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Edda246
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Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 66 Bewertungen
Bewertung vom 12.07.2024
Das große Buch der Infografiken. Wissen für Kinder ab 8 Jahren - Schauen, staunen, Neues lernen
Pettie, Andrew;Quilty-Harper, Conrad

Das große Buch der Infografiken. Wissen für Kinder ab 8 Jahren - Schauen, staunen, Neues lernen


ausgezeichnet

Erstaunliche Erkenntnisse, erdgeschichtlicher, menschlicher, tierischer Entwicklungen und Entdeckungen werden in diesem Lexikon vorgestellt und vermittelt.
Infografiken sind weit mehr als Sachbuchillustrationen, sie klären kurz und informativ auf, komplexe Zusammenhänge werden bildlich erklärt.
Bilder prägen unsere Wahrnehmung, Infografiken geben Informationen anhand von Bildern. In diesem Lexikon des Ravensburger Verlags werden diese sehr hochwertig und sehr zeitgemäß dargestellt.

Das große kompakte Buch über 325 Seiten wirkt wie ein Unikat und unglaublich vielversprechend. Die sehr schönen Illustrationen auf dem Cover sind schon sehr einladend und auffordernd, in diesen Wissensspaß einzutauchen,denn Spaß bringt das große Buch allemal für die ganze Familie. Erstaunliche Erkenntnisse werden mit sehr schönen Infografiken dargestellt, mit Zeitachsen, mit Erläuterungen. Visuell großartig und ansprechend dargebracht. Man staunt über die teils ungewöhnlichen Informationen, wie z.B. wieviele Kilometer können Pusteblumensamen fliegen? Wann sind Musikinstrumente erfunden worden, wieviel Nasenschleim produziert unser Körper oder wie schlau ist die KI?
Eine Schnitzeljagd rundet jeden Abschnitt ab und prägt das Wissen ein
Hinten gibt es ein ausführliches Stichwortverzeichnis und einen Abschnitt über Worterklärungen.
Wer noch mehr wissen möchte: „Lust auf mehr“ gibt weiterführende Informationen. Auch diese lassen, das, was man bisher wusste, in neuem Licht erscheinen. Dieses Lexikon ist laut Verlag für das Alter von 8-10 gedacht, ist aber auch für Erwachsene oder eben Eltern, die sich das Buch mit ihren Kindern ansehen, eine große Freude. Mich persönlich hat es an meine Kindheit erinnert und die Faszination von bildnerisch geprägten Büchern, die bis heute nicht nachgelassen hat.
Nicht nur visuell ein Schätzchen sondern auch beeindruckend das Wissen, das schon den Schulanfängern so prägnant und anregend vermittelt wird! Ein Erlebnis! Empfehlenswert für wissbegierige Kinder und Erwachsene, denn auch diese lernen dazu.

Bewertung vom 01.07.2024
Mushroom Fever
Schmid, Moritz

Mushroom Fever


ausgezeichnet

Ein überraschender und umfangreicher Ratgeber, der weit über ein Pilzbestimmungsbuch hinausgeht!

Moritz Schmid beschreibt seine Liebe zum Wald und den Pilzen, er vermittelt seine „Formel zum Glück“ und ergänzt diese durch seine Fotos und Flatlays der Pilze.
Das Buch überbringt interessante Erkenntnisse über Pilze, welchen Einfluss sie auf die Evolution hatten und auf den heutigen biologischen Zusammenhalt haben. Denn
über Jahrmillionen haben sich Pilze weiterentwickelt und angepasst. „Bei der Entstehung des Lebens auf der Erde verwandelten Pilze Steine zu Erde – Es gibt 10 x so viele Pilze wie Pflanzen. Pilze sind die heimlichen Herrscher der Welt“. Erkenntnisse über ein Thema, über das ich nie nachgedacht hatte und das mir viel Stoff zum Nachdenken und Anregung gegeben hat. So sagt er: „Wir alle sind in ein Netzwerk des Lebens eingebettet“ und „Es wird Zeit, die Verbindung zur Natur wieder herzustellen“

Es werden die unterschiedlichen Arten und Herangehensweisen und Aufgaben von Pilzen im großen Zusammenhang vorgestellt und konkret für den Sammler 20 ausgewählte Pilze mit viel Wissenswertem auch mit Verwechslungsgefahr.

Moritz Schmid fesselt durch seine sympathischen und klugen Ausführungen sofort.
Viel Lebensphilosophie bekommt man im Eintauchen in diese Entdeckungsreise des Pilzesuchens und -findens. Auch erfährt man von Moritz Schmids persönlichen Erlebnissen beim Sammeln.

Das Buch geht weit über ein normales Pilzbestimmungsbuch hinaus, soll auch kein vollständiges Bestimmungsbuch sein, regt aber vollends an, sich selber auf den Weg zu machen, um eigene Erfahrungen mit sich, dem Wald und dessen Entdeckungen zu machen.

So unscheinbar wie das Cover, für mich persönlich kein Hingucker, erst auf den zweiten Blick, genau so entdeckt man die Pilze, genau hinspüren, sich eins fühlen mit dem Wald, entschleunigen und sich überraschen lassen von den Entdeckungen – die nicht unbedingt immer das sind, was gesucht wurde. Für mich viele überraschende Erkenntnisse über das, was bedeutsam für den natürlichen biologischen Zusammenhalt ist. Seine Liebe zu den Pilzen hat Moritz Schmid mit diesem Buch voll vermitteln können. Für mich ist dieser Ratgeber ein Highlight des Jahres!

Bewertung vom 13.06.2024
Cascadia
Phillips, Julia

Cascadia


sehr gut

Schöne Erzählung!
Die Nordpazifik Inseln, zu denen auch die malerische Insel San Juan gehört, auf der die Geschichte spielt, liegt im Grenzgebiet zwischen dem Nordwesten der USA und Kanada.. Dies Gebiet wird auch Cascadia genannt. Daher wohl der Titel, der exotischer klingt als der des Originals, „Bear“.

Etwas taucht in der Welt von zwei Schwestern auf, ein Bär. Zwei Schwestern, gefesselt an die Pflege ihrer kranken Mutter, beladen mit Schulden und doch inmitten einer großartigen Umgebung. Während die jüngere Schwester, Sam, von einem späteren Leben fern der erdrückenden Verpflichtungen und Sorgen außerhalb der Insel träumt, spielt sich ein Szenario, das ihre Welt verändern sollte, der Bär, erst einmal im Hintergrund ab. Die beiden Schwestern gehen unterschiedlich mit dem Ereignis um, dass dieser riesige Bär auf der Insel aufgetaucht ist, geschwommen durch den Pazifik. Aus der Sichtweise von Sam, der jüngeren Schwester erzählt, atmosphärisch dicht und mit ansteigender Spannung bis hin zum überraschenden Finale.

Auch selber ist man fasziniert und entsetzt von den Schilderungen - Anziehung und Entsetzen. So auch die Schwestern, die fast dreißig Jahre eng vereint und gebunden, verstärkt durch Mutters Krankheit und wenig Chancen auf sozialen Aufstieg mitbringen. Verträumt wie die Insel, verträumt wie die Schwestern tut sich eine Realität auf, die in sich schlüssig erscheint und Interpretationen eröffnet, die man so nicht erwartet hat. Bald kommen die verschiedenen Sichtweisen der Schwestern ans Licht. Wird nicht schon durch das anfängliche Zitat von den Brüdern Grimm von Schneeweißchen und Rosenrot auf etwas hingedeutet, etwas, was zu naiv ist um wahr zu sein?
Erfrischend die übersichtlichen Mitstreiter, so kann die Konzentration auf den Hauptdarstellern Sam und Elena liegen. Dennoch erschloss sich mir Sam nicht wirklich und die vorerst im Hintergrund liegende Elena in der Erzählung in ihrer Motivation erscheint perfekt sorgend, eher schön und geheimnisvoll, ganz wie eine Märchenprinzessin. Doch wird sie nicht wie in dem Märchen Schneeweißchen und Rosenrot den als Bär verwunschenen Prinzen heiraten, denn so etwas gibt´s nur im Märchen. Auch wenn die Insel San Juan paradiesisch ist und die Schwestern Schönheiten, sieht hier die Realität, die die beiden einholt, gänzlich anders aus.
Empfehlung!

Bewertung vom 05.06.2024
Die kurze Stunde der Frauen
Gebhardt, Miriam

Die kurze Stunde der Frauen


ausgezeichnet

Miriam Gebhardt schreibt dieses Sachbuch von Anfang an spannend und interessant. Wenn es nicht so dicht mit Informationen zum Verdauen und Reflektieren gewesen wäre, hätte ich es in einem Zug durchgelesen. Sie schreibt gekonnt, selber ist sie Journalistin und Historikerin, eine perfekte Kombination, da diese ausführliche Recherche und Zusammenfassung sehr gut aufgebaut und verständlich dargestellt ist
Anhand von schriftlichen Dokumenten und Tagebucheinträgen von Frauen, die ab 1900 geboren wurden erarbeitet sich M. Gebhardt ihr Fazit. Welche Rolle bekamen die Frauen nach dem 2. Weltkrieg im politischen und sozialen Kontext, welche Möglichkeiten sahen sie daraus und ergriffen Chancen auch im Privaten. Die Erzählungen meiner 1928 geborenen Mutter als Zeitzeugin, mit der ich auch über dieses Buch gesprochen habe, runden mein Bild zu diesen Schlussfolgerungen ab. Jetzt kann ich weitaus besser verstehen, welchen Grenzen der Frau damals gesetzt wurden, was prägend war und welche Chancen und Möglichkeiten überhaupt machbar waren. Verhaltensweisen und Vorstellungen, die mich erzogen haben, ergeben einen größeren Sinn, nämlich nicht nur einen persönlichen sondern einen mit sozialem und politischen Ursprung. Wie wurde der Alltag bewältigt, welche Möglichkeiten gab es, mit den vielfältigen hereingebrochenen Situationen und Schicksalsschlägen umzugehen? Das Leben ging weiter, die Hilfe von posttraumatischen Belastungsstörungen wurde noch nicht angeboten. Frauen, die Protagonisten in diesem Sachbuch, kämpften mit schlechter Startposition, moralisch, psychisch und körperlich vorerst um Existenzielles; schafften sie eine Selbstwirksamkeit? „ die innere Überzeugung zu haben, schwierige oder herausfordernde Situationen gut meistern zu können – und das aus eigener Kraft heraus“. Aus heutiger Sicht erscheinen die Berichte der Frauen teils erschreckend und erwecken Empörung, im damaligen Sozialsystem im Stich gelassen worden zu sein.
Das Buch stellt Vorreiterinnen, die politischen Einfluss erlangten dar, die die heutige Gleichberechtigung auch in der Verfassung maßgeblich durchgesetzt haben, aber auch Heldinnen des Alltags, die ihre Biographie in Tagebüchern aufschrieben. Auch erfährt man die Geschichte der klassischen Aufgabenverteilung von Mann und Frau, die weit vor dem 2. Weltkrieg ihren Anfang nahm und auch die Bedingungen und Möglichkeiten der Frau in der späteren DDR als Gegenüberstellung.
Alles ergibt in diesem Zusammenhang Sinn und Bedeutung und vor allem Verständnis für die Vergangenheit, die uns geprägt hat und das Bewusstsein, dass die heutigen demokratischen Rechte und Möglichkeiten, hart gegen ein Patriarchat erkämpft worden sind und noch vor nicht allzu langer Zeit keineswegs selbstverständlich waren. Miriam Gebhardt hat ein Sachbuch geschrieben, das ein wichtiges Zeitzeugnis ist, mit ihren Schwerpunkten und Schlussfolgerungen, die mich überzeugt haben und mir eine schon lange überfällige Sicht auf einen größeren Zusammenhang aufgezeigt haben. Sehr viele Aha-Erlebnisse machen das Buch durchgängig spannend. Absolute Empfehlung!

Bewertung vom 30.04.2024
Vor einem großen Walde
Vardiashvili, Leo

Vor einem großen Walde


ausgezeichnet

Bürgerkrieg in Georgien, Irakli flieht mit seinen Söhnen Saba und Sandro nach London, die Mutter, aufgrund mangelndes Geldes für Pässe und Flucht, bleibt zurück. Irakli versucht jahrelang sie nach London zu holen, doch es scheitert, die Mutter stirbt. Irakli kehrt später nach Georgien zurück und verschwindet und ist auf der Flucht. Die besorgten Söhne sind folgen seiner Spur. Eine abenteuerliche Reise beginnt. Brotkrume für Brotkrume wird entschlüsselt, die Suche führt durch das ganze Land Georgien.

Saba, der Protagonist, erinnert sich an das damalige Georgien und wird mit dem heutigen konfrontiert, Stimmen von erinnerten Verwandten begleiten ihn, spornen ihn an, flüstern ihm zu. Ein farbiges Bild Georgiens entsteht. Georgien nach dem Bürgerkrieg mit eigenen Regeln und Gefahren. 1991 hat sich Georgien von der Sowjetunion losgesagt, die Wirtschaft ist zusammengebrochen, es herrscht große Armut. Leo Vardiashvili lässt eine Geschichte entstehen, die einen ungebrochenen Überlebenskampf, Hoffnung und große menschliche Begegnungen verspricht. Eine Odyssee auf der Suche nach dem Vater mit schönen, schrecklichen, aufwühlenden und überraschenden Momenten, man lebt als Leser intensiv mit und erleidet mit die Armut, Korruption, Verrat, aber auch Liebe, Zuversicht und Vertrauen. Der Roman nimmt Fahrt auf; die vielen geschichtlichen Einblicke runden das Bild ab. Für mich war der Höhepunkt in der Mitte des Romans und von da an ging es rasant weiter, bleibt durchgängig spannend. Der Roman ist sehr dicht und sehr überzeugend geschrieben. Zuerst fiel es mir nicht leicht, mich mit Sprache und Kultur anzufreunden, doch der erwirkte Eindruck der Bilder ist sehr gelungen, fast nicht zu glauben, fast märchenhaft! So ist auch die Anlehnung des Buchtitels „Vor einem großen Walde“ an Hänsel und Gretel von den Gebrüdern Grimm (nicht nur in Bezug auf das entscheidende Schlussszenario) passend.
Aus Sicht einer unverdauten Kindheit, und auch mit den sensiblen Empfindungen eines Kindes, das eine zurückgelassene Heimat sucht und Trümmer und Wahrheiten findet. Zum Schluss ist die Heldenreise ganz anders als erwartet.
Märchen erzählen wundersame Begebenheiten. So auch hier: Der Held ist Saba, der sich mit guten und bösen Begegnungen auseinandersetzt bis die letzte Stimme verstummt.
Saba suchte seinen Ursprung, seine Heimat und trotz aller Widrigkeiten und Widersprüchlichkeiten innen und außen ist ihm dies auf dieser Reise wohl zu einem entscheidenden Teil gelungen.
Mit viel Humor und überraschenden Wendungen und Einblicken bekommt man hier beste Unterhaltung zum Mitfiebern und Mitleiden.

Leo Varashvili ist in Tbilissi aufgewachsen und immigrierte mit 12 Jahren nach England, wo er in London Literatur studierte.

Bewertung vom 18.04.2024
Lebenslang beweglich und kraftvoll mit Tigerfeeling
Cantieni, Benita

Lebenslang beweglich und kraftvoll mit Tigerfeeling


ausgezeichnet

Was für ein Buch!
Wer in fortgeschrittenem Alter verspürt nicht auch den Wunsch, so beweglich zu bleiben, wie in jungen Jahren! Leder sieht die Realität oft anders aus und mit dem zunehmenden Alter und Versteifung der Gelenke, Muskelschmerzen, Verkürzung der Faszien und ablassender Kondition und Elastizität stellt sich so mancher Mensch auf ein Alter mit Schmerzen und Beschränkungen des Körpers ein. Doch Benita Cantieni, selbst über 70 Jahre alt, zeigt in diesem Ratgeber, dass das körperliche Erleben des Alterns auch etwas anderes bedeuten kann.
Sie spricht von eigenen Erfahrungen ihrer Kindheit, den Diagnosen ihrer Ärzte. Dieses Buch macht Mut und es ist erfrischend nicht nur zu sehen, wie strahlend beweglich und fit Frau Cantieni, die Körperübungen anleitet, sondern wie ihr ganzes Sein Kraft und Freude ausstrahlt – ein Vorbild.
Nie weder Schrumpfen - eine interessante These für mich, ist doch meine ehemals großgewachsene Mutter um viele Zentimeter im Alter geschrumpft.
Auch habe ich am Fuß einen Halux Valgus, der, so wird vermittelt, kann repariert werden und Plattfüße sollte man mit Einlagen eher nicht behandeln. Ich war neugierig auf das Buch.
Allerdings sagt Cantieni, um die versprochene Beweglichkeit zu erreichen muss man die Komfortzone verlassen, umdenken und und sich mit dem Körper bewusst und anhand der Übungen konsequent auseinander bzw. zusammensetzen, eine fortlaufende Wartung vornehmen. Für mich garantiert ein schwieriges Unterfangen verlässt man doch ungern die eingefahrene Bahn. – doch ich bin neugierig geworden.
Der Körper ist ein Netzwerk, so hat sie erfahren, alles ist mit allem verbunden und beeinflusst alles. So hat sie durch lebenslange Erfahrungen auch mit dem eigenem Körper die Cantieni – Methode erfunden. Die Rückführung in die natürliche Haltung. „es geht hier um den gesunden Menschen, den natürlichen, verschleißfreien Gebrauch des physischen Körpers. Abnutzung muss nicht normal sein. Wir müssen rebellisch sein und umdenken. Der Geist hat Gastrecht im Körper“. Der Körper wird auch atmend erkundet. Beobachten und Folgern, individuell und nicht einer Norm entsprechend. Das Buch gibt einen sehr sympathischen Einstieg mit Erklärungen, so dass man sich geistig schon einschwingen kann, bevor die Übungen nach dem ersten Drittel beginnen.
Sie beschreibt und erläutert bildlich wie sie diese Übungen macht anhand von Fotografien. Illustrationen der Knochen, Muskeln, Faszien sind unterstützend und zeigen auf, wofür die jeweilige Übung gut ist. Nina Poelchau, Journalistin, ist mit ihr im Gespräch, stellt Fragen, die die Beschreibungen von Frau Cantieni ergänzen. „ Ein gut gewarteter Körper kann schnell reagieren bei Stürzen“ - ist es nicht auch das,der Sturz mit Folge von gebrochenen Knochen, wovor sich die meisten Älteren fürchten?
Die Übungen sind so aufgebaut, dass ein guter Einstieg in unterschiedlichen Lagen erfasst ist. Nach einigen Übungen die ich ausprobiert habe, fühlte ich mich gut durchblutet und bekam zusätzlich einen sanften Schub zur positiven Einstellung. Das Buch ist glaubhaft und eingängig, deutlich beschrieben und sympathisch und menschlich an den Leser gebracht. „Für alle, die für sich selbst Sorge tragen“! So das Motto am Anfang – das ist Benita Cantieni glaubhaft und überzeugend gelungen dies zu vermitteln. Sehr empfehlenswert – nicht nur für die ältere Generation, sondern für all diejenigen, die zutiefst an die Selbstheilungskräfte des eigenen Körpers glauben und sie hervorholen möchten.

Bewertung vom 25.03.2024
Lichtjahre im Dunkel
Ani, Friedrich

Lichtjahre im Dunkel


gut

Leo Ahorn, ein Schreibwarenhändler, ist verschwunden. Viola Ahorn beauftragt eine Agentur mit dem Fall. Eine Vermissung! Tabor Süden beginnt zu ermitteln, das Blaue Eck, die Stammkneipe des Verschwundenen gerät in den Fokus und deren Besucher in die besondere Aufmerksamkeit. Und welche Rolle spielt Viola Ahorn, die Witwe? Die Ehe der Ahorns verdeutlicht sich durch die inneren Überlegungen und Gedanken von Viola.
Im Blauen Eck tummeln sich die Vergessenen die Traurigen und Frustrierten, „die Streuner“, wie Kommissarin Odoki bemerkt.
Die Psyche der Beteiligten, der Protagonisten legt sich durch innere Monologe offen, bis sie dann jäh wieder mit der Realität konfrontiert werden, um die Betrachtung zu verfeinern. Schwermütigkeit pur, Lichtjahre im Dunkel, jahrzehntelanges Leid, auch sucht man vergeblich nach Helden. Alle tragen hier ihr Päckchen, das teils ausführlich dargestellt wird In diesem Roman ist das Licht der Beteiligten in der Vergangenheit verschollen.
Der Roman, es ist nicht ein Krimi, nimmt im letzten Drittel Fahrt auf und zum Schluss entpuppt sich ein heldenhaftes Verhalten eines Mitspielers.

Tabor Süden agiert kaum, bringt die Ermittlung jedoch in Gang; seine ehemalige Kollegin Fariza Nasri, Oberkommissarin, wird später mit den Ermittlungen betraut.

Der Roman hat satte 446 Seiten, die teils mühselig zu durchforsten waren. Ich hatte mir mehr Spannung erhofft.

Beeindruckend für mich wieder die ureigene Friedrich-Ani-Art, die eine dichte Atmosphäre erschafft. Leider kam der Roman für mich nicht an das großartige Buch “Die letzte Ehre“ heran. Dort ist Fariza Nasri die taffe Ermittlerin.

Bewertung vom 14.03.2024
Tremor
Cole, Teju

Tremor


sehr gut

Tunde lehrt an einer Universität in Harvard, wirkt sanft und sympathisch
Er kauft in einem Antiquitätenladen in Kennebunkport eine Ci Wara, ein rituelles Holzobjekt einer Antilope und lässt seine Gedanken spielen, umkreist das Objekt und dessen Herkunft , die Bedeutung für den Käufer, die Wertermittlung der Verkäufer und das Entgelt für den Künstler in Afrika oder in den USA. Was wird von wem als Kunst angesehen. Das, was Tunde wahrnimmt, beleuchtet er faszinierend von allen Seiten im Sinne ihrer Geschichte Herkunft und Platz in der Welt. Gedanken fliegen ihm zu, in der Gegenwart entdeckt und rückblickend in die Geschichte dessen, was er sieht. Sein Fokus ist der afrikanische Kontinent. Das Buch ist voll von informativen und hochinteressanten Beispielen.
Wie war die Vergangenheit wirklich und wie wird sie dargestellt, spricht sie die Wahrheit, welches Narrativ prägt uns.
Das Buch hindurch sprudeln die Gedanken und Erinnerungen, reihen sich aneinander und lassen ein kluges und poetisches Bild im Betrachter oder Leser entstehen. Teju Cole sinniert über Kunst und Musik auf eine Art, die einen neuen Zugang erschließt.
Er empfindet oft die westliche Kultur als überheblich und erläutert dies an seinem Wissen und an Beispielen der Kunst. Mir hat sehr gut gefallen, den geschichtlichen Hintergrund zum „Sklavenschiff“ von Turner zu erfahren. Er geht auf die Raubkunst der Kolonialisten in Afrika ein. Er lässt über 20 afrikanische Menschen ein Panorama ihrer Geschichte erzählen, die wieder ein Gesamtbild der Lebendigkeit und der Schicksale hervorbringen, auch die Stadt Lagos wird großartig pulsierend und lebendig und sich wandelnd durch Teju Coles Begabung Lebendigkeit herzustellen in seinen Beschreibungen. Er beschreibt das Leben und das Überleben und stellt Fragen, was wirklich wichtig ist.
Philosophische Fragen, wie „Jedes Bild eines Mannes wirft beim Betrachter die Frage auf: Warum wird mir das gezeigt“, regen an. Auch er selbst fließt in seine Betrachtung der Welt hinein.

Das Buch voller Ehrlichkeit und Weisheit, gibt Denkanstöße. Keineswegs eine leichte Lektüre. Er widmet viele Seiten der Musik und manches habe ich im Internet nachgeforscht und auch das Bild von Turner wieder hervorgeholt. Er ehrt in seiner Beschreibung der Musik die afrikanisch stammenden Musiker. Manche Abschnitte über die Musik haben mich ermüdet und keine Resonanz in mir gefunden – allerdings der schönen Sprache der Beschreibung konnte man sich nicht entziehen –
Beeindruckend und großartig fand ich das, was Teju Cole als lebendiges Bild im lesenden Betrachter erzeugen kann. Teju Cole selbst ist neben dem Schriftsteller auch Fotograf und Kunsthistoriker. Mit diesem Roman konnte er dies wunderbar verbinden und verstärken.

Bewertung vom 02.03.2024
Trophäe
Schoeters, Gaea

Trophäe


ausgezeichnet

Hunter White ist ein Großwildjäger. Er nimmt seine schwere Doppelbüchse, ein Erbe seines Großvaters, mit auf die Jagd – irgendwo in Afrika – auf Safari. Der Erwerb einer Jagdlizenz für ein Spitzmaulnashorn bekam er über eine seiner Firmen. Die Jagd beginnt, die Vorfreude steigt, Van Heeren sein Freund und Führer leitet die Safari, ein Fährtenleser ist ebenso dabei. Bei einer guten Jagd sind Jäger und Beute ebenbürtig und Hunter ist physisch und psychisch in Topkondition. Eine Jagd erfordert Durchhaltevermögen.
Dieses von ihm ausgewählte Nashorn soll die Big Five seiner Großwildjagd vollständig machen. Elefant, Büffel, Löwe und Leopard sind schon erlegt, dokumentiert und ausgestopft – alle Lizenzen zu einem extrem hohen Preis, der die Kosten zur Förderung des Artenschutzes in Afrika decken soll. Soweit so gut – Hunter setzt volle Konzentration auf seine Beute, der Kick des Risikos leitet ihn.
Doch dann entdeckt er sein ausgewähltes Nashorn schon verletzt von Wilderern. Eine unendliche Enttäuschung! Das in die Augen blicken, sich messen mit der Beute, ist ihm nun verwehrt. Der ausgewogene Kampf zwischen Mensch und Tier findet nicht statt. Van Heeren führt Hunter daraufhin auf einen Beobachtungsposten, von dem aus Hunter junge Buschmänner bei einem Initiationsritual zusehen kann. Van Heeren hat über die Zeit Land gekauft und ein großes Areal Bushmen zur Verfügung gestellt zur Reintegration und zur Erhaltung jahrhundertelanger Traditionen. Hunter trifft eine Entscheidung.
Gaea Schoeters beschreibt detailliert das Herz Afrikas so, als ob man hautnah dabei ist. Das bildhaftes Beschreiben der Landschaft ist beeindruckend und sehr anziehend. Sie erzeugt mit stilistischem Feinsinn die Illusion des wilden Afrikas und hält die Distanz des Beobachtens, man spürt die Hitze, die Dürre, ist auf dem Aussichtspunkt, auf der Jagd, unter den Buschmännern – doch andererseits irritiert die Betrachtung des Geschehens mit wachsender Unruhe.
Man spürt förmlich die versteckten Gefahren afrikanischer Wildnis, ist wie die Fährtenleser mittendrin und erfährt viel über die Natur und die Ordnung der Tierwelt. Die Geschichte Afrikas, der Politik und der daraus resultierenden Entscheidungen ergänzen die Handlung. Vom Vordergründigen lenkt uns Gaea Schoeters gekonnt in die Unberechenbarkeit Afrikas und in die Abgründe der menschlichen Seele. Die wahren Triebkräfte ziehen hier im Hintergrund raffiniert die Fäden.
Treffend das anfängliche Zitat von Joseph Conrad aus „Herz der Dunkelheit“ „Es stand geschrieben, dass ich dem Albtraum meiner Wahl treu bleiben sollte.“
Gaea Schoeters widmet den Roman „Afrika - Gerechtigkeit – und Fiktion – was auch immer das ist“.
Das ist eigentlich der Leitfaden des Romans, der alles, was vorher gedacht, sich vorgestellt wird und ethisch vertretbar aufgewirbelt wird und eine Fiktion entstehen lässt, deren Intensität schaudern lässt. Man muss sich nach dem Lesen wieder neu sammeln.Trotz der Fiktion mit der Gaea Schoeters eine Möglichkeit darstellt, ist man durch diesen Roman so irritiert, durchgerüttelt, dass eine naive Sicht auf die Safari nicht mehr möglich ist.
„Van Heeren: „ Deine westliche Moral ist ein Luxusprodukt, das man sich leisten können muss. Der Rest der Welt muss mit Pragmatismus auskommen.“

Ein ungewöhnliches Thema brillant geschrieben, absolut fesselnd, lange nachhallend und großartig umgesetzt!
Gaea Schoeters, geboren 1976, ist eine flämische Autorin, Journalistin, Librettistin und Drehbuchautorin. 2012 hat sie den Großen Preis Jan Wauters für ihren kreativen Umgang mit Sprache gewonnen. Für Trophäe wurde sie mit dem Literaturpreis Sabam for Culture ausgezeichnet.

Bewertung vom 29.02.2024
Arthrose endlich heilen
Feil, Wolfgang;Homburg, Tobias

Arthrose endlich heilen


ausgezeichnet

Erstaunlich ist, dass schon Thomas Edison (1847-1931) – Zitat am Beginn des Buches - sagte:
Der Arzt der Medizin wird keine Medizin mehr verabreichen, sondern seine Patienten vielmehr motivieren, sich für den menschlichen Körper, für Ernährung und für die Ursache von Krankheiten zu interessieren.
Dr. Wolfgang Feil und Tobias Homburg haben ein bahnbrechendes Buch – ganz im Sinne des vorangestellten Zitats geschrieben. Es trifft genau die heutige Zeit und den Zeitgeist.

Die Arthrose ist eine Verschleißkrankheit der Gelenke. Diese wird herkömmlich und oft mit Operationen in Angriff genommen, künstliche Gelenke eingesetzt.
Dieser Ratgeber gibt Antworten auf die Frage, Symptome nicht einfach durch eine Operation (im übrigen halten künstliche Gelenke nur 12-15 Jahre) zu beseitigen, sondern alternativ durch eigene Aktivität, innere wie äußere und Bewusstheit mit den körpereigenen Heilungsmechanismen eine Heilung zu erzielen. Das Ziel ist, sich wieder schmerzfrei bewegen zu können.
Dr. Feil erklärt: Der Abbau der Gelenke erfolgt viele Jahre unbemerkt, bis Schmerzen auftreten. Um Heilung zu erzielen ist ein entzündungsfreies Milieu vonnöten. Chronische Entzündungen verhindern aber die körpereigenen Regenerationsprozesse.

Er hat ein System erfunden, die Dr.-Feil-Strategie. Sie zeigt 4 Bausteine auf zur Heilung:
Entzündungssenkende Ernährung,
körperliche Aktivität,
psychische Stärke und
ergänzende Nährstoffe.
Sie zielen alle darauf ab, die Entzündungen zu senken und die Gelenke wieder fit zu machen.
Auf jeden dieser Bausteine geht der Ratgeber umfangreich ein, alles wird detailliert von allen Seiten beleuchtet. Es bleiben keine Fragen offen
Was zuerst sehr komplex und kompliziert erscheint, wird beim Lesen verständlich durch die vielen Erklärungen der Vorgänge und der Fachwörter. Die Materie wird daraufhin immer spannender, das Begreifen setzt ein und damit ist schon ein Anfang erreicht, den eigenen Körper wieder als ganzheitlich zu betrachten und auf diesem beschriebenen Weg, ihm die Chance zu geben sich selbst zu heilen durch die vier Bausteine. Ich habe neben neuem Wissen auch viele Tipps bekommen, die dem Körper gut tun. Besonders interessant fand ich den Abschnitt über den Schmerz und Nennung von schmerzstillenden Lebensmitteln und Nennung von Herstellern, Preisen und Zusammensetzungen ergänzender Nährstoffe
Beeindruckend beschrieben und erklärt! Mit umfangreichen Infographiken, zusätzlichen Tipps und Erfolgsgeschichten.
Man merkt, dass dieses Buch das Herzblut von Dr Wolfgang Feil und Tobias Homburg ist.

Ein empfehlenswerter Ratgeber, unterstützt durch einen Email-Kurs zu diesem Buch, sowie Videoanleitungen für Körperübungen und Entspannungsmeditation. Diese Informationen sollte man jedem weiter empfehlen, nicht nur denjenigen die schon Arthrose geplagt sind, auch denjenigen, die es nie dazu kommen lassen wollen und eine ganzheitliche körperliche Gesundheit fördern wollen mit Bewusstheit.

Dr. Wolfgang Feil ist ein deutscher Ernährungswissenschaftler, hat zahlreiche Bücher in diesem Bereich publiziert und ist u.a. ein führender Arthrose-Experte.

Tobias Homburg ist Physiotherapeut der deutschen Biathlon- Nationalmannschaft, spezialisiert auf Rehabilitation und den Umgang mit Sportverletzungen