Caroline und Andreas, Daniel und Tanja etwas distanziert, aber fröhlich und in gespannter Erwartung auf die kommenden Tage. Gebannt habe ich gelesen, wie die ersten Vorbereitungen und Tätigkeiten auf der Yacht, angeleitet durch den etwas mysteriösen und zurückhaltenden Skipper Eric gemacht wurden. Ich fand es sehr spannend und als absoluter Laie sehr fesselnd und aufschlussreich und auch, wenn das Segeln für mich persönlich nicht in Frage kommt, konnte ich die Liebe zu diesem Hobby spüren.
Es hat Spaß gemacht und es war schön, vom gemeinsamen Essen, gemütlichen Beisammensein und den ein oder anderen Glas Wein zu lesen. Doch schnell habe ich auch gemerkt, wie sehr es unter der Oberfläche gebrodelt hat, ich habe öfters große Augen bekommen, und war regelrecht entsetzt über das Verhalten von manchen Charakteren. Ich kann auch nicht sagen, dass sie mir sympathisch waren. Selbst bei einem Charakter, den ich erst mochte, fand ich nachher manche Sachen nicht ganz so gut. Trotzdem fand ich das ganze glaubwürdig, was es teilweise für mich sogar noch schlimmer gemacht hat. Die lebendige und tolle Schilderung der Natur hat noch mal zusätzlich dazu beigetragen, dass ich mich sehr gut in die Geschichte hineinversetzen konnte. Mehr als einmal war ich froh, nicht an Bord der „Querelle“ zu sein, den Naturgewalten und so manchen Entscheidungen, die vielleicht sogar menschlich sind, ausgeliefert zu sein.

Das Ende, obwohl ich über manches gern noch mehr erfahren hätte, hat mir auch gut gefallen.
Insgesamt fand ich die Geschichte sehr packend, fesselnd, mitreißend und lebendig, aber auch sehr beklemmend. Dazu finde ich dieses Cover auch einfach wunderschön und passend!

Bewertung vom 20.12.2022
Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1
Sten, Viveca

Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1


ausgezeichnet

Kalt und still war tatsächlich mein erstes Buch von Viveca Sten. Die Autorin hatte ich zwar schon immer im Hinterkopf, aber irgendwie bin ich nie dazu gekommen,auch etwas zu lesen.

Das wird sich jetzt aber definitiv bei mir ändern! Was für ein tolles und großartiges Buch!

Obwohl ich recht früh geahnt habe, was passiert ist und wer oder was dafür verantwortlich sein könnte, hat mich die Geschichte so sehr gefesselt und sie hat mich in einen unglaublichen Bann gezogen! Selten habe ich ein Buch gelesen oder gehört wo alle Charaktere so sorgsam, so mitfühlend, so tiefgreifend und facettenreich beschrieben wurden.
Ich habe oft darüber gestaunt, wie sehr ich mit den einzelnen Charakteren mitfühlen konnte, wie emphatisch sie dargestellt waren. Und das ohne dass es zu irgendeinem Zeitpunkt abrutschte oder mir Zuviel wurde. Ganz große Klasse!
Dabei ist der Fall nicht minder spannend und ich habe förmlich an den Buchseiten geklebt, besser gesagt an meinen Kopfhörern. Ein Genuss!

Auch die beiden Ermittler, Hanna Ahlander mochte ich sofort, spätestens als sie ihre Schultertasche wechseln musste. Ich liebe solche Details, die einem den Charakter näherbringen. Und dabei auch so selbstverständlich sind. Daniel Lindskog war mir ebenso auf Anhieb sympathisch, irgendwie fühlte es sich für mich sogar bei beiden an, als ob sie alte Bekannte waren, so vertraut kamen sie mir schon vor. Die eisige Gegend hat selbst mich bibbern lassen, ich fand das so gut beschrieben, es hat mir unglaublich gut gefallen.

Ich bin absolut begeistert und hingerissen und kann dieses Buch nur aller wärmstens empfehlen!

Bewertung vom 20.12.2022
Die letzte Party / Ffion Morgan Bd.1
Mackintosh, Clare

Die letzte Party / Ffion Morgan Bd.1


sehr gut

Zunächst muss ich sagen, dass ich dieses Buch während meiner Erkältung gelesen habe. Vielleicht hat es sich deshalb für mich ein bisschen gezogen und die vielen Perspektiven auf verschiedenen Zeitebenen, was schon durchaus sehr spannend ist, waren mir manchmal zu viel.
Ich habe mich ertappt, dass ich sogar mal einen kurzen Abschnitt gelesen habe und dabei einen ganz anderen Charakter im Kopf hatte. Immerhin nur kurz, weil generell fand ich die Charaktere doch sehr gut gezeichnet.

Manchmal fühlte ich mich beim Lesen an eine Soap opera erinnert, was aber auf keinen Fall schlecht sein muss! Ganz im Gegenteil. Die verschiedenen Personen wurden mit ihren Wesenszügen sehr lebendig dargestellt, wobei ich allerdings bei den Bewohnern der Luxus Ferienhäuser, genannt „The Shore“ keinen absoluten Sympathieträger hatte. Das hat mich aber nicht sonderlich gestört.
Leo Brady dagegen mochte ich sofort und auch Ffion Morgan ist mir nach einer Weile ans Herz gewachsen. Mir hat auch die Chemie zwischen den beiden Ermittlern gefallen.

Die vielen, teilweise spektakulären Wendungen haben auch dazu beigetragen, dass ich trotz allem immer weiter lesen musste! Auch hat mir das Lokalkolorit sehr gefallen, auch wenn ich die eingestreuten walisischen Wörter nicht richtig aussprechen konnte, hat das und die Beschreibung der Gegend für mich sehr zur Authentizität beigetragen.
Die Frage, was genau mit dem ehemals sehr berühmten Sänger Rhys Lloyd und Begründer von "The Shore" passiert ist und warum und weshalb seine Leiche zu Anfang der Geschichte im Wasser treibt, schwebt die ganze Zeit über der Geschichte.
Ich fand den Konflikt zwischen einheimischen und zugezogenen, England und Wales, auch sehr spannend und gut dargestellt.
Das Ende war noch mal sehr überraschend und ich bin auch dank des tollen Ermittlerduos schon neugierig auf weitere Bände!

Ach, und dieses Cover finde ich ja mal einfach nur großartig!